Nachgeforscht: Diablo Immortal

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sid zung
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von sid zung »

Vinter hat geschrieben: 9. Sep 2022, 19:01 Das ist doch nicht das Gleiche, bloß, weil in beiden Fällen versucht wird, möglichst viel Geld einzunehmen.
Stimmt. Aber das Kriterium was marktwirtschaftliches Handeln von unethischem Unternehmertun unterscheidet, ist eben nicht das Streben nach Geld. Moralische Verantwortung, Ernstnehmen der Kunden, Transparenz vielleicht. Aber nicht die Geldgier.

Und dann wird die Unterscheidung viel schwieriger, weil da schnell das eigene Wertesystem zur Entscheidungsinstanz wird. Und das taugt bekanntermaßen nur bedingt als Ratgeber für die blinde Justizia.
Bugschütze
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Bugschütze »

sid zung hat geschrieben: 9. Sep 2022, 19:46 Damals wie heute wären wir dann schnell bei Begriffsdefinitionen, die sehr exakt sein müssen um nicht alles in einen Topf zu werfen. Der Gesetzgeber findet, das ist kein Glücksspiel. Was sagt man dem denn?

Was mir noch einfällt, was wenn einer vor die Lootbox einen super einfachen Kampf vorschaltet wie diese Ältestendingens in Diablo Immortal? Da dropped dann zufällig Loot, und fertig ist die Umgehung der Glücksspieldefinition. Das wird echt ein Brett, da was Wirksames zu finden.
Ich mag mich irren, aber mir scheint dass sich diese Mechnaniken relativ einfach erfassen lassen. In dem Moment wo ich echtes Geld einsetze um via Zufall an ein gewuenschtes Ergebnis zu kommen koennten wir von Gluecksspiel sprechen. Gut moeglich dass ich da aber vieles uebersehe.

Der Gesetzgeber ist, was das angeht, mindestens ein Jahrzehnt hinterher.
Rigolax
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Rigolax »

Bugschütze hat geschrieben: 9. Sep 2022, 20:34 Ich mag mich irren, aber mir scheint dass sich diese Mechnaniken relativ einfach erfassen lassen. In dem Moment wo ich echtes Geld einsetze um via Zufall an ein gewuenschtes Ergebnis zu kommen koennten wir von Gluecksspiel sprechen. Gut moeglich dass ich da aber vieles uebersehe.

Der Gesetzgeber ist, was das angeht, mindestens ein Jahrzehnt hinterher.
Ja, könnte man, würde auch dem Wortsinn von "Glücksspiel" näher kommen, wäre ggf. auch sinnvoll, aber ich sehe trotzdem noch einen Unterschied in den Kategorien, von denen wir sprechen. "Echtes" bzw. typisches Glücksspiel im Rechtssinne ermöglicht eben, dass man sich finanziell besser stellt und daraus erwachsen noch ganz andere Probleme, die es bei einem Diabo Immortal nicht gibt (viewtopic.php?f=2&t=8942&p=225856#p225856). DI ist quasi die, eh, "Teenager"-Variante von "hartem" Glücksspiel, oder so, das ist wie so'n Mittelding aus Ü-Ei und Slot-Machine.
Bugschütze
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Bugschütze »

Rigolax hat geschrieben: 9. Sep 2022, 18:42
Bugschütze hat geschrieben: 9. Sep 2022, 18:26 Das Problem ist dass mich sowas zum Zyniker werden laesst.
Ja, verstehe ich. Ich rate auch immer zu Eskapismus und Quietismus zum Selbstschutz, insb. in Krisenzeiten, jedenfalls verurteile ich dafür nicht, wobei auch so ein Rückzug Grenzen hat und ggf. selbst zynisch wird. Muss auch sagen, ich bin recht zynisch, in letzter Zeit noch mehr, find ich aber auch nicht objektiv erstrebenswert.
Ich weiss nicht was "Quietismus" ist aber ich halte mich realtiv konsequent von Nachrichten fern, und wehre mich sehr vehement gegen den Vorwurf der Ignoranz. Es ist mir nicht egal, aber ich muss auch mein Energie managen und ich nutze niemandem wenn ich staendig furchtbar aufgebracht bin. Ich diskutiere gern und ueberlege auch gern gemeinsam an Loesungen, aber ich bin nicht laenger bereit hysterisch ueber die aktuellesten News zu lamentieren.

