erstmal vorweg, mit diesem Thread beziehe ich mich nicht auf die DLC Folge von Auf ein Bier. Ist schon zu lange her, dass ich diese gehört habe. Anstoß für diesen Thread war ein anderes Thema.
Für das Strategiespiel Total War: Warhammer wurde diese Woche ein neuer, kostenpflichter DLC angekündigt. Bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich kurz ein paar Worte zu TW Warhammer verlieren, damit auch diejenigen unter euch, die keine Ahnung von den Total War Spielen haben, das ganze etwas einordnen können:
TW Warhammer ist ein Strategiespiel, dass sich in zwei große Bereiche gliedert: Da wäre zum einen der Rundenpart, indem man auf einer Weltkarte sein Reich verwaltet, also Armeen ausheben, diese bewegt um andere Armeen oder Städte anzugreifen, seine Städte verwaltet oder mit anderen Fraktionen diplomatische Beziehungen führt. Zum anderen wäre da der Echtzeitpart, der immer dann stattfindet, wenn es zu einem Kampf kommt (entweder mit anderen Armeen oder bei Belagerungen von Städten). Hier kann man zu Beginn der Schlacht seine Einheiten in Formation bringen und anschließend die gegnerische Armee angreifen. Das Universum des Spiels basiert auf dem Tabletop Warhammer Fantasy (hab ich selbst nie gespielt).
Jetzt zum eigentlichen DLC (http://store.steampowered.com/app/404013/" onclick="window.open(this.href);return false;):
Wie schon erwähnt wurde dieser Anfang der Woche angekündigt und beinhaltet folgendes:
- zwei neue legendäre Anführer (+ eigenen Aufgabenschlachten)
- zwei neue Heldentypen (quasi die Agenten aus vorherigen Total War Teilen
- fünf neue Einheiten
- das Feature "Legendäre Söldnerregimenter" samt 18 Regimenter
Bei letzterem handelt es sich um Reskins bzw. Recolors von bisherigen Einheiten. Das wurde aber genau so vom Entwickler kommuniziert, ist aber eigentlich auch nicht so wichtig. Das ganze soll ca. 7,50 € kosten.
Jetzt endlich der eigentliche Punkt. So ziemlich die ersten Kommentare zur Ankündigen in bestimmten Foren bzw. unter der News (z.B auf Gamestar.de oder reddit), waren von erbosten Kunden, die der Meinung sind, dass alles was der DLC enthält, bereits Teil des Hauptspiels hätte sein müsste. Und ich frage mich dann immer: Warum? Warum glaubt ein Spieler, dass dieser und jener DLC Inhalt wärend der Entwicklung unter Vorwand rausgeschnitten wurde? Es mag sicher Beispiele geben, worüber man streiten kann, aber bleiben wir doch konkret bei diesem. Das Spiel hat nämlich bis jetzt auch wunderbar ohne diese Einheiten, Heldentypen und Anführer funktioniert. Kann mich auch nicht daran erinnern, dass der Entwickler ursprünglich versprochen hatte, diese gleich mit ins Hauptspiel aufzunehmen.
Dennoch scheint es so, als wäre die erste Reaktion immer, dass der böse Entwickler nur versucht, uns armen Kunden Geld für etwas aus der Tasche zu ziehen, für das wir ja eigentlich schon läääängst bezahlt haben.
Vielleicht muss man sich dazu mal die Sache mit dem Budget etwas genauer anschauen:
Ich selbst arbeite zwar nicht in der Spielebranche, bin aber Entwickler in einer Firma, die große Softwareprojekte realisiert. Zu Beginn eines Projekts wird mit dem Kunden abgestimmt, was er genau braucht. Anhand dieser Anforderung erstellen wir eine Spezifikation und schätzen anschließend, wie viele Personentage das ganze dauern wird. Ein Personentag hat dabei immer einen festen Preis und somit können wir errechnen, wie viel das Projekt dem Kunden kostet. Sollte während der Entwicklung, der Testphase oder sogar nach dem Projekt noch auffallen, dass der Kunde weitere Features braucht, werden diese extra berechnet, sie waren ja im ursprünglichen Angebot und somit im ursprünglichen Budget, nicht enthalten.
