Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

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MarkAurel121
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Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von MarkAurel121 »

Starke Folge, hat mir sehr gut gefallen!

Ich persönlich werde Hogwarts Legacy nicht boykottieren.
Bin jetzt nicht der größte Harry Potter Fan vor dem Herrn, aber mir hat das Universum immer gut gefallen und die ersten 3 von den 8 Filmen habe ich als Kind auch gerne geschaut. Zudem habe schon immer Kunst vom Künstler getrennt, sprich wenn das Kunstwerk selbst nicht die verabscheuungswürdigen Werte des Erschaffers oder der Erschafferin widerspiegelt, habe ich kein Problem mit dem Kunstwerk an sich. Und JK Rowling ist an der Entwicklung dieses Spiels ja nicht beteiligt, somit auch nur begrenzt Erschafferin dieses Werkes. Man kann seinen eigenen Charakter sogar zu einem Transmenschen machen wenn man möchte, da die Auswahl zwischen "Wizard" oder "Witch" keinerlei Einschränkungen bei der weiteren Charaktererstellung zur Folge hat, was dem Entwicklerstudio auch wichtig war zu betonen. Ja, JK Rowling wird mitverdienen, was sehr bedauerlich ist, aber Rowling ist Milliardärin, und ob sie jetzt 1.1 Milliarden oder 1.2 Milliarden auf dem Konto hat ändert nicht viel.

Aber eines ist klar: Fuck JK Rowling
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Felidae »

Danke für den Podcast!

Jochen möchte ich insofern widersprechen, dass er in meinen Augen ein falsches Dilemma aufgemacht hat. Bei ihm klang es so, als sei es quasi eine Abwägung "Boykottiere ich lieber HP/Hogwarts - oder doch eher von Kindern hergestellte Billigklamotten"- denn jede:r könne ja eh nicht immer zu 100 % moralisch richtig handeln. Dass das niemand kann, ist zweifellos richtig. Trotzdem würde ich entgegnen, dass man ja versuchen kann, es möglichst oft zu tun. Und der Verzicht auf ein reines Unterhaltungsprodukt fällt naturgemäß leichter als auf günstige Klamotten - aber das ist eigentlich nur dann problematisch, wenn man den eignen Anteil an der Weltrettung mit "Ich hab Hogwarts nicht gekauft, also muss ich mir über meine T-Shirts keine Gedanken mehr machen" als erledigt ansieht.

(Von der Milchmädchenrechnung, dass man mit dem Geld, das man an "Hogwarts" einspart, stattdessen dann zwei bis drei fairtrade-Shirts statt 10,-Euro-Kinderproduktions-Ware kaufen könnte, ganz abgesehen.)
Zuletzt geändert von Felidae am 20. Jan 2023, 02:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Felidae »

MarkAurel121 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 01:37 Zudem habe schon immer Kunst vom Künstler getrennt, sprich wenn das Kunstwerk selbst nicht die verabscheuungswürdigen Werte des Erschaffers oder der Erschafferin widerspiegelt, habe ich kein Problem mit dem Kunstwerk an sich.
Legitim. Aber angenommen, das Werk "Hogwarts" bedient (so wie die Filme auch) antisemitische Klischees und Vorurteile. Wie siehst Du es dann? :)
Rigolax
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rigolax »

