Wird Rassismus verharmlost?

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Alexandre
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Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Alexandre »

Die Frage kam mir beim "Frontschweine" Cast, wo die beeindruckende Aussage getroffen wurde, das Spiel sei rassistisch.
Später wird dann noch einmal weniger deutlich formuliert, der Humor sei heutzutage schwieriger (das genau Zitat finde ich gerade nicht, aber das spielt hier auch keine Rolle).

Ist dem so? Ist die Darstellung von und das herumreiten auf Stereotypen tatsächlich Rassismus?
Spielt es dabei eine Rolle dass es lustig ist? (in der Wahrnehmung des betroffenen Castenden)
Spielt es eine Rolle, dass es ein Spiel, also ein Unterhaltungsprodukt, ist; nicht etwa ein Sachwerk, Lehrmaterial, u.ä.?
Spielt es eine Rolle, dass es in alle Richtungen gleichermaßen austeilt, also beispielsweise nicht den "Rassen" ein jeweils anderer Wert zugewiesen wird?
Spielt es eine Rolle, dass es fiktive Schweine-Chimären sind in einer fiktiven Welt?

Rassismus ist - für mich - eine Geisteshaltung die das Miteinander vergiftet und alle ärmer, trauriger und einsamer zurücklässt.
Rassismus kann zu fassungslos machender Gewalt führen und macht diese Welt generell zu einer schlechteren.

Sollte nicht zwischen einem gut gemachten Witz und Rassismus differenziert werden? Oder verstehe ich nur das Wort rassistisch nicht richtig und es hat mit Rassismus hier gar nichts zu tun?
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Paul_Klee_1
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Paul_Klee_1 »

Die Frage könnte lauten: Wie rassistisch ist es, wenn alle Beteiligten gleichermaßen Spaß daran haben?

Das Spiel kommt aus einer Zeit, als der Polenwitz im Salon gerade erst lernen musste was verschlossene Türen sind. Es spielt halt mit Stereotypen.

Würde man heute so nicht mehr machen, war damals im Kontext des Spieledesigns und der gesellschaftlichen Stimmung eher harmlos.
Maliko
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Maliko »

Ich finde auch dass man hier nicht unbedingt von Rassismus sprechen muss. Rassismus wäre es definitiv wenn in dem Spiel Menschen darstellt werden, welche durch das Spiel herabgewürdigt werden. Aber in diesem Spiel werden ja nicht einmal Menschen dargestellt sondern halt Schweine. Und diese stellen halt Stereotypen dar. Und halt wirklich ohne Rücksicht auf irgendwelche Verluste. Jede einzelne Fraktion ist ein Stereotyp. Was anderes wäre es z.B. wenn es bei Frontschweine eine Fraktion geben würde wo Araber oder ähnliche Muslimische Völker verballhornt werden. Das wäre zwar nicht Rassistisch, allerdings definitiv Antisemitisch weil im Islam das Schwein als unrein gilt.
GoodLord
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von GoodLord »

Also aus dem Podcast hab ich jetzt nichts gehört, was das Label Rassismus verdient. Landesspezifische Stereotype sind ja nicht automatisch rassistisch, auch wenn sie es sein können.

Dom ist da allerdings generell wesentlich aufmerksamer als ich und ohne das Spiel selbst gespielt zu haben weil ich mir da auch keine Meinung anmaßen.

Ähnliche Gedanken sind mir aber (nicht beim Podcast) in letzter Zeit beim Thema Zensur gekommen. So inflationär, wie der Begriff in den letzten Jahren in Foren und anderen Kanälen verwendet wurde hat er für mich jeden Schrecken verloren. Von daher kann ich deine Befürchtung grundsätzlich verstehen.
Maliko
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Maliko »

