Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

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Kreon
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Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Kreon »

Kurzzusammenfassung:

Für mich wird Story in Spielen generell überbewertet. In erster Linie wird für mich ein Spiel vom guten Gameplay getragen. Eine gute Story allein rechtfertigt für mich keinen Spielkauf, wenn der Rest nicht passt. Nur in den seltensten Fällen war die Story für mich der Motivator ein Spiel weiterzuspielen. Treibende Kraft ist immer eine gut funktionierende Spielmechanik.

Warum ist mir Story in Spielen also so unwichtig? Und bin ich damit alleine oder sieht das der ein oder andere evtl. ähnlich?

Über die Suche habe ich leider nicht herausfinden können, ob es so ein oder ein ähnliches Thema bereits gab. Falls ja, bitte verlinken. Würde mich interessieren.


Für jeden, der es bisschen ausführlicher wissen möchte:

Man hört immer wieder Sätze wie:

…ein sehr gutes Spiel benötigt auch eine sehr gute Story, sonst ist es kein sehr gutes Spiel
…ich habe das Spiel nicht beendet, weil mich die Story nicht bei der Stange gehalten hat
…ich habe das Spiel nur beendet, weil ich unbedingt wissen musste, wie die Story ausgeht
…das Gameplay ist toll, das Spiel bekommt aber Abzüge in der B-Note, weil es Längen in der Story gibt
… Spiel XY hatte diese epische Storywendung am Ende, die keiner vorhergesehen hat
… die Story war noch das i-Tüpfelchen auf einem schon fast perfekten Spiel
… die Story hat man in der Form schon x Mal gesehen, da hat mich das Spiel gar nicht mehr interessiert

Und mit all diesen Aussagen kann ich kaum was anfangen. Mir ist die Story in einem Spiel das aller unwichtigste. Denn in erster Linie muss für mich das Gameplay passen.

Wenn bei einem Shooter das Waffenverhalten, das Trefferfeedback und das Leveldesign gut sind, ist es mir egal gegen wen ich gerade kämpfe und warum. Ich habe spec ops the line durchgespielt und von der Storywendung am Ende gar nichts mitbekommen, weil ich das alles ausgeblendet habe.

Ich habe auch die Story von Deus Ex halbwegs interessiert verfolgt. Motivator zum Weiterspielen war sie nie. Und wenn ihr mich jetzt fragt, um was es ging, kommt da nicht mehr als ein Satz bei mir zusammen. Ich wüsste noch nicht mal, für welches der drei Enden ich mich am Ende entschieden habe. Und das liegt nicht daran, dass es schon 20 Jahre her ist. Generell kann ich mich immer noch sehr gut an den Anfang eines Spiels / Films erinnern. Aber das Ende verblasst immer sehr schnell wieder.

Wenn bei einem Echtzeitstrategiespiel die Einheiten gut gebalanced sind und die Steuerung gut funktioniert kann ich damit Spaß haben. Ob drum herum die beste Geschichte erzählt wird, die jemals ein Echzeitstrategiespiel zu bieten hatte (WC3, SC2), ist mir egal. Ich könnte euch nicht sagen, wie die beiden Titel ausgegangen sind, aber ich habe jede einzelne Mission mit ihnen genossen und hatte jede Menge Spaß am Micro- und Macromanagement.

Wenn bei einem Rennspiel die Story / Storyanbindung bemängelt wird, ist mir das vollkommen egal. Bei einem Race Driver oder Formel 1 Spiel möchte ich einfach die Rennen fahren. Interviews vor und nach dem Rennen, Emails lesen, etc. halten mich nur vom Rennen ab. Bei open world Rennspielen, bei denen man erst noch zum Startpunkt fahren muss, verdrehe ich die Augen, weil es den Start vom nächsten Rennen nur hinauszögert. Ausnahme Burnout Paradise – in dieser „open world – light“ bin ich voll aufgegangen).

Wenn bei einem Rollenspiel bemängelt wird, dass es ja völlig unlogisch wäre, mehrere Dutzend Nebenquests zu erfüllen, während man eigentlich die Hauptquest verfolgen sollte (dringliche Rettung des eigenen Sohns in Fallout 4 – hab Fallout 4 nie gespielt), reißt mich das im Gegensatz zu vielen anderen, nicht aus der Atmosphäre. So funktionieren eben Rollenspiele. Es gibt eine Hauptquest und mehrere Nebenquests. Bei The Witcher 3 hatte ich regelmäßig vergessen, wo ich denn in der Hauptquest stehe, weil ich Spaß mit den Nebenquests und den Rest völlig ausgeblendet hatte.

