Ich spiel mal des Teufels Advokaten, weil ich finde, dass das Wort "frei" in der Bezeichnung "freier Markt" hier viel zu wörtlich hergenommen wird.Vinter hat geschrieben:Mit Unterwanderung des Marktes meinte ich jetzt: Dem Kunden vorschreiben wo er einkauft, zu welchem Preis und ihn ggf. am Weiterverkauf hindern. Das sind für mich unlautere Methoden, gegen die Natur des Marktes.derFuchsi hat geschrieben: Von Unterwanderung des Marktes würde ich übrigens nicht unbedingt reden. Wenn ich jetzt mal die 35€ für Doom nehme dann gehe ich mal davon aus dass dies im Herkunftsmarkt des Keys ungefähr das Äquivalent zu den aktuellen 59€ hierzulande ist.
Generell war der Videospielmarkt auch lange Zeit so, wie ihn sich viele wünschen, bis die Kunden mit Raubkopien den Markt unterwandert haben, womit "der Markt" auch nicht gerechnet hat. Gewissermaßen hat man sich das selbst eingebrockt.
Desweiteren ist Software nicht das einzige Feld, in dem der Weiterverkauf verhindert wird. Bei Produkten mit limitiertem Kontingent (z.B. Tickets für ein Bundesligaspiel) war es bis vor kurzem auch strengstens untersagt, Tickets weiterzuverkaufen und sogar nach dem berühmten Gerichtsspruch (denke der HSV war damals involviert) gibt es gewisse Grenzen (man darf das nicht zu oft machen, sonst läuft man Gefahr, dass der Verkauf als gewerblicher Verkauf gewertet wird, was nicht erlaubt ist) (man darf das Ticket auch nicht zu einem teureren Preis verkaufen, etc.). Andere Tickets, wie z.B. Jahreskarten für Museen und Jahrestickets für öffentliche Verkehrsmittel sind auch personengebunden. Wenn du eine Party schmeißt und Bier verkaufen willst, darfst du das auch nur zum Einkaufspreis, sonst brauchst du einen Gewerbeschein. Oder du nennst den Spaß "freiwillige Spenden".
Will nicht sagen, dass mich das alles begeistert, aber dieses Märchen, dass das im "freien Markt" undenkbar ist, sowas sonst nirgendwo passiert ist und nicht dem Markt entspricht ist schlichtweg genau das - ein Märchen. Klar ist der Verkauf eines Steamspiels aus der Bibliothek deutlich schwieriger zu bewerkstelligen als der Verkauf von Bier, aber nichtsdestotrotz kann man auch in einem freien Markt nicht alles mit seinem Hab und Gut machen was man so will (und das scheinst du zu suggerieren). Auch ein Unternehmen kann übrigens nicht einfach irgendwas irgendwo auf den Markt stellen, auch hier gibt es (je nach Branche mal mehr und mal weniger) strenge (EU-)Auflagen. Der Markt ist auch auf Seiten der Produzenten durchaus limitiert. Die Idee, dass der Kunde immer gearscht ist und die großen Unternehmen machen können was sie wollen ist sehr einfach. Im Bereich der Medizin dauert es z.B. im Schnitt 20-25 Jahre, bis ein Chemotherapeutikum zugelassen wird. Es darf in vielen Ländern eben nicht jeder Scheiß auf den Markt kommen, weswegen es auch so viele Sorgen bzgl dem TTIP gibt.
Nur weil sich ein Markt "frei" nennt bedeutet das nicht, dass jeder Beteiligte sämtliche Freiheiten hat oder haben soll. Alle Freiheiten kennen ihre Grenzen. Deutschland rühmt sich auch mit dem Slogan "Einigkeit und Recht und Freiheit", hier wird auch niemand gleich semantisch und beschwert sich darüber, dass man nicht jede Freiheit hat. Auch der zitierte Erschöpfungsgrundsatz kennt seine Grenzen, vor allem sobald das Wort "Lizenz" ins Spiel gebracht wird.
Das alles war jetzt nicht besonders konkret auf den Verkauf von Videospielen (bzw. Videspiellizenzen?) bezogen, aber ich wollte mal gesagt haben, dass der Hinweis auf das Wort "frei" in einer Phrase einem nicht gleich einen Freifahrtschein gibt, da sich ja doch viele auf die Bezeichnung "freier Markt" eingeschossen haben. Auch ein freier Markt ist massiv eingeschränkt, wobei es sicherlich noch Lücken gibt, die es zu füllen gibt (siehe Kinderarbeit, schlechte Arbeitsverhältnisse etc.). Man kann auch durchaus diskutieren, ob gewisse Einschränkungen in Ordnung gehen oder nicht (wie z.B. eben der eingeschränkte Weiterverkauf von Steamspielen), aber sich hier auf ein semantisches Detail zu stürzen, das in der Realität ohnehin so nicht existiert ist mMn unsinnig. Mir persönlich graust es vor einem absolut freien Markt in dem jeder machen kann, was er will. Pfui Teufel, würds da hässliche, lebensgefährliche Sachen geben. Die Homöopathie hat jetzt schon zu viele Freiheiten, imho.