Runde #383: Über Kritik

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Helix
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Helix »

Felidae hat geschrieben: 9. Aug 2022, 15:37 Ich gestehe, ich verstehe nicht ganz, worauf Du rauswillst, aber ein Test ist schon etwas fundamental anderes als eine Kritik. Das fängt schon da an, dass ein Test so objektiv wie möglich sein will - wohingegen eine Kritik im Zweifel auf jegliche Objektivität pfeift.
Sicher, aber ist das eine "besser" als das andere? In der Runde ging es u.a. ja darüber wie man sich einer Kritik nähert und selbst das war schon schwierig. Obwohl ich beim reinen Verständnis des Begriffs mehr bei Andre und Jochen stehe als bei Dom, finde ich braucht es diese Argumentation für und wider gar nicht, wenn man alle journalistischen Arbeiten einfach gleichsetzt. Und das muss vom Publikum aus entstehen, das kann der/die Schaffende nicht forcieren. Weil dann braucht man nicht darüber reden, dass eine Kritik endlich dies und das abdecken soll/kann/darf/muss. Es gibt die Standpunkte bereits im Feld als Artikel. Mmn braucht es das nicht unter dem Hut einer Kritik.
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Felidae
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Felidae »

Helix hat geschrieben: 9. Aug 2022, 16:17
Felidae hat geschrieben: 9. Aug 2022, 15:37 Ich gestehe, ich verstehe nicht ganz, worauf Du rauswillst, aber ein Test ist schon etwas fundamental anderes als eine Kritik. Das fängt schon da an, dass ein Test so objektiv wie möglich sein will - wohingegen eine Kritik im Zweifel auf jegliche Objektivität pfeift.
Sicher, aber ist das eine "besser" als das andere? In der Runde ging es u.a. ja darüber wie man sich einer Kritik nähert und selbst das war schon schwierig. Obwohl ich beim reinen Verständnis des Begriffs mehr bei Andre und Jochen stehe als bei Dom, finde ich braucht es diese Argumentation für und wider gar nicht, wenn man alle journalistischen Arbeiten einfach gleichsetzt. Und das muss vom Publikum aus entstehen, das kann der/die Schaffende nicht forcieren. Weil dann braucht man nicht darüber reden, dass eine Kritik endlich dies und das abdecken soll/kann/darf/muss. Es gibt die Standpunkte bereits im Feld als Artikel. Mmn braucht es das nicht unter dem Hut einer Kritik.
Es ist nicht "besser"oder "schlechter" - es sind schlicht zwei verschiedene Disziplinen für unterschiedliche Ansprüche.

Und natürlich kann man sich seine Leser auch "erziehen" - und solange die Leser nicht wissen, dass es eine andere Möglichkeit gibt, werden sie auch nicht danach fragen.

Bei der Folge musste ich übrigens häufig grinsen und an einen Satz denken, den Jochen früher sehr gern gesagt hat: "Meine Aufgabe als Journalist ist es nicht, das zu schreiben, was die Leser wissen wollen, sondern das, von dem ich denke, dass sie es wissen müssen."
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Andre Peschke
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Andre Peschke »

Felidae hat geschrieben: 9. Aug 2022, 17:10 Bei der Folge musste ich übrigens häufig grinsen und an einen Satz denken, den Jochen früher sehr gern gesagt hat: "Meine Aufgabe als Journalist ist es nicht, das zu schreiben, was die Leser wissen wollen, sondern das, von dem ich denke, dass sie es wissen müssen."
Das klingt, als würdest du da einen Widerspruch hören, der aber IMO nicht existiert.

Andre
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Felidae
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Felidae »

Andre Peschke hat geschrieben: 9. Aug 2022, 17:29
Felidae hat geschrieben: 9. Aug 2022, 17:10 Bei der Folge musste ich übrigens häufig grinsen und an einen Satz denken, den Jochen früher sehr gern gesagt hat: "Meine Aufgabe als Journalist ist es nicht, das zu schreiben, was die Leser wissen wollen, sondern das, von dem ich denke, dass sie es wissen müssen."
Das klingt, als würdest du da einen Widerspruch hören, der aber IMO nicht existiert.