So in ähnlicher Form müsste es (nicht immer!) zwischen Entwickler und Publisher ablaufen. In der Regel wird zwar zuerst vom Entwickler ein Pitch erstellt, aber sobald Publisher und Entwickler ins Geschäft kommen, geht es auch ums Budget. Ich weiß nicht genau, wie das Budget hier berechnet wird (ich glaube nicht in Mann-Tage sondern Mann-Monate), aber der Entwickler wir dem Publisher sagen, was sie für beispielsweise 7 Mio Euro alles in das Spiel einbauen könnten. Intern wiederum wird der Entwickler das genauer angehen und dann heißt es eben: "In diesem Budget können wir pro Fraktion 20 Einheiten einbauen. Alles darüber hinaus, würde den Rahmen sprengen." Mag sein, dass sich diese Aussage im Laufe des Projekts ändert, etwa weil ein bestimmten Feature mehr oder weniger Zeit als geplant in Anspruch genommen hat. Vielleicht kriegt der Entwickler auch noch einmal mehr Budget vom Publisher, weil das Spiel bei Ankündigung in der Öffentlichkeit besser ankam als gedacht.
Der Blog "Ask a Game Dev" hat hierzu drei schöne Beiträge dazu verfasst:
http://askagamedev.tumblr.com/post/1316 ... y-question" onclick="window.open(this.href);return false;
http://askagamedev.tumblr.com/post/8502 ... takes-away" onclick="window.open(this.href);return false;
http://askagamedev.tumblr.com/post/6829 ... ime-better" onclick="window.open(this.href);return false;
Auch noch ein Beispiel zu einem Warhammer DLC, der Thema Inhalt und Budget schneidet:
Für den DLC "Call of the Beastmen" wurde eine neue Fraktion - die Tiermenschen - eingeführt. Als die Einheiten bekannt wurden, haben sich viele Spieler in den Foren beschwert, warm der Jabberslythe nicht enthalten ist, er wäre doch eine sehr ikonische Einheit der Tiermenschen. Die (hoffentlich) ehrliche Antwort des Entwicklers war, dass allein diese Einheit genauso viel gekostet hätte, wie das gesamte Artwork des Total War: Attila DLC "Age of Charlemagne". Hier der O-Ton:
"Where are the Ghorgons/Jabbers/Harpies?
As with the other races we can’t include every unit unfortunately. Mostly this is down to time and cost and as nearly every unit is unique and often very elaborate, we get to a point where the price for the player just gets too high. For example, adding the Jabberslythe alone would have been as costly as all the artwork that went into Charlemagne."
Man bekommt so wirklich den Eindruck, dass ein DLC (außer natürlich einer von Paradox *hust*) immer ein Betrug am Spieler ist (dennoch verkaufen sich DLCs meistens ganz gut...). Muss hier die "Gaming Community" einfach noch erwachsen werden und einsehen, dass die Branche eben "in der großen Wirtschaft" angekommen ist und eben auch auf das große Geld aus ist? Mag sein, dass es früher keine DLCs sondern "nur" Addons gab, aber war deren Preis/Leistungsverhältnis wirklich besser? Hatten diese keine Features, Einheiten, etc. die "bereits im Hauptspiel hätten enthalten sein sollen"? Wollten hier die Publisher und Entwickler kein Geld verdienen, sondern dachten nur an das Wohl ihrer Kunden?
Vielleicht zum Abschluss (meine MIttagspause neigt sich dem Ende und ich muss noch Korrektur lesen^^) meine Meinung:
Ich bin sehr zufrieden mit den bisherigen DLCs zu TW Warhammer (und den FLCs die es gratis gibt!). Klar kann man sich über den Chaoskrieger Vorbesteller DLC streiten (aber siehe Budget), doch ich persönliche sehe das nicht ganz so eng, da die Chaoskrieger zumindest als KI enthalten sind, wenn auch mit weniger Einheiten.
Ich hatte also mit dem ersten DLC bereits über 80 wunderschöne Stunden mit dem Spiel. Die DLCs die noch kommen und das Hauptspiel erweitern, sorgen immer wieder dafür, dass ich mich wieder auf eine neue Partie freue. So vergeht mir auch noch 130h noch nicht die Lust an diesem Spiel und das finde ich sehr schön! Früher war es so, dass der Entwickler allenfalls das Spiel noch etwas gepatcht haben und man höchstens noch ein Addon bekommen hat. Meistens musste man gar zwei Jahre auf den nächsten Teil warten. Jetzt kann ich entscheiden, ob ein neuer DLC die notwendige Würze mitbringt, die das Spiel für mich braucht (wenns zu teuer ist, kann man immer noch auf einen Sale warten). Ich würde es sehr schade finden, wenn ich noch 1 1/2 Jahre auf den nächsten Teil warten muss (der sich wohl mit dem 1 Teil "verbinden" lässt) und ich jetzt schon den aktuellen Teil liegen lasse, da mir die Abwechslung fehlt (verständlich nach 130h Spielzeit ). Man könnte sagen, dass "Games as a Service" auch einen gewissen Vorteil bietet.
Wie seht ihr das? Habt ihr auch positive oder negative Beispiele? BIn schon gespannt!