Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

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Andre Peschke
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Andre Peschke »

Floki hat geschrieben: 3. Feb 2023, 09:44 Wir werden ja sehen, was die Zahlen sagen.
Vermutlich gar nix, außer es tritt irgendein Extremfall ein. Wie im Podcast gesagt: Das Spiel war schon bei seiner ersten großen Vorstellung im Sony-Showcase extrem propulär und hat da Aufrufszahlen die nur von Battlefield & Co geschlagen werden (32Mio Video-Views auf dem Reveal-Trailer vor 2 Jahren und so).

Wenn die Verkaufszahlen sehr gut sind, sagt das also am Ende gar nix über irgendeinen Streisand-Effect.

Das einzig eindeutige wäre, wenn die Verkaufszahlen überraschend schlecht ausfallen. Dann käme vermutlich nur der Boykott / die öffentliche Diskussion als Erklärung in Betracht (sofern es nicht einen Relase hat, wie Cyberpunk 2077;)).

Am Ende wird diese ganze Debatte aber überhaupt keine erheblichen Auswirkung auf die Verkäufe haben. So wie alle Gaming-Boykottaufrufe vorher. Dafür ist sie zu stark auf die Gaming-Bubble begrenzt. Das ist kein Thema, das in der Tagesschau läuft. Die Käufermassen sind aber die Mainstream-Gamer. Die kriegen davon praktisch nix mit.

Ich sagte das schon im Podcast: Das wird IMO stellenweise zu so einer Schlacht von Helms Klamm aufgeblasen, aber es ist bestenfalls die Keilerei im Tänzelnden Pony. Das ist nicht groß, das (ob der Boykott erfolgt oder nicht) ist nicht wirklich wichtig. Wichtig ist die Diskussion und das Hunderttausende vielleicht mal drüber nachdenken, wie sie zu der Sache stehen und dabei mehr Verständnis für die Lage von trans Menschen bekommen.

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MaxDetroit
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von MaxDetroit »

Andre Peschke hat geschrieben: 3. Feb 2023, 09:57 Wichtig ist die Diskussion und das Hunderttausende vielleicht mal drüber nachdenken, wie sie zu der Sache stehen und dabei mehr Verständnis für die Lage von trans Menschen bekommen.
Ich sage es mal so: ich habe mich aufgrund dieser Diskussion ausführlich über das Thema informiert (z.B. auch die Argumente jeder Seite angehört und Artikel von verschiedenen Seiten dazu durchgelesen) und ich finde es ist sehr kompliziert und überhaupt nicht eindeutig beantwortbar (ich kann also immer noch verstehen wenn man sich da raushalten möchte). Ich bezweifele aber das sich die Meisten aufgrund eines Boykotts Aufrufs wegen irgendwelcher Twitter Zitate von JK Rowling sich intensiv mit dem Thema beschäftigen, ich glaube da entstehen nur weiter Fronten und es endet in reinem Populismus. Aber ja, da geht es um weit mehr. In England z.B. besonders um die „Gender-Self-Identification", also die einfache Selbstbestimmung des Geschlechts bzw. der Identität, die dort sehr strittig ist, mit für mich durchaus nachvollziehbaren Argumenten auf beiden Seiten (wobei ich das "Vergewaltiger schleichen sich in Frauenkleider auf die Frauentoilette" immer noch als Bullshit empfinde). Dann diese ganze Nummer mit den Pubertätsblockern und den Umgang mit trans Kindern - ebenfalls extrem schwierig, besonders da es keine Langzeitstudien dazu gibt, aber ich habe volles Verständnis dafür wenn sich ein Kind nicht in seinem Körper zuhause fühlt. Dann gibt es ganz viele Einzelfälle, die man fast immer gesondert für sich betrachten muss und sollte (z.B. ein Vergewaltiger, der sich jetzt als trans definiert, im Frauengefängnis) - ganz schwierig zu entscheiden teilweise.

