Ist euch spielen peinlich?

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chîmera
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Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von chîmera »

Hallo zusammen,

in einer der letzten Folgen gab es einen Podcast-Teilnehmer (ich weiß gerade nicht, glaube aber dass es Ahmet Iscitürk in der Insert-Moin-Ersatzfolge war, ist aber auch egal), der da sagte, man müsse sich "für das Hobby Spielen schließlich nicht schämen" und verteidige sein Hobby als Spieler nicht ausreichend. Ich habe die exakte Wortwahl nicht mehr im Kopf, aber als gutes Beispiel werde "dauernd Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging" angeführt, wenn es um intelligente Spiele gehe.

Und wisst ihr was? Shame on me, mir ist das Zocker-Hobby von Zeit zu Zeit tatsächlich ein bisschen peinlich. :|

Wie äußert sich das? Na gut, ich verschweige nicht aktiv, dass ich spiele, und würde das auch nicht leugnen. Es ist aber nichts, was ich jemandem bei einem ersten Date unter die Nase reiben würde, nichts, was ich beim Bewerbungsgespräch fallen lassen würde, und auch nichts, worauf ich das Gespräch auf einer Party lenken würde. Im Gegensatz zum Musikinstrument, Handwerken, Fallschirmspringen, Sternbilder anschauen und anderen DIngen ist das ein Thema bei dem ich erstmal schaue, ob mein Gegenüber dafür empfänglich ist.

Warum ist das so? Hm...ihr könntet jetzt mit einer psychosomatischen Störung, einer schweren Kindheit, Einbildung oder Mutlosigkeit argumentieren, aber ich glaube, dass Spiele zum großen Teil immernoch nicht aus der Kinderspielzeug-Ecke herausgekommen sind, und von allgemeinem Kulturgut sowieso meilenweit entfernt. Es gibt, kurz gesagt, viel zu viel Scheiße auf dem Markt. :roll: Man würde bei einem Spiel selten von einem "Werk" sprechen. Spiele, und das ist ja oft Jochens Tenor, behandeln selten Metathemen, bauen erst nach und nach schwere emotionale und/oder gesellschaftsrelevante Momente ein. Das haben wir in vorangegangenen Podcasts auch schon gehört. Viele Spiele sind für mich deshalb einfach belanglos, und ein "Battlefield xy" gehört für mich schon zu den Guilty Pleasures. Ja, macht Spaß, aber es beinhaltet nullkommanix, was mich weiterbringen würde oder was mir Argumente liefern könnte, um es Außenstehenden begreifbar zu machen.

Wie geht es euch? Geht ihr eher offensiv mit eurem Hobby um? Oder seid ihr doch auch manchmal etwas peinlich berührt, wenn ihr auf einen Freiluftoper-Vorschlag nur mit Team-Fortress kontern könnt? :)
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Nachtfischer
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Nachtfischer »

chîmera hat geschrieben:Spiele, und das ist ja oft Jochens Tenor, behandeln selten Metathemen, bauen erst nach und nach schwere emotionale und/oder gesellschaftsrelevante Momente ein.
Und ich glaube, das müssen beziehungsweise sollten sie gar nicht!

Klar stehen Spiele in unserem täglichen Medienkonsum erstmal in einer Reihe mit Filmen und Romanen. Allerdings haben sie ein völlig eigenes Potenzial. Sie können auf eine ganz andere Art und Weise unsere Leben bereichern, als dadurch, eine Geschichte zu erzählen (wofür die beiden genannten Medien quasi prädestiniert sind). Der Weg nach vorn für das Medium Spiel liegt darin, die einzigartige Natur seiner Werke als mechanische Systeme zu akzeptieren und als Stärke zu begreifen. Wie Warren Spector schon so schön sagte: "The key to the future of gaming lies in moving away from the ways in which we are like other media."

Spiele funktionieren nun einmal nicht "so ähnlich" wie andere Medien. Gameplay ist inhärent abstrakt. Es trifft für sich genommen keine Aussagen über Liebe und Freundschaft oder übt Gesellschaftskritik. Muss es aber auch nicht, um neben anderen Kunstformen zu bestehen. Der Wert liegt darin, es dem Spieler zu ermöglichen ermöglichen, einen Blick auf das Innenleben seines Verstandes zu werfen. Gute Spiele ermöglichen uns die Sichtbarmachung und das Miterleben von Kreativitäts- und Lernprozessen im komplexesten Bauteil des menschlichen Organismus. "Thought made visible to itself", wie es Frank Lantz vor einer Weile sehr schön gekapselt hat. "Belanglos" ist das sicher nicht. Nur eben anders.

