Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

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Lurtz
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Lurtz »

ZiggyStardust hat geschrieben: 22. Jan 2023, 12:22 FFF ist jetzt nur ein Beispiel, bei Jusos, links.solid und Grüner Jugend finden sich ebenso problematische Einladungen und Statements.
Die Rechte ist da freilich in einer ähnlich schizophrenen Position weil sie einerseits traditionellen Antisemitismus in sich trägt, auf der anderen Seite der gerade in den letzten Jahren zunehmend rechtsgerichteteren israelischen Regierung zugeneigt ist, die zudem gegen die zweite große ethnische Hassgruppe der Rechten Politik macht, nämlich (arabische) Muslime.
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Lurtz
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Lurtz »

Axel hat geschrieben: 22. Jan 2023, 14:01 Ein weiteres Beispiel mal für eine lange untergegangene Diskriminierung aufgrund von Stereotypen: kinderlose Frauen. Diese wurden im 18. Jahrhundert gesellschaftlich regelrecht ausgegrenzt, es schlug ihnen Hass entgegen und: natürlich gab es damals auch entsprechende Stereotype und Vorurteile. Das zog sich IMO bis ins 19. Jahrhundert hinein. Heute ist das alles kein Thema mehr, zum Glück. Auch ohne, dass man ständig noch dran erinnern muss, dass es früher mal übelste Vorurteile, Darstellungen, usw. gab.
Versuch mal als Frau im fruchtbaren Alter eine Sterilisation zu bekommen. Das ist laut Aussagen der Betroffenen immer noch extrem schwer, weil viele Ärzte Frauen unterstellen ja irgendwann doch noch Kinder bekommen zu wollen.
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MaxDetroit
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von MaxDetroit »

Lurtz hat geschrieben: 22. Jan 2023, 13:01
MaxDetroit hat geschrieben: 22. Jan 2023, 10:50 Also ich werde hier im Forum mal eine Pause einlegen, das geht mir gerade alles zu weit. Ich bin hier wegen Spielekultur und Wertschätzungen hingekommen. Diese ganzen ewigen Diskussionen um solchen doch sehr speziellen Thrmen hängen mir zum Halse raus und driften jetzt teils schon in linke Verschwörungtheorien ab ("Schau dir mal dieses Youtube Video an, da wird dir dann alles genau erklärt!"), und leider wird das Ganze jetzt auch noch durch solche Podcasts weiter befeuert. Ich denke der Podcast ist in guter Absicht geschehen um das Ganze zu klären und zu beruhigen, aber es scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein. Und der Ton wird immer schärfer und emotional aufgeladener, das merkt man dann sogar bei Andre, der hier einmal an die Decke gegangen ist beim Thema "politische Korektheit". Das wird mir sehr unangenehm gerade hier. Und Sorry, da hab ich gerade keine Lust drauf, da kühl ich mich lieber draussen etwas ab und geh spszieren.
Das war nie anders, siehe zB folgende Folge zu Beginn des Podcasts:
https://www.gamespodcast.de/2015/07/26/ ... arkeesian/

"Linke Verschwörungstheorien" vs harte Realität:
https://www.nbcnews.com/nbc-out/out-pol ... -rcna66271

Ich finde es immer wieder erschreckend, wie viele Leute den weltweiten Rechtsruck nicht sehen können/wollen, entweder weil sie die Lügen der Rechten nicht durchschauen können, oder weil sie sich tatsächlich in der dort skizzierten Welt mit weit weniger Individualrechten, sondern der Stärkung von ideologischen Konstrukten wie klassischen Familienformen wiederfinden.
Stattdessen werden dann linke/woke Verschwörungstheorien heraufbeschworen, während konservative und rechte Politik gerade überall Fakten zum Nachteil sehr vieler Menschen, insbesondere in Randgruppen, schafft.
Jetzt hab ich den Fehler gemacht mich doch nochmal einzuloggen und nachzuschauen. Aber ich muss was dazu sagen, kann nicht anders.

Denn: Ja, ich nehme den weltweiten Rechtsruck auch mit Besorgnis wahr. Aber schon mal drüber nachgedacht das das auch von der progressiven Linken teils selbstverschuldet ist, und eine Reaktion auf linke Themen ist? Z.B. wegen dämlicher Diskussionen über Formulierungen, Begrifflichkeiten und blöde Definitionen wie "Menschen die Menstruieren"? Ein Spruch den man gerne von Rechten hört, ist, das Linke gerne Wörter erfinden um Diskussionen zu gewinnen. Und wenn ich dann Othering, Whatsboutism, Mansplaining und all diese schönen Wörter hört, ja, dann könnte man sogar annehmen das da war das dran ist. Aber die gewonne Diskussion im Internet hinterlässt immer mehr Menschen in der Realität die sich dann lieber dem konservativen Lager zuwenden. Selbst ich, der sich dort überhaupt nicht gesehen hat und letzte Wahl noch grün gewählt hat, fühlt sich bei der Diskussion hier gerade wie ein Konservativer. Denn bei einigen Punkten bin ich sogar bei JKR, zu "Menschen die Menstruieren" fand ich ihren Tweet durchaus okay, weil der Begriff für mich einfach absolut weltfremd erscheint, theoretisch vielleicht richtig, aber praktisch voll daneben. Und auch wenn jemand, z.B. in meinem Bekanntenkreis denkt Trans Menschen sind Männer mit Kleidern, und ich sehe das natürlich nicht so, kann ich doch noch mit der Person reden und Kontakt haben, man kann ja entspannt bei einem Bierchen drüber reden.Oder muss ich gleich jeden zum Feind erklären, den Kontakt abbrechen und boykottieren der nicht auf dem neusten Stand ist? Die roten Linien werden meines Erachtens bei vielen sehr schnell und hart gezogen, das muss eigentlich nicht sein, denn wir müssen alle irgendwie in diesem Land zusammenleben und uns verständigen.