Andre
Hätte ich einen für mich eindeutigen Widerspruch erkannt, hätt ichs auch explizit an Jochen adressiert geschrieben, keine Sorge. :)
Er hat im Podcast ja aus Sicht des Chefredakteurs, nicht des einfachen Journalisten argumentiert - das allein löst den (vermeintlichen) Widerspruch ja schon auf.
Klonky
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Klonky »

Stew_TM hat geschrieben: 9. Aug 2022, 12:56
Klonky hat geschrieben: 8. Aug 2022, 22:30
Stew_TM hat geschrieben: 8. Aug 2022, 20:22
[...]
Ich hatte nur das "Extrembeispiel" von Dom aufgegriffen. In seiner Welt existieren nur noch solche Beispiele. Ich als Spiele Konsument möchte vielleicht nicht ständig mit "Das Spiel macht das falsch, hier ist das falsch", konfrontiert werden. Wenn mir das Spiel Spaß macht, hat es sein Ziel erfüllt - Jedoch muss ich doch erst mal wissen, ob das Spiel was für mich ist. Und dann sind wir wieder bei dem: Spieletest oder Review?
Das habe ich nicht aus Doms Erläuterungen mitgenommen. Er sagt nicht, dass die Kritik an The Witcher 4 sich ausschließlich um das durch das Spiel transportierte Frauenbild drehen darf. Das wäre, nebenbei bemerkt, auch nicht authentisch, denn es ist ja möglich, dass die mit der Kritik "beauftragte" Person je nach der ihr eigenen Perspektive gar nichts interessantes zum Frauenbild in The Witcher 4 zu sagen hat und die Kritik bspw. an der Darstellung von Armut aufziehen wollen würde.
Dom wünscht sich IMO lediglich, dass eine Kritik mit einem derartigen Fokus von Mainstream-Medien auf die gleiche Stufe gestellt wird wie die klassische Review, da er sich davon eine Symboleffekt für die Wertschätzung dieser Art von Kritik erhofft, die aus seiner Sicht bislang immer in die zweite Reihe "abgeschoben" wird. Damit nicht - wie sonst häufig bei großen Titeln - alle Mainstream-Magazine eine sich letztendlich nur in Details unterscheidende Form von Kritik üben, sondern "der Spielejournalismus" auch auf dieser Ebene schon vielfältige Perspektiven auf ein Spiel eröffnet, nicht erst im Appendix. Da war das aus meiner Sicht nachvollziehbare Argument von André und Jochen: Die GameStar stellt inzwischen das einzige klassische Mainstream-Magazin in Deutschland dar, und diese hat sich innerhalb des gegebenen Rahmens auch schon durchaus weiterentwickelt. Ich bin da auch eher bei Jochen und André als bei Dom, aber man sollte seine Position schon fair verhandeln.
Also Dom sagt am Anfang schon ziemlich genau das. Kann man nachhören bei 33:40.
Paraphrasiert: Ne, Dann kann man auch mal Tests und Kritiken machen, die das alles [Die alten Techniken, die Reviews beinhalten] nicht beinhalten und direkt sagen, ich messe dieses Spiel an Dingen, die ich als Kritiker relevant halte. Und das einzig und alleine an diesem einen Aspekt, den ich für Relevant halte. Mir ist in diesem Moment dann egal, wie komplex das Spiel ist, wie das Kampfsystem ist etc.

Vielleicht tue ich Dom gerade unrecht, aber das war IMO seine Message und nicht "Deine Story (auch wenn sie interessant ist) darf er zusätzlich platzieren".
ganga
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von ganga »

Interessante Folge! Ich schätze Dom für seine ausgeprägte Kreativität und wurde das Gefühl nicht ganz los, dass er sich vielleicht auch einen weiteren Begriff der "Kritik" wünschen würde, um eben seiner Kreativität freien Lauf zu lassen.