Das lässt sich alles gar nicht so einfach beantworten und ich bin in einzelnen Punkten eher im konservativen Lager, während ich bei anderen Punkten mit dem linksliberalen Lager übereinstimme - wenn ich hier einzelne Punkte im Detail betrachte. Leider ist alles in einen stumpfen Lagerkampf verkommen wo sich nur noch um Twitter Zitate ( a la "Die oder der hat aber das gesagt!" "Woke!" "Das darf man so nicht sagen!") gezofft wird und man sich gegenseitig gar nicht mehr zuhört, in meinen Augen ein sehr kindisches Verhalten - und das werfe ich beiden Seiten vor! Da ich mich eher auf der linken Seite sehe ist deshalb auch immer meine Aufforderung an meine Seite, lasst uns wenigstens vernünftig sein und uns nicht auf ein populistisches Niveau runterziehen, so das man sich gegenseitig nur noch mit Dreck bewirft. Das heißt auch der Gegenseite zuhören und auf Augenhöhe mit Respekt diskutieren und argumentieren. Ich denke hier im Forum wird zumindest die meiste Zeit immer noch offen und erwachsen miteinander diskutiert - dafür möchte ich mich dann auch zum Schluss noch bedanken - also: Danke dafür.
Zuletzt geändert von MaxDetroit am 3. Feb 2023, 12:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Andre Peschke
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Andre Peschke »

MaxDetroit hat geschrieben: 3. Feb 2023, 10:47 Ich bezweifele aber das sich die meisten Aufgrund eines Boykotts Aufrufs wegen irgendwelcher Twitter Zitate von JK Rowling sich intensiv mit dem Thema beschäftigen, ich glaube da entstehen nur weiter Fronten und es endet in reinem Populismus.
Also, ich kann da erstmal nur für mich sprechen und ICH habe - erneut - bei dem Thema dazugelernt. Und ich habe mich damit nicht nur beruflich beschäftigt, sondern ich habe die Folge zum Thema damals vorgeschlagen, WEIL ich mich damit befasst habe und dabei u.a. gelernt habe, dass ich die Vorwürfe gegen Rowling nicht so aus der Luft gegriffen finde. Aber um zu begreifen, warum diese Vorwürfe Substanz haben, musste ich wiederum vorher ein paar Dinge über die Lebensrealität von trans Menschen verstehen etc.

Und ich vermeide es konsequent zu glauben, dass ich nun besonders viel schlauer, engagierter etc bin, als der normale Mensch hier in Deutschland. Ergo erscheint es mir plausibel, dass Tausende Menschen nun informierter und sensibler sind.

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Felidae
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Felidae »

Andre Peschke hat geschrieben: 3. Feb 2023, 10:53 Also, ich kann da erstmal nur für mich sprechen und ICH habe - erneut - bei dem Thema dazugelernt. Und ich habe mich damit nicht nur beruflich beschäftigt, sondern ich habe die Folge zum Thema damals vorgeschlagen, WEIL ich mich damit befasst habe und dabei u.a. gelernt habe, dass ich die Vorwürfe gegen Rowling nicht so aus der Luft gegriffen finde. Aber um zu begreifen, warum diese Vorwürfe Substanz haben, musste ich wiederum vorher ein paar Dinge über die Lebensrealität von trans Menschen verstehen etc.

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Und selbst, wenn Du der einzige wärst - Du hast wiederum paar Tausend Zuhörer:innen, die sich dadurch auch damit beschäftigen.

Und selbst, wenn Du die nicht hättest - DU wärst trotzdem zukünftig anders drauf als zuvor. Würdest Dich anderen Menschen gegenüber anders verhalten. Würdest jemandem mal widersprechen, der sich entsprechend verächtlich äußert. Etc. Es sind kleine Schritte, die die Welt verändern. :)
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Desotho
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Desotho »

Ein erster Schritt ist auf jeden Fall, solche Themen auf den geistigen Teller zu bekommen.
Ich kann nur für mich sprechen, aber in der Vergangenheit gab es durchaus Themen bei denen ich erstmal dachte: "Was für ein Unfug, was willst Du denn?". Und mit der Zeit kam ich dann zu dem Schluss: Der andere hat schon recht, auch wenn es erstmal nach nervigem Unfug aussah. Manche Themen brauchen auch einfach ne Weile, um sich zu setzen.

