Können Spiele in sich glücklich machen?

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Antworten
Benutzeravatar
Lurtz
Beiträge: 4007
Registriert: 22. Feb 2016, 17:19

Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Lurtz »

Bei Twitter trendet gerade mal wieder eine These, die alle paar Jahre aufkommt, und über die ich mir auch immer wieder Gedanken mache.
As an adult, playing video games for long periods of time is a form of depression. If you don't believe me, ask yourself this. Think about the 100 greatest moments of your life. Do any of those moments include video games? Probably not. And this comes from a lifetime gamer.
Als Erwachsener ist das Spielen von Videospielen über längere Zeiträume eine Form der Depression. Wenn du mir nicht glaubst, frage dich Folgendes. Denken Sie an die 100 schönsten Momente in Ihrem Leben. Gehört einer dieser Momente zu den Videospielen? Wahrscheinlich nicht. Und das sagt ein Spieler, der sein Leben lang spielt.
https://mobile.twitter.com/djvlad/statu ... 3985724417

Er stellt später noch klar, dass er nicht Leute meint, für die es ein Job ist, oder nur ein paar Stunden in der Woche spielen, sondern Leute, die eine zweistellige Prozentzahl ihrer Lebenszeit mit Gaming als Freizeitaktivität verbringen.
Allerdings lässt er viele Szenarien gar nicht zu. Beim Spielen mit Freunden zB ist laut seiner These der Freund das entscheidende, und das Spiel nur der Hintergrund, vor dem es stattfindet.

Der Outrage der Gamer ist natürlich wieder riesig, aber wie seht ihr das? Kann exzessives Spielen glücklich machen oder ist es ein Zeichen, dass das Leben an einem vorbei zieh?

Ich hatte auch schon überlegt die Frage mal im Mailbag zu bringen, aber die Herren Podcaster sind wegen ihrer beruflichen Nutzung ja ausgenommen ;)
Bei Twitter trendet gerade mal wieder eine These, die alle paar Jahre aufkommt, und über die ich mir auch immer wieder Gedanken mache.
As an adult, playing video games for long periods of time is a form of depression. If you don't believe me, ask yourself this. Think about the 100 greatest moments of your life. Do any of those moments include video games? Probably not. And this comes from a lifetime gamer.
Als Erwachsener ist das Spielen von Videospielen über längere Zeiträume eine Form der Depression. Wenn du mir nicht glaubst, frage dich Folgendes. Denken Sie an die 100 schönsten Momente in Ihrem Leben. Gehört einer dieser Momente zu den Videospielen? Wahrscheinlich nicht. Und das sagt ein Spieler, der sein Leben lang spielt.
https://mobile.twitter.com/djvlad/statu ... 3985724417

Er stellt später noch klar, dass er nicht Leute meint, für die es ein Job ist, oder nur ein paar Stunden in der Woche spielen, sondern Leute, die eine zweistellige Prozentzahl ihrer Lebenszeit mit Gaming als Freizeitaktivität verbringen.
Allerdings lässt er viele Szenarien gar nicht zu. Beim Spielen mit Freunden zB ist laut seiner These der Freund das entscheidende, und das Spiel nur der Hintergrund, vor dem es stattfindet.

Der Outrage der Gamer ist natürlich wieder riesig, aber wie seht ihr das? Kann exzessives Spielen glücklich machen oder ist es ein Zeichen, dass das Leben an einem vorbei zieht?

Edit:
Nur um das klarzustellen, der Tweet ist überspitzter Clickbait, ebenso wie die meisten seiner weiteren Ausführungen, es geht mir eher um den Gedanken an sich.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
Otis
Beiträge: 1323
Registriert: 23. Mai 2021, 19:30

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Otis »

Also wenn unter den 100 schönsten Momenten kein einziges Game dabei ist, kann man echt mal überlegen, warum man überhaupt zockt …

Würde sagen, das ist das Pferd vom falschen Ende aufgezäumt. Exzessives Zocken ist eher ein Symptom von Depression, nicht eine Form davon und ob man immer auch gleich von einer richtigen Depression sprechen kann, ist auch fragwürdig. Kann allerhand Gründe geben, weshalb sich jemand in Spiele so vertieft, und ja, ich denke schon, dass da auch etliche problematische bei sein können. Kann letztlich nur jeder selber wissen, wie's ihm geht.

