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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 12. Jun 2016, 20:42
von tobias
Axel hat geschrieben:@Vinter:

Was ist das denn für eine Logik? Es gab vorher doch garkeinen Markt für JRPGs auf westliche PCs.
Was vor allem auch daran liegt, dass in Japan bis in den 90ern nicht MS DOS den Markt beherrscht hat, sondern MSX und später PC-98. Besonders die Architektur des PC-98 hat sich technisch ziemlich von unseren westlichen PCs unterschieden. Es wäre garnicht so einfach gewesen ein für DOS/V entwickeltes Spiel für MS DOS zu portierten und umgekehrt war es auch nicht einfach MS DOS Spiele auf DOS/V zu portieren. Weswegen der westliche und der asiatische Heimcomputermarkt gerade im Spielebereich komplett getrennt waren und sich unterschiedlich entwickelten.
Woher willst du wissen das es dafür keinen Markt gab? Gerade zu der Zeit als das ganze Japano-Zeug gerade ziemlich in Mode war hätte man einige JRPGs auf dem PC sicher gut absetzen können. Final Fantasy VII hatte ja einen Port der sich wohl auch recht gut verkaufte. Das war 1998.

Zudem waren der PC-98 von NEC und der PC mit 100% IBM-Kompatiblität zwar nicht identisch, aber auch nicht so unterschiedlich wie du das hier darstellst. Der PC-98 verwendete ebenso wie der IBM-PC x86, PC/AT und VGA. Das Mapping des BIOS und des I/O war anders und es gab kein ISA. Letzeres sind aber im vergleich zu ersterem alles Kleinigkeiten. Die von MS in Japan vertrieben Versionen von DOS und Windows liefen auf dem Ding. Die größte Besonderheit an DOS/V war die Tatsache das es VGA mit japanischen Fonts konnte. Um es deutlich zu sagen: ein PC von Apple und von IBM waren zu dieser Zeit inkompatibler als einer von IBM und NEC.

Zumal man bedenken sollte wie teilweise von noch viel unterschiedlicheren Plattformen hin und her portiert wurde, wenn man dann wollte.

Die Frage die sich stellt: Wie viele japanische Spiele gab es denn auf dem PC-98?

Insofern stellen das keine handfesten Gründe dar warum keine Spiele auf den IBM-PC portiert wurden. Es dürfte wohl eher an Interesse gemangelt haben.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 12. Jun 2016, 23:10
von tobias
Axel hat geschrieben:Also wenn man mal zwei Titel davon "gespielt" hat, dann weiß man schon, wie die Dramaturgie aufgebaut ist und kann dann dementsprechend den weiteren Verlauf recht gut erahnen. Bei Adventures hat man ja auch noch das klassische Rätsel-Gameplay dazu, was halt viel abfedert. Ein gutes Rätseldesign kann auch eine mittelmäßige Geschichte tragen.
Bei dem Mist der in digitalen Spielen oft noch immer als Story verwendet wird irritiert es mich doch jetzt sehr das da nun gerade an den Spielen von Telltale rumgemeckert wird. Nicht das dort nicht auch noch viel Raum nach oben wäre, doch um Welten besser als vieles andere ist es, zumindest wenn es gut läuft.

The Walking Dead, The Wolf Among Us und Life is Strange haben da meiner Meinung nach dramaturgisch sehr herausgeragt. Von der Spielmechanik waren freilich zumindest die ersten beiden wirklich belanglos und auch letzteres eher weniger der Rede wert.

Was soll die Möglichkeit eine Geschichte vorauszusagen eigentlich darüber aussagen wie gut die Geschichte ist? Ich habe etwa den Ursprung der Weißen Wanderer bei Das Lied von Eis und Feuer schon sehr früh voraussagen können. Ist jetzt die ganze Reihe deswegen Mist?

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 12. Jun 2016, 23:13
von Dostoyesque
Axel hat geschrieben:
Also wenn man mal zwei Titel davon "gespielt" hat, dann weiß man schon, wie die Dramaturgie aufgebaut ist und kann dann dementsprechend den weiteren Verlauf recht gut erahnen. Bei Adventures hat man ja auch noch das klassische Rätsel-Gameplay dazu, was halt viel abfedert. Ein gutes Rätseldesign kann auch eine mittelmäßige Geschichte tragen.
Oft ist es aber so, dass auch in den besten adventures die Dialoge/Story/Charaktere das Spiel tragen, nicht das Rätseldesign. Die LucasArts Spiele sind da sehr gute Beispiele. Da redet erst Mal keiner vom Rätseldesign, sondern erst Mal erst Mal darüber, wie toll doch die Charaktere und Witze waren. Die einzigen Rätsel, das anekdotisch gern hergenommen werden sind der Spuckwettbewerb, die Schwertkämpfe u.ä., die auch nicht vom Rätseldesign an sich sondern eben eher vom writing leben.