Und jetzt könnt ihr mir alle erklären warum ich falsch liege und welcher Begriff auf meine Argumentation anzuwenden ist, aber für mich hat das alles mit der Realität da draussen nicht mehr viel zu tun.
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Lurtz
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Lurtz »

MaxDetroit hat geschrieben: 22. Jan 2023, 14:57 Jetzt hab ich den Fehler gemacht mich doch nochmal einzuloggen und nachzuschauen. Aber ich muss was dazu sagen, kann nicht anders.

Denn: Ja, ich nehme den weltweiten Rechtsruck auch mit Besorgnis wahr. Aber schon mal drüber nachgedacht das das auch von der progressiven Linken teils selbstverschuldet ist, und eine Reaktion auf linke Themen ist? Z.B. wegen dämlicher Diskussionen über Formulierungen, Begrifflichkeiten und blöde Definitionen wie "Menschen die Menstruieren"? Ein Spruch den man gerne von Rechten hört, ist, das Linke gerne Wörter erfinden um Diskussionen zu gewinnen. Und wenn ich dann Othering, Whatsboutism, Mansplaining und all diese schönen Wörter hört, ja, dann könnte man sogar annehmen das da war das dran ist. Aber die gewonne Diskussion im Internet hinterlässt immer mehr Menschen in der Realität die sich dann lieber dem konservativen Lager zuwenden. Selbst ich, der sich dort überhaupt nicht gesehen hat und letzte Wahl noch grün gewählt hat, fühlt sich bei der Diskussion hier gerade wie ein Konservativer.
Wow, dazu fällt mir wirklich nichts mehr ein, außer dass du es dir in deiner Position ganz schön bequem machst. Ist das gleiche Argumentationsmuster wie der AfD Wähler, der behauptet zur Wahl einer faschistischen Partei gezwungen zu werden, weil alle anderen Parteien ja nur die unbegrenzte Zuwanderung praktizieren würden.
Oder weil "die Ausländer" ja so kriminell wären.

Da bin ich dann auch raus.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rigolax »

Axel hat geschrieben: 22. Jan 2023, 14:43 Warum ist das "schwierig"? Ich bin auf dem Papier auch evangelisch, weil ich bisher schlicht zu faul war aus der Kirche auszutreten. Das heißt aber ja nicht, dass ich praktizierender Christ bin oder dieses Märchen auch nur im geringsten glaube. Und so wird es sicherlich auch viele Menschen geben, die aus einer Familie kommen, wo der jüdische Glaube praktiziert wurde, aber selbst nicht mehr praktizieren oder vielleicht auch nicht dran glauben. So und nicht anders meine ich das.
Na ja, man kann grundsätzlich das Judentum nicht auf eine Religion reduzieren. Leider ist es schwierig darüber zu reden als Nicht-Jude, man fühlt sich immer zu uniformiert (geht mir so). Ich mach's auch nur, weil ich mit jemandem mit jüdischem Background befreundet bin und mit dem darüber schon öfter diskutiert habe.
Axel hat geschrieben: 22. Jan 2023, 14:43Und was Du schreibst von wegen Judentum als Ethnie... keine Ahnung, ehrlich gesagt. Kurze Google Suche ergibt, dass es wohl tasächlich schwieriger zu definieren ist. Aber ich persönlich, in meinem Leben, habe das Judentum lediglich als Religion kennengelernt. Weswegen ich auch erstmal nur die Religion und die dazugehörige Glaubensgemeinschaft meine, wenn ich von Judentum schreibe. Ich wäre ehrlich gesagt gar nicht auf die Idee gekommen das als Ethnie zu sehen, genausowenig wie ich andere Religionen als Ethnie sehe.
Dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Aschkenasim "Als [...] aschkenasische Juden [...] bezeichnen sich mittel-, nord- und osteuropäische Juden und ihre Nachfahren. Sie bilden die größte ethno-religiöse Gruppe im heutigen Judentum. 1939 waren 94 % aller Juden aschkenasischer Abstammung, und im 21. Jahrhundert machen sie etwa 70 % aus." -- https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnisch- ... 6se_Gruppe "Die nicht genau definierte Bezeichnung ethnisch-religiöse Gruppe (oder ethno-religiöse Gruppe sowie weitere Varianten) wird verwendet, um Gruppen zu bezeichnen, für deren Abgrenzung sowohl ethnische als auch religiöse Aspekte maßgeblich sind. Die ethnisch-religiöse Gruppe ist (wie die ethno-regionale oder ethno-linguistische Gruppe) eine Unterkategorie von Ethnizität, die auf dem kollektiven Glauben an eine gemeinsame Kultur und Abstammung basiert."

