Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

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Rigolax
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Rigolax »

Terranigma hat geschrieben: 30. Mai 2022, 15:33 nämlich Wolfenstein: The New Order, in dem man das fiktive Konzentrationslager Belica betritt.
Dazu nur kurz, vielleicht interessant: In der deutschen USK-Fassung von Wolfenstein: The New Order heißt das Camp ja "Selo" und es wurden Leichen in einem Verbrennungsofen entfernt: https://www.schnittberichte.com/schnitt ... 69&Seite=7 (Das war vor der Verwaltungspraxisänderung bei der USK durch die Obersten Landesjugendbehörden, als NS-Symbole noch grundsätzlich in Spielen eine USK-Kennzeichnung verhindert hatten.) Egal worauf ich hinaus will: Das Lager Belica im Original ist in gewisser Weise fiktiv, es gab aber tatsächlich ein historisches deutsches/Nazi Zwangsarbeitslager namens "Belica": https://www.bundesarchiv.de/zwangsarbei ... b=7&id=629 Ich hatte in einer Veröffentlichung das KZ im Spiel mal (ohne es besser zu wissen) als "fiktiv" bezeichnet und das ist auch zutreffend in gewisser Weise (edit: die Version im Spiel ist in Kroatien, das tatsächliche in Bulgarien), aber auch etwas merkwürdig vielleicht, fiel mir leider dann erst viel später auf.

Bzgl: HOI4 gibt es diese ggf. interessante Mod: "The New Order: Last Days of Europe" https://steamcommunity.com/sharedfiles/ ... 2438003901 Die spielt in einem fiktiven Jahr 1962, in dem die Achsenmächte den Krieg gewonnen haben, also auch wohl vergleichbar mit Man in the High Castle. Die Mod ist insofern auch besonders, weil sie offenbar Nazi-Verbrechen und die menschenverachtende Ideologie explizit thematisiert innerhalb dieses alternativweltlichen Settings; ob dies gelungen ist, kann ich aber nicht sagen. Es gibt noch einen imho recht interessanten Artikel bei Quillette über die Mod: https://quillette.com/2020/11/26/the-vi ... run-world/ (Disclaimer: Quillette ist ein libertär geneigtes Magazin, was man auch an den Publikationen i.d.R. merkt)
Zuletzt geändert von Rigolax am 30. Mai 2022, 16:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Terranigma
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Terranigma »

Axel hat geschrieben: 30. Mai 2022, 15:42Die Frage ist halt, wie man das umsetzen kann, ohne dass es moralisch hoch verwerflich wird. Der von echtschlecht verlinkte Podcast diskutiert diese Fragenstellung sehr interessant.
Alternate History schafft definitiv eine Distanz und die Fikationalisierung erlaubt einem diesbezüglich wohl eine größere kreativere Freiheit, sich dem Thema auch angemessen zu nähern. Aber auf die Frage bezogen: Die Beantwortung der Frage nach dem wie scheitert meines Eindrucks nach wiederholt daran, dass Entwickler von Videospielen weiterhin nicht begreifen, dass (a) Videospiele kein passiv-lineares Medium wie Filme sind aber den Film weiterhin als Vorlage nutzen und (b) dass sie nicht begreifen, was Geschichte in seinem Wesen auszeichnet und von Vergangenheit unterscheidet.

Ich stelle mir nun vor, ich wäre ein Entwickler und irgendwer würde die Idee pitchen, in einem Videospiel den Holocaust aufzugreifen oder gar Passagen in einem Konzentrationslager abzubilden. Es gäbe nun verschiedene Ansätze, und allesamt davon wären für sich isoliert betrachtet problematisch.

(1) Man könne eine Stealth Passage durch ein KZ designen. Gemäß der Annahme, dass der Spieler die Passage für die Progression aber auch bestehen muss, könnten nun Kritiker anmerken, dass es unmoralisch sei ein KZ derart zu inszenieren, so als könne man ohne größere Probleme dadurch schleichen. Es waren tatsächlich streng bewachte Sicherheitsanlagen.

