Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

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Aratirion
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Aratirion »

Numfuddle hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:08
Andre Peschke hat geschrieben: 23. Jan 2023, 14:50
Numfuddle hat geschrieben: 23. Jan 2023, 14:36 Das sind jetzt erstaunlich viele Worte für eine Aussage der Art „es gibt keine unbelasteten Werke und das überhaupt zu erwarten ist naiv“
Finde ich jetzt zu grob verkürzt.

Ich finde es zB interessant zu überlegen, ob ein TEIL der Aufregung auch Wut auf JK Rowling und/oder die Trans-Aktivisten die sie kritiseren ist, weil sie einem diese Auseinandersetzung aufbürden. Man hat eh schon genug an der Backe und nun ECHT keinen Bock darüber nachzudenken, ob "fucking Harry Potter noch ins Weltbild passt". Entsprechend unwirsch reagiert man darauf und wünscht sich, die jeweilige Partei hätte einfach die Fresse gehalten.

Das wäre auch insofern ein neuer Gedanke, weil er im Grunde mit der Weltsicht des Betroffenen wenig(er) zu tun hat, sondern einfach jede empfindliche und vor allem nicht vermeidbare Störung des Status Quo die gleiche Reaktion zeitigen würde.

So wie ja auch bei den Klimaaktivisten gern sinngemäß gesagt wird: "Protestiert gerne, aber doch da wo's keinen stört".

Andre
Mir schmeckt der darin mitschwingende Fatalismus nicht. Außerdem unterstellt es eine emotionale Komponente die so gar nicht belegt ist.

Natürlich wird eine Debatte in der es darum geht ob ich jetzt z.B. als Transmensch überhaupt ein Recht darauf habe zu existieren emotional geführt. Aber das ist doch keine Enttäuschung darüber das JKR Rowling jetzt kein perfekter Mensch ist sondern eine Debatte in der es um meine konkrete Existenz als Mensch geht und darum dass eine Person des Tagesgeschehens ihre Medienöffentlichkeit und ihr „Fandom“ dazu instrumentalisiert um mir eben dieses Existenz abzusprechen.

Es geht da konkret um Menschenleben, um Suizid, um Körperverletzung und ein hohes Risiko ermordet zu werden.

Ich meine erwartet jemand ernsthaft dass eine solche Debatte klinisch und rational - vielleicht gar rein utilitaristisch geführt wird?

Das jetzt als „wir sind alle enttäuscht und das ist eine Übersprungshandlung“ und „im Endeffekt muss man das differenziert sehen und von der Person abkoppeln weil nobody is perfect“ zu interpretieren greift mir viel zu kurz.

Letztendlich wird auch verlangt das man die einzigen Möglichkeiten die man als Einzelperson im demokratischen Kapitalismus zur Verfügung hat nämlich die öffentliche Äußerung und eben Kaufverzicht/Boykott drangabt weil es als sinnlos und der Sache nicht dienlich angesehen wird
Weil ich damit indirekt angesprochen bin.

@Fatalismus: gerade den wollte ich damit eben nicht zum Ausdruck bringen. Auf der einen Seite können wir nicht alles, was wir gerne hätten unter einen Hut bringen, richtig. Die Konsequenz daraus sollte aber eben nicht Resignation und Scheiß-auf-Alles sein, sondern eben ein kluges, reifes Vorgehen, das sich sowohl der nötigen Emotionen nicht verschließt (die oft genug zb ja auch gerade für die Empathie nötig sind), als auch rational und realistisch an ein Thema rangeht. Quasi "Herz" und "Hirn" verbindet.

@Und natürlich gehts um Menschenleben. Darum halte ich die Debatte für außerordentlich wichtig! Aber diese Debatte ist nicht die Debatte um Hogwarts Legacy, zumindest aus meiner Sicht nicht. Kein Suizid und keine Äußerung von JKR wird wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher, wenn das Spiel floppt oder erfolgreich ist. Ihre Twitter-Strahlkraft bzw. noch mehr: die Strahlkraft ihrer Argumente und Anhänger wird dadurch nicht größer oder kleiner. Die Leute, die sich in diese Welt verliebt haben und aus dem Grunde nicht kritisch mit ihren Aussagen und Ansichten umgehen können (oder gar selbst transphoben Aktivismus an den Tag legen), werden wohl nicht durch den Erfolg des Spiels größer (oder durch den Boykott) oder kleiner. Ja, ganz grundsätzlich ist ethischer Konsum eine der wenigen Möglichkeiten Entscheidungen in unserer komplexen Welt zu treffen. Wenn wir kein Öl verbrennen, weniger Umweltverschmutzung. Wenn wir keine Tiere essen, weniger Leid und weniger Umweltverschmutzung, etc. Aber die Gleichung geht hier halt nicht so auf: wenn wir kein Hogwarts Legacy konsumieren, gehts der Trans-Community besser. So einfach ist es hier halt nicht.