Gleichzeitig ist es verständlich, dass manche Leute genervt sind irgendwann. Aber da sollte man dann eben auch mal die Kirche im Dorf lassen, ggf einfach sein Ding weiter durchziehen und nicht komplett hohl drehen.
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kami
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von kami »

Tatsächlich betrachte ich das Lager der Trans-Aktivist:innen seit dieser Debatte deutlich skeptischer und kritischer, meine Sympathie hat sich verringert. Kann dergleichen auch bei meinem Umfeld beobachten, von denen leider einige aufgrund dieser Kontroverse die falschen Schlüsse gezogen haben und nun ins konservative Lager gewandert sind. Insofern erscheint mir die These, die Diskussion habe die Fronten vornehmlich verhärtet, durchaus plausibel.
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Blendwerk

Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Blendwerk »

Ich bin thematisch derart meinungslos, dass ich emotional nix dazu sagen kann.

Regionale Begebenheiten wie Diebstähle im Tierheim investieren mich emotional wesentlich mehr.
Es sind gesellschaftlich einfach viel zu viele Dinge da draußen, die nach Empörung verlangen.

- Klima
- Fremdenfeindlichkeit
- Trans
- Ukraine
- Fleischdebatte

usw.

Da ist (für mich) JK Rowling nicht mehr als ein "Ah ok".
Was mich aber durchaus interessiert: Gibt es hier jemanden, der ob des Threads eine absolute Meinungsänderung erfahren hat?

Also grob von Pro auf Contra

Als Metapher möchte ich hier Rocky 4 ins Spiel bringen, der erst gehasst, am Ende jedoch von allen Russen mit Sprechchören gefeiert wird.
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Maxi
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Maxi »

Vinter hat geschrieben: 2. Feb 2023, 21:47
Giuliano1987 hat geschrieben: 2. Feb 2023, 20:21 (...)
Klassiker: Getting banned to own the libs.

Wir finden es weder gut, aufgeladene Begriffe wie 'woke' zu benutzen und auch nicht, wenn einen schon Selbstverständlichkeiten wie der sensible Umgang mit Mitmenschen zu der Ankündigung provozieren, bestimmte Dinge nun aus Trotz erst recht zu machen. (Zumal, wie hier im Thread mehrmals deutlich zu lesen war, im Podcast niemals zu einem Boykott aufgerufen wurde und im Gegenteil explizit gesagt wurde, dass es jedem selbst überlassen ist, wie er oder sie mit Hogwarts Legacy umgehen will.)

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass User, die sich auf diese oder ähnliche Art äußern, nicht in das Forum und zu den Werten des Forums (wie etwa einem respektvollen Umgang miteinander) passen. Daher habe ich deinen Account sperren müssen.
Wenn ich hier mal ganz vorsichtig Kritik üben dürfte: Ich finde diese Art des schnellen Stummschaltens nicht zuträglich für eine Diskussion. Ich kann das mit den Erfahrungswerten nachvollziehen und mir ist schon klar, dass es ein Unterschied ist, ob sich jemand mit zehn oder 1000 Posts zu so einem Einzeler hinreißen lässt, aber normalerweise entlarven sich diese Affektposts doch sehr schnell. Solche Kommentare sind bei einer hitzigen 50-seitigen Diskussion auch schon mal menschlich. Wieso nicht erstmal ein Ordnungsruf? So gibt es nicht mal eine Chance zum Nachfragen.

Mich hätten zum Beispiel auch die Fragen interessiert, die MaxDetroit darauf schon formuliert hat. Und meiner Erfahrung nach werden solche Postings hier sowieso schnell kritisch hinterfragt, eingeordnet oder bei diesen provokativen Einzeilern ignoriert. Zumal die komplett gegenteiligen Meinungen (à la: "Wer kauft macht sich mitschuldig") mMn auch ebenso trotzig und provozierend wirken.
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Axel
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Axel »

kami hat geschrieben: 3. Feb 2023, 11:44 Insofern erscheint mir die These, die Diskussion habe die Fronten vornehmlich verhärtet, durchaus plausibel.
Die Fronten verhärten sich doch seit Jahren - egal welches Thema. Das ist ja das Problem. Nimm mich als Beispiel: In Social Media wurde ich in den letzten 5 Jahren von "assoziale Zecke" bis hin zu "dummes Nazischwein" in allen Schattierungen beschimpft. :ugly: Dabei halte ich es seit jeher wie Florian Schroeder und Serdar Somuncu: Ich fühle mich in der Ambivalenz eigentlich ganz wohl. Das heißt: Ich informiere mich von allen Seiten und mache mir meine eigenen Gedanken. Und diese kommen sehr, sehr häufig bei einem "sowohl als auch" heraus. Also das ich progressive UND konservative Ansichten vertrete.