(2) Man könne als Spieler einen KZ-Häftling spielen, der im Laufe der Handlung dort auch elendig verstirbt. Kritiker könnten dies als pietätlosen "Katastrophentourismus" ablehnen, oder die fatalistische Reduktion der Hälftlinge auf nur ihr Opfer-Sein kritisieren. Tatsächlich gab es auch Widerstand innerhalb der KZs und auch erfolgreiche Fluchten.

(3) Man könne einen KZ-Hälftling spielen, der im Laufe der Handlung erfolgreich aus einem KZ flieht. Kritiker könnten nun vorwerfen, dass das Spiel den Anschein erzeuge, als hätte es nur ausreichend Geschick bedurft, um erfolgreich aus einem KZ zu fliehen - und insofern würde das Spiel in der Konklusion die in KZ verstorbene Opfer als unfähig zur Flucht charakterisieren.

(4) ...


Egal welche singuläre Geschichte man über den Holocaust erzählt, sie wäre niemals repräsentativ für die Vielfalt der Geschichten, welche Menschen erlebten. Aber diese Problematik liegt nicht in der Auswahl begründet, gemäß der Annahme: "Wir müssen nur eine pietätvolle, ausgewogene, differenzierte Einzelgeschichte erzählen und dann klappt's." Die Problematik liegt daran begründet, dass Geschichte eben auf eine Geschichte reduziert wird. Es gibt aber nicht die Geschichte des Holocausts, genauso wenig wie es die Geschichte der Sklaverei gibt. Es gibt einen Pluralismus an Geschichten; einerseits derer, welche über die Vergangenheit erzählt werden, zum anderen auf der Ebene der Vergangenheit. Diese Multiperspektivität, gerade Geschichte nicht auf eine Perspektive zu verkürzen, ist sine qua non für eine reflektierte Geschichtsdarstellung. Und Videospiele tun dies wiederholt ggf. auch deshalb nicht, weil sie als großes Vorbild weiterhin den Film begreifen, der - aufgrund der Eigenheit seines Mediums - zumeist eine lineare Geschichte von Anfang bis Ende auserzählt. Videospiele könnten die Multiperspektivität aber insofern adäquat abbilden, indem man mehrere Charaktere spielt und somit mehrere Perspektiven auf einen Sachverhalt erhält; ohne dass dabei eine Perspektive als richtiger oder wahrer inszeniert wird.

Natürlich wäre weiterhin Fingerspitzengefühl benötigt. Aber das ist bei einem Spielfilm nicht anders, und Spielfilme wiederum trauen es sich, sich diesem Thema zu widmen. Die Interaktivität von Videospielen verleiht diesen natürlich eine eigene Qualität, insb. wenn es darum geht die Perspektive eines Täters auszuagieren. Aber selbst wenn man nur die Perspektiven von Opfern repräsentieren würde, so ließe sich über ein Game Design und Narrative Design, dass Geschichte als multiperspektivische Konstruktion begreift - das ist u.a. bei Ubisoft offenbar weiterhin nicht angekommen - derart viel leisten, was ein Film unmöglich leisten könnte. Und man könne auch die Kritik umschiffen, die Opfer des Holocausts auf das eine oder andere zu reduzieren, eben indem man einen Pluralismus von Perspektiven eröffnet.

What remains of Edith Finch hat doch gezeigt, wie gekonnt Videospiele mit Perspektiven arbeiten können, wenn Entwickler ihr Sujet ernst nehmen. Es wird aber zumeist nicht ernst genommen, sondern der Holocaust wird samt NS-Ideologie aus'n Fenster geworfen und der Konflikt zwischen 1939-1945 wird auf ein militärische Auseinandersetzung reduziert, deren Motivlagen in Videospielen zumeist nicht ausbuchstabiert wird. André sagt dies ja zutreffend des Öfteren: jeder weiß, dass Nazis die Bösen sind, dies benötigt keinerlei Erklärung. Das ist auf der einen Seite natürlich wahr, umgekehrt führt es aber auch dazu, dass Nazis wiederholt als dekontextualisierte und quasi ahistorische Bösewicht-Aufsteller in WW2-Szenarien gepackt werden, wo man dem Spieler nicht mehr sagen muss als: "Du bist Allierter, da sind die Deutschen. Let's go."


