Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

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Terranigma
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Terranigma »

Tungdil1981 hat geschrieben: 27. Aug 2022, 10:57 Ob jemand auf Frauen / Männer oder beides steht ist zu 99% für die Geschichte unwichtig.
Das Gros aller gängigen Geschichten beinhalten (Liebes-)Beziehungen zwischen den Figuren. Welche Art von Konstellation dabei zustande kommen, hängt davon ab, wie die Figuren geschrieben werden - eben auch ihrer Sexualität. Ich habe vor einer Weile das Remake von Mafia beendet, und Sexualität - Familie, Anziehung, etc. - ist ein zentrales Motiv, über das auch die Motivation der Figuren erklärt wird. Auch in Better Call Saul, Stranger Things - um mal aktuelle Serien zu nennen - ist Sexualität, eben die romantischen Beziehung zwischen den Figuren, ein sehr zentrales Element. Vor einer Weile habe ich Star Trek: DS9 mal wieder zu Ende geschaut; es geht auch dort regelmäßig um (Liebes-)Beziehungen. Und das ist schließlich Teil von Sexualität.

Insofern widerspreche ich dir da sehr explizit: geh mal die letzten Filme, Serien, Videospiele, usw. durch, welche du zuletzt konsumiert hast. Ich wette, dass Sexualität im Gros von denen eine relevante und/oder prominente Rolle spielt.
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Felidae
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Felidae »

Wir sind halt wieder an dem Punkt "heterosexueller männlicher Charakter, der alles bumsen will, was rumläuft" - völlig normal, wird nicht hinterfragt.
"Homosexueller Charakter, der daraus kein Geheimnis macht" - oho, das muss aber ganz genau begründet werden.

;)
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Tungdil1981
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Tungdil1981 »

Felidae hat geschrieben: 27. Aug 2022, 11:38 Wir sind halt wieder an dem Punkt "heterosexueller männlicher Charakter, der alles bumsen will, was rumläuft" - völlig normal, wird nicht hinterfragt.
"Homosexueller Charakter, der daraus kein Geheimnis macht" - oho, das muss aber ganz genau begründet werden.

;)
Was für ein Unsinn. Und leg mir nichts in den Mund was ich nicht gesagt habe. Auch bei dem Heterosexuellen Charakter ist mir die Ausrichtung egal. Sie spielt halt selten eine Rolle für die Geschichte.
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Terranigma
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Terranigma »

Tungdil1981 hat geschrieben: 27. Aug 2022, 12:50Sie spielt halt selten eine Rolle für die Geschichte.
Inwiefern das? Ich kann mir - ganz ehrlich! - wirklich nicht vorstellen, dass unter den sagen wir letzten 10 Geschichten - egal ob Film, Serie, Videospiel, o.Ä. - die du konsumiert hast, Sexualität im weiteren Sinne (z.B. Sex, Liebe, Romantik, familiäre Beziehungen, o.Ä.) keine Rolle gespielt haben, weil dies eigentlich die Ursuppe von Storytelling an sich ist. Wenn ich einmal durchgehe, was ich zuletzt konsumierte, war das wohl Folgendes:

1. Mafia 1 Remake
2. Star Trek - Deep Space Nine
3. Mafia 2
4. Stranger Things
5. Better Call Saul



Dass einem die sexuelle Orientierung persönlich egal ist, das ist ja eines. Aber zu sagen, dass die sexuelle Orientierung innerhalb von Geschichten keine Relevanz besäße, ist etwas anderes. In diesen letzten fünf Erzählungen war Sexualität ein wiederkehrendes und sehr zentrales Konzept, worüber sich z.B. Motivationen, Konflikte und Handlungsverläufe überhaupt erst ergaben. Nun mag man sich vorstellen können, dass z.B. Better Call Saul grundsätzlich auch in einer Mann&Mann oder Frau&Frau-Konstellation funktioniert hätte. Das ist vorstellbar, aber eben irreal, weil die Serie - so wie sie eben real existiert - als ein zentrales Motiv die (Liebes-)Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau im Mittelpunkt stellt, welche eine große Relevanz für die Erzählung hat.