Und zum Abschluss nochmal konkret zum Thema: Unter dieser Prämisse muss man sich für cineastische Feuerwerke à la Uncharted nicht unbedingt schämen. Man könnte aber vermuten, dass das Medium in dieser Richtung nicht unbedingt auf einem nachhaltigen und künstlerisch wertvollen Weg in die Zukunft unterwegs ist. Film, Roman und Konsorten sind da einfach schon weiter, was die Entwicklung ihrer Identität als Medium angeht.
Zuletzt geändert von Nachtfischer am 9. Sep 2016, 13:53, insgesamt 2-mal geändert.
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Maxi
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Maxi »

Ich kann dir einfach nur komplett zustimmen und freue mich, dass das Thema mal aufkommt (weil ich den Eindruck habe, dies ist in "Spielerkreisen" wie ein rotes Tuch). Ich erwähne dieses Hobby so gut wie nie. Es gibt definitiv Hobbys, die besser angesehen sind, wenn ich es mal so versuche zu formulieren. Ich leugne nicht, wenn ich gefragt werde, aber es ist definitiv so, dass ich auch zuerst schaue, ob mein Gegenüber für das Theme empfänglich ist und ich will mich auch nicht unbedingt öffentlich als "Gamer" positionieren und auch gar nichts (mehr) mit der breiten Masse der Gamer, bzw. der Subkultur an sich, zutun haben. Der Punkt ist nämlich, dass es eben nicht im Mainstream komplett angekommen ist - oder wenn, dann als "Spielzeug", oder "Spielchen" zwischendurch auf dem Handy oder so.
Objektiv kann man wohl etwas besseres mit seiner Zeit anfangen. Gerade die Themen, die ich z.B. hier im Podcast so sehr schätze, sind einmal nicht das, was die breite Spielerschaft in tagtäglichen Gesprächen interessiert und zweitens auch nicht im entferntesten das, was andere Leute mit Spielen assoziieren, die sich mit dem Thema eben nicht beschäftigen. Auf diese Art und Weise wird, zum Beispiel im Gegensatz zu Filmen oder anderen Medien, nicht diskutiert, man ruft als "Gamer" ganz andere Bilder im Kopf seiner Mitmenschen hervor und ich würde behaupten diese sind im Idealfall dezent negativ, aber meistens einfach als Spielerei, oder sogar als Quatsch herabschauend betrachtet.
Es fällt mir schwer, das so konkret einzuschätzen, aber das sind durch die Bank Punkte, die mir immer wieder auffallen. Abseits von der kleinen Minderheit, die Spiele auch über diese Mainstream-Shooter und Fifa Games hinaus für ein vielversprechendes Medium halten, oder überhaupt kennen (!), stoße zumindest ich fast ausnahmslos nur auf nicht ernstnehmende Blicke oder Aussagen. Also lasse ich es lieber bleiben und führe meine "gesellschaftlich akzeptierten" Hobbys an, auch wenn es hart klingt, das zu schreiben.
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Wudan
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Wudan »

Also ich schäme mich im Allgemeinen dafür eigentlich nicht und ich hab auch kein Problem damit darüber auch bei Vorstellungsgesprächen zu sprechen und hatte bisher eigentlich auch nie das Gefühl deswegen in irgendeine Ecke gestellt zu werden. Also soweit sind Games in unserer Gesellschaft schon angekommen mMn. Vielmehr hab ich das Gefühl das Augen gerollt werden wenn jemand mit den typischen "Bewerbungshobbies Fahhradfahren und lesen" ankommt :D

Im Privaten und auf Parties etc. sollte man natürlich auch erstmal checken ob das Gegenüber für das Thema empfänglich ist bevor man der Person nen halbstündigen Rant über Fallout reindrückt, aber das ist ja bei jedem Thema so. Ich schwafel auch keinen mit Astrophysik zu wenn derjenige sichtbar nichts damit anfangen kann, das ist normaler Umgang, aber das Thema generell aus Scham zu verschweigen käme mir überhaupt nicht in den Sinn. ABER!

ABER, es gibt auch Ausnahmen. Zum Beispiel beschäftige ich mich auch gerne mal mit Second Life, weil das eine sehr vielseitige Platform ist in der man sich kreativ toll austoben kann, auch muskikalisch tätig sein kann oder Kunstprojekte verwirklichen kann. Aber bei diesem Thema wird man dann sehr schnell - schon bei der bloßen Erwähnung des Namens! - in eine bestimmte Ecke gestellt. Was zum einen am Namen selbst liegt (pah Second Life, brauchen nur Leute die kein First Life haben blabla), zum anderen an der massiv negativen Berichterstattung vor einigen Jahren die bei vielen Leuten im Kopf kleben geblieben ist (Schmuddel, Sexkram, igitt). Um genau zu sein schauen mich die meisten Leute an als wär ich irgendwie geistig behindert wenn ich das erwähne. Und deswegen hab ich es mir abgewöhnt das zu erwähnen, im beruflichen Umfeld sowieso.
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Skizzenbildner
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Skizzenbildner »

Gehe damit spätestens seit der Einrichtung meines Twitter-Accounts vor einem Jahr sehr offen um und mache es in Gesprächen auch regelmäßig und gerne zum Thema.

