Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

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Wicky
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Wicky »

ThomasS333 hat geschrieben: 21. Aug 2022, 01:34 Da fallen mir als Forscher im Bereich der Game Studies sehr viele Namen ein. Auch im deutschsprachigen Raum beschäftigen sich viele genau mit diesen Themen in Bezug auf Spiele. Und andere Podcasts, wie Cuts oder Insert Moin, haben solche Gäste bereits standardmäßig dabei.
Nunja, das Thema kann mensch sicher auch als Nachgeforscht behandeln. Vielleicht hat Andre ja auch mal Lust drauf. Genug Interesse scheint es ja - siehe Thread hier - zu geben.
Warum der eher subjektive Zugang bei Dir SO durchgefallen ist, kann ich leider nicht ganz nachvollziehen. Aber so ist das nun mal manchmal.
Otis
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Otis »

Viele Namen eingefallen, aber keinen genannt. :ugly: Wer denn nun?
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Feamorn
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Feamorn »

Floki hat geschrieben: 23. Aug 2022, 12:51 Führen wir zur heutigen Folge diesen Thread hier weiter? Ja, oder? :-)

André: Absolute Zustimmung zur kindlich-jugendlichen Sozialisation mit van Damme und (bei mir war es) Schwarzenegger. So sahen Leinwandhelden aus und mit genauso Körper wird KI Gegnern digital auf die Fresse gehauen. Zauberer, pff... :-D
Denk Punkt fand ich übrigens echt interessant, ich bin da eher bei Jochen, wobei ich sogar sagen würde, dass am Ende für mich als Jugendlicher, trotz anderem Geschlecht, Ripley in den Alien-Filmen viel mehr Identifikation geboten hat als Arnie, Stallone und co. Ich vermute, dass mich das bis heute geprägt hat, mit Muskelprotzen konnte ich nie viel Anfangen und kann es bis heute nicht. Das führt dazu, dass ich mich mit weiblichen Figuren, aufgrund der Art, wie die Figuren in der Regel angelegt sind, oft viel besser arrangieren kann als mit dem, wie der Großteil der männlichen Figuren (gefühlt) ausgelegt wird.
Auf männlicher Seite war ich im Film dann wenn eher bei Bruce Willis oder Mel Gibson, die ja i.d.R. nicht durch riesige körperliche Überlegenheit gezeichnet waren, sondern eher über Durchhaltevermögen und/oder "Gerissenheit". Da wird zwar auch viel/alles mit Gewalt gelöst, aber das ist dem Genre ja inhärent.
Meine Helden in (Action -)Filmen waren daher Ellen Ripley, Dwayne Hicks, Sarah Connor und Kyle Reese, in Braveheart fand ich den irren Iren am coolsten usw. usf.
Hat sich dann auch im Pen&Paper fortgezogen, spiele recht häufig weibliche Charaktere (da dann durchaus auch "Haudrauf"-Klassen ulkigerweise), oder, wenn Männer, eher in die Richtung Diebe, Waldläufer, Piraten etc. Niemals Zwerge oder archetypische Krieger oder Barbaren.
In Spielen ist die Menge an Charakteren die ich wirklich "cool" fand dann auch tatsächlich ziemlich gering. Mir fällt gerade nur Gareth aus Thief ein, vielleicht noch die Hauptfigur aus Dishonered (leider nie viel gespielt bislang), sobald ich selber wählen kann, greifen bei mir wieder die Pen&Paper-Muster. Da ich gerade Forbidden West spiele wäre dann tatsächlich Aloy eine weibliche Figur, mit der ich echt viel Anfangen kann, eine männliche Game-Figur mit so hohem "Identifikationspotential" wie sie fällt mir tatsächlich in meiner gesamten Spielehistorie gerade nicht ein.