Zu sagen, dass die sexuelle Orientierung innerhalb von Erzählungen keine Rolle spielt, ließe sich empirisch prüfen. Indem man eben ein paar Erzählungen anguckt und schaut, welche Rolle dort Sexualität spielt. Und am Ende so einer Prüfung dürfte man bei sehr vielen (!) Geschichten zum Ergebnis kommen, dass Sexualität eine Rolle spielt. Das was du behauptest scheint mir empirisch widerlegbar zu sein.
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Heretic
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Heretic »

Tungdil1981 hat geschrieben: 27. Aug 2022, 12:50 Auch bei dem Heterosexuellen Charakter ist mir die Ausrichtung egal. Sie spielt halt selten eine Rolle für die Geschichte.
Was spricht dann dagegen, dass z. B. ein homosexueller Charakter mal die Hauptrolle innehat, auch wenn seine Sexualität für die Geschichte nicht wichtig ist?
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Felidae
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Felidae »

Tungdil1981 hat geschrieben: 27. Aug 2022, 12:50
Felidae hat geschrieben: 27. Aug 2022, 11:38 Wir sind halt wieder an dem Punkt "heterosexueller männlicher Charakter, der alles bumsen will, was rumläuft" - völlig normal, wird nicht hinterfragt.
"Homosexueller Charakter, der daraus kein Geheimnis macht" - oho, das muss aber ganz genau begründet werden.

;)
Was für ein Unsinn. Und leg mir nichts in den Mund was ich nicht gesagt habe. Auch bei dem Heterosexuellen Charakter ist mir die Ausrichtung egal. Sie spielt halt selten eine Rolle für die Geschichte.
Okay, dann mal andersrum. Würdest Du mir bitte ein paar populäre Beispiele nennen, bei denen die sexuelle Ausrichtung des Charakters keinerlei Rolle für die Geschichte spielt?
Otis
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Otis »

Warum wird dieses Kriterium — es muss in der Geschichte irgendwo relevant sein — überhaupt bei manchen Eigenschaften verlangt und bei anderen nicht? Hetero- und Homosexualität sind egal, aber bei dem einen stört es, wenn es einfach so vorkommt, und bei dem anderen nicht.

Die Kritik, sexuelle Orientierung u.ä. würde nur genannt, um sie genannt zu haben, obwohl sie für die Geschichte irrelevant ist, kann ich einerseits nachvollziehen, da es unter Umständen gewollt wirken oder auch sein mag. Andererseits ist es aber auch interessant zu hinterfragen, warum das nicht "gewollt" sein darf und weshalb man das so empfindet.

Es hat jahrzehntelang niemand auch nur mit der Wimper gezuckt, wenn in einer Geschichte sexuelle oder die sexuelle Orientierung betreffende Anmerkungen oder Hinweise vorkamen, die mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun haben — solange sie heterosexuell waren. Wenn zum Beispiel der Ehemann einer Frau erwähnt wird oder ein Mann über seine Ex schimpft. Wenn heute in einer Geschichte ein Mann seinen Mann erwähnt, beschwert man sich, dass es für die Handlung nicht wichtig sei zu erfahren, dass er homosexuell ist — oder gleich darüber, dass es für die Handlung nicht nötig sei, dass der Charakter überhaupt homosexuell ist — beschwert sich aber bei all den wie selbstverständlich erwähnten heterosexuellen Ehen oder Partnerschaften nicht darüber, man hätte nicht hören müssen, dass der Charakter heterosexuell ist.

Man kann nicht wirklich sagen, die sexuelle Orientierung sei einem egal, wenn man sich gleichzeitig verbittet, auf Homosexualität o.ä.hingewiesen zu werden. Sexualität wirkt sich auf viele Aspekte des Lebens einer Person aus und diese sind Teil dieses Charakters, was heißt, dass man bei Charakteren, die nicht nur Staffage sind, zwangsläufig damit konfrontiert wird, auch wenn es in der Geschichte gar nicht um deren Sexualität geht.

Solchem Denken liegt letztlich die Vorstellung eines "Standardmenschen" zugrunde, der für Fiktion verwendet werden soll und alles andere dann nur, wo es "nötig" ist. Zu erwarten, dass homo- oder wie auch immer sexuelle Menschen nur in Geschichten vorkommen sollen, wo das auch relevant ist, ist in etwa so sinnvoll wie zu erwarten, dass beispielsweise asiatische Menschen nur in Geschichten vorkommen sollen, in denen ihre asiatische Abstammung thematisiert oder relevant ist, so als wären das keine ganz normalen Leute, denen irgendetwas genauso wie jedem anderen passieren kann. (Der kleine asiatisch aussehende Junge erlebt gefälligst keine abenteuerliche Schatzsuche im Wald, sondern soll bitte für einen Karate-Jugendwettbewerb trainieren. :lol: ) Wenn man für irgendeine Eigenschaft eine "narrative Rechtfertigung" verlangt, bringt man zum Ausdruck, dass man Menschen mit dieser Eigenschaft nicht als normalen und alltgäglichen Bestandteil unserer Gesellschaft betrachtet.