Kleine Anekdote waehrend Trump:
Ich komme bei meiner Mutter zur Tuere rein, die ich seit zwei Wochen nicht gesehen hatte und werde mit "Der hat sie doch nicht mehr alle, oder?" begruesst. Keine Ahnung was der gute Herr Trump mal wieder gesagt oder getan hatte, aber allein der Umstand dass man davon ausgeht dass mich dieser Quatsch derart brennend interessiert, dass man mir kontextlos sowas hinwirft und erwartet ich wuesste sofort worum's geht... das is schon was :)
Bugschütze
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Bugschütze »

Rigolax hat geschrieben: 9. Sep 2022, 20:40
Bugschütze hat geschrieben: 9. Sep 2022, 20:34 Ich mag mich irren, aber mir scheint dass sich diese Mechnaniken relativ einfach erfassen lassen. In dem Moment wo ich echtes Geld einsetze um via Zufall an ein gewuenschtes Ergebnis zu kommen koennten wir von Gluecksspiel sprechen. Gut moeglich dass ich da aber vieles uebersehe.

Der Gesetzgeber ist, was das angeht, mindestens ein Jahrzehnt hinterher.
Ja, könnte man, würde auch dem Wortsinn von "Glücksspiel" näher kommen, wäre ggf. auch sinnvoll, aber ich sehe trotzdem noch einen Unterschied in den Kategorien, von denen wir sprechen. "Echtes" bzw. typisches Glücksspiel im Rechtssinne ermöglicht eben, dass man sich finanziell besser stellt und daraus erwachsen noch ganz andere Probleme, die es bei einem Diabo Immortal nicht gibt (viewtopic.php?f=2&t=8942&p=225856#p225856). DI ist quasi die, eh, "Teenager"-Variante von "hartem" Glücksspiel, oder so, das ist wie so'n Mittelding aus Ü-Ei und Slot-Machine.
Interessant, ich sah das immer anders. D:I erlaubt mir ja nur Geld zu verlieren waehrend ich bei echtem Gluecksspiel wenigstens auch gewinnen kann. Aber ich hab jetzt auch den Link noch nicht verfolgt, nehme an der erlaeutert das. Ich kann mir aber durchaus vorstellen dass die Aussicht auf echten Gewinn eine zusaetzliche Gefahrt bedeutet. Auf der anderen Seite gibt es ja immer wieder Leute die Zehntausende in Spiele investieren, sicher auch mehr als die meisten Gluecksspieler. Das sind aber auch alles nur Vermutungen meinerseits.

Was ich allerdings sagen wuerde: der Dreck muss weg :) Wir koennten da gerne relativ grob vorgehen, meiner Meinung nach. Das sind Industrien die es nicht braucht. Und ja, mir ist klar das sowas schwierig ist, aber soweit mein Gefuehl dazu. Die tragen nix sinnvolles bei.

EDIT: Link gelesen und stimme dem absolut zu. Dieser Spirale die du meinst ist auf jeden Fall ein zusaetzlicher Faktor. Hier mein Vorschlag: wir verbieten einfach beides :)
-TheodorsHegel-
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von -TheodorsHegel- »

Zur Frage der Ethik von Diablo Immortal würde ich gerne noch ein paar Gedanken hinzufügen.

Das Argument: "Unternehmen sind keine Wohlfahrtsvereine", diese Form des Geldverdienens hat etwas schicksalhaftes, fühlt sich ein wenig aus der Zeit gefallen an. Maximierte Selbsterhaltung ist sich ja gerade selbst am überholen, ihr haftet im Absoluten zudem etwas sehr selbstzerstörerisches an.
Bei Diablo Immortal z.B. die Indifferenz gegenüber den Auswirkungen auf vulnerable Gruppen etc. In einigen Ländern ist es ja schon aus ähnliche Gründen verboten worden.

Für mich wirkt es manchmal fast ein bisschen grotesk, wenn man Blizzard attestiert: Die haben ja damit ökonomischen Erfolg und somit alles richtig gemacht... Erfolg auf Gewinnmaximierung zu reduzieren ist auch eine Haltungsfrage!
Viele generische triple A Spiele üben bei mir statistische Gewalt an der individuellen Spielvorliebe aus, nicht zuletzt Diablo Immortal. 😄

Um mit ein bisschen Pathos zu schließen 😁: T.W. Adorno schrieb mal über Nietzsches proklamierte Liebe zum Schicksal:

"Ich werde vergitterte Fenster und Steinmauern nicht lieben!"