Was ich allerdings auch überhaupt nicht mag, ist mich selbst in Spielen abzubilden. Habe noch nicht einmal versucht, mich selbst irgendwo nachzubauen oder so. Bin aber mit meinem Körper (chronische Krankheiten, chronisches Übergewicht) auch seit jeher auf Kriegsfuß.
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bluttrinker13
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von bluttrinker13 »

Ich habe eigentlich erst in Serien angefangen, mich wirklich mit Charakteren zu identifizieren. Mir schleierhaft, wie das bei einem so kurzen, und oft flachen, Actionfilm überhaupt gehen soll. Also das identifizieren mit der Hauptfigur, nicht den Film trotzdem mögen und so. Ich meine, Stallone oder auch Van Damme sind ja nicht gerade voll der Ausstrahlung. ;)

Erste Identifikationsfigur dann bei mir für lange Zeit: Fox Mulder, aka David Duchovny. :D
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bluttrinker13
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von bluttrinker13 »

Mein Punkt ist ja eher der, dass man unterscheiden kann ob man sich wirklich mit einem Charakter identifiziert hat oder ob man ihn einfach mochte und cool fand. Das sind unterschiedliche Dinge. Beim Identifizieren fängt man ja an, Eigenschaften von sich im anderen zu finden, oder zumindest zu sehen, und umgekehrt Dinge vom anderen für sich zu übernehmen. Das geht über reines Mögen hinaus.
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Terranigma
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Terranigma »

Ist wohl eine Frage dessen, wie man den Begriff versteht. "Identifikation" wird z.T. verstanden als "gleichsetzen", d.h. man quasi im Gegenüber aufgeht. So würde ich den Begriff persönlich nicht verstehen, aber dieses Verständnis mag die Reaktion erklären, dass meines Eindrucks nach nicht wenige auf die Frage "Identifizierst du dich mit X?" wie selbstverständlich verneinend reagieren. Den Begriff kann man natürlich so eng gefasst verstehen - ich mein: man kann Begriffe verstehen, wie man lustig ist! - aber ich glaube man kommt dem Phänomen näher, wenn man es tatsächlich auf einzelne Aspekte reduziert, d.h. Identifikation nicht so versteht, dass man sich selbst in einer fiktiven Figur sieht, sondern dass man Aspekte der eigenen Identität in diesen fiktiven Personen wiederfindet. Und über diese Gemeinsamkeit eine partielle Identifikation stattfindet.

Beispiel: Ich habe keinen Hund, und tatsächlich mag ich Hunde nicht einmal. Große Hunde sind okay-ish, kleine Hunder wiederum gräßlich. Aber als in John Wick der Hund erschossen wird und er voller Zorn darauf reagiert, so kann ich mich mit diesem Aspekt - eben dem Zorn - identifizieren. Eben weil ich selbst Zorn empfinden würde, würde jemand meine Katze töten. Genauso identifiziere ich mich partiell mit meiner beruflichen Arbeit, weil diese ein wichtiger Teil von mir ist. Das heißt nicht, dass ich in meiner Arbeit aufgehe oder nur meine Arbeit bin, aber dass ich in dem, was ich tue, mich selbst wiederfinde. Und diese partielle Identifikation mit fiktiven Figuren halte ich für Gang und Gebe, d.h. die Aussage, man würde sich nicht mit fiktiven Figuren identifizieren (können), würde ich aus der Perspektive als unplausibel bezeichnen. Womöglich empfindet man es nicht so, aber ich denke doch, das man es tut. Als These: Ich denke Fiktion ist ohne eine Identifikation mit den Figuren grundsätzlich nicht rezipierbar, d.h. würde man zwischen sich und den Figuren keinerlei Beziehung herstellen können, d.h. sich nicht in sie einfühlen und/oder eindenken können, so würde Fiktion unverständlich.