Felidae hat geschrieben: 20. Jan 2023, 02:22
MarkAurel121 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 01:37 Zudem habe schon immer Kunst vom Künstler getrennt, sprich wenn das Kunstwerk selbst nicht die verabscheuungswürdigen Werte des Erschaffers oder der Erschafferin widerspiegelt, habe ich kein Problem mit dem Kunstwerk an sich.
Legitim. Aber angenommen, das Werk "Hogwarts" bedient (so wie die Filme auch) antisemitische Klischees und Vorurteile. Wie siehst Du es dann? :)
Tun das die Filme? Die Darstellung der Goblins im ersten Film entspricht im Wesentlichen gängig antisemitischer NS-Bildsprache und ich kann mich auch nur wundern, wie es damals durchgekommen ist, auch angesichts des kuriosen Sterns am Boden in der Bank und weil -- das ist ja kein Klischee -- durchaus relativ viele Menschen mit jüdischem Background in der Filmbranche bzw. in Hollywood arbeiten. Aber es werden "antisemitische Klischees und Vorurteile" m.E. nicht "bedient", jedenfalls ist davon m.E. nicht auszugehen in Bezug auf Intentionalität; es liegt wohl kein Vorsatz vor (in dubio pro reo). Es korreliert nur bzw. entsteht diese Assoziation. Ggf. fühlen sich manche Antisemiten durch die Darstellung aber durchaus "abgeholt".

Ich würde insofern sagen, dass die Darstellung sehr unglücklich ist und unnötig irritiert, insb. vmtl. potentiell bei Menschen betroffen von antijüdischer Diskriminierung und damit ggf. vermeidbar Leid verursacht (ob sie Antisemitismus per se perpetuiert, glaube ich eher nicht). Verwunderlich finde ich aber teils, wie diese Goblins objektiv für Darstellungen von Juden gehalten werden; das finde ich tendenziell ungewollt selbst antisemitisch, weil Juden i.d.R. nun einmal nicht so aussehen, i.d.R. keine Banker sind und i.d.R. nicht gierig sind; ich denke an diesen zuletzt verlinkten Artikel: https://www.thegamer.com/hogwarts-legac ... -villains/). So genau kann ich das grad nicht artikulieren, aber irgendwas an der Debatte finde ich recht schräg.
Felidae hat geschrieben: 20. Jan 2023, 02:21 Jochen möchte ich insofern widersprechen, dass er in meinen Augen ein falsches Dilemma aufgemacht hat. Bei ihm klang es so, als sei es quasi eine Abwägung "Boykottiere ich lieber HP/Hogwarts - oder doch eher von Kindern hergestellte Billigklamotten"- denn jede:r könne ja eh nicht immer zu 100 % moralisch richtig handeln. Dass das niemand kann, ist zweifellos richtig. Trotzdem würde ich entgegnen, dass man ja versuchen kann, es möglichst oft zu tun. Und der Verzicht auf ein reines Unterhaltungsprodukt fällt naturgemäß leichter als auf günstige Klamotten - aber das ist eigentlich nur dann problematisch, wenn man den eignen Anteil an der Weltrettung mit "Ich hab Hogwarts nicht gekauft, also muss ich mir über meine T-Shirts keine Gedanken mehr machen" als erledigt ansieht.
Ich habe den Podcast noch nicht gehört und grundsätzlich hat du sicherlich auch Recht imho. Ich würde dem aktuellen Zeitgeist aber eine gewisse Tendenz zum sich Abreiben an eher "symbolischen" Dingen attestieren, wobei die wirklich eher "harten" Möglichkeiten zu helfen, das Leben von vielen zu verbessern, ein wenig auf der Seitenlinie landen; es ist tatsächlich, so platt es klingt, Kohle, Kohle, Kohle. Das effective alturism movement ist ja nach FTXs bzw. Sam Bankman-Frieds Abgang ein wenig in Verruf geraten, aber grundsätzlich haben die m.E. die richtige Idee (wenn man die teils grotesk vertretene "Longtermism"-Ideologie mal rausnimmt; in extremer Form imho im Grunde menschenfeindlich). Wenn man wirklich die Welt besser machen will, vielleicht nicht eine Geistes-/Sozialwissenschaft studieren, sondern BWL oder Informatik und sich einen sehr gut bezahlten Job angeln und dann jeden Monat sehr viel spenden; das scheint für viele recht absurd, vermutlich auch weil man sich mit dem Kapitalismus dann gemein machen müsste, aber stattdessen wird irgendwie versucht, die Welt durch Twitter-"Diskurse" besser zu machen, scheint mir.