Denn:

"Nur wenn, was ist, sich ändern lässt, ist das, was ist, nicht alles."

Bin mal wieder ein paar gute Indies suchen und freue mich über Tipps! 😉
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Bugschütze
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Bugschütze »

-TheodorsHegel- hat geschrieben: 10. Sep 2022, 04:15 Zur Frage der Ethik von Diablo Immortal würde ich gerne noch ein paar Gedanken hinzufügen.

Das Argument: "Unternehmen sind keine Wohlfahrtsvereine", diese Form des Geldverdienens hat etwas schicksalhaftes, fühlt sich ein wenig aus der Zeit gefallen an. Maximierte Selbsterhaltung ist sich ja gerade selbst am überholen, ihr haftet im Absoluten zudem etwas sehr selbstzerstörerisches an.
Bei Diablo Immortal z.B. die Indifferenz gegenüber den Auswirkungen auf vulnerable Gruppen etc. In einigen Ländern ist es ja schon aus ähnliche Gründen verboten worden.

Für mich wirkt es manchmal fast ein bisschen grotesk, wenn man Blizzard attestiert: Die haben ja damit ökonomischen Erfolg und somit alles richtig gemacht... Erfolg auf Gewinnmaximierung zu reduzieren ist auch eine Haltungsfrage!
Viele generische triple A Spiele üben bei mir statistische Gewalt an der individuellen Spielvorliebe aus, nicht zuletzt Diablo Immortal. 😄

Um mit ein bisschen Pathos zu schließen 😁: T.W. Adorno schrieb mal über Nietzsches proklamierte Liebe zum Schicksal:

"Ich werde vergitterte Fenster und Steinmauern nicht lieben!"

Denn:

"Nur wenn, was ist, sich ändern lässt, ist das, was ist, nicht alles."

Bin mal wieder ein paar gute Indies suchen und freue mich über Tipps! 😉
"Erfolg auf Gewinnmaximierung zu reduzieren ist auch eine Haltungsfrage" - absolut d'accord.
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Sebastian Solidwork
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Dieser Podcast bitte in gewisser Leute Ohren, Hirnen und Herzen.
Vor allem solchen die Einfluss auf Gesetze haben. Politiker und ihre Mitarbeiter.
Wahlweise in die Richtung die notwendig ist um Auswüchse dieser Art zu verhindern.

Ich finde die Erläuterungen sehr zugänglich und sie liefern passende Worte für Argumente und Formulierungen.
Was mancher bisher vielleicht eher als wage Ahnung hatte, dürfte er/sie damit deutlich einfacher kommunizieren können.
Auch gerade die Zusammenfassung von Andre am Ende von Teil 2.

Spitzen Bildungsarbeit!
Danke, dass ihr diese Folgen zur freien Verfügung stellt.
„Schönheit ist auch immer ethisches Empfinden.“

Umweltschutz beginnt im Geldsystem.
Fix the system!

Der Sinn des Lebens ist, dass Menschen voller Sinn das niemals wissen müssen. - Gunter Dueck in Omnisophie
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echtschlecht165
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von echtschlecht165 »

ich möchte hier mal stellvertretend für alle Folgen diese Themenwoche loben.

The Pod ist mitunter immer dann am stärksten, wenn vermeintliche Gamingbegriffe, die man täglich hört, nicht einfach als gegeben hingenommen werden, sondern mal wirklich dahintergeschaut wird, was die konkret bedeuten.
Das war schon zb bei Immersion so, und ist auch in dieser Woche mit begriffen wie "Belohnung", Spielesucht, Sucht im allgemeinen so gehandhabt worden.
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-TheodorsHegel-
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von -TheodorsHegel- »

Ich bin bin leider völliger juristischer Leihe, aber wäre es nicht bei Diablo Immortal sinnvoller statt von Glücksspiel gesetzlich von Betrug zu sprechen?

https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__263.html

Nehmen wir mal den Achiever an, der im Podcast als Zielgruppe definiert ist, und schauen z.B. auf die Server-Paragon Mechanik in DI. Seinem Bestreben und seiner Leistung wird er, den im sozialialen Milieu vergleichbar höchsten Rang zu erreichen, im vgl. zu einem Spieler, der den gleichen Rang zu einem späteren Zeitpunkt (bei bereits höherem Serverparagon Level) betrogen, falls er kurz pausiert. Dabei verliert er Geld.