Allerdings habe ich mich diesbezüglich zuvor auch jahrelang immer eher bedeckt gehalten und habe auf Google bis heute einen anonymen Account für Kommentare unter Let'sPlays und Ähnlichem und einen öffentlichen Account, der nicht zuletzt auch als eine erste Anlaufstelle für Arbeit- und Auftraggeber gedacht ist.

Inzwischen halte ich es so, dass ich z.B. mit meinem Steam-Namen und damit auch mit meinem anonymen Google-Konto nicht mehr ganz so strickt hinterm Berg halte, aber diesen Nickname halt auch nicht gleich vorne auf meinem Twitter-Account preisgebe oder sonstwo herausposaune. Ist eben Privatsphäre.

Mit anderen Worten, wer sich interessiert und sich mit mir über Spiele unterhalten oder - kommt auch vor - mit mir ein wenig zusammenspielen will, findet über meinen Klarnamen mit etwas Aufwand oder Fragen auch früher oder später meinen Spielernamen heraus.
Als Anderaal in der Welt der Spiele und als Skizzenbildner überall sonst unterwegs.
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TechniKadger
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von TechniKadger »

Maxi hat geschrieben:Objektiv kann man wohl etwas besseres mit seiner Zeit anfangen. Gerade die Themen, die ich z.B. hier im Podcast so sehr schätze, sind einmal nicht das, was die breite Spielerschaft in tagtäglichen Gesprächen interessiert und zweitens auch nicht im entferntesten das, was andere Leute mit Spielen assoziieren, die sich mit dem Thema eben nicht beschäftigen. Auf diese Art und Weise wird, zum Beispiel im Gegensatz zu Filmen oder anderen Medien, nicht diskutiert, man ruft als "Gamer" ganz andere Bilder im Kopf seiner Mitmenschen hervor und ich würde behaupten diese sind im Idealfall dezent negativ, aber meistens einfach als Spielerei, oder sogar als Quatsch herabschauend betrachtet.

Das ist wohl ein recht wichtiger Punkt. Bei dieser persönlichen Hürde, die hier einige spüren geht es weniger um die Assoziation mit dem Medium an sich. Stattdessen geht es wesentlicher um die Assoziation mit dem Bild, das der Gedanke an die Spielercommunity hervorruft.
Ein Bild des unreflektierten Bro-Gamers, der eine wunderbare Tragfläche für Hype-Manipulation ist, sich im Gegensatz zu z.B. Filmliebhabern nicht kritisch mit dem Medium auseinandersetzt oder aus dessen Mund man häufig Proll-Sätze wie "Alter, sieht das Spiel geil aus!" hört. Diese Vorurteile von nicht-Spielern sind zwar zum einen zu einseitig, aber wie wir ggf. wissen auch nicht komplett gegenstandslos.
Somit ist die Scham nicht die Scham vor Games, sondern vor Gamern.

Von daher ist es verständlich, dass viele dieses Hobby lieber nicht erwähnen um sich nicht mit diesem Bild des 'Gamers' identifizieren zu lassen. Es besteht die Befürchtung, andere Menschen (vor allem solche, die einen noch nicht sonderlich kennen) schreiben einem die Persönlichkeitsmerkmale zu, die man selbst dieser Community zuschreibt.
Und ich denke, diese Befürchtung ist nicht einmal unberechtigt. Ich selbst möchte mich auch nicht mit dem identifizieren, für was die Gamer-Community nach außen hin steht. Dazu bedarf es noch nicht einmal eine GamerGate-Debatte. Wäre allerdings die Marke 'Auf ein Bier' bekannter und würde bei Erwähnung nicht nur seitlich geneigte Köpfe hervorrufen, würde ich mich eher damit identifizieren.

Mir persönlich geht es so, dass ich dieses Hobby bei anderen Personen erst erwähne, nachdem diese mich besser kennengelernt haben. Das heißt, sobald ich in deren Wahrnehmung (hoffentlich) so erscheine, dass eine folgende Erwähnung des Hobbys Videospiele diese Schubladen-Einordnung in den Stereotyp des 'Gamers' recht schwer macht. Also, sobald ich mich selbst vom 'Gamer' distanziert habe.
Dann ist die Erwähnung dieses Hobbys kein Problem mehr, vor allem da ich studiumsbezogen häufiger Vergleiche mit diesem Medium oder der Spiele-Industrie aufmachen kann.