Ich für meinen Teil hab die wenigsten Point and Clicks gespielt mit der Vorfreude auf "noch so ein tolles Rätsel". Viel mehr hab ich weitergespielt, um wieder lachen zu können oder die Geschichte zu beenden. Ich vermiss das Rätseldesign von Gabriel Knight (auch so ein "Klassiker"). King's Quest V, Grim Fandango oder The Longest Journey mit Sicherheit nicht. Die gelten aber durchaus als Höhepunkte des Genres.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 13. Jun 2016, 08:59
von derFuchsi
Um zum Inhalt des Podcastes zurückzukommen, irgendwie sehe ich derzeit zumindest keinen Trend dass sich ein Modell wie Netflix oder Spotify für Spiele durchsetzen würde. Das mag aber in Zukunft anders sein.

Zumindest gefühlt habe ich den Eindruck dass es dafür einfach noch zu viele Sammler gibt. Gerade z.B. auf GOG wo die Leute massenweise "Olle Kamellen" kaufen um sie der Sammlung hinzuzufügen.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 13. Jun 2016, 09:26
von Vinter
Ich glaub, das Ganze ist einfach eine Sinuskurve. Momentan geht die Produktion von Spielen zurück, die Spiele die produziert werden sind wenig innovativ, Entwickler und Publisher verschwinden. Aber dann wird jemand kommen und in die entstandene Lücke mit Titeln stoßen, die man nie zuvor gesehen hat. Die Leute werden es ihnen aus der Hand reißen, die Branche merkt, dass mit Spielen noch Geld zu verdienen ist und wieder mehr produzieren. Die Indie-Entwickler von heute sind die Big Player von morgen - teilweise sind ehemalige Publisher-Studios wie Obsidian ja erfolgreicher als je zuvor, jetzt, wo sie auf Kickstarter und Nischenspiele setzen. Es muss alles immer im Fluß bleiben, kein Riese wird sich ewig oben halten, denn es macht träge, so groß zu sein - wie man gut an Ubisoft, EA und Activision sehen kann. Auch ein ehemalige Vorzeigestudios wie Blizzard hat mittlerweile ja einiges an gutem Ruf eingebüßt. Die Jungs sind finanziell immer noch enorm erfolgreich, aber seien wir mal ehrlich: F2P-Moba, F2P-Kartenspiel und ein Moba-Shooter ist nun nicht die Krone der Kreativität. Auch WoW dümpelt ja scho seit Jahren vor sich hin, ansonsten haben sie jetzt drei mal Starcraft in 6 Jahren veröffentlicht und ein in der Rückschau, verglichen am Vorgänger, auch wohl eher nur enttäuschende Diablo 3, jedenfalls was die Fan-Herzen angeht. Noch reißen die Leuten ihnen die Titel aus den Händen, aber das liegt gefühlt eher an vergangenen Lorbeeren, anstatt an echten, aktuellen Perlen. Zumal sie nach dem Release von Overwatch und dem bald schon kommenden Legion gar keine Eisen mehr im Feuer haben, von denen man wüsste.

Stattdessen beobachte ich so Publisher wie Focus, die jetzt plötzlich seit 2 oder 3 Jahren an die Oberfläche kommen und bei denen im Grunde ALLES was die anpacken zumindest erstmal mein Interesse weckt, seien es die Warhammer-Titel, sei es Vampyr, sei es Styx oder oder oder. Leider fehlte es den Titeln der Jungs bisher immer noch etwas an Polishing auf der Zielgeraden, aber wenn momentan ein Publisher interessante neue Marken auf den Markt schmeißt, dann ist es Focus. Für mich ist das so ein bisschen das neue THQ, dem ich bis zu seinem Ende ähnliche Qualitäten und Innivationsfreude zugeschrieben habe.

