Wird Rassismus verharmlost?

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Felidae
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:19
Felidae hat geschrieben: 13. Okt 2022, 16:55

Und jetzt zeigst Du mir die Stelle, an der ich ein Verbot gefordert habe. Dankeschön im Voraus.
"Ich fragte, was dagegenspricht, auf etwas zu verzichten."

Das lass ich jetzt einfach mal so stehen. :ugly:
Rigolax
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Rigolax »

Felidae hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:22
Floki hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:19
Felidae hat geschrieben: 13. Okt 2022, 16:55

Und jetzt zeigst Du mir die Stelle, an der ich ein Verbot gefordert habe. Dankeschön im Voraus.
"Ich fragte, was dagegenspricht, auf etwas zu verzichten."

Das lass ich jetzt einfach mal so stehen. :ugly:
Ich will eigentlich im Sinne des "Forenfriedens" nicht wieder so direkt/persönlich werden (wobei ich glaube, du hast damit allgemein nicht so ein Problem, du machst es ja auch manchmal), aber ich habe den Eindruck (nach ja schon recht vielen Diskussionen u.a. mit dir), dass du teils so im Sinne einer "Motte-and-bailey"-Taktik[1] argumentierst: Ich meine, du argumentierst mit einem Realismus (d.h. als ob es hier um nachprüfbare, objektive Tatsachen geht), dass etwas -istisch ist und das man "verstehen" soll, warum man das nicht macht, aber dann, wenn du "gechallengt" wirst, fällst du darauf zurück, dass man es ja noch machen darf, aber dann wäre man halt'n Arschloch. Das ist imho wie mit einem Wissenschaftsbezug, dass eine Position unwissenschaftlich wäre und daher schon gar nicht haltbar.

[1]https://en.wikipedia.org/wiki/Motte-and-bailey_fallacy
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Felidae
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Felidae »

Rigolax hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:34
Felidae hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:22
Floki hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:19

"Ich fragte, was dagegenspricht, auf etwas zu verzichten."

Das lass ich jetzt einfach mal so stehen. :ugly:
Ich will eigentlich im Sinne des "Forenfriedens" nicht wieder so direkt/persönlich werden (wobei ich glaube, du hast damit allgemein nicht so ein Problem, du machst es ja auch manchmal), aber ich habe den Eindruck (nach ja schon recht vielen Diskussionen u.a. mit dir), dass du teils so im Sinne einer "Motte-and-bailey"-Taktik[1] argumentierst: Ich meine, du argumentierst mit einem Realismus (d.h. als ob es hier um nachprüfbare, objektive Tatsachen geht), dass etwas -istisch ist und das man "verstehen" soll, warum man das nicht macht, aber dann, wenn du "gechallengt" wirst, fällst du darauf zurück, dass man es ja noch machen darf, aber dann wäre man halt'n Arschloch. Das ist imho wie mit einem Wissenschaftsbezug, dass eine Position unwissenschaftlich wäre und daher schon gar nicht haltbar.

[1]https://en.wikipedia.org/wiki/Motte-and-bailey_fallacy
Wir reden hier im Thread darüber, wie man mit rassistischen Witzen umgehen sollte. Das heißt, wir sind an und für sich offensichtlich alle der Meinung, dass es rassistische Witze GIBT. Meine Meinung dazu (um Jochen zu paraphrasieren: Ich schreibe nur nicht jedes Mal dazu, dass es sich dabei um meine Meinung handelt - denn wessen Meinung sollte es sonst sein?) ist, dass man, wenn man kein Arschloch sein will, darauf freiwillig verzichtet. Man kann sich aber natürlich auch anders entscheiden - wie ich jetzt schon mehrfach schrieb. Nur muss man dann damit klarkommen, dass man als Arschloch wahrgenommen wird.

Wie man daraus eine Forderung nach einem Verbot rauslesen kann, ist mir tatsächlich absolut schleierhaft. Kann es sein, dass es eigentlich wieder darum geht, "Ich will alles machen und sagen dürfen was ich will - aber bitteschön keinen Widerspruch bekommen"? Dann sorry - so funktioniert das nicht. Grade WEGEN der hier schon mehrfach angeführten Redefreiheit.