Oder hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Vaterjude "Jüdische Realität hat für viele Vaterjuden nichts zu tun mit orthodox religiöser Realität, sondern u. a. mit jüdischer Familie und jüdischen Ahnen, ermordeten Ahnen, sowie traumatisierten Überlebenden der Schoah und der stalinschen Säuberungen, familiären Traditionen, Sprache, Literatur, Musik, Kultur, sowie transgenerationalen Vermächtnissen."
Zuletzt geändert von Rigolax am 22. Jan 2023, 15:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Numfuddle »

Axel hat geschrieben: 22. Jan 2023, 14:43
Rigolax hat geschrieben: 22. Jan 2023, 14:28 Ich will mich hier nicht als Besserwisser oder Vermittler aufspielen (was ich aber wohl leider doch tue), aber weil ich imho ein wenig persönlich sensibilisiert bin für das Thema und du das zum zweiten Mal iirc schreibst: "praktizierenden Juden" finde ich schwierig.
Warum ist das "schwierig"? Ich bin auf dem Papier auch evangelisch, weil ich bisher schlicht zu faul war aus der Kirche auszutreten. Das heißt aber ja nicht, dass ich praktizierender Christ bin oder dieses Märchen auch nur im geringsten glaube. Und so wird es sicherlich auch viele Menschen geben, die aus einer Familie kommen, wo der jüdische Glaube praktiziert wurde, aber selbst nicht mehr praktizieren oder vielleicht auch nicht dran glauben. So und nicht anders meine ich das.

Und was Du schreibst von wegen Judentum als Ethnie... keine Ahnung, ehrlich gesagt. Kurze Google Suche ergibt, dass es wohl tasächlich schwieriger zu definieren ist. Aber ich persönlich, in meinem Leben, habe das Judentum lediglich als Religion kennengelernt. Weswegen ich auch erstmal nur die Religion und die dazugehörige Glaubensgemeinschaft meine, wenn ich von Judentum schreibe. Ich wäre ehrlich gesagt gar nicht auf die Idee gekommen das als Ethnie zu sehen, genausowenig wie ich andere Religionen als Ethnie sehe.
Judaismus wird tatsächlich in Teilen des Judentums als Ethnie gesehen und nicht als Religion. Sieht man unter anderem auch daran, dass man nicht so einfach „zum Judentum“ konvertieren kann (oder eben austreten). Viele jüdische Familien die ich kenne haben auch Stammbäume über die sie die Linien ihrer Vorfahren nachverfolgen können (manchmal bis zu den israelischen Stämmen)

Es spielt aber letztendlich auch keine Rolle wie wir das definieren weil „die Juden“ ja in vielen Teilen der Weltbevölkerung so behandelt werden als wären sie eine ethnische Gruppe und man kommt da mit der dialektischen Diskussion ob Judaismus eine Religionsgemeinschaft ist oder nicht eben auch nicht besonders weit
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Axel
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Axel »

MaxDetroit hat geschrieben: 22. Jan 2023, 14:57 Denn: Ja, ich nehme den weltweiten Rechtsruck auch mit Besorgnis wahr. Aber schon mal drüber nachgedacht das das auch von der progressiven Linken teils selbstverschuldet ist, und eine Reaktion auf linke Themen ist? Z.B. wegen dämlicher Diskussionen über Formulierungen, Begrifflichkeiten und blöde Definitionen wie "Menschen die Menstruieren"? Ein Spruch den man gerne von Rechten hört, ist, das Linke gerne Wörter erfinden um Diskussionen zu gewinnen. Und wenn ich dann Othering, Whatsboutism, Mansplaining und all diese schönen Wörter hört, ja, dann könnte man sogar annehmen das da war das dran ist. Aber die gewonne Diskussion im Internet hinterlässt immer mehr Menschen in der Realität die sich dann lieber dem konservativen Lager zuwenden. Selbst ich, der sich dort überhaupt nicht gesehen hat und letzte Wahl noch grün gewählt hat, fühlt sich bei der Diskussion hier gerade wie ein Konservativer. Denn bei einigen Punkten bin ich sogar bei JKR, zu "Menschen die Menstruieren" fand ich ihren Tweet durchaus okay, weil der Begriff für mich einfach absolut weltfremd erscheint, theoretisch vielleicht richtig, aber praktisch voll daneben. Und auch wenn jemand, z.B. in meinem Bekanntenkreis denkt Trans Menschen sind Männer mit Kleidern, und ich sehe das natürlich nicht so, kann ich doch noch mit der Person reden und Kontakt haben, man kann ja entspannt bei einem Bierchen drüber reden.Oder muss ich gleich jeden zum Feind erklären, den Kontakt abbrechen und boykottieren der nicht auf dem neusten Stand ist? Die roten Linien werden meines Erachtens bei vielen sehr schnell und hart gezogen, das muss eigentlich nicht sein, denn wir müssen alle irgendwie in diesem Land zusammenleben und uns verständigen.

