Ich nehme Bezug auf das heutige Feierabendbier zur Gamescom - meinem Gefühl nach, macht ein neuer Thread wenig Sinn. Wenn die Moderation es anders sieht - gerne verschieben.
Zum Thema Maskenpflicht:
Die Wahl für die Messe war nicht "Gamescom mit oder ohne verpflichtende Maske" sondern "Gamescom ohne Maskenpflicht oder keine Gamescom".
Wir reden von der Zielgruppe die zum Großteil zu der "unverwundbaren" Gruppe gehört. Will sagen: Die Zielgruppe ist sehr jung, wirklich ernste körperliche Leiden sind einem Großteil noch unbekannt. Das kommt erst, wenn sie älter wird. Gleichzeitig ist es die Gruppe, die seit Jahren hört, dass sie selbst nicht Covid-Risikogruppe ist.
Wenn du nun eine Maskenpflicht installierst, bleiben viele weg, weil sie keinen Bock darauf haben. Und dann rechnet sich das Ganze überhaupt nicht mehr. Das haben wir (Veranstaltungsbranche) dieses Jahr oft genug gesehen. Es funktioniert einfach nicht, ich habe quasi wöchentlich Analysen dazu im Posteingang - die Leute entscheiden sich dann gegen den Besuch.
Nun könnte man dafür argumentieren, dass die Messe dann lieber ausfallen sollte. Das zieht natürlich diverse Konsequenzen nach sich, aber gehen würde es. Ich will es hier nicht bewerten.
Aber klar ist für mich mit meinen Infos aus der Branche: Eine Gamescom 2022 mit Maskenpflicht hätte sich aber den Aufbau gleich sparen können. Oder sogar gleich den Ticketverkauf.
Dieses Jahr sind eh reihenweise auch komplett ausverkaufte Großevents aufgrund der abartigen Kostensteigerungen in den roten Zahlen. Die Gamescom hat natürlich den Vorteil, dass die Aussteller viel zahlen und die Tickets frisch verkauft wurden, also zu angepassten Kalkulationen. Aber trotzdem ist das dieses Jahr auch ohne Maskenpflicht als abschreckender Faktor echt hart.
Thema Security und co:
Es gibt in normalen Jahren die Wahl zwischen schlechtem Personal oder teurem Personal. Dieses Jahr gibt es nur noch abartig teures Personal, welches katastrophal schlecht ist und davon auch noch viel zu wenig. Fängt damit an, dass wir derzeit nach Events 30% Ausfälle wegen Covid in den Teams haben. Dadurch fehlt permanent Personal und Expertise kann auch nicht aufgebaut werden. Wir reden von bis zu 30€ Stundenlohn für die Leute an der Garderobe - und man findet trotzdem nicht genug Leute.
Thema Influencer:
Seit bummelig 2017 hat eigentlich jedes Event über 10.000 Besucher*innen verpflichtende Regelungen für Influencer*innen. Und das selbst in Bereichen, wo das eigentlich gar keine Rolle spielt, weil Social Media Influencer*innen in relevanter Größe nicht existieren.
Die Version dieser Regeln in meiner Firma basiert auf einer von der Konkurrenz, die basiert wiederum auf einer dritten Firma und ich bin mir relativ sicher, dass diese Files ganz am Ende auf ein Event wie die Gamescom oder die Berlin Fashion Week zurück gehen.
Die Gamescom wird die erste oder eine der ersten Veranstaltungen sein, die sowas in Deutschland formuliert hat. Wo sonst ist das Thema schließlich so groß?
Das Problem ist nur: Diese "Leute" haben halt... Einfluss. Und sie wissen es. Die lassen sich schlicht nichts sagen. Gerade im Gaming ist der Einfluss dummerweise halt auch nicht nur eingebildet, sondern real.
Sidenote - kein Vorwurf, wohlgemerkt:
Ich finde es irritierend, dass Dom für Heise moderiert bzw. auf der Heise Bühne. Heise (Telepolis) ist leider inzwischen ein unerträglicher Sumpf aus Verschwörungstheorien, Putin-Versteherei und "Lügenpresse"-Geschrei. Weiter weg von Doms Weltanschauung geht doch eigentlich vermutlich nicht. (Ja, Heise ist nicht nur Telepolis. Aber eben auch.) Ich kann mir das eigentlich nur so erklären, dass das nicht ausreichend bekannt ist, was der Heise Verlag da inzwischen fabriziert.