[EDIT: Name falsch geschrieben]
Zuletzt geändert von Rigolax am 21. Jan 2023, 15:15, insgesamt 1-mal geändert.
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IpsilonZ
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von IpsilonZ »

Rigolax hat geschrieben: 20. Jan 2023, 03:03 (...)
Verwunderlich finde ich aber teils, wie diese Goblins objektiv für Darstellungen von Juden gehalten werden; das finde ich tendenziell ungewollt selbst antisemitisch, weil Juden i.d.R. nun einmal nicht so aussehen, i.d.R. keine Banker sind und i.d.R. nicht gierig sind; ich denke an diesen zuletzt verlinkten Artikel: https://www.thegamer.com/hogwarts-legac ... -villains/). So genau kann ich das grad nicht artikulieren, aber irgendwas an der Debatte finde ich recht schräg.
(...)
Aber das ist doch die Sache mit Rassismus und rassistischen (und antisemitischen) Klischees. Es gibt nun mal eine sehr typische, extrem klischeehafte und antisemitische Art der Darstellung von Juden. Ich habe die Filme ewig nicht gesehen und kenne die Beispiele mit den Goblins gerade auch nur aus den Bildern die immer wieder mal so rumgehen. Genauso wie es solche Klischees für schwarze Menschen, amerikanische Ureinwohner, Homosexuelle und Transmenschen gibt.
Aber wenn es da eine Darstellung von geldgierigen Bankern gibt die große Hakennasen haben, große Goldberge ansammeln und einen prominenten Davidsstern irgendwo dargestellt haben, dann kann man das finde ich durchaus als antisemitische Darstellung sehen. Ich kann ja nicht so tun als würde ich dieses Klischee nicht kennen.

Wenn beim Fußball ausgerechnet jedes mal wenn der schwarze Spieler den Ball hat das Publikum anfängt Affengeräusche zu machen, weiß ich ja auch was los ist. Auch wenn ich selbst nie diese Verbindung machen wollen würde.

Btw. will ich noch mal betonen, dass ich das mit den Goblins wirklich nur von den Screenshots so kenne und diese Szenen nicht mehr in meiner Erinnerung habe. Deswegen kann ich gerade nur schwer beurteilen wie heftig ich das wirklich finde.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rigolax »

IpsilonZ hat geschrieben: 20. Jan 2023, 03:28(...)
Aber wenn es da eine Darstellung von geldgierigen Bankern gibt die große Hakennasen haben, große Goldberge ansammeln und einen prominenten Davidsstern irgendwo dargestellt haben, dann kann man das finde ich durchaus als antisemitische Darstellung sehen. Ich kann ja nicht so tun als würde ich dieses Klischee nicht kennen.

Wenn beim Fußball ausgerechnet jedes mal wenn der schwarze Spieler den Ball hat das Publikum anfängt Affengeräusche zu machen, weiß ich ja auch was los ist. Auch wenn ich selbst nie diese Verbindung machen wollen würde.
(...)
Ich meine im verlinkten Artikel von The Gamer vor allem folgenden Satz: "Instead, we’re seeing cartoonishly Jewish antagonists that we will need to mercilessly slay as they stage an uprising." Der lässt mich nicht los irgendwie. Ich weiß gar, wieso die Autorin bzw. "wir" das so "sehen" (sollten); ich sehe maximal eine antisemitische Karikatur, aber ich sehe keine Juden in den Goblins, weil ich Juden nicht als hässliche, gierige Goblins wahrnehme. Das sind erkennbar keine Juden in Harry Potter; der Stern in der Bank ist auch kein Davidstern (das ist der "Six pointed Star of Australia", war am Drehort wohl).

Ich finde die Debatte sehr irritierend.
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MarkAurel121
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von MarkAurel121 »

Die australische Botschaft in London (aka Australia House) war Drehort für die Bank-Szene. Sprich, das ist kein Davidstern am Boden, sondern der Commonwealth Star, der früher 6- und nicht wie heute 7-strahlig ist.

