Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Benutzeravatar
ragdel
Beiträge: 386
Registriert: 9. Jul 2016, 13:12

Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von ragdel »

Ich fand das eine sehr interessante Folge.
Es handelt sich da immer noch über ein Thema was zwar jeder kennt und vermutlich auch alle Erfahrungen mithaben, aber niemand da so wirklich drüber spricht.

Da tut es sehr gut, wenn sowas mehr in die Öffentlichkeit gezogen wird.
Ich habe mich da auch in manchen Punkten wiedergefunden.
Wobei die Belastung für Selbstständige Personen sicher noch viel stärker ist, da dort auch immer dieses existenzbedrohende mitschwingt.
Als normaler MA im öffentlichen Dienst ist da manche Krise noch entspannter, da man seinen Job eigentlich sicher hat.

Aber gerade nach dem Ende der Folge mache ich mir nun doch etwas Sorgen um Andre. Manche Punkte haben sich echt düster angehört.

Fand den Hinweis von euch auch sehr gut mit der psychischen Hilfe. Das wird immer noch mit einer zu großen Scham behandelt.
Gerade bei uns in der Verwaltung wird darüber nur hinter vorgehaltenen Händen getuschelt, dass vielleicht MA XY eine Depression oder so hat.
Aber es gibt Hilfe und niemand muss sich dafür schämen!

Vielen Dank für diese tolle Folge!
Mauswanderer
Beiträge: 2679
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Mauswanderer »

Möchte mich da auch für bedanken! Gerade dieses "Zurückblicken" auf viele alte (vermeintliche) Fehltritte als starke emotionale Verstärkung eines aktuellen (vermeintlichen) Fehlers, oft einer Lappalie, kenne ich selbst sehr gut und hab mich schon öfter gefragt, ob das anderen auch so geht. So richtig ein Mittel dagegen habe ich für mich nie gefunden, zumal das auch immer sehr unvermittelt und reflexartig hochkommt.
Benutzeravatar
Jon Zen
Beiträge: 2867
Registriert: 10. Jul 2017, 02:51
Wohnort: Hessen

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Jon Zen »

Zur kleinen "omg" Nebendiskussion:
In ICQ Zeiten hatte man omg meist positiv konotiert, im Sinne der positiven, belustigten Überraschung:
A: Und dann!
B: Was dann?
A: Dann ist er um die Ecke gerannt und auf dem nassen Boden ausgerutscht.
A: Genau zwischen die Beine von unserem Lehrer!
A: Und hat dessen Tasche umgetreten! Mit den dreckigen Schuhen!
B: omg
Heute wird "omg" meistens im Sinne von "ich kann nicht glauben, was du/er/sie Dummes getan hast/t / machst/macht" verwendet, besonders im Bereich der Multiplayerspiele.

Zum Beispiel bei League of Legends bei der Heldenauswahl, wenn der Supporter einen Trollpick auswählt, obwohl der ADC ein ordentliches Match spielen will. Dann kommt sowas:
Supporter has picked Dr. Mundo.
ADC: omg
Soweit mein Verständnis des Ausdrucks von "omg". :D
https://steamcommunity.com/id/Jon-Zen/ | Unsere Biervorräte schwinden dahin, Sire!
Maestro84
Beiträge: 741
Registriert: 10. Feb 2016, 17:42

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Maestro84 »

Nichts ist schlimmer als der eigene Kritiker. Ich bin auch so einer und ziehe mir so mein Selbstwertgefühl schnell runter. Man müsste viel lockerer werden mit dem Alter.
RaketenAndy
Beiträge: 1
Registriert: 26. Jun 2021, 13:30

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von RaketenAndy »

Boah André,

ich fühl das so, was du da von dir gegeben hast. Vor allem wenns um Kritik von Leuten geht, die von der Materie in der man selber Experte ist, keine Ahnung haben.
Du bist nicht allein. Danke, dass ich hören durfte, dass ich damit auch nicht allein stehe.
Grüße
Andy 8-)
Benutzeravatar
Kesselflicken
Beiträge: 1601
Registriert: 18. Aug 2016, 15:20
Wohnort: Sachsen-Anhalt