Das konsequente Ausklammern des Holocuasts in WW2-Titeln wäre jedenfalls ein Aspekt, bei dem ich eher bei Entwicklern klingeln würde, als bei der Frage, warum Sklaverei in Anno 1800 nicht dargestellt wird. Ohne nun das eine gegen das andere aufwiegen zu wollen; aber die Holocaust-Thematik wurmt mich aufrichtig.
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Axel
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Axel »

Felidae hat geschrieben: 30. Mai 2022, 15:52 nur liegt es dann nicht an Dom, dass der Artikel nur eine Perspektive widergibt.
Es wird auch in der Wissenschaft konträre Positionen geben. Und als Journalist ist es die Aufgabe mehrere Positionen abzubilden um ein ausgewogenes Bild zu zeichnen. Nur, das hat Dom auf handwerklicher Ebene nicht getan. Weder damals im SpOn Artikel noch in dem Gamestar Artikel. Wie Rigolax schon erwähnt, im letzteren Artikel steht sogar folgende Passage:
Ein Ausblenden der Sklaverei als Thema und Spielfeature im Moment sei laut [Historikerin Dana] Hollmann folgerichtig nichts weiter als eine Umdeutung der Geschichte, ein Auslassen von Themen, die sich das Entwicklerteam nicht zugetraut hat. Für die Historikerin eine massive Fehlentscheidung: »Es muss in einem solchen Spiel eine Auseinandersetzung stattfinden, das steht vollkommen außer Frage. Das hat mit Ethik und Verantwortung vor der Geschichte zu tun und jeder, der einen Funken Menschlichkeit in sich hat, sieht das auch.«
Damit erweist man seinem Anliegen einen Bärendienst und diese Historikerin macht sich mit so einer, ich nenne es mal, "Maximalaussage" auch angreifbar. Denn wenn man anderen Menschen die Menschlichkeit (sic!) abspricht, weil sie Sachverhalte vielleicht anders sehen, dann hat das nichts mehr mit irgendeiner Form von Diskussionskultur zu tun. Zumal: Andre hat ja auch schon mehrfach angeführt, dass es wissenschaftlich gar nicht wirklich erwiesen ist, ob falsche Geschichtsbilder in Medien schädlich sind oder nicht. Warum hat Dom beispielsweise nicht zusätzlich jemanden interviewt, der zum Thema Beeinflussung von Medienbildern auf Menschen forscht um da den aktuellen Stand der Forschung abzubilden?

Journalismus hat meines Erachtens nach ganz allgemein die Aufgabe sich eben nicht für eine Seite, sei sie auch noch so moralisch gut, zu stellen. Sondern immer mehrere und konträre Sichtweisen und verschiedenste Aspekte zu Wort kommen zu lassen.

Auch sonst stolpere ich in Dom's Gamestar Artikel auf Passagen, die ich auf handwerklicher Ebene nicht gut finde. Beispielsweise als er über "ethisches Game Design" (ohne näher zu erklären, was er darunter versteht) in Bezug auf Victoria 3 schreibt:
Doch es gibt eine Möglichkeit, wie Spielspaß und historische Authentizität Hand in Hand gehen können: Ethisches Game Design kann Spiele besser machen, Spieler aufklären und rassistische Darstellungen in Spielen verhindern. Victoria 3 von Paradox Interactive zeigt, wie es besser geht, denn da spielen Sklaven tatsächlich eine wichtige Rolle.
Und ich gucke auf die Steam Seite und sehe: Das Spiel ist noch gar nicht erschienen, es hat noch nicht mal ein Veröffentlichungsdatum. Woher kommt dann so eine Aussage, dass Spielspaß und historische Authentizität "Hand in Hand" gehen können und dass das Game Design "ethisch" ist? Vielleicht verwirft man das Thema Sklaverei bis zum Release auch wieder? Oder vielleicht ist das Thema Sklaverei im Spiel, jedoch alles andere als gut umgesetzt? Auf journalistisch-handwerklicher Ebene empfinde ich persönlich das als sehr, sehr schwierig.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von akill0816 »