Edit: Dein Ton ist für mich absolut okay. Ich hab auch noch so gut wie nie einen Beitrag gemeldet, wenn er nicht absolut unter der Gürtellinie war. Alles gut.
Zuletzt geändert von Felidae am 13. Okt 2022, 17:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Paul_Klee_1
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Paul_Klee_1 »

Floki hat geschrieben: 13. Okt 2022, 16:52
Felidae hat geschrieben: 13. Okt 2022, 16:26
Paul_Klee_1 hat geschrieben: 13. Okt 2022, 16:01

Die Kunst- und Redefreiheit, spricht dagegen. Es ist nicht die Aufgabe der Gesellschaft, meiner Ansicht nach, den Einzelnen zu bemuttern. Von einem erwachsenen Menschen darf man erwarten, dass er/sie in der Lage ist für ihn/sie unschöne Medienerzeugnis zu meiden.

Der Eine mag keinen schwarzen Humor, der Nächste keine Gewaltdarstellung und ein Anderer zu viel nackte Haut nicht. Dann konsumiert was anderes, die Auswahl ist da.

Ich fragte, was dagegenspricht, auf etwas zu verzichten. Dass man etwas tun DARF, heißt in der Konsequenz nicht, dass man es auch tun MUSS. Nochmal: Es steht jedem frei, sich dafür zu entscheiden, ein Arschloch zu sein.
Wer legt denn die Grenzen fest, wenn Aushalten scheinbar keine Option ist? Eine Sittenpolizei wie bspw. im Iran oder ein Kontrollgremium wieder der FSK und man reicht vorher seine Werke ein und wartet auf Freigabe?

Dieses Schreie nach Verboten sind Gift für eine Demokratie und stammen typischerweise aus (Meinungs-)Diktaturen.

Wenn jemand auf der Bühne als Künstler(!) performt kann in diesen Klischees und dem Bedienen eine "linke" Grundüberzeugung stecken - bestes Beispiel ist Serdar Somuncu. Wenn man sich seine Hassias Programme betrachtet und dann mit deinem "naja, das ist aber nicht so schön" ankommt, dann muss er quasi gecancelt werden. Und wo kommen wir dann hin? In eine gutgemeinte Diktatur von Verboten und Sagbarem. Das ist doch eine traurige (künstlerische) Welt. Und: Nein, bevor es kommt: Kunst kann auch Abseits von Klischees wertvoll und lustig sein, aber entgegen dieser Grundannahme maße ich mir nicht an zu urteilen was vertretbar ist und was nicht. Das darf man sehr wohl dem Publikum überlassen.
Aber erneut erkenne ich mit diesen Verbotsrufen ein Muster, Felidae.
Man kann und muss evtl. auch damit leben, dass einen andere Leute für ein Arschloch halten...aus geschmacklichen Gründen, nicht weil man ihnen tatsächlich geschadet hat. Deren Anforderungen an ein Arschloch muss man ja nicht teilen.
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Felidae
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:47

Nein, um diese schwarz/weiß Muster geht es überhaupt nicht. Rigolax letzten Beitrag sehe ich ähnlich.
Dann erklär mir bitte, wie Du aus meinem mehrfach geäußerten "Natürlich DARF man das" eine Verbotsforderung ableitest. "Dürfen" und "Verbot" widersprechen sich zumindest in meiner Welt grundsätzlich.
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Henselinho »

Das erinnert alles ein wenig die ewig langen Diskussionen, ob man sich über die NS-Zeit / AH lustig machen darf. Spoiler: Wurde salonfähig.
Ich finde Humor, Satire und dergleichen dürfen schon ein bisschen über die Stränge schlagen. Es muss nicht jedem gefallen, dann kann man es meiden.

Ernstgemeinte Frage, weil ich bei den ganzen Diskussionen wirklich nicht hinterher komme: Wenn ich mich jetzt an das Spiel mit den knuddeligen Ferkelchen setze, die diesen ganzen Schneeball ins Rollen gebracht haben, und die Ferkelchen mir auch noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern, bin ich dann ein A****?

Wenn ich die Quintessenz der ganzen Diskussionen nicht erfasst habe tut es mir Leid, aber das ist gerade ernsthaft bei mir am ehesten hängen geblieben. Frontschweine -> rassistische Stereotypen über die hergezogen werden -> Ich find's lustig -> Ich bin A****
Mauswanderer
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Mauswanderer »

PrinzEisenerz hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:21
Mauswanderer hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:09
PrinzEisenerz hat geschrieben: 13. Okt 2022, 16:59

In dem Fall der rassistischen/sexistischen/.. Witze wäre das doch offensichtlich, dass der Witz (die Belustigung daraus..) dann eben nicht gemacht wird. Ob es der Witz dann wert ist, ist ne andere Frage..