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Kesselflicken »

Auch von mir ein herzliches Danke. Tut gut zu hören, dass auch Prominente ( ;) )wie ihr Probleme wie du und ich haben. Ganz im ernst: ich hatte und habe auch hin und wieder mit solchen Gefühlen zu kämpfen. Bei mir hilft Gott sei Dank die Strategie "aus dem Kopf raus erzählen" und habe da mittlerweile 2-3 vertraute Menschen, die wissen wie sie dsmi umgehen können. Sehr wichtig für mich, da ich leider auch noch die Angewohnheit habe, bei diesen Berichten lauter zu werden. 😅
Benutzeravatar
Ranor
Beiträge: 391
Registriert: 1. Sep 2016, 22:11

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Ranor »

Vielen Dank für eure ehrlichen Worte. Und vielen Dank für das komplette Projekt - ihr seid einfach alle ganz wunderbar.
Got a job for you, 621.
Darket
Beiträge: 6
Registriert: 23. Mär 2022, 20:09

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Darket »

Habe den Podcast gerade gehört. Passte heute zu meinem Tag. Musste mir eine moralisch und fachlich vollkommen gerechtfertigte Kritik im Job anhören und habe mich maßlos geärgert. Über mich. Dabei lag der Ausgangsfehler gar nicht bei mir, aber ich war so blöd, mir die Information von jemandem, der keine Ahnung hat und gerne Arbeit abwälzt, einfach zu eigen zu machen und in die Welt zu blasen. Die Reaktion der Welt (also einer Person), bestand darin mich anzurufen und mir deutlich verärgert und zu recht zu erklären, dass ich Scheiße erzählt habe. Mittlerweile bin ich zu Hause und bin weiterhin sauer auf mich selbst, weil ich einen anderen Anspruch an mich habe und den Mist nur schnell loswerden wollte. Für gewöhnlich bin ich der Typ, der anderen (also in den Sachen um die es da ging) erklärt, dass sie Quatsch erzählen und jetzt gefälligst ihren Job machen sollen. Sowas passt also nicht in mein Selbstbild. Habe mir für morgen vorgenommen, entweder eine Mail zu schreiben oder anzurufen und in aller Form um Entschuldigung zu bitten. Ich halte sowas sonst nur ganz schlecht aus und muss schon allein für meinen Seelenfrieden da sowas dann als Abschluss machen. Zumal ich ja völlig einsehe, dass ich einfach unrecht hatte. Ändert am Ergebnis letztlich nichts, aber mir hilft es tatsächlich oftmals weiter, wenn ich dazu stehe. Zumal das offenbar so wenig selbstverständlich ist, dass das Gegenüber das oftmals auch sehr stark wertschätzt.

Aber um da gedanklich hinzukommen kam dieser Podcast heute zur rechten Zeit. Meinen Dank dafür, ich glaube der Podcast hat dazu beigetragen, dass ich heute Nacht besser schlafe - also wenn die Tatsache, dass es heute auch nachts nicht deutlich unter 30 Grad abkühlen wird das nicht sowieso verhindern sollte.
Benutzeravatar
Axel
Beiträge: 4170
Registriert: 1. Jul 2018, 20:43
Wohnort: Chemnitz & Erzgebirge

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Axel »

ICH FÜHLE SO MIT DOM!!!

Dieses "Interessiert keinen" habe ich, als ich noch journalistisch tätig war, sooooooo häufig gehört!

Bitte mach das Schul-Thema als Podcast. Gerade Digitalisierung! Ich kann Dir auch nen guten Podcaster genau dazu empfehlen, also zu Schule und Digitalisierung: Thomas Brandt aus Bamberg! Selbst Lehrer, Podcaster und in Sachen Digitalisierung und Schule sehr umtriebig! Schließ Dich mal mit dem kurz: https://chaos-media.de/ueber-mich/

(Gerade auch sein Lernfragen Podcast ist sehr nice!)