Finde hier das Konzept der Conditio Humana nützlich, d.h. die Summe all dessen, was man als Grundsätze menschlicher Existenz bezeichnet. Fiktion greift diese immerzu auf, z.B. die Erfahrung von Freude und Leid, die Gewissheit des eigenen Todes, Verlangen und Hoffen, etc. pp. In diesen Belangen sind sich alle Menschen gleich, weshalb es ja überhaupt erst möglich ist, dass wir z.B. Erzählungen, die tausende Jahre alt sind, oder die aus völlig anderen Kulturkreisen stammen, überhaupt verstehen können. Eben weil all diese Erzählungen menschliche Erzählungen sind, und wir uns dazu in Beziehung setzen können. Ich mein: Wenn man mal drüber nachdenkt und es nicht a priori als selbstverständlich voraussetzt, ist's schon irgendwie bemerkenswert, dass man die gut 3.000 Jahre alten (!) Homerischen Epen (in Übersetzung) einfach aufschlagen, lesen und (!) verstehen kann. Ohne Vorwissen natürlich nicht jede Anspielung, Konvention, Handlungsstrang, etc. aber den Kern der Erzählungen - Hoffnung, Verrat, Liebe, Trauer, Ambition, etc. - eben doch.


I digress ... :D
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Feamorn
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Feamorn »

bluttrinker13 hat geschrieben: 23. Aug 2022, 16:00 Mein Punkt ist ja eher der, dass man unterscheiden kann ob man sich wirklich mit einem Charakter identifiziert hat oder ob man ihn einfach mochte und cool fand. Das sind unterschiedliche Dinge. Beim Identifizieren fängt man ja an, Eigenschaften von sich im anderen zu finden, oder zumindest zu sehen, und umgekehrt Dinge vom anderen für sich zu übernehmen. Das geht über reines Mögen hinaus.
Naja, das ist ja etwas die Schwammigkeit des Begriffs.
Jochen hatte im Cast (mit Janna, meine ich?) ja auch schon gesagt, dass die ganz scharfe Definition für ihn quasi nie zutrifft, meine ich.
Ich sehe das, bei so kurzen Darstellungen wie in Filmen, halt einfach als die Feststellung, dass ich Verhalten/Art/Moral oder was auch immer als eine Art "Vorbild" oder Eigenschaft, die ich bei mir sehe (oder eben auch gerne sehen würde(!)) wahrnehme. Die Trennung zu einem bloßen "find ich cool" ist da für mich schon noch gegeben, ich finde auch Figuren/sonstige Dinge cool, die ich bei mir nicht sehe oder sehen wollen würde.

Natürlich bleibt die Beziehung zu Filmcharakteren, im Gegensatz zu Serien oder längerer Literatur, eher oberflächlich, bzw. wird dann auch viel mit eigenem Wunschdenken ausgefüllt. Aber ich finde schon, dass man dennoch sagen kann, dass man sich mit etwas "identifizieren" kann, auch wenn der Kontakt eher kurz war. Es besteht halt nur das "Risiko", dass andere die fehlenden Eigenschaften im Kopf anders ausfüllen, weshalb man eventuell über andere Dinge redet, als das Gegenüber, wenn man über eine Figur spricht. Also quasi je kürzer das Medium, desto mehr Interpretation ist in einer Identifikation enthalten.

Das kann man bei Filmen ja auch ganz gut sehen. Ich nehme mal wieder Ripley zur Hand, weil die über die Jahre in vier Filmen charakterisiert wurde, also auch schon eine ganze Menge Screentime und Charakterisierung auf dem Buckel hat. Da hat man aber auch in jedem Film eine etwas (oder stark) andere Charakterzeichnung, aber ich würde behaupten schon im ersten Film durchaus soviel Tiefe, dass man sich da mit der Figur identifizieren kann, in Teil 2 dann nochmal deutlich ausgebaut, in den darauf folgenden Teilen dann jeweils deutlich weniger, bzw. im letzten Film ein komplett neuer Spin. Damit hat man am Ende, abhängig davon, welche Filme man kennt, unterschiedliche Dinge, mit denen man sich identifizieren kann (oder vielleicht am Ende auch nicht mehr), aber ich sehe nicht, wie das jetzt in einer Serie dramatisch anders wäre. Da habe ich ebenso Veränderungen an Charakterzeichnungen über die Zeit und meine persönlichen präferierten Eigenschaften zum Identifizieren klaue ich mir auch eher aus verschiedenen Vorbildern und Figuren zusammen, eine 1:1 Identifikation habe ich noch nie erlebt. (So hatte ich dich jetzt verstanden, dass erst Serien ein annähernd ausreichendes Bild für Identifikation bieten können, was es für mein Verständnis des Begriffs aber eigentlich gar nicht braucht.)