Weiß nicht, ob man Videospiele überhaupt so gesondert betrachten muss. Wenn einer fast nichts außer Lesen oder Wandern macht, kann man genauso fragen, ob dafür nicht andere wichtige Sachen zu kurz kommen. Wenn ich jedes Wochende in der Disko rumhängen würde, wäre ich z.B. auch bald depressiv. :ugly:
Benutzeravatar
Axel
Beiträge: 4170
Registriert: 1. Jul 2018, 20:43
Wohnort: Chemnitz & Erzgebirge

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Axel »

Natürlich können Spiele glücklich machen. Was ist das denn für eine Frage? Kommt halt drauf an, welche Spiele man spielt. Ich würde behaupten wollen, dass viele heutige große Spiele eher einer Beschäftigungstherapie gleichen. Etwa wenn es um das ergrinden von Ressourcen geht. Oder das Ablaufen von öden Open World Szenarien. Also bei sowas hätte ich persönlich keine Freude.

Aber:
- Das Glücksgefühl ein schwieriges Puzzle gelöst zu haben.
- Die Lacher bei einem lustigen Point & Click Adventure
- Das Adrenalin bei einem schwierigen Jump & Run.
- In einem Serious Game emotional berührt zu werden.
- Das Staunen über technische Details in neuen Spielen für alte Konsolen.
- Das gemeinsame Spielen mit Freundin und Freunden.
- Der Genuss eines guten Spieles, dass sein Soundtrack in den Vordergrund stellt.

All das macht mich glücklich. Warum sonst sollte ich dieses Hobby betreiben? Warum sollte irgendjemand ein Hobby betreiben, dass einem nicht glücklich macht?
Lurtz hat geschrieben: 12. Sep 2022, 23:31 Beim Spielen mit Freunden zB ist laut seiner These der Freund das entscheidende, und das Spiel nur der Hintergrund, vor dem es stattfindet.
Seltsame These. Damit beim Multiplayer wirklich Spaß aufkommt, muss IMO zwingend gegeben sein, dass das Spiel allen Beteiligten gefällt. Nehmen wir mal Mario Kart oder Bomberman als Paradebeispiele für Multiplayer-Spiele: Setzt Du vier Menschen dran, wovon zwei keinen Spaß mit Mario Kart oder Bomberman haben, wird die Multiplayer-Partie wahrscheinlich frustig denn lustig. Wieso sollen Multiplayer-Spiele denn nur der Hintergrund sein? Im Gegenteil. Da sind die Spiele doch im Vordergrund. Man macht Trinkspiele um das Videospiel herum. Man schließt Wetten ab und und und.
Zuletzt geändert von Axel am 13. Sep 2022, 00:35, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Dicker
Beiträge: 3025
Registriert: 20. Mai 2017, 20:29

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Dicker »

Man könnte auch fragen, sind in den Top 100 Bücher, Filme, Serien dabei?
Da gilt ja etwas ähnliches. Besondere Momente erlebt man oft gemeinsam und sie werden besonders, weil man sich darüber austauschen kann und weil sie einzigartig waren. Beides trifft oft nicht auf Games, Bücher und Filme zu.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass es Leute gibt, die mit Freunden GoT gesehen haben und noch heute an die Red Wedding denken. Alleine ist der Moment auch cool, wenn man aber mit anderen darüber staunen kann, ist das einfach was anderes.
Rigolax
Beiträge: 2190
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Rigolax »

Axel hat geschrieben: 13. Sep 2022, 00:29
Lurtz hat geschrieben: 12. Sep 2022, 23:31 Beim Spielen mit Freunden zB ist laut seiner These der Freund das entscheidende, und das Spiel nur der Hintergrund, vor dem es stattfindet.
Seltsame These. Damit beim Multiplayer wirklich Spaß aufkommt, muss IMO zwingend gegeben sein, dass das Spiel allen Beteiligten gefällt. Nehmen wir mal Mario Kart oder Bomberman als Paradebeispiele für Multiplayer-Spiele: Setzt Du vier Menschen dran, wovon zwei keinen Spaß mit Mario Kart oder Bomberman haben, wird die Multiplayer-Partie wahrscheinlich frustig denn lustig. Wieso sollen Multiplayer-Spiele denn nur der Hintergrund sein? Im Gegenteil. Da sind die Spiele doch im Vordergrund. Man macht Trinkspiele um das Videospiel herum. Man schließt Wetten ab und und und.
Ich habe mal einen Versuch von "Boomern" gelesen, zu verstehen, was Kidz an Fortnite finden und die Erklärung war, dass es weniger um das Spiel an sich geht, sondern dieses eher ein virtueller Plaza sei, wo man sich trifft. Daher sind wohl bei Fortnite auch die Skins so wichtig, eine virtuelle Präsentation eines erwünschten Selbstbildes. Es gehe also weniger um das Spielerlebnis per se, aber ganz egal ist es natürlich nicht. Ich denke, so ist das hier auch gemeint. Man denke auch an Let's Players, die über Gott und die Welt reden, statt das eigentliche Spielgeschehen zu kommentieren.

