Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

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Axel
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Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Axel »

Es war gut, dass Euer Gast zum Schluss nochmal klar drauf hingewiesen hat, dass er nicht zu den Leuten gehört, die dieses Thema problematisieren und er sich lediglich einen interdisziplinären Austausch wünscht. Denn auch hier wieder: die Diskussion rund um Anno 1800 und Sklaverei empfande ich nicht als schlüssig. Also das Argument, dass Sklaverei im Spiel schlicht ausgelassen wird

Dabei ist das Auslassen von Dingen in Videospielen doch normal. Ich kenne kein Spiel wo nicht irgendwas ausgelassen wird. GTA verzichtet aus naheliegenden Gründen auf Kinder und Haustiere in der Spielwelt. In Sim City oder Cities Skylines kann man bauen wie man lustig ist ohne das man sich erstmal Mehrheiten im Stadtrat suchen muss und Bauprojekte geplant werden müssen. Im Landwirtschaftssimulator werden Themen wie Pesitizide, Naturzerstörung durch Monokulturen oder Massentierhaltung und die Folgen dadurch ausgespart. Auch der Euro Truck Simulator ist lediglich eine romantisierende und bizarre Version des LKW-Fahrer Berufs: Es gibt keine langen Staus und absurden Zeitdruck, keine Unfälle und damit Traumata und es wird sogar vermittelt, dass man mit dem Beruf so viel Geld verdient um sich selbstständig zu machen. In Wahrheit werden LKW-Fahrer immer häufiger ausgebeutet.

Würden Videospiele solche Dinge nicht auslassen, dann würden sie schlicht keinen Spaß machen. Spiele sind aufgrund ihrer Interaktion eben besonders für Eskapismus geeignet. Oder anders: für eine idealisierte, abstrakte Darstellung von Gegenwart.

Und so habe ich auch immer ANNO verstanden: als eskapistisches Aufbauspiel mit thematischen Tapeten. Vom Feeling her ist ANNO kein historisches Spiel. Sondern es ist eher vergleichbar mit dem Bauen einer Miniaturwelt wie es etwa Modelleisenbahner mit ihrem Hobby tun. Was die für Aufwand betreiben um um die Bahnstrecken herum eine ganze Miniaturwelt zu erbauen... ANNO hat für mich immer vorrangig dieses Gen angesprochen.

Daher die Frage: Wieso soll ANNO das richtige Spiel für ein Thema wie Sklaverei sein?
- Das Spiel ist ja aus der Sicht des Europäers. Wie soll eine Spielmechanik zur Sklaverei aussehen, ohne das es zynisch wird?
- Viele Geschichtsthemen wie Sklaverei oder allgemein Kolonialismus können nicht durch Mechaniken nähergebracht werden, sondern durch Geschichten, Erzählungen, Einzelschicksale. All das bildet ANNO nicht ab, weil es kein narratives Spiel ist.

Oder kurz gefragt: Bellt man hier nicht den falschen Baum an? Mir würde zumindest kein Weg einfallen, wie man so komplexe Themenfelder wie Sklaverei und Kolonialismus auch nur entfernt auf sensible Weise in so einem Spiel einbauen könnte, sodass es dem Thema am Ende auch gerecht wird.

Natürlich sind das wichtige Themenfelder. ANNO ist jedoch weder die richtige Reihe noch im richtigen Genre dafür. Da wäre doch ein narratives Spiel a la Attentat 1942 oder Svoboda 1945 die sehr viel passendere Herangehensweise um solche Themen sensibel und nachhaltig zu verhandeln?
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Smutje187
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Smutje187 »

