Unter Videospielern ist ja dieses elitäre Verhalten verbreitet, Videospiele allein deswegen gut zu finden, weil sie scheiße aussehen. Denn wenn ein Spiel scheiße aussieht, ist es gegen den Mainstream und gegen den Mainstream ist gut. Ergo finden sich in den Kommentarspalten zu irgendwelchen Indies mit Krümmelgrafik grundsätzlich Leute, denen man schon vom weiten ansieht, dass sie nur deswegen die Fahne für bestimmte Spiele hochhalten, weil sie besonders anti-mainstreamig aussehen - ergo nicht ästhetisch sind.
Die Parole unter dem sich das gerne zusammenfasst lautet: "Eine gute Grafik macht kein gutes Spiel.". Das stimmt zwar generell, aber manche scheinen daraus den Umkehrschluss abzuleiten, dass eine schlechte Grafik ein gutes Spiel machen würde. Zumindest versuchen sie es sich einzureden. Und deswegen möchte ich der Parole "Eine gute Grafik macht kein gutes Spiel" entgegenhalten "Aber eine gute Grafik macht aus einem gutem Spiel ein Ausgezeichnetes." Wenn ich Videospiele spiele, dann möchte ich mich in fremden Welten verlieren. Und diese fremden Welten sollen bitte so toll wie möglich aussehen.
GameStar hat mit der Umstellung des Wertungssystem dem ganzen übrigens Tribut gezollt, in dem sie das, was früher schlicht "Technik" hieß in "Präsentation" umbenannt haben - eine sinnvolle Entscheidung, denn so umgeht man auch den Konflikt der entsteht, wenn man ein Witcher 3 mit einem Indietitel vergleicht.
Also möchte ich hier an dieser Stelle auch nochmal ausrufen: Technik ist nicht Ästhetik. Eine tolle Technik kann eine tolle Ästhetik auf den Bildschirm zaubern, muss es aber nicht. Andersherum braucht man für eine tolle Ästhetik nicht zwangsläufig eine tolle Technik. Auch ist Fotorealismus nicht per se der Garant für Ästhetik. Auch wenn ich Fotorealismus für ein erstrebenswertes Ziel für die Entwicklung von Videospielen halten, so bedeutet dass nicht, dass andere Grafikstile nicht ebenso eine Daseinsberechtigung haben. Ich finde sogar, dass Fotorealismus und Ästhetik nicht unbedingt zusammenpassen: Ich mag fotorealistische Stile, was mich aber auf einer künstlerischen Ebene fasziniert sind gerade Titel, die nicht versuchen nur die Wirklichkeit nachzubilden - dass ist allerdings auch nicht verwunderlich, geht es doch bei Ästhetik gerade um kunstvolles "in Szene setzen".
Es ist dabei nicht so, dass mich Paris in Unity oder Skellige in Witcher 3 nicht faszinieren würden - im Gegenteil: Ich finde die Atmosphäre herausragend. Also auch hier wieder das Beispiel, dass eine gute Grafik ein Spiel besser macht. Aber trotzdem ist es nicht Witcher 3 oder Unity, an was ich bei dem Begriff Ästhetik denke. Stattdessen schaue ich auf die Kleinode, die oftmals aus der Not eine Tugend machen, indem sie aus einer beschränkten Technik eine ästhetische, stilisierte Spielwelt schaffen. Ausserdem gehört zu Ästhetik natürlich nicht nur die Grafik: Auch das Sounddesign hat einen enormen Anteil an der Präsentation eines Spiels und wie es auf den Spieler/Zuschauer wirkt.
Und deswegen würde ich gerne an dieser Stelle ein paar Spiele präsentieren, deren Ästhetik mich enorm anspricht und die ich alleine deswegen spielen möchte, weil sie toll aussehen. Nicht alle habe ich selbst gespielt, manche sind noch gar nicht erschienen und nicht alle, die ich gespielt habe, finde ich am Ende auch gut. Nichtsdestotrotz sind sie stilsichere Kleinode, die dem Medium Videospiel eine neue, künstlerische Ebene hinzufügen. (Alle Links gehen zu Trailern auf YouTube)
Below

Ghost of a tale

The Legend of Zelda: Breath of the wild

Hyper Light Drifter

Ashen

Firewatch

Fez

Ori and the blind forest

Oxenfree

Cuphead

Death's Gambit

Eitr

Slain!

Transistor

Apotheon

Salt and Sanctuary

No Man's Sky

The Bridge

Monument Valley

Jotun

Titan Souls

Superbrothers: Sword & Sworcery EP

Update 12.04.2017
Secret Legend

Little Nightmares

She remembered Caterpillars

Wartile

Ancestor

Mekorama

The deer god

Quote

Future Unfolding

Four last things

RiME

Ghosts of Memories