Zur Frage an sich "Können Spiele in sich glücklich machen?". Das zielt imho wohl auf Vorstellungen von "wahrem" oder gar "legitimem" Glück ab, dass es "falsches" Glück gäbe, dem Anzustreben einem Selbstbetrug gleichkäme. Ich denke, da liegen sehr normierte Menschenbilder zu Grunde, dass man etwa sein Leben nicht voll lebe, wenn man keine (eigenen) Kinder habe und so weiter. Halte ich für nicht wirklich sinnvoll, so zu denken, Glück ist auch sehr relativ: Jemandem in absoluter Armut könnte etwa eine Decke schon glücklich machen oder eine warme Mahlzeit; einen Millionär macht eine Yacht glücklich oder eine Portion Kaviar. In dem Sinne kann schon sein, dass die Geburt eines eigenen Kindes ein sehr hohes Maß an Glück darstellt, aber wenn man dies nicht erlebt hat, was verpasst man, man hat die Erfahrung ja schlicht nicht, ggf. nur second hand über Freunde/Familie und das kann empathisch auch sehr wirken, aber deswegen wird ja "minderes" Glück nicht plötzlich unbedeutend. Also auch Leute mit Nachwuchs spielen ja noch gerne Videospiele und empfinden Glück dabei (wobei das dann auch in den allerbesten Momenten nicht damit vergleichbar sein könnte, wenn das Kind zum ersten mal Mama/Papa sagt).
Ingoknito
Beiträge: 754
Registriert: 19. Jul 2021, 21:55

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Ingoknito »

"think about the 100 greatest moments of your life" meine These: in Top-Listen Denken macht unglücklich.....
Benutzeravatar
Axel
Beiträge: 4170
Registriert: 1. Jul 2018, 20:43
Wohnort: Chemnitz & Erzgebirge

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Axel »

Rigolax hat geschrieben: 13. Sep 2022, 00:58 Ich habe mal einen Versuch von "Boomern" gelesen, zu verstehen, was Kidz an Fortnite finden und die Erklärung war, dass es weniger um das Spiel an sich geht, sondern dieses eher ein virtueller Plaza sei, wo man sich trifft. Daher sind wohl bei Fortnite auch die Skins so wichtig, eine virtuelle Präsentation eines erwünschten Selbstbildes. Es gehe also weniger um das Spielerlebnis per se, aber ganz egal ist es natürlich nicht. Ich denke, so ist das hier auch gemeint. Man denke auch an Let's Players, die über Gott und die Welt reden, statt das eigentliche Spielgeschehen zu kommentieren.
Inwiefern dient dann Fortnite noch als Spiel im Wortsinn und nicht viel mehr als virtuelle Welt a la Second Life? Da muss man, glaube ich, unterscheiden. Denn beim Spielen steht ja die Tätigkeit selbst im Vordergrund, sich aktiv zu messen bzw etwas gemeinsam zu machen und dadurch miteinander Spaß zu haben. Also wenn ich jetzt mit Freunden auf der Couch sitze und wir zocken gemeinsam, dann ist doch das aktive Spielen im Vordergrund, weniger das sich Austauschen über den Alltag. Ähnlich habe ich das bisher auch immer bei Mario Kart Partys und änhlichen Veranstaltungen erlebt: Da kommen teilweise wildfremde Menschen zusammen und spielen gemeinsam. Man kommt da auch ins Gespräch, aber das ist erstmal nicht der Hauptgrund, weswegen man auf so eine Veranstaltung geht.