Und jetzt könnt ihr mir alle erklären warum ich falsch liege und welcher Begriff auf meine Argumentation anzuwenden ist, aber für mich hat das alles mit der Realität da draussen nicht mehr viel zu tun.
Ich stimme Dir zu und fühle auch mit Dir! Aus sehr ähnlichen Gründen bin ich schon vor Jahren aus der Linken ausgetreten, wo ich mich damals - noch zu Gysis Zeiten - sehr engagiert habe. Die Partei wurde mir mit der Zeit, nachdem dann Kipping kam, zu großstädtisch, zu borniert und zu abgehoben. Da konnte ich mich nicht mehr mit identifizeren. Seitdem auch politisch heimatlos und im Lager der Nichtwähler.

Und ich stimme Dir auch zu, dass dieser Hass im Internet nur destruktiv ist und ja, man schreckt die Menschen wirklich ab. Auch dieses ständige einsortieren in irgendwelche Schubladen nervt. Als ob man individuelle Menschen mit individuellen Lebenserfahrungen in irgendwelche Schubladen stecken könnte. Du bist hier definitiv nicht allein mit Deiner Ansicht! :)
Zuletzt geändert von Axel am 22. Jan 2023, 15:11, insgesamt 1-mal geändert.
Dantor
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Dantor »

MaxDetroit hat geschrieben: 22. Jan 2023, 14:57 [...]
Danke, du hast sehr viel schöner ausgedrückt, was ich eigentlich vermitteln wollte: Rowling hat niemandem das Lebensrecht abgesprochen oder ist persönlich aggressiv geworden, sondern hat ihre Ängste zum Ausdruck gebracht. Ja, das mag transphob sein, aber nicht unbedingt transfeindlich (was ich als eine Steigerung ansehen würde, aber man kann mich da gerne korrigieren). Wenn jemand Angst hat, dann muss man mit Argumenten versuchen, diesen Ängsten beizukommen. Morddrohungen auszusprechen oder ihr auch nur den Mund zu verbieten hilft da gewiss nicht weiter. Und den ganzen Zwist auch noch auf ein PC-Spiel zu übertragen, wo ja nicht nur Rowlings kleiner Zusatzverdienst dran hängt, sondern auch die Jobs von vielen anderen Leuten, finde ich mehr als daneben!
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Numfuddle »

„Die bösen Linken zwingen mich dazu Nazis zu wählen die am Schluss auch meine Rechte mit Füßen treten“ ist halt auch so ein Argument dass immer wieder gerne behauptet wird.

Ich weiß nicht wo der Blickwinkel herkommt. Nicht mal die Grünen sind jetzt super woke oder besonders radikal in ihren Ansichten wenn man sich mal die tatsächliche politische Arbeit und ihr Führungspersonal ansieht (und ihr Wahlergebnis) und sich nicht nur auf die im Internet aufgebauten Buh-Männer bezieht und der aktuellen SPD oder CDU kann man jetzt auch nicht unterstellen jetzt ab morgen das „Genderdiktat“ einführen zu wollen.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von IpsilonZ »

MaxDetroit hat geschrieben: 22. Jan 2023, 14:57 (...)
Denn: Ja, ich nehme den weltweiten Rechtsruck auch mit Besorgnis wahr. Aber schon mal drüber nachgedacht das das auch von der progressiven Linken teils selbstverschuldet ist, und eine Reaktion auf linke Themen ist? Z.B. wegen dämlicher Diskussionen über Formulierungen, Begrifflichkeiten und blöde Definitionen wie "Menschen die Menstruieren"? Ein Spruch den man gerne von Rechten hört, ist, das Linke gerne Wörter erfinden um Diskussionen zu gewinnen. Und wenn ich dann Othering, Whatsboutism, Mansplaining und all diese schönen Wörter hört, ja, dann könnte man sogar annehmen das da war das dran ist. Aber die gewonne Diskussion im Internet hinterlässt immer mehr Menschen in der Realität die sich dann lieber dem konservativen Lager zuwenden. Selbst ich, der sich dort überhaupt nicht gesehen hat und letzte Wahl noch grün gewählt hat, fühlt sich bei der Diskussion hier gerade wie ein Konservativer. Denn bei einigen Punkten bin ich sogar bei JKR, zu "Menschen die Menstruieren" fand ich ihren Tweet durchaus okay, weil der Begriff für mich einfach absolut weltfremd erscheint, theoretisch vielleicht richtig, aber praktisch voll daneben. Und auch wenn jemand, z.B. in meinem Bekanntenkreis denkt Trans Menschen sind Männer mit Kleidern, und ich sehe das natürlich nicht so, kann ich doch noch mit der Person reden und Kontakt haben, man kann ja entspannt bei einem Bierchen drüber reden.Oder muss ich gleich jeden zum Feind erklären, den Kontakt abbrechen und boykottieren der nicht auf dem neusten Stand ist? Die roten Linien werden meines Erachtens bei vielen sehr schnell und hart gezogen, das muss eigentlich nicht sein, denn wir müssen alle irgendwie in diesem Land zusammenleben und uns verständigen.