Ich persönlich finde es ja allerdings problematischer, solche Witze dann nur guten Bekannten/ nicht Betroffenen zu erzählen. Halte es da eher mit dem Maß "wenn ich den Witz nicht vor der Person selber mache, dann lieber nicht."
Das passt aber doch ganz gut zu Felidaes Argumentation, so wie ich sie verstehe: Wer das macht, muss damit leben, in der Konsequenz dafür angegangen zu werden. Natürlich im Rahmen des Erlaubten, aber dieses Feld ist weit.
Klar, das passt schon. Ich glaube damit an sich ja auch keiner ein Problem. Da dürfte es doch eher darum gehen, dass die Reaktion auf so etwas dann teils überzogen ausfällt, Stichwort "Canceln".
Dabei muss man aber auch sehen, dass (edit: meiner Wahrnehmung nach) "Cancel Culture"-Vorwürfe in der Regel falsch sind und bloß von Reaktionären angeführt werden, wenn sie die Reaktionen auf ihre Aussagen nicht aushalten und sich selbst "canceln". Niemand hat das Recht auf eigene Sendezeit oder eine bestimmte Bühne.
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Felidae
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Felidae »

Henselinho hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:54 Das erinnert alles ein wenig die ewig langen Diskussionen, ob man sich über die NS-Zeit / AH lustig machen darf. Spoiler: Wurde salonfähig.
Ich finde Humor, Satire und dergleichen dürfen schon ein bisschen über die Stränge schlagen. Es muss nicht jedem gefallen, dann kann man es meiden.

Ernstgemeinte Frage, weil ich bei den ganzen Diskussionen wirklich nicht hinterher komme: Wenn ich mich jetzt an das Spiel mit den knuddeligen Ferkelchen setze, die diesen ganzen Schneeball ins Rollen gebracht haben, und die Ferkelchen mir auch noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern, bin ich dann ein A****?

Wenn ich die Quintessenz der ganzen Diskussionen nicht erfasst habe tut es mir Leid, aber das ist gerade ernsthaft bei mir am ehesten hängen geblieben. Frontschweine -> rassistische Stereotypen über die hergezogen werden -> Ich find's lustig -> Ich bin A****
Also zumindest ich hab die ganze Zeit nur über die Menschen geschrieben, die solche Gags machen - nicht über die, die sie lustig finden.

Und es tut mir ja leid, aber ich sehe einen gewaltigen Unterschied zwischen Witzen über eine Diktatur und Witzen über gesellschaftlich benachteiligte Menschen. Das ist nämlich der entscheidende Unterschied: Ob man nach OBEN oder nach UNTEN tritt.
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Rigolax »

Mauswanderer hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:54 Dabei muss man aber auch sehen, dass (edit: meiner Wahrnehmung nach) "Cancel Culture"-Vorwürfe in der Regel falsch sind und bloß von Reaktionären angeführt werden, wenn sie die Reaktionen auf ihre Aussagen nicht aushalten und sich selbst "canceln". Niemand hat das Recht auf eigene Sendezeit oder eine bestimmte Bühne.
Ja gut, so ca. 90% der öffentlichkeitswirksamen "Cancellungen" sind Bullshit. Aber was ich in fett markiert habe, ich würde das nicht unterschätzen, wie viele sich selbst zensieren oder aus Diskussionen zurückziehen, weil sie dann doch die Stimmung als oppressiv wahrnehmen und gefühlt nicht mehr mitkommen, Stichwort: Chilling Effects. (Siehe auch eine gewisse Podcast-Folge, warum wurde die wohl offline genommen; ich meine, faktisch konnte sie gar nicht online bleiben.) Und das ist jetzt auch sehr provokant, aber es gibt historisch solche Mechaniken: https://de.wikipedia.org/wiki/Seppuku
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Felidae
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Felidae »

Mauswanderer hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:54
Dabei muss man aber auch sehen, dass (edit: meiner Wahrnehmung nach) "Cancel Culture"-Vorwürfe in der Regel falsch sind und bloß von Reaktionären angeführt werden, wenn sie die Reaktionen auf ihre Aussagen nicht aushalten und sich selbst "canceln". Niemand hat das Recht auf eigene Sendezeit oder eine bestimmte Bühne.
"Cancel culture" gibt es seit Jahrzehnten. Man frage nur mal die ganzen linken Liedermacher:innen, Kabarettist:innen, Autor:innen, die in den letzten Jahrzehnten nur auf kleinen Alternativbühnen auftreten konnten und im Fernsehen schlichtweg nicht vorkommen.