GoodLord hat geschrieben: 5. Okt 2022, 10:37 Ähnliche Gedanken sind mir aber (nicht beim Podcast) in letzter Zeit beim Thema Zensur gekommen. So inflationär, wie der Begriff in den letzten Jahren in Foren und anderen Kanälen verwendet wurde hat er für mich jeden Schrecken verloren.
Das ist aber vor allem das Problem, dass das Wort Zensur im Netz falsch benutzt wird. In 99% der Fälle ist es keine Zensur wenn es jemand brüllt sondern lediglich die Ausübung des Hausrechtes. Weil die Definition von Zensur besagt schon dass diese immer vom Staat ausgehen muss. Sprich Zensur ist es nur, wenn der Staat etwas verbietet. Z.b. Die damalige Hakenkreuzdebatte, das war Zensur, weil gesetzlich Verboten. Oder in Russland von Ukrainekrieg zu sprechen ist ebenfalls gesetzlich verboten und damit Zensur. Wenn ich in meinem Forum schreiben dass ich irgendwelche rechte Sch...e nicht lesen will, dann ist das mein Hausrecht und keine Zensur sondern mein Hausrecht was viele aber nicht kapieren.
GoodLord
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von GoodLord »

Paul_Klee_1 hat geschrieben: 5. Okt 2022, 10:21 Würde man heute so nicht mehr machen, war damals im Kontext des Spieledesigns und der gesellschaftlichen Stimmung eher harmlos.
Die Frage für mich ist eher: Wäre es gerechtfertigt es heute so nichtmehr zu machen, weil es tatsächlich rassistische Klischees/Bilder propagiert oder schlicht weil sich heute niemand mehr darüber amüsieren würde? Oder würde man es nur deshalb nicht so machen, weil man Angst vor einem möglichen Shitstorm hat, der sich auf die Verkaufszahlen auswirken könnte.

Ist doch erstmal egal ob es "für die damalige Zeit" harmlos war. Übertrieben formuliert gabs zur NS Zeit sicher viel, was für die damalige Zeit harmlos war, aber man heute nurnoch mit der Kneifzange anfassen würde weil es halt voll mit rassistischen Klischees ist.
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Tengri Lethos
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Tengri Lethos »

Oh je, ist Rassismus nicht ein bisschen wie Pornografie? "Ich kann es nicht genau definieren, aber ich erkenne es, wenn ich es sehe." (frei nach Potter Stewart).
Ich glaube, das hängt sehr oft von den Rezipienten ab: Wird in einem Witz ein Klischee gebraucht (der geizige Schwabe) kann eine Person das als "humorvoller Umgang mit einem Klischee sehen", der nächste wird aber das aber als Herabsetzung sehen und entsprechend als Rassismus einstufen. Für mich sind sowohl die Intention hinter solchen Aussagen (möchte ich unterhalten, möchte ich provozieren) als auch die eigentliche Geisteshaltung dahinter (ist mir klar, dass ich ein Klischee bediene, gehe ich ernsthaft davon aus, dass das was ich sage zutrifft ("Aber 89% der * (hier bitte beliebige Nationalität einsetzen) sind doch wirklich Verbrecher!) auch Aspekte, die ich individuell bewerte.
Kurz gesagt: ich glaube es ist in einer Vielzahl der Fälle sehr schwierig, eine allgemeingültige Grenze zu definieren...geschweige denn zu Humor abzugrenzen. Wie haben sich meine Eltern in den 90´er Jahren über Ingo Appelt aufgeregt während das damals für mich sehr humorvoll war. Was aber leider nicht heißt, dass es nicht auch rassistisch war.
Maliko
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Maliko »

Es ist denke ich auch immer von der "Menge" abhängig. Wenn ich z.B. bei GTA mit einem Polen zusammen ein Auto klauen soll, dann ist es meines Erachtens nach ein Stereotyp. Wenn aber in einem Spiel alle Autodiebe Polen sind, dann ist es definitiv Rassismus, weil das Spiel damit impliziert, dass alle Polen Autodiebe seien.
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Paul_Klee_1
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Paul_Klee_1 »