PS: Terranigma war schneller und hat meinen Gedanken viel besser beschrieben... :)
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Andre Peschke
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Andre Peschke »

Feamorn hat geschrieben: 23. Aug 2022, 14:42 Denk Punkt fand ich übrigens echt interessant, ich bin da eher bei Jochen, wobei ich sogar sagen würde, dass am Ende für mich als Jugendlicher, trotz anderem Geschlecht, Ripley in den Alien-Filmen viel mehr Identifikation geboten hat als Arnie, Stallone und co.
Ripley ist ja eine Kunstfigur. Sigourney Weaver war damals für mich auch das coolste Mädchen der Welt (Sprecherperspektive: 9 Jahre alt^^). Aber van Damme ist ja ein real existierender Mensch und war einfach für mich das coolste, was ich je gesehen habe, was seine athletischen Fähigkeiten anging. Ich wollte können, was der kann (auch wegen meiner Bullying-Erfahrungen mit 6 Jahren von denen ich im Podcast schonmal erzählt habe, wo ich mich ja fast ein Jahr nicht mehr aus dem Haus getraut habe). Ich habe auch tatsächlich erst "ernsthaft" angefangen Kampfsport zu trainieren, als ich den tollen Spagat-Tritt von Jean-Claude selber konnte (nicht ganz so perfekt in der Ausführung, aber good enough). Danach war mein Herzensziel erreicht, ihn in der Hinsicht zu emulieren und danach habe ich dann überhaupt erst darauf wert gelegt, ob Techniken für den Wettkampf oder gar sowas wie Selbstverteidigung effektiv waren etc. :D

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Feamorn
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Feamorn »

Andre Peschke hat geschrieben: 23. Aug 2022, 16:59
Feamorn hat geschrieben: 23. Aug 2022, 14:42 Denk Punkt fand ich übrigens echt interessant, ich bin da eher bei Jochen, wobei ich sogar sagen würde, dass am Ende für mich als Jugendlicher, trotz anderem Geschlecht, Ripley in den Alien-Filmen viel mehr Identifikation geboten hat als Arnie, Stallone und co.
Ripley ist ja eine Kunstfigur. Sigourney Weaver war damals für mich auch das coolste Mädchen der Welt (Sprecherperspektive: 9 Jahre alt^^). Aber van Damme ist ja ein real existierender Mensch und war einfach für mich das coolste, was ich je gesehen habe, was seine athletischen Fähigkeiten anging. Ich wollte können, was der kann (auch wegen meiner Bullying-Erfahrungen mit 6 Jahren von denen ich im Podcast schonmal erzählt habe, wo ich mich ja fast ein Jahr nicht mehr aus dem Haus getraut habe). Ich habe auch tatsächlich erst "ernsthaft" angefangen Kampfsport zu trainieren, als ich den tollen Spagat-Tritt von Jean-Claude selber konnte (nicht ganz so perfekt in der Ausführung, aber good enough). Danach war mein Herzensziel erreicht, ihn in der Hinsicht zu emulieren und danach habe ich dann überhaupt erst darauf wert gelegt, ob Techniken für den Wettkampf oder gar sowas wie Selbstverteidigung effektiv waren etc. :D