Wenn die vielfältigen Möglichkeiten, wie eine Quest zu lösen ist, und die Einbettung derer in die Spielwelt gelobt werden (z. B. wie komme ich in Gothic 2 in die Hafenstadt), freue ich mich über die alternativen Routen. Ich sehe aber nicht die Story dahinter, sondern nur die Spielmechanik: Weg A) über die Mauer, Weg B) Questreihe bei Person X, Weg C) Questreihe bei Person Z, usw. und entscheide mich dann dafür, was gameplaytechnisch am meisten Spaß macht oder (noch viel schlimmer), was am meisten XP bringt. Im Zweifelsfall bekommt Person X nur den Vorzug vor Z, weil die Belohnung die bessere ist, aber nicht weil ich mich in die Spielwelt hineinversetzt habe und diese Lösung jetzt am besten zu meinem Spielhelden passt und mir das Schicksal des Bauers am Herzen liegt, weil er mir von seiner im Sterben liegenden Frau erzählt hat.

Warum war die ganze Welt mit den Auswahlmöglichkeiten am Ende von Mass Effect 3 nicht zufrieden? Keine Ahnung, für welches Ende ich mich entschieden hatte, aber das hat mir die Spielerfahrung, die ich bis dahin schon gemacht habe, nicht kaputt gemacht. Ich hatte ja meinen Spaß mit den Spielen ja schon. Und bei Mass Effect war das Gameplay nicht mal herausragend, die Charakterentwicklung und die Beziehungen zu anderen NPCs haben mich schon auch interessiert.

Wenn bei einem Point und Click Adventure die geniale und abgedrehte Story gelobt wird, macht es das Spiel für mich nicht wirklich besser. Ich hatte Spaß mit Grim Fandango, aber es gab einige Adventures, die sich flüssiger spielen ließen und die (für mich) cooleren, originelleren Rätselmechaniken an Bord hatten.

Gegen wen und warum ich bei einem Echtzeittaktikspiel kämpfe (Commandos, Shadow Tactics, Desporados) könnte mir nicht egaler sein. Eine flüssige Steuerung und sinnvolle Charakterfähigkeiten und Gadgets vorausgesetzt, könnten die Nazis auch im wilden Westen und die Cowboys im Japansetting angesiedelt sein. Solange es Spaß macht die Gegner auszuschalten und sich durchs Level zu kämpfen.

Wenn in einem open world Third Person Action Kracher die geniale Inszenierung der drei konträren Hauptdarsteller hervorgehoben wird (GTA V), kann ich nur sagen: ich weiß noch, es gab nen abgedrehten Typen und einen im Anzug. Und zusammen mit nem dritten (wer auch immer das war) haben sie Überfälle geplant. Aber fragt mich nicht, wie das Spiel ausgegangen ist. Ich hatte einfach Spaß die Missionsanforderungen (fahre zu X, besiege Y, hole Z, ….) zu erfüllen und dabei die vielen Möglichkeiten zu nutzen, die mir die Spielmechanik anbietet.

Generell benötige ich einen schnellen Spieleinstieg, bei dem ich selbst so schnell wie möglich Hand ans Spiel anlegen kann. Bei einem ewig langen Intro verliere ich eher die Lust auf das Spiel. Gefühlt bestanden die ersten beiden Spielstunden bei MGS Phantom Pain nur aus Cutscences, bei denen ich mehrmals eingeschlafen bin. Sobald ich aber im Spiel drin bin und die erste Erfahrung gesammelt habe, machen mir dann solche „Unterbrechungen“ nichts mehr aus, solange sie nicht überhand nehmen.

Quantum Break hatte zw. den Mission noch Live Action Sequenzen, die quasi eine Nebenhandlung erzählt hatten und wie eine Miniserie funktionierten. Unterbrochen quasi vom eigenen Spiel. Das hat mich nicht die Bohne interessiert, auch wenn es sehr gut umgesetzt worden ist, weil es mich vom eigentlichen Spiel abgehalten hat. Hätte man mir die Live Action Szenen als Serie am Stück im TV angeboten, hätte ich es vielleicht sogar interessiert verfolgt.

Ich versuche mich auch immer wieder bewusst auf die Story von Spielen einzulassen und Gefallen daran zu finden. Brothers: a tale of two sons habe ich gespielt, weil mir jeder gesagt hat, wie mitreisend und emotional berührend es sein soll. Am Ende war es für mich nur ein Spiel mit extrem seichtem Gameplay und aus der Situation der beiden Brüder konnte ich überhaupt keinen Mehrwert gewinnen. Ich habe es durchgespielt, kann mich aber nicht wirklich an den Ausgang des Spiels erinnern.

Auf einer abstrakteren Ebene hat es hingegen bei Journey funktioniert. Journey hat nicht wirklich eine Story, aber man hat eine Mission. Und als ich das am Ende erfüllt hatte bzw. die letzten Meter kurz davor war, hatte ich Gänsehaut. Und das alles ohne überragendes Gameplay im Hintergrund. Hat mich selbst gewundert, warum ich das so toll gefunden habe.