Andersherum ist das für mich bei solchen Online-Titeln, die in meinem Gefühl her mit der Zeit eher zu virtuellen Welten mutieren - in denen man sich trifft, miteinander redet und das eigentliche Spiel tatsächlich routinierter Hintergrund ist.
Benutzeravatar
Indii
Beiträge: 669
Registriert: 9. Nov 2017, 18:27
Wohnort: Stuttgart

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Indii »

Ich finde, dass ist eine ganz seltsame These, verstärkt durch die sehr spezifischen Zahlen, die als Kontext gegeben werden. Ich finde auch ganz grundsätzlich, dass Gaming glücklich machen kann. Dazu brauche ich es aber nicht mit meiner Hochzeit oder der Geburt meiner Kinder vergleichen. Es reicht doch, wenn ich nach Feierabend eine Stunde entspannen kann und der Stress des Tages langsam entfleucht.

Und zu meiner Verwirrung wegen der Zahlen. Ich kann gar nicht über die 100 glücklichsten Momente meines Lebens nachdenken. Wie lange soll denn das dauern? Soll ich mich stundenlang hinsetzen und eine Liste machen? Erinnere ich mich noch richtig an Sachen aus meiner Kindheit? Das ist doch die Aufforderung nach einer kompletten Durchforstung der eigenen Biografie und kein kurzer “Think about”-Prompt. Ich finde den Punkt als Gedankenspiel schlicht unmöglich, kann mir allerdings gut vorstellen, dass auf einer Liste von 100 Einträgen bei mir am Ende auch eine Handvoll Gaming-Momente stehen würden.

Und dann die Sache mit der zweistelligen Prozentzahl. Ich bin nicht mehr in der Lebenssituation, dass ich eine zweistellige Prozentzahl meine Lebens zu meiner alleinigen, freien Verfügung habe (mit seltenen Ausnahmen). Mit Familie ist das kaum möglich. Aber ich war durchaus eine Zeit lang erwachsen und in genau der Situation. Und ich kann mich nicht erinnern, dass mich das unglücklich gemacht hätte oder depressiv. Ich kenne genug Menschen mit Depressionen und ich als junger Erwachsener gehörte sicher nicht dazu. Ich war und bin recht introvertiert und brauchte gerade am Beginn meines Berufslebens Zeit für mich alleine als Ausgleich für den konstanten Trubel im Büro.
Benutzeravatar
DieTomate
Beiträge: 642
Registriert: 14. Apr 2017, 11:39

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von DieTomate »

Es würde mir schon schwer fallen, überhaupt eine Liste mit "den 100 schönsten Momenten aus meinem Leben" aufzustellen, ob mit oder ohne Videospiele.

Das ist wieder das typische Stigma gegen Videospiele, die immer noch als Kinderspielzeug gelten. Videospiele sind etwas, aus das man "herauswächst".
Dicker hat schon richtigerweise auf Filme und Bücher hingewiesen, bei denen diese Frage eigentlich noch mehr ziehen müsste. Der Unterschied zwischen Film, Buch, und Spiel ist hauptsächlich, dass man bei einem Spiel wenigstens selbst noch etwas tun muss. Filme und Bücher sind passive Medien. Hier zählt also nur die Geschichte. Und da kann man fragen, ob erfundene Momente aus einer erfundenen Geschichte, die ich selbst nicht erlebt sondern nur gesehen oder gelesen habe, zu "den schönsten Momenten meines Lebens" zählen können. Sollten da nicht ausschießlich Momente aus meinem echten Leben stehen? Und wenn ja, warum?
Spiele haben bessere Chancen, da man hier noch persönliche Errungenschaften dazuzählen kann. Es gibt bestimmt Menschen, die das Durchspielen von Dark Souls (Dark Souls schwer) zu "den 100 schönsten Momenten ihres Lebens" zählen würden.