Eine hypothetische Besprechung des Frauenbilds von witcher 4 anstatt eines klassischen Tests empfände ich persönlich aber so wie Jochen eher als Stunt. Das fände ich nur dann passend, wenn das Frauenbild tatsächlich so extrem misogyn oder ähnliches ist, dass es das Spiel so sehr beeinflusst und wirklich der zentrale Kritikpunkt ist.

Wenn man sich einfach nur einen Punkt heraussucht, den man persönlich spannend findet, wie beispielsweise eine Brücke in Assassins Creed und seine Kritik nur darauf aufbaut, dann muss man imo damit rechnen entweder an 95% der Konsumenten vorbei zu schreiben oder sprechen, oder man muss das eben im Rahmen eines Projektes machen, dass eben genau diese Art von Konsumenten als Zielgruppe hat.
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Felidae
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Felidae »

Klonky hat geschrieben: 9. Aug 2022, 18:35 Also Dom sagt am Anfang schon ziemlich genau das. Kann man nachhören bei 33:40.
Paraphrasiert: Ne, Dann kann man auch mal Tests und Kritiken machen, die das alles [Die alten Techniken, die Reviews beinhalten] nicht beinhalten und direkt sagen, ich messe dieses Spiel an Dingen, die ich als Kritiker relevant halte. Und das einzig und alleine an diesem einen Aspekt, den ich für Relevant halte. Mir ist in diesem Moment dann egal, wie komplex das Spiel ist, wie das Kampfsystem ist etc.
Eben. "Man" kann "mal auch". Daraus abzuleiten, dass es NUR solche Kritiken zu "Witcher 4" geben dürfe, ist sehr weit hergeholt.

Ich hab grad ein ziemliches Deja vu zu "Repräsentationsdebatten". Auch dort wird aus einem, "es muss doch zukünftig möglich sein, AUCH andere Hauptcharaktere zu zeigen" ein "Man will uns den männlichen Macho wegnehmen". :ugly:

Hier wie dort gehts nicht ums Wegnehmen. Sondern um zusätzliche Möglichkeiten zu den bereits bestehenden.
GoodLord
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von GoodLord »

Also spätestens wenn ich dafür zahle (GS+ / Printmagazin etc.) wäre ich als Kunde durchaus etwas verstimmt, wenn es in diesem Angebot dann nur "so eine" Kritik zu <interessantem Spiel X> gäbe und kein breit angelegtes Review/test/kritik/ whatever you want to call it. Und genau das hat Dom "verlangt". Ich verstehe einfach nicht, warum so eine Kritik aus einer extrem verengten Perspektive unbedingt den klassischen, breit aufgestellten Test ersetzen soll statt einfach ne separate Rubrik zu bilden. Das sind einfach zwei fundamental verschiedene Dinge, die zu großen Teilen unterschiedliche Bedürfnisse erfüllen. Wieso will man das unbedingt unter dem gleichen Begriff/der gleichen Rubrik subsummieren und dann auch noch ein entweder oder draus machen?

Weil hier vorher angebracht wurde, dass der Kritiker ja nicht in den Kopf des Konsumenten schauen kann und deshalb ohnehin dem Konsumenten nicht bei der Kaufentscheidung helfen könnte. Genau deshalb ist es mir so wichtig, dass eben alle möglichen Aspekte eines Spiels besprochen wird und die Kritik nicht nur auf eine enge Perspektive reduziert wird. Aus einem breiten Spektrum kann ich mir dann die für mich relevanten Punkte raus ziehen und der Kritiker muss garnicht in meinen Kopf rein sehen können.
GoodLord
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von GoodLord »