GoodLord hat geschrieben: 5. Okt 2022, 10:50
Paul_Klee_1 hat geschrieben: 5. Okt 2022, 10:21 Würde man heute so nicht mehr machen, war damals im Kontext des Spieledesigns und der gesellschaftlichen Stimmung eher harmlos.
Die Frage für mich ist eher: Wäre es gerechtfertigt es heute so nichtmehr zu machen, weil es tatsächlich rassistische Klischees/Bilder propagiert oder schlicht weil sich heute niemand mehr darüber amüsieren würde? Oder würde man es nur deshalb nicht so machen, weil man Angst vor einem möglichen Shitstorm hat, der sich auf die Verkaufszahlen auswirken könnte.

Ist doch erstmal egal ob es "für die damalige Zeit" harmlos war. Übertrieben formuliert gabs zur NS Zeit sicher viel, was für die damalige Zeit harmlos war, aber man heute nurnoch mit der Kneifzange anfassen würde weil es halt voll mit rassistischen Klischees ist.

In einer A/AA-Produktion könnte ich mir das gut vorstellen. Wenn alle Parteien ihr Fett abgekommen, warum nicht? Schwarzer Humor muss aber gut gemacht sein, die asiatischen Schweine sollten bessere Klischees wiedergeben, als "L" statt "R" zu sagen oder Hunde zu essen.

Aber auch das würde bei einer kleinen Produktion wahrscheinlich seine KäuferInnen finden.

Bei einer AAA-Produktion möchten sich die Publisher Rassismusdebatten wegen halbgarer Designansätze nicht auf den Rücken binden.

Dann ist es nicht mehr nur etwas verunglückter Humor (wenn schlecht gemacht) einiger spätpubertärer Programmierer, sondern schnell das ethischer Versagen eines ganzen Unternehmens (siehe blizzards Diversitätstool). Dieses Risiko für einen Imageschaden wollen große Publisher nicht.

Kritik bzgl. Crunsh oder fehlender Qualitätssicherung "müssen" die Großen je nach Veröffentlichungspolitik tragen (EA), aber ansonsten werden sie versuchen vermeidbare Ethikdebatten vorher wegzubügeln. Scheiß auf künstlerische Verwirklichung (Ubisoft).
Zuletzt geändert von Paul_Klee_1 am 15. Okt 2022, 11:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Dom Schott
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Dom Schott »

Ich sehe hier absolut keinen Diskussionsbedarf. Frontschweine zeigt rassistische Stereotype, das ist nun einmal so, auch wenn das vielen (irgendwie auch nachvollziehbarerweise) schwer fallen mag, das zu akzeptieren: "Es ist ja nur ein Spiel, es geht um Menschen, nicht um Schweine, es sieht so verkorkst altmodisch aus, es ist irgendwie das Spiel irgendjemandes Kindheit, alle haben damals ja irgendwie darüber gelacht, andere Zeiten, andere Sitten." All das ändert nichts daran, dass es rassistische Stereotype sind und so, wie ich es auch unaufgeregt im Podcast benannt habe, kann man auch das unaufgeregt festhalten - und trotzdem entspannt über dieses Spiel sprechen. Ist ein Aspekt von vielen, der diesen Titel ausmacht, aber eben einer, der nicht zu übersehen ist bzw. besser nicht übersehen oder verklärt werden sollte. Weil dann passiert ironischerweise genau das, was hier im Thread befürchtet wird: Verharmlosung des Begriffs "Rassismus".
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GoodLord
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von GoodLord »

Tengri Lethos hat geschrieben: 5. Okt 2022, 11:06
Ich glaube, das hängt sehr oft von den Rezipienten ab: Wird in einem Witz ein Klischee gebraucht (der geizige Schwabe) kann eine Person das als "humorvoller Umgang mit einem Klischee sehen", der nächste wird aber das aber als Herabsetzung sehen und entsprechend als Rassismus einstufen.
Korrigier mich wenn ich falsch liege, aber braucht Rassismus nicht zumindest die Vorstellung von Menschenrassen und diesen Rassen zuordbaren Merkmalen - meist mit der Vorstellung, dass die eigene Rasse eben überlegen ist.
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Paul_Klee_1
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Paul_Klee_1 »