Edit for clarity.
Zuletzt geändert von TechniKadger am 9. Sep 2016, 19:16, insgesamt 3-mal geändert.
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lolaldanee
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von lolaldanee »

@TechniKadger: Exakt so wie du es beschreibst geht es mir
Canardo
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Canardo »

das ist ne seltsame Sache: Ich watschel fast die Hälfte meines Lebens mit Glatze, DocMartensstiefeln ( nein, das sind KEINE "Springerstiefel") und Harringtonjacke durch die Landschaft. Das ich für was gehalten werde das ich nicht bin ist für mich nur noch Quelle milder Amüsiertheit, aber in Bus oder Bahn ne neue Spielezeitschrift zu lesen bring ich irgendwie nicht über mich. Wenn ich dagegen mal wieder von einer Kollegin einem neuen Mitarbeiter mit "Das ist der Canardo, der ist so ein Computerzocker" vorgestellt werde ist mir das wiederum wurscht, stimmt ja schliesslich.
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Heretic
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Heretic »

Axel hat geschrieben:Canardo, das könnte eher daran liegen, dass Games Zeitschriften immer so aussehen wie für 8 Jahrige. ;-)
Was war ich froh, dass ausnahmsweise mal kein waffenstarrender Muskelberg vorne auf der Gamestar war, als sie aus Versehen beim Nachbarn landete. :mrgreen:

Ansonsten schäme ich mich nicht, zur Gattung Zocker zu gehören. Ich hab' genug Argumente parat, um wilde Killerspieltheorien widerlegen zu können. Auf jeden Fall kann ich mein voreingenommenes Gegenüber so lange rund quatschen, bis es aufgibt. ;)
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Axel hat geschrieben:Kommt halt auf den Kulturkreis an. Habt ihr die Abschlussveranstaltung der Olympischen Spiele in Rio gesehen? Wenn der japanische Außenminister (glaub ich zumindest, dass der das war) als Mario verkleidet aus einer grünen Röhre kommt, wenn der japanische Fußballverband auch heute noch Captain Tsubasa als Maskottchen hat und mit dieser Figur wirbt, dann weiß man, dass es Länder gibt wo es ganz anders ist.

Deutschland hatte ja perse noch nie den Hang zu Comics, Fantasie und solchen Themen. Da steht Deutschland durchaus allein da, wenn man bedenkt, dass die Franzosen und selbst die Amis weiter sind als wir. Dafür definiert sich der Deutsche ausschließlich über Arbeit und Leistung. Jetzt dürf ihr den Zusammenhang für Euch selbst konstruieren.
Ich denke dieser Punkt ist sehr ausschlaggebend. Ich nehme Deutschland als einen Kulturkreis wahr, in dem es als peinlich gilt, als Erwachsener (in Teilen) kindliche Freude behalten zu haben, dazu gehört es auch, Gamer zu sein. Dieses "Nicht als Gamer gelten zu wollen" ist mir ehrlich gesagt als Argument zu oberflächlich, immerhin gelten ja auch nicht alle Fußballer als Hauptschüler ohne Berufsausbildung. So etwas wie GamerGate kriegt der "normale" Bürger doch kaum mit, genauso wie ich irgendwelche 50+1 Regeln im Fußball eher durch Zufall mitbekomme.
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TechniKadger
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von TechniKadger »

Dr. Zoidberg [np] hat geschrieben:
Axel hat geschrieben:Kommt halt auf den Kulturkreis an. Habt ihr die Abschlussveranstaltung der Olympischen Spiele in Rio gesehen? Wenn der japanische Außenminister (glaub ich zumindest, dass der das war) als Mario verkleidet aus einer grünen Röhre kommt, wenn der japanische Fußballverband auch heute noch Captain Tsubasa als Maskottchen hat und mit dieser Figur wirbt, dann weiß man, dass es Länder gibt wo es ganz anders ist.

Deutschland hatte ja perse noch nie den Hang zu Comics, Fantasie und solchen Themen. Da steht Deutschland durchaus allein da, wenn man bedenkt, dass die Franzosen und selbst die Amis weiter sind als wir. Dafür definiert sich der Deutsche ausschließlich über Arbeit und Leistung. Jetzt dürf ihr den Zusammenhang für Euch selbst konstruieren.
Ich denke dieser Punkt ist sehr ausschlaggebend. Ich nehme Deutschland als einen Kulturkreis wahr, in dem es als peinlich gilt, als Erwachsener (in Teilen) kindliche Freude behalten zu haben, dazu gehört es auch, Gamer zu sein. Dieses "Nicht als Gamer gelten zu wollen" ist mir ehrlich gesagt als Argument zu oberflächlich, immerhin gelten ja auch nicht alle Fußballer als Hauptschüler ohne Berufsausbildung. So etwas wie GamerGate kriegt der "normale" Bürger doch kaum mit, genauso wie ich irgendwelche 50+1 Regeln im Fußball eher durch Zufall mitbekomme.
Interessant, dass du mein Argument der Medium-Publikums Differenz als oberflächlich empfindest. Ich finde nämlich gerade das Argument, Games würden als kindlich wahrgenommen obsolet und oberflächlich, da schon längst durchgekaut und nicht mehr zeitaktuell.
Ich bezweifle mittlerweile wirklich ernsthaft, dass Games als Medium noch in dem Stigma alter Tage gefangen sind. Zumindest, was die Generationen bis ca. 40 angeht. Ich hatte in meinem Bekanntenkreis noch nie Diskussionen darüber, dass Games Kindskram sind. Ich hatte sehr wohl schon Diskussionen darüber, dass Gamer auf ihre Weise eine Art Proleten sind.