Dieses Muster zieht sich durch viele Mechaniken, z.B. wird der freie Spieler um die Erkenntnis betrogen, er könnte das Gleiche wie ein (viel) zahlender Besitzer mit dem Einsatz von Zeit erreichen.
Der nicht ganz mit Zahlen affine Spieler wird um den Wert seiner seltsam verrechneten Währung betrogen.

Diablo stellt den Achiever Spielertyp wie einen Esel auf ein Laufband, an dessem Ende eine Karotte baumelt. Das Bemühen des Esels die Karotte zu erreichen wird ihm aber durch die Beschleunigung des Laufbands bis fast ins unendliche verwehrt.

"The cake is a lie"! 😁

Die ständige Bemühung Blizzards ist also die Schaffung von Illusionen. Monetarisiert wird nicht das Erhalten eines Wertes oder das Erreichen eines Zustandes (wie das Durchspielen oder ein Achievement), sondern das Verlangen danach.

Man muss sich doch fragen, welches Gefühl ein Spieler beim Verlassen so einer Tretmühle im Bezug auf die eingesetzte Zeit und sein Geld haben wird und ob wir gesellschaftlich geduldet so miteinander umgehen wollen...
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m0ebius
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von m0ebius »

-TheodorsHegel- hat geschrieben: 12. Sep 2022, 16:12 wäre es nicht bei Diablo Immortal sinnvoller statt von Glücksspiel gesetzlich von Betrug zu sprechen?
Ich bin auch kein Jurist, aber ich denke nicht, dass man die Tatsachen unter Betrug fassen kann. Blizzard (oder welche Firma auch immer rechtlich dahintersteht) liefert ja genau das, was sie versprechen. Dass man durch den Kauf seine Position auf der Tretmühle nennenswert verbessern würde, ist ja ein Eindruck, der nicht direkt kommuniziert wird.
Rigolax
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Rigolax »

Also grundsätzlich würde ich nicht leichtfertig von "Betrug" sprechen, das könnte auch justiziabel werden. Soll wohl vorkommen, dass insb. Blogger damit schon Probleme bekommen haben. :ugly:

Na ja, dieses juristisches Rumspekulieren ist allgemein recht sinnlos. Jura ist ja keine rocket science, aber es reicht nicht, sich die Gesetze anzugucken, man muss dann auch mal gucken, wie die Rechtsprechung sie anwendet, isnb. in höheren Instanzen, und was es so an juristische Kommentare gibt, was die herrschende Meinung ist.

Ich find den Gedanken aber interessant, was Diablo Immortal vielleicht zumindest ethisch so überreizt, was an Werbe-Bullshit/Irreführung gängig akzeptiert ist, ohne dass es unbedingt justiziabel sein muss.
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Desotho
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Desotho »

Wenn ich die Gewinnarena Werbung sehe, dann halte ich Diablo Immortal noch für einen kleinen Engel :)
Oder man denke an diese Gewinnspiel-Sender (gibt es die eigentlich noch) ?
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Guthwulf
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Guthwulf »

-TheodorsHegel- hat geschrieben: 12. Sep 2022, 16:12wäre es nicht bei Diablo Immortal sinnvoller statt von Glücksspiel gesetzlich von Betrug zu sprechen?
Nein, das geht nicht. DI verbirgt nicht, was für eine Art Spiel es ist und wofür es Geld haben will. Es gibt z.B. kein Anrecht dass ein F2P Spieler in der gleichen Zeit, mit dem gleichen Aufwand, seine Charaktere maximieren kann und DI verspricht so etwas meines Wissens auch nirgends. Betrug wäre eher, wenn prozentuale Dropchancen angegeben werden, diese aber nicht der Wahrheit (also tatsächlichen Implementation) entsprechen, was ohne Zugriff auf den Quellcode kaum zu beweisen ist. Aber selbst da müsste man dann auch noch die Absicht zum Betrug beweisen (nicht nur einfach schluderige Programmierung oder Fehler). Auch irreführende Werbung / irreführende geschäftliche Handlung sehe ich bei DI nicht.