Axel hat geschrieben: 25. Mai 2022, 03:28 Dabei ist das Auslassen von Dingen in Videospielen doch normal. Ich kenne kein Spiel wo nicht irgendwas ausgelassen wird.
In meiner Erinnerung war aber damals das Argument, dass Anno eben keine romantisierte Fantasy sein will, sondern „realistisch“ und daher die Kritik natürlich gerechtfertigt. Man hätte sich das Leben einfacher machen können, in dem man einfach sagt, dass man eine romantisierte Fantasywelt bauen will, hat man aber nicht :D aber dazu gab es hier auch schon einen ewig langen Thread voller Strohmänner. Und das alte Thema „Authentizität in Videospielen und wieso das unsinnig ist“ zu dem Dom vermutlich einen dreistündigen Spontanvortrag halten kann.
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Desotho
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Desotho »

Ich denke, wenn man es wollte könnte man das auch unterbringen. Ich bin kein Anno-Spieler aber das Ding hat ja auch Texte oder diese Köpfe von Leuten die einen volllabern. Und spiel-mechanisch könnte man es ev. so machen, dass die Nutzung von Sklaven optional ist aber man es dann schwerer hat.

Natürlich will das Spiel eine romantisierte Idee verkaufen und dazu gehört halt nicht, dass der Spieler sich dauernd mies fühlt. Auf der anderen Seite könnte man von der wohl eher erwachsenen Spielerschaft eines Anno erwarten, dass sie mit sowas umgehen können.
Ich denke Anno zählt schon zu den eher romantisierenden Spielen. z.B. scheint es vielen Leuten ja wichtig sein schöne Städte zu bauen.

Man kann sicher drüber diskutieren, aber ich bin auch eher der Meinung, dass ein Spiel nicht jedes kritische Fass aufmachen muss.
El Psy Kongroo
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Axel
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Axel »

Smutje187 hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:07 In meiner Erinnerung war aber damals das Argument, dass Anno eben keine romantisierte Fantasy sein will, sondern „realistisch“ und daher die Kritik natürlich gerechtfertigt. Man hätte sich das Leben einfacher machen können, in dem man einfach sagt, dass man eine romantisierte Fantasywelt bauen will, hat man aber nicht :D
Wurde Anno denn so verkauft? Also als realistisches Serious Game wo man was lernen kann? Natürlich könnte man sich das Leben einfacher machen, wenn man als PR-Mensch bei der Nachfrage nicht sowas doofes wie "Im 19. Jahrhundert gab es keine Probleme mit Sklaverei mehr" sagt. Das muss man kritisieren. Ich hätte es an der Stelle, wie gesagt, eher mit sowas wie dem Miniatur Wunderland verglichen. Weil Anno meines Erachtens nach dieselbe Faszination kitzelt.
Desotho hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:11 Ich denke, wenn man es wollte könnte man das auch unterbringen. Ich bin kein Anno-Spieler aber das Ding hat ja auch Texte oder diese Köpfe von Leuten die einen volllabern. Und spiel-mechanisch könnte man es ev. so machen, dass die Nutzung von Sklaven optional ist aber man es dann schwerer hat.
Die Frage wäre halt: Ist das genug um so ein Thema so zu behandeln, dass es dem Thema auch gerecht wird? Ich würde befürchten, wenn man ein Thema wie Sklaverei gefühlt lapidar behandelt, würde man sich noch in viel größere Brennnesseln setzen als wenn man es von vornherein gar nicht thematisiert. Wie gesagt: Solche Themen verdienen meiner Ansicht nach eigene Spiele, wo man solche Themen in der Tiefe und ohne Scham behandeln kann, und nicht, dass man es irgendwo einfach so "dranpflanscht".
meieiro
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von meieiro »

Axel hat geschrieben: 25. Mai 2022, 03:28 Natürlich sind das wichtige Themenfelder. ANNO ist jedoch weder die richtige Reihe noch im richtigen Genre dafür. Da wäre doch ein narratives Spiel a la Attentat 1942 oder Svoboda 1945 die sehr viel passendere Herangehensweise um solche Themen sensibel und nachhaltig zu verhandeln?
Ich glaube auch nicht, dass Anno das richtige Spiel dafür ist. Auch wenn ich durchaus der Meinung bin, dass man die Darstellung in Anno kritisieren kann. Vorallem wenn man sich so deutlich in einem Szenario positioniert, mit dem Sklaverei und Ausbeutung untrennbar verbunden sind.