Und damit können immer mehr Menschen schlicht nicht mehr umgehen, habe ich den Eindruck. Es wird immer erwartet zu 100% klar zu sein, zu 100% lesbar zu sein und zu 100% zu zeigen, wo man nun eigentlich auf der politischen Skala so steht. Was ich an sich gar nicht möchte - ich bin ein individueller Mensch und lasse mich nicht in Schubladen stecken. Früher hatte ich damit auch nie Probleme, das fing erst so mitte der 2010er an.

Ich denke, die Fronten sind deswegen so verhärtet, weil man sich einerseits nur noch in Echokammern aufhält und andererseits es dadurch auch verlernt hat miteinander auszukommen.

Deswegen finde ich ja auch den gemeinsamen Podcast von Florian Schroeder und Serdar Somuncu so schön inspirierend und lehrreich: Beide können in verschiedenen Themen sehr scharf (und auf hohen Niveau) miteinander streiten - und zeigen dennoch, dass sie sehr, sehr gute Freunde sind, die sich respektieren. Dieses Mindset würde ich mir in der Gesellschaft mehr wünschen. Politik ist ja nun auch echt nicht das wichtigste im Leben.
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Andre Peschke
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Andre Peschke »

kami hat geschrieben: 3. Feb 2023, 11:44 Tatsächlich betrachte ich das Lager der Trans-Aktivist:innen seit dieser Debatte deutlich skeptischer und kritischer, meine Sympathie hat sich verringert.
Diese Logik erschließt sich mir nicht. Selbst wenn ich eine konkrete Forderung für übertrieben halte, hier also zB den Boykott von HL, verändert das ja nicht meine Überzeugung, dass trans Menschen ein Recht auf Anerkennung und Rücksichtnahme haben, wie alle anderen auch. Meine Haltung dazu ist ja nicht von Sympathie geprägt oder zumindest nicht davon abhängig.

Und zum anderen: Wie ordnest du das zu? Wie tritt das "Lager der Transaktivist:innen" in Erscheinung? Die ganze Debatte geht ja nicht groß von irgendeiner organisierten Gruppe aus. Für mein Gefühl äußert da jeder Streamer, Podcast, Twitteruser und jedes Spielemagazin querbeet seine Meinung. Finde es schwer, diese Melange irgendwem vor die Füße zu legen. Was man da wahrnimmt ist ja immer nur ein Bruchteil. Du fährst mit deinem Aufmerksamkeitsstaubsauger durch ein Zimmer voller Erdnusschalen, aber wer die da hingelegt hat... who knows?

Also, außer du hast jetzt konkret von Trans-Organisationen oder Own-Voices mehrheitlich ablehnungswürdiges gehört?
Maxi hat geschrieben: 3. Feb 2023, 12:35 Wenn ich hier mal ganz vorsichtig Kritik üben dürfte: Ich finde diese Art des schnellen Stummschaltens nicht zuträglich für eine Diskussion.

Mich hätten zum Beispiel auch die Fragen interessiert, die MaxDetroit darauf schon formuliert hat. Und meiner Erfahrung nach werden solche Postings hier sowieso schnell kritisch hinterfragt, eingeordnet oder bei diesen provokativen Einzeilern ignoriert. Zumal die komplett gegenteiligen Meinungen (à la: "Wer kauft macht sich mitschuldig") mMn auch ebenso trotzig und provozierend wirken.
Wir sind normalerweise eher für unsere ziemlich lange Leine bekannt. Nach Meinung vieler User, sind wir da sogar viel zu duldsam. Wenn wir so schnell den Stecker ziehen, dann aus Gründen. Hier eben: Tonfall, Wortwahl, Mindset, Posting-Historie. Der betreffende User war neu und auch in anderen Postings bereits erkennbar nicht jemand, der mit der nötigen Umsicht und Rücksicht formuliert.