Bei meiner Argumentation geht es ja nicht nur darum, dass die Außenwelt uns in einen Stereotyp einordnet, vor dem wir Angst haben. Sondern darum, dass wir selbst diesen Stereotyp wahrnehmen und ihm in Gewissen Teilen auch zustimmen und uns folglich davon trennen wollen. Und dieser zweite Teil ist der wesentlich Wichtigere. Gerade weil wir mehr Einblick in die Materie haben. Und so kommt dann auch das Scham-Gefühl.
Deswegen macht auch mein Hinweis auf GamerGate Sinn, auch wenn dieser wirklich nur als Randnotiz gemeint war. Wir als Gamer wissen, wie schrecklich diese Diskussion von einigen Teilen der Gamercommunity geführt wurde, auch wenn die Außenwelt diese nicht mitbekam. Davon wollen wir uns eben distanzieren, wodurch man eher zweimal darüber nachdenkt bevor man dieses Hobby erwähnt. Unabhägig davon, ob die Person gegenüber in das Thema eingeweiht ist.

Der Punkt dabei ist nicht die Imposition gewisser Merkmale von der Außenwelt auf den inneren Kreis, sondern die Angst vor der Bestätigung dieser Merkmale von innen nach außen. Und das ist im Grunde die Definition von Scham.

Deinen Vergleich mit dem Fußballer finde ich auch recht unpassend, da Fußball einerseits viel mehr in das soziale Öffentlichkeitsbild von Deutschland eingeflochten ist und wir hier auch von Menschen sprechen, die allein wegen ihres Star-Status ganz anders erfahren werden. Außerdem gibt es durchaus den Stereotyp, dass die meisten Fußballer trottelige Sportler ohne Hirn seien.

Das Argument des Kulturkreises steht auch in keinerlei Gegensatz zu diesen Argumenten, sondern ergänzt sich wunderbar. Eine Variable unter mehreren.
Stammbräu
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Stammbräu »

Ich bin vor x-Jahren mit der Gamestar im Zug gesessen und es war irgendein Schieß-mich-tot Cover am Heft.
Das Gespräch mit der vis-a-vis sitzenden Dame, was ich denn da lese, warum man da ausgerechnet Krieg "spielt", ob mir das wirklich gefällt usw., war in vielerlei Hinsicht belehrend.

Je nach Geisteshaltung des Gegenübers, kann es mitunter einfach nur sehr anstrengend oder zeitraubend sein, über das Hobby zu sprechen.

Peinlich? Nein!
Aber irgendwo sollten schon Berührungspunkte sein, wo man zumindest ansetzen kann, um über das Thema zu sprechen. Gilt das nicht ohnehin für die meisten Hobbies?

Wer ist wohl der Freak im Teamspeak wenn er ne halbe Stunde afk muss, um den Gemüsegarten zu gießen?
(in Zeiten von Landwirtschaftssimulator und Co. ist das noch verwirrender)
TechniKadger hat geschrieben:Stattdessen geht es wesentlicher um die Assoziation mit dem Bild, das der Gedanke an die Spielercommunity hervorruft.
Ein Bild des unreflektierten Bro-Gamers, der eine wunderbare Tragfläche für Hype-Manipulation ist, sich im Gegensatz zu z.B. Filmliebhabern nicht kritisch mit dem Medium auseinandersetzt oder aus dessen Mund man häufig Proll-Sätze wie "Alter, sieht das Spiel geil aus!" hört. Diese Vorurteile von nicht-Spielern sind zwar zum einen zu einseitig, aber wie wir ggf. wissen auch nicht komplett gegenstandslos.
Somit ist die Scham nicht die Scham vor Games, sondern vor Gamern.
Ich stimme zu, weil so verhalte ich mich auch. Vor wunderbaren Tragflächen erwähne ich mit keinem Wort, dass ich selbst gerne Videospiele zocke.