Sogar die Story zu meinen Lieblingsspielen, von denen ich die meisten mehr als nur 1-2 Mal durchgespielt habe, ist mir nicht so im Gedächtnis geblieben, wie man es vielleicht erwarten würde. Welchem Schatz jagt Nathan Drake in Uncharted 2 hinterher? Keine Ahnung. Wie war das mit dem Marker und Isaac Clark in Dead Space 2? Keine Ahnung, aber das Gameplay war einfach fantastisch. War Mona Sax jetzt Max Paynes Freundin und warum überhaupt sind die Männer in den blauen Overalls der Reinigungsfirma nicht so gut auf mich zu sprechen und machen von Beginn an Jagd auf mich? Ich weiß es wirklich nicht mehr.

Nur sehr wenige Titel haben mich storytechnisch so in ihren Bann gezogen, dass sie mich motiviert haben weiterzuspielen, um zu wissen, wie es ausgeht. Und diese Titel sind es auch, an deren Story ich mich heute noch erinnern kann.

Wie hat Cutter Slade am Ende noch die Welt gerettet?
Wer war der Doppelagent von H. A. R. M. wie hat es Cate Archer geschafft die Terrororganisation zu besiegen?
Wie kann sich Gordon zusammen mit Alyx gegen die Combine zur Wehr setzen?
Was hat es mit dieser Unterwasserstadt auf sich und wer zum Teufel gibt mir ständig Befehle?

Warum ist mir Story in Spielen so unwichtig? Und bin ich damit alleine oder sieht das der ein oder andere evtl. ähnlich?
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Sebastian Solidwork
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Sebastian Solidwork »

"Warum ist mir die Story im Spielen so unwichtig?"
Auf die Schnelle: Weil die "offensichtliche" Story mit den Stärken anderen Medien erzählt werden. Film und Buch. Und im Vergleich zu denen oftmals schlechter.
Diese hat aber selten Bezug zur emegenten Story, die aus dem Gameplay heraus entsteht. (Was du aktiv tust ist eine erlebte Story.)
Es gab vor Jahren einmal eine Folge mit Wolfgang Walk wo er das embedded vs emergente Story nannte.

Ich und andere treffen noch eine weitere Unterscheidung:
Es wäre besser bei neuen Spielen diese entweder klar auf das Ziel der Herausforderung oder dem Ziel des interaktiven Erlebens einer Geschichte (z.B. What remains of Edith Finch, Florence) auszurichten.
Viele bisherige Spiele vermischen alles wild durcheinander was auch zu verschiedenen Problemen, teils schon in den Entwicklung, führt.

Für ein Artikel dazu: https://ludokultur.de/2019/06/03/games- ... kunstform/
Ich bin mit den Designer befreundet und teile seine Meinung. An ersten Link im Artikel war ich mitbeteiligt.


TL;DR Zwischensequenzen und lange Texte sind kein Spiel, keine Interaktion, sondern andere Medien

Edit: Dein Beispiel mit Journey ist genau emergente Story, aus der Interaktion heraus.
In Max Payne ist das nur die Action (ich mag die auch). Die Beziehung zu Mona Sax wird nur in Filmchen, nicht-interaktiv, erzählt (*gähn*).
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tdiver
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von tdiver »

für mich spielt die Story meist auch eine untergeordnete Rolle. Lange Texte skippe ich und Cutscenes nerven oft und unterbrechen den Spielfluss. Vielleicht spiele ich deshalb die Soulsborne-Spiele so gern, weil sie mich mit einer Story in Frieden lassen. ;-)
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Edelknödel
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Edelknödel »

Geht mir genau so. Gameplay ist King
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BummsGeordy
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von BummsGeordy »

ist einfach eine individuelle Sache.

Gameplay ist mir nahezu egal. "Gameplay" ist für mich (für MICH - heißt nicht, dass ich das für Andere so werte oder dass ich damit eine Bewertung meine, wenn es jemand anders wahrnimmt) stupides Zeit totschlagen. Ich habe viel viel viel viel zu wenig Zeit als ich gerne hätte für alle meine Interessen und alle Ansprüche an mich.

Daher suche ich in Spielen Erlebnisse... und diese bedeuten für mich irgendeine Art von Bedeutung. Und diese kann ich hauptsächlich aus bedeutsamen menschlichen oder emotionalen Geschichten ziehen, weil ich so mit Erlebnissen Anderer "connecten" kann. Aus einem "Knöpfe in bestimmten Reihenfolgen und Timings" drücken ziehe ich rein gar nichts. Auch aus taktischen Überlegungen für irgendwelche Schlachten, Pläne oder Züge ziehe ich rein gar nichts. Das ist für mich alles so beliebig und bedeutungslos. Kann man so oder so machen.. macht man es nicht so sondern anders ist es genauso gut und hat alles keinerlei Bedeutung, außer dass man Zeit tötet.