Es lohnt sich auch immer zu fragen, wie es denn mit anderen Spielarten aussieht. Man stelle sich vor, Schach wäre als Computerspiel erfunden worden. Dann dürfte Schach ja auf einmal nicht mehr glücklich machen, oder es wäre eine Form der Depression. Aber Schach zählt ja sowieso nicht, weil es ein Multiplayer Spiel ist.
Wie steht es um Pinball, da wir dieses Thema vor einigen Monaten noch hatten? Das ist ein reines Singleplayer Spiel. Meint ihr, ein leidenschaftlicher Pinball Spieler würde unter seinen "schönsten Momenten seines Lebens" keinen einzigen Pinball-Moment nennen - vielleicht ein besonders guter Highscore? Dabei könnte Pinball genauso gut ein Videospiel sein.
Ich spiele in meiner Freizeit Pool und Snooker. Es gibt durchaus den einen oder anderen "schönsten Moment" aus dem solo(!) Training, den ich nennen könnte, wo ich fundamentale Lektionen verstanden habe, welche mein Spiel in großen Sprüngen vorangetrieben haben. Ist das eine Form der Depression? Nein, es handelt sich ja nicht um ein Videospiel.

Jetzt könnte man noch anmerken, dass Errungenschaften in diesen Spielen gesellschaftlich anerkannter sind als Errungenschaften in (z.B.) Factorio. Aber dafür können die Spiele ja nichts. Außerdem soll man sich ja nicht von der Gesellschaft vorschreiben lassen, was einem Freude bereiten darf und was nicht.
Benutzeravatar
Desotho
Beiträge: 5564
Registriert: 13. Dez 2016, 19:05
Kontaktdaten:

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Desotho »

Wirklich exzessiv war wirklich meine MMO Phase. Auf der einen Seite ist da rückblickend echt viel zeit drauf gegangen, auf der anderen hatte ich da auch ne echt gute Zeit mit.
Leztendlich sind Spiele aber nur eine Freizeitbeschäftigung. Unter "den 100 schönsten Momenten aus meinem Leben" wird auch niemand eine Serie nennen oder einen Film (außer er hat die Laufzeit unter dem Shirt seiner Freundin verbracht).
El Psy Kongroo
Mauswanderer
Beiträge: 2680
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Mauswanderer »

Halte ich für sehr bemüht, die These. Selbstverständlich kann exzessives Spielen auch unglücklich machen bzw. vorhandenes Unglück verstärken, aber das ist definitiv kein Automatismus. Kein Videospiel hat mein Leben bestimmt oder verändert, aber welches Hobby tut das schon? Auf der anderen Seite bin ich wirklich glücklich, einige Spiele erlebt zu haben, bspw. Outer Wilds, und hatte auch während des Spielens ein Hochgefühl.
Benutzeravatar
Horkmork
Beiträge: 27
Registriert: 8. Sep 2021, 11:20

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Horkmork »

Ich kann aus meiner Sicht von einem Menschen mit depressiven Episoden bestätigen, dass Videospiele ein Symptom sein können, da kommt der Eskapismus zum Tragen. In der Zeit, in der es mir am schlechtesten ging, habe ich exzessiv vor allem WoW gespielt. Das Gefühl war: Mein Leben ist kacke, aber in Azeroth läuft alles :D
Da war das Videospiel für mich nur Mittel zum Zweck und kein Genussmittel mehr.
Mittlerweile konnte ich das alles hinter mir lassen und bin der Meinung, dass Videospiele richtig dosiert einen wertvollen Beitrag zum Alltag leisten können und das ist vielfältiger Form und jede Form kann zum Glück beitragen.
Der Liste von Axel könnte vielleicht jeder von uns einen individuellen Punkt hinzufügen. Der berühmte First Try bei einem Dark Souls Boss wäre für mich so ein Punkt oder das Hintersichlassen von einem schlimmen Gebiet in einem Spiel, da führe ich gerne Akt 3 von Diablo 2 an :D.

Also ich denke die These alleinstehend ist Blödsinn.

Edit: Sind Glücksmomente nicht davon abhängig, inwiefern das Belohnungszentrum angesteuert wird? Habe ich das so richtig in den Nachgeforscht-Folgen verstanden?
Vielleicht lassen aber auch viele Menschen Videospiele als Beitrag zum Glück nicht zu, weil die Anerkennung immer noch zu gering ist. Jeder kann irgendwie eine Geburt/Hochzeit/Pokalsieg/ etc nachvollziehen, aber einen Moment im Videospiel wird wahrscheinlich erstmal mit Unverständnis begegnet. Es geht mir nicht um eine Rangliste oder Gleichsetzung von Ereignissen, das ist ja sehr individuell, wie man die gewichtet.
Benutzeravatar
Heretic
Beiträge: 4999
Registriert: 20. Mai 2016, 13:30