Dom Schott hat geschrieben: 5. Okt 2022, 11:18 Ich sehe hier absolut keinen Diskussionsbedarf. Frontschweine zeigt rassistische Stereotype, das ist nun einmal so, auch wenn das vielen (irgendwie auch nachvollziehbarerweise) schwer fallen mag, das zu akzeptieren: "Es ist ja nur ein Spiel, es geht um Menschen, nicht um Schweine, es sieht so verkorkst altmodisch aus, es ist irgendwie das Spiel irgendjemandes Kindheit, alle haben damals ja irgendwie darüber gelacht, andere Zeiten, andere Sitten." All das ändert nichts daran, dass es rassistische Stereotype sind und so, wie ich es auch unaufgeregt im Podcast benannt habe, kann man auch das unaufgeregt festhalten - und trotzdem entspannt über dieses Spiel sprechen. Ist ein Aspekt von vielen, der diesen Titel ausmacht, aber eben einer, der nicht zu übersehen ist bzw. besser nicht übersehen oder verklärt werden sollte. Weil dann passiert ironischerweise genau das, was hier im Thread befürchtet wird: Verharmlosung des Begriffs "Rassismus".

Das hast du prinzipiell Recht Dom, ein rassistisches Stereotyp bleibt ein rassistisches Stereotyp. Doch die Frage nach Zeitgeist und Dosierung bleibt ebenfalls bestehen.

Ja Rassismus kann der Hof bereitet werden, durch die Verharmlosung von rassistischen Ausprägungen.

Nur bitte, was ist hier der Gegenstand? Frontschweine. Wurde da eine Partei auffäliger als andere vorgeführt mit rassistischen Stereotypen? Gab es konkrete Opfer?

Wenn nicht, kann man es auch beim harmlosen Spaß belassen. Den Kampf gegen Rassismus führt man nicht, in dem man in einer Sahnetorte ein Sandkorn sucht. Das stumpft nur ab, es gibt bessere Beispiele für moralische Schieflagen, auch in aktuellen Spielen, popkulturellen Erzeugnissen.

...oder bei der Frage, auf welche Schule moralisch trainierte Bildungsbürger ihre eigenen Kinder schicken würden...sorry fürs Abschweifen.

Ich finde Rassissmuskunde in harmlosen, alten Games schwierig. Da das Problem ja heute noch absolut aktuell ist.
GoodLord
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von GoodLord »

Dom Schott hat geschrieben: 5. Okt 2022, 11:18 Ich sehe hier absolut keinen Diskussionsbedarf. Frontschweine zeigt rassistische Stereotype,
Kannst du (oder jemand anderes) die vielleicht noch mal hier (beispielhaft) in Textform benennen? Wie schon gesagt hab ich das Spiel nicht gespielt und habs im Podcast nicht mitbekommen (vermutlich einfach nicht genau genug zugehört).
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Felidae
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Felidae »

Paul_Klee_1 hat geschrieben: 5. Okt 2022, 11:34 Das hast du prinzipiell Recht Dom, ein rassistisches Stereotyp bleibt ein rassistisches Stereotyp. Doch die Frage nach Zeitgeist und Dosierung bleibt ebenfalls bestehen.
Nein, bleibt sie nicht. Rassismus ist Rassismus ist Rassismus. Dass er zu anderen Zeiten geduldet, als nicht so schlimm empfunden, manchmal sogar explizit gewollt war, ändert daran nichts. Wie Dom schrieb: Das kann bzw. muss man dann einfach so festhalten. Alles weitere sind dann Einordnungen - "das ist eine rassistische Darstellung, was damals aber gesellschaftlich akzeptiert wurde".