Das "neue" ist nur, dass es jetzt auch die andere Seite betrifft. Und plötzlich ist das was ganz böses.

In der Regel haben dieselben Menschen, die sich fortwährend über "cancel culture" aufregen, übrigens überhaupt kein Problem damit, gleichzeitig zu fordern, dass Serien wie House of the dragon oder Mittelerde doch bitteschön SO auszusehen habe, wie SIE das wollen. Sprich: Sie wollen, dass die stattdessen vorhandene Serie.. nun ja... gecancelt werden soll.

Man könnte jetzt noch einen wunderbaren Nebenzweig aufmachen über die ganzen Menschen, die sich fortwährend in den Medien drüber beschweren, dass sie nicht zu Wort kämen. Aktuelles Beispiel für zwei derartige Genies: Precht und Welzer.

Ernstnehmen kann man das ganze eigentlich nicht wirklich.

Edit: Man kanns auch anders sagen: Es war schon immer so, dass in der Öffentlichkeit nur das stattgefunden hat, was dem sog. "Mainstream" entspricht. Nur das, was "Mainstream" ist, hat sich seit den 80ern nunmal geändert.
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Henselinho »

Felidae hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:56
Henselinho hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:54 Das erinnert alles ein wenig die ewig langen Diskussionen, ob man sich über die NS-Zeit / AH lustig machen darf. Spoiler: Wurde salonfähig.
Ich finde Humor, Satire und dergleichen dürfen schon ein bisschen über die Stränge schlagen. Es muss nicht jedem gefallen, dann kann man es meiden.

Ernstgemeinte Frage, weil ich bei den ganzen Diskussionen wirklich nicht hinterher komme: Wenn ich mich jetzt an das Spiel mit den knuddeligen Ferkelchen setze, die diesen ganzen Schneeball ins Rollen gebracht haben, und die Ferkelchen mir auch noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern, bin ich dann ein A****?

Wenn ich die Quintessenz der ganzen Diskussionen nicht erfasst habe tut es mir Leid, aber das ist gerade ernsthaft bei mir am ehesten hängen geblieben. Frontschweine -> rassistische Stereotypen über die hergezogen werden -> Ich find's lustig -> Ich bin A****
Also zumindest ich hab die ganze Zeit nur über die Menschen geschrieben, die solche Gags machen - nicht über die, die sie lustig finden.

Und es tut mir ja leid, aber ich sehe einen gewaltigen Unterschied zwischen Witzen über eine Diktatur und Witzen über gesellschaftlich benachteiligte Menschen. Das ist nämlich der entscheidende Unterschied: Ob man nach OBEN oder nach UNTEN tritt.
Ok, dann verstehe ich deinen Standpunkt, Danke für die Aufklärung. Ich teile Ihn zwar nicht, aber das muss ich ja auch nicht. Unterschiedliche Meinungen müssen koexistieren, um sich zu entwickeln.
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Felidae
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Felidae »

Henselinho hat geschrieben: 13. Okt 2022, 19:11
Ok, dann verstehe ich deinen Standpunkt, Danke für die Aufklärung. Ich teile Ihn zwar nicht, aber das muss ich ja auch nicht. Unterschiedliche Meinungen müssen koexistieren, um sich zu entwickeln.
Korrekt. :)
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Mauswanderer »