Ob Streaming nun das nächste große Ding wird, wage ich zu bezweifeln. Man muss sich nur mal anschauen, wo die Preise sein müssten, würde man regelmässig aktuelle Titel via Stream zugänglich machen - denn die Entwickler müssen ja heute schon zusätzlich zu ihrem Spiel DLCs und Collectors Editions verkaufen, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Da ist 25€ monatlich eher noch die untere Grenze des monatlichen Abos - aber Netflix und Co. sind auch deshalb so beliebt, weil es einen sehr niederschwelligen Einstieg hat mit seinen 8,99€. Ein Videospielstreamer kann das nicht leisten, wenn er nicht hauptsächlich auf 5 Jahre alte Titel setzen möchte - die dann auch wieder niemanden interessieren, denn im Gegensatz zu Film und Serie altern Videospiele unwahrscheinlich schnell. Und dann sind noch nicht die technischen Hürden wie Lag und mangelnder Breitbandausbau genommen. Streaming sehe ich daher eher als Zusatzangebot, als Verbreiterung und nicht als die nächste Evolutionsstufe.

Sales verringern den Wert der Spiele, dass stimmt. Auf der anderen Seite kaufe ich aber mehr Spiele als je zuvor. Spiele, die ich mir niemals zum Vollpreis mitgenommen habe. Aber für unter 20€ im Sale pack ich dann doch einiges ein, auf das ich vielleicht nicht schon vor Release hingefiebert habe, was ich aber als Schnäppchen gerne mal mitnehme - mitunter entdeckt man Perlen, wo man sie nie erwartet hat, manchmal wird man aber auch "nur" gut unterhalten, ohne dass man in völlig neue Sphären der Videospielkunst vorstößt. Aber auch das ist ja legitim, es muss nicht immer ein Festival der Sinne sein, manchmal genügt es auch, für ein paar Taler etwas guilty pleasure zu bekommen - wie z.B. ein Dragon Age Inquisition, was allein für die fantastische Optik die 15€, die ich dafür am Ende gelöhnt hab alle mal wert ist. Oder auch ein Thief, was zwar ein echt mutloses und viel zu lineares Schleichspiel geworden ist, dessen Atmosphäre ich so überragend fand, dass mich allein diese das Spiel hat durchspielen lassen. Für knappe 10€ auch hier kein Fehler. Oder Watch Dogs für 15€. Oder Tomb Raider, was ironischerweise immer dann am stärksten ist, wenn es mal das Tempo zurücknimmt und einen nicht dazu nötigt, duzende Feinde niederzumähen - 15€, wunderbar. Alles Spiele, die ich NIEMALS für 70€ eingepackt hätte. Und so haben mich alle gut unterhalten, zum Teil sogar unverhofft gut und lange.

Ist die Branche also im Umbruch? Ich würde sagen eher nein. Man sucht neue Vertriebswege und findet diese vorallem im Digitalen, bei Sales und ja, in Zukunft auch beim Streaming. Dann natürlich Games as a Service, was ja mit der primäre Grund ist, warum die Spieleveröffentlichungen zurück gehen - die Leute sollen halt jedes Jahr das neue CoD kaufen und zwischendrin alle drei Monate das Mappack für 15€. Aber das basiert alles noch auf Vollpreisspielen - die einzige technische Neuerung der letzten 10 Jahre, nämlich Smartphones und ihre großen Brüder Tablets hat man leider völlig verschlafen und das Feld den 0.99€ Wegwerf-Spielen überlassen. In den Markt nochmal rein zu kommen stelle ich mir schwierig vor. Da müsste man die User erst ziemlich stark umgewöhnen. Ansonsten kommt VR, was aber aus diversen Gründen (Preis, Vermittelbarkeit, Motion Sickness) auch erstmal keine Lawine werden wird, wie einst die Wii. Von daher sehe ich auf diesen Grundlagen erstmal keinen echten Ersatz für das bisherige Modell, samt seiner sanften Evolutionen. Ich glaube, eine echte Revolution wird erst eine technische Entwicklung einleiten, die ich jetzt weder sehen noch vorstellen kann. Vielleicht ist man beim nächsten "Smartphone" schlauer, was immer das sein wird - möglicherweise ja doch VR, wenn sich genügend überzeugende "zivile" Anwendungen finden, so dass Spiele nicht der primäre Beschaffungsgrund sind, aber dann plötzlich von der vorhandenen Basis profitieren.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 13. Jun 2016, 09:59
von derFuchsi
Warum überhaupt Streaming? Wäre gar nicht nötig. Man müsste auf Plattformen wie Steam, Origin etc. ja bloß eine ähnlich geartete "Flatrate" anbieten wie z.B. Netflix. Dazu braucht es ja kein Streaming. DRM hat man auch so bereits auf den Plattformen.
EA probiert mit seinem Access Programm ja gerade damit rum. Mit einem größeren Katalog wäre das Modell sogar einigermaßen interessant.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 13. Jun 2016, 10:01
von Vinter
Der Vorteil von Streaming ist der nicht vorhandene Hardwarehunger. Wenn erstmal jeder FTTH hat, musst du nur noch die Empfängerbox für ein paar Kröten auf den Fernseher stellen. Dazu nimmst du dem Kunden auch die Souveränität, dass ist immer gut, wenn du Kohle scheffeln willst. Ein schönes Closed-System, an das Apple die Leute gewöhnt hat und bei dem sie die volle Kontrolle haben über alles, was auf der Plattform passiert. Microsoft wagt sich an die heilige Kuh des offenen Systems ja auch mit jeder Windowsiteration näher und näher heran, indem sie versuchen, die Leute in den Appstore zu zwingen. Das ist dann digitale Maut. In Verbindung mit den geringen Kosten eines Empfangsgeräts hast du dann maximale Kontrolle bei minimaler Einstiegshürde. Nix mehr mit Gebrauchtmarkt, ausleihen und Pauschalpreisen. Aber wie gesagt: Das ist Zukunftsmusik.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 13. Jun 2016, 11:23
von tobias
Vinter hat geschrieben:Stattdessen beobachte ich so Publisher wie Focus, die jetzt plötzlich seit 2 oder 3 Jahren an die Oberfläche kommen und bei denen im Grunde ALLES was die anpacken zumindest erstmal mein Interesse weckt, seien es die Warhammer-Titel, sei es Vampyr, sei es Styx oder oder oder. Leider fehlte es den Titeln der Jungs bisher immer noch etwas an Polishing auf der Zielgeraden, aber wenn momentan ein Publisher interessante neue Marken auf den Markt schmeißt, dann ist es Focus. Für mich ist das so ein bisschen das neue THQ, dem ich bis zu seinem Ende ähnliche Qualitäten und Innivationsfreude zugeschrieben habe.
Focus Home Interactive gibt es schon seit über 15 Jahren. Schon 2003 hatten sie mit Runaway: A Road Adventure eines der wenigen guten Adventures dieser Zeit veröffentlicht. Im gleichen Jahr auch TrackMania, eine Art Racing-Baukasten.

