Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

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Terranigma
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Terranigma »

Felidae hat geschrieben: 29. Mai 2022, 13:38Auch dann, wenn politische Kräfte Europa abschotten wollen und Menschen in Bezug auf Flüchtlinge "Absaufen!" skandieren?
Diese Tangente von "Anno 1800", o.Ä. Werken zu schlagen ist für mein Befinden aber erheblich überspannt, denn dies ist keine Frage von Wissen, sondern von Charakter und Haltung. Mein Bruder, meine Mutter, meine Großmutter, etc. werden nichts zum "Transatlantischen Sklavelhandel" sagen können; sie werden die Relevanz der Sklaverei im Kontext des Imperialismus nicht beurteilen oder die Industrialisierung überhaupt datieren können, aber keiner von ihnen würde solche Phrasen skandieren. Andere Personen, nennen wir sie Björn H., haben Geschichte studiert und es Jahre lang unterrichtet, sind mit diesem Thema bestens vertraut und vertreten wiederum genau solche Positionen.

Dies erscheint mir keine Frage des Wissens, sondern des Charakters.
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GoodLord
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von GoodLord »

Axel hat geschrieben: 29. Mai 2022, 14:35
Andre Peschke hat geschrieben: 29. Mai 2022, 14:11 Aber es ist doch total spannend zu fragen, ob tatsächlich ein Mensch in seinem Auto verbrennen sollte, weil Unterhaltungsmedien bei möglichen Helfern solche Ängste schüren.
Die Frage wäre: Würde es helfen, wenn Actionfilme Unfälle anders bzw. realistischer darstellen?
Ehrlich gesagt glaube ich ich dass die Frage fast nie ist "Ob", sondern "wie sehr". Wobei die meisten mit "ob" vermutlich ohnehin "in Signifikantem Ausmaß" meinen, aber dann muss man sich halt auch erst wieder darauf einigen, was in diesem Zusammenhang signifikant bedeutet.
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben: 29. Mai 2022, 14:35Was könnte man also tun, damit Menschen in Krisensituationen reagieren können? Fordern, dass Unterhaltungsmedien Dinge wie einen Autounfall weniger spektakulär darstellen?
Oder vielleicht nicht doch großangelegte Aufklärungskampagnen? Vielleicht sogar einen verpflichtenden Erste-Hilfe-Kurs für alle Menschen ab 16, damit sie z.B. einen Defi schonmal in der Hand hatten und den Umgang damit üben konnten? Oder damit sie wissen, wie man sich bei einem Autounfall verhält und auch das mal geübt haben?
Genau das ist die Frage (oder eben eine der Fragen). Oder eben generell ein Fach Medienbildung (meine Vermutung wäre, in diese Richtung zu denken wäre sinnvoll auch & insbesondere bzgl Social Media und Desinformation, mehr als bei Computerspielen). Aber da geht es dann ja weiter: Wären die Religionsstunden dafür verzichtbar? (Natürlich wären sie das ;)) Musik? Sport? Einfach noch mehr Schulstunden? Fällt nicht am Ende immer was hinten runter und wir müssen doch wieder darüber reden, ob Medien auch einen Teil der Verantwortung tragen müssen, weil es auch das einfachste und mildeste Mittel ist (nach Jahrzehnten der spontan explodierenden Autos, könnte das ja sogar für den Inhalt dieser Medien wohltuend sein :D). Oder wir sagen: Es müssen halt ein paar Leute im Auto verbrennen, das lässt sich nicht ändern. Was jetzt polemisch klingt, aber das oder ähnliches sagen wir an ganz vielen Stellen im Straßenverkehr, zB wenn es um Tempolimits geht, wo der Effekt sehr viel größer sein dürfte. Woran sich die Frage anschließt, welche Maßstäbe wir hier eigentlich anlegen (sollten). Und wir haben ja noch nichtmal die Prämisse bzgl unterlassener Hilfeleistung und explodierenden Autos überhaupt geprüft. ^^

Die Diskussion ist schon facettenreich, wenn man sie denn führt. Daher: einfach mehr Spaß mit der Diskussion an sich haben, wäre ja mein Vorschlag. :D