Hier das Australia House wo gedreht wurde:
https://www.telegraph.co.uk/news/2018/0 ... ns-oldest/
Und hier die alte australische Flagge:
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Australian_flags
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MarkAurel121
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von MarkAurel121 »

Felidae hat geschrieben: 20. Jan 2023, 02:22
MarkAurel121 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 01:37 Zudem habe schon immer Kunst vom Künstler getrennt, sprich wenn das Kunstwerk selbst nicht die verabscheuungswürdigen Werte des Erschaffers oder der Erschafferin widerspiegelt, habe ich kein Problem mit dem Kunstwerk an sich.
Legitim. Aber angenommen, das Werk "Hogwarts" bedient (so wie die Filme auch) antisemitische Klischees und Vorurteile. Wie siehst Du es dann? :)
Die Goblins werden ja Teil de Spiels sein, entsprechend habe ich mich auch schon ein wenig mit der Frage beschäftigt.

Die Parallelen zur Darstellung von Jüdinnen und Juden in antisemitischer Propaganda zur Nazi-Zeit liegen auf der Hand. Allerdings hat sich JK Rowling nie antisemitisch geäussert, und die jüdische Gemeinschaft hat soweit ich weiss sich auch nie an diesen Goblins gestört. Sie werden auch nicht negativ charakterisiert, zumindest nicht in den Filmen.

Schwieriges Thema, aber hier gebe ich Rowling den Benefit of the Doubt. Ich glaube nicht, das die Goblins aus einem antisemitischem Trieb heraus entstanden sind.

Ich fokussiere mich lieber auf ihre Aussagen über Transmenschen, denn diese sind eindeutig.
GoodLord
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von GoodLord »

Sehr schöner Podcast. Vielen Dank dafür.
Ich würde immer noch Jochens Aussage gegen Anfang widersprechen:
**Nur** Weil Rowling sagt, das öffnen von Frauenbereichen für Transfrauen erleichtert es anderen biologischen Männern in diese Räume einzudringen und Frauen zu belästigen stellt sie Damit Transfrauen nicht unter den Generalverdacht verkleidete Männer/Vergewaltiger zu sein.

Wenn ich sage, eine ungeprüfte Aufnahme von Leuten, die behaupten Flüchtlinge zu sein erleichtert es auch nicht-flüchtlingen einzuwandern, dann spreche ich nicht den echten Flüchtlingen ihr Flüchtlingsdasein ab oder unterstelle ihnen unlautere motive. Ich weise damit darauf hin, dass eine Reglung von Leuten ausgemutzt/missbraucht wird/werden könnte für die sie nicht gedacht war.

Von daher bin ich froh, dass ihrs nicht dabei belassen habt, sondern auch noch darauf hinweisen habt, warum diese Befürchtung keine Faktosche Hrundlage hat und selbst wenn sie es hätte es moralisch trotzdem die "richtige" Abwägung wäre transfrauen den Zugang zu gewähren.
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Tungdil1981
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Tungdil1981 »

Auch wenn ich mich hier wohl nicht beliebt mache. Die Aussagen von Frau Rowling muss man nicht mögen, jedoch akzeptieren. Es ist ihre persönlich Meinung. Und das hier 3 Männer diskutieren macht es nicht besser. In meinem Beruf habe ich regelmäßig mit Vergewaltigungen zu tun und man kann sich nicht vorstellen was Frauen da durchmachen. Die Angst und Sorgen die Frau Rowling zugeschrieben werden, wenn sie so sind, sind kaum erklärbar. Aber selbst wenn es nicht aus Angst getrieben wäre. es ist ihr gutes Recht nicht davon überzeugt zu sein, wie der Umgang mit Transmenschen stattfindet und umgesetzt werden soll.