Aber warum nicht das selbe Genre. Beispiel Frostpunk, das ist zwar ein fiktives Szenario, aber dort werden ähnliche Themen angegangen. Da kannst du zum Beispiel Kinderarbeit verordnen oder auch mal ne 24h Schicht. Warum sollte das in nem historischen Kontext nicht funktionieren.
Desotho hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:11 Man kann sicher drüber diskutieren, aber ich bin auch eher der Meinung, dass ein Spiel nicht jedes kritische Fass aufmachen muss.
Ich denke nicht, dass das gefordert wird, dass jetzt jedes Spiel, das in irgendeinerweise historische ist, alle kritischen Themen dieser Zeit abbilden muss. Aktuell ist halt eher das Gegenteil der Fall. Die Themen, die irgendwie problematisch sein könnten, werden ausgeblendet
Maestro84
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Maestro84 »

Aber warum nicht das selbe Genre. Beispiel Frostpunk, das ist zwar ein fiktives Szenario, aber dort werden ähnliche Themen angegangen. Da kannst du zum Beispiel Kinderarbeit verordnen oder auch mal ne 24h Schicht. Warum sollte das in nem historischen Kontext nicht funktionieren.
Weil man bei Ubisoft dies wohl einfach nicht will. Es gibt ja auch in einem Assassin's Creed Valhalla recht gesittete Klosterplünderungen, bei denen nur Wachen getötet werden, aber keine Zivilisten bzw. wird dies sogar schnell bestraft. Auch sind Städte in einem Assassin's Creed recht sauber, frei von Elend, Prostitution und Verbrechen. Und es ist ja auch valide, wenn uns ein Entwickler eine Eisenbahnplatte verkaufen will. Natürlich sollte dieser dann nicht behaupten, diese bildet authentisch die gezeigte Zeit wieder.
Tripster
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Tripster »

meieiro hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:45 Aber warum nicht das selbe Genre. Beispiel Frostpunk, das ist zwar ein fiktives Szenario, aber dort werden ähnliche Themen angegangen. Da kannst du zum Beispiel Kinderarbeit verordnen oder auch mal ne 24h Schicht. Warum sollte das in nem historischen Kontext nicht funktionieren.
Weil Anno kein düsteres Endzeitapokalypse-Spiel sein will. Ich liebe Frostpunkt und finde es großartig welche moralischen Entscheidungen ich treffen musste. Aber ich würde keineswegs fordern, dass dies in allen Spielen so sein muss. Könnte Anno solche Elemente einbauen? Klar. Aber dann wäre es kein Anno mehr. Eskapismus ist etwas wichtiges und es spricht meines Erachtens nichts dagegen ein Anno sehr fröhlich zu gestalten.
meieiro
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von meieiro »

Tripster hat geschrieben: 25. Mai 2022, 09:51
meieiro hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:45 Aber warum nicht das selbe Genre. Beispiel Frostpunk, das ist zwar ein fiktives Szenario, aber dort werden ähnliche Themen angegangen. Da kannst du zum Beispiel Kinderarbeit verordnen oder auch mal ne 24h Schicht. Warum sollte das in nem historischen Kontext nicht funktionieren.
Weil Anno kein düsteres Endzeitapokalypse-Spiel sein will. Ich liebe Frostpunkt und finde es großartig welche moralischen Entscheidungen ich treffen musste. Aber ich würde keineswegs fordern, dass dies in allen Spielen so sein muss. Könnte Anno solche Elemente einbauen? Klar. Aber dann wäre es kein Anno mehr. Eskapismus ist etwas wichtiges und es spricht meines Erachtens nichts dagegen ein Anno sehr fröhlich zu gestalten.
Deswegen schrieb ich ja auch, dass ich Anno nicht für das richtig Spiel halte das zu tun. Es geht um die Aussage von Axel, dass es für ihn auch das falsche Genre sei. Darauf habe ich mich bezogen
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Lurtz
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Lurtz »