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Terranigma
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Terranigma »

Andre Peschke hat geschrieben: 29. Mai 2022, 15:00 Genau das ist die Frage (oder eben eine der Fragen). Oder eben generell ein Fach Medienbildung (meine Vermutung wäre, in diese Richtung zu denken wäre sinnvoll auch & insbesondere bzgl Social Media und Desinformation, mehr als bei Computerspielen). Aber da geht es dann ja weiter: Wären die Religionsstunden dafür verzichtbar? (Natürlich wären sie das ;)) Musik? Sport? Einfach noch mehr Schulstunden?
Pack einfach an Forderungen drauf, was dir einfällt. Zwischen Erreichung des Weltfriedens, Sexualerziehung, Rettung des Weltklimas sowie Erziehung zum eigenständigen Handeln finden wir bestimmt noch 2,27 Minuten pro Woche, damit die Kiddies die volle Dröhnung an Medienbildung abbekommen. Das klappt schon! Und falls nicht, schreibt man eben mehr hehre Ziele auf weißes DIN A4. The more, the merrier.

Mangelnde Möglichkeiten der Umsetzung waren noch nie ein Grund um bildungspolitische Forderungen nicht verpflichtend einzuführen. Am Ende wird schon irgendjemand Schuld sein, dass nicht erreicht wurde, was mit den verfügbaren Mitteln nicht erreicht werden konnte. :D


Womöglich ist's meine mangelnde Ernsthaftigkeit, aber ich denke man kann auch gut damit leben, dass manches nicht ideal ist, manche Menschen mit verqueren Vorstellungen unterwegs sind und dass Absolute - "alles", "jeder" als Maßstäbe - einen perspektivisch unglücklich machen, weil man niemals alle und jeden erreicht. So gesagt: der Diskussionsstoß von Dom bewog mich vor 6 Monaten dazu Anno 1800 im Geschichtsunterricht zu besprechen und Doms Artikel als Unterrichtsmaterial zu verwenden. Haben alle meiner Schüler*innen überhaupt auch nur die Problematik verstanden? Nein. Aber einige (!) hat es zum Nachdenken gebracht, und damit ich bin bereits recht zufrieden und das zeigt mir, dass solche Anstöße wie jene von Dom viel Wert sind, selbst wenn sie erst einmal keine mittelbaren Konsequenzen haben.
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Andre Peschke »

Terranigma hat geschrieben: 29. Mai 2022, 15:24 Pack einfach an Forderungen drauf, was dir einfällt.

Mangelnde Möglichkeiten der Umsetzung waren noch nie ein Grund um bildungspolitische Forderungen nicht verpflichtend einzuführen.
Da hast du nun auch wieder recht. Vielleicht ist es einfacher, als ich dachte!! 🤪

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Axel
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Axel »

Andre Peschke hat geschrieben: 29. Mai 2022, 15:00 Oder eben generell ein Fach Medienbildung (meine Vermutung wäre, in diese Richtung zu denken wäre sinnvoll auch & insbesondere bzgl Social Media und Desinformation, mehr als bei Computerspielen). Aber da geht es dann ja weiter: Wären die Religionsstunden dafür verzichtbar? (Natürlich wären sie das ;)) Musik? Sport? Einfach noch mehr Schulstunden? Fällt nicht am Ende immer was hinten runter und wir müssen doch wieder darüber reden, ob Medien auch einen Teil der Verantwortung tragen müssen, weil es auch das einfachste und mildeste Mittel ist (nach Jahrzehnten der spontan explodierenden Autos, könnte das ja sogar für den Inhalt dieser Medien wohltuend sein :D).


Chemie! Und Physik! Und große Teile des Mathe-Unterrichts!!!1 :dance: Wann musstest Du das letzte Mal Wurzeln ziehen? Oder irgendwas anwenden, was Du damals in der Schule in Chemie und Physik gelernt hast? ;)

Ernsthaft: Ich würde wirklich sagen, dass wir Bildungsinhalte neu sortieren und gewichten müssen. Es geht da ja nicht nur um Medienbildung. Sondern auch um so alltägliche Dinge. Wie zum Beispiel worauf man bei Mietverträgen achten sollte. Oder was für staatliche Leistungen gibt es im Notfall. So Dinge halt, die später vielleicht wirklich mal weiterhelfen. Oder: In den skandinavischen Ländern haben die teilweise Empathie-Unterricht. Wäre vielleicht auch keine so ganz beschissene Idee für unsere Schulen und den gesellschaftlichen Klima.