Ich stimme dir aber zu. Die Titel klingen immer sehr interessant und sind oft auch innovativ oder zumindest gegen den Strom. Andererseits fehlt es bei ihren Produkten eindeutig an Qualitätssicherung. Ich habe zum Beispiel begeistert Battlefleet Gothic: Armada gekauft und gespielt, aber einige Bugs im Multiplayer haben mich und einen Freund einfach in den Wahnsinn getrieben. Es war auch nicht klar wie diese Bugs nicht auffallen konnten. Vielmehr waren diese Bugs aus der Multiplayer-Beta sogar bekannt!

Der Vergleich mit THQ deutet natürlich auch bereits ein Problem an, denn wo ist THQ denn jetzt?

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 13. Jun 2016, 11:25
von tobias
Vinter hat geschrieben:Microsoft wagt sich an die heilige Kuh des offenen Systems ja auch mit jeder Windowsiteration näher und näher heran, indem sie versuchen, die Leute in den Appstore zu zwingen. Das ist dann digitale Maut. In Verbindung mit den geringen Kosten eines Empfangsgeräts hast du dann maximale Kontrolle bei minimaler Einstiegshürde. Nix mehr mit Gebrauchtmarkt, ausleihen und Pauschalpreisen. Aber wie gesagt: Das ist Zukunftsmusik.
Bisher hat mich Microsoft noch nicht in seinen Store gezwungen. Aber natürlich versuchen auch sie da eine Plattform aufzumachen, wenn sie halt sehen wie viel Apple und Valve mit sowas verdienen.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 13. Jun 2016, 12:02
von derFuchsi
Vinter hat geschrieben:Der Vorteil von Streaming ist der nicht vorhandene Hardwarehunger. Wenn erstmal jeder FTTH hat, musst du nur noch die Empfängerbox für ein paar Kröten auf den Fernseher stellen.
Hm, wer zu faul ist sich einen Spiele-PC zusammenzubauen oder nicht die Kohle hat der holt sich sowieso eine Konsole für relativ billig Geld.