Und jetzt könnt ihr mir alle erklären warum ich falsch liege und welcher Begriff auf meine Argumentation anzuwenden ist, aber für mich hat das alles mit der Realität da draussen nicht mehr viel zu tun.
Das Argument höre ich immer wieder von bestimmten Leuten. Und ich halte es für Unsinn.

Klar, wenn es eine Bewegung in der Gesellschaft gibt, dann wird es eine Reaktion von denen geben, die diese Entwicklung nicht mögen. Keine Überraschung. Was ist die Alternative? Sollen die Menschen gefälligst die Klappe und unauffällig bleiben? Oder einfach "immer die richtigen" Entscheidungen treffen und bitte mit einkalkulieren was für einen riesen Aufschrei es gibt wenn irgendwo ne random Person "Menschen die Menstruieren" sagt?

Oder wird die Rechte gerade aggressiver weil es wirklich eine progressivere Entwicklung in der Gesellschaft gibt, Homosexualität anerkannter wird, sich Gewerkschaften gründen, Transmenschen sich (trotz der immer noch bestehenden Gefahren) trauen noch öffentlicher zu zeigen und sogar Erfolg in der Politik zu haben.

Sorry, aber ich glaube an die ganze "die Linken haben doofe Wörter benutzt und manchmal ärgert sich jemand linkes weil ein weißer Dreadlocks trägt und deswegen werde ich jetzt rechts"-Story nicht. Und selbst wenn, dann ist das sicher scheiße aber ich sehe auch nicht wirklich eine Alternative.

Und nein, ich werde nicht "entspannt bei nem Bierchen" mit jemanden reden der gerade eine führende Person in der Bewegung ist, die versucht Transmenschen das Leben zur Hölle zu machen. Und ich werde das erst recht nicht von Transmenschen erwarten.
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Lurtz
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Lurtz »

Axel hat geschrieben: 22. Jan 2023, 15:10 Ich stimme Dir zu und fühle auch mit Dir! Aus sehr ähnlichen Gründen bin ich schon vor Jahren aus der Linken ausgetreten, wo ich mich damals - noch zu Gysis Zeiten - sehr engagiert habe. Die Partei wurde mir mit der Zeit, nachdem dann Kipping kam, zu großstädtisch, zu borniert und zu abgehoben. Da konnte ich mich nicht mehr mit identifizeren. Seitdem auch politisch heimatlos und im Lager der Nichtwähler.

Und ich stimme Dir auch zu, dass dieser Hass im Internet nur destruktiv ist und ja, man schreckt die Menschen wirklich ab. Auch dieses ständige einsortieren in irgendwelche Schubladen nervt. Als ob man individuelle Menschen mit individuellen Lebenserfahrungen in irgendwelche Schubladen stecken könnte. Du bist hier definitiv nicht allein mit Deiner Ansicht! :)
Und da ist es naheliegend, konservative oder gar rechte Parteien zu wählen, die mindestens mit ganz ähnlichen Methoden arbeiten?
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Axel »

Lurtz hat geschrieben: 22. Jan 2023, 15:14
Axel hat geschrieben: 22. Jan 2023, 15:10 Seitdem auch politisch heimatlos und im Lager der Nichtwähler.
Und da ist es naheliegend, konservative oder gar rechte Parteien zu wählen, die mindestens mit ganz ähnlichen Methoden arbeiten?
Was ist am Wort "Nichtwähler" eigentlich so schwer zu verstehen? Und warum unterstellt ihr das jetzt MaxDetroit? Der hat das auch mit keinem einzigen Wort gesagt. Sondern im Gegenteil.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Lurtz »

Axel hat geschrieben: 22. Jan 2023, 15:27 Was ist am Wort "Nichtwähler" eigentlich so schwer zu verstehen? Und warum unterstellt ihr das jetzt MaxDetroit? Der hat das auch mit keinem einzigen Wort gesagt. Sondern im Gegenteil.
Der Post von Max erklärt den weltweiten Rechtsruck mit dem Vorgehen von Linken. Das kann ja dann nicht nur von Nichtwählern kommen.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Andre Peschke »

Lurtz hat geschrieben: 22. Jan 2023, 15:33
Axel hat geschrieben: 22. Jan 2023, 15:27 Was ist am Wort "Nichtwähler" eigentlich so schwer zu verstehen? Und warum unterstellt ihr das jetzt MaxDetroit? Der hat das auch mit keinem einzigen Wort gesagt. Sondern im Gegenteil.
Der Post von Max erklärt den weltweiten Rechtsruck mit dem Vorgehen von Linken. Das kann ja dann nicht nur von Nichtwählern kommen.
Rein mathematisch wird der Anteil der rechten Parteien auch größer, wenn einfach viele Linke gar nicht mehr wählen. Deswegen ist das ja auch eine fragwürdige Strategie.