Ich verstehe, wenn jemand gerade so manche extreme Meinung interessant findet. Aber wir setzen hier ein bestimmtes Diskussionsniveau voraus und sind aus unserer Sicht iaR mit dessen Durchsetzung SEHR geduldig und tolerant, wenn sich jemand wenigstens erkennbar Mühe gibt. Hier war der Fall aber eindeutig.

Andre
Mauswanderer
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren?

Beitrag von Mauswanderer »

Als jemand, der selbst einen Boykott für nicht sinnvoll erachtet, erscheinen mir dieses "jetzt erst recht!" oder irgendwelche Mitleidsbekundungen ggü. Rowling zutiefst heuchlerisch. Niemand ändert bewusst plötzlich seine Haltung zu H:L, Rowling oder Transrechten wegen ausufernder Empörung an ihr oder Harry-Potter-Produkten.
Numfuddle
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren

Beitrag von Numfuddle »

Ich finde die Perspektive so wahnsinnig verschoben.

Gesellschaftliche Gruppen die seit Jahrzehnten unterdrückt und ignoriert wurden fordern jetzt zum ersten Mal etwas Aufmerksamkeit ein und geben Widerspruch-> „Echo-Kammern!“, „Jetzt werde ich erst recht konservativ!“, „Fronten sind verhärtet!“ „überall werde ich nur noch angegriffen!“,, „mir hört einfach keiner mehr still dabei zu wie ich meine Meinung rausposaune!“, „überall nur noch Politik!“. „ihr macht die Rechten doch überhaupt erst groß!“

Es würde mich glaube ich weniger stören wenn ich wenigstens einmal irgendwo lesen würde „überall nur konservative die mir ihre Philosophie aufdrücken, überall nur US Militärhegemonie, die Leute wollen mir ihr heterosexuelles Rollenbilder aufzwängen mit Familie und kleines graues Haus im Grünen! da muss ich ja schon aus Prinzip Die Linke wählen“

Das wäre aber so absurd dass ich den Satz nicht mal schreiben kann ohne nicht selbst lachen zu müssen. Diese Politik stört absolut keinen.

Da gibt es keine Vorwürfe das die Gesellschaft irgendein Leitbild gegen den eigenen Willen durchdrücken möchte. Da gibt es kein Review-Bombing, da gibt es keine stochastisch terroristischen Grassroots Bewegungen, keine Pseudo-Aufregung im Internet, keine öffentliche Ankündigung das man ja jetzt erst recht irgendein Produkt kauft nur um es den Konservativen die einem ungefragt ihre Ideologie jeden Tag vor die Nase halten mal so richtig zu zeigen. Ich muss mir keine mit Spucke vor dem Mund vorgetragenen Video-Essays von Kaspern auf YouTube ansehen in den kritisiert wird dass die Konservativen unser Hobby ruinieren weil überall nur imperialistische Waffengewalt und Sex gezeigt werden.

Kein Richard David Precht und kein Serdar Somuncu kämen jemals auf die Idee medienwirksam über die verbohrten woken Konservativen Bücher zu schreiben oder ihnen vorzuwerfen sie würden die gesellschaftliche Debatte kontrollieren und alternative Meinungen unterdrücken. Es passiert zwar aber es ist halt egal.

Die Agenda 2010 und Hartz IV hat weniger Leute getriggert und da ging es um echte gesellschaftliche Veränderungen die uns bis heute in Deutschland in allen Aspekten unseres Lebens beeinflussen. Die Franzisen gehen ja wenigstens auf die Straße und streiken.

Was machen wir denn wenn wir mal eine echte kontroverse gesellschaftliche Debatte haben? Also wo es um wirklich was geht außer um die absolute Nicht-Zumutung dass jetzt manche -Innen schreiben und mal nicht-weiße in ein paar Serien mitspielen dürfen?