Sicherlich würde dann am Ende die Naturwissenschaft ein Stück weit hinten runter fallen. Oder man gestaltet Schule sehr viel modularer und individueller, bereits ab der 5. Klasse. Mit Grundfächern die alle machen und den Rest je nach Neigung und Interesse.

Aber dann müssten sich ja 16 Kultusministerien einig werden, dass es eine großangelegte Schulreform landesweit braucht. Da müsste man ja sogar gesellschaftliche Strukturen hinterfragen. Vielleicht in Frage stellen, dass in den letzten Jahrzehnten doch nicht alles so geil gelaufen ist in der Bildungspolitik und man müsste sich Fehler eingestehen, Gott bewahre!

Ne ne, Fehlerkultur haben wir ja noch nie gemacht! Wir bleiben lieber bei unseren Schulsystem aus Bismarcks Zeiten und wählen stattdessen den einfachen Weg: Das Unterhaltungsmedium XYZ ist Schuld an Missstand ABC! :mrgreen:
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Voigt »

Als Messtechnikingenieur habe ich quasi täglich mit Satz vom Pythagoras und damit Wurzeln, also auch Trigonometrische Funktionen zu tun.
Physik von Optiken mit Interferenzbildung auch, aber garnicht mal soo viel.

Im Studium war das erste Semester Physik aber auch einfach nur nochmal die zwei Jahre Leistungskurs Physik wiederholt, mit bissel Fluiddynamik on-top.
Denke daher sogar auch man könnte da sogar bissel Naturwissenschaften streichen und eher ins passende Studium schieben. Mathe würde ich aber beibehalten als zentrale Sprache.
Musik und Kunst sind zwar grundsätzlich ganz gut, dass die angeboten werden, könnte mir aber auch vorstellen die einfach in der achten/neuten Klasse auslaufen zu lassen.
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ragdel
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von ragdel »

Wir waren ja alle selber auch mal jung. Jeder weiss, wie gut die Schüler im Unterricht oft aufpassen. Ich glaube nicht, dass sich viele dann an Steuerrecht in der 9ten Klasse oder Mietrecht erinnern, wenn sie es mal brauchen. Gerade da sich da ja auch oft gesetzliche Grundlagen ändern und Schulmaterialien nicht immer dem neusten Stand entsprechen.

Das sind zwar alles immer tolle und logische Ideen. Aber ich glaube nicht, dass diese so mega zielführend ist.
Die Schule kann nicht alles abnehmen, was das Elternhaus leisten müsste.
Für mich gehört gerade dieser gesamte Kram wie: Mit Geld umgehen können, Benehmen, Empathie, Selbstständigkeit eher ins Elternhaus als in die Schule.
Die Schule muss ein breitgefächertes Allgemeinwissen in naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Fächern anbieten.
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Axel
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Axel »