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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Terranigma »

Felidae hat geschrieben: 22. Jan 2023, 13:54Exakt das. Man würde ja auch nicht auf die Idee kommen, im Chemieunterricht das Totenkopf-Symbol auf Flaschen zu verschweigen, weil die Schüler:innen nicht von allein auf die Idee kommen würden, dass es giftige Flüssigkeiten gibt. Antisemitismus ist kein Problem des letzten Jahrtausends. Er ist hochaktiv (was sich auch in der Corona-Zeit deutlich gezeigt hat). Es ist WICHTIG, die entsprechenden Propagandamittel weiterzuvermitteln. Als das, was sie sind: Widerwärtige hasserfüllte Propagandamittel.
Die Analogie greift meiner Ansicht nach nicht, weil die Sachverhalte in der Sache verschiedenartig sind. Eine giftige Substanz wirkt unabhängig davon, ob ich von ihr Kenntnis habe oder nicht - eben weil es ein natürlicher (chemischer) Prozess ist. Ein Stereotyp ist aber sozial-konstruiert, d.h. die Wirkung eines Stereotyps hängt vom Rezipienten ab. So gesagt: die Giftigkeit einer Substanz hängt nicht von der Kenntnis der Substanz ab. Selbst eine bis heute unbekannte, giftige Substanz, ist giftig - selbst wenn niemand von ihr weiß. Die Wirkung eines Stereotyps hängt aber von der Kenntnis des Rezipienten ab.

So gesagt: Heutige 15-Jährige dürften "King Kong" - also: eine der neuen Versionen - sehen und dabei keine rassistischen Assoziationen bzgl. "Schwarzer Mann aus Dschungel raubt weiße Frau" entwickeln. Wenn ich diese 15-Jährigen nun aber über den kulturhistorischen Hintergrund des ersten Films aufkläre, setze ich ihnen diesen Gedanken überhaupt erst in den Kopf. Wenn das Ziel von Aufklärung wiederum sei, gegen problematische Stereotype anzugehen, in dem man sie demaskiert und erklärt, so kann man durchaus die Frage stellen, inwiefern es im Einzelnen im Sinne der Sache ist, wenn man Jugendlichen stereotype Perspektiven darlegt, die sie von sich aus gar nicht entwickelt hätten. Wenn man Propaganda, die heutzutage keine Verwendung mehr findet, im Sinne von Aufklärung thematisiert, so hält man diese Propaganda zugleich notwendigerweise auch am Leben. Anders als eine Chemikalie, deren Existenz und Abhängig vom menschlichen Bewusstsein existiert, existieren Stereotype ausschließlich dort.