Die Fronten sind verhärtet? Ach geht mir doch weg. Das was wir hier haben ist so ziemlich die harmloseste Wattebausch Diskussion aller Zeiten.

und es ist auch jedes Jahrzehnt das gleiche mit den gleichen Argumenten. Ich bin alt genug um die Frauenbewegung mitzubekommen und die Proteste der Homosexuellen und die Entwicklung der Öko Bewegung. Überhaupt alles der letzten dreißig vierzig Jahre und ich kann euch sagen ich höre auch heute wieder die gleichen Argumente wie von meine Großeltern von vor 30 Jahren nur wer jetzt angeblich verbohrt und am Untergang des Abendlandes Schuld ist ist halt jedes Mal eine andere Gruppe.

Die Konservativen und Rechten oder die Leute die als Reichsbürger aktiv den Umsturz der Bundesrepublik Deutschland geplant haben die sind es komischerweise nie und keine „Rosamunde Pilcher“ Grütze in den öffentlichen rechtlichen und keine Hollywood ROM-COM hat jemals so viele Leute auf die Palme gebracht wie Eloy in Horizon Forbidden West oder eine zart angedeutete Schwule Romanze in einem Spiel das kaum einer kennt der keine Paystation hat. Auch wenn da natürlich auch Politik gemacht und einem gesellschaftliche Rollenvorbilder aufoktroyiert werden

Nur dieses Mimosenhafte, dieses „was erlauben die sich eigentlich“ das hat sich in den letzten 30 Jahren überhaupt nicht verändert. Man schreibt sich das halt jetzt gegenseitig in Foren weil es keine Leserbriefseiten mehr gibt.
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Felidae
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren

Beitrag von Felidae »

Numfuddle hat geschrieben: 3. Feb 2023, 13:42 Ich finde die Perspektive so wahnsinnig verschoben.

Gesellschaftliche Gruppen die seit Jahrzehnten unterdrückt und ignoriert wurden fordern jetzt zum ersten Mal etwas Aufmerksamkeit ein und geben Widerspruch-> „Echo-Kammern!“, „Jetzt werde ich erst recht konservativ!“, „Fronten sind verhärtet!“ „überall werde ich nur noch angegriffen!“,, „mir hört einfach keiner mehr still dabei zu wie ich meine Meinung rausposaune!“, „überall nur noch Politik!“. „ihr macht die Rechten doch überhaupt erst groß!“
Danke. Danke. Danke.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren

Beitrag von Axel »

Numfuddle hat geschrieben: 3. Feb 2023, 13:42 Die Agenda 2010 und Hartz IV hat weniger Leute getriggert und da ging es um echte gesellschaftliche Veränderungen die uns bis heute in Deutschland in allen Aspekten unseres Lebens beeinflussen. Die Franzisen gehen ja wenigstens auf die Straße und streiken.
Ich weiß ja nicht, wo Du gewohnt hast. Aber hier gab es monatelang Montagsdemos mit mehreren zehntausend Leuten. Die ganze SPD wurde dadurch gesprengt, es entstand daraufhin eine neue Partei und Die Linke war zumindest hier in den Ostländern mit ca. 28% Volkspartei! Der Niedergang der Linke kam ja erst, als man meinte grüner als die Grünen sein zu wollen. Als es dann irgendwann nur noch um Genderthemen und derlei ging und die brennenden Themen wie soziale Gerechtigkeit selbst in der Parteibasis kaum noch ne Rolle spielte.


Natürlich ist der Kapitalismus schlecht und all das. Aber irgendwann resigniert man einfach nur, zieht sich ins Private zurück. Weil zumindest ich die Erfahrung gemacht habe, dass man eh keine Veränderung bewerkstelligen kann. Wozu sich also für nichts und wieder nichts noch für irgendwas engagieren? Bringt doch alles nichts. Gerade diese Ignoranz der breiten Proteste im Vorfeld von Hartz IV hat das doch sehr gut gezeigt.
Auch: seit den 2000ern wurde von vielen guten Wissenschaftlern auch gewarnt, dass der medizinische Bereich krachen geht, wenn das weiter so kapitalisiert wird. Und was hat sich ein Claus Fussek bspw. in den 2000ern nicht jahrelang den Mund fusselig geredet, als er sehr gut prognositizierte wohin die Altenpflege steuern wird, wenn man die Privatisierung vorantreibt, etc.