Felidae hat geschrieben: 9. Aug 2022, 20:31
Hier wie dort gehts nicht ums Wegnehmen. Sondern um zusätzliche Möglichkeiten zu den bereits bestehenden.
Doch, ausnahmsweise war hier tatsächlich die Forderung dem Kunden was wegzunehmen und durch etwas anderes zu ersetzen. Wenn ich einen Test zu Witcher4 lesen will, aber stattdessen eine Analyse der Frisuren in W4 bekomme, dann hilft es mir wenig, dass es parallel ja auch nen klassischen Test zu Diablo4 gibt.
GoodLord
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von GoodLord »

Zum Cast selber: Ich fand beide Positionen sehr interessant und auch die Gesprächsdynamik hat mir ganz gut gefallen. Und ehrlich gesagt würde ich mir fast 2 follow up podcasts wünschen, in denen Andre+Jochen bzw. Dom(+Jochen/Gast) noch mal etwas detaillierter auf ihre bevorzugte Form der Kritik eingehen würden.
Wicky
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Wicky »

Schon beim Hören des Podcast und um so mehr beim Lesen hier im Thread frage ich mich, ob denn niemand mehr Kritiken von Filmen, Ausstellungen oder Büchern im klassischen (Zeitungs-)Feuilleton liest?

Da ist es doch völlig normal, dass Kritiker*innen ihre Sichtweise auf das Objekt der Besprechung frei wählt und sie zB auch mal an vorgeblich Nebensächlichkeiten aufhängt. Nachtrag: Daneben gibt es selbstverständlich auch die Kritiken die ganz pflichtschuldig ihr Lastenheft abarbeiten.

Ich kann auch Jochens Einordnung, dies sei (geistes-) wissenschaftliche Beschäftigung nicht nachvollziehen. Diese muss sich ja um intersubjektivität bemühen - die von Dom angesprochene Kritik setzt hingegen bewusst auf subjektive Wahrnehmung als Ausgangspunkt.

Die ungewöhnlichen und subjektiven Perspektiven sind es, die mich übrigens The Pod abonnieren lassen und nicht die eher klassischen Tests von zB Gamestar+. Diese finden übrigens - Argument das interessiere ja die Leute eher - offenbar immer weniger Leser*innen.
Zuletzt geändert von Wicky am 10. Aug 2022, 08:45, insgesamt 1-mal geändert.
Ingoknito
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Ingoknito »

Der klassische Spieletest ist alles andere als breit aufgestellt. Außerdem hat der Produkttest den Wortsinn einer Kritik schon entfremdet, nicht umgekehrt.
Der Begriff der Kritik stammt ursprünglich aus der Literaturkritik (steht auch so in Wikipedia) und nicht etwa von der Prüfung von Produkten oder Gegenständen.
Es ist also keinesfalls so dass jemand hier auf semantischen Weg versucht den klassischen Spieletest in die Knie zu zwingen. Viel mehr hat der klassische Spielejournalismus diesen Begriff für sich vereinnahmt und zweckentfremdet. Unter anderem deshalb, weil man Spiele auf einer ähnlichen kulturellen anerkannten Ebene wie Filme sehen wollte, ohne aber dabei selbst das eigene Medium (Videospiele) genau so ernst nehmen zu wollen.
Rigolax
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Rigolax »

Wicky hat geschrieben: 10. Aug 2022, 01:29 Ich kann auch Jochens Einordnung, dies sei (geistes-) wissenschaftliche Beschäftigung nicht nachvollziehen. Diese muss sich ja um intersubjektivität bemühen - die von Dom angesprochene Kritik setzt hingegen bewusst auf subjektive Wahrnehmung als Ausgangspunkt.
Ein intersubjektiver Anspruch entsteht ja aber dann, wenn Experten herangezogen werden und deren Ansichten eingeflochten werden. Das ist, so wie ich es verstanden habe, ein Aspekt der Kritik, die Dom meinte. Es sind aber auch keine typischen akademischen Essays, in denen Autoritäten zitiert werden, sondern es werden auf journalistische Weise Experten angefragt und deren Ansichten wiedergegeben.