Ich will daraus keine Forderung, o.Ä. ableiten. Aber dass die Aufklärung über schädliche Stereotype auch dazu beiträgt, dass diese Stereotype am Leben gehalten werden und auch Menschen mit ihnen bewusst konfrontiert werden, die sie bis zum Zeitpunkt der Aufklärung nie im Bewusstsein hätten, ist'n Aspekt den man meiner Ansicht nach berücksichtigen sollte. Die Intention ist zwar eine gänzlich entgegengesetze, aber auch die Aufklärung über Propaganda, Stereotype, usw. hat die Wirkung, dass man auch Menschen, die damit bisher nicht in Kontakt kamen und es ggf. auch nie kämen, vorsätzlich Propaganda, Stereotype, usw. ins Bewusstsein trägt.
Andre Peschke hat geschrieben: 22. Jan 2023, 14:24PS: Wie wird eigentlich heutzutage Religionsunterricht gelehrt? Wird da wert darauf gelegt, dass man da keine Grundlage für Antisemitismus schafft?
Das ist mein Eindruck. Der Religionsunterricht ist seinem Wesen nach zwar christlicher Theologie - und nicht Religionsunterricht im Sinne der Religionswissenschaft - aber auch andere Religionen, insb. das Judentum, spielen dort eine Rolle. Ich nehme auch an, dass das Motiv des "Gottessohnmörders" gar nicht explizit addressiert wird. Ansonsten ist das Judentum im Geschichtsunterricht in einigen Bundesländern beim "Mittelalter" verankert, allerdings auch nur so'n "Quoten"-Thema, d.h. es gibt zwei Seiten im Schulbuch dazu, welche viele Kollegen aufgrund des Zeitmangelns wahrscheinlich auch eher oft als selten überspringen und sich denken, dass die Religionslehrer das übernehmen sollen. Tatsächlich dürften die meisten Jugendlichen erst im Kontext des Dritten Reiches mit Antisemitmus konfrontiert werden, was insofern ein Problem ist, weil da dadurch der Eindruck entsteht, die Nazis hätten den Antisemitismus erfunden und nicht erkennen, dass dieser eine europäische Tradition spätestens seit dem Mittelalter ist. Im Kontext mit Martin Luther wird auf dessen Antijudaismus weiterhin nicht eingegangen und dieser wird mehrheitlich als deutscher Nationalheld inszeniert, z.B. mit "Superman"-Kostüm. Gerade im evangelischen Religionsunterricht wird dieser Aspekt des Antisemitismus meines Eindrucks nach weiterhin ausgespart, aber auch gängige Geschichtsschulbücher - zumindest jene, die ich in den Händen hielt - gehen auf diesen Aspekt nicht ein.
MaxDetroit hat geschrieben: 22. Jan 2023, 14:57Aber die gewonne Diskussion im Internet hinterlässt immer mehr Menschen in der Realität die sich dann lieber dem konservativen Lager zuwenden. [...] Und auch wenn jemand, z.B. in meinem Bekanntenkreis denkt Trans Menschen sind Männer mit Kleidern, und ich sehe das natürlich nicht so, kann ich doch noch mit der Person reden und Kontakt haben, man kann ja entspannt bei einem Bierchen drüber reden.[...]
Mein Eindruck ist, dass dies der entscheidende Irrtum sei, dass diese Menschen samt ihren Themen quasi nur virtuell im Raum existieren. Konkret gesprochen: Ich bin gerade am Fall eines Transmann (ca. 14 Jahre alt), auf dessen Arm ich die Narben vom Ritzen sehen kann und wo ich mitbekomme, wie er teils auf dem Gang von Mitschüler*innen verbal angegangen wird. Natürlich spricht ihm niemand dort das Lebensrecht ab und einige sind auch nur der Ansicht, er sei ein Mädchen in Jungenklamotten - und irgendso'n Psycho. Das ist Teil der realen Welt. Das ist nicht virtuell, und diese Menschen leben in der Realität. Möglicherweise nicht in jenem Ausschnitt der Realität, den du erlebst. Das ist in Ordnung, weil die jeweiligen Lebenswelten nicht dieselben sind. Aber diese Menschen sind ja eben real und keine ausschließlichen Internet-Phänomene. Und mit jemanden, der über diesen Jungen so redet, würde ich persönlich kein Bierchen trinken wollen. In der Wahrnehmung solcher Diskurse macht es wohl einen Unterschied, ob man diese Diskurse tatäschlich nur aus dem Internet kennt, oder ob man (a) eigene Erfahrungen damit hat oder (b) Betroffene persönlich kennt.
Zuletzt geändert von Terranigma am 22. Jan 2023, 16:09, insgesamt 3-mal geändert.
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Westenkork
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Westenkork »

Mauswanderer hat geschrieben: 22. Jan 2023, 10:21 Die Grenze immer erst dort zu ziehen, wo strafbare Aussagen vorliegen, würde jede Diskussion um Aussagen wie die Rowlings im Keim ersticken. Insofern geht deine Argumentation völlig am Inhalt der Podcast-Folge vorbei.
Ich argumentiere für den Nutzen des Rechts als "unsichtbaren Gesprächspartner", den man sich als Rationalitätsressource verfügbar machen kann, falls bei einem zu einhelligenden Meinungsbild der eingeladenen Diskussionspartner eine Abwägung, ob man hier nur Sparte oder Gesellschaftsmitte aufführt, auszubleiben droht. Von einem Verbot der freien Meinungsäußerung schreibst du, nicht ich. Sollte mein Duktus unwillkommen sein, passe ich mich natürlich den Gepflogenheiten an.

Flo hat geschrieben: 22. Jan 2023, 11:21 ...
Ich bezweifle die Sinnhaftigkeit einer mit Nazivergleichen gespickten Erwiderung auf den Vorhalt, man möge mit Nazivergleichen umsichtiger umgehen. Ich weiß, du meintest es als Gegenrede, schüttest indes nur Wasser auf meine Mühlen. Auf die Rechtsordnung des Dritten Reichs abzuheben, obgleich ich wortwörtlich von einem auf Mehrstimmigkeit basierenden Gemeinwesen schreibe, ist schon ein Fall von grober Kontextignoranz.
Warum du mir im weiteren Verlauf die Verbreitung irgendwelcher AfD-Links unterjubeln möchtest (Weshalb so ein Diskussionsstil?), schiebe ich der lieben Höflichkeit halber besser auf Verwirrung als auf Böswilligkeit.

Andre Peschke hat geschrieben: 22. Jan 2023, 11:57 Die Implikation von Affekt etc Bitte unterlassen. Als hätten wir da eine total aufgeregte, unreflektierte Debatte geführt. Du kennst unser Innenleben nicht. Bleib bei den Argumenten, anstatt sie auf diesem Wege zu unterhöhlen. Meine Toleranz für solche Diskussionsstrategien ist gering.
Dann kann ich den hinterlassenen Eindruck nur bedauern und bevor die Laune kippt, sage ich ganz aufrichtig danke für dein ernsthaftes Bemühen, den Podcast argumentativ und fair mit so hohem Zeitaufwand an einem Wochenende zu verteidigen. Das ist ja alles andere als selbstverständlich und auch, wenn ich nach Beitragszahl gewiss keiner der Intensivnutzer des Forums bin, bemerke ich doch, dass du diesen Aufwand auch bei anderen Themen nicht scheust.
Ich hoffe, dein Tun bereitet dir nicht zu oft Verdruss und du kannst es weitaus häufiger als ersprießlich verbuchen.