Daher hat für mich eine fesselnde Geschichte mit möglichst emotionalen, soziologischen, theoretischen oder philosophischen Ansätzen und Denkanstößen die Priorität. Spiele deren Story das Gameplay nicht trägt kann ich nur in den aller aller seltensten Ausnahmen ertragen oder genießen :)
Kreon
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Kreon »

BummsGeordy hat geschrieben: 24. Jul 2021, 09:28 Daher hat für mich eine fesselnde Geschichte mit möglichst emotionalen, soziologischen, theoretischen oder philosophischen Ansätzen und Denkanstößen die Priorität. Spiele deren Story das Gameplay nicht trägt kann ich nur in den aller aller seltensten Ausnahmen ertragen oder genießen :)
Interessante Sichtweise. Was sind dann Deine Lieblingsspiele aus den letzen Jahrzehnten? Könnte mir vorstellen, dass es vor 10, 20, 30 Jahren da noch nicht so viel auf dem Markt gab, dass den Fokus so sehr auf die Story gelegt hat.
Otis
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Otis »

Gutes Spiel mit guter Story > gutes Spiel mit schlechter Story

Ist jetzt nicht so das geheime Wissen … :ugly: Sehe auch gar nicht, warum man da so stark trennen muss; Spiele sind ein Gesamtpaket und bei guten Spielen greifen Story und Gameplay sinnvoll ineinander, um ein Erlebnis zu liefern. (So eine Story zu haben überhaupt passt. Ein Minecraft lebt ja geradezu davon, dass man komplett ungeführt sein eigenes Ding dreht und hat höchstens Lore, wenn man danach sucht.)

Ich meine, renn' hier mal zusammenhanglos durch den Hinderniskurs in unter 30 Sekunden kann ja durchaus Spaß machen, aber ist doch bei weitem nicht so mitreißend wie "Charakter, der mir im Laufe einer spannenden Geschichte sehr ans Herz gewachsen ist, hängt am Abgrund und ich muss zu ihm, um ihn zu retten, ehe er abstürzt". Finde da Pauschalaussagen nicht so hilfreich. Klar habe ich Spiele auch schon nicht beendet, weil ich die Story öde oder dämlich fand, genauso habe ich ich aber auch schon Spiele trotz grottiger Story durchgespielt, weil sie Spaß gemacht haben,

Kommt natürlich auch aufs Genre an; Rennspiel ohne Story, klar geht das, aber z.B. Driver San Francisco war schon besser mit der spaßigen Story. Point&Click-Adventures sind Story und Gameplay so stark verwoben, dass es ohne Story eigentlich nicht geht und wenn die dann nur eine lahme Aneinanderreihung von Gründen ist, warum man jetzt ein Rätsel löst, hat man auf die Rätsel auch schon keine Lust mehr bzw. ist die Story ja idealerweise auch Anleitung, was zu tun ist. Von Walking-Sims und Visual Novels ganz zu schweigen, wenn es eher in Richtung interaktive Erzählung geht.

Mir persönlich ist Story mit das wichtigste. Shooter z.B. rühr' ich gar nicht erst an, wenn mich die Story oder wenigstens das Setting nicht interessieren. Die Handlung muss für mich keine Literaturpreise gewinnen, aber eine einigermaßen interessante und motivierende Geschichte, die mich durch das Spiel führt, sollte schon dabei sein und wenn da Unstimmigkeiten auftreten, ist das, was mich am meisten stört bzw. beschäftige ich mich gedanklich am ehesten mit der Story und nicht mit Statuswerten und welcher Knopf macht was.

Ist sicherlich von Spiel zu Spiel verschieden. Tetris kommt wunderbar ohne Geschichte aus (und selbst da hat man ja am Ende den Raketenstart, auf den man offenbar hingearbeitet hat) aber als in Florence Tetris genutzt wurde, um einen bestimmten Storyverhalt zu vermitteln, war das schon cool. Ich schätze Spiele als einzigartiges, narratives Medium sehr und nicht nur als Spaßfabrik. Ich meine, bei D&D macht jetzt auch nicht unbedingt das Würfeln den Spielspaß aus, oder?
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Dicker
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Dicker »

Warum nicht beides? Ich bin auch eher pro Gameplay. Aber wenn man sich das extrem gepolishte Gameplay von zum Beispiel Hades ansieht, dann würde es auch gut ohne Story funktionieren. Aber die Story bereichert das Spiel ungemein und motiviert über den bereits hervorragenden Gameplay Loop hinaus.
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BummsGeordy
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von BummsGeordy »

Kreon hat geschrieben: 24. Jul 2021, 09:48
BummsGeordy hat geschrieben: 24. Jul 2021, 09:28 Daher hat für mich eine fesselnde Geschichte mit möglichst emotionalen, soziologischen, theoretischen oder philosophischen Ansätzen und Denkanstößen die Priorität. Spiele deren Story das Gameplay nicht trägt kann ich nur in den aller aller seltensten Ausnahmen ertragen oder genießen :)
Interessante Sichtweise. Was sind dann Deine Lieblingsspiele aus den letzen Jahrzehnten? Könnte mir vorstellen, dass es vor 10, 20, 30 Jahren da noch nicht so viel auf dem Markt gab, dass den Fokus so sehr auf die Story gelegt hat.
Ohne Reihenfolge:
- NieR: Automata
- Firewatch
- Life is Strange
- Last of Us 2
- What Remains of Edith Finch
Usw…