Da würde was ganz tolles für The Pod entstehen!
SirGaiwan&TheGreenT
Beiträge: 1502
Registriert: 3. Apr 2022, 17:55

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

Ist es ein "Sodom!" oder "So, Dom!"? Vor dem Spiegel kann das einen Unterschied machen. :ugly:

Vielen Dank euch beiden für das offene und ehrliche Gespräch. Manches von dem Gesagten kam mir bekannt vor, anderes wiederum weniger. Es war auch schön, dass ihr über eure unterschiedlichen Bewältigungsstrategien geredet habt. Stellenweise musste ich bei Doms Ausführungen an die geistigen Übungen der Stoiker und anderer hellenistischer Schulen denken, wie die täglichen Selbstbetrachtungen, die ja eine Mischung aus Tagebuch und kurzen persönlichen Essays waren.

(BTW: Mit Modern Stoicism gibt es heute eine aus Exeter ausgehende Zusammenarbeit von Philosophen und Psychotherapeuten, die versuchen Teile der Stoa für die heutigen Gegebenheiten als (Eigen-)Therapieform fruchtbar zumachen. Dabei geht es unter anderem auch um den Umgang mit Selbstzweifeln und negativen, auf sich selber bezogenen Gefühlen.
Benutzeravatar
Desotho
Beiträge: 5549
Registriert: 13. Dez 2016, 19:05
Kontaktdaten:

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Desotho »

Autosuggestion: “Du wirst jetzt richtig Gas geben mit quietschenden Reifen! Nichts wird dich aus der Kurve werfen!"
El Psy Kongroo
Benutzeravatar
EchnaTron
Beiträge: 271
Registriert: 21. Jun 2017, 12:20

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von EchnaTron »

Mal wieder eine schöne Folge mit durchaus vertrauten Problemen :-). Ich kann mich übrigens bei der Frage nach "Befehlsempfänger oder Befehlsgeber" quasi beiden anschließen.

Andrés Position ist grundsätzlich auch die meine. Wenn mir ein Vorgesetzter sagt, dass ich was machen soll, was sich dann im Nachhinein als dumm herausstellt, dann ist aber auch der schuld, dass da was schief gegangen ist und nicht ich. Das lässt man sich dann immer schön alles schriftlich geben und ist aus dem Schneider, solange man vorher remonstriert hat, wie der Beamte sagt :-).
Zusätzlich kann ich nachvollziehen, dass es durchaus stressiger sein dürfte, wenn man selbst derjenige ist, der die Anweisungen geben muss, eben aus der oben schon gezeichneten Problematik heraus und auch deswegen, weil man in der Situation ja verantwortlich ist für andere Menschen. Sprich: Im Zweifelsfalle leiden andere darunter, wenn ich Scheiße baue.

Bin ich Dom, habe meinen Podcast, bei dem ich Präsident und einziges Mitglied bin, dann bin ich nur für mich selbst verantwortlich und wenn ich dann mal mit etwas scheitere, dann kann ich zwar böse auf mich selbst sein, aber zumindest muss ich mich nur vor mir selbst rechtfertigen und nicht vor anderen.

Wahrscheinlich ist die Essenz dieser Überlegung wie so häufig: Hat halt alles seine Vor- und Nachteile :D
Benutzeravatar
Filusi
Beiträge: 927
Registriert: 31. Aug 2016, 20:43

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Filusi »

Schöne Folge!

Am Anfang habe ich versucht nachzuvollziehen, obs mir in gewisser Weise ähnlich geht und konnte zuerst keine direkten Beispiele finden, obwohl ich so ein gewisses unterbewusstes Gefühl hatte.

Dann mit fortlaufender Dauer des Podcasts kamen eigene Beispiele so langsam wieder hoch und ich machte den Podcast erstmal aus und reflektierte über meine eigenen Sachen und dann kamen in immer schnelleren Abständen weitere hinzu. ^^

Danke... 🤪
🥳

Nee im Ernst, man ich habe mir sogar mal aus Wut meinen Pulli von oben bis unten kaputt gerissen, weil ich die Bude von meinem Onkel und meiner Schwester, die mich aufgenommen hatten, fast vollständig in Brand gesetzt hatte. Ich habs Gott sei Dank rechtzeitig gemerkt und letztendlich hatte nur etwas vom Schreibtisch, der halbe Fernseher und die Diskettenbox meines Amigas etwas abbekommen, das Zimmer und der Flur mussten aber wegens Rauch trotzdem renoviert werden.