ragdel hat geschrieben: 29. Mai 2022, 15:58 Jeder weiss, wie gut die Schüler im Unterricht oft aufpassen. Ich glaube nicht, dass sich viele dann an Steuerrecht in der 9ten Klasse oder Mietrecht erinnern, wenn sie es mal brauchen. Gerade da sich da ja auch oft gesetzliche Grundlagen ändern und Schulmaterialien nicht immer dem neusten Stand entsprechen.
Ich rede ja nicht von trockenen, staubigen Unterricht. Sondern halt am Praxisbeispiel erklärt usw. Du ahnst nicht, wie viele Leute nicht wissen, was ihnen so zusteht etwa in Zusammenhang mit Ämtern. Ich ja früher auch nicht, bis mich da mal jemand fachkundiges aufgeklärt hat. Denn die Ämter selbst tun das nicht.
ragdel hat geschrieben: 29. Mai 2022, 15:58 Das sind zwar alles immer tolle und logische Ideen. Aber ich glaube nicht, dass diese so mega zielführend ist.
Die Schule kann nicht alles abnehmen, was das Elternhaus leisten müsste.
Für mich gehört gerade dieser gesamte Kram wie: Mit Geld umgehen können, Benehmen, Empathie, Selbstständigkeit eher ins Elternhaus als in die Schule. Die Schule muss ein breitgefächertes Allgemeinwissen in naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Fächern anbieten.
Leicht gesagt, wenn man ein funktionierendes Elternhaus hat. Aber es ist immer häufiger so, dass das Jugendliche eben nicht mehr haben. Etwa wenn die alleinerziehende Mutter alkoholkrank ist, wenn zuhause Prügel an der Tagesordnung steht, wenn die Eltern sich ständig streiten oder wenn man im Heim lebt. Und häufig sind Eltern vielleicht auch ganz allgemein überfordert. Man schätzt, dass rund 40.000 junge Erwachsene unter 27 Jahre obdachlos sind. Ich habe da in den letzten Jahren interessante Features im DLF gehört und Artikel gelesen. Ganz häufig ist das so, dass denen halt niemand beigebracht hat was es für staatliche Hilfen gibt, was für Rechte und Pflichten sie im Mietverhältnis haben usw. Und die sind dann überfordert und es geht dann sehr schnell so eine Wohnung zu verlieren und man sitzt auf der Straße.

Ich glaube, Du siehst Schule hauptsächlich als Einrichtung an, das Wissen vermitteln soll. Es ist jedoch so, dass für Kinder und Jugendliche die Schule auch immer mehr zum Schutzraum und zu sozialen Raum geworden ist. Und daher denke ich, dass es sehr sinnvoll wäre die Aufgabe von Schule allgemein zu überdenken. Weg von reiner Wissensvermittlung hin zur Ermächtigung nach dem Schulabschluss auf eigene Beine zu stehen. Denn ein funktionierendes und fürsorgliches Elternhaus kann man schlicht nicht voraussetzen.

Solche, ich nenne sie mal, "Life Skills" und "Social Skills" werden in den Schulen in anderen Ländern vermittelt. Warum also nicht auch hier in Deutschland?
Maestro84
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Maestro84 »

In einer idealen Welt, würde man crossmedial arbeiten und zB gängige Falschdarstellungen von besonderer Verbreitung aufgreifen. Das passiert auch, zB mit Arbeiten über die Darstellung von Kleopatra in Film, Buch & Spiel.
Lustigerweise sind unsere Primärquellen bei Geschichte ja schon "verunreinigt". Wer so über z.B. Kleo VII. Etwas lesen will, muss den Weg über römische Quellen geben. Die sind in etwa so sachlich wie ein Thread zum Thema Amouranth :D .
Leicht gesagt, wenn man ein funktionierendes Elternhaus hat. Aber es ist immer häufiger so, dass das Jugendliche eben nicht mehr haben. Etwa wenn die alleinerziehende Mutter alkoholkrank ist, wenn zuhause Prügel an der Tagesordnung steht, wenn die Eltern sich ständig streiten oder wenn man im Heim lebt. Und häufig sind Eltern vielleicht auch ganz allgemein überfordert. Man schätzt, dass rund 40.000 junge Erwachsene unter 27 Jahre obdachlos sind. Ich habe da in den letzten Jahren interessante Features im DLF gehört und Artikel gelesen. Ganz häufig ist das so, dass denen halt niemand beigebracht hat was es für staatliche Hilfen gibt, was für Rechte und Pflichten sie im Mietverhältnis haben usw. Und die sind dann überfordert und es geht dann sehr schnell so eine Wohnung zu verlieren und man sitzt auf der Straße.
War dies nicht schon immer so? Mein Vater ist Anfang 60 und kann Geschichten aus den 70ern und 80ern erzählen, bei denen man merkt, dass diese "gute, alte Zeit", gerade in so vielen (westdeutschen) Großstädten auch nicht besser waren. Junge Menschen waren damals auch nicht unbedingt intelligenter als heute. Heute werden solche Geschichten nur durch moderne Medien mehr gestreut, früher erfuhr man davon Nichts, weil Tagesschau und HNA (Regionalzeitung) davon eben nicht berichteten.