Bei der Auseinandersetzung mit Kulturprodukten kommt schon noch mal eine andere Ebene hinzu. Sie existieren (wenn sie nicht zensiert werden), deshalb laden sie zur Beschäftigung mit ihnen ein. Auch die Autor*innen verdienen Beleuchtung, keine Frage. Aber der Boykott eines Werkes aufgrund problematischer Ansichten oder Aussagen von Autor*innen ist hier halt echt problematisch. Wenn diese Gleichung und die Botschaft so automatisch richtig wären, dann dürften wir kaum Kunst betrachten oder konsumieren.

Meines Erachtens brauchen wir gerade kein canceln oder keinen Boykott. Im Gegenteil, ich wünsche mir mündige Fans von Franchises, die sehr wohl zwischen Werk und Autor insofern unterscheiden können, als sie zwar Fans des Werkes sein mögen, sich aber gerade der Popularität, zu der sie der Marke verholfen haben und die größere Bekanntheit (=/=Beliebtheit), die daher auch Autor*innen davon haben, insoweit pro-aktiv annehmen, als sie sich kritisch äußern. Oder anders gesagt: ich finde es tatsächlich wichtiger, wenn sich Harry Potter Fans kritisch auf der jeweils relevanten und entscheidenden Plattform mit JKR befassen, als alles zu meiden, auf dem Harry Potter steht. Von der globalen Solidaritätsbekundung, wichtigen und breit geführten Diskussionen oder Pro-Trans-Aktivismus hat die Transcommunity mehr als durch eine monetär reiche oder arme JKR.

Die Popularität einer Marke oder einer Autorin, eines Künstlers ist insofern dann vielleicht sogar ein guter Hebel, als alle Themen, die im Dunstkreis desselben/derselben besprochen und ausgefochten werden, automatisch eher soziale und/oder rechtliche Folgen zeitigen werden. Die finanziellen Verhältnisse oder das "persönliche Abstrafen der JKR" ist demgegenüber eher irrelevant.
Zuletzt geändert von Aratirion am 23. Jan 2023, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.
Rigolax
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rigolax »

Maxi hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:28
Ingoknito hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:03 Würde mich auch freuen wenn ihr keine Besprechung zu Hogwarts macht bzw nur zu den kritischen Punkten und bspw nicht zu den Spielsystemen.
Fand das bei Diablo Immortal etwas schade und kontraproduktiv da irgendein Gameplay zu loben.
Nur um hier eine andere Meinung einzuwerfen, ich würde mich freuen, wenn ihr eine Besprechung zu dem Spiel macht. Unter dem Strich ist das immer noch eine seit Jahren erwartete Produktion einer gigantischen Marke, die ich auch gerne journalistisch besprochen sehen würde.
Eine journalistische Selbstzensur aufgrund moralischer Probleme fände ich für eine Produktbesprechung sehr schade.
Vor allem hängen auch so, so, so viel mehr Leute als Rowling an dem Spiel dran finanziell. Ich glaube, das wurde im Thread hier noch kaum diskutiert, ich könnte mich aber täuschen. Ich habe den Eindruck, es ist schon sehr zugespitzt auf Rowling als Profiteur durch das Spiel. Man könnte auch sagen, dass Hogwarts Legacy gerade auch als Spiel-Spiel besprochen werden sollte aus Respekt vor der Arbeit der restlichen Menschen, die nicht negativ aufgefallen sind, aus Respekt vor dem Kunstwerk an sich sogar. Und man könnte sagen, hier besteht ein besonderer Imperativ, weil das Spiel sonst gerne gescholten oder boykottiert wird... Das ist für mich genauso "logisch" verargumentierbar wie ein Boykott.
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Flo
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Flo »

Ich frage mich, ob das Argument, man solle HL boycottieren, weil JKR damit direkt oder indirekt Geld verdiene, wirklich stichhaltig ist. Ich habe das Gefühl, man versuche hier nur etwas durch eine kapitalistische Ratio zu legitimieren, die in unserem Zeitgeist niemand infrage stellt.

Denn, wenn man sich hinstellt und dazu aufruft HL aus ideologischen Gründen zu boycottieren, weil es zu eng mit JKR assoziiert ist, dann wird man sehr schnell von sehr vielen Menschen als Extremist abgetan. Wenn man hingegen sagt, es gehe einem darum, dass das eigene Geld nicht in JKRs Richtung wandert, dann kommt niemand auf die Idee das infrage zu stellen. Höchstens wird sich vereinzelt darüber ausgelassen, dass JKR den finanzielle Unterschied nicht bemerke.

Dass die Freiheit darüber, für was man das eigene Geld ausgibt, über jeglicher moralischen Bewertung steht IST reine Ideologie. Es ist eine Ideologie, die eine Person mit einer Million Euro, eine Million Mal mehr Einfluss auf unsere Kultur gewährt, als eine Person mit einem Euro.

