Fand eines seltsam, nämlich den recht früh im Podcast von Jochen ins Feld geführten Gedanken, es sei irgendwie enttäuschend oder eine vertane Chance, wenn man weibliche Charaktere einfach nur so sein lässt wie männliche Charaktere anstatt was auch immer für Themen und Eigenschaften mit ihnen umzusetzen. Das unterstellt doch schon eine Anspruchshaltung daran, wie Frauen oder eben auch Männer sein bzw. nicht sein zu haben. Der Grund, warum "Starke Frauen" überhaupt ein Thema sind, ist doch gerade, dass in Videospielen Frauen gewisse Rollen, Merkmale usw. nicht oder wenigstens extrem selten zugestanden wurden. Eine Lara Croft war gerade deshalb interessant, weil sie eben tat, was sonst die Männer tun. Dann zu sagen, aber wenn man jetzt schon eine Frau ins Rennen schickt, soll man doch bitte auch gleich dies und das anders machen, untergräbt die Gleichberechtigung meiner Meinung nach. Oder anders aufgezogen:
Was hätte man Lara Croft denn noch mit auf den Weg geben sollen, um ihre Existenz als Protagonist
in voll auszuschöpfen? Welche konkrete Chance wurde damit vertan, sie einfach nur eine ballerwütige Artefaktezerschepperin sein zu lassen?
Ich will damit nicht sagen, dass es nicht Themen und Erzählungen gibt, die so nur oder besser mit weiblichen Charakteren funktionieren, aber zu sagen, wenn man eine Frau als Spielfigur nimmt, reicht es nicht, sie einfach nur Videospielheld mit -in hinten dran sein zu lassen, kommt mir unpassend vor. Die wohl richtigere Herangehensweise wäre wohl zumindest zu Zeiten des ersten Tomb Raiders gewesen, generell zu hinterfragen, ob man Videospielcharakteren nicht bisschen mehr mit auf den Weg geben will als "kann auf Dinge schießen" o.ä., egal ob Mann oder Frau.
Interessant fand ich auch den Fokus auf The Last of Us und Ellies Entwicklung darin, weil meiner Meinung nach völlig außen vorgelassen bzw. fehlinterpretiert wurde, was dabei vor sich geht. Das Spiel signalisiert ja an keiner Stelle, dass Frauen oder Männer unterschiedlich stark oder befähigt oder sonstwas wären, im Gegenteil zeigt es starke und schwache (was auch immer man letztlich so werten mag) Figuren beider Geschlechter. In der Diskussion kam es so rüber, als würde Ellie sich nun als Frau in eine aktivere Rolle emanzipieren müssen und als schwächer dargestellt werden, aber das ist so gar nicht der Fall.
Es wurde offenbar vergessen, dass es sich bei ihr um ein buchstäbliches Kind handelt. Deshalb ist man über weite Strecken ihr gegenüber in einer Beschützerrolle, nicht weil sie als Frau irgendwie schwächer wäre. Die Szenen, in denen sie doch zum Kämpfen kommt, stellen sie nicht als durch ihr Geschlecht schwächer dar, man kann mit ihr genauso effektiv kämpfen wie mit Joel. Den Bosskampf gegen wie hieß er noch bestreitet sie nicht schleichend, weil sie eine Frau ist, sondern weil hier ein ausgehungertes Kind gegen einen einigermaßen wohlgenährten Erwachsenen antritt, zumal ohne Waffen. Es sei an dieser Stelle hervor gehoben, dass sie ihn trotzdem alleine besiegt und nicht von Joel gerettet werden muss o.ä.
Man kann natürlich trotzdem überlegen, dass die Geschichte so von jemandem geschrieben wurde, und überlegen, ob z.B. ein The Last of Us damals mit einer Frau als Protagonistin und einem Jungen, den sie beschützt, auf den Markt gekommen wäre. Denke mal, hinter der Rollenverteilung stecken trotzdem gewisse Klischees und Erwartungen, aber im Spiel selber ist Ellie eben nicht zweitrangig als Kämpfer, weil sie weiblich ist, sondern ein Kind, was gegen Ende aufgehoben wird, da sie genug Erfahrung gesammelt hat und auch für eine Weile auf sich gestellt ist.