Das scheint eins der großen Missverständnisse dieser Zeit zu sein - dass etwas, nur weil es zu einer anderen Zeit üblich war, deshalb weniger kritikwürdig wäre. Nein, rassistische Darstellungen aus jeder Zeit sind als solche kritikwürdig. Weil mensch im Lauf der Jahrzehnte dazulernt und deshalb manches heute eben nicht mehr okay ist, was es vor 20 Jahren noch war.
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Tengri Lethos
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Tengri Lethos »

GoodLord hat geschrieben: 5. Okt 2022, 11:33
Tengri Lethos hat geschrieben: 5. Okt 2022, 11:06
Ich glaube, das hängt sehr oft von den Rezipienten ab: Wird in einem Witz ein Klischee gebraucht (der geizige Schwabe) kann eine Person das als "humorvoller Umgang mit einem Klischee sehen", der nächste wird aber das aber als Herabsetzung sehen und entsprechend als Rassismus einstufen.
Korrigier mich wenn ich falsch liege, aber braucht Rassismus nicht zumindest die Vorstellung von Menschenrassen und diesen Rassen zuordbaren Merkmalen - meist mit der Vorstellung, dass die eigene Rasse eben überlegen ist.
Siehst Du nicht falsch bzw. würde Dir zustimmen, mein Beispiel ist falsch gewählt. Wegen der zweiten Annahme (die eigene Rasse ist überlegen) tue ich mich schwerer (da noch nicht vollständig von mir durchdacht), aber zumindest die Definition von Oxford Languages legt das implizit nahe:

(meist ideologischen Charakter tragende, zur Rechtfertigung von Rassendiskriminierung, Kolonialismus o. Ä. entwickelte) Lehre, Theorie, nach der Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen hinsichtlich ihrer kulturellen Leistungsfähigkeit anderen von Natur aus über- bzw. unterlegen sein sollen
Ich frage mich nur, wenn ich zwar diesen Grundgedanken habe, die Rasse, der ich mich zuordne aber nicht als überlegen ansehe, ist es dann nicht mehr rassistisch?
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

GoodLord hat geschrieben: 5. Okt 2022, 11:33 Korrigier mich wenn ich falsch liege, aber braucht Rassismus nicht zumindest die Vorstellung von Menschenrassen und diesen Rassen zuordbaren Merkmalen - meist mit der Vorstellung, dass die eigene Rasse eben überlegen ist.
Ich würde an dieser Stelle mal auf die Jenaer Erklärung verweisen.
"Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung"
Und ausführlicher:
https://www.uni-jena.de/unijenamedia/je ... rung-1.pdf
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Felidae
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Felidae »

Tengri Lethos hat geschrieben: 5. Okt 2022, 12:21
GoodLord hat geschrieben: 5. Okt 2022, 11:33
Tengri Lethos hat geschrieben: 5. Okt 2022, 11:06
Ich glaube, das hängt sehr oft von den Rezipienten ab: Wird in einem Witz ein Klischee gebraucht (der geizige Schwabe) kann eine Person das als "humorvoller Umgang mit einem Klischee sehen", der nächste wird aber das aber als Herabsetzung sehen und entsprechend als Rassismus einstufen.
Korrigier mich wenn ich falsch liege, aber braucht Rassismus nicht zumindest die Vorstellung von Menschenrassen und diesen Rassen zuordbaren Merkmalen - meist mit der Vorstellung, dass die eigene Rasse eben überlegen ist.
Siehst Du nicht falsch bzw. würde Dir zustimmen, mein Beispiel ist falsch gewählt. Wegen der zweiten Annahme (die eigene Rasse ist überlegen) tue ich mich schwerer (da noch nicht vollständig von mir durchdacht), aber zumindest die Definition von Oxford Languages legt das implizit nahe:

(meist ideologischen Charakter tragende, zur Rechtfertigung von Rassendiskriminierung, Kolonialismus o. Ä. entwickelte) Lehre, Theorie, nach der Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen hinsichtlich ihrer kulturellen Leistungsfähigkeit anderen von Natur aus über- bzw. unterlegen sein sollen
Ich frage mich nur, wenn ich zwar diesen Grundgedanken habe, die Rasse, der ich mich zuordne aber nicht als überlegen ansehe, ist es dann nicht mehr rassistisch?
Dann könnte es ja so etwas wie positiven Rassismus nicht geben - den es aber ebenfalls gibt: "Die Schwarzen haben den Rhythmus einfach im Blut" zB.