Das Argument, dass ich sehe, wäre eine Einstufung als Glücksspiel, aber das dürfte bei DI noch viel schwerer als bei Fifa sein und würde außerdem bedingen, dass man mit DI als Exempel eine Änderung der derzeit geltenden Rechtslage bzw. deren Auslegung erreicht (ein sehr langer Weg durch alle Instanzen mit sehr hohen Kosten bei sehr geringen Erfolgssaussichten). Theoretisch könnte natürlich auch ein Wunder geschehen und der Gesetzgeber packt die relevanten Gesetze (insb. Glücksspielstaatsvertrag) aus eigenem Antrieb heraus nochmal an und schärft diese. Zuständigkeit würde für den Glücksspielstaatsvertrag bei den Bundesländern liegen, die sich dann natürlich dazu auch einig werden müssten. Die letzte Novellierung gabs in 2020. Da passiert jetzt erstmal die nächsten 5-10 Jahre nix, wenn nicht irgendwoher massiver politische Druck kommt.
Zuletzt geändert von Guthwulf am 12. Sep 2022, 20:17, insgesamt 4-mal geändert.
guthwulf04 (Steam), dreosan (PSN), Guthwulf06 (Xbox), Guthwulf16 (Switch: SW-7403-8257-5609)
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Kesselflicken
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Kesselflicken »

echtschlecht165 hat geschrieben: 12. Sep 2022, 12:50 ich möchte hier mal stellvertretend für alle Folgen diese Themenwoche loben.

The Pod ist mitunter immer dann am stärksten, wenn vermeintliche Gamingbegriffe, die man täglich hört, nicht einfach als gegeben hingenommen werden, sondern mal wirklich dahintergeschaut wird, was die konkret bedeuten.
Das war schon zb bei Immersion so, und ist auch in dieser Woche mit begriffen wie "Belohnung", Spielesucht, Sucht im allgemeinen so gehandhabt worden.
Sehr schön formuliert! Nachdem ich heute die letzte Folge gehört habe auch von mir nochmal ein dickes Lob!
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Tattus
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Registriert: 14. Nov 2017, 08:40

Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Tattus »

Vielen Dank für die tollen Folgen!

Ich wollte nur ergänzen, dass Kindererziehung nicht nur durch Lob funktioniert, sondern dass das Kind viele Dinge auch aus Eigenantrieb lernen möchte. Konditionierung durch von außen bewusst gesetzte Reize braucht es imo gerade bei Dingen wie Schleife Binden nicht. Ich mochte daher die darauf bezogenen Beispiele von Helge nicht so. Aber das ist auch nur ein Detail. Ich wollt’s dennoch loswerden, weil ich finde, dass das ein wichtiges Thema ist. Aber Kindererziehung ist ein weites Feld und vlt. ist das auch eher eine innere Überzeugung…
Rigolax
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Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Rigolax »

Tattus hat geschrieben: 12. Sep 2022, 22:42Ich wollte nur ergänzen, dass Kindererziehung nicht nur durch Lob funktioniert, sondern dass das Kind viele Dinge auch aus Eigenantrieb lernen möchte. Konditionierung durch von außen bewusst gesetzte Reize braucht es imo gerade bei Dingen wie Schleife Binden nicht. Ich mochte daher die darauf bezogenen Beispiele von Helge nicht so. Aber das ist auch nur ein Detail. Ich wollt’s dennoch loswerden, weil ich finde, dass das ein wichtiges Thema ist. Aber Kindererziehung ist ein weites Feld und vlt. ist das auch eher eine innere Überzeugung…
Na ja, "das Kind" gibt's ohnehin nicht. Ich habe etwa seeehr spät Schleife binden gelernt, weil ich schlicht keinen Bock, keinen Eigenantrieb dazu hatte und meine Mutter hat mir ewig Schuhe mit Klettverschluss gekauft, also musste ich es auch faktisch nicht und was meine Altersgenossen trugen oder dachten war mir egal. Das war aber auch keine "Erziehung" mehr im eigentlichen Wortsinne.
MrP
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von MrP »

Von mir auch noch einmal vielen Dank für die Folgen. Ich habe zwar, weil ich sehr an Informationen zu Diablo Immortal interessiert bin, das meiste bereits gewusst aber dennoch war die Aufarbeitung sehr gelungen und haben mir eine langweilige Autofahrt erträglicher gemacht.