Andre
Oh, hattest Du das im Cast erwähnt? Falls ja, sorry, hab den beim Radfahren heute morgen gehört und dann vermutlich überhört. Aber das führt mich jetzt zu einem anderen Gedanken:
Für mich war bei Kunstfiguren nie die Option im Kopf "das könnte ich (real) erreichen", ich hab, seit ich mich erinnern kann, körperliche Beschwerden (inklusive relativ traumatische Asthmaanfälle in sehr jungen Jahren), weshalb ich meinem Körper über Jahrzehnte gar nichts zugetraut habe. Die Probleme halten sich bis heute, hab erst in den letzten Jahren gelernt, dass sportlich mehr geht, als ich mir immer zugetraut habe, aber über Jahrzehnte erlerntes Vermeidungsverhalten, inklusive Folgeprobleme wie Übergewicht, mangelndes Selbstvertrauen etc. sind halt noch immer da, aber egal, ich wollte woanders hin. Für mich war das immer nur ein "Traum", "wenn ich jemand anders sein könnte, dann am liebsten so", bzw. eben eine eingeengte Wahl der wahrgenommen "möglichen" erwerbbaren Fähigkeiten, da waren für mich "Intelligenz" und/oder "Leidensfähigkeit" immer realistischer als Sportlichkeit, vermute ich mal so in meiner küchenpsychologischen Selbstanalyse. :D Das prägt die Wahl der Vorbilder dann bestimmt auch nochmal in anderem Maße.

(Dazu kommt, dass ich in Sachen Medienkonsum auch in einem sehr behüteten Umfeld aufgewachsen bin, Alien habe ich heimlich mit 14 irgendwie reinschmuggeln können, auch nur in Häppchen (was die folgenden wochenlangen Albträume vermutlich noch befeuert hat, da ich erst nach zig "Sitzungen" einen Abschluss hatte 😅). Die meisten FSK 16/18 Sachen habe ich aber tatsächlich erst gesehen, als es "legal" war. Ich vermute, dass da ein guter Teil der Prägung auch schlicht schon durch war.
Wobei ich auch davor schon immer mehr der Terence Hill als Bud Spencer Junge war. ;) Das Heldenbild vor 14-16 dürfte vor allem von Homer, Tolkien, Karl May, Harryhausen-Filmen und der Augsburger Puppenkiste gekommen sein. 😁)
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Andre Peschke »

Feamorn hat geschrieben: 23. Aug 2022, 17:21 Oh, hattest Du das im Cast erwähnt?
Keine Ahnung, ich denke nicht. Das war ja IIRC eher ein kurzes Beispiel im Cast für das eine Mal im Leben, wo ich mal echt so ein Idol hatte. Aber selbst da bezog sich das auf konkrete Attribute und nicht auf van Damme insgesamt (habe bis heute nicht so irre viele Interviews mit dem gesehen und er interessiert mich auch weniger).

Andre
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Jochen Gebauer »

Terranigma hat geschrieben: 23. Aug 2022, 16:23Aber als in John Wick der Hund erschossen wird und er voller Zorn darauf reagiert, so kann ich mich mit diesem Aspekt - eben dem Zorn - identifizieren. Eben weil ich selbst Zorn empfinden würde, würde jemand meine Katze töten.
Das ist ein sehr schönes Beispiel. Ich würde sagen, ich kann den Zorn nachempfinden. Buchstäblich sogar, weil ich in solchen Szenen tatsächlich zornig auf die Kunstfigur auf der Leinwand werde. Aber identifizieren ist hier für mich schlicht der völlig falsche Begriff. Ich weiß, wie du ihn meinst und definierst und das hat schon Hand und Fuß - aber für mein Empfinden ist das Empathie und keine Identifikation.
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Mastertronic »

Hmmh ein Game über Armut ohne Chance auf Aufstieg - wie könnte das aussehen? Denke ein Walking Simulator oder Novels schließen wir aus, da kann man dann ja gleich lieber ein Buch lesen, einen Film anschauen oder ins Internet gucken.