Dom legt auch noch mal nach, was das Thema angeht, ist bei Gamestar allerdings hinter der Paywall:
https://www.gamestar.de/artikel/sklaver ... 80926.html
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
Tripster
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Tripster »

meieiro hat geschrieben: 25. Mai 2022, 10:00
Tripster hat geschrieben: 25. Mai 2022, 09:51
meieiro hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:45 Aber warum nicht das selbe Genre. Beispiel Frostpunk, das ist zwar ein fiktives Szenario, aber dort werden ähnliche Themen angegangen. Da kannst du zum Beispiel Kinderarbeit verordnen oder auch mal ne 24h Schicht. Warum sollte das in nem historischen Kontext nicht funktionieren.
Weil Anno kein düsteres Endzeitapokalypse-Spiel sein will. Ich liebe Frostpunkt und finde es großartig welche moralischen Entscheidungen ich treffen musste. Aber ich würde keineswegs fordern, dass dies in allen Spielen so sein muss. Könnte Anno solche Elemente einbauen? Klar. Aber dann wäre es kein Anno mehr. Eskapismus ist etwas wichtiges und es spricht meines Erachtens nichts dagegen ein Anno sehr fröhlich zu gestalten.
Deswegen schrieb ich ja auch, dass ich Anno nicht für das richtig Spiel halte das zu tun. Es geht um die Aussage von Axel, dass es für ihn auch das falsche Genre sei. Darauf habe ich mich bezogen
Sorry, dann hatte ich das missverstanden.
Maestro84
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Maestro84 »

Doms Einstellung zu dem Thema ist ja bekannt. Er verlangt einfach von Spieldesignern Spiele, die diese gar nicht unbedingt designen wollen. Es gibt ja ernsthafte Spiele, aber sind diese nicht diejenigen, die von Millionen Menschen gekauft werden, die nach Feierabend an ihrem Diorama bauen wollen. Dass Titel wie Civ natürlich westlich geprägt sind, ist jetzt nicht neu. Wobei Imperialismus und Kolonialismus ja keine westliche Eigenart sind. Schon alte Stadtstaaten wie Uruk expandierten auf Kosten ihrer Nachbarn. 4X ist quasi ein Grundpfeiler (Grundproblem?) der menschlichen Zivilisation. Selbst afrikanische Reiche agierten so und nutzten dabei die an den Küsten agierenden Europäer, um Wohlstand zu erlangen und sich gerade Unruhe erzeugenden Menschen, gerade junge Männer, los zu werden.

Vielleicht ist auch Dom einfach nicht mehr Kern der Zielgruppe für klassische Titel wie Anno oder Civ, die vom Spielprinzip her eben noch in den 90ern stecken. Aber es gibt ja auch genug moderne Spiele, gerade im Indiebereich, die tiefer gehen. Nur tauchen die natürlich auch bei einer Gamestar nicht in der Top 100 der geklickten Artikel und News auf. Denn dort will kaum ein Spieler lesen, dass bei einem Anno 1800, einem Vorgänger oder Nachfolger Mord, Vergewaltigung, Versklavung und Elend existieren. Filmfans schauen ja auch keine ARD-Vorabendserie mit der Erwartung, dort einen authentischen Thriller zu erleben ;) .