Und vielleicht liegt hier auch ein Konflikt in der Diskussion. Da tuen sich einfach mal ein paar tausend Menschen zusammen um gegen JKRs Meinung zu wettern, wo JKR doch reicher ist, als diese ganzen AktivistInnen zusammen.

Vielleicht täte es gut das Thema, wie viel verdiene sie mit dem Spiel gar nicht erst zu bedienen. Denn selbst wenn sie damit kein Geld verdienen sollte, macht das ja ihren transfeindlichen Aktivismus nicht weniger schädlich.
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Felidae »

Maxi hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:28 Eine journalistische Selbstzensur aufgrund moralischer Probleme fände ich für eine Produktbesprechung sehr schade.
Mal angenommen, alle Podcaster sagen, "Wir haben (aus den unterschiedlichsten Gründen*) keinen Bock auf das Spiel" - warum um Himmels Willen wäre das schon wieder sowas wie "journalistische Selbstzensur"? Es wäre nur das Vorgehen, das ThePod seit seinem Anfang macht.



* als da sein könnten Desinteresse an dem Spiel an und für sich, Desinteresse an dem HP-Franchise im besonderen, Desinteresse an schon wieder eine open world oder (wie im Fall von Dom) kein Bock wegen Rowling
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Blaight
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Blaight »

Die Maxime des Projekts war ja von Anfang an: "wir machen worauf wir Bock habe: alles kann, nichts muss wie im Swingerclub". Selbstzensur ist doch nicht, wenn man wirklich keinen Bock drauf hat, aus welchen Gründen auch immer.
Rigolax
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rigolax »

Flo hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:47Vielleicht täte es gut das Thema, wie viel verdiene sie mit dem Spiel gar nicht erst zu bedienen. Denn selbst wenn sie damit kein Geld verdienen sollte, macht das ja ihren transfeindlichen Aktivismus nicht weniger schädlich.
Was bleibt denn dann als im engeren Sinne rationales Argument für einen Boykott über, wenn -- angenommen -- JKR kein Geld mit dem Spiel verdienen würde? Dass man ihr nicht den Ego-Boost zukommen lassen will, wenn ein Spiel über ihr Franchise sich sehr gut verkauft vielleicht. Sonst fällt mir aus konsequentialistischer Sicht nichts ein. Ich bin bei der Debatte aber eh raus, denke nicht deontologisch, liegt mir fern, fällt mir schwer, ich weiß nicht warum, ich find's ehrlich gesagt meist ziemlich absurd...wobei mir bewusst ist, es gibt Fälle, da ist deontologische Ethik sehr sinnvoll, wenn es um bestimmte harte Grenzziehungen geht, beispielsweise bei Schutzaltersgrenzen.
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Aratirion
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Aratirion »

Flo hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:47 Vielleicht täte es gut das Thema, wie viel verdiene sie mit dem Spiel gar nicht erst zu bedienen. Denn selbst wenn sie damit kein Geld verdienen sollte, macht das ja ihren transfeindlichen Aktivismus nicht weniger schädlich.
Mhm, spannende Perspektive. So in etwa würde ich das auch sehen, aber mit einem Widerspruch: man kann (und soll bisweilen) natürlich schon mit finanziellen Mitteln oder dem Vorenthalten derselben bestimmte Dinge (oder Personen) abstrafen.

Das wichtige ist, aus meiner Sicht, aber ja gerade eben nicht, JKR für ihre Ansichten zu bestrafen und dem die größte Aufmerksamkeit zu geben. Das wird ihr erstens völlig egal sein, bedient zweitens eher das eigene Rechtschaffenheitsgefühl des Strafenden und hat drittens auch null Auswirkungen auf das eigentlich relevante Thema, nämlich die Rechte der Transcommunity und die breite Haltung dazu. Um die zu verbessern oder sich solidarisch mit ihnen zu erklären, braucht es andere Mittel als ein Sprachrohr unter vielen monetär abzustrafen. Dazu braucht es Widerspruch im Diskurs, Aktivismus an anderer Stelle, Solidarität im täglichen Leben, Forderung auf mehr Repräsentation in Kunst und Kultur, etc.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rigolax »

Felidae hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:51
Maxi hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:28 Eine journalistische Selbstzensur aufgrund moralischer Probleme fände ich für eine Produktbesprechung sehr schade.
Mal angenommen, alle Podcaster sagen, "Wir haben (aus den unterschiedlichsten Gründen*) keinen Bock auf das Spiel" - warum um Himmels Willen wäre das schon wieder sowas wie "journalistische Selbstzensur"? Es wäre nur das Vorgehen, das ThePod seit seinem Anfang macht.
Du hast imho schon Recht (um das auch mal zu sagen). Wäre imho besser zu schreiben: "aufgrund ethischer Probleme" (statt moralischer). Eine Selbstzensur könnte ja erfolgen, weil man etwas ethisch für inakzeptabel hält, aber moralisch damit kein Problem hätte.