Und was mich persönlich ganz massiv an der ganzen Diskussion im Netz nervt ist, der Versuche der Bekehrung. „Was du kaufst das Spiel, du bist ein schlechter Mensch.“

Wir gehen mMn heute viel zu lasche mit Begriffen um. Dom zB benutzte zB im Podcast den Begriff Rechts-konservativ als problematisch. Das ist eine ganz reguläre politische Ausrichtung. Bei Rechts-extrem, faschistisch, kommunistisch usw. kann und muss man etwas tun. Aber man sollte schon aufpassen, dass man mal wieder alle Meinungen hört. Der Debatte wird nämlich sonst nur noch extremer und von Wenigen geführt.
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Andre Peschke
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Andre Peschke »

Tungdil1981 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 08:15 Auch wenn ich mich hier wohl nicht beliebt mache. Die Aussagen von Frau Rowling muss man nicht mögen, jedoch akzeptieren. Es ist ihre persönlich Meinung. Und das hier 3 Männer diskutieren macht es nicht besser. In meinem Beruf habe ich regelmäßig mit Vergewaltigungen zu tun und man kann sich nicht vorstellen was Frauen da durchmachen. Die Angst und Sorgen die Frau Rowling zugeschrieben werden, wenn sie so sind, sind kaum erklärbar. Aber selbst wenn es nicht aus Angst getrieben wäre. es ist ihr gutes Recht nicht davon überzeugt zu sein, wie der Umgang mit Transmenschen stattfindet und umgesetzt werden soll.
Ich denke, hier muss man immer klar umreißen, was gefordert ist. Rowling muss ihre Meinung frei äußern dürfen, ohne dass dadurch bei ihr Morddrohungen etc auflaufen. Ich muss akzeptieren, dass sie diese Meinung frei äußern darf. Ihre Meinung, im Sinne ihrer Botschaft, muss ich aber nicht akzeptieren. Tue ich auch nicht, deswegen habe ich ihr ihr ja widersprochen. Ihrer Meinung MUSS IMO von einer aufgeklärten Gesellschaft widersprochen werden, weil sie bigott ist. Im Falle von Rowling aufgrund ihres Einflusses und ihrer Reichweite ganz besonders.

Das ihre Haltung eher auf Angst gründet und nicht auf Hass, haben wir ja vermerkt, um das Bild von Rowling fair zu gestalten.

Andre
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MBM
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von MBM »

Super interessante Folge. Bei vielem konnte ich nur nicken; bei der Thematik rund um die Kobolde war ich erschrocken, weil ich das nach 500 mal Filme gucken oder Bücher lesen nicht wahrgenommen habe.

Bei der Hauselfen Thematik würde ich jedoch deutlich widersprechen. Da gibt es diverse Zwischentöne, insbesondere am Ende des fünften Teils oder zu Beginn des siebten Buches. Es zeigt, dass die Zaubererwelt grausam sein kann, weshalb Hermine, die neu in diese Welt gestoßen ist, auch so stark gegen diese Versklavung kämpft. Auch Dumbledore findet am Ende vom Orden des Phönix deutliche Worte bezüglich Kreacher.

Da würde ich nicht sagen, dass die Bücher Sklavenhaltung oder Menschenhandel wirklich als etwas positives skizzieren. Es gibt immer wieder viele Aussagen wie "Sie mögen es versklavt zu sein" oder Hagrid, der Dobby als Spinner bezeichnet, weil er entlohnt werden möchte für seine Arbeit. Aber es gibt dann immer wieder mal mehr mal weniger deutliche Aussagen, wie kritisch der Umgang mit Hauselfen ist.
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Dom Schott
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Dom Schott »