Übrigens gibt es ja schon im Kinder- und Jugendprogramm massiv Wissensendungen zu Themen wie Klimawandel, Sklaverei (gerade die von früher) oder Armut. Bereits in den 80ern und 90ern gab es Dank Serien wie (Beispiele) Löwenzahn, Sendung mit der Maus oder Es war einmal...(der Mensch, Weltraum, Leben, Amerika usw) eine interessante Aufbereitung schwieriger Themen.
Auch dann, wenn politische Kräfte Europa abschotten wollen und Menschen in Bezug auf Flüchtlinge "Absaufen!" skandieren?
Bei uns skandiert dies ja eine im Schnitt 10%-Partei, die im Kern bundesweit so irrelevant ist wie das linke Gegenstück. Die regionalen Probleme (Thüringen, Sachsen) sind eklig, aber im Kern läuft die Sache doch gut. Dass eine Aussage wie "keine Grenzen, alle Menschen nach Europa reinlassen" ebenso dumm-einfach ist wie eine Aussage "alle abknallen", wissen wohl die meisten Menschen. Aber diese dummen Meinungen beider Extreme kann eine Demokratie ja aushalten.

PS: Und schreibt doch nicht so viel. Gestern sechs Stunden Sauna und schon sind wir hier drei Seiten weiter -.-
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Axel
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Axel »

BlackSun84 hat geschrieben: 29. Mai 2022, 17:37 War dies nicht schon immer so? Mein Vater ist Anfang 60 und kann Geschichten aus den 70ern und 80ern erzählen, bei denen man merkt, dass diese "gute, alte Zeit", gerade in so vielen (westdeutschen) Großstädten auch nicht besser waren.
Was es ja nicht besser macht. ;)
Natürlich könnte man jetzt zynischerweise anführen "Wo gehobelt wird, da fallen Spähne." Jedoch: Wenn man einmal zu den betroffenen Menschen gehört, sieht man das anders.

Ist ja auch so eine schöne interessante Frage: Wieviel Ignoranz gegenüber Armutsbetroffenen will sich die Gesellschaft leisten?
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Felidae
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Felidae »

BlackSun84 hat geschrieben: 29. Mai 2022, 17:37 Bei uns skandiert dies ja eine im Schnitt 10%-Partei, die im Kern bundesweit so irrelevant ist wie das linke Gegenstück. Die regionalen Probleme (Thüringen, Sachsen) sind eklig, aber im Kern läuft die Sache doch gut. Dass eine Aussage wie "keine Grenzen, alle Menschen nach Europa reinlassen" ebenso dumm-einfach ist wie eine Aussage "alle abknallen", wissen wohl die meisten Menschen. Aber diese dummen Meinungen beider Extreme kann eine Demokratie ja aushalten.
Ja, zehn Prozent. Für eine Partei, die vor 20 Jahren so noch völlig undenkbar gewesen wäre. Da gab es zwar REPs und DVU und Co. - aber die konnten sich nie über längere Zeit flächendeckend halten.

Ich seh die Entwicklung nicht ganz so gelassen wie Du.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Maestro84 »

Axel hat geschrieben: 29. Mai 2022, 17:48
BlackSun84 hat geschrieben: 29. Mai 2022, 17:37 War dies nicht schon immer so? Mein Vater ist Anfang 60 und kann Geschichten aus den 70ern und 80ern erzählen, bei denen man merkt, dass diese "gute, alte Zeit", gerade in so vielen (westdeutschen) Großstädten auch nicht besser waren.
Was es ja nicht besser macht. ;)
Natürlich könnte man jetzt zynischerweise anführen "Wo gehobelt wird, da fallen Spähne." Jedoch: Wenn man einmal zu den betroffenen Menschen gehört, sieht man das anders.