Wie wäre es denn mit einem Rollenspiel, bei dem man immer auf dem Startlevel bleibt nicht min/maxen kann und somit stets bei den ersten Gegner im Startbereich versagt. Wäre vermutlich eine gute Metapher auf aussichtslose Armut , aber will man das wirklich spielen ?
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Felidae
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Felidae »

Ich muss gestehen, ich verstehe diese ganze "Token"-Diskussion immer weniger - dieser Anspruch, der ja auch hier im Forum schon mehrfach geäußert wurde, ein PoC-Charakter oder ein homosexueller Charakter dürfe nicht einfach nur existieren, sondern die Autor:innen müssten mit dieser Eigenschaft dann ja auch was machen. Warum sollten sie? Zigtausend Charaktere sind männlich und hellhäutig, ohne dass da irgendwas "damit gemacht wird". Genau darum gehts doch - behandelt endlich ALLE Menschen gleich. Im Arthaus-Sozialdrama werden die Autor:innen garantiert mit einem schwulen PoC was spannendes anstellen - so wie sie es auch mit dem hellhäutigen Hetero seit Jahrzehnten machen. Aber John McClane ist nun wirklich kein Charakter, der etwas spezifisch hellhäutig-heterosexuelles tut: Er will einen geliebten Menschen retten. Das könnte er genauso gut als schwuler Latino.

"Hellhäutig hetero" musste noch NIE begründet werden - "homosexuell PoC" braucht dann aber plötzlich einen ausgefeilten Background. DAS ist Ungleichbehandlung.

By the way - in Star Trek war es ganz normal, dass ein Asiate Steuermann der Enterprise und eine dunkelhäutige Frau Kommunikationsoffizierin war. Da gab es NULL ausgefeilte Begründung innerhalb der Serie dafür - die einzige Begründung war, dass es Roddenberrys Utopie einer Zukunft war, in der es eben keine rassistischen Klassenunterschiede mehr gibt. DAS war mal n linksgrünversiffter Wokie. ;)

(Sicherheitshalber: Das ist eine allgemeine Betrachtung. Sie unterstellt nicht, dass die Podcaster das so gesagt hätten.)
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Jochen Gebauer »

Felidae hat geschrieben: 23. Aug 2022, 19:20(Sicherheitshalber: Das ist eine allgemeine Betrachtung. Sie unterstellt nicht, dass die Podcaster das so gesagt hätten.)
Hab ich nicht ziemlich genau das Gegenteil gesagt? Also dass Figuren auch "anders" sein dürfen, ohne dass diese Andersartigkeit thematisiert wird. Einfach als ganz stinknormaler Teil einer diversen Gesellschaft? Weil wenn nicht wollte ich das sagen und hab's total vergessen, was mich ärgern würde.
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Felidae »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 23. Aug 2022, 19:32
Felidae hat geschrieben: 23. Aug 2022, 19:20(Sicherheitshalber: Das ist eine allgemeine Betrachtung. Sie unterstellt nicht, dass die Podcaster das so gesagt hätten.)
Hab ich nicht ziemlich genau das Gegenteil gesagt? Also dass Figuren auch "anders" sein dürfen, ohne dass diese Andersartigkeit thematisiert wird. Einfach als ganz stinknormaler Teil einer diversen Gesellschaft? Weil wenn nicht wollte ich das sagen und hab's total vergessen, was mich ärgern würde.
Genau deshalb hab ich in die Klammer ja geschrieben, dass ich mit dem Text nicht Euch meine. :)
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Jochen Gebauer »