Ich glaube ja, der Unterschied zu einem "Test" ist, dass ein Test das Spiel an sich bewertet, obige "Kritik" bewertet dagegen eher die Gesellschaft, in der ein Spiel entsteht. Daher im Podcast das Beispiel mit dem Frauenbild in einem Witcher 4.
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Felidae
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Felidae »

GoodLord hat geschrieben: 10. Aug 2022, 00:01
Felidae hat geschrieben: 9. Aug 2022, 20:31
Hier wie dort gehts nicht ums Wegnehmen. Sondern um zusätzliche Möglichkeiten zu den bereits bestehenden.
Doch, ausnahmsweise war hier tatsächlich die Forderung dem Kunden was wegzunehmen und durch etwas anderes zu ersetzen. Wenn ich einen Test zu Witcher4 lesen will, aber stattdessen eine Analyse der Frisuren in W4 bekomme, dann hilft es mir wenig, dass es parallel ja auch nen klassischen Test zu Diablo4 gibt.
Nein, auf breiter Basis nicht.Okay, die Gamestar hätte dann tatsächlich keinen klassischen Witcher4-Test.Dann sucht man ihn sich eben wo anders. Es wird massig Ausweichmöglichkeiten geben, garantiert.

Und danke, Wicky! :)
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DieTomate
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von DieTomate »

Wicky hat geschrieben: 10. Aug 2022, 01:29 Schon beim Hören des Podcast und um so mehr beim Lesen hier im Thread frage ich mich, ob hier niemand mehr Kritiken von Filmen, Ausstellungen oder Büchern im klassischen (Zeitungs-)Feuilleton liest?
Das sind alles nicht-interaktive Medien. Ich muss nicht bei jedem neuen Film wissen, wie dieser funktioniert und wieviel Spaß das Drücken der Play Taste macht. Gibt es solche Kritiken auch von Brettspielen?
GoodLord
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von GoodLord »

Felidae hat geschrieben: 10. Aug 2022, 07:23
GoodLord hat geschrieben: 10. Aug 2022, 00:01
Felidae hat geschrieben: 9. Aug 2022, 20:31
Hier wie dort gehts nicht ums Wegnehmen. Sondern um zusätzliche Möglichkeiten zu den bereits bestehenden.
Doch, ausnahmsweise war hier tatsächlich die Forderung dem Kunden was wegzunehmen und durch etwas anderes zu ersetzen. Wenn ich einen Test zu Witcher4 lesen will, aber stattdessen eine Analyse der Frisuren in W4 bekomme, dann hilft es mir wenig, dass es parallel ja auch nen klassischen Test zu Diablo4 gibt.
Nein, auf breiter Basis nicht.Okay, die Gamestar hätte dann tatsächlich keinen klassischen Witcher4-Test.Dann sucht man ihn sich eben wo anders. Es wird massig Ausweichmöglichkeiten geben, garantiert.
Wie schon geschrieben: Spätestens wenn ich dafür zahle, dann will ich mir den nicht "wo anders" suchen müssen, weil die PC Games hab ich dann z.B. nicht Aboniert. Und selbst wenb ich nicht zahle, muss ich ja erstmal jemand anderen finden, dessen Analyse ich so vertraue, bzw. dessen Urteil ich so einordnen kann wie das von Redaktion X oder Autor Y.

Nochmal: Wem bitte wäre durch den von Dom formulierten exklusivitätsanspruch geholfen? Außer vielleicht dem Ego des Kritikers der den Artikel schreiben darf?