Hat sich je irgendwas geändert? Wurde je auf irgendwas gehört? Jetzt ist die ganze öffentliche Daseinsfürsorge an die Wand gekracht, obwohl seit Jahrzehnten genau davor gewarnt wurde. Wahrscheinlich muss es erst wirklich richtig und extrem schlimm werden, bis sich was ändert.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren

Beitrag von Guthwulf »

Felidae hat geschrieben: 3. Feb 2023, 13:52
Numfuddle hat geschrieben: 3. Feb 2023, 13:42 Ich finde die Perspektive so wahnsinnig verschoben.

Gesellschaftliche Gruppen die seit Jahrzehnten unterdrückt und ignoriert wurden fordern jetzt zum ersten Mal etwas Aufmerksamkeit ein und geben Widerspruch-> „Echo-Kammern!“, „Jetzt werde ich erst recht konservativ!“, „Fronten sind verhärtet!“ „überall werde ich nur noch angegriffen!“,, „mir hört einfach keiner mehr still dabei zu wie ich meine Meinung rausposaune!“, „überall nur noch Politik!“. „ihr macht die Rechten doch überhaupt erst groß!“
Danke. Danke. Danke.
Dem schließe ich mich gerne an :)
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren

Beitrag von Numfuddle »

Axel hat geschrieben: 3. Feb 2023, 13:59
Numfuddle hat geschrieben: 3. Feb 2023, 13:42 Die Agenda 2010 und Hartz IV hat weniger Leute getriggert und da ging es um echte gesellschaftliche Veränderungen die uns bis heute in Deutschland in allen Aspekten unseres Lebens beeinflussen. Die Franzisen gehen ja wenigstens auf die Straße und streiken.
Ich weiß ja nicht, wo Du gewohnt hast. Aber hier gab es monatelang Montagsdemos mit mehreren zehntausend Leuten. Die ganze SPD wurde dadurch gesprengt, es entstand daraufhin eine neue Partei und Die Linke war zumindest hier in den Ostländern mit ca. 28% Volkspartei! Der Niedergang der Linke kam ja erst, als man meinte grüner als die Grünen sein zu wollen. Als es dann irgendwann nur noch um Genderthemen und derlei ging und die brennenden Themen wie soziale Gerechtigkeit selbst in der Parteibasis kaum noch ne Rolle
Das. Ist jetzt auch eine sehr verschobene Wahrnehmung. Die offizielle Gründung der WASG war vor der Verabschiedung der Agenda 2010 und ist jetzt auch nicht von heute auf morgens passiert sondern lief da schon länger und das sich die Linke wegen „Genderthemen“ zerlegt hätte ist halt auch so eine Behauptung auch deswegen weil die Linke selbstverständlich immer noch für soziale Gerechtigkeit steht nur wirkt das in der heutigen gesellschaftlichen Wahrnehmung viel radikaler als noch vor zehn Jahren.

Wenn überhaupt hat sich die Linke im Grabenkampf zwischen der West-Linke und der Ost-Linken langsam zerlegt und weil sie halt mittlerweile ein Russisches U-Boot ist.

und ja es gab ein paar Wochen lang Demos und dann kam nichts. Keine Partei hat das aufgenommen, es ist in der Bevölkerung keine Bewegung entstanden, es gab keinen gesellschaftlichen Druck auf die Politik irgendwas an den Regelungen zu ändern. Die SPD merkt die Konsequenzen erst jetzt mit fast zwanzigjähriger Verspätung ist aber immer noch Volkspartei.

Es gab ja noch nicht mal Streiks

Die „Gender-Debatte“ hat jetzt schon zu weitreichenderen und nachhaltigeren Veränderungen in Gesellschaft und Parteienlandschaften geführt damit macht Trump gerade Wahlkampf, die Tories nutzen es gerade um davon abzulenken dass ihr Brexit die britische Wirtschaft und das Gesundheitsystem ruiniert, wir hatten deswegen mehrere Amokläufe und Anschläge. Es entstand eine ganze Landschaft an Büchern und Traktaten über „Wokeness“ und warum sich die gesellschaftlichen Fronten verhärtet haben. Parteien nutzen es um damit an deren Rändern Mitglieder zu werben

edit: WASG nicht WASD, da ging der Spieler in mir durch
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Crenshaw
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren

