MaxDetroit hat geschrieben: ↑2. Feb 2023, 11:19 Ist ja auch klar, man möchte möglichst viele ansprechen und niemanden verschrecken, also will man irgendwie ein unpolitisches, neutrales Produkt rausbringen, das allen Spass machen soll, egal ob links oder rechts.
Wir haben das im Podcast schon oft thematisiert: Ubisoft und all die anderen wollen gewaschen werden, aber nicht nass. Sie wollen alle Privilegien, aber keine Pflichten. Ubisoft benutzt politisch aufgeladene Themen, wie zB ein Kampf in Washington DC um das Heimatland mit wehenden Fahnen etc. Aber es soll bitte keiner politisch auffassen. Sie beziehen politisch aufgeladene Subkulturen wie die Prepper in ihre Spiele mit ein, aber da soll jetzt keiner anfangen, über die resultierenden Aussagen nachzudenken. Call of Duty arbeitet aktiv mit dem US Militär zusammen und hat eine strikte "die Soldaten sind Helden"-Politik, aber das hat jetzt bitte keiner auf seine politischen Dimensionen abzuklopfen. Denn natürlich sind sie am Ende wirklich "unpolitisch". Sie machen das nur, um maximal Geld zu verdienen und wenn da jetzt jemand Fragen stellt, was soll denn das?
Wenn man will, kann man das auch auf Gronkh anwenden: Er will 1.2 Mio Abonnenten und Abonentinnen. Gerne auch 2 Mio. Aber die Verantwortung, die aus einer derart gigantischen Reichweite resultiert, die lehnt er ab. Da muss ihm die olle Rowling doch bitte auch einfach mal egal sein können.
Nochmal: Ich hab hier Sympathien für Gronkh. Der ist nur ein Mensch, der darf auch einfach mal einen solchen Moment der Überforderung haben. Nach allem, was ich weiß, ist der ein korrekter Typ. Ich finde es auch deswegen idiotisch, wenn man ihn jetzt gleich hart angeht. Das schadet der Sache, weil die echten Trans-Gegner sowas aufgreifen und sagen: "Seht ihr, die sind alle hysterisch! Haben wir immer gesagt!". Man sollte Gronkh ruhig und freundlich auf seine Verantwortung hinweisen und man sollte dabei im Blick behalten, dass er ein korrekter Typ ist. Und selbst wenn er sich entscheidet, er streamt das Spiel und sagt zu der ganzen Sache nix, dann sollte man immer noch die Kirche im Dorf lassen.
Aber IMO kann man gerechtfertigt die Debatte führen, welchen Anspruch wir an jemanden auf dem Level von Gronkh stellen, der ja offenbar das Spiel für die Kohle streamen will (jetzt mal egal, wo er die behält oder ob er die spendet - er gewinnt ja zB auch Sichtbarkeit und damit Neukunden, indem er aktuelle Hype-Titel streamt etc). Diese Debatte ist schon ok. Den Umgang mit Gronkh finde ich, soweit ich ihn bisher überblicke, NICHT ok.
MaxDetroit hat geschrieben: ↑2. Feb 2023, 11:19Die Frage ist auch, warum kommen die Zuschauer heute nicht mehr darauf klar einen Film zu schauen oder ein Spiel zu spielen das nicht 100% mit ihrer politischen Auffassung übereinstimmt?
Man entwickelt sich halt weiter? Wenn James Bond zB eine Masseuse zu einem Kuss zwingt, bevor sie dahinschmilzt, dann fällt mir das heute unangenehm auf. Beim ersten Ansehen mit 12 oder so, habe ich das nicht bemerkt. Ich bin da reifer geworden und wurde durch ähnliche Debatten wie die um Hogwarts Legacy stärker für dieses Thema sensibilisiert.
Ich finde das Framing mit "nicht 100% mit ihrer politischen Auffassung übereinstimmt" hier außerdem nicht treffend. Es geht hier IMO eher um Menschenrechte und Fragen der gesellschaftlichen Toleranz und Solidarität. Das ist natürlich auch politisch, aber ich finde den Begriff einfach nicht so passend. Das klingt dann, als wäre das auf einem Level mit der Frage, wo jetzt neue Radwege gebaut werden. ^^
Andre