Zur Einordnung: Ich spiele viel zu wenig spiele, als dass ich mir für Spielereviews ein Abo (egal ob Gamestar oder the Pod) zulegen würde. Von demher ist es mir persönlich egal, wie sichvdas entwickelt, qber als Schüler/Student (als Schüler hatte ich noch ein GS Abo) kann ich sagen, dass mich ein Artikel zur Brücke in AO **statt** (nicht zusätzlich zu) einem Test zu AO ziemlich geärgert hätte.
Zuletzt geändert von GoodLord am 10. Aug 2022, 09:05, insgesamt 1-mal geändert.
GoodLord
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von GoodLord »

Was die Diskussion um "was ist Kritik" angeht: Die meisten Film oder Literaturkritiken, die ich gelesen und gehört habe sind wesentlich näher an den was Andre und Jochen beschrieben haben (warum gefällt mir das spiel/ film/ buch (nicht) oder sogar explizit was finde ich gut oder schlecht) als an dem was Dom beschrieben hat (was kann man zu dem Einzelaspekt X in dem Spiel/Film/Buch sagen). Lustiger weise passt in meinem Kopf der Begriff aber viel besser zur bevorzugten Herangehensweise von Dom. Keine Ahnung warum.

Ich verstehe aber ohnehin nicht, warum da so eine hitzige Diskussion drum entbrennt. Begriffe dienen dazu Informationen zu transportieren und relevant ist eigentlich nur, dass an Ende alle Beteiligten ein halbwegs gleiches Verständnis davon haben, was ein Begriff bedeutet. Egal ob man beide Konzepte als Kritik bezeichnet (ich würde sagen Ja) wird man irgendwelche Begriffe brauchen um die beiden Herangehensweisen voneinander abzugrenzen.

Das ist dann vielleicht auch meine Hauptkritik an der Folge (weshalb ich vorher auch die separaten Folloq ups erwähnt habe): Es ging mir zu viel darum, was man jetzt wie nennen soll bzw. was man unter einer gegebenen Rubrik veröffentlichen soll, als darum was denn nun eine gute Kritik (egal nach welcher Methode) denn ausmacht.
Wicky
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Wicky »

DieTomate hat geschrieben: 10. Aug 2022, 08:07
Wicky hat geschrieben: 10. Aug 2022, 01:29 Schon beim Hören des Podcast und um so mehr beim Lesen hier im Thread frage ich mich, ob hier niemand mehr Kritiken von Filmen, Ausstellungen oder Büchern im klassischen (Zeitungs-)Feuilleton liest?
Das sind alles nicht-interaktive Medien. Ich muss nicht bei jedem neuen Film wissen, wie dieser funktioniert und wieviel Spaß das Drücken der Play Taste macht. Gibt es solche Kritiken auch von Brettspielen?
Mit Brettspielen kenne ich mich leider nicht aus und habe auch noch nie eine Besprechung außerhalb von Kinder- und Familienseiten in ZEIT, FAZ, Süddeutsche etc. gesehen. Wissenslücke.
Für mich klingt das aber nach einem Scheinargument. Warum sollte die Interaktivität dazu zwingen, ein Game möglichst wasserdicht nach Spielspaß abzuklopfen? Eher im Gegenteil, weil die Erfahrung ja immer ganz besonders subjektiv ist.
Irgendeine Besonderheit hat aber jedes Medium. Da heißt es dann ganz schnell "Bücher kann man nur so besprechen, weil man die ja in seiner eigenen Zeit und Fantasie erfährt" - "Durch eine Ausstellung geht ja jede*r den eigenen Weg, daher muss das so und so behandelt werden."
GoodLord hat geschrieben: 10. Aug 2022, 08:38
Felidae hat geschrieben: 10. Aug 2022, 07:23
GoodLord hat geschrieben: 10. Aug 2022, 00:01