Andre Peschke hat geschrieben: 20. Jan 2023, 08:30
Tungdil1981 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 08:15 Auch wenn ich mich hier wohl nicht beliebt mache. Die Aussagen von Frau Rowling muss man nicht mögen, jedoch akzeptieren. Es ist ihre persönlich Meinung. Und das hier 3 Männer diskutieren macht es nicht besser. In meinem Beruf habe ich regelmäßig mit Vergewaltigungen zu tun und man kann sich nicht vorstellen was Frauen da durchmachen. Die Angst und Sorgen die Frau Rowling zugeschrieben werden, wenn sie so sind, sind kaum erklärbar. Aber selbst wenn es nicht aus Angst getrieben wäre. es ist ihr gutes Recht nicht davon überzeugt zu sein, wie der Umgang mit Transmenschen stattfindet und umgesetzt werden soll.
Ich denke, hier muss man immer klar umreißen, was gefordert ist. Rowling muss ihre Meinung frei äußern dürfen, ohne dass dadurch bei ihr Morddrohungen etc auflaufen. Ich muss akzeptieren, dass sie diese Meinung frei äußern darf. Ihre Meinung, im Sinne ihrer Botschaft, muss ich aber nicht akzeptieren. Tue ich auch nicht, deswegen habe ich ihr ihr ja widersprochen. Ihrer Meinung MUSS IMO von einer aufgeklärten Gesellschaft widersprochen werden, weil sie bigott ist. Im Falle von Rowling aufgrund ihres Einflusses und ihrer Reichweite ganz besonders.

Das ihre Haltung eher auf Angst gründet und nicht auf Hass, haben wir ja vermerkt, um das Bild von Rowling fair zu gestalten.

Andre
Exakt das wollte ich eben auch antworten. Und dann noch mit dem Zusatz: Na klar ist rechtskonservativ eine in meinen Augen schwierige, problematische politische Einstellung, insbesondere in unseren Zeiten heute. Muss ich aushalten, dass Leute trotzdem so denken? Jo. Muss ich das gut finden? Um Gottes Willen, nein.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Indii »

Tungdil1981 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 08:15 Auch wenn ich mich hier wohl nicht beliebt mache. Die Aussagen von Frau Rowling muss man nicht mögen, jedoch akzeptieren. Es ist ihre persönlich Meinung.
Man muss das überhaupt nicht akzeptieren, nur weil das „ihre persönliche Meinung“ ist. Wir akzeptieren ja auch nicht jede andere persönliche Meinung. Es gibt Leute, sind der Meinung, dass Kinderschänder kastriert oder exekutiert gehören, es gibt Leute, die sind der Meinung, man dürfe den Propheten ihrer Religion nicht abbilden und es gibt Leute, die sind der Meinung, der Holocaust habe nie stattgefunden. Ich muss überhaupt nichts davon akzeptieren, sondern kann diesen Leuten klipp und klar sagen, dass sie Arschgeigen sind. Und eine dieser Meinungen ist in Deutschland sogar strafbar.

Außerdem darf Frau Rowling ihre persönlichen Meinungen gerne zu Hause bei der nächsten Cocktail-Party kundtun. Aber wenn sie damit an die Öffentlichkeit geht (und dazu noch mit manipulativen Aussagen, Lügen und und unverhohlener Aggressivität), dann muss man das erst recht nicht akzeptieren.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Rince81 »