Vorallem ist Victoria 3 mit Anno kaum zu vergleichen. Das eine ist eine ans 19 Jahrhundert angelehnt fiktive Wirtschaftssimulation mit Wuselfaktor während das andere Spiel eine knallharte und extrem komplexe Politsimulation ist, die in einer realen Welt angesiedelt ist. Natürlich wird Victoria 3 es deutlich einfacher haben Sklaverei in der eigenen Spielmechanik einzubinden als Anno, das nun beim besten Willen keinen realistischen Simulationsanspruch hat.
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Axel
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Axel »

Terranigma hat geschrieben: 30. Mai 2022, 16:14 Das konsequente Ausklammern des Holocuasts in WW2-Titeln wäre jedenfalls ein Aspekt, bei dem ich eher bei Entwicklern klingeln würde, als bei der Frage, warum Sklaverei in Anno 1800 nicht dargestellt wird. Ohne nun das eine gegen das andere aufwiegen zu wollen; aber die Holocaust-Thematik wurmt mich aufrichtig.
Die Frage, die ich mir dabei stelle ist eher folgende: Kann man den Holocaust in einem Unterhaltungsmedium überhaupt adäquat abbilden? Wann immer der Holocaust in Filmen dargestellt wurde, sei es in Schindlers Liste, Hitlerjunge Salomon, Novembermond oder in der 1970er Jahre Miniserie Holocaust, da fällt auf, dass das Produktionen sind, die nicht primär der Unterhaltung dienen. Dass es Filme sind, die etwa auf Zeitzeugenberichte oder auf Biographien von Überlebenden basieren. Mir würde jetzt spontan kein Holocaust-Film einfallen, der einen unterhaltenden Anspruch hätte (also klassische Actionszenen usw.).

Ich würde meinen: Es gibt Themen die eignen sich für das unterhaltende Games-Medium und es gibt Themen, die eignen sich nicht dafür. Der Holocaust gehört für mich zu letzteren. Weswegen ich schon seit Jahrzehnten diese ganzen WW2-Shooter und Strategiespiele kritisiere. Denn man kann den Nationalsozialismus nicht ohne den Holocaust darstellen. Vor allem nicht in dieser breiten Häufigkeit wie es diese Spiele tun. Ich wüsste aber auch nicht, wie man so ein Verbrechen wie den Holocaust auch nur auf irgendeine Art und Weise pietätvoll in einem Action-Shooter oder in ein Strategiespiel darstellen könnte. Dann eher in einem dezidierten Serious Game wie Attentat 1942.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von GoodLord »

Passt bitte auf, dass der Thread nicht doch noch geperrt wird. Jochen hat schon mal gemeint, dass hitzige Diskussionen über Mitarbeiter nicht so gerne gesehen werden.
Ingoknito hat geschrieben: 25. Mai 2022, 22:23Es geht nicht um die Anfrage.
Es geht darum dass Dom selbst irgendwo den Anspruch herausgenommen hat dass sich Ubisoft zu einem Gespräch mit ihm bereiterklärt und war dann gefühlt noch verärgerter über die Absage als über die Inhalte im Spiel.
Wie wäre es, du FRAGST Dom nach seinen Intentionen und Befindlichkeiten, anstatt ihm einfach irgendwelche zu unterstellen, die du zufällig gerade fühlst? Der liest hier nämlich mit, und wenn er nicht antwortet, nun, dann mag das daran liegen, dass du hier völlig unnötig und unsubstantiert über ihn und seine Arbeit urteilst, anstatt in einen Dialog mit ihm zu treten.

Tl;dr: Schluss damit, hier ad hominem zu argumentieren.
Ich mache hier noch einmal auf. Bitte diskutiert ab jetzt über Argumente statt Personen und haltet euch an die Forenregeln. Und betrachtet die Bitte bitte als Moderationsansage, an die sich zu halten ist :)
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Heretic
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Heretic »

Axel hat geschrieben: 30. Mai 2022, 17:24 Mir würde jetzt spontan kein Holocaust-Film einfallen, der einen unterhaltenden Anspruch hätte (also klassische Actionszenen usw.).
Da könnte man vielleicht "Das Leben ist schön" oder "Ein Leben für ein Leben - Adam Hundesohn" nennen, die beide trotz der Holocaust-Thematik humorige Szenen auffahren. Ansonsten fällt mir auch nichts dergleichen ein.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von MaxDetroit »