Und ich finde es auch argumentativ fragwürdig zu sagen, das direkte oder indirekte Erwähnen der Sexualität eines Charakters reduziere diesen darauf. Wenn eine Frau beiläufig ihren Mann erwähnt (oder auch nur ein Foto von ihrer Familie auf dem Schreibtisch hat), reduziert sie das auf ihre Heterosexualität? Hier spielt wohl eher Privilegierung der Mehrheit eine Rolle, die nicht verstehen will, dass sie mit zweierlei Maß misst.

Ich vermute, was manche stört, ist die gefühlte Haufigkeit, in der solche Dinge heutzutage vorkommen. Aber wenn (ausgedacht) 1/10 der Bevölkerung zum LGBT+-Spektrum zählt, bedeutet eine breite, repräsentative Darstellung in den Medien nun mal nicht, dass man nur in einem von zehn z.B. Filmen eine LGBT+Person sieht, sondern dass in jedem Film eine von zehn Personen LGBT+ ist. (Oder halt Bücher, Spiele, whatever.) Und wer jetzt sagt, die können ja auch ruhig statistisch korrekt LGBT+ sein, aber ich will das nicht mitkriegen müssen... naja. Warum beschwert man sich dann nicht, wenn man "mitbkriegt", dass eine(r) heterosexuell ist?
GoodLord
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von GoodLord »

Heretic hat geschrieben: 27. Aug 2022, 13:08
Tungdil1981 hat geschrieben: 27. Aug 2022, 12:50 Auch bei dem Heterosexuellen Charakter ist mir die Ausrichtung egal. Sie spielt halt selten eine Rolle für die Geschichte.
Was spricht dann dagegen, dass z. B. ein homosexueller Charakter mal die Hauptrolle innehat, auch wenn seine Sexualität für die Geschichte nicht wichtig ist?
Hat Tungdil denn irgendwo geschrieben, dass was dagegen sprechen würde?
Rigolax
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Rigolax »

Otis hat geschrieben: 27. Aug 2022, 13:19Warum wird dieses Kriterium — es muss in der Geschichte irgendwo relevant sein — überhaupt bei manchen Eigenschaften verlangt und bei anderen nicht? Hetero- und Homosexualität sind egal, aber bei dem einen stört es, wenn es einfach so vorkommt, und bei dem anderen nicht.. [...]

Solchem Denken liegt letztlich die Vorstellung eines "Standardmenschen" zugrunde, der für Fiktion verwendet werden soll und alles andere dann nur, wo es "nötig" ist.[...]
Vorweg als Disclaimer: Ich meine das Folgende beschreibend zur Frage: "Warum wird dieses Kriterium — es muss in der Geschichte irgendwo relevant sein — überhaupt bei manchen Eigenschaften verlangt und bei anderen nicht?". Ich sage nicht, dass ich das gut finde so.

Ich denke auch, hier geht es zumindest unterschwellig darum, was der "default" ist, gar sein sollte, und was eine (Norm-)Abweichung (vermeintlich) darstellt. Eher früher war der "default" in Bezug auf das Geschlecht ganz klar männlich, allgemein in Fiktion als auch gesellschaftlich; das handelnde Individuum war grundsätzlich "männlich". Aber wenn wir weiter gehen: Ist Intersexualität genauso sehr berechtigt, der "Default" zu sein wie "klar" einzuordnendes männlich/weiblich; wenn wir den Intersex-Begriff eng auslegen, so dass nur sehr wenige Personen darunter fallen, also sog. echter Hermaphroditismus mit gleichzeitig Eierstöcken und Hoden (Ovotestis) und nicht bloß banale Chromosomenabweichungen, die meist dennoch eindeutig männlich/weiblich einordbar sind. Ggf. kann man aber auch so etwas wie das Swyer-Syndrom betrachten ("männliches Kerngeschlecht, aber weibliches Erscheinungsbild und ausbleibende Pubertät", Wikipedia). Würde man hier nicht zumindest sagen, dass dies eine Abweichung von der "Norm" ist, etwas "besonderes"? Das bedingt imho nicht zwingend gesellschaftlich nachteilige Behandlung, aber eine Andersartigkeit, die in einem Story-Kontext auch Aufmerksamkeit erregen würde oder sogar sollte?