Zum Kommentar mit Hades: das kann man zwar so sehen - aber für mich ist/wäre das Spiel nix… zu viel „Fingerübungen und Zeitvertreib“ als mir lieb ist.
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DieTomate
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von DieTomate »

Kreon hat geschrieben: 23. Jul 2021, 23:43 Warum ist mir Story in Spielen so unwichtig? Und bin ich damit alleine oder sieht das der ein oder andere evtl. ähnlich?
Du bist nicht allein, gehörst aber auch in diesem Forum meiner Einschätzung nach zu einer Minderheit.
"Spiel" ist leider kein guter, allumfassender Begriff. Spiele bestehen aus unterschiedlichen Einzelteilen und können aus unterschiedlichen Gründen konsumiert werden.

Ein persönliches Beispiel: Genau wie bei dir ist mir das Gameplay am wichtigsten. Dennoch würde ich je nach Tageslaune Vampire: The Masquerade - Bloodlines als mein Lieblingsspiel bezeichnen. Wie passt das zusammen? Mir gefällt das Spiel nicht aufgrund des "hervorragenden" Gameplays sondern wegen der Atmosphäre, Charaktere, Dialoge, Setting, usw. All dies hat nichts mit dem Gameplay zu tun. Eigentlich bilden diese Elemente nur eine Hintergrundkulisse, vor der das eigentliche Spiel (Kämpfen, Schleichen) stattfinden soll. Korrekterweise müsste ich sagen, dass VTMB meine liebste Hintergrundkulisse ist, quasi eine separate Kategorie. Auch wenn ich bei Spielen primär auf das Gameplay achte, kann mir ja trotzdem die Simulation einer virtuellen Welt gefallen. Das sind unterschiedliche Medien, auch wenn wir beides als "Spiel" bezeichnen. Ich schaue mir auch gelegentlich mal einen Film an, ohne mich zu wundern, warum mich das komplette Fehlen von Gameplay nicht stört.
Passender GDC Vortrag von Raph Koster
SpoilerShow
Bild
Vielleicht könnte man die persönlichen Vorlieben vereinfacht auf einem Spektrum anordnen, von links 100% Gameplay bis rechts 100% Story (<- eigentlich auch ein viel zu allgemeiner Begriff, aber ist halt vereinfacht...). Ich befinde mich ziemlich weit links, aber nicht so extrem, dass ich z.B. ständig Dialoge überspringe. Im Kern geht es mir bei Spielen hauptsächlich um das Lernen und Meistern von Spielsystemen.
Von den Herren Podcaster schätze ich Andre am weitesten links ein und Dom am weitesten rechts, vielleicht nur geschlagen von Wolfgang. Deswegen kann ich auch wenig mit Doms Formaten anfangen, auch wenn er sonst ein dufter Typ ist. Diesen krassen Unterschied zwischen Andre und Dom kann man übrigens gut in der Wertschätzung von Doom Eternal hören. Selten wurde so viel aneinander vorbeigeredet wie hier.

Ich halte auch Ludonarrative Dissonanz für ein überbewertetes Problem. Die Minimierung von Ludonarrativer Dissonanz dient nur der Story, niemals dem Gameplay. Im Gegenteil wird das Gameplay dafür meistens geopfert. Und um sie komplett loszuwerden, müsste man jede Form von Interaktivität aus einem Spiel entfernen. Selbst Spiele, die für besondere "Ludonarrative Konsonanz" hochgehalten werden, sind immer noch mit Ludonarrative Dissonanz vollgestopft. Vieles wird nur nicht als solche wahrgenommen, weil wir uns an gewisse Konventionen gewöhnt haben, ähnlich wie wir dies auch bei Filmen und Büchern tun.
imanzuel
Beiträge: 3579
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von imanzuel »

Kreon hat geschrieben: 23. Jul 2021, 23:43 Kurzzusammenfassung:
Für mich wird Story in Spielen generell überbewertet. In erster Linie wird für mich ein Spiel vom guten Gameplay getragen. Eine gute Story allein rechtfertigt für mich keinen Spielkauf, wenn der Rest nicht passt.
Sehe ich genau so. Gameplay hat für mich immer oberste Priorität. Wenig verwunderlich, es heißt ja auch VideoSPIEL. Und nicht Videofilm. Wenn ich Cutscenes / Storyelemente sehen möchte, schaue ich ein Film. Ich würde auch grundsätzlich zustimmen das viele Stories in Videospielen überbewertet sind. Aber nicht weil die schlecht sind (bzw. sind die auch, das hat aber Gründe), sondern weil es einfach ein Spiel ist. Gerade bei Rollenspielen mit zig Nebenquests geht da das Niveau stark bergab. Witcher 3 hat das ja zum Beispiel echt gut gelöst, für mich wohl das positivste Beispiel. Aber selbst so gelobte Storyspiele wie Nier bzw. Automata, was die für ein Storytelling in den Nebenmissionen haben, teilweise ganz fürchterlich. Aber wie soll man "jage 10 Eber" halt auch sonst storytechnisch verpacken? Bei viel Content stößt man halt schnell an seine Grenzen.