Ich benutzte moralisch/ethisch teils (auch) synonym, glaub ich, aber in dem Fall könnte Ethik als Reflektion der Moral gebraucht werden. Beispielsweise könnte jemand es moralisch nicht verwerflich finden, in bestimmten Situationen bei rot über die Straße zu gehen, aber würde das nicht öffentlich in einem Podcast sagen, weil es fahrlässige Nachahmer produzieren könnte, was wohl eher eine ethische als eine moralische Erwägung wäre. (Wobei man dann wohl auch sagen kann, es geht wieder um Moral nur in einem anderen Kontext).
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IpsilonZ
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von IpsilonZ »

Rigolax hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:55
Flo hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:47Vielleicht täte es gut das Thema, wie viel verdiene sie mit dem Spiel gar nicht erst zu bedienen. Denn selbst wenn sie damit kein Geld verdienen sollte, macht das ja ihren transfeindlichen Aktivismus nicht weniger schädlich.
Was bleibt denn dann als im engeren Sinne rationales Argument für einen Boykott über, wenn -- angenommen -- JKR kein Geld mit dem Spiel verdienen würde? Dass man ihr nicht den Ego-Boost zukommen lassen will, wenn ein Spiel über ihr Franchise sich sehr gut verkauft vielleicht. Sonst fällt mir aus konsequentialistischer Sicht nichts ein. Ich bin bei der Debatte aber eh raus, denke nicht deontologisch, liegt mir fern, fällt mir schwer, ich weiß nicht warum, ich find's ehrlich gesagt meist ziemlich absurd...wobei mir bewusst ist, es gibt Fälle, da ist deontologische Ethik sehr sinnvoll, wenn es um bestimmte harte Grenzziehungen geht, beispielsweise bei Schutzaltersgrenzen.
Wie gesagt, Aufmerksamkeit. Aktivismus regt Diskussionen an und lenkt Aufmerksamkeit auf das Thema. JKR wird so oder so mit ein paar extra Millionen aus der Sache hervorgehen.

Wenn eine Gruppe von ein paar 1000 Menschen (ob das jetzt zu optimistisch geschätzt ist oder nicht ist ziemlich irrelevant für mich) sich entscheidet das Spiel nicht zu kaufen, dann ändert das an sich nicht wirklich viel.
Aber wenn eine Gruppe von ein paar 1000 Menschen das tun (oder nur ankündigen das zu tun) und das Resultat ist, dass das Thema diskutiert wird, Aufmerksamkeit auf die Situation von Transmenschen gelenkt wird und insgesamt das Thema Transsexualität mehr und mehr im "Mainstream" positiv diskutiert wird, dann ist das doch ein ziemlich gutes Ergebnis.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rigolax »

IpsilonZ hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:06 Wie gesagt, Aufmerksamkeit. Aktivismus regt Diskussionen an und lenkt Aufmerksamkeit auf das Thema. JKR wird so oder so mit ein paar extra Millionen aus der Sache hervorgehen.

Wenn eine Gruppe von ein paar 1000 Menschen (ob das jetzt zu optimistisch geschätzt ist oder nicht ist ziemlich irrelevant für mich) sich entscheidet das Spiel nicht zu kaufen, dann ändert das an sich nicht wirklich viel.
Aber wenn eine Gruppe von ein paar 1000 Menschen das tun (oder nur ankündigen das zu tun) und das Resultat ist, dass das Thema diskutiert wird, Aufmerksamkeit auf die Situation von Transmenschen gelenkt wird und insgesamt das Thema Transsexualität mehr und mehr im "Mainstream" positiv diskutiert wird, dann ist das doch ein ziemlich gutes Ergebnis.
Dann könnte man öffentlich bekunden, dass man das Spiel boykottiert, es aber heimlich sich kaufen und trotzdem spielen und es wäre win/win? Hmm, gar nicht so schlecht der Deal. ;)
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Maxi
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Maxi »

Felidae hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:51
Maxi hat geschrieben: 23. Jan 2023, 15:28 Eine journalistische Selbstzensur aufgrund moralischer Probleme fände ich für eine Produktbesprechung sehr schade.
Mal angenommen, alle Podcaster sagen, "Wir haben (aus den unterschiedlichsten Gründen*) keinen Bock auf das Spiel" - warum um Himmels Willen wäre das schon wieder sowas wie "journalistische Selbstzensur"? Es wäre nur das Vorgehen, das ThePod seit seinem Anfang macht.



* als da sein könnten Desinteresse an dem Spiel an und für sich, Desinteresse an dem HP-Franchise im besonderen, Desinteresse an schon wieder eine open world oder (wie im Fall von Dom) kein Bock wegen Rowling
Stimmt, in Bezug auf den Podcast wurde diese Maxime ja seit jeher ausgerufen und das akzeptiere ich natürlich auch. In dem Punkt würde ich mich aus den genannten Gründen einfach persönlich über eine Besprechung freuen. Den letzten Satz meinte ich eher allgemein, nicht direkt auf The Pod bezogen.
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Aratirion
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Aratirion »

Rigolax hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:08
IpsilonZ hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:06 Wie gesagt, Aufmerksamkeit. Aktivismus regt Diskussionen an und lenkt Aufmerksamkeit auf das Thema. JKR wird so oder so mit ein paar extra Millionen aus der Sache hervorgehen.