Heretic hat geschrieben: 30. Mai 2022, 18:10
Axel hat geschrieben: 30. Mai 2022, 17:24 Mir würde jetzt spontan kein Holocaust-Film einfallen, der einen unterhaltenden Anspruch hätte (also klassische Actionszenen usw.).
Da könnte man vielleicht "Das Leben ist schön" oder "Ein Leben für ein Leben - Adam Hundesohn" nennen, die beide trotz der Holocaust-Thematik humorige Szenen auffahren. Ansonsten fällt mir auch nichts dergleichen ein.
Jojo Rabbit?
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Heretic
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Heretic »

MaxDetroit hat geschrieben: 30. Mai 2022, 19:07 Jojo Rabbit?
Möglich. Hab' den Film noch nicht gesehen.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von MaxDetroit »

Heretic hat geschrieben: 30. Mai 2022, 19:24
MaxDetroit hat geschrieben: 30. Mai 2022, 19:07 Jojo Rabbit?
Möglich. Hab' den Film noch nicht gesehen.
Interessanter unter dem Gesichtspunkt "Geschichtsverfälschung" ist natürlich Inglourious Basterds von Tarantino. Hier ändert er ja sehr offentsichtlich die Geschichte indem er Hitler und Konsorten im Kino sterben lässt (allein das schon eine herrliche Metapher für sich) - das geschieht natürlich mit voller Absicht, so das jedem verständlich werden sollte: Dies hier ist pure Fiktion und soll keinen Anspruch auf historische Korrektheit haben.
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Terranigma
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Terranigma »

Ich verstehe die Prämisse nicht, weshalb Videospiele ausschließlich der Unterhaltung im Sinne von "Spaß" dienen müssten? Es gibt auch allerlei Spielfilme - eben Dramen - die man nicht unter der Prämisse schaut, dass man Action oder Humor zu sehen bekommt; obwohl es auch humorvolle Auseinandersetzungen mit dem Holocaust gibt. Aber wenn man Videospielen als Medium per se die Qualität anspricht, mehr als nur seichter Spaß sein zu können, so wäre das Medium nicht im Ansatz so erwachsen, wie es teils gesehen wird. Und ich denke, es ist so erwachsen.

Unterhaltung ist doch mehr als Popcorn-Action oder Schenkelklopfer; Dramen dienen ebenso der Unterhaltung, wenn auch in anderer Gestalt.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von echtschlecht165 »

Heretic hat geschrieben: 30. Mai 2022, 18:10
Axel hat geschrieben: 30. Mai 2022, 17:24 Mir würde jetzt spontan kein Holocaust-Film einfallen, der einen unterhaltenden Anspruch hätte (also klassische Actionszenen usw.).
Da könnte man vielleicht "Das Leben ist schön" oder "Ein Leben für ein Leben - Adam Hundesohn" nennen, die beide trotz der Holocaust-Thematik humorige Szenen auffahren. Ansonsten fällt mir auch nichts dergleichen ein.
ich möchte in diesem SInne noch "Der Bockerer" nennen.
Wer mit österreichischem Dialekt und dieser Thematik was anfangen kann, sollte den unbedingt schauen.

Ist sogar vollständig auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=FoQsg2u_6lo&t=2368s

@felidae
Da wäre aber die spannende Frage, ob Dir das als Privatperson oder als Institution an den Kopf geworfen wird. Als Institution solltest Du in der Lage sein, damit professionell umzugehen. :)
Ignorieren finde ich als Institution Ubisoft eigentlich recht professionell
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echtschlecht165
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von echtschlecht165 »

Terranigma hat geschrieben: 30. Mai 2022, 16:14
Axel hat geschrieben: 30. Mai 2022, 15:42Die Frage ist halt, wie man das umsetzen kann, ohne dass es moralisch hoch verwerflich wird. Der von echtschlecht verlinkte Podcast diskutiert diese Fragenstellung sehr interessant.
Alternate History schafft definitiv eine Distanz und die Fikationalisierung erlaubt einem diesbezüglich wohl eine größere kreativere Freiheit, sich dem Thema auch angemessen zu nähern. Aber auf die Frage bezogen: Die Beantwortung der Frage nach dem wie scheitert meines Eindrucks