Rigolax hat geschrieben: 13. Okt 2022, 18:07
Mauswanderer hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:54 Dabei muss man aber auch sehen, dass (edit: meiner Wahrnehmung nach) "Cancel Culture"-Vorwürfe in der Regel falsch sind und bloß von Reaktionären angeführt werden, wenn sie die Reaktionen auf ihre Aussagen nicht aushalten und sich selbst "canceln". Niemand hat das Recht auf eigene Sendezeit oder eine bestimmte Bühne.
Ja gut, so ca. 90% der öffentlichkeitswirksamen "Cancellungen" sind Bullshit. Aber was ich in fett markiert habe, ich würde das nicht unterschätzen, wie viele sich selbst zensieren oder aus Diskussionen zurückziehen, weil sie dann doch die Stimmung als oppressiv wahrnehmen und gefühlt nicht mehr mitkommen, Stichwort: Chilling Effects. (Siehe auch eine gewisse Podcast-Folge, warum wurde die wohl offline genommen; ich meine, faktisch konnte sie gar nicht online bleiben.) Und das ist jetzt auch sehr provokant, aber es gibt historisch solche Mechaniken: https://de.wikipedia.org/wiki/Seppuku
Die Referenz zum Podcast kann ich nicht mitgehen, da höre ich zum ersten Mal von. Kannst du das kurz erläutern, oder ist das Thema hier nicht erwünscht? Klingt jedenfalls spannend!

Zu deiner Argumentation: Da stimme ich dir insofern zu, dass der Grad zwischen "berechtigter Kritik" und "überzogene Reaktion, die einen unangemessenen chilling effect hat" bei sehr kontroversen Positionen, naturgemäß, sehr schmal ist. Da geht die Tendenz manchmal sicher auch zur falschen Seite hin. Aber das ist IMHO eben ganz erheblich viel seltener der Fall, als es proklamiert wird (in vielen Fällen führt ja schon die mögliche Form der Proklamation, beispielsweise ein reichweitenstarkes Format, die Behauptung ad absurdum).
Der Natur der Sache nach führt ein tatsächlicher chilling effect meist gar nicht zu Proklamationen (weil ja die ursprüngliche Äußerung schon unterbleibt), deswegen ist es schwierig für mich, das Problem wirklich zu quantifizieren. Aber wenn ich mir anschaue, welchen Aussagen heutzutage noch große und kleine Bühnen geboten werden, fällt es mir schwer, noch hinnehmbare Äußerungen zu konstruieren, die wirklich keine Chance mehr auf Veröffentlichung haben. Da ist dann natürlich wieder die Frage, was "hinnehmbar" ist, das ist kaum akkurat abgrenzbar. Ein gewisser chilling effect ist aber ja intendiert und IMHO auch richtig, nämlich da, wo es in Richtung Hassrede geht.
Wenn es um das geht, was gerne mal als "political correctness" zusammengefasst wird: Da ist mein Eindruck, dass das alles noch von Zeit zu Zeit gesagt wird, aber eben jetzt angemessene Reaktionen kommen. Bzgl. Sexismus sehe ich z. B. eher starken Rückgang des chilling effects auf diejenigen, die sich dagegen wehren wollen. Früher "sollten die sich mal nicht so haben". Ich will dahin nicht zurück.
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Guthwulf
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Guthwulf »

Könnte mir jemand kurz erklären, worüber ihr hier eigentlich grad diskutiert? Ich komme schon länger nicht mehr mit... Leute, die "rassistische" oder "sexistische" Witze machen, empfindet Felidae als "Arschlöcher"? Andere empfinden das nicht so? Aber was gibts da zu diskutieren? Wer "recht" hat? Bei Empfindungen?

Wird es nicht immer irgendjemanden geben, der denkt, dass man ein Arschloch ist, sobald man einen Witz macht (auch wenn der weder sexistisch noch rassistisch ist) und andere, die den Witz urkomisch finden? Das ist halt so. Der eine hat das Recht, den Witz zu machen, der andere das Recht sich davon verletzt zu fühlen. Deshalb sollte man natürlich weder das Witzemachen "verbieten" noch jeden zwingen, den Witz kritiklos "auszuhalten", aber das fordert auch keiner? Was "fordert" ihr dann?
Zuletzt geändert von Guthwulf am 13. Okt 2022, 21:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Rigolax »