Ist ja auch so eine schöne interessante Frage: Wieviel Ignoranz gegenüber Armutsbetroffenen will sich die Gesellschaft leisten?
Als Teil der "Armutsindustrie" sehe ich das Thema eh anders als die meisten anderen Nutzer hier, weshalb ich die Abbiebung gar nicht nehmen will.
Felidae hat geschrieben: 29. Mai 2022, 18:05
BlackSun84 hat geschrieben: 29. Mai 2022, 17:37 Bei uns skandiert dies ja eine im Schnitt 10%-Partei, die im Kern bundesweit so irrelevant ist wie das linke Gegenstück. Die regionalen Probleme (Thüringen, Sachsen) sind eklig, aber im Kern läuft die Sache doch gut. Dass eine Aussage wie "keine Grenzen, alle Menschen nach Europa reinlassen" ebenso dumm-einfach ist wie eine Aussage "alle abknallen", wissen wohl die meisten Menschen. Aber diese dummen Meinungen beider Extreme kann eine Demokratie ja aushalten.
Ja, zehn Prozent. Für eine Partei, die vor 20 Jahren so noch völlig undenkbar gewesen wäre. Da gab es zwar REPs und DVU und Co. - aber die konnten sich nie über längere Zeit flächendeckend halten.

Ich seh die Entwicklung nicht ganz so gelassen wie Du.
Die Anhänger dieser "Alternative" gab es ja schon immer. Ich komme aus einem kleinen Dorf, da war es vor 25 Jahren "normal", dass man als Jugendlicher in den rechtsradikalen Kreis hineinwuchs. Trotzdem haben sich fast alle dieser Jugendlichen in normale Erwachsene verwandelt. Wenn da einer von hundert rechtsradikal geblieben ist und die AfD wählt, wurden 99 von hundert Leuten zu normalen, brav steuerzahlenden Menschen so im Bereich SPD/CDU/FDP. Ich bin aber eh ein Freund der us-amerikanischen Meinungsfreiheit, denn bei dieser gibt es Abgründe, die eine selbst erkämpfte, seit rund 250 Jahren stabile Demokratie wohl aushält, eine mit Waffen gebrachte und erst rund achtzig Jahre alte Demokratie - dreißig Jahre in Ostdeutschland - wohl erst noch lernen muss.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Stefan H. »

GoodLord hat geschrieben: 29. Mai 2022, 14:00

Wenn man das mal konsequent zuende denkt klingt das für mich so als würden wir hier letztenendes über eine Art erweitertes Set an USK-/Indizierungskriterien diskutieren. Sprich, wieviel whitewashing, Sexismus, Rassismus ... ist ok und wo wirds problematisch. Und genauso wie bei USK müsste man da dann einerseits mit einbeziehen, wie offensichtlich die Fiktion ist und andererseits, wie alt die Rezipienten sind.
Das würde einen festgelegten Maßstab von "richtiger" Geschichte erfordern. Da es diesen nicht gibt und objektiv nicht geben kann, wäre er rein politisch getrieben. Nun kann man sagen, Minderheiten kann man nicht genug fördern, Kollateralschäden nehmen wir in Kauf.
Aber was wenn ein Orban bei uns an die Macht kommt? Und sagt das Homo- / Transsexualität, Abtreibungen und Menschen mit Migrationshintergrund nicht Teil der Deutschen Identität / Geschichte sind? Irgendein Historiker "Experte" wird das sicherlich auch bestätigen. Dann findet er schon die perfekte Zensurinfrastruktur vor um alle Medien um unpassende Inhalte zu bereinigen. Deswegen sollte man, gerade wegen der deutschen Geschichte, sehr sehr vorsichtig mit staatlichen Eingriffen in Medien sein, gerade wenn es um "Wahrheit" geht.
Stefan H.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Stefan H. »

Voigt hat geschrieben: 29. Mai 2022, 15:51 Als Messtechnikingenieur habe ich quasi täglich mit Satz vom Pythagoras und damit Wurzeln, also auch Trigonometrische Funktionen zu tun.
Physik von Optiken mit Interferenzbildung auch, aber garnicht mal soo viel.