(3) Man könne einen KZ-Hälftling spielen, der im Laufe der Handlung erfolgreich aus einem KZ flieht. Kritiker könnten nun vorwerfen, dass das Spiel den Anschein erzeuge, als hätte es nur ausreichend Geschick bedurft, um erfolgreich aus einem KZ zu fliehen - und insofern würde das Spiel in der Konklusion die in KZ verstorbene Opfer als unfähig zur Flucht charakterisieren.

(4) ...
(4.)
Ein Spiel über einen Typen, der geblendet von Macht, Reichtum, sich der NSdAP anschliesst, dort Karriere macht, seine Prinzipien vergisst, über die Rattenlinie nach Argentinien flüchtet und dort bis an sein Ende gut lebte und seine Ranch an seine Kinder vererbte.

Ich habe keine Ahnung wie ich das handhaben will.
Ich wollte so ein SPiel weder spielen, aber auch nicht verbieten. Und Geschichte ist auch sowas.... :|
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von GoodLord »

Terranigma hat geschrieben: 30. Mai 2022, 20:53 Ich verstehe die Prämisse nicht, weshalb Videospiele ausschließlich der Unterhaltung im Sinne von "Spaß" dienen müssten? Es gibt auch allerlei Spielfilme - eben Dramen - die man nicht unter der Prämisse schaut, dass man Action oder Humor zu sehen bekommt; obwohl es auch humorvolle Auseinandersetzungen mit dem Holocaust gibt. Aber wenn man Videospielen als Medium per se die Qualität anspricht, mehr als nur seichter Spaß sein zu können, so wäre das Medium nicht im Ansatz so erwachsen, wie es teils gesehen wird. Und ich denke, es ist so erwachsen.
Ich weiß nicht, ob diese Prämisse überhaupt aufgestellt wurde, aber kommt es da nicht in erheblichem Maße darauf an, ob wir von AAA/Blockbustern sprechen oder nicht? Ich glaube keiner behauptet, dass Spiele generell immer Spaß machen müssen, aber wenn ich auf hohe Verkaufszahlen angewiesen bin, dann denke ich ja, dass Spiel muss Spaß machen (wobei "Spaß machen" in diesem Kontext nicht unbedingt "lustig" bedeutet). Im Indiebereich und generell bei kleineren Produktionen sieht das sicher anders aus, genauso, wie Dramen meistens auch nicht gerade die umsatzstärksten Filme sind (gibt da sicherlich auch Ausnahmen).
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Desotho »

Ein Punkt im Podcast den ich für mich bejahen kann, ist dass Medien das Interesse an historischen Ereignissen wecken können. Zumindest soweit, dass ich mir die Wikipedia dazu durchlese.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von echtschlecht165 »

Desotho hat geschrieben: 31. Mai 2022, 07:30 Ein Punkt im Podcast den ich für mich bejahen kann, ist dass Medien das Interesse an historischen Ereignissen wecken können. Zumindest soweit, dass ich mir die Wikipedia dazu durchlese.
Oh ja. Wikipedia ist nur der Anfang oft.
Wegen ezio habe ich mich erst für die italienische Renaissance zu interessieren begonnen, und habe inzwischen eine ganze regalreihe zum Thema

Auch kingdom come bewegte mich viel dazu, mich recht ausgiebig übers Königreich Böhmen zu bilden, und das obwohl keine people of color drin vorkommen und die Ungarn (bin ca. 25% selbst ungar) die bösen sind.

BTW: kennt jemand das spiel "prisoner of war"
In dem man aus einem keiegsgefangenenlager, dass eindeutig KZ vibes ausstrahlte, ausbrechen muss.
Es war eine art point and click, dass ich abbrach weil ich in der prä Internet Ära nimmer weiterwusste.

