Desotho hat geschrieben: ↑25. Mai 2022, 08:11Und spiel-mechanisch könnte man es ev. so machen, dass die Nutzung von Sklaven optional ist aber man es dann schwerer hat.
Naja, aber warum schwerer? Weil wir das aus der heutigen moralischen Sicht als schlecht bewerten und den Spieler dafür zu bestrafen müssen meinen? Damit die Sklaverei nicht Spaß macht? Nur wegen des Balancings? Ich finde die Frage, wie man Sklaverei in einer Wirtschafts-/Aufbau-Sim auch im Gameplay einbinden könnte, ziemlich schwierig zu beantworten, erst recht, wenn sie nicht nur da, sondern eben auch historisch korrekt dargestellt bzw. eingebunden sein soll.
Man kann sicher drüber diskutieren, aber ich bin auch eher der Meinung, dass ein Spiel nicht jedes kritische Fass aufmachen muss.
Stimmt,
muss nicht sein. Wäre schön, wenn es jemand macht, aber ich finde den Standpunkt "das ist nicht das Anno, was ich (machen) will" auch völlig in Ordnung. Solange klar kommuniziert wird, was den Spieler erwartet.
Ich weiß auch nicht, ob ich das mit der Geschichtsverzerrung so problematisch finde, denn irgendwo ist auch jeder selber bisschen verantwortlich, wie er sich bildet bzw. bilden lässt, und wenn man sich nicht auskennt, muss man sich regelmäßig daran erinnern, dass man nicht geprüft hat bzw. prüfen kann, wie die Dinge wirklich abliefen. Bei Unterhaltungsmedien sollte einem das klar, sein, dass das sogar kompletter Blödsinn sein kann. Die Verantwortung liegt meiner Meinung nach nicht beim Werkschaffenden, die Menschen aufzuklären, d.h. solange keine bewusste Irreführung oder Propaganda vorliegt, sollte alles okay sein.
Es mutet seltsam an, ausgerechnet Geschichte herauszupicken, was korrekt und allumfassend dargestellt zu sein hat, während Spiele z.B. die Folgen von Gewalt und Mord größtenteils verharmlosen oder komplett ausblenden. Leichen lösen sich in Luft auf, strafrechtliche Verfolgung findet nicht statt bzw. wenn, ballert man die Polizei halt auch über den Haufen usw. Ich meine, wie viel Wachpersonal ich alleine in Deus Ex bewusstlos in irgendwelche Lüftungsschächte gezerrt habe, ohne dass jemand dadurch verletzt wurde oder wenigstens mal in der Stadt nach dem gewissenlosen Cop-Verstecker gefahndet wurde ... Da war eigentlich schon das Feature (Bug?) in Human Revolution ziemlich gut, dass Gegner auch bei Verwendung des Betäubungsgewehrs sterben konnten, weil das klar gemacht hat, nur weil Du ein Betäubnungsmittel benutzt, heißt das noch lange nicht, dass auch immer alles gut geht, z.B. wenn einer das nicht verträgt oder unglücklich fällt, einen Unfall verursacht usw.
Das wird aber (von einigen Hardcore-Hatern abgesehen) wie selbstverständlich als von der Realität abweichend eingestuft. Genau das gleiche mit physikalischen oder gesellschaftlichen Zusammenhängen, Games sind in so gut wie allem unrealistisch und das verstehen wir auch. Und ja, einseitige, mediale Darstellung wird unser Welt-, in diesem Fall Geschichtsbild natürlich auch mit prägen, aber deswegen jetzt Spiele in die Pflicht zu heben, Lernprogramme sein zu müssen, halte ich für verfehlt. Vielmehr sollte mit einfach verfügbaren Bildungsangeboten gegengesteuert werden, damit die Leute genügend Informationen haben, um zu erkennen, was ist Fiktion und was kann man als korrekt annehmen. Die Westernfilme haben z.B. auch weltweit unser Bild von dieser Zeit vor Ort wie man mittlerweile weiß ziemlich verbogen geprägt, oft auch mit furchtbaren Folgen für die Ureinwohner, die als gefährliche Wilde o.ä. dargestellt wurden, aber weil eben darüber gesprochen wird und dann auch alternative Filmdarstellungen dazu kamen, weiß man das heute und kann den Westernquatsch als das annehmen, was er ist, Unterhaltung im historisch aussehendem Setting. (Das hat sicherlich nicht jeden erreicht, aber es ist halt eine Möglichkeit. Kunst steht ja nicht nur im Vakuum für sich, sondern wird immer auch rezipiert und da muss angesetzt werden.)
Cool finde ich, wenn die Spiele das gleich mit dazu anbieten, vielleicht durch Tooltips, Kodexeinträge oder gar gleich sowas wie die Geschichtsführungen in den neueren ACs. (Habe die selber noch nicht gemacht, ist aber geplant, wobei ich selbst da vermutlich zu wenig Vorbildung hätte, um zu wissen, wie genau das ist, aber das weiß ich im Museum letztlich genauso wenig.)