"unreflektierte Bro-Gamer, der eine wunderbare Tragfläche für Hype-Manipulation ist"
"nicht komplett gegenstandslos"
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W8JcyyU
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von W8JcyyU »

TechniKadger hat geschrieben:Ich selbst möchte mich auch nicht mit dem identifizieren, für was die Gamer-Community nach außen hin steht. Dazu bedarf es noch nicht einmal eine GamerGate-Debatte. Wäre allerdings die Marke 'Auf ein Bier' bekannter und würde bei Erwähnung nicht nur seitlich geneigte Köpfe hervorrufen, würde ich mich eher damit identifizieren.
Man muß doch Gamergate dankbar sein:
Mit #Aufschrei haben Frauen auf Benachteiligung und Diskriminierung hingewiesen, im Fahrwasser von Gamergate und Sarkeesian wurde offensichtlich, dass die selbe Diskussion in der Spieleszene überfällig ist. Pegida kritisiert die Lügenpresse, Gamergate kritisiert die Lügenpresse - jeweils gibt es gewisse Überschneidungen bei den Vorwürfen.

Daher zeigt doch Gamergate, dass Spieler nicht zwingend weltfremd sind und durchaus auch politisch bzw. gesellschaftlich interessiert. Anstatt sich zu entziehen, werden hochaktuelle Fragen diskutiert. Ein Ausbleiben von Gamergate a la "wir sind bloß Spieler, lasst uns in Ruhe" wäre weit schlimmer.
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Maxi
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Maxi »

W8JcyyU hat geschrieben:
TechniKadger hat geschrieben:Ich selbst möchte mich auch nicht mit dem identifizieren, für was die Gamer-Community nach außen hin steht. Dazu bedarf es noch nicht einmal eine GamerGate-Debatte. Wäre allerdings die Marke 'Auf ein Bier' bekannter und würde bei Erwähnung nicht nur seitlich geneigte Köpfe hervorrufen, würde ich mich eher damit identifizieren.
Man muß doch Gamergate dankbar sein:
Mit #Aufschrei haben Frauen auf Benachteiligung und Diskriminierung hingewiesen, im Fahrwasser von Gamergate und Sarkeesian wurde offensichtlich, dass die selbe Diskussion in der Spieleszene überfällig ist. Pegida kritisiert die Lügenpresse, Gamergate kritisiert die Lügenpresse - jeweils gibt es gewisse Überschneidungen bei den Vorwürfen.

Daher zeigt doch Gamergate, dass Spieler nicht zwingend weltfremd sind und durchaus auch politisch bzw. gesellschaftlich interessiert. Anstatt sich zu entziehen, werden hochaktuelle Fragen diskutiert. Ein Ausbleiben von Gamergate a la "wir sind bloß Spieler, lasst uns in Ruhe" wäre weit schlimmer.
Die Diskussion ist mit Sicherheit überfällig, aber das zeigt doch kein gesellschaftliches Interesse der Spielenden. Und von einer Diskussion konnte doch überhaupt keine Rede sein. Hier lief ein hysterischer Mob umher, der sich auf das gestürzt hat, was nicht dem "Kodex der Gamer" entsprach und der Masse in ihrem Kämmerlein gegen den Strich ging - und das in unsäglichster Art und Weise. Ich würde sagen, gerade das Beispiel hat mich nochmal in meiner Meinung bestätigt, und da kann ich TechniKadger nur zustimmen, mit dem für was die Gamer-Community in der Masse steht kann und will ich mich beim besten Willen nicht identifizieren. Ich würde auch darüber hinaus nicht sagen, das hier größeres Interesse an politischen und gesellschaftlichen Themen besteht. Das beschränkt sich wirklich auf Randgruppen, was ja auch hier im Podcast schon öfter durchgeklungen ist.

Heretic hat geschrieben:Ich hab' genug Argumente parat, um wilde Killerspieltheorien widerlegen zu können. Auf jeden Fall kann ich mein voreingenommenes Gegenüber so lange rund quatschen, bis es aufgibt. ;)
Auch ein wichtiger Punkt. Damit ist man doch direkt immer in einer Position sich rechtfertigen zu müssen (oder geht von vorne herein mit der Intention an die Diskussion). Das müsstest du bei anderen Hobbys, z.B. einer Breitensportart sicherlich nicht.
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W8JcyyU
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von W8JcyyU »

Maxi hat geschrieben:Und von einer Diskussion konnte doch überhaupt keine Rede sein. Hier lief ein hysterischer Mob umher, der sich auf das gestürzt hat, was nicht dem "Kodex der Gamer" entsprach und der Masse in ihrem Kämmerlein gegen den Strich ging - und das in unsäglichster Art und Weise.
Würde ich in Teilen widersprechen: Der hysterische Mob war wie zu erwarten auf 4chan, Twitter und Reddit unterwegs. Der Ton ist dabei der selbe wie jetzt bei Trump vs Clinton bzw. Rassen- und Genderproblematik. An den unqualifizierten Beiträgen gemessen sind Gesellschaft und Spieler gar nicht so weit voneinander entfernt.