Allerdings kann eine großartige Story auch ein mittelmäßiges Gameplay durchboxen (bei schlechtem Gameplay wirds wirklich schwierig). Wenn es diesen "man möchte wissen wie es weiter geht"-Effekt aufbaut, hat das Spiel bei mir schon fast gewonnen, solange das Gameplay keine Katastrophe ist. Und wenn das Gameplay dann auch noch richtig gut ist, könnte das Spiel für mich direkt ein GotY-Anwärter werden.

Von daher, Gameplay > Story, immer, immer, immer! Aber eine gute Story kann auch mittelmäßiges Gameplay kaschieren, und gegen eine gute Story plus gutes Gameplay spricht absolut gar nichts.
Notiz für mich
2022: 1. Elden Ring 10/10 2. HFW 7/10 3. DL2 6/10
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Heretic
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Heretic »

Ich gehöre zum Team Story -> Gameplay. Ich brauche eine zumindest interessante Story, um die Motivation aufzubringen, das Gameplay zu meistern. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber die wurden im Laufe meiner inzwischen fast vierzigjährigen "Spielerkarriere" ( :shock: ) immer seltener. Rennspiele oder Egoshooter wie das Doom-Remake taugen mir nur noch für ein halbes Stündchen zwischendurch. In meinen bevorzugten Genres (RPG und Adventure) spielt die Story eine wichtige Rolle, auch wenn sie vielleicht nicht Güteklasse A hat. Bei Filmen oder Büchern bin ich diesbezüglich viel kritischer und auch anspruchsvoller. Bei Walking Sims oder Telltale-Adventures sieht's ähnlich aus. Da kann aber auch eine dichte Atmosphäre das Ruder noch rumreißen, wenn die Geschichte mal schwächelt.

Komplett unwichtig empfinde ich das Gameplay aber natürlich auch nicht, sonst würde ich wohl nur Filme schauen. Wenn's allzu grottig ist, kann auch eine gute Story nichts mehr reißen. Wenn's Spaß macht - umso besser. In ganz seltenen Fällen ergänzen sich eine miese Story und grottiges Gameplay kongenial. Hat hier jemand "Deadly Premonition" gesagt..? :D
Zuletzt geändert von Heretic am 24. Jul 2021, 12:49, insgesamt 2-mal geändert.
Otis
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Otis »

imanzuel hat geschrieben: 24. Jul 2021, 10:15Wenig verwunderlich, es heißt ja auch VideoSPIEL.
Stellt sich nur die Frage, ob der Ausdruck dem Medium letztlich gerecht wird oder viel zu einengend ist. Die Bezeichnung Spiele/Games ist vermutlich mit Grund dafür, dass das Medium lange Zeit nicht ernst genommen und/oder als Kinderkram und Zeitverschwendung abgetan wird/wurde. (Wohingegen ein Fußballspiel ohne mit der Wimper zu zucken zum Maßstab für das nationale Selbstwertgefühl erklärt wird … :ugly: )

Unter den Begriff Videospiele fallen schließlich auch solche, wo sich das Gameplay darauf beschränkt, wo man wann die Kamera hindreht und -bewegt. Also das Argument, es heißt Videospiel, darum ist die Story nicht wichtig oder deswegen zählt nur Gameplay o.ä. sehe ich nicht ein. Das sind einfach persönliche Vorlieben und haben nichts mit dem Medium an sich zu tun.

Ich meine, selbst die meisten Brettspiele bemühen sich um eine Art narrativen Rahmen. Wir spielen Schach mit Königin und Bauern und nicht mit Figuren A bis F. Als Siedler von Catan wetteifern wir um Ressourcen Holz, Wolle, Erz usw. anstatt Runde um Runde Punkte der Kategorien Braun, Weiß und Schwarz zu erwürfeln. Zu sagen, die Erzählung sei nicht wichtig, weil es sich ja um ein Spiel handelt, finde ich überdenkenswert.
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Vinter
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Vinter »

Ich hab mich da tatsächlich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Früher, also so in den 2000ern, zur XBox 360 etc war Story und Setting für mich das Allerwichtigste. Genre und Spiel quasi zeitranging, hauptsache, es gibt ne coole Geschichte und interessante Charaktere. Das war dann auch der bestimmende Faktor, nach denen ich meine Spiele ausgewählt habe.