Und für Spiele wo das Prinzip interessant wäre wegen dem Hardwarehunger (Also Shooter z.B.) funktioniert das auf absehbare Zeit nicht wegen den Reaktionszeiten. Und für Civilization oder sowas braucht man sowieso keinen fetten PC, da bringt Streaming keinen Vorteil.
Vinter hat geschrieben: Dazu nimmst du dem Kunden auch die Souveränität, dass ist immer gut, wenn du Kohle scheffeln willst. Ein schönes Closed-System, an das Apple die Leute gewöhnt hat und bei dem sie die volle Kontrolle haben über alles, was auf der Plattform passiert. Microsoft wagt sich an die heilige Kuh des offenen Systems ja auch mit jeder Windowsiteration näher und näher heran, indem sie versuchen, die Leute in den Appstore zu zwingen. Das ist dann digitale Maut. In Verbindung mit den geringen Kosten eines Empfangsgeräts hast du dann maximale Kontrolle bei minimaler Einstiegshürde. Nix mehr mit Gebrauchtmarkt, ausleihen und Pauschalpreisen. Aber wie gesagt: Das ist Zukunftsmusik.
Wie gesagt, das gibt es doch schon seit Jahren. Nennt sich Steam, Origin, Uplay und Battlenet.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 14. Jun 2016, 11:24
von Void
Danke! Endlich sagt es mal einer! Mikrotransaktionen in gehören nicht in Vollpreisspielen!

Ich habe im Youtube Video "40 Euro in Overwatch versenkt - Wir öffnen 50 Lootboxen!" von Gamestar bereits geschrieben, dass es doch eigentlich in der Verantwortung der Spielemagazine(Medien) steht auf der Seite des Kunden zu argumentieren oder zumindest kritisch zu berichten. Habe daraufhin ausschließlich Beleidigungen und negatives Feedback bekommen (ähnlich auch auf Gamesglobal, nur ohne Beleidigungen). Die Leute stellen sich auf die Seite des Publishers, "kosmetische Items sind doch völlig OK" oder "man kann das auch alles ohne Echtgeld erspielen""! Keiner denkt auch nur eine Sekunde darüber nach, dass auch diese Items irgendwo aus dem Spiel geschnitten worden oder das Spielsystem/Belohungsystem für den Echtgeldmarkt angepasst worden ist - so und so, es wirkt sich immer negativ für den Kunden aus.

Ich habe dann in diversen (Online)-Magazinen nachgeschaut, kein einziges kritisches Wort - meist wurden die Mikrotransaktionen in Nebensätzen erwähnt.

Die Gamestar regt sich darüber auf, dass sich Leute über deren Lootboxberichterstattung beschweren. In drei Sätzen wird dann relativiert.

Gamersglobal (9.5/10 Punkten!!) und 4Players erwähnen die Mikrotransaktionen in einem einzigen Satz.

Die CBS spendiert dem Thema einen Absatz und erklärt das System "Ob die virtuellen Aufhübschungen das Geld wert sind, muss jeder für sich selbst entscheiden.".

Gamona erwähnt die Lootboxen in zwei Sätzen, schreibt "Einerseits kann ich die Einbindung solcher Inhalte verstehen, viele Konkurrenten machen mit diesem Mikrotransaktions-System hunderte Millionen Euro. Blizzard selbst sahnt auf ähnliche Weise bei „Hearthstone“ ab. "

Giga Games setzt sich mit den Mikrotransaktionen gar nicht auseinander, es wird lediglich erwähnt, dass die Lootboxen auch frei erspielbar seien.

PC Games widmet den Lootboxen eine Infobox mitsamt Preisen "Jeden Stufenaufstieg belohnt Overwatch mit einer Loot-Box. In den Beutekisten befinden sich ausschließlich Ingame-Gegenstände kosmetischer Natur - Spray-Logos, Siegerposen und neue Skins. Wer die Kisten nicht freispielen will, kann sie auch gegen Echtgeld erwerben. Die Preise:"

Das Gamestar Video war für mich der ausschlaggebende Punkt mir deren Videos nicht mehr anzuschauen, es wird nicht nur nicht kritisch berichtet, sondern auch noch durch die Hintertür Werbung betrieben. Dem Kunden - besonders den jüngeren - werden solche Vorgehensweisen von Publishern als "normal" verkauft. Wir brauchen und also nicht wundern, wenn in 15 Jahren jedes Spiel nur noch mit kaufbaren Zusatzinhalten angeboten wird und der Kunde sich auch noch freut.

