Sir Horny Headcrab hat geschrieben: ↑29. Dez 2022, 13:27Ich fände eine Folge spannend, in der ihr anhand eines konkreten Beispiels mal die Schwächen aufzeigt, dann aber auch konkret zeigt wie man die Story anders und besser hätte machen können. Inklusive Einwebung ins Gamedesign etc. So nervig wie ich es nämlich auch finde, mir fällt es schwer mir ein besseres System zu überlegen.
Was André ja kritisiert ist die Struktur der Erzählung, und da gibt's allerlei positive Gegenbeispiele. Die Entscheidung für diese Struktur ist wiederum wahrscheinlich der Spielstruktur geschuldet, d.h. die Entwickler wollen ja, dass man als Spieler ab einem bestimmten Zeitpunkt frei zwischen verschiedenen Locations wählen kann - deshalb wiederum muss aber auch die Erzählung so angelegt sein, dass es für's Spiel egal ist, ob man zuerst Planet A, B oder C bereist. Und diese Beliebigkeit erkauft man sich in Erzählungen klassischerweise durch Strukturen alâ "Um Portal X öffnen zu können, musst du erst Keycard #1, #2 und #3 sammeln." Ein anderes Negativbeispiel - für mich! - ist beispielsweise Dragon Age: Origins, welches den Verlauf sowie Ausgang seiner Handlung bereits innerhalb der ersten paar Spielstunden spoilert. Um das böse, üble Üble besiegen zu können, müssen zuerst die drei Völker der Elfen, Zwerge und Menschen zu einer Armee vereint werden. Und exakt dies tut man den Großteils des Spiels über, d.h. auf der Ebene der Erzählstruktur weiß man in DA:O bereits nach den ersten 2 Stunden, wie die nächsten 20 Stunden aussehen werden. Mass Effect 2 folgt ebenso dieser Blaupause.
Das muss einen nicht stören, ist aber für mich auch mittlerweile so'n Fall, wo ich ein Spiel in anderer Hinsicht schon echt gut sein muss, damit ich mir das gebe. Erzählerische fand ich DA:O deshalb auch nie so gut, wie manch anderer. Strukturell finde ich die Erzählung sehr langweilig. Die Geschichten, welche das Spiel dann wiederum erzählt sind durchaus interessant, aber diese Schnitzeljagd-Struktur finde ich doof. Die ist aber typisch für Plotgetrieben Erzählungen.
Die Alternative dazu sind z.B. charaktergetrieben Erzählungen, d.h. Erzählungen, deren Verlauf sich aus den konkreten Entscheidungen der Protagonisten und ggf. Antagonisten ergibt. Beispiel: bei einem Dragon Age: Origins oder Jedi: Fallen Order kann, sofern man schon so'n paar Geschichten in seinem Leben gelesen hat, ziemlich gut die nächsten 20+ Spielstunden vorhersagen im Hinblick auf den Plot, weil die Erzählungen nicht um Figuren, sondern um Plotpunkte herum aufgebaut ist, z.B.: "Spieler sorgt dafür, dass sich die Elfen anschließen." Das ist der Kern der Erzählung. Bei charaktergetriebenen Erzählungen entwickelt sich die Handlung schwerpunktmäßig von den Motivationen sowie Aktionen der Protagonisten sowie Antagonisten. Beispielhaft hierfür wäre z.B. das von Jochen gewärtschätzte Yakuza. Im Allgemeinen findet man sowas häufiger bei japanischen Videospielen, wo auch die Antagonisten oftmals eine größere Präsenz einnehmen und den Protagonisten dazu zwingen einen Plan abzuändern, spotan zu reagieren, etc. Das sorgt strukturell für mehr Dynamik und "Twists" in der Erzählung, sorgt aber für eine lineare Spielstruktur.
Ansonsten, äh, zu Fallen Order. Ich fand mich da bei Jochen wieder. Dark Souls reizt mich weiterhin nicht sonderlich und Elden Ring mochte ich durchaus sehr, aber als ich es dann eines Tages nicht mehr anwarf blieb's auch aus - habe aktuell kein Verlangen dahin zurückzukehren. Fallen Order war wiederum so'n Titeln, den ich - gerade weil er potentielle Frustelemente entfernte - damals in einem Rutsch sehr fluffig durchspielen konnte, und durch das Kampfsystem dennoch latent gefordert war. Wenn man die Einzelteile betrachtet ist's gewiss kein großartiges Spiel, aber insgesamt - Charaktere, fluffiges Kampfsystem, flotte Bewegung im Raum, etc. - habe ich's sehr gemocht. Freue mich insofern auf den Nachfolger!
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