Felidae hat geschrieben: 23. Aug 2022, 19:34Genau deshalb hab ich in die Klammer ja geschrieben, dass ich mit dem Text nicht Euch meine. :)
Es klang halt so als hätten wir dazu gar nichts gesagt, und ich hoffe, das haben wir :mrgreen:
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Felidae »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 23. Aug 2022, 19:35
Felidae hat geschrieben: 23. Aug 2022, 19:34Genau deshalb hab ich in die Klammer ja geschrieben, dass ich mit dem Text nicht Euch meine. :)
Es klang halt so als hätten wir dazu gar nichts gesagt, und ich hoffe, das haben wir :mrgreen:
Dann sorry, wenn das missverständlich war.
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Ironic Maiden »

Felidae hat geschrieben: 23. Aug 2022, 19:20 Ich muss gestehen, ich verstehe diese ganze "Token"-Diskussion immer weniger - dieser Anspruch, der ja auch hier im Forum schon mehrfach geäußert wurde, ein PoC-Charakter oder ein homosexueller Charakter dürfe nicht einfach nur existieren, sondern die Autor:innen müssten mit dieser Eigenschaft dann ja auch was machen. Warum sollten sie? Zigtausend Charaktere sind männlich und hellhäutig, ohne dass da irgendwas "damit gemacht wird". Genau darum gehts doch - behandelt endlich ALLE Menschen gleich. Im Arthaus-Sozialdrama werden die Autor:innen garantiert mit einem schwulen PoC was spannendes anstellen - so wie sie es auch mit dem hellhäutigen Hetero seit Jahrzehnten machen. Aber John McClane ist nun wirklich kein Charakter, der etwas spezifisch hellhäutig-heterosexuelles tut: Er will einen geliebten Menschen retten. Das könnte er genauso gut als schwuler Latino.
Dann habe ich jetzt die Gelegenheit, "Far Cry 6" mal kurz zu loben, nachdem ich im Podcast ja - völlig zu recht natürlich :D - auf dessen weiblichen NPCs rumgehackt habe. Eigentlich hatte ich das noch erwähnen wollen, hab es dann aber vergessen. Da gibt es nämlich eine mMn sehr gelungene Darstellung eines trans Mannes, Paolo, der mit seiner Freundin eine der Guerilla-Fraktionen anführt. Dass Paolo früher als Frau gelebt hat erfährt man durch einen Nebensatz in einem Gespräch, ansonsten wird das aber nicht groß thematisiert und es wird auch im Hinblick auf seine Beziehung mit seiner Freundin oder seine Fähigkeiten nicht darauf eingegangen. Ich fand das schön und im positiven Sinne unspektakulär, weil es einfach als normaler Teil der Welt dargestellt wurde.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Felidae »

Ironic Maiden hat geschrieben: 23. Aug 2022, 19:52

Dass Paolo früher als Frau gelebt hat erfährt man durch einen Nebensatz in einem Gespräch, ansonsten wird das aber nicht groß thematisiert und es wird auch im Hinblick auf seine Beziehung mit seiner Freundin oder seine Fähigkeiten nicht darauf eingegangen. Ich fand das schön und im positiven Sinne unspektakulär, weil es einfach als normaler Teil der Welt dargestellt wurde.
Ja - genau sowas meine ich. <3

Edit: Die Serie "The Wire" macht das zB auch fantastisch an einer Stelle. Da spielt eine Szene in einer Schwulenbar. Und wenn man aufpasst, kann man für drei Sekunden oder so an der Theke einen der Hauptcharaktere sitzen sehen. Es wird nie wieder aufgegriffen, es spielt schlicht keine Rolle. Nur - Normalität.
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Re: Runde #382: Fühlen wir uns repräsentiert?

Beitrag von Felidae »

Ausgehend von Andrés Fragestellung am Ende, wie die Spielwelt auf das reagiert, was die eigene Spielfigur repräsentiert: Wars nicht in einem der South Park-Spiele so, dass der Schwierigkeitsgrad von der Hautfarbe des Spielercharakters abhängig war, je schwerer, desto schwarz? Ich erinnere mich dunkel (...), dass da was war. Und es einen Shitstorm gab, weil "rassistisch!!!". Ja Jungs - genau das ist der Gag. :ugly:
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