Nach heutigem Verständnis dürfte Rassismus alles umfassen, was Herkunft mit Eigenschaften und Verhaltensweisen in Zusammenhang bringt. Da das letztlich auf Vorurteilen/unzulässigen Verallgemeinerungen beruht und somit den einzelnen Menschen/das Individuum ignoriert. Nicht alle dunkelhäutige Menschen haben "den Rhythmus im Blut".
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Paul_Klee_1
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Paul_Klee_1 »

Felidae hat geschrieben: 5. Okt 2022, 12:04
Paul_Klee_1 hat geschrieben: 5. Okt 2022, 11:34 Das hast du prinzipiell Recht Dom, ein rassistisches Stereotyp bleibt ein rassistisches Stereotyp. Doch die Frage nach Zeitgeist und Dosierung bleibt ebenfalls bestehen.
Nein, bleibt sie nicht. Rassismus ist Rassismus ist Rassismus. Dass er zu anderen Zeiten geduldet, als nicht so schlimm empfunden, manchmal sogar explizit gewollt war, ändert daran nichts. Wie Dom schrieb: Das kann bzw. muss man dann einfach so festhalten. Alles weitere sind dann Einordnungen - "das ist eine rassistische Darstellung, was damals aber gesellschaftlich akzeptiert wurde".

Das scheint eins der großen Missverständnisse dieser Zeit zu sein - dass etwas, nur weil es zu einer anderen Zeit üblich war, deshalb weniger kritikwürdig wäre. Nein, rassistische Darstellungen aus jeder Zeit sind als solche kritikwürdig. Weil mensch im Lauf der Jahrzehnte dazulernt und deshalb manches heute eben nicht mehr okay ist, was es vor 20 Jahren noch war.

Rassismus ist etwas, was man bekämpfen und nicht tolerieren sollte.

Ein Medienerzeugnis, welches rassistische Bestandteile hat, aber als ungefährlich wahrgenommen wird, mit einem kleinen Prinzipienettiket zu versehen, bringt was?

Frontschweine hat rassistische Bestandteile. Applaus. Was ändert sich? Sind wir jetzt klüger geworden? Ändert es etwas an diesem Game oder ändert es etwas im Hier und Jetzt?

Rassismus ist keine Schwarz-/Weiß-, keine Ja-/Nein-Sache. Auch dieses Phänomen existiert in Grauschattierungen. Von daher ist prinzipentreue Etikettzuordnung formal richtig, aber ich frage mich ob das in diesem Fall in irgendeiner Form hilfreich ist.

Frontschweine: Wenn alle vertretenen Fraktionen halbwegs durchdacht, lächerlich gemacht werden, dann sehe ich den Schaden nicht.

Das ist wie wenn ein Farbiger zu einem anderen Farbigen "Nigger" sagt. Dann könnte ich ihm die Replizierung rassistischer Sprache vorwerfen oder ich könnte es mit gesundem Menschenverstand auch lassen.
Zuletzt geändert von Paul_Klee_1 am 5. Okt 2022, 12:50, insgesamt 1-mal geändert.
Rigolax
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Rigolax »