Ich weiss aber heute nimmer ob das spiel mutig, grauslich, historisch Geschmacklos oder wertvoll war.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Prisone ... ideo_game)
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von GoodLord »

echtschlecht165 hat geschrieben: 31. Mai 2022, 07:55 BTW: kennt jemand das spiel "prisoner of war"
In dem man aus einem keiegsgefangenenlager, dass eindeutig KZ vibes ausstrahlte, ausbrechen muss.
Es war eine art point and click, dass ich abbrach weil ich in der prä Internet Ära nimmer weiterwusste.

Ich weiss aber heute nimmer ob das spiel mutig, grauslich, historisch Geschmacklos oder wertvoll war.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Prisone ... ideo_game)
Klingt für mich nach Kriegsgefangenen Lager. Nicht KZ. Ich dachte immer, das wären zwei völlig verschiedene Paar Schuhe gewesen. Ist merk Geschichtsbild da falsch?
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von echtschlecht165 »

Ehrlich gesagt weiss ich es nicht.
Könnte mir aber vorstellen dass auch Kriegsgefangene in bestimmte KZs gebracht wurden, wenn die strategisch günstig lagen.
Politische Häftlinge wurden ja auch eingesperrt

Vielleicht kann da echt jemand was dazu sagen.

Mit meiner Aussage gings mir aber auch eher um die athmosphäre des spieles, die war glaub ich bewusst danach geschaffen. Ich glaub auch deswegen, weil es sonst indiziert worden wäre, Wenn's zu explizit wäre.

Meine Erinnerung ist da allerdings auch 20 Jahre alt und ich war 22 damals.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Voigt »

Soweit ich weiß:
Konzentrationslager im weiteren Sinne waren weit verbreitet, gab es schon in 1. WK uns insgesamt auch bei den Allierten und sogar heuzutage noch als Flüchtlingslager.
Es sind erstmal noch Lager in denen einen Menschengruppe räumlich konzentriert wird, damit man diese besser überwachen kann. Ohne dass die in Zellen eingesperrt sind, weil "sind ja keine Gefängnisse". Wobei die quasi immer aus dem Lager insgesamt nich raus dürfen.

Das besondere an der Nazi Konzentrationslagern, waren zum einen die Sonderform der Vernichtungslager, wo industriell Menschen umgebracht und "entsorgt" wurden.
Aber auch die "regulären" KZs waren anders, da diese durch härteste Zwangsarbeit auch oft zum Tode der Insassen führten, was je nach internierter Gruppe sogar erwünscht war.
Aufgrund der Besonderheit der Nazi Lager, wird heute KZ oder Konzentrationslager meist nurnoch für solche Nazi-Lager verwendet und bei anderen Konzentrationslagern nutzt man eher Internierungslager oder halt direkt nach Funktion Kriegsgefangenlager/Flüchtlingslager. Gehören auch zur Gruppe der KZs, verwirrt Menschen aber nur wenn man den Oberbegriff nimmt.

In sonstigen und auch heutigen Konzentrationslagern, sollen bloß die Insassen vergleichsweise kostengünstig und seperat der eigenem Bevölkerung für eine Zeit lang am Leben gehalten werden, bis man weiter weiß. Bis etwa der Weltkrieg, der Bürgerkrieg oder der koloniale Aufstand vorbei ist.
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Axel
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Axel »

echtschlecht165 hat geschrieben: 31. Mai 2022, 07:55 BTW: kennt jemand das spiel "prisoner of war"
In dem man aus einem keiegsgefangenenlager, dass eindeutig KZ vibes ausstrahlte, ausbrechen muss.
Es war eine art point and click, dass ich abbrach weil ich in der prä Internet Ära nimmer weiterwusste.

Ich weiss aber heute nimmer ob das spiel mutig, grauslich, historisch Geschmacklos oder wertvoll war.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Prisone ... ideo_game)
Wo ich das Cover sehe... ganz dunkel, glaub das hatte ich damals für die PS2 mal gebraucht gekauft und dann wieder verkauft. Weil es so ein grausiges Stealth Spiel war. Habe das von der Stimmung her aber noch als gut für die damalige Zeit in Erinnerung. Aber uch glaube, wenn man das heute analysieren würde, würde man auf allerlei Probleme stoßen.
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