Wenn eine Gruppe von ein paar 1000 Menschen (ob das jetzt zu optimistisch geschätzt ist oder nicht ist ziemlich irrelevant für mich) sich entscheidet das Spiel nicht zu kaufen, dann ändert das an sich nicht wirklich viel.
Aber wenn eine Gruppe von ein paar 1000 Menschen das tun (oder nur ankündigen das zu tun) und das Resultat ist, dass das Thema diskutiert wird, Aufmerksamkeit auf die Situation von Transmenschen gelenkt wird und insgesamt das Thema Transsexualität mehr und mehr im "Mainstream" positiv diskutiert wird, dann ist das doch ein ziemlich gutes Ergebnis.
Dann könnte man öffentlich bekunden, dass man das Spiel boykottiert, es aber heimlich sich kaufen und trotzdem spielen und es wäre win/win? Hmm, gar nicht so schlecht der Deal. ;)
Man könnte auch einfach öffentlich bekunden, man kaufe das Spiel, aber sich dennoch in den Diskurs einbringen und JKR kritisieren. Wenn jeder Käufer das täte, hätte das Thema auch die nötige Strahlkraft und sie in diesem Punkt den nötigen Gegenwind. ;)

Ihr Trigger, sich zu äußern, ist ja offensichtlich nicht die Aussicht auf weniger Kohle, sondern durchaus der Widerspruch im Diskurs. Und der Trigger der Leute, ihr zu widersprechen ist offensichtlich auch nicht das Erscheinen von neuen Inhalten aus dem Universum, sondern ihre Tweets und Blog-Einträge.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Numfuddle »

OK sobald also mehr als eine Person von einem Produkt finanziell abhängig ist/profitiert ist ein Boykott /Kaufverzicht moralisch nicht mehr zu vertreten weil ja auch die finanzielle Existenz Unschuldiger dadurch gefährdet wird.

Die Person selbst anzugehen bringt nichts sondern man soll eine „gesellschaftliche Debatte auf breiterer Ebene“ führen. Obwohl die relevante Person natürlich selbst über ihre Reichweite eben diese Debatte befeuert und damit ja auch kein unbeteiligter Dritter ist und auch nicht irgendein Statist in der Debatte

Das Kunstprodukt selbst soll man auch nicht kritisieren weil es ja losgelöst von der politischen Ansicht des Autors steht und irgendwas mit Interpretation/Besprechung von Werken was ich immer noch nicht so ganz verstanden habe.

Eine öffentliche Debatte überhaupt auch nur dann wenn sie emotionslos geführt wird und zwar möglichst so dass sie bei keinem der Parteien Anstoß erregt oder persönlich genommen wird sonst treibt man die alle direkt in die Arme der Nazis.

OK dann bleibt jetzt ja wirklich nicht mehr viel übrig was man tun darf. Andere hetzen natürlich im Netz weiter gegen einen selbst, werden aber halt auch nicht davon abgehalten schließlich gibt es ja keine Mehrheitsfähige Möglichkeit des Protests mehr und deren Meinungsäußerungen werden halt auch nicht in der gleichen Art delegitimiert und in gesellschaftlich Akzeptable Bahnen gezwungen.

Da stelle ich jetzt schon mal die bescheidene Frage: wie soll denn dann eurer Meinung nach der politische Diskurs aussehen?

Bedenkt bitte auch dass die andere Seite die Frage nach „erwünschten“ und gesellschaftlich akzeptablen Formen des Protests eben nicht so durchdekliniert.

Die woke Linke hat keine „Proud Boys“
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Aratirion
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Aratirion »

Numfuddle hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:25 OK sobald also mehr als eine Person von einem Produkt finanziell abhängig ist/profitiert ist ein Boykott /Kaufverzicht moralisch nicht mehr zu vertreten weil ja auch die finanzielle Existenz Unschuldiger dadurch gefährdet wird.

Die Person selbst anzugehen bringt nichts sondern man soll eine „gesellschaftliche Debatte auf breiterer Ebene“ führen. Obwohl die relevante Person natürlich selbst über ihre Reichweite eben diese Debatte befeuert und damit ja auch kein unbeteiligter Dritter ist und auch nicht irgendein Statist in der Debatte

Das Kunstprodukt selbst soll man auch nicht kritisieren weil es ja losgelöst von der politischen Ansicht des Autors steht und irgendwas mit Interpretation/Besprechung von Werken was ich immer noch nicht so ganz verstanden habe.