Tungdil1981 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 08:15 Wir gehen mMn heute viel zu lasche mit Begriffen um. Dom zB benutzte zB im Podcast den Begriff Rechts-konservativ als problematisch. Das ist eine ganz reguläre politische Ausrichtung. Bei Rechts-extrem, faschistisch, kommunistisch usw. kann und muss man etwas tun. Aber man sollte schon aufpassen, dass man mal wieder alle Meinungen hört. Der Debatte wird nämlich sonst nur noch extremer und von Wenigen geführt.
Dom Schott hat geschrieben: 20. Jan 2023, 08:35 Exakt das wollte ich eben auch antworten. Und dann noch mit dem Zusatz: Na klar ist rechtskonservativ eine in meinen Augen schwierige, problematische politische Einstellung, insbesondere in unseren Zeiten heute. Muss ich aushalten, dass Leute trotzdem so denken? Jo. Muss ich das gut finden? Um Gottes Willen, nein.
Um mal zwischenzugrätschen. Ich glaube eh ihr das diskutiert, solltet ihr das definieren bzw. erläutern, was der Begriff für euch bedeutet. Um mal zu zeigen wie kompliziert das ist, das Google Wörterbuch von Oxford sagt dazu:
einem Konservativismus (1b) anhängend, der nationalistische und antidemokratische Züge aufweist
Wikipedia sagt:
Rechtskonservatismus bezeichnet eine Ausrichtung des Konservatismus, die im politischen Spektrum rechts von der Mitte, insbesondere rechts der Christdemokratie angesiedelt ist. Nicht zum Rechtskonservatismus gerechnet werden gemeinhin die radikale und extreme Rechte, die im Gegensatz zu diesem den Verfassungsrahmen und die Demokratie teilweise oder vollständig ablehnen.
Wo fängt es an und wo hört es auf? Bei Höcke, Gauland oder dem aktuellen im trüben Fischen einer CDU unter Friedrich Merz?
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Andre Peschke
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Andre Peschke »

MBM hat geschrieben: 20. Jan 2023, 08:33
Bei der Hauselfen Thematik würde ich jedoch deutlich widersprechen. Da gibt es diverse Zwischentöne, insbesondere am Ende des fünften Teils oder zu Beginn des siebten Buches. Es zeigt, dass die Zaubererwelt grausam sein kann, weshalb Hermine, die neu in diese Welt gestoßen ist, auch so stark gegen diese Versklavung kämpft. Auch Dumbledore findet am Ende vom Orden des Phönix deutliche Worte bezüglich Kreacher.
Falls ich es in der Folge nicht gesagt habe: Ich kenne nur die Filme.

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Tungdil1981
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Tungdil1981 »

Andre Peschke hat geschrieben: 20. Jan 2023, 08:30
Tungdil1981 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 08:15 Auch wenn ich mich hier wohl nicht beliebt mache. Die Aussagen von Frau Rowling muss man nicht mögen, jedoch akzeptieren. Es ist ihre persönlich Meinung. Und das hier 3 Männer diskutieren macht es nicht besser. In meinem Beruf habe ich regelmäßig mit Vergewaltigungen zu tun und man kann sich nicht vorstellen was Frauen da durchmachen. Die Angst und Sorgen die Frau Rowling zugeschrieben werden, wenn sie so sind, sind kaum erklärbar. Aber selbst wenn es nicht aus Angst getrieben wäre. es ist ihr gutes Recht nicht davon überzeugt zu sein, wie der Umgang mit Transmenschen stattfindet und umgesetzt werden soll.
Ich denke, hier muss man immer klar umreißen, was gefordert ist. Rowling muss ihre Meinung frei äußern dürfen, ohne dass dadurch bei ihr Morddrohungen etc auflaufen. Ich muss akzeptieren, dass sie diese Meinung frei äußern darf. Ihre Meinung, im Sinne ihrer Botschaft, muss ich aber nicht akzeptieren. Tue ich auch nicht, deswegen habe ich ihr ihr ja widersprochen. Ihrer Meinung MUSS IMO von einer aufgeklärten Gesellschaft widersprochen werden, weil sie bigott ist. Im Falle von Rowling aufgrund ihres Einflusses und ihrer Reichweite ganz besonders.

Das ihre Haltung eher auf Angst gründet und nicht auf Hass, haben wir ja vermerkt, um das Bild von Rowling fair zu gestalten.

Andre
Sehe ich anders. Und für mich ist ihre Ansicht auch nicht "bigott".
GoodLord
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von GoodLord »

Was mir beim Thema Boykott mal wieder bewusst geworden ist, ist dass mir dieses richte Fantum eher fremd ist. Ich kann mich bewusst an keinen Film, Spiel, Buch, Ereignis erinnern, bei dem es mir schwergefallen ist oder wäre darauf zu verzichten weil ich Fan der Reihe/Franchise/Team bin . Was nicht heissen soll, es würde mir generell leicht fallen auf Konsum zu verzichten, aber "ich muss X spielen/sehen/lesen, weil ich fan von von Franchise Y bin" kenne ich nicht.
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ragdel
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von ragdel »

1) Im Sinne von Andrés Anmerkung mehr zu loben ist immer gut.