Oder wo ich den Führerschein wegens Suff also eigener Blödheit verloren hatte, oder, oder...

Aber wenn man so im Nachhinein so drüber schaut. Lebe geht weiter und irgendwie schaft man alles zu überstehen.

Auch rechnet man meist gar nicht mit der Nachsicht mancher Personen und lernt sie dadurch erst richtig kennen.
Zuletzt geändert von Filusi am 21. Jul 2022, 15:07, insgesamt 1-mal geändert.
Nynquist
Beiträge: 6
Registriert: 21. Jul 2022, 14:44

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Nynquist »

Grüße ihr Lieben,

die Folge fand ich Klasse, habe mich aber extra im Forum (und das nach 3 Jahren Backer) angemeldet, um mal etwas zu sagen.

Ich konsumiere euren Podcast nicht unbedingt wegen der Inhalte, sondern eher wegen eurer Professionalität und Herangehensweise an die Themen. Ich mag es einfach, wie ihre Themen auseinandernehmt und eure Gedanken schlüssig erklärt. Kudos!
Als Dom die ersten Male zu hören war, war es ein Bruch mit der Gewohnheit. Anfangs war er tatsächlich noch etwas schüchterner und ich wusste nicht wohin mit ihm. Spätestens nach der DS-Diaries (habe Soulslike auch wegen euch entdeckt) gehört er für mich fest dazu.

Mir ist aber damals schon aufgefallen: Ja, eure Zuhörer und ihr Podcaster haben eine Beziehung, aber ich glaube, meine Beziehung zu euch ist eine grundsätzlich andere als umgekehrt. Ihr begleitet mich fast Jeden Tag und ich freue mich regelrecht von euch zu hören. Ich kenne eure Art, ich weiß was ihr magt, was ihr gerne trinkt, wie ihr dahingekommen seid wo ihr jetzt seid, wo ihr in etwa wohnt, welche Haustiere ihr habt, wie euer Beziehungsstatus ist usw. usf.
Wenn euch Jemand also einmal kritisiert, dann vielleicht eher in der Richtung "Da wir ja bereits seit Jahren Freunde sind". Aus eurer Sicht ist das natürlich etwas ganz anderes, wir sind für euch Fremde in einer großen Gruppe. Das ist auch als Zuhörer wichtig zu verstehen.

Auch ich habe Dom mal auf Twitter geschrieben. Meine Fragen an ihn waren damals nachforschend zu einem seiner Reportagen zum Crunch und als Ingenieur und Projektleiter hätten mich einige dieser Aspekte der Branche sehr interessiert. Hatte mir persönlich einen Austausch erhofft, in dem er mir erklärt hätte, dass das eh keiner hören will ;-)
Aber Dom hat mir nie geantwortet. Damals muss ich ehrlich zugeben, hat mich das ziemlich angefressen, aber reinversetzend in seine Situation kann ich das schon verstehen.

BG,
N.

P.S. Team Katze
Tripster
Beiträge: 381
Registriert: 16. Jul 2020, 08:51

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Tripster »

Danke für die Folge!

Ihr seid echt eine super Kombi. Egal über was ihr redet, es ist immer bereichernd euch zuzuhören.
Benutzeravatar
bluttrinker13
Beiträge: 4879
Registriert: 4. Jun 2016, 22:44

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von bluttrinker13 »