Eine öffentliche Debatte überhaupt auch nur dann wenn sie emotionslos geführt wird und zwar möglichst so dass sie bei keinem der Parteien Anstoß erregt oder persönlich genommen wird sonst treibt man die alle direkt in die Arme der Nazis.

OK dann bleibt jetzt ja wirklich nicht mehr viel übrig was man tun darf. Andere hetzen natürlich im Netz weiter gegen einen selbst, werden aber halt auch nicht davon abgehalten schließlich gibt es ja keine Mehrheitsfähige Möglichkeit des Protests mehr und deren Meinungsäußerungen werden halt auch nicht in der gleichen Art delegitimiert und in gesellschaftlich Akzeptable Bahnen gezwungen.

Da stelle ich jetzt schon mal die bescheidene Frage: wie soll denn dann eurer Meinung nach der politische Diskurs aussehen?

Bedenkt bitte auch dass die andere Seite die Frage nach „erwünschten“ und gesellschaftlich akzeptablen Formen des Protests eben nicht so durchdekliniert.

Die woke Linke hat keine „Proud Boys“
Das ist jetzt aber eine grobe Verzerrung dessen, was ich gesagt habe.

Ein Boykott ist durchaus möglich, aber, sollte meines Erachtens, nicht im Vordergrund des Diskurses stehen. Ebensowenig das Bedürfnis, einen bestimmten Schuldigen abzustrafen, selbst wenn sich diese Person insoweit "schuldig" gemacht hat, als sie lautstark problematische Ansichten vertritt.

Man soll die Person nicht als Person angehen, sehr wohl jedoch öffentlich und in jeder erdenklicher Form (auch und unbedingt direkt auf ihrem Twitter, etc.) ihre Ansichten kritisieren. Das sind zwei verschiedene Dinge.

Das Kunstprodukt kann man sehr wohl kritisieren, aber nur für das, was auch werkimmanent vorhanden ist. Natürlich kann man auch die Wechselwirkung zwischen Kontext, Zeit, Moralvorstellungen, literarische Strömung, Autor(in) und dessen/deren Biographie, etc. betrachten, aber das ist dann eher analytischer Natur und hat nicht zwingend was mit Konsumethik bzw. Kaufentscheidungen zu tun.

Die öffentliche Debatte darf durchaus emotional und hitzig geführt werden, nur sind die Emotionen (Wut, Mitgefühl, etc.) alleine halt noch kein hinreichender Grund für bestimmte Ansichten oder Entscheidungen.

Die öffentliche Debatte, grade über Diskriminierung, nicht nur, aber v.a. auch von der Transcommunity, LGBTQIA*, über verfolgte Minderheiten in anderen Ländern, über Arbeitsstandards in China (aber auch bei uns), über kapitalistische Produktionsweisen und Abhängkeitsverhältnisse, Verflechtungen und daraus resultierendes Leid, etc. ist bitter nötig und das bei nahezu jedem Konsum- und Kulturprodukt. Diese sollte lauter und breiter geführt werden. Es braucht viel mehr Äußerungen dazu, v.a. auch im alltäglichen Leben. Es braucht viel mehr Handlungen mit Konsequenz (etwa bei Arbeitsausschreibungen, im Parlament, im Gesetzgebungsprozess, beim täglichen Konsum, in allen erdenklichen Lebenssparten...).

Diese Debatte braucht es und sie muss laut, emotional, aber auch wohlüberlegt geführt werden. Es braucht politische Wahlentscheidungen. Es braucht die Konsumentscheidung.

Ob in dieser Debatte aber der Boykott eines Spiels als primär abstrafende Handlung gegenüber einem problematischen, wenngleich lauten Diskursteilnehmer jetzt oberste Priorität hat, und gerade den erwünschten Zweck - nämlich eine Herstellung einer besseren Lage für diskriminierte Minderheiten - unterstützt, würde ich bezweifeln.
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Guthwulf
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Guthwulf »

Aratirion hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:36Ob in dieser Debatte aber der Boykott eines Spiels als primär abstrafende Handlung gegenüber einem problematischen, wenngleich lauten Diskursteilnehmer jetzt oberste Priorität hat, und gerade den erwünschten Zweck - nämlich eine Herstellung einer besseren Lage für diskriminierte Minderheiten - unterstützt, würde ich bezweifeln.
Der "Zweck" eines Boykotts ist die Umsetzung meiner persönlichen moralisch ethischen Entscheidung, JKR nicht mehr mit meinem Geld unterstützen zu wollen. Zu welchen Urteil andere kommen, was andere mit ihrem Geld machen, ob ich JKR damit wirklich "wirksam bestrafe", ob meine Entscheidung zu einer "besseren Lage für diskriminierte Minderheiten" führt oder ob es woanders vergleichbare oder gar schlimmere Fälle gibt (die mir noch nicht bewußt sind), ist für die Entscheidung selbst erstmal irrelevant. Hier gehts erstmal nur um meinen internen moralischen Kompass und diesen einen konkreten Fall. Mal abgesehen davon, dass das Ziel des Verzichtes hier nur ein Entertainmentprodukt aber nix lebensnotwendiges ist. Damit treffe ich auch kein Werteurteil über andere Konsumenten, sondern lege nur fest, wie ich persönlich mit diesem Fall umgehen möchte.
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Aratirion
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Aratirion »