Rigolax hat geschrieben: 22. Jan 2023, 13:11 Radikal im Wortsinne ist, wer das ausreißen will" -- das ist ja eben nicht so nach aktueller "offizieller" Definition zumindest vom Bundesverfassungsschutz. "Radikal" befindet sich noch im Verfassungsbogen, "extrem"/"extremistisch" wäre draußen/drüber. Wenn man von "Radikalisierung" spricht, meint man ggf. manchmal "Extremisierung", das Wort gibt es aber nicht? Und der historische Radikalenerlass würde heute eigentlich "Extremistenerlass" heißen müssen. Das nur mal am Rande... Also ich würde sagen, ich vertrete teils radikale Positionen und ich finde daran nichts auch nur im Ansatz verwerfliches, weil für mich sich "radikal" noch eben im generell erlaubten Bereich befindet, m.E. ist Radikalität in mancher Hinsicht sogar sinnvoll.
Nun kann ich nicht in die geheimsten Persönlichkeitsschichten der Podcaster eintauchen und bin ja gerne bereit, mit meinem Irrtum zu kalkulieren, jedoch bezweifle ich, dass die behauptete Radikalisierung Rowlings als Lob einer originellen Gedankengrenzgängerin, die sich nicht scheue, etablierte Meinungsbestände umzupflügen, gemeint war. Kontext, Tonfall und angebotene Begleitanalogien lassen doch auf eine klare Aburteilung der Abwesenden schließen.
Aber schon richtig: Bereits im nächsten Podcast mag sich der Bedeutungszusammenhang durch ein anderes Thema nebst freundlicherer Aufnahme ändern und ein dann dort als "radikales" Werk benanntes Etwas dürfte dann nur wegen der Buchstabenähnlichkeit in der Bezeichnung ganz gewiss nicht als rowlingsaffin aufgefasst werden sollen. Aber so ist das ja immer mit der Sprache.
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IpsilonZ
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von IpsilonZ »

Viele Politiker*innen mit faschistoiden Methoden sind auch stark von berühmten historischen Figuren inspiriert worden. Diese haben von diesen Figuren höchstwahrscheinlich auch durch Dokumentation oder die Schule gelernt.

Der Schluss den ich daraus ziehe ist aber nicht, dass man Leuten vielleicht nicht von der Existenz von Hitler oder Mussolini erzählen sollte.

Und bevor es gleich wieder ausartet, nein, ich glaube nicht, dass Adolf Hitler King Kong erfunden hat oder was auch immer da jemand reinlesen wollen könnte. Es ist nur ein Beispiel dafür, dass auch Aufklärung natürlich ungewünschte Nebeneffekte haben kann. So lange aber das Positive am Ende überwiegt (in diesen Beispielen ist es Aufklärung über Faschismus, Rassismus, rassistische Klischees etc.) sehe ich keine Gefahr in... der Analyse von Kunstwerken im Kontext ihrer Zeit...
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Felidae »

Ich entnehme den letzten zwei, drei Seiten unter anderem, dass es ein absolutes NoGo ist, zu sagen, dass Rowling durchaus einen Anteil daran hat, dass es Morddrohungen gegen sie gibt, es aber gleichzeitig völlig legitim ist, zu sagen, dass die bösen bösen Linken, die ständig mit ihren Anliegen übertreiben, schuld sind, wenn sich eigentlich total anständige Menschen rechten Parteien und Politiker:innen zuwenden.

Jo.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rigolax »

Felidae hat geschrieben: 22. Jan 2023, 16:22 Ich entnehme den letzten zwei, drei Seiten unter anderem, dass es ein absolutes NoGo ist, zu sagen, dass Rowling durchaus einen Anteil daran hat, dass es Morddrohungen gegen sie gibt, es aber gleichzeitig völlig legitim ist, zu sagen, dass die bösen bösen Linken, die ständig mit ihren Anliegen übertreiben, schuld sind, wenn sich eigentlich total anständige Menschen rechten Parteien und Politiker:innen zuwenden.

Jo.
Wieso "entnimmst" du das denn, ich meine, das haben ggf. manche Leute so mehr oder weniger vertreten, aber nur weil es so steht, wirkt es so, als ob es eine Macht ausübt (auf dich), oder übertreibe ich? :ugly: Ich versteh dieses Posting nicht, sorry. Musste das mal raus?
MaxDetroit
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von MaxDetroit »

Ich lass das einfach mal hier:
https://www.youtube.com/watch?v=vo8t86Fi2JQ

Edit:
Ab der Hälfte geht es darum warum Republikaner solche seltsamen Kandidaten aufstellen und was die liberale Linke damit zu tun hat
Zuletzt geändert von MaxDetroit am 22. Jan 2023, 16:55, insgesamt 1-mal geändert.
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