Nynquist hat geschrieben: 21. Jul 2022, 14:58 Mir ist aber damals schon aufgefallen: Ja, eure Zuhörer und ihr Podcaster haben eine Beziehung, aber ich glaube, meine Beziehung zu euch ist eine grundsätzlich andere als umgekehrt. Ihr begleitet mich fast Jeden Tag und ich freue mich regelrecht von euch zu hören. Ich kenne eure Art, ich weiß was ihr magt, was ihr gerne trinkt, wie ihr dahingekommen seid wo ihr jetzt seid, wo ihr in etwa wohnt, welche Haustiere ihr habt, wie euer Beziehungsstatus ist usw. usf.
Wenn euch Jemand also einmal kritisiert, dann vielleicht eher in der Richtung "Da wir ja bereits seit Jahren Freunde sind". Aus eurer Sicht ist das natürlich etwas ganz anderes, wir sind für euch Fremde in einer großen Gruppe. Das ist auch als Zuhörer wichtig zu verstehen.
Das ist ein super ausformulierter und wichtiger Punkt. Es ist vorteilhaft für beide Seiten, das zu verstehen.

Als Anmerkung, die Beziehung zwischen Podcast Hörern und Podcastern kann man wissenschaftlich als parasoziale Beziehung fassen oder darunter packen.

Andre, da du ja psychologisch interessiert bist, ist das vielleicht interessant für dich: https://en.wikipedia.org/wiki/Parasocia ... Podcasters
Benutzeravatar
EchnaTron
Beiträge: 271
Registriert: 21. Jun 2017, 12:20

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von EchnaTron »

bluttrinker13 hat geschrieben: 21. Jul 2022, 15:06
Nynquist hat geschrieben: 21. Jul 2022, 14:58 Mir ist aber damals schon aufgefallen: Ja, eure Zuhörer und ihr Podcaster haben eine Beziehung, aber ich glaube, meine Beziehung zu euch ist eine grundsätzlich andere als umgekehrt. Ihr begleitet mich fast Jeden Tag und ich freue mich regelrecht von euch zu hören. Ich kenne eure Art, ich weiß was ihr magt, was ihr gerne trinkt, wie ihr dahingekommen seid wo ihr jetzt seid, wo ihr in etwa wohnt, welche Haustiere ihr habt, wie euer Beziehungsstatus ist usw. usf.
Wenn euch Jemand also einmal kritisiert, dann vielleicht eher in der Richtung "Da wir ja bereits seit Jahren Freunde sind". Aus eurer Sicht ist das natürlich etwas ganz anderes, wir sind für euch Fremde in einer großen Gruppe. Das ist auch als Zuhörer wichtig zu verstehen.
Das ist ein super ausformulierter und wichtiger Punkt. Es ist vorteilhaft für beide Seiten, das zu verstehen.

Als Anmerkung, die Beziehung zwischen Podcast Hörern und Podcastern kann man wissenschaftlich als parasoziale Beziehung fassen oder darunter packen.

Andre, da du ja psychologisch interessiert bist, ist das vielleicht interessant für dich: https://en.wikipedia.org/wiki/Parasocia ... Podcasters
Ich denke, das ist auch der Grund, warum ich mich nur sehr selten dazu herablasse, irgendwelche Posts zu verfassen oder andere Posts zu kommentieren, gerade auf Facebook oder sonstigen Plattformen. WENN, dann mache ich das eigentlich nur hier im Forum und das liegt wahrscheinlich daran, dass hier eine (natürlich nur gefühlt) etwas weniger anonyme Masse herrscht als anderswo.

Denn was häufig passiert ist, dass ich etwas lese, das jemand anderes gepostet hat, habe dazu eine starke Meinung und habe reflexartig vor, etwas dazu zu sagen oder etwas richtig zu stellen oder dergleichen. Dann schweben meine Finger schon über den Tasten und mit einem Mal wird mir schlagartig klar: "Alter, du kennst keinen der Menschen hier, das ist einfach nur eine anonyme Masse an seltsamen Nicknames. Keinen dieser Typen wirst du je treffen und nichts, was die hier posten hat irgendeine Auswirkung auf dich, dein Leben oder deine Welt. Das ist deine Zeit und Muskelkraft nicht wert." Und dann verlässt mich sofort jede Motivation und ich vergesse, dass ich jemals etwas schreiben wollte :D.