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Heretic »

Lurtz hat geschrieben: 12. Sep 2022, 23:31 Er stellt später noch klar, dass er nicht Leute meint, für die es ein Job ist, oder nur ein paar Stunden in der Woche spielen, sondern Leute, die eine zweistellige Prozentzahl ihrer Lebenszeit mit Gaming als Freizeitaktivität verbringen.
Also ist exzessives Zocken nur legitim, wenn's die Brötchen auf den Tisch bringt? Und dürfen "Berufszocker" dann auch Spieleerfahrungen in ihrer Top 100 der Glücksmomente haben? Oder haben die keinen Spaß daran, weil's Arbeit ist? Dürfen etwa nur Kinder Spaß am Spiel haben? Weil spielen kindisch ist? Ganz komische Denke... :D

Ist halt auch die Frage, wie man "glückliche Momente" definiert. Ich hatte definitiv glückliche Momente beim Zocken. Auch beim Filme schauen oder Bücher lesen. Oder beim Ausüben irgendeines anderen Hobbys. Sind das aber alles Momente, die mir ewig im Gedächtnis bleiben werden? Nein, sicher nicht.
MaxDetroit
Beiträge: 759
Registriert: 2. Sep 2021, 12:40

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von MaxDetroit »

Also grundsätzlich ja, wenn sich jemand über länger Zeit in eine Spielwelt zurückzieht, dann kann das sein das dies ein Symptom dafür ist das etwas in seinem realen Leben nicht stimmt. Aber das ist sicher keine zwangsläufige Diagnose. Wie andere Menschen exzessiv ein Hobby betreiben für das sie sich begeistern, sei es Sport (Engagement im lokalen Fußball Verein), Modelleisenbahnen, Gärtnern oder sonst irgend etwas für das Menschen eine Leidenschaft entwickeln können, dann kann das sogar gesund für die Psyche sein. Ich denke wenn man für etwas Begeisterung und Leidenschaft entwickeln kann, dann ist das grundsätzlich erstmal immer gut.

Also für mich gibt es da zwei Seiten der Medaille, der Grund warum jemand exzessiv zockt ist dabei entscheidend. Rückzug, Flucht aus der realen Welt oder echte Begeisterung und Leidenschaft für das Hobby stehen da an beiden Enden der Skala für mich.
Benutzeravatar
Domi-Wan Kenobi
Beiträge: 139
Registriert: 1. Feb 2017, 13:43

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von Domi-Wan Kenobi »

Ich bin mir nichtmal sicher, dass ich 100 Momente zusammen bekomme die ich als "100 greatest moments of your life" bezeichnen würde.^^Und ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben. Wenn ich das soweit definiere, dass ich auf 100 kommen muss wären sicherlich auch einige Videospiel Momente dabei.
PSN: Don_Willi_86
turbomaexx
Beiträge: 45
Registriert: 29. Nov 2021, 07:26

Re: Können Spiele in sich glücklich machen?

Beitrag von turbomaexx »

Meiner Meinung nach ist die These wie so vieles auf Twitter einfach Schwachsinn. Ich hatte schon in meiner bisher auf 23 Jahre begrenzten Lebenszeit vermutlich (und hoffentlich) mehr als 100 glückliche Momente, an die kann ich mich aber auch zu 100% nicht an alle erinnern.
Außerdem ist Glück doch etwas sehr momentanes. Ich kann vielleicht noch "second-hand" Glück erleben, wenn ich mich an die Geburt des eigenen Kindes erinnere oder so. Aber im Moment würde mich ja dann der Fakt, dass ich ein Kind habe (hoffentlich ;)) glücklich machen, und nicht dass es irgendwann eine Geburt gab. Und wie viel besser ist es, wenn ich anstatt was zu zocken, mir jeden Tag nach Feierabend ein Bier reinziehen und dabei Zeitung lese? Das wird wohl auch eher selten in den Top 100 landen :D Aber ja, wie schon erwähnt, haftet den Videospiel leider immer noch ein gesellschaftliches Stigma an, auch wenn sich das langsam bessert. Meine Eltern beispielsweise konnten mittlerweile überzeugt werden, dass das alles nicht schlimm ist und meine Mutter hat sich auch ne Switch gekauft.
Antworten