Dazu passt imho die Frage: Würde man als Elternteil nicht lieber ein Kind zeugen, dass sich leicht in die gesellschaftlichen Gefüge einordnen kann und nicht "zwischen den Stühlen" steht? So würden doch auch fast alle Eltern grundsätzlich vorziehen, ein nicht-behindertes Kind zeugen zu können, wenn sie dies bei der Empfängnis determinieren könnten, selbst nur bei leichten Behinderungen, weil Behinderungen doch grundsätzlich mit einem gewissen Leidensdruck einhergehen; so gut wie niemand, der sehen kann, würde doch auch freiwillig auf sein Augenlicht verzichten oder analog seine Mobilität? Es sind am Ende grundsätzlich Nachteile, die man kompensieren kann und die auch ggf. Teil der Identität werden und mit denen man individuell sehr gut (oder sogar besser als viele "able-bodied" Leute) leben kann. Ähnlich könnte man bei Transgender argumentieren, dass es eine Abweichung darstellt und der default "Cis" ist. Wenn man ein Kind hat, würde man nicht vorziehen, dass es nicht erst im Laufe seines Lebens die korrekte Geschlechtsidentität finden muss, sondern diese direkt hat? Wobei man auch sagen kann, "der Weg ist das Ziel" und es ist dann halt eine besondere Lebenserfahrung, die auch schön sein kann (aber oftmals leider doch mit viel Leid verbunden, was an der Gesellschaft liegt oft). Ähnlich bei psychischen "Störungen" (interessanter Begriff?): Viele mit Autismus, Asperger, würden wohl lieber darauf verzichten, vor allem wenn sie einen Leidensdruck deswegen spüren (durch die Gesellschaft, in der sie leben müssen). Und jetzt setz ich mich potentiell richtig in die Nesseln: Man kann imho schon die Sicht vertreten, dass Nicht-Heterosexualität eine im obigen Sinne Abweichung von der Norm ist, auf die man individuell gerne hätte verzichten wollen. Zunächst aufgrund der Gesellschaft, in der man leben muss; das war früher schlimmer, siehe etwa § 175 StGB. Aber auch, wenn man einen starken Wunsch nach leiblichen Nachwuchs mit dem Partner hat, der sich mit strikt homosexueller Orientierung nicht erfüllen kann; man kann zwar ein Kind adoptieren oder eine Leihmutter/Samenspender dazu ziehen, aber es ist natürlich trotzdem nicht dasselbe. In dem Sinne ist Homosexualität auch eine Normabweichung: Es findet keine direkte Fortpflanzung statt und die Menschheit würde (ohne Sci-Fi-Errungenschaften) aussterben, wenn alle homosexuell wären.
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Heretic
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Heretic »

GoodLord hat geschrieben: 27. Aug 2022, 14:40 Hat Tungdil denn irgendwo geschrieben, dass was dagegen sprechen würde?
Er hat geschrieben, dass bei Nennung der sexuellen Ausrichtung ein Charakter auf ebendiese beschränkt würde. Sehe ich anders. Kann natürlich vorkommen, aber das ist dann schlechtes Writing. Ist z. B. ein James Bond allein aufs Knattern eines Bondgirls pro Film ausgelegt? Er mag ja nicht der vielschichtigste Charakter sein, aber so eingeschränkt ist er dann doch nicht. ;)
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Tungdil1981 »

Leider ist es oft so. Das wird auch oft von der entsprechenden Community bemängelt. Klar kann man die sexuelle Ausrichtung sinnvoll einbinden. Macht man aber fast nie. Und man muss es ja auch mal umdrehen. Es würden auch alle befremdlich finden wenn eine Charakterbeschreibung lauten würde, männlich und steht auf dicke Hintern und große Brüste. Das man romantische Spiele hat ist glaube ich eine Seltenheit.
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Tungdil1981 »

Es müssen halt sinnvolle, gute Geschichten sein. Erwähnungen nur der Erwähnung wegen bringen niemanden etwas.
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Felidae »

Tungdil1981 hat geschrieben: 27. Aug 2022, 17:11 Es müssen halt sinnvolle, gute Geschichten sein. Erwähnungen nur der Erwähnung wegen bringen niemanden etwas.
Doch. Weil auch "Erwähnungen" etwas über den Charakter sagen. Es wurden weiter oben ja schon einige Beispiele aus dem heterosexuellen Bereich genannt: Die kurze Erwähnung "meine Frau"/"mein Mann" zB. Auch, wenn Du die Ehepartner nie zu sehen bekommst - es sagt Dir, dass der Charakter sich "auf ewig" gebunden hat, ein bestimmtes Gesellschaftsbild in der Hinsicht hat ("Ehe" statt "nur zusammenleben"). Das gehört zum Charakterbackground. Genauso kann auch ein homosexueller Mann von "seinem Mann" sprechen - einfach als Background.