Doch, ausnahmsweise war hier tatsächlich die Forderung dem Kunden was wegzunehmen und durch etwas anderes zu ersetzen. Wenn ich einen Test zu Witcher4 lesen will, aber stattdessen eine Analyse der Frisuren in W4 bekomme, dann hilft es mir wenig, dass es parallel ja auch nen klassischen Test zu Diablo4 gibt.
Nein, auf breiter Basis nicht.Okay, die Gamestar hätte dann tatsächlich keinen klassischen Witcher4-Test.Dann sucht man ihn sich eben wo anders. Es wird massig Ausweichmöglichkeiten geben, garantiert.
Wie schon geschrieben: Spätestens wenn ich dafür Zahle, dann soll ich mir den nicht "wo anders" suchen müssen, weil die PC Games hab ich dann z.B. nicht Aboniert. Und selbst wenb ich nicht zahle muss ich ja erstmal jemand anderen finden, dessen Analyse ich so vertraue, bzw. dessen Urteil ich so einordnen kann wie das von Redaktion X oder Autor Y.

Nochmal: Wem bitte wäre durch den von Dom formulierten exklusivitätsanspruch geholfen? Außer vielleicht dem Ego des Kritikers der den Artikel schreiben darf?
Mich ärgert deine Darstellung etwas: Seitdem es eine Spiele-Fachpresse gibt, werden Games in vorgeblich objektiven Produkttests besprochen. Erst in den letzten 10 Jahren bricht das langsam auf. Dieser Podcast und der liebe Dom sind doch zB Zeichen dafür, dass der Journalismus breiter wird. Da könnten sich jetzt alle freuen, da es nicht um Verdrängung und Exklusivität geht.

Andersherum wird ein Schuh draus: Dom bringt im Podcast mehrfach zum Ausdruck, wie schwer es ist solche Besprechung zu platzieren und wie viel er für diese Erweiterung der Perspektive an "Feedback" einstecken muss. Da verteidigen einige offenbar mit Händen und Füßen den Journalismus mit dem sie aufgewachsen sind davor, sich nicht breiter aufzustellen. Schade.
Zuletzt geändert von Wicky am 10. Aug 2022, 10:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Smutje187 »

Wicky hat geschrieben: 10. Aug 2022, 09:20Im Gegenteil: Dom bringt im Podcast mehrfach zum Ausdruck, wie schwer es ist solche Besprechung zu platzieren und wie viel er für diese Erweiterung der Perspektive an "Feedback" Einstecken muss. Da verteidigen einige offenbar mit Händen und Füßen den Journalismus mit dem sie aufgewachsen sind davor, sich nicht breiter aufzustellen. Schade.
Soweit ich mich richtig erinnere, wurde Dom bei solchen Themen nahegelegt, einfach eine Kolumne zu schreiben - hier im Thread reden jetzt mehrere Seiten lang Menschen aneinander vorbei: Niemand hat grundsätzlich etwas gegen eine geisteswissenschaftliche Betrachtung von Games wenn die nicht auf Kosten der „klassischen“ Kritik geht, können wir diesen Fakt endlich mal anerkennen? :) das waren meine ich auch Andrés und Jochens Position.
Avantenor
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Re: Runde #383: Über Kritik

Beitrag von Avantenor »

Wicky hat geschrieben: 10. Aug 2022, 01:29 Schon beim Hören des Podcast und um so mehr beim Lesen hier im Thread frage ich mich, ob hier niemand mehr Kritiken von Filmen, Ausstellungen oder Büchern im klassischen (Zeitungs-)Feuilleton liest?
Recht eindeutig nein, siehe Auflagen der Tageszeitungen, die das genauso wie Gamestar+ betrifft. Wieviele Zeitungen haben denn überhaupt noch ein eigenes Feuilleton? Bei einer großen Tageszeitung bei mir wurde die Kulturredaktion letztens ziemlich drastisch zusammengestrichen.