Guthwulf hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:58
Aratirion hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:36Ob in dieser Debatte aber der Boykott eines Spiels als primär abstrafende Handlung gegenüber einem problematischen, wenngleich lauten Diskursteilnehmer jetzt oberste Priorität hat, und gerade den erwünschten Zweck - nämlich eine Herstellung einer besseren Lage für diskriminierte Minderheiten - unterstützt, würde ich bezweifeln.
Der "Zweck" eines Boykotts ist die Umsetzung meiner persönlichen moralisch ethischen Entscheidung, JKR nicht mehr mit meinem Geld unterstützen zu wollen. Zu welchen Urteil andere kommen, was andere mit ihrem Geld machen, ob ich JKR damit wirklich "wirksam bestrafe", ob meine Entscheidung zu einer "besseren Lage für diskriminierte Minderheiten" führt oder ob es woanders vergleichbare oder gar schlimmere Fälle gibt (die mir noch nicht bewußt sind), ist für die Entscheidung selbst erstmal irrelevant. Hier gehts erstmal nur um meinen internen moralischen Kompass und diesen einen konkreten Fall. Mal abgesehen davon, dass es hier sogar besonders einfach ist, da es nur um ein Entertainmentprodukt geht.
Richtig. Das ist auch voll zulässig. Wie gesagt, ich habe nirgends gesagt, dass das nicht möglich sein oder unlogisch sein sollte. Du darfst natürlich entscheiden, dass du in diesem Falle nicht mehr willst, dass eine Person Geld von dir bekommt. (das kann im Übrigen ja schon bei viel weniger schwerwiegenden Umständen der Fall sein; wenn mich ein Ladeninhaber blöd anmacht, wirds wohl auch jeder verstehen, wenn ich ausgerechnet dort kein Geld mehr lassen will).

Die öffentliche Dimension des Boykotts, insbesondere auch der Aufruf dazu, hat aber schon die Dimension des öffentlichen Abstrafens. Hier geht es nicht primär darum, dass Menschen dafür sensiblisiert werden, möglichst in sich zu gehen, um herauszufinden, ob sie den Kauf von Produkt XYZ mit ihrem Gewissen vereinbaren können oder etwaigen Nutznießern möglichst kein Geld mehr zukommen zu lassen, sondern um eine öffentliche Protesthandlung mit dem Ziel einen bestimmten Adressaten zu schädigen bzw. zu tadeln. Und das halte ich für eher irrelevant, wenn es letztlich darum gehen soll, die Lebensrealität der Trans-Community zu verbessern oder problematischen Ansichten entgegenzutreten. Dafür gibt es, wie gesagt, bessere Mittel, die mit der monetären Dimension des ganzen eher wenig zu tun haben.

Ich glaube, worum es mir, im Endeffekt geht ist, etwas überspitzt gesagt, diese ganze Diskussion etwas weg von JKR und Hogwarts Legacy zu führen. Natürlich ist sie eine prominente Fürsprecherin für problematische Ansichten, keine Frage. Und dieser Diskurs muss geführt werden, ihr muss widersprochen werden, es muss noch viel mehr getan werden als das. Aber letztlich ist der konkrete Konnex zwischen dem Spiel und diesem Diskurs nur der Umstand, dass sie auf der einen Seite halt diese Welt erfunden hat (und immer noch Geld bekommt dadurch), und sie sich dort halt in einer problematischen Position wiederfindet. Natürlich kann das dazu führen, dass man nicht mehr möchte, dass diese Person von einem Geld bekommt. Der automatische Konnex von: "Autor vertritt problematische Ansichten --> alles, was Autor jemals erschaffen hat oder erschaffen wird, ist daher zu meiden", halte ich aber für problematisch. Ich finde es insofern schon auch zielführend hier auch eine andere Perspektive auf das Thema einzunehmen.