Ich freu mich übrigens noch auf die Beispiele für populäre Geschichten, bei denen die sexuelle Ausrichtung von Charakteren keine Rolle spielt. :)
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Terranigma
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Terranigma »

Tungdil1981 hat geschrieben: 27. Aug 2022, 17:11 Es müssen halt sinnvolle, gute Geschichten sein. Erwähnungen nur der Erwähnung wegen bringen niemanden etwas.
Ich verstehe den Punkt nicht. Sobald ein Entwickler eine Geschichte erzählen will, in denen die Figuren über die Tiefe des Doom Marines hinausgehen, müssen sie einige Merkmale festlegen, z.B. welche Haarfarbe, Nasenlänge, Geschlecht, Alter, etc. die Figur haben soll. Wenn die Figur mit anderen Figuren interagieren und Dialoge führen soll, dann stellt sich sehr schnell die Frage, zu welchem Geschlecht diese sich hingezogen fühlt. Ganz banal: eine Frau, die auf Frauen steht, wird kein sexuell aufgeladenes Banter mit einem Kerl führen. Ein Mann, der wiederum auf Männer steht, wird in einer Cutscene kein Foto von sich und seiner Ehefrau zeigen.

Ich sehe nicht, weshalb z.B. die Festlegung "Figur ist homosexuell" eine höhere Hürde nehmen müsse, als "Figur ist heterosexuell." Schon allein, wenn eine männliche Figur erzählt, dass er nun zu seiner Familie inkl. Ehefrau zurückkehrt, wird die Figur als heterosexuell definiert. Wenn eine männliche Figur in einer Bar sitzt und in einer Cutscene einer Frau hinterherschaut, wird diese als heterosexuell definiert. Derartige Szenen sind in Videospielen - wie auch in Filmen, Serien, etc. - Gang und Gäbe. Also außer solch platten Pappfiguren wie Gordon Freeman, Doom Marine, etc. fallen mir nicht so viele humanoide Videospielcharaktere ein, deren Sexualität nicht in Cutscenes, Dialogen, o.Ä. referenziert werden.


Es wirkt in der Hinsicht auf mich so, als würde man "Schwarzhaarigkeit" als default definieren und eine gesonderte Begründung wünschen, falls man nicht-schwarzhaarige Figuren darstellen will. Außer ein "Ja, warum denn nicht?" hätte ich da keine gehaltvollere Antwort. Ich wüsste nicht, wie man z.B. die Blondhaarigkeit einer Figur sinnvoll einbinden würde - oder weshalb man dies tun sollte - und genauso erschließt sich mir, weshalb die Homosexualität oder nicht-Heterosexualität einer Figur in einer besonderen Weise eingebaut sein sollte. :D
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Felidae »

Das ist der Punkt, an dem hier glaub seit Wochen aneinandervorbeigeredet wird - für manche scheint das Heterosexuelle derart "normal" zu sein, dass nichtmal registriert wird, dass so gut wie ALLE Charaktere, die wir so zu sehen bekommen, auch sexuell definiert werden. Selbst die Stewardess, die 10 Sekunden Screentime hat und den Helden nur mit einem begehrlichen Blick und "Schönen Tag noch, Mister" verabschiedet. Zack - eindeutig heterosexuell (oder zumindest bi). Für die Story notwendig? Kein Stück. Aber würde dieselbe Stewardess die Heldin so anschauen mit einem "Schönen Tag noch, Miss" - dann wäre sofort eine ausgefeilte Charaktererklärung nötig, denn sonst wärs ja nur aus politischen Gründen eingebaut.