Das hat sich mittlerweile gewandelt. Ganz häufig habe ich einfach keine Geduld mehr für ausufernde Handlungen. Die Spiele sollen mich einfach spielen lassen. Wenn ich dann ein neues Spiel starte und es kommt erstmal 4 Stunden Tutorial samt Exposition, hab ich häufig schon keinen Bock mehr. Stattdessen liebe ich so Titel wie Breath of the Wild: Nach zwei Minuten geht das Spiel los und ich als Spieler bestimme die Agenda und nicht der unsichtbare Regisseur.

Natürlich ist es keineswegs so, dass ich Storyspiele überhaupt nicht mehr anfasse. Wenn ich mich bewusst darauf einlasse, dann liebe ich auch immer noch ein gutes JRPG wie Xenoblade Chronicles 2 oder Dragon Quest XI. Oder sogar eine Walking Sim wie Observation. Ich stelle nur fest, dass ich im Gegensatz zu früher deutlich weniger Lust auf diese Art Spiel habe und ich über jedes Mal froh bin, wenn mir ein Spiel erlaubt einen ganzen Abend mit ihm zu verbringen und es kommt nicht einmal ausuferndes Geschwafel.
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Azralex
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Azralex »

Kommt für mich stark auf das Genre an. Rennspiele etwa sollten für mich so wenig Story wie möglich haben, das artet eig immer nur in Cringe aus. Nichts geht über die schattenhafte Gestalt eines Fahrers, die nicht weiter mit der Umwelt interagiert. :P

Ich spiele heutzutage aber primär RPGs und Adventures und da ist mir die Story schon sehr wichtig. Ich denke da kommt es sehr darauf an, was für ein Spielertyp man ist, ich spiele hauptsächlich für Story, Charaktere, Musik, Exploration und Atmosphäre, Gameplay sollte ein Vehikel sein das Spaß macht und nicht nervt. Das Meistern von Gameplay durch wiederholen und üben kommt mir mittlerweile wie Zeitverschwendung vor, die Zeit stecke ich lieber in "produktive" RL Ziele wie Weiterbildung oder Sport. Vielleicht werde ich langsam alt. :ugly:

Das war jetzt sehr subjektiv, aber ich denke das ist auch das Thema an sich.
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Terranigma
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Terranigma »

Vinter hat geschrieben: 24. Jul 2021, 12:36Ich stelle nur fest, dass ich im Gegensatz zu früher deutlich weniger Lust auf diese Art Spiel habe und ich über jedes Mal froh bin, wenn mir ein Spiel erlaubt einen ganzen Abend mit ihm zu verbringen und es kommt nicht einmal ausuferndes Geschwafel.
Ebenso hier. Seit einer Weile ziehe ich atmosphärische, aber vom Gameplay getragene Titel den Alternativen lieber vor. Beispiele: kompetitive Multiplayer-Titel, weil ich das Erlernen und Verbessern der eigenen Fähigkeiten genuin als motivierenden Spaß empfinde und mich dabei gerne mit anderen Spielern messe. Eine KI bietet nicht im Ansatz die Vielfältigkeit, die menschliches Verhalten parat hält. Ansonsten Singleplayer-Titel, die mit dem Erlernen und Meistern von Mechaniken einhergehen, z.B.: Hades, Slay the Spire, Ori oder auch soetwas wie Rimworld. Die Titel verlangern allesamt sehr unterschiedliche Fähigkeiten - Reflexe, Kenntnisse, Strategie, u.Ä. - aber in allen durchläuft man eine Lernkurve, die sich über Stunden zieht.

Im Vergleich dazu: Wie so'n AAA-Open World-Gedönse funktioniert, das weiß man (a) wahlweise bereits durch einen der x-vielen Vorgänger oder (b) ist derart banal, dass man nach gefühlt zwei Stunden alles gesehen hat, was das Spiel in dieser Hinsicht zu bieten hat. Gerade die großen Singleplayer-Titel leiden für mich zumeist unter ihrem Gameplay. Die wenigen, welche ich den letzten Jahren mal anwarf, haben mich leider nach zumeist nicht einmal einer Stunde gelangweilt. Der Schwierigkeitsgrad war zu moderat und die Progression bestand ausschließlich darin, dass ich meine Spielfigur - Skills, Werte, Ausrüstung - verbessere, während ich selbst aber in Stunde 1 absehbar genauso spielen werde wie in Stunde 10 oder Stunde 50. Das empfinde ich als sehr ärgerlich, denn sowas wie Assassin's Creed: Origins - was laut Hörensagen einer der besten Ableger der Reihe sein soll - hat mich mit seiner Spielwelt durchaus angesprochen, aber schon nach zwei Stunden hatte ich das Gefühl, das gesamte Gerippe von einer Spielmechanik durchblickt zu haben. Das was ich da tat, machte genuin keinen Spaß. Es war mir zu simpel. Umgekehrt kann ich mit Walking Simulatoren wiederum viel Freude haben, weil diese zumeist entsprechend kurz und knackig sind.