Im Studium war das erste Semester Physik aber auch einfach nur nochmal die zwei Jahre Leistungskurs Physik wiederholt, mit bissel Fluiddynamik on-top.
Denke daher sogar auch man könnte da sogar bissel Naturwissenschaften streichen und eher ins passende Studium schieben. Mathe würde ich aber beibehalten als zentrale Sprache.
Musik und Kunst sind zwar grundsätzlich ganz gut, dass die angeboten werden, könnte mir aber auch vorstellen die einfach in der achten/neuten Klasse auslaufen zu lassen.
Fehlende Naturwissenschaftliche Bildung führt tagtäglich zu Katastrophen wie der Ablehnung von Gentechnik und Atomkraftwerken und der Befürwortung von Globuli sowie der Fehleinschätzung der Auswirkungen des Klimawandel. Auch weil die Fähigkeit Risiken real einzuschätzen völlig fehlt. Mathematisches und wirtschaftliches Verständnis lässt die Leute an Staatliche Rente statt an Zinseszins und private Vorsorge glauben. Das sind tatsächlich für die Menschen tagtäglich wichtigere Fragen, verglichen mit der Frage ob und wie die Sklaverei in Europa im 19 Jahrhundert gelaufen ist.

Edit: Ein mehr an naturwissenschaftlicher Bildung würde auch die Frage klären ob Autos explodieren nach einem Unfall.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Voigt »

Nur wird in der Oberstufe nix davon wirklich angesprochen. Da geht es um Isobare Expansion eines idealen Gases, es geht um paar elektrische Schaltkreise, es geht Reibungskoeffizienten in der Mechanik in der Physik. Bio hatte ich abgewählt, aber wohl viel über Photosynthese, Chemie viel über Elektronenorbitale.

Die Naturwissenschaftliche Allgemeinbildung, tritt wenn überhaupt, dann in den ersten paar Jahren der Naturwissenschaften auf, aber halt nicht Oberstufe.
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Smutje187 »

Mir ist das zu viel falsches Dilemma - ich hatte (in Hessen) alleine 5h Mathe, 3h Physik, 3h Biologie, 3h Chemie und 5h Informatik-LK in der Oberstufe, das ist mehr als genug für Grundlagen und lässt genug Raum für andere staatsbürgerliche Themen und allgemeine Bildung für Akademiker (denn nichts anderes ist ein Abitur technisch gesehen: Eine Vorbereitung auf ein Studium) - versucht mal mit reinem Fachwissen zum Beispiel in die Begabtenförderung zu kommen, das wird spätestens bei den Auswahlverfahren witzig, wenn man mit fachfremden Menschen über allgemeine gesellschaftliche Themen diskutiert (kann ehrlicherweise persönlich nur von der Studienstiftung sprechen, aber hatte auch mit anderen Geförderten Kontakt).

Die Schulen haben gar nicht den Auftrag, jedem sämtliches Wissen einzuprügeln, da gehört auch das Elternhaus oder im Fall von Oberstufenschülern ein bisschen Eigenverantwortung dazu - man möchte ja schließlich demnächst ausziehen und studieren.
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holymoe4237
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspielen

Beitrag von holymoe4237 »

Liebes-Groschenromane und Mario-Spiele müssen sich zugespitzte Kritik an ihren sexistischen Geschlechterstereotypen gefallen lassen. (Danke, Anita S.!) Und doch, ja, ich finde, das bringt was. Wahrscheinlich ist das wichtiger als Kritik an Geschichtsdarstellungen.

Und doch finde ich, Anno 1800 muss sich die Kritik an seiner reingewaschenen Geschichtsdarstellung nicht nur gefallen lassen, sie ist sogar wichtig. Dass es woanders (Kriegsdarstellungen) vielleicht noch dringender ist - klar. Geschenkt. Könnte man es auch allgemeiner, breiter, entspannter, weniger überspitzt angehen? Auch das. Aber irgendwo muss es halt anfangen, damit was vorangeht. Ubisoft soll das ruhig merken und intern Varianten diskutieren. Warum solche Varianten super schwer zu finden und umzusetzen sind, wurde ja auch in der Folge angesprochen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das am Entwickler und Produzenten komplett spurlos vorbeirauscht.

Für gesetzliche Stellschrauben ist die Studienlage nicht klar genug. Fordert eigentlich ernsthaft jemand gesetzliche Maßnahmen? Das wär mir neu.
(Also, außer dass „Medienkompetenz“ als neues Buzzword eingeführt wird - mit teils ganz viel altem Wein in neuen Schläuchen als Effekt.)