Wenn ich mir das Kernanliegen genauer angucke: Totalbiscuit hat sich früh objektiv geäußert und einen sachlichen Umgang angemahnt. Die fehlende Distanz zwischen Presse und (Indie-)Spieleentwickler, sowie latente Frauenfeindlichkeit wurden ja auch schon hier im Podcast behandelt. Insbesondere zu ersterem gibt es auch einige Videos auf Youtube - TB dabei wie schon erwähnt als prominentes Beispiel. 1 und 2 haben jeweils 300 000 Aufrufe - deutlich weniger als seine Topvideos aber mehr als genug, als dass man eine gewisse Relevanz absprechen könnte.

Heißt, es gab durchaus qualifizierte Kommentare, Meinungen und spannende Beiträge. Den hysterischen Mob seh' ich nur, wenn ich vollkommen ungefiltert in den sozialen Netzwerken unterwegs bin.
Zuletzt geändert von W8JcyyU am 11. Sep 2016, 09:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Faselwesen
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Faselwesen »

Zunächst: interessantes Thema. :!:
Peinlich ist es mir nicht; allerdings muss ich zugeben, dass sich mein Zeitgefüge in den letzten Jahren sehr zu Ungunsten der Spiele verschoben hat, insofern ist es zwar eines meiner ewigen Hobbies, aber dennoch keines, über das ich mich notwendigerweise identifizieren muss. Will heißen, ist für mich kein Drama, wenn jemand damit nichts anfangen kann - ich habe auch noch andere Themen, über die ich sprechen kann (manchmal sogar ausführlicher). ;)
chîmera hat geschrieben: Wie äußert sich das? Na gut, ich verschweige nicht aktiv, dass ich spiele, und würde das auch nicht leugnen. Es ist aber nichts, was ich jemandem bei einem ersten Date unter die Nase reiben würde, nichts, was ich beim Bewerbungsgespräch fallen lassen würde, und auch nichts, worauf ich das Gespräch auf einer Party lenken würde. Im Gegensatz zum Musikinstrument, Handwerken, Fallschirmspringen, Sternbilder anschauen und anderen DIngen ist das ein Thema bei dem ich erstmal schaue, ob mein Gegenüber dafür empfänglich ist.
Konkret zu diesem Punkt: Die Beispiele müsste ich für mein Empfinden differenzieren.
Beim ersten Date würde das Thema Spiele mit ziemlicher Sicherheit auf den Tisch kommen - eben auch, um herauszufinden, ob mein Gegenüber dafür empfänglich ist (oder evetuell dafür empfänglich gemacht werden könnte); denn wenn es das wirklich so gar nicht ist, stellt sich schon die Frage, ob sich ein zweites Date überhaupt lohnt. (Gilt übrigens auch für Fallschirmspringen & Co., Hobbies sind nun einmal ein Privatvergnügen, und wo gehört das Privatleben hin, wenn nicht in Dates?)
Beim Bewerbungsgespräch hat das Thema meines Erachtens überhaupt nichts verloren (es sei denn natürlich, es geht um Jobs in der Spiele- und ferner auch der Unterhaltungsbranche), ebensowenig allerdings Dinge wie Fallschirmspringen oder Sternbilder anschauen (auch hier wieder ausgenommen Jobs in entsprechenden Branchen).
Und was das Party-Gespräch angeht, da ist Spielen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis erstaunlich oft schon von sich aus ein Thema; aber da habe wohl einfach "Glück", was mein Umfeld angeht.

Möglich auch, dass ich als Frau bei dem Thema Spiele tendenziell eher einen Bonuspunkt erhalte - so verbreitet es auch in meinem Umfeld ist, so sind neue Bekanntschaften oft auch positiv überrascht. Allerdings gibt es auch Leute, bei denen ich das Thema bewusst niemals auf den Tisch bringen würde (die ehemaligen potentiellen Schwiegereltern waren solche Kandidaten), da ich von ihnen weiß, dass sie sich mit der Materie kein Stück weit befassen wollen und sich abfällige Sprüche künftig lieber sparen, als sich einmal gründlich damit auseinanderzusetzen. Nicht die beste Lösung, aber praktikabel und für mich auch akzeptabel. (Peinlich war es mir in obigem Fall trotzdem nicht.)
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chris
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von chris »

Selbst wenn das Spielen obsessiver wird, ist es mir nicht peinlich. Es ist halt manch Anderen peinlich das man spielt und man kann auch nicht jeden von seinem Hobby überzeugen.