Aber so'n Assassin's Creed, Cyberpunk, und Co, das reizt mich mittlerweile gar nicht mehr. Umgekehrt: auf Elex 2 freue ich mich wiederum, weil ich die Progression in den PB-Titeln als recht angenehm empfand. Insgesamt ist mir aber kein Gameplay (Walking Simulator) mittlerweile deutlich lieber als schlechtes bzw. allzu seichtes Gameplay (Assassin's Creed und dieses Gedönse). Greife deshalb immer seltener zu AAA-Rollenspielen, obwohl's eigentlich genau mein Genre ist. Ausnahme wären die C-RPGs, die ja oftmals auch mit'n moderaten Schwierigkeitsgrad einhergehen. Insbesondere für JRPGs muss ich wirklich in richtiger Stimmung sein, innerlich einige Gänge zurückschalten, Beruhigungstee trinken und mich auf seichtes - aber dennoch kompliziertes und zeitintensives ! - Gameplay einlassen wollen. Das bin ich aber nur noch selten. :D
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von imanzuel »

Otis hat geschrieben: 24. Jul 2021, 12:30 Unter den Begriff Videospiele fallen schließlich auch solche, wo sich das Gameplay darauf beschränkt, wo man wann die Kamera hindreht und -bewegt. Also das Argument, es heißt Videospiel, darum ist die Story nicht wichtig oder deswegen zählt nur Gameplay o.ä. sehe ich nicht ein. Das sind einfach persönliche Vorlieben und haben nichts mit dem Medium an sich zu tun.
Natürlich ist das nur meine persönliche Vorliebe. War ja auch nur meine Meinung ;) Ob jetzt irgendwelche Bezeichnungen belächelt werden ist mir da ehrlich gesagt ziemlich gleichgültig. Es könnte mir nicht egaler sein :ugly:

Meine Meinung ist halt, da steckt das Wort "Spiel" drin. Das heißt für mich, ich, als Spieler, muss da aktiv was machen. Und deswegen sind für mich so Quantic Dream Dinger oder auch Edith Finch keine gute Spiele. Weil wenn sich das "machen" auf "drücke hier mal Taste A" beschränkt, dann ist das die simpelste Interaktion die es gibt. Oder ähnlich war es ja auch bei Disco Elysium, irgendwelche Sachen anklicken bzw. Dialoge auswählen -> Gähn. Klar, für die Story ist sowas gut. Aber deswegen gilt für mich auch Gameplay First. Solche Spiele könnten für mich nie Game of the Year (als persönliche Auszeichnung, nicht auf irgendwelche Award Shows bezogen) werden, weil Game"play" quasi für mich nicht wirklich existiert.
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Heretic »

Aber ist man nicht in jedem Spiel im Grunde nur mit Knöpfchen drücken beschäftigt..? ;)

Nee, schon klar. Ich kann nachvollziehen, wenn einem in bestimmten Genres die Herausforderung fehlt. Ich würde aber aus diesem Grund niemals von einem schlechten Spiel reden. Es ist dann halt ein Spiel, dass seinen Schwerpunkt aufs Erzählen einer Geschichte legt, nicht auf das Meistern einer anspruchsvollen Spielmechanik. Hat alles seine Daseinsberechtigung. Wobei es natürlich komplett sinnfrei ist, einen Shooter mit einer Walking Sim zu vergleichen, nur weil beide unter dem Banner "Videospiel" laufen.
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Terranigma »

Die Qualität des Mediums vom Begriff her ableiten zu wollen, erscheint mir nicht zielführend. Der Begriff "Videospiel" hat sich etabliert, aber ich würde nun nicht die inhaltliche Definition davon abhängig machen, ob es im engeren Sinne ein "Spiel" ist. Alternativ könnte man auch "Interaktives Medium", o.Ä. dazu sagen. Das erscheint mir nur Semantik zu sein. Die hat ihre Relevanz, aber der Name einer Sache definiert nicht das Wesen der Sache. Es verhält sich ja ähnlich mit Genre-Bezeichnungen: nur weil etwas ein Jump'n'Run-Spiel ist, heißt's ja nicht, dass man darin nicht auch schwimmen kann - deshalb muss man ja nicht den Begriff "Jump'n'Run'Swim'n'Dug'n'Shoot" entwerfen. :D
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Re: Warum ist mir Story in Spielen (fast) nicht wichtig? Und bin ich damit der einzige, dem es so geht?

Beitrag von Felidae »

Terranigma hat geschrieben: 24. Jul 2021, 13:51 nur weil etwas ein Jump'n'Run-Spiel ist, heißt's ja nicht, dass man darin nicht auch schwimmen kann
Gerüchten zufolge soll man in manchen Jump and runs sogar Fußball spielen können.
(Sorry, ich konnte einfach nicht anders.)
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