Ich fand im Podcast etwas schwierig, dass die Begriffe Produkttest/Spieletest und Spielekritik nicht wirklich voneinander getrennt wurden. Dom sagt zwar an einer Stelle, dass er darin zwei verschiedene Sachen sieht, aber letztlich wurde beides doch immer wieder synonym verwendet. Und da sehe ich dann das Problem, dass bei Spieletest immer noch diese "Spielejournalismus-Gründungs-Mantra" mitschwingt: Ein Test ist objektiv und am Ende hat man eine absolute Wertung (nach streng objektiven Kriterien), die Auskunft über den Spielspaß gibt. Diese Philosophie wurde über die Jahre zwar aufgeweicht, aber die meisten Spielemagazine haben ja trotzdem noch Wertungen, die bei der Leserschaft als absolut ankommen.
Dementsprechend fest verankert ist das in meinem Kopf, wenn über Spieletests geschrieben wird. Und unter dieser Prämisse könnte ich mir Doms "Das Frauenbild in The Witcher"-Kritik absolut nicht als Testkritik vorstellen, weil ich darunter eben keine Gamestar-übliche Zahl schreiben könnte und weil ja Großteile des Spiels überhaupt nicht betrachtet werden.
Bewegt man sich aber von der Test-Richtung weg, kann ich mir Doms Kritik durchaus interessant vorstellen, ist aber eben etwas völlig anderes als ein Spieletest. Allerdings hat mich dann der Absolutheitsgedanke von Dom etwas irritiert, da ja sonst nichts erscheinen sollte. Ich denke mir aber, dass es bei einem solchen Format eigentlich eher wichtig wäre Kritiken aus unterschiedlichen Gesichtspunkten zu haben. Dom fällt beim Spielen dann eben das Frauenbild auf und schreibt dann dazu seine Kritik. Andre begeistert sich für die Sprungsteuerung von Geralt und seine Kritik fokussiert sich darauf und Jochen interessiert die Charakterentwicklung der Nebencharakter über die Witcher-Serie hinweg und wählt das als Fundament seiner Kritik. Und dadurch hätte man dann letztlich doch wieder eine umfassendere Beleuchtung des Witcher-Spiels und der Leser/Hörer kann dann ja ganz bewusst wählen, welche dieser Kritikpunkte für ihn relevant sind und ihn interessieren.
Allerdings ist das ganze natürlich trotzdem deutlich aufwändiger in der Produktion und die Zielgruppe ist trotzdem recht schmal. Zumal, wie im Podcast auch erwähnt, viele Leute eben einfach zum Spaß spielen und denen ist eine so detaillierte Analyse/Kritik eben wirklich oft nicht wichtig, sondern sie wollen ihre 70€ in ein Spiel investieren, das ihnen Spaß macht und nicht in eines, das vielleicht auf Gameplay-Ebene schrecklich und repetetiv ist, aber auf tieferer Ebene ein interessantes Frauenbild skizziert.
Neben dem Preis ist da natürlich auch die Spieldauer relevant. Einen zwei stündigen Film, bei dem ich danach sage "das waren komplett verschenkte 2h", kann ich mir mal geben. Bei einem 20-100h-Spiel ist das dann schon was anderes
Jochen Gebauer hat geschrieben: ↑7. Aug 2022, 19:08
Man könnte sogar behaupten, sie sei noch viel, viel relevanter geworden als vor 20, 30 Jahren. Und zwar in allen Bereichen. Zum einen, weil die Zahl der Produkte enorm zugenommen hat - als ich meinen ersten Fernseher kaufte, standen beim Fachhändler vielleicht zehn Modelle rum, heute gibt's bei Amazon was, 50? 100? Noch mehr? Zum anderen, weil meistens gegensätzliche Informationen vorliegen.
Dem stimme ich grundsätzlich zu, allerdings finde ich, dass die Spielemagazine gerade dieses Problem nicht gut angegangen sind. Für mich ist das einer der Gründe, weshalb ich immer weniger Spieletests gelesen habe, weil in den gängigen Spielezeitschriften entweder nur die Mainstream-Triple-A-Spiele getestet wurden oder irgendwelche Indie-Titel die davor das letzte halbe ausführlichst von Streamern/Youtubers gespielt wurden und irgendwann hat dann auch beispielsweise eine Gamestar nicht mehr die Augen davor verschließen können und hat mal einen Test dazu gemacht. Für mich war das aber der Zeitpunkt, an dem ich gemerkt habe, dass Spielezeitschriften nicht das Medium sind, die mich über den rasant wachsenden Spielemarkt ausreichend informieren.
Ihr habt das ja auch im Podcast thematisiert, dass ein Spielemagazin sich das natürlich auch nicht leisten kann, Mitarbeiter einfach nur Spiele spielen zu lassen ohne dass dann ein Output dabei rauskommt (was bei komplett unbkeannten Spielen umso wahrscheinlicher wäre). Aber letztlich führt eben genau das dazu, dass die Magazine eben diese Anforderung nicht erfüllen.