Bevor es hier wieder jemand falsch versteht: ich kritisieren NICHT Blizzard/Activision, jeder Publisher hat das Recht seine Spiele zu finanzieren wie er möchte.
Ich kritisiere hier die Medien, insbesondere die unkritischen Spielemagazine, welche dem Kunden Mikrotransaktionen in Vollpreisspielen als normal verkaufen oder aus der Publishersicht argumentieren.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 14. Jun 2016, 11:41
von Dostoyesque
Void hat geschrieben:Danke! Endlich sagt es mal einer! Mikrotransaktionen in gehören nicht in Vollpreisspielen!
Ich versuch mich mal an einer etwas unintuitiven, aber vielleicht interessanten Analogie: Vorab: Bin kein Freund davon, wenn hier irgendwelche Suchtmechanismen genutzt werden, um Kinder dazu zu treiben, 1000€ für kosmetische Items auszugeben, d.h. wenn schon Mikrotransaktionen, dann muss sich der Hersteller Mühe geben in der Identifikation des Käufers und den Kauf etwas schwieriger machen, als er es momentan ist. ABER ansonsten finde ich sind Mikrotransaktionen in Spielen vergleichbar mit Fanshops und Getränkeständen bei Konzerten und Sportveranstaltungen. Man bezahlt fürs Hauptevent (Konzert oder z.B. Fußballspiel) und beim Event selber versucht der Veranstalter/Publisher eben noch merchandise und Getränke zu verkaufen. Auch hier kann man das Hauptevent ohne die "Microtransactions" vor Ort genießen (auch wenns mit den microtransactions vielleicht einen Tick genießbarer ist), auch hier gibts viele nervige Kinder, die ihre Eltern dazu nötigen, dies und das zu kaufen, auch hier werden mit Hilfe von Snacks und Werbeplakaten diverse Suchtmechanismen gekitzelt. Wieso ist die Mikrotransatkion beim Spiel dann per se schlimmer als beim Konzert? Weils schon "immer so war"? Ist finde ich ein schlechtes CSU-ler Argument. Spielehersteller dürfen durchaus nach neuen Einnahmequellen forschen, imho. Nochmal: Den einzigen klaren Unterschied, den ich sehe, ist, dass es bei Mikrotransaktionen in Spielen für Kinder viel einfacher ist, Geld auszugeben, ohne die Erlaubnis der Eltern zu haben. Wenn man dieses Detail korrigiert und wenn man hier eine harte Kindersperre etabliert, die nur von den Eltern aufgehoben werden kann (keine unmotivierte Kindersicherung), dann ist das System meines Erachtens fair game.

Mikrotransaktionen, die sich spürbar aufs balancing in Multiplayerspielen auswirken sind natürlich da nicht inkludiert, ich rede hier von den kosmetischen Items ala TF2.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 14. Jun 2016, 11:47
von derFuchsi
Da es im Podcast ja hauptsächlich darum ging dass hier Kindern das Geld aus der Tasche gezogen wird... ich spiele solche Spiele ja nicht aber rein technisch ist das doch so dass man bei diesen Plattformen ein Konto angeben muss womit man bezahlt oder auflädt. Man kann ja schlecht sein Taschengeld in den PC stecken. Wie funktioniert das denn technisch mit dem bezahlen z.B. bei Overwatch?

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 14. Jun 2016, 11:49
von cptCaps
Void hat geschrieben: Bevor es hier wieder jemand falsch versteht: ich kritisieren NICHT Blizzard/Activision, jeder Publisher hat das Recht seine Spiele zu finanzieren wie er möchte.
Ich kritisiere hier die Medien, insbesondere die unkritischen Spielemagazine, welche dem Kunden Mikrotransaktionen in Vollpreisspielen als normal verkaufen oder aus der Publishersicht argumentieren.
Wobei es schon Beispiele gibt bei denen Kritik angebracht wäre (Dead Space 3).

Bei Overwatch verstehe ich die Kritik wirklich nicht. Ich habe noch nie Ingame Gegenstände gekauft und selbst DLCs nur äußersten selten (die großartigen Burial at Sea für Bioshock 3, jeden Cent wert)
Aber bei Overwatch habe ich noch nciht einmal das geringste Verlangen welche zu kaufen, da ich mich bei jedem Levelaufstieg freue die Kiste auspacken zu dürfen. Wenn ich schon durch gekaufte Kisten Skins hätte dann gäb es ja keine Belohnungen mehr auf die man wartet.