Einen Punkt möchte ich allerdings noch zur Diskussion stellen und fragen was Ihr davon haltet.
Ihr erklärt in eurem Cast, dass die Premiumwährugn der ewigen Kugeln dazu dient die eigentlichen Kosten zu verschleiern.
Das ist denke ich nur ein netter Nebeneffekt der ganzen Sache. Der Hauptgrund ist meiner Meinung nach, dass der Konsument in Vorleistung gehen muss und es häufig so ist, dass die Preise im Shop so gewählt sind, dass man das ganze aufgeladene Guthaben nie zu 100 % verbrauchen kann. Auch wird durch die Rabatte die es bei teureren Währungspaketen gibt der Spieler verleitet einen höheren Betrag aufzuladen als er eigentlich geplant hat. Somit ist denke ich der Hauptgrund dieser Währung dem Spieler mehr Geld abzunehmen als wenn er die Items direkt im Shop mit Echtgeld kaufen würde.
GoodLord
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von GoodLord »

MrP hat geschrieben: 12. Sep 2022, 23:22 Einen Punkt möchte ich allerdings noch zur Diskussion stellen und fragen was Ihr davon haltet.
Ihr erklärt in eurem Cast, dass die Premiumwährugn der ewigen Kugeln dazu dient die eigentlichen Kosten zu verschleiern.
Das ist denke ich nur ein netter Nebeneffekt der ganzen Sache. Der Hauptgrund ist meiner Meinung nach, dass der Konsument in Vorleistung gehen muss und es häufig so ist, dass die Preise im Shop so gewählt sind, dass man das ganze aufgeladene Guthaben nie zu 100 % verbrauchen kann. Auch wird durch die Rabatte die es bei teureren Währungspaketen gibt der Spieler verleitet einen höheren Betrag aufzuladen als er eigentlich geplant hat. Somit ist denke ich der Hauptgrund dieser Währung dem Spieler mehr Geld abzunehmen als wenn er die Items direkt im Shop mit Echtgeld kaufen würde.
Wäre ich mir nicht so sicher. Das ist ja ein einmalige Effekt pro Spieler. Also im Gegensatz zu Trinkgeld, wo ich jedes Mal wieder aufrunde und daher dauerhaft 5-10% mehr ausgebe, gebe ich hier halt (fiktive Zahlen) ~5 Euro mehr aus (oder was auch immer als Rest übrig bleibt), egal ob ich mit der Zeit 10, 50, 100 oder 1000 Euro ausgebe.

Ich glaube auch gerne, dass "Restwährung" dazu führt, dass der Spieler lieber nochmal Kugeln nachkauft, als sie "verfallen" zu lassen, aber das funktioniert ja auch nur wenn dadurch der Rest wirklich kleiner wird und damit ist auch dieser Effekt endlich.

Ich würde daher die Entkopplung der Preise von der realen Währung schon als Hauptgrund vermuten.

Ein ganz legitimer Nebengrund, der mir noch einfällt währe übrigens das Umgehen von fixen Transaktionsgebühren. Falls z.B. Paypal jedes mal 10Cent +1% Gebühr verlangen würde (auch hier völlig fiktive Zahlen) wäre es dem Anbieter natürlich lieber, der Spieler kauft einmal ein Währungspaket für 20Euro, statt 10 mal items, die zusammengenommen 20 Euro kosten.
Rince81
Beiträge: 8668
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Re: Nachgeforscht: Diablo Immortal

Beitrag von Rince81 »

GoodLord hat geschrieben: 13. Sep 2022, 08:20 Ich glaube auch gerne, dass "Restwährung" dazu führt, dass der Spieler lieber nochmal Kugeln nachkauft, als sie "verfallen" zu lassen, aber das funktioniert ja auch nur wenn dadurch der Rest wirklich kleiner wird und damit ist auch dieser Effekt endlich.
Und schon bist du in die Falle getappt. Nein, das funktioniert nicht, wenn dann der Rest kleiner ist. Du hast mehr Geld ausgegeben um dann weniger übrig zu haben.
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