Felidae hat geschrieben: 5. Okt 2022, 12:04Nein, bleibt sie nicht. Rassismus ist Rassismus ist Rassismus. Dass er zu anderen Zeiten geduldet, als nicht so schlimm empfunden, manchmal sogar explizit gewollt war, ändert daran nichts. Wie Dom schrieb: Das kann bzw. muss man dann einfach so festhalten. Alles weitere sind dann Einordnungen - "das ist eine rassistische Darstellung, was damals aber gesellschaftlich akzeptiert wurde".
Es gibt ja verschiedene Formen von Rassismus; es gibt nicht den Rassismus, es gibt Rassismen. Man vergleiche etwa sog. Alltagsrassismus im heutigen Deutschland mit dem Rassismus in den Südstaaten der USA während der Sklaverei oder noch unter den Jim Crow laws. Der Vergleich impliziert schon, dass das eine eine "härtere" Form von Rassismus ist und das ist offenkundig ja auch zutreffend; um das so zu sehen, muss man kein Relativist sein.
Alexandre hat geschrieben: 5. Okt 2022, 02:21 Die Frage kam mir beim "Frontschweine" Cast, wo die beeindruckende Aussage getroffen wurde, das Spiel sei rassistisch.
Das ist im ersten Post imho schon die eigentliche Frage: Ist das Spiel an sich rassistisch, weil es solche (rassistischen) Darstellungen hat oder hat es solche Darstellungen, aber ist nicht selbst deswegen zwingend rassistisch? Welches Gedankengut wird dem Spiel zugeschreiben, wenn man das eine oder das andere behauptet? Das Spiel macht sich zwar stereotypische Darstellungen und "Witze" zu eigen, benutzt sie nicht erkennbar distanziert, aber wird es dadurch an sich zu einem rassistischen Spiel?
Maliko hat geschrieben: 5. Okt 2022, 10:40 Das ist aber vor allem das Problem, dass das Wort Zensur im Netz falsch benutzt wird. In 99% der Fälle ist es keine Zensur wenn es jemand brüllt sondern lediglich die Ausübung des Hausrechtes. Weil die Definition von Zensur besagt schon dass diese immer vom Staat ausgehen muss.
Welche Definition ist denn das? Du schreibst ja "die Definition", als gäbe es eine verbindliche?
Maliko hat geschrieben: 5. Okt 2022, 10:40Sprich Zensur ist es nur, wenn der Staat etwas verbietet. Z.b. Die damalige Hakenkreuzdebatte, das war Zensur, weil gesetzlich Verboten.
Ne, an der Gesetzeslage hat sich auch gar nichts geändert (§§ 86, 86a StGB). Das damals faktische Pauschalverbot ging nur durch die Exekutive (Oberste Landesjugendbehörden) im USK-Prüfkontext aufgrund vor allem eines Gerichtsurteils aus (dem zu einer Verbreitung von Wolfenstein 3D, OLG Frankfurt von 1998); es ging lediglich um Rechtssicherheit bei Verwaltungsakten, es gab nie ein spezielles gesetzliches Verbot für solche Videospieldarstellungen. Eine USK-Freigabe ist und war ja auch streng genommen nie notwendig für eine legale Veröffentlichung in Deutschland mit Hakenkreuz-Darstellungen (aber schon sinnvoll, eine Prüfung einzuholen).
Rince81
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Re: Wird Rassismus verharmlost?

Beitrag von Rince81 »

Rigolax hat geschrieben: 5. Okt 2022, 12:47 Es gibt ja verschiedene Formen von Rassismus; es gibt nicht den Rassismus, es gibt Rassismen. Man vergleiche etwa sog. Alltagsrassismus im heutigen Deutschland mit dem Rassismus in den Südstaaten der USA während der Sklaverei oder noch unter den Jim Crow laws. Der Vergleich impliziert schon, dass das eine eine "härte" Form von Rassismus ist und das ist offenkundig ja auch zutreffend; um das so zu sehen, muss man kein Relativist sein.
Es liest sich aber so. Natürlich gibt es verschiedene Ausprägungen ändert aber nichts daran, dass beides rassistisch ist. Ist wie auch beim Antisemitismus, der beginnt nicht erst bei Gaskammern.
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