Ich schrieb es schon öfter in diesem Thread: Genau DAS ist Ungleichbehandlung.
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Tungdil1981 »

Felidae hat geschrieben: 27. Aug 2022, 20:18 Das ist der Punkt, an dem hier glaub seit Wochen aneinandervorbeigeredet wird - für manche scheint das Heterosexuelle derart "normal" zu sein, dass nichtmal registriert wird, dass so gut wie ALLE Charaktere, die wir so zu sehen bekommen, auch sexuell definiert werden. Selbst die Stewardess, die 10 Sekunden Screentime hat und den Helden nur mit einem begehrlichen Blick und "Schönen Tag noch, Mister" verabschiedet. Zack - eindeutig heterosexuell (oder zumindest bi). Für die Story notwendig? Kein Stück. Aber würde dieselbe Stewardess die Heldin so anschauen mit einem "Schönen Tag noch, Miss" - dann wäre sofort eine ausgefeilte Charaktererklärung nötig, denn sonst wärs ja nur aus politischen Gründen eingebaut.

Ich schrieb es schon öfter in diesem Thread: Genau DAS ist Ungleichbehandlung.
Also um mal in deinen Augen des Teufels Advokat zu sein, Heterosexuelle sind die deutlich verbreitetste Sexuelle Ausrichtung, je nach Umfrage über 90%. Deswegen sind sie auch so übermäßig in Filme, Büchern, Spielen vertreten.
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Felidae »

Tungdil1981 hat geschrieben: 27. Aug 2022, 20:41

Also um mal in deinen Augen des Teufels Advokat zu sein, Heterosexuelle sind die deutlich verbreitetste Sexuelle Ausrichtung, je nach Umfrage über 90%. Deswegen sind sie auch so übermäßig in Filme, Büchern, Spielen vertreten.
Darum gehts grade aber nicht. Es geht um die Forderung auch von Dir, dass ein homosexueller Charakter begründet werden muss.

Otis hat im übrigen schon weiter vorn ausgeführt, dass bei dieser Annahme "90 % sind heterosexuell" die logische Konsequenz ist, dass jeder zehnte Charakter, der Dir in Buch/Serie/Film/Spiel über den Weg läuft, homosexuell (oder bi) ist. Völlig unbegründet. Einfach aufgrund des Prozentsatzes.

Welche populären Beispiele für Geschichten, in denen die sexuelle Idendität der Charaktere völlig wurscht sind, hast Du mir denn jetzt? Ich bin echt gespannt.
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Crenshaw »

Felidae hat geschrieben: 27. Aug 2022, 20:45 Welche populären Beispiele für Geschichten, in denen die sexuelle Idendität der Charaktere völlig wurscht sind, hast Du mir denn jetzt? Ich bin echt gespannt.
gute Frage, mir ist seit Jahren keine Geschichte unterkommen (außerhalb von Büchern und da scheint es nicht so ein Problem zu sein), die überhaupt gut genug war, dass ich mich dran erinnern könnte
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Felidae »

Crenshaw hat geschrieben: 28. Aug 2022, 09:08
Felidae hat geschrieben: 27. Aug 2022, 20:45 Welche populären Beispiele für Geschichten, in denen die sexuelle Idendität der Charaktere völlig wurscht sind, hast Du mir denn jetzt? Ich bin echt gespannt.
gute Frage, mir ist seit Jahren keine Geschichte unterkommen (außerhalb von Büchern und da scheint es nicht so ein Problem zu sein), die überhaupt gut genug war, dass ich mich dran erinnern könnte
Auch DARUM gehts hier aber grade nicht. Sondern explizit um die Behauptung, dass die heterosexuelle Ausrichtung von Charakteren selten eine Rolle für eine Geschichte spielen würde. Und dafür hätt ich gern ein paar Beispiele. :)
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Crenshaw »

Felidae hat geschrieben: 28. Aug 2022, 09:42
Crenshaw hat geschrieben: 28. Aug 2022, 09:08
Felidae hat geschrieben: 27. Aug 2022, 20:45 Welche populären Beispiele für Geschichten, in denen die sexuelle Idendität der Charaktere völlig wurscht sind, hast Du mir denn jetzt? Ich bin echt gespannt.
gute Frage, mir ist seit Jahren keine Geschichte unterkommen (außerhalb von Büchern und da scheint es nicht so ein Problem zu sein), die überhaupt gut genug war, dass ich mich dran erinnern könnte
Auch DARUM gehts hier aber grade nicht. Sondern explizit um die Behauptung, dass die heterosexuelle Ausrichtung von Charakteren selten eine Rolle für eine Geschichte spielen würde. Und dafür hätt ich gern ein paar Beispiele. :)
hab gestern Samaritan gesehen, da wäre mir zumindest nichts aufgefallen, der krankt an anderen Sachen
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