Und das GS-Auspack Video kann man auch als journalistische Aufklärung betrachten: Sie zeigen was man für das Geld erhält. Es ist also ein Produkttest was ja exakt das ist was ich von dem Medium erwarte.
Ja man hätte auch eine Tabelle veröffentlichen können von der Strichliste die in dem Video geführt wurde, aber das wäre ja langweilig.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 14. Jun 2016, 11:53
von cptCaps
derFuchsi hat geschrieben:Da es im Podcast ja hauptsächlich darum ging dass hier Kindern das Geld aus der Tasche gezogen wird... ich spiele solche Spiele ja nicht aber rein technisch ist das doch so dass man bei diesen Plattformen ein Konto angeben muss womit man bezahlt oder auflädt. Man kann ja schlecht sein Taschengeld in den PC stecken. Wie funktioniert das denn technisch mit dem bezahlen z.B. bei Overwatch?
Overwatch ist an den Blizzard Battlenet Launcher gekoppelt (über den man wiederum das Spiel kaufen kann bzw vermutlich die meisten auch gemacht haben werden, da es dort 20€ günstiger war als im Handel)
Und das Battlenet ist Account gebunden und die wiederum kann man entweder per Paypal oder Kreditkarte ODER Kinderfreundlich per Prepaid Karten von Saturn/Real mit Geld versorgen

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 14. Jun 2016, 11:55
von Void
Diese Analogie zum Konzert passt eher:
Ich gehe zum Konzert und darf mir einen Song mehr anhören, wenn ich auch nochmals extra gezahlt habe. Alle anderen dürfen dann gehen, außer die haben bereits 8 Stunden vor dem Einlass gestanden :)

Wie in meinem letzten Absatz bereits erwähnt, wollte ich nicht Blizzard oder Overwatch kritisieren, es geht mir nur um den Umgang der Medien mit Mikrotransaktionen in Vollpreisspielen.
cptCaps hat geschrieben: Und das GS-Auspack Video kann man auch als journalistische Aufklärung betrachten: Sie zeigen was man für das Geld erhält. Es ist also ein Produkttest was ja exakt das ist was ich von dem Medium erwarte.
Ja man hätte auch eine Tabelle veröffentlichen können von der Strichliste die in dem Video geführt wurde, aber das wäre ja langweilig.
Deshalb habe ich ja auch "durch die Hintertür" geschrieben - das Video ist aber eindeutig auf Hype aufgebaut, nur umsonst dauert das Video 15 Minuten.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 14. Jun 2016, 12:03
von cptCaps
Habe ich wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass du differenzierst ;)

Mir ging es nur darum, dass ich die große Aufregung im Speziellen bei OW nicht verstehe weil das meiner Meinung nach der beste Weg ist.
Es sind hatl wirklich hauptsächlich andere Farben oder halt extrem einfallsreiche Skins.
Es wird niemand ausgeschlossen.
Das Beispiel mit dem Konzert und dem letzten Lied trifft jas viel eher auf Battlefield und CoD zu wo ich dann vom Server geschmissen werde weil die nächste Map in der Rotation nur in einem Addon/DLC verfügbar war. Aber da regt sich (zumindest habe ich in den letzten 5 Jahren oder wie lange das läuft nie etwas wahrgenommen) niemand auf weil der Kauf im Launcher abläuft statt über das Menü des Spiels.
Und auch die Waffen bei Battlefield können sowohl gekauft (Booster Pack) als auch freigespielt werden, mit dem Unterschied dass es hier halt einen Vorteil im Spiel gibt.

Oder anders ausgedrückt:
Meine Freunde und ich kaufen uns Overwatch und Battlefield.
Jeder Euro den meine Freunde in OW ausgeben macht das Spiel für mich als nicht-Ingame-Käufer besser weil sie mit anderen Skins rumlaufen die das Match bunter machen.
Jeder Euro den die anderen in Battlefield ausgeben macht das Spiel für mich als ... schlechter weil ich aus dem Match fliege wenn ich die Zusatzkarte nicht habe/ die andern mehr taktische Möglichkeiten haben.