Vielleicht ist das einfach eine Geschmacksfrage, aber ich mag zugespitzte Thesen in journalistischen Artikeln zu einzelnen Spielen. Ich glaube, die bewirken für den Diskurs mehr, als ein immer auf dem sicheren Boden der Tatsachen befindliches „Nix Genaues weiß man nicht“. Von einer Nachgeforscht-Folge (oder maiLab-Videos) erwarte ich mir solche Thesen nicht, woanders finde ich sie aber unabkömmlich.

P. S.: Es ist natürlich nicht nötig, aber sehr redlich, wenn zugespitzte Thesen auch als solche markiert werden. :D
Rigolax
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von Rigolax »

Bzgl. "anprangern": Ich glaube es wurde noch nicht erwähnt, ich konnte jetzt den Paywalled-Artikel bei GS lesen von Dom aktuell (https://www.gamestar.de/artikel/sklaver ... 80926.html). Ich hoffe, es ist okay, wenn ich dies daraus zitiere:
Ein Ausblenden der Sklaverei als Thema und Spielfeature im Moment sei laut [Historikerin Dana] Hollmann folgerichtig nichts weiter als eine Umdeutung der Geschichte, ein Auslassen von Themen, die sich das Entwicklerteam nicht zugetraut hat. Für die Historikerin eine massive Fehlentscheidung: »Es muss in einem solchen Spiel eine Auseinandersetzung stattfinden, das steht vollkommen außer Frage. Das hat mit Ethik und Verantwortung vor der Geschichte zu tun und jeder, der einen Funken Menschlichkeit in sich hat, sieht das auch.«
"jeder, der einen Funken Menschlichkeit in sich hat, sieht das auch", eh ja.

Sorry, ich weiß ja nicht, was da los ist bzw. wie gaming-affin man ist oder nicht ist bei gewissen Historikerinnen und ich will nichts unterstellen, aber das ist ja Rhetorik, again, die kenne ich aus der "K"-Debatte nur noch. Muss man denn so etwas "drucken"? Das ist imho, tut mir leid, schon extrem.
SirGaiwan&TheGreenT
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Re: Nachgeforscht: Verfälschte Geschichte im Computerspiel

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

Stefan H. hat geschrieben: 29. Mai 2022, 19:21
Fehlende Naturwissenschaftliche Bildung führt tagtäglich zu Katastrophen wie der Ablehnung von Gentechnik und Atomkraftwerken und der Befürwortung von Globuli sowie der Fehleinschätzung der Auswirkungen des Klimawandel.
Naturwissenschaftliche Bildung führt in der Regel ohne weiteres weder zur Befürwortung noch Ablehnung von Sachverhalten. Naturwissenschaften arbeiten beschreibend und erklärend, normative/präskriptive Ansätze, die für Annahme oder Ablehnung notwendig sind, sind der naturwissenschaftlichen Arbeitsweise (was schon eigentlich zu arg verallgemeinernd ist) nicht unmittelbar inhärent. Den Naturwissenschaften betreibenden Personen aber schon. Dinge ablehnen oder befürworten werden sie also nicht aufgrund ihrer naturwissenschaftlichen Erfahrung, sondern der ihnen innewohnenden Wertvorstellungen. Sie werden aber die Dinge mit ihrem vermutlich erweitertem Verständnis von diesem oder jenem anders hinsichtlich bestimmter Zielvorstellungen bewerten und vermutlich hier und da zu anderen Ergebnissen kommen, als eine Person mit weniger naturwissenschaftlicher Bildung.

Ansonsten, um bei deiner Aussage zu bleiben, würden ja alle Naturwissenschaftler/innen z.B. Gentechnik und Atomkraft vorbehaltlos befürworten oder aber nicht genug naturwissenschaftliche Bildung besitzen. Ich wüsste nicht, dass dem so ist. Oder ist das eine verklausulierte Aussage, dass alle, die nicht der gleichen Bewertung zustimmen, doof, bzw. nicht hinreichend gebildet sind?
Zuletzt geändert von SirGaiwan&TheGreenT am 29. Mai 2022, 22:24, insgesamt 1-mal geändert.
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