Zumindest was die Kritiken für Konzerte und Theater anging, kann ich das auch nachvollziehen. Die fand ich schon immer genauso frei schwurbelnd wie die Geschmacksinterpretationen von Rotwein-Conaisseuren. Manchmal recht unterhaltsam, aber selten nachvollziehbar, selbst wenn ich dabei war. Plus der Eindruck, dass sich die Kritiker für besonders clever hielten und ihre eigene unerfüllte Künstlerkarriere auf diese Weise kompensierten. ;)

Dazu hab ich sogar ein wunderschönes, selbst erlebtes Beispiel für sowas. Musikwissenschaftler: "Pamina heiratet den falschen Mann, denn Sarastro steht für ein falsches, rückwärts gewandtes Frauenbild. Eigentlich müsste sie sich der Königin der Nacht anschließen." Reaktion: "Aber die Oper ist einfach so schön!" Es will halt nicht jeder über das Oberflächliche hinaus schauen. Sonst hätten wir vermutlich auch deutlich weniger Zwangsvorstellungen bei Kleidung.
Da ist es doch völlig normal, dass Kritiker*innen ihre Sichtweise auf das Objekt der Besprechung frei wählt und sie zB auch mal an vorgeblich Nebensächlichkeiten aufhängt. Ich kann auch Jochens Einordnung, dies sei (geistes-) wissenschaftliche Beschäftigung nicht nachvollziehen. Diese muss sich ja um intersubjektivität bemühen - die von Dom angesprochene Kritik setzt hingegen bewusst auf subjektive Wahrnehmung als Ausgangspunkt.
Im Einzelfall ja, als Hauptangebot eher nicht. Mir sind deutlich mehr klassische Bewertungsangebote zu Filmen bekannt als anderes. IMDB und Metacritic spielen auch hier einen enormen Einfluss, genauso wie die Sternbewertungen von Amazon.

Beim Medium Film oder Buch sind die Hürden zudem ganz andere und in der Regel selten technischer Natur. Die wichtigsten Erfordernisse eines traditionellen Films oder Buchs an den Konsumenten sind in erster Linie, dass man Augen hat und die geistige Kapazität, ihren Inhalt zu erfassen. Die Qualität ergibt sich dann daraus, was sie im Konsumenten auslösen. Dabei sind sie als Endprodukt unveränderlich und vom Inhalt zu 100% identisch reproduzierbar, jeder startet also weitgehend gleich und erlebt die gleiche lineare Abfolge von Inhalten. Du kannst im Heimkino jederzeit vor-/zurückspulen und gezielt Stellen ansteuern.

Ein Spiel ist dagegen interaktiv, für das Vorankommen müssen aktiv spielerische Hürden überwunden werden und es wird in vielen Punkten on the fly berechnet. Deshalb können Ressourcenoptimierung (z. B. Ladezeiten, Ruckler, Abfall der Grafikqualität wegen Hardwareüberlastung) und Programmlogik (z. B. KI, Hitbox, Line of Sight) enormen Einfluss auf das Erlebnis haben, Stichwort Komfort, Immersion und Uncanny Valley. Ebenso die Zugänglichkeit auf einer mechanischen Ebene (z.B. absurde Tastenkombinationen in schneller Abfolge). Du kannst natürlich ein Auto-Review als Beifahrer machen und Dich dann am sinnlichen Geruch des Leders und der dadurch ausgelösten Reminiszenz an Urlaub in der Südsee erfreuen. Als jemanden, der das Ding täglich fahren muss, interessiert Dich halt vermutlich eher, wie gut das Getriebe und die Beschleunigung bei der Auffahrt zur Autobahn ist, wenn die LKWs mal wieder Kolonne fahren.
Die ungewöhnlichen und subjektiven Perspektiven sind es, die mich übrigens The Pod abonnieren lassen und nicht die eher klassischen Tests von zB Gamestar+. Diese finden übrigens - Argument das interessiere ja die Leute eher - offenbar immer weniger Leser*innen.
Nur weil die Textgattung (das Review) den Kanal gewechselt hat, nämlich vom Bildschirmtext zum Video-Review, ist das keine Abkehr vom klassischen Test.
Zuletzt geändert von Avantenor am 10. Aug 2022, 09:53, insgesamt 2-mal geändert.
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