Hier ist das alles LEICHT anders, denn auch wenn die allermeisten hier Anwesenden für mich genauso anonym sind und die Caster mich genauso wenig kennen wie jeder Andere im Internet, gibt es auf meiner Seite halt durch die lange Begleitung meines Lebens eine Art Beziehung, die alles ein bisschen "deanonymisiert". Plus weiß man natürlich, dass sich hier alle unter einem gemeinsamen Interesse vereinen, das macht auch alles nochmal ein bisschen anders.

Und dass alle vier Caster offensichtlich einen tollen Job machen, sieht man schon daran, dass wahrscheinlich jeder von ihnen irgendwelche Angewohnheiten hat, die mir TIERISCH auf den Sack gehen und trotzdem höre ich mir fast jeden Podcast komplett an :D. Sei das die patentierte peschkesche Quäkstimme oder Jochens seit einigen Monaten sehr überpräsentes "ein" bzw. "so ein". Oder Sebastians furchtbare Aussprache von "à propos" oder Doms...OK, bei Dom fällt es mir ehrlicherweise schwer, gerade etwas zu finden, was mich nervt, aber warte ab, das kommt auch noch :D. Aber ihr seid trotzdem alle miteinander geil.
TriBoon
Beiträge: 113
Registriert: 11. Jan 2017, 22:24
Wohnort: St.Gallen, Schweiz.

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von TriBoon »

bluttrinker13 hat geschrieben: 21. Jul 2022, 15:06
Nynquist hat geschrieben: 21. Jul 2022, 14:58 Mir ist aber damals schon aufgefallen: Ja, eure Zuhörer und ihr Podcaster haben eine Beziehung, aber ich glaube, meine Beziehung zu euch ist eine grundsätzlich andere als umgekehrt. Ihr begleitet mich fast Jeden Tag und ich freue mich regelrecht von euch zu hören. Ich kenne eure Art, ich weiß was ihr magt, was ihr gerne trinkt, wie ihr dahingekommen seid wo ihr jetzt seid, wo ihr in etwa wohnt, welche Haustiere ihr habt, wie euer Beziehungsstatus ist usw. usf.
Wenn euch Jemand also einmal kritisiert, dann vielleicht eher in der Richtung "Da wir ja bereits seit Jahren Freunde sind". Aus eurer Sicht ist das natürlich etwas ganz anderes, wir sind für euch Fremde in einer großen Gruppe. Das ist auch als Zuhörer wichtig zu verstehen.
Das ist ein super ausformulierter und wichtiger Punkt. Es ist vorteilhaft für beide Seiten, das zu verstehen.

Als Anmerkung, die Beziehung zwischen Podcast Hörern und Podcastern kann man wissenschaftlich als parasoziale Beziehung fassen oder darunter packen.

Andre, da du ja psychologisch interessiert bist, ist das vielleicht interessant für dich: https://en.wikipedia.org/wiki/Parasocia ... Podcasters
Danke an euch beide, Bluttrinker und Nynquist. Ich hatte in den letzten Mailbag eine ähnliche Frage hineingeworfen, die leider nicht gezogen wurde. Wie unsere Podcaster damit umgehen, dass da draussen sie viele besser kennen als umgekehrt (und wie es ist, wenn diese mal aufeinandertreffen). Vielleicht stelle ich die nochmals... ob ich die in eine Gedichtsform pressen kann? ^^

Und an Echnatron, kenne ich zu gut. Das hier ist der 3.Anlauf an den Thread zu antworten. :oops:

Und zur Folge: es war schön euch zuzuhören (hab es grad zum 2ten Mal gehört) und zu merken, heh, nicht nur ich bin manchmal einfach ein Depp, sondern andere auch. Danke dafür ;)

Ich glaube, Film und Fernsehen haben da einen grossen Anteil, dass Scheitern so "Schlimm" ist und nicht sein darf. Dass es für diese eine Szene 78 Wiederholungen brauchte, sieht man ja nicht, sondern das beste Ergebnis wird 1x präsentiert. Warum also verdammt nochmal schaff ich das nicht auf Anhieb...? Geht ja anscheinend.