Mauswanderer hat geschrieben: 13. Okt 2022, 20:53
Rigolax hat geschrieben: 13. Okt 2022, 18:07
Mauswanderer hat geschrieben: 13. Okt 2022, 17:54 Dabei muss man aber auch sehen, dass (edit: meiner Wahrnehmung nach) "Cancel Culture"-Vorwürfe in der Regel falsch sind und bloß von Reaktionären angeführt werden, wenn sie die Reaktionen auf ihre Aussagen nicht aushalten und sich selbst "canceln". Niemand hat das Recht auf eigene Sendezeit oder eine bestimmte Bühne.
Ja gut, so ca. 90% der öffentlichkeitswirksamen "Cancellungen" sind Bullshit. Aber was ich in fett markiert habe, ich würde das nicht unterschätzen, wie viele sich selbst zensieren oder aus Diskussionen zurückziehen, weil sie dann doch die Stimmung als oppressiv wahrnehmen und gefühlt nicht mehr mitkommen, Stichwort: Chilling Effects. (Siehe auch eine gewisse Podcast-Folge, warum wurde die wohl offline genommen; ich meine, faktisch konnte sie gar nicht online bleiben.) Und das ist jetzt auch sehr provokant, aber es gibt historisch solche Mechaniken: https://de.wikipedia.org/wiki/Seppuku
Die Referenz zum Podcast kann ich nicht mitgehen, da höre ich zum ersten Mal von. Kannst du das kurz erläutern, oder ist das Thema hier nicht erwünscht? Klingt jedenfalls spannend!
Das war jetzt auch in Bezug auf Felidaes Posting davor: viewtopic.php?p=228583#p228583 Also falls es auch ggf. sonst nicht so ankommt, ich denke schon, man hat die Folge offline genommen, weil man wirklich dann den Inhalt für nicht gut so hielt (ich unterstelle kein Kalkül oder so), aber was ich meine, die Offline-Nahme, und nicht etwa nur entschuldigen/erklären/disclaimern, war quasi obligatorisch im damaligen "Klima"; okay, leichtes Overstatement von mir, sooo schlimm war der Inhalt auch eh nicht (imho, iirc).

Na ja, ich wollte das nicht so breittreten, aber ggf. ist sonst das Kopfkino schlimmer, als es wirklich war: viewtopic.php?f=2&t=5333
Henselinho
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Henselinho »

Guthwulf hat geschrieben: 13. Okt 2022, 21:04 Was "fordert" ihr dann?
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Smutje187 »

Guthwulf hat geschrieben: 13. Okt 2022, 21:04 Könnte mir jemand kurz erklären, worüber ihr hier eigentlich grad diskutiert? Ich komme schon länger nicht mehr mit... Leute, die "rassistische" oder "sexistische" Witze machen, empfindet Felidae als "Arschlöcher"? Andere empfinden das nicht so? Aber was gibts da zu diskutieren? Wer "recht" hat? Bei Empfindungen?
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Rince81 »

viewtopic.php?f=2&t=5333

Hier wird von Andre und Jochen genau begründet warum die Folge damals offline gestellt wurde. Ich halte es für müßig jetzt über weitere Begründungen zu spekulieren...
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Mauswanderer »

Rigolax hat geschrieben: 13. Okt 2022, 21:05
Mauswanderer hat geschrieben: 13. Okt 2022, 20:53
Rigolax hat geschrieben: 13. Okt 2022, 18:07