Tut mir leid dein medienkritisches Argument jetzt so zerredet zu haben aber mich interessiert wirklich warum die Diskussion auch bei Gamestar jetzt so hochgekocht ist wenn es doch sehr viel schlimmere Beispiele gab die einfach abgenickt wurden.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 14. Jun 2016, 12:06
von Dostoyesque
Void hat geschrieben: Ich gehe zum Konzert und darf mir einen Song mehr anhören, wenn ich auch nochmals extra gezahlt habe. Alle anderen dürfen dann gehen, außer die haben bereits 8 Stunden vor dem Einlass gestanden :)
Das kommt jetzt echt aufs Spiel an. Einen extra Privatsong auf einem Konzert würde ich nie mit einem von hundert kosmetischen Items gleichsetzen, das man ohnehin kaum sieht und die Erfahrung insgesamt nicht besonders beeinflusst.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 14. Jun 2016, 12:13
von Dostoyesque
Axel hat geschrieben:Das wird es aber ohne gesetzliche Regelung der EU nicht geben, denn damit würde man sich ja ins eigene Fleisch schneiden.
Der Vergleich mit Merchandise hinkt übrigens. Denn Merchandise bei einem Konzert kann ich mir mit nach Hause nehmen. Davon habe ich dauerhaft was!
Oooh, da möcht ich sowohl dir als auch Jochen (der eine ähnliche Bemerkung im Pod herausgelassen hat) vehement widersprechen. TF2 Spieler haben dauerhaft was von ihren Hüten. Virtueller Besitz ist auch Besitz, sonst gäbs sowas wie Internetpiraterie nicht. Bei TF2 im Speziellen hab ich einen Steamfreund, der Hüte im Wert von 30000$ besitzt. Nicht, weil er so viel Geld ins Spiel gesteckt hat, sondern weil das crafting System und der Markt eben die Preise so gestaltet haben. Da haben sich die Spieler selbst einen Marktplatz geschaffen, mit dem Valve so nie gerechnet hätte. Die wollten nur paar extra Dollar. Manche können mit ihrem virtuellen Besitz, von dem sie "nichts dauerhaftes haben" ein Haus bauen. Bei TF2 gibts anerkannte Sammler und vertrauenswürdige Händler, Schummler und Schieber. Ist ein ökonomischer Mikrokosmos. Die haben mehr von ihren Hüten als ich jemals von meinem Konzertmerchandise hatte.

Die Einstellung, dass nicht-virtueller Besitz mehr wert ist ist finde ich doch recht "herablassend". "Nicht dauerhaft" ist auch ein relativ schwaches Argument. Von einem Apfel hab ich auch nich dauerhaft was, trotzdem kauf ich ihn. Wir kaufen jeden Tag Nahrungsmittel und vor allem auch Verbrauchsmittel, die nicht ewig Bestand haben. Macht die Dinge nicht wertlos. Merchandise geht kaputt, ein Trikot leiert aus, das Bier im Stadion wird ausgetrunken, ein Poster wird im Vorbeigehen durchgerissen. Nur weil etwas greifbar ist und zu Hause wertlos werden kann heißt das nicht, dass es die bessere Investition ist. Desweiteren: virtuelle Hüte leiern nicht aus, färben nicht ab und sind damit einfacher gebraucht zu verkaufen. Klar - irgendwann sind auch die TF2 Hüte wertlos, wenn das Spiel nicht mehr populär ist, aber so läuft das nun Mal bei Konsumgütern. Ein neues Auto erlebt beim Kauf, ohnen einen einzigen Meter gefahren zu haben, bereits einen Wertverlust von mehreren tausend Euro.

Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Verfasst: 14. Jun 2016, 12:27
von Vinter
Dostoyesque hat geschrieben:Wenn man dieses Detail korrigiert und wenn man hier eine harte Kindersperre etabliert, die nur von den Eltern aufgehoben werden kann (keine unmotivierte Kindersicherung), dann ist das System meines Erachtens fair game.
Der Unterschied ist, dass es eine Lotterie ist - und zwar bewusst. Du kaufst dir ja nicht das eine Bandshirt, was dir gefällt, sondern du zahlst erstmal 15€ und hoffst, dass das Bandshirt dass du willst in der richtigen Größe dabei ist.

Und ich finde, Andre und Jochen haben da eine kluge Sache gesagt: Warum ist das eigentlich nicht gesetzlich geregelt? Du darfst hier nicht mal eine Schaukel aufstellen ohne Baugenehmigung, aber die Blagen dürfen ohne wenn und aber F2P Titel konsuminieren, deren Fundement nicht etwa Gameplay und Szenario sind, sondern die Überlegung, mit welchen Methoden man die Leute möglichst geschickt dazu manipulieren kann, Geld auszugeben. Und das finde ich in der Klarheit, in der die beiden das auf den Punkt gebracht haben, ehrlich gesagt erschreckend.

Nur: Das ganze ist ein internationaler Markt. Wenn wir unseren Abgeordneten schreiben wird das höchstens darauf hinauslaufen, dass wir uns via Netzsperren von den Produkten abschneiden - und zwar nicht nur F2P, sondern auch Vollpreis, in denen ists ja auch schon drin. Ein deutscher Alleingang wird hier nichts bewirken, du glaubst doch wohl nicht, dass es dann extra eine deutsche Version ohne Ingameshop geben wird? Ergo: Das ganze muss auf europäischer Ebene stattfinden, nur dann ist der Markt groß genug, um den Publishern effektiv etwas entgegen zu setzen.