Vielen Dank für diesen tollen Podcast. Genau diese Art von Content ist das, warum ich immer noch gerne bezahle.
Eine schöne EInleitung in das Thema und sehr gute Standpunkte. Höre den Podcast meist einfach nebenbei, aber bin bei diesem tatsächlich die Zeit in der Küche auf und ab gegangen und bin zu nichts anderes gekommen.
Großes großes Lob!

2) Ich bin da Generation Dom. Bin genau so großgeworden und habe mich auch Mitternacht angestellt um das neuste Buch zu kaufen und habe es an einem Tag durchgelesen. Und selbst, so viele Jahre später, höre ich mit Begeisterung den 5 Min. Harry Podcast von Coldmirror und könnte vermutlich sofort in einem Film mitspielen und hätte den Text drauf. Das hört nicht auf.
Ich habe alle Bücher so oft gelesen, den ganzen Nebenbeikram "Quidditch im Wandel der Zeiten" etc.. (Nur kein Fan von den Filmen)

Thema Boycott: Bin da auch Doms Meinung. Ich habe mir vorgenommen, darauf zu verzichten, auch wenn es mir Schwer fällt, weil das Spiel schon als wahrer Traum aussieht.
Werde ich es durchhalten, wenn das Spiel wirklich wirklich gut ist? Ich hoffe es, aber man ist leider nur Mensch :(

3) Zum Thema Tungdil1981:
Ich verstehe deinen Punkt total. Eine Missbrauch macht was mit einem, was man sich als nicht Betroffener einfach nicht vorstellen kann. Da sind auch sehr irrationale Entscheidungen irgendwie "verständlich". Mir waren die Erfahrungen von ihr nicht bekannt, aber kann nun einige Standpunkte von ihr besser verstehen. Ich heiße sie nicht gut. Aber ich verstehe sie mehr.
ZiggyStardust
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von ZiggyStardust »

Felidae hat geschrieben: 20. Jan 2023, 02:22
MarkAurel121 hat geschrieben: 20. Jan 2023, 01:37 Zudem habe schon immer Kunst vom Künstler getrennt, sprich wenn das Kunstwerk selbst nicht die verabscheuungswürdigen Werte des Erschaffers oder der Erschafferin widerspiegelt, habe ich kein Problem mit dem Kunstwerk an sich.
Legitim. Aber angenommen, das Werk "Hogwarts" bedient (so wie die Filme auch) antisemitische Klischees und Vorurteile. Wie siehst Du es dann? :)
Hast Du den Film "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" gesehen? Die Todesser, die die Macht an sich reißen, erinnern schon sehr stark an die Nationalsozialisten. Die Unterscheidung zwischen Muggeln und Zauberern erinnert stark an die Rassenlehre der Nazis. Bei den Goblins hat sie einfach bekannte Fantasy-Tropes genommen, die zwar problematisch sein können, aber nicht von ihr erfunden worden.

Ich finde es schade, dass ich wenn ich in der Twitter-Bio "Feminist" oder "Feministin" lese mittlerweile die selben Assoziationen wie bei "Weder links noch rechts" oder "Gegen jeglichen Extremismus" habe. Das liegt nicht nur an Frau Rowling, sondern hauptsächlich am Krieg in der Ukraine. Da finde ich die Meinung von Frau Schwarzer und vielen anderen Feministinnen einfach unerträglich.

Auch finde ich Begriffe wie "transphob" problematisch. So als ob sie Angst vor diesen Menschen hätten. Warum nicht "transfeindlich" schreiben?
Zuletzt geändert von ZiggyStardust am 20. Jan 2023, 09:21, insgesamt 1-mal geändert.
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