Beitrag von Crenshaw »

Numfuddle hat geschrieben: 3. Feb 2023, 13:42 Die Fronten sind verhärtet? Ach geht mir doch weg. Das was wir hier haben ist so ziemlich die harmloseste Wattebausch Diskussion aller Zeiten.
wenn Morddrohungen als harmlose Wattebausch Diskussion tituliert werden habe ich ehrlcih keine Lust auf eine ernsthafte Diskussion, wie wird die dann geführt? Panzer und Kampf-Jets?
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren

Beitrag von Numfuddle »

Crenshaw hat geschrieben: 3. Feb 2023, 14:21
Numfuddle hat geschrieben: 3. Feb 2023, 13:42 Die Fronten sind verhärtet? Ach geht mir doch weg. Das was wir hier haben ist so ziemlich die harmloseste Wattebausch Diskussion aller Zeiten.
wenn Morddrohungen als harmlose Wattebausch Diskussion tituliert werden habe ich ehrlcih keine Lust auf eine ernsthafte Diskussion, wie wird die dann geführt? Panzer und Kampf-Jets?
Vor dreißig Jahren hieß es halt man „müsse die dreckigen Emanzen einfach mal richtig durchvögeln dann wüssten die schon wieder wo sie hingehören“ und die Androhung körperlicher Gewalt bis hin zu „wir hängen dich auf wenn wir dich erwischen“ oder „wir wissen wo deine Familie wohnt“ ist jetzt auch nicht neu

Wie früher auch geht auch die überwiegende Drohung von Gewalt und die echte Ausübung diesmal wieder von einer Seite aus aber sehen will man nur die Verfehlungen der anderen Seite

Es hat jedenfalls bisher auch noch kein Trupp transsexueller versucht mir mit einem Baseballschläger auf offener Straße den Schädel einzuschlagen. Ich kann von der Konservativen Seite leider nicht das gleiche behaupten.

Es fasziniert mich wirklich wie einseitig das wahrgenommen wird. Als wäre das neu und als wäre das nur eine Seite die sich zu so etwas herablassen würde.
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Axel
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren

Beitrag von Axel »

Numfuddle hat geschrieben: 3. Feb 2023, 14:19 Das. Ist jetzt auch eine sehr verschobene Wahrnehmung.
Ich habe das doch als damaliges, engagiertes Parteimitglied live miterlebt. Das kannst auch Du nachvollziehen. Kipping ist 2012 zur Bundesvorsitzenden gewählt worden und ab da ging es jedes Jahr in den Umfragen und in den Wahlergebnissen hier im Osten bergab. Weil man sich halt nur noch auf irgendwelche großstädtische Klientel konzentriert hat. Und eben nicht mehr auf die Sorgen der Menschen in der Fläche, also in den ländlichen Gebieten! Zudem kam, dass unter Kipping und Riexinger Die Linke ihren Ursprung als Partei aus dem Osten mit ostdeutschen Themen regelrecht vergessen hat.
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Re: Feierabendbier: Muss man Hogwart’s Legacy boykottieren

Beitrag von Numfuddle »

Axel hat geschrieben: 3. Feb 2023, 14:42
Numfuddle hat geschrieben: 3. Feb 2023, 14:19 Das. Ist jetzt auch eine sehr verschobene Wahrnehmung.
Ich habe das doch als damaliges, engagiertes Parteimitglied live miterlebt. Das kannst auch Du nachvollziehen. Kipping ist 2012 zur Bundesvorsitzenden gewählt worden und ab da ging es jedes Jahr in den Umfragen und in den Wahlergebnissen hier im Osten bergab. Weil man sich halt nur noch auf irgendwelche großstädtische Klientel konzentriert hat. Und eben nicht mehr auf die Sorgen der Menschen in der Fäche, also in den ländlichen Gebieten!
Wie hast du denn den Infight zwischen der Lafontaine Fraktion und West Linken und der Ost Linken Wahrgenommen.

Aus meinem Blickwinkel hat das nicht unwesentlich dazu beigetragen auch weil es Urgesteine der Ost-Linken (wie Byski und Pau) in meiner Wahrnehmung verdrängt hat
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