Ja gut, so ca. 90% der öffentlichkeitswirksamen "Cancellungen" sind Bullshit. Aber was ich in fett markiert habe, ich würde das nicht unterschätzen, wie viele sich selbst zensieren oder aus Diskussionen zurückziehen, weil sie dann doch die Stimmung als oppressiv wahrnehmen und gefühlt nicht mehr mitkommen, Stichwort: Chilling Effects. (Siehe auch eine gewisse Podcast-Folge, warum wurde die wohl offline genommen; ich meine, faktisch konnte sie gar nicht online bleiben.) Und das ist jetzt auch sehr provokant, aber es gibt historisch solche Mechaniken: https://de.wikipedia.org/wiki/Seppuku
Die Referenz zum Podcast kann ich nicht mitgehen, da höre ich zum ersten Mal von. Kannst du das kurz erläutern, oder ist das Thema hier nicht erwünscht? Klingt jedenfalls spannend!
Das war jetzt auch in Bezug auf Felidaes Posting davor: viewtopic.php?p=228583#p228583 Also falls es auch ggf. sonst nicht so ankommt, ich denke schon, man hat die Folge offline genommen, weil man wirklich dann den Inhalt für nicht gut so hielt (ich unterstelle kein Kalkül oder so), aber was ich meine, die Offline-Nahme, und nicht etwa nur entschuldigen/erklären/disclaimern, war quasi obligatorisch im damaligen "Klima"; okay, leichtes Overstatement von mir, sooo schlimm war der Inhalt auch eh nicht (imho, iirc).
Danke für den Hinweis, interessant zu lesen. Und der Kommentar, den André in seinem ersten Moderationshinweis zitiert, ist heute unfassbar aktuell. Schon interessant, solche Mini-Zeitmaschinen. Wäre jetzt auch dem Bauch heraus auch eher was, wo ich bei dir wäre, dass man das mit einem Disclaimer direkt vor der betreffenden Stelle hätte versehen könnte statt es rauszunehmen. Habe es nicht gehört, aber kann mir nicht vorstellen, dass ThePod etwas überhaupt veröffentlicht hätte, was auch damit völlig unerträglich zu hören wäre. Kann aber auch verstehen, dass man das Produkt dann nicht unbedingt "im Regal" stehen lassen wollte, die Podcaster haben ja erklärt, warum sie den Disclaimer-Weg insgesamt für nicht ausreichend hielten.
Für ein so Community-zentriertes Projekt ist das sicher eine besonders schwierige Entscheidung, aber die Argumentation fand ich absolut nachvollziehbar. Aber um wieder zum Thema überzuleiten:
"Unfälle" im Sinne von "das ist eigentlich unterhalb unseres Anspruchs" kann es ja immer mal geben. Ist der chilling effect, der dazu führt, die eigene Qualitätskontrolle hinsichtlich vorher bereits festgelegter Parameter vielleicht noch gründlicher durchzuführen, unerwünscht? Da passt, denke ich, ein Zitat von André aus dem Thread als auch allgemeiner zutreffende Aussage ganz gut:
Das [Anm. von mir: verkürzt geht es um "Podcast für mündige Hörer"] würde ich weiter für gültig halten. Die Tonalität an der Stelle erzeugt einfach einen völlig falschen Eindruck davon, was wir für "okay" halten. Und es hat dann Vorrang, dass kein Inhalt bei uns online steht, den wir so nicht vertreten können.
Wenn vom "chilling effect" als Problem die Rede ist, denke ich eher daran, dass die eigenen Parameter über das vom Künstler selbst akzeptierte Maß hinaus verändert werden. Und hier ist dann die Abgrenzung zum "normalen" gesellschaftlichen Wandel, den ja viele Medienschaffende von sich aus schon mitgehen, sehr schwierig und vielleicht auch gar nicht immer ratsam. In meinen Augen wäre die optimale Entwicklung der Gesellschaft eine, in der man sich gegenseitig stetig in der Form zu in dem Sinne "gutem" Verhalten erzieht, dass für alle ein "Win" oder wenigstens ein "Verharren auf hohem Niveau" zu verzeichnen ist. Nicht als utopisches Endziel, sondern für jede Generation spürbar. Das sollte möglichst kooperativ und immer unter Beachtung dessen, was wir heute als Kunst- und Meinungsfreiheit verstehen, passieren, aber nicht achselzuckend das hinnehmen, was in die anderen Richtung läuft. Mir fehlt dabei ein ansprechender Gegenentwurf, wie man ohne chilling effect effektive Kritik an abwertenden Positionen übel soll.
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Felidae
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Felidae »

Mauswanderer hat geschrieben: 13. Okt 2022, 22:00Habe es nicht gehört, aber kann mir nicht vorstellen, dass ThePod etwas überhaupt veröffentlicht hätte, was auch damit völlig unerträglich zu hören wäre.
Der Knackpunkt könnte tatsächlich gewesen sein, dass der Gast auch 2019 nochmal einen rassistischen Gag rausgehauen hat - das mit dem "Ehrenmord". Somit gab es da durchaus eine gewisse Diskrepanz zwischen "so Witze würde man heute nicht mehr machen" und "och, ich mach heute nochmal so einen Witz". Das in Verbindung mit der Tatsache, dass innerhalb der Folge wirklich keinerlei Einspruch seitens der Moderation wahrzunehmen war, ist dann schwer mit einem Disclaimer zu erklären, der den Moderator nicht wie einen vollkommenen Trottel dastehen lässt.

Und dass die Pod-Qualitätskontrolle in dem Fall versagt hat, schreiben ja sowohl André als auch Jochen. Fehler passieren nunmal.
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