(Auf einer anderen Ebene zu einem anderen Zeitpunkt fände ich es aber durchaus schon auch spannend, inwieweit bestimmte Aussagen oder Ansichten von Personen, in welchem Ausmaß, mit welcher Tragweite, mit welchem Grad an Aktivismus, etc. tatsächlich jeweils dazu führen, dass wir besagte Personen meiden oder gar boykottieren (oder auch bestrafen) wollen. Es gibt hier sicherlich eindeutige Fälle - ganz plump: Diktatoren, Nazis, etc. - es hat bestimmt mit bestimmten Themen (vs. anderen) zu tun, auch mit dem Nachdruck zu tun, mit dem Personen bestimmte Ansichten vertreten, mit dem Ausmaß an (potentiellem) Leid, das dadurch entsteht, oder auch dem Ausmaß an persönlicher Abneigung, die bestimmte Dinge aus subjektiven Gründen hervorrufen, und vielem mehr; gleichzeitig frage ich mich auch hier, inwieweit wir hier konsequent sein können oder wollen; wie gesagt, während Corona hätte ich wohl meine halbe Familie verstoßen müssen, wenn ich hier ähnlich konsequent sein wollte wie im Internet; ganz generell müsste ich wohl 2/3 der österreichischen Bevölkerung mit Ignoranz und Antipathie strafen, weil deren Entscheidung rechts-konservative Parteien zu wählen letztlich dazu führen wird, dass wir alle unsere Klimaziele verfehlen, unsere Umwelt verbauen, den Weg zu einer sozialprogressiven Zukunft eintauschen gegen ewiggestrige Arbeits- und Gesellschaftsmoral, etc. Dieser Kollateralschaden ist ja weitaus größer)
Zuletzt geändert von Aratirion am 23. Jan 2023, 17:21, insgesamt 2-mal geändert.
Rigolax
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rigolax »

Guthwulf hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:58 Mal abgesehen davon, dass das Ziel des Verzichtes hier nur ein Entertainmentprodukt aber nix lebensnotwendiges ist.
Stimmt, es ist nur Entertainment. Aber wenn man den entstehenden Nutzen/Schaden durch einen (öffentlichen) Boykott abwägt, dann ist auch die Freude (oder das Leid) relevant, was sich eingestellt hätte, wenn das Produkt hätte konsumieren werden können, im hedonistischen Sinne.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Andre Peschke »

Rigolax hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:08 Dann könnte man öffentlich bekunden, dass man das Spiel boykottiert, es aber heimlich sich kaufen und trotzdem spielen und es wäre win/win? Hmm, gar nicht so schlecht der Deal. ;)
Wie im Podcast schon gesagt: Ich denke, eine ehrliche Unterstützung von Minderheitenrechten ist der eigentliche Wert. Ob derjenige sich dann ein Potter-Game kauft - who cares. Den simulierten Boykott braucht es natürlich nicht, weil eben einfach andere Formen der Solidarisierung stattdessen möglich sind. Auf eine solch kuriose Lösung kommen wir ja nur, durch den Diskussionsrahmen.

Ich denke, dass die Solidaritätsbekundung, aufklärenden Diskussionen und die Aufmerksamkeit für Transrechte vermutlich der größte Erfolg sind. Alle, die einen Erfolg über den Denkzettel an Rowling und Lizenznehmer definieren, werden enttäuscht werden. Schon allein deswegen, weil wir nie erfahren werden, wie es ohne die Kontroverse performt hätte.
Rigolax hat geschrieben: 23. Jan 2023, 17:13 Stimmt, es ist nur Entertainment. Aber wenn man den entstehenden Nutzen/Schaden durch einen (öffentlichen) Boykott abwägt, dann ist auch die Freude (oder das Leid) relevant, was sich eingestellt hätte, wenn das Produkt hätte konsumieren werden können, im hedonistischen Sinne.
Setzt aber voraus, dass das Produkt nicht substituiert werden kann. Für Potter-Fans vielleicht zutreffend. Für einen Großteil der Spieler gäbe es Alternativen. Zudem gibt es noch die Möglichkeit des Gebrauchtkaufs, bei der kein Verzicht am Spiel geübt werden muss (max 2-3 Tage längere Wartezeit), aber der Effekt in weiten Teilen einem Boykott gleichkommt.

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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Felidae »

Numfuddle hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:25
[...]
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Ironic Maiden »

Rigolax hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:08
IpsilonZ hat geschrieben: 23. Jan 2023, 16:06 Wie gesagt, Aufmerksamkeit. Aktivismus regt Diskussionen an und lenkt Aufmerksamkeit auf das Thema. JKR wird so oder so mit ein paar extra Millionen aus der Sache hervorgehen.

Wenn eine Gruppe von ein paar 1000 Menschen (ob das jetzt zu optimistisch geschätzt ist oder nicht ist ziemlich irrelevant für mich) sich entscheidet das Spiel nicht zu kaufen, dann ändert das an sich nicht wirklich viel.
Aber wenn eine Gruppe von ein paar 1000 Menschen das tun (oder nur ankündigen das zu tun) und das Resultat ist, dass das Thema diskutiert wird, Aufmerksamkeit auf die Situation von Transmenschen gelenkt wird und insgesamt das Thema Transsexualität mehr und mehr im "Mainstream" positiv diskutiert wird, dann ist das doch ein ziemlich gutes Ergebnis.
Dann könnte man öffentlich bekunden, dass man das Spiel boykottiert, es aber heimlich sich kaufen und trotzdem spielen und es wäre win/win? Hmm, gar nicht so schlecht der Deal. ;)
Laut Rowling wird man dir dabei früher oder später auf die Schliche kommen:

https://twitter.com/jk_rowling/status/1 ... f3mMMsAAAA
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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