PS: Übrigens werden in Civ 6 ja mittlerweile optional Barbaren zu Stadtstaaten und damit Teil der zivilisierten Welt.
Rince81
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:29 Wurde Anno denn so verkauft? Also als realistisches Serious Game wo man was lernen kann? Natürlich könnte man sich das Leben einfacher machen, wenn man als PR-Mensch bei der Nachfrage nicht sowas doofes wie "Im 19. Jahrhundert gab es keine Probleme mit Sklaverei mehr" sagt. Das muss man kritisieren. Ich hätte es an der Stelle, wie gesagt, eher mit sowas wie dem Miniatur Wunderland verglichen. Weil Anno meines Erachtens nach dieselbe Faszination kitzelt.
https://www.computerbase.de/2017-08/anno-1800/
Anno 1800: Mit Dampfschiffen in die Industrialisierung
https://nerdzoom.de/anno-1800/
Anno 1800 – Es lebe die (industrielle) Revolution!
https://www.prosiebengames.de/anno-1800 ... g-noch-nie
VORSCHAU: SO SCHÖN WAR INDUSTRIALISIERUNG NOCH NIE!
https://www.futurezone.de/entertainment ... on-an.html
Führe mit „Anno 1800“ die Industrielle Revolution an
https://www.ubisoft.com/de-de/game/anno/1800
Anno 1800™ - Führe die Industrielle Revolution an!
Willkommen im 19. Jahrhundert, einer Zeit der Industrialisierung, Diplomatie und der Entdeckungen. Diese Ära ist reich an technologischen Innovationen, Verschwörungen und ständig wechselnder Loyalität und bietet den perfekten Schauplatz für ein klassisches Anno-Spiel. Anno 1800 gibt Spielerinnen und Spieler reichlich Gelegenheit, ihre Fähigkeiten als Machthaber unter Beweis zu stellen, indem sie riesige Metropolen errichten, effiziente Logistiknetzwerke planen, einen exotischen neuen Kontinent besiedeln, Expeditionen um die Welt in Auftrag geben und ihre Gegner durch Diplomatie, Handel oder Krieg dominieren.
Ich würde sagen ja.
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
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Heretic
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Heretic »

Ich habe die (Marketing-)Aussage vom "realistischen Szenario" immer so interpretiert, dass man sich in Anno lediglich an der echten Welt orientiert hat und mir deshalb keine Drachen und Orks über den Weg laufen werden. Eine realistische Simulation der damaligen Zeit in allen Facetten - sowas kann ein Spiel doch überhaupt nicht leisten.
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Smutje187
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Smutje187 »

Ich verstehe diesen Authentizitätsfetisch sowieso nicht - wer will denn nach 10 min Call of Duty spielen und nach dem Schuss ins Bein dann 6 Echtweltwochen im Lazarett liegen? Kann mir das nur mit irgendeinem Minderwertigkeitskomplex erklären, das Spieleentwickler so auf diesen Blödsinn pochen „Wir machen keinen Kindekram, unsere Spiele sind voll realistisch!“ - die älteren werden sich eventuell noch an Simulationen erinnern, die wirklich wirklich keinen Spaß gemacht haben, weil überkomplex und ohne schnelle Erfolge.

Vielleicht ist einfach mehr Selbstbewusstsein notwendig, dass Games gelegentlich auch einfach nur plumper Eskapismus sein wollen, funktioniert in der Filmwelt mit Marvel Ja zum Beispiel auch finanziell hervorragend.
Maestro84
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Maestro84 »

Urgh, ja. Simulationen, bei denen ich erstmal fünfhundert Seiten Handbuch lesen musste, bevor ich starten konnte, können gerne im tiefsten Kreis der Hölle der 1990er versauern. Mir reichen mehr oder minder authentische Titel wie Crusader Kings 3 durchaus.
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lolaldanee
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von lolaldanee »

ich VERBIETE* jedem sich zu dem Thema zu äußern, der nicht diesen Talk auf der GDC eines Kollegen von Paradox gesehen hat:
History and Game Design: https://www.youtube.com/watch?v=hYzxcf_ZL_g
für die mit wenig Zeit, zumindest mal den Teil ab 20:50 über die Koloniasierung von Afrika anhören (sind nur grob 5 Minuten) - für Sklaverei gälten all die selben Probleme. Ein schlauer Spieler würde die Sklaverei natürlich sofort abschaffen, wenn sie realistisch dargestellt würde, weil die Gesammtwirtschaftsleistung seiner Nation sofort sprunghaft ansteigen würde

erst mal den Vollprofis zuhören, dann selber reden :D

Ich habe gesprochen, Hugh!