Gruss
Tri
Ich hasse Leute die mitten im Satz
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9834
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Andre Peschke »

bluttrinker13 hat geschrieben: 21. Jul 2022, 15:06 Andre, da du ja psychologisch interessiert bist, ist das vielleicht interessant für dich: https://en.wikipedia.org/wiki/Parasocia ... Podcasters
Ist schon bekannt, aber danke dir trotzdem (also: auf dem Wikipedia-Level -> Für vertiefende Links bin ich offen). Die ganze Kiste ist generell sehr interessant, auch mit Blick auf möglichen "Missbrauch" dieses Vertrauensverhältnisses. Steve Bannon (Kurzfassung für die, denen der Namen nichts sagt: dummes Schwein aus dem rechten Spektrum in den USA, Ex-Trump-Berater, Ex-Breitbart) soll ja mal gesagt haben (ich glaube über Talk-Radio allgemein), dass es wenig bringt wenn man Leute auf einer Demo anschreit oder irgendwelche Kolumnen schreibt, aber wenn er den Leuten jeden Tag ins Ohr flüstern kann, kann er sie von allem überzeugen.

Wir waren ja am Anfang total überrascht, wie anders das Feedback auf den Podcast ausgefallen ist, im Vergleich zu unserer früheren Arbeit. Da war direkt spürbar, dass das ein intimeres Verhältnis produziert.

Andre
Voigt
Beiträge: 5702
Registriert: 14. Jun 2016, 14:43
Wohnort: Jena

Re: Feierabendbier: Über Selbstzweifel und dergleichen

Beitrag von Voigt »

Zum Theme Parasocial Relationship, bei den meisten Podcasts die ich auch länger höre betrifft mich das nur sehr wenig. Ich weiß halt viel von den Leuten, da es aber sonst nie Kontakt gab, ist das trotzdem ein distanziertes Verhältnis.

Bei ThePod isses halt schwieriger, weil neben den Podcasts hat man zudem auch direkte Kommunikation im Forum (und teils bissel im Skype in meinem Fall), wodurch eine Gegenseitigkeit entsteht. Zusätzlich dazu noch die paar Hörertreffen, sodass man sich zumindest mal persönlich gesehen und ganz kurz im RL geredet hat.
Trotzdem existiert halt das Ungleichgewicht von all den Podcasts, und die vergleichsweise spärlichen Informationen die die Podcaster über mich haben.
Oben drauf kommt das Wissen, dass das Podcast-Gespann viel zu tun hat und mit vielen Leuten redet, da will man sich nicht stärker aufdrängen.

Daher sehe ich das Verhältnis insbesondere zu Andre immer eher so als Gute Bekanntschaft bis zur Proto-Freundschaft. Keine echte Freundschaft, weil dafür ist Kontakt zu gering, aber theoretisch könnte eine Freundschaft schnell drauß werden, weil Fundament ist gelegt.


Ansonsten noch zu den großen Versagen in der eigenen Vergangenheit, glaube so doof es klingt, man wächst halt dran. Wenn ich in der Firma einen Unfall verursacht habe wodurch 3600€ flöten gegangen sind, für Ersatzteil und spontanen Servicetermin der gemacht werden muss, fühlt sich das in dem Moment schon scheiße an. Aber es geht halt weiter und kleinere Sachen stören dann dadurch weniger.

Zuletzt noch zu Selbst-Suggestion, bei mir funktioniert das ganz gut, aber in anderer Art als ihr beschrieben habt. Zum einen als ich noch aktiver das luzide Träumen verfolgt hatte, half Selbstsuggestion kurz vorm Einschlafen durchaus, um im Traum zu realisieren dass man träumt.
Anderseits kann Selbst-Suggestion auch negativ sein als Teil vom Nocebo-Effekt. "Argh mir geht es so scheiße, mir ist so übel ich muss gleich kotzen", wenn ich zulange so denke muss ich mich wirklich bald übergeben. Wenn ich solche Gedanken unterdrücke, gibt es gute Chance dass ich so durchkomme. Klar nie 100% sicher, das entscheidet der Körper schon selbst, aber man kann den Körper halt bissel psychisch nudgen.
Antworten