Ich spreche dann solche Personen auch nicht mehr auf mein Hobby an und man schweigt sich dann beim Thema Spiele aus.

Argumente wie: Die heutigen Spiele sind wie damals nicht als ein einziges zu erfassen, nützen dann wenig.
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Dostoyesque
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Dostoyesque »

Früher ja, jetzt nein. Ist auch deutlich akzeptierter als früher noch.

Ist aber durchaus noch eine relevante Frage. Hab z.B. einen guten Freund, der seit längerem auf der Suche nach einer Freundin fürs Leben ist und er beerdigt mit großer Regelmäßigkeit seine Zockerkarriere, sobald er mal eine kennenlernt, damit er sie ja nicht damit abschreckt. Ich hoffe, dass er da etwas lockerer wird in Zukunft.
Lo-lo-look at you, poster-r: a pa-pa-pathetic creature of meat and bone, panting and sweating as you r-read through my post. H-how can you challenge a perfect, fat machine? - asfm
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bluttrinker13
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von bluttrinker13 »

Gute und interessante Frage. Ähnlich wie "Zeitverschwendung" vielleicht sogar eine podcast-Folge wert... ;)

Als Antwort: Nein, schon lange nicht mehr. Ein Glück!

Das hat auch gewechselt im Laufe der Zeit. Als Schüler war man damit noch Freak (heute Nerd), bei den Mädels und den Sportlern haste damit nur Verachtung oder höfliches Desinteresse erzeugt. Gleichzeitig war die peer-group aber auch immer groß genug, einsam war man nie.

Als Student hat das gewechselt. Die mangelnde Kompatibilität zwischen "Fürs andere Geschlecht interessant sein" und "Zocker" war auch da meines Erachtens noch gegeben. Man hat das Thema einfach gemieden (versteckt oder gelogen jedoch nicht). Allerdings: Was dann kam war auch eine tolle Zeit in der sich die Interessen und Hobbies deutlich ausweiteten und ins real life verlagerten (Ninjutsu, Theater, Band, dann noch das Studium generell). Ich habe zu der Zeit auch noch gezockt, allerdings viel weniger, einfach keine Zeit gehabt.

Mit dem Fertigwerden und dann Doktorand sein, also Beginn der Karriere als wissenschaftlicher Mitarbeiter, wurde es wieder etwas mehr. Es ist meines Erachtens einfach auch eine sehr effiziente Form der Entspannung. Allerdings war das dann auch eine Phase, wo mich die Spielelandschaft als solche nicht mehr sonderlich hinter dem Ofen hervorgelockt hat (ich fand die Spielezeit von ca. 2009 bis 2012/13 persönlich ganz schwach).

Und heute? Wieder sehr aktiver Spieler und ganz klar auch jemand geworden der aktiv Spiele propagiert und die (mittlerweile wieder stark entflammte) Begeisterung an dem Medium kommuniziert und teilen möchte. Habe es sogar schon mal aktiv in meine Lehre einfließen lassen, ein Traum, und kam auch gut an. Es gibt so viele gute Gespräche, die man mit den interessanteren Inhalten von Spielen und Prinzipien darin anstoßen kann (sei das Moral, Freiheit vs. Sicherheit, oder Geschlechterrollen)! Und lustig auch meine Freundin, jetzt Frau, hat das Zocken lange Zeit auch eher belächelt (als Hobby) aber mich natürlich machen lassen. Und nun? Zockt sie selber, immer häufiger. Natürlich ist sie da eine andere Zielgruppe als ich (bspw Sims), allerdings haben wir auch schon mal schön ein paar Abende damit verbracht zusammen Don't Starve oder Kingdom Rush zu zocken und voll über Strategien etc. abzunerden.

Herrlich! Spiele werden also sozusagen immer mehr zum expliziten Thema in meinem Leben.
Ich bin ehrlich gesagt sogar kurz davor das noch weiter zu steigern, entweder indem ich auch mal anfange direkt was über Spiele(kultur) zu schreiben oder das Thema endlich mal in ne Studie zu kriegen, und so Arbeit & Hobby ein wenig zu verbinden.

Und klar gibt es viel infantilen Mist in der Spielelandschaft. Schauen wir uns aber die nachwievor direkte Konkurrenz "Fernsehen" an, braucht man da gar nicht erst anfangen zu diskutieren oder zu rechtfertigen. :lol:
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Crenshaw
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Re: Ist euch spielen peinlich?

Beitrag von Crenshaw »

mir ist spielen nicht peinlich, würde jetzt aber auch nicht immer und überall damit hausieren gehen
aber ich denke mit dem spielen ist es wie mit vielen (ungewöhnlicheren) Hobbys, wenn man gefragt wird erwähnt man es, sonst wartet man auf den "richtigen" Moment oder läßt es ganz
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