* :ugly:
Rick Wertz
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Rick Wertz »

BlackSun84 hat geschrieben: 25. Mai 2022, 12:09 Urgh, ja. Simulationen, bei denen ich erstmal fünfhundert Seiten Handbuch lesen musste, bevor ich starten konnte, können gerne im tiefsten Kreis der Hölle der 1990er versauern. Mir reichen mehr oder minder authentische Titel wie Crusader Kings 3 durchaus.
Wirklich? Gerade komplexe Simulatoren können viel Spaß machen, und die Zielgruppe will genau diese tiefe Systemsimulation etwa in ihrem Flugsimulator. Nicht alles muss maximal massenkompatibel sein.
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Felidae
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Felidae »

Axel hat geschrieben: 25. Mai 2022, 08:29 Wurde Anno denn so verkauft? Also als realistisches Serious Game wo man was lernen kann? Natürlich könnte man sich das Leben einfacher machen, wenn man als PR-Mensch bei der Nachfrage nicht sowas doofes wie "Im 19. Jahrhundert gab es keine Probleme mit Sklaverei mehr" sagt. Das muss man kritisieren. Ich hätte es an der Stelle, wie gesagt, eher mit sowas wie dem Miniatur Wunderland verglichen. Weil Anno meines Erachtens nach dieselbe Faszination kitzelt.
Zum vermutlich hundertsten Mal in diesem Forum: Ja, wurde es. Die Ubisoft-Homepage ließ dies bezüglich keinerlei Fragen offen, WIE realistisch Anno 1800 doch sei.

Denn schon damals war die einfache Lösung: Mach es wie die "Siedler", und kein Mensch wird Dir vorwerfen, eine problematische Epoche zu glorifizieren. Es kommt nämlich auch drauf an, WAS man auslässt, lieber Axel, nicht nur, DASS.

Edit: Danke, Rince, Du hast das alles schon bearbeitet. Hätt ich mal erst weitergelesen. :)

Und zu dem Vorwurf gegenüber Dom, er verlange von Entwicklern Spiele, die die gar nicht machen wöllten: Nun ja, das ist die Aufgabe von Kritik. Sag den Schaffenden, was sie besser machen könnten. Und nein, der:die Kritiker:in muss dabei auch keinerlei konkrete Lösungen anbieten.
Zuletzt geändert von Felidae am 25. Mai 2022, 13:38, insgesamt 1-mal geändert.
Maestro84
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Maestro84 »

Rick Wertz hat geschrieben: 25. Mai 2022, 13:22
BlackSun84 hat geschrieben: 25. Mai 2022, 12:09 Urgh, ja. Simulationen, bei denen ich erstmal fünfhundert Seiten Handbuch lesen musste, bevor ich starten konnte, können gerne im tiefsten Kreis der Hölle der 1990er versauern. Mir reichen mehr oder minder authentische Titel wie Crusader Kings 3 durchaus.
Wirklich? Gerade komplexe Simulatoren können viel Spaß machen, und die Zielgruppe will genau diese tiefe Systemsimulation etwa in ihrem Flugsimulator. Nicht alles muss maximal massenkompatibel sein.
Deswegen befindet sich das Genre auch in einer Nische. Also genau da, wohin ein Anno wandern würde, wäre es wirklich authentisch mit Sklaverei, Elend, Mord, Vergewaltigung usw. Und dahin will Ubisoft nicht. ;)
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Felidae
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Felidae »

BlackSun84 hat geschrieben: 25. Mai 2022, 13:35
Deswegen befindet sich das Genre auch in einer Nische. Also genau da, wohin ein Anno wandern würde, wäre es wirklich authentisch mit Sklaverei, Elend, Mord, Vergewaltigung usw. Und dahin will Ubisoft nicht. ;)
Und genau DAFÜR darf man sie mit Fug und Recht eben auch kritiseren. Für dieses Rosinenrauspicken. :)
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