Themenvorschlag: Shadow Tactics - Blades of the Shogun
Verfasst: 8. Mär 2017, 18:17
Gerade bin ich mit dem wunderschönen, großartigen und vollkommen unterschätzten ,,Shadow Tactics - Blades of the Shogun" fertig geworden. Ich würde mich wahnsinnig über einen Podcast über das Spiel freuen oder zumindest eine längere Diskussion innerhalb eines eurer Podcasts über das Spiel. Für mich ist es ein Spiel über Rache und das funktioniert in diesem Spiel, mit größerer Distanz aus der isometrischen Sicht viel, viel besser als es ein Dishonored es auch nur einen Moment bei mir geschafft hat. Da spielt Harvey Smith nicht mal in der gleichen Liga, sry Andre. .
Ein paar Gründe, warum ich das Spiel für relevant/interessant genug halte, in euren Podcasts eine Rolle zu spielen:
- Wolfgang Walk war beratend bei der Produktion des Spiels tätig (laut Credits). Das alleine müsste doch schon einen tollen Anknüpfspunkt geben
- Deutsches Entwicklerstudio Mimimi Productions + Deadalic Entertainment als Publisher. Deutschlandbonus? Ja, bitte! Wie oft schaffen es deutsche Entwicklerstudio schon mal ein Produkt auf den Markt zu bringen, das nicht verbuggt (und kein Adventure ist), ja das gar gepolished aussieht. Das sollte man doch zumindest mit einer kurzen Review belohnen..
- Die Story selbst ist 0815. Im Spiel ist sie durch kleine Gameplayelemente jedoch so toll umgesetzt, sodass mir die Charaktere tatsächlich ans Herz gewachsen sind und ich beim Ende wirklich mitgefiebert habe. Das liegt nicht zuletzt an der Darstellung von Gewalt im Spiel, die einen durchaus mitnimmt (angedeutete Vergewaltigungen, Folter, des öfteren Selbstmord) und die wunderbar in diese noch eher kriegerisch geprägte Zeit in Japan passt. Man leidet mit den Figuren mit und hasst mit Ihnen zusammen, da man diese deutliche Darstellung von Gewalt in Spielen auch einfach nicht mehr gewöhnt ist (abseits von Splattereffekten und Todesanimationen). Dazu kommt, das das Spiele einem über weite Strecken auch immer wieder Dinge wegnimmt, bzw. die Gegner im Spiel wichtige taktische Elemente wegnehmen und eine gewisse Genugtuung genießt, wenn man sich diese von den Gegnern auch wieder, mit wohl dosiertem Einsatz von Gewalt zurücknimmt.
- Die vielen kleinen Nuancen des Spiels sind weit über dem Durchschnitt der meisten Spiele. Das fängt bei gelungenen Gesprächen der Charaktere untereinander im Spiel an (zugegeben die romantischen davon sind einfach schlecht, mangels emotionaler Bindung im Vorfeld), geht über zu den blöden Tutorialtexten die im späteren Spielverlauf dazu genutzt werden, den Spieler emotional stärker zu binden. Da kann ich auch ohne Spoiler leider nicht näher drauf eingehen.. ich packs mal in den folgenden Spoilerkasten (bitte nicht öffnen wenn ihr das Spiel noch genießen wollt).
SpoilerShow
Mugen stirbt im Verlauf des Spiels und ab dort ändert sich das Pacing der Geschichte deutlich. Es geht nicht länger darum den Shogun zu beschützen, sondern die Geschichte wird auch für den Spieler zu einer sehr persönlichen. Zu diesem Zeitpunkt hat man diesen Charakter i.d.R. schon sehr gern gewonnen. Das ganze wird durch entsprechende Musik und Charaktergespräche untermalt. Eine Besonderheit die mir jedoch ins Auge gesprungen ist, ist das ab dem Zeitpunkt vom Mugens Tod nur noch Tutorialnachrichten die von Mugen handeln angezeigt werden. Ich hielt dies erst für Zufall, nachdem ich aber in bestimmt 40x nachladen keine einzige andere Tutorialnachricht gesehen habe, muss dies wohl als Vorsatz angesehen werden.. und es klappt! Man denkt immer wieder an diesen doofen, toten Charakter und vermisst ihn, insbesondere da dieser extrem starke Fähigkeiten im Umgang mit mehreren Gegnern oder Eliteeinheiten mitbrachte.. also das Nachladen in den Gedanken des Spielers wahrscheinlich auch hätte verhindert werden können, a la: "Ach, das wäre bestimmt nicht passiert wenn Mugen noch hier gewesen wäre und ich einfach x hätte machen können.". Klingt irgendwie nach einer Idee von Wolgang
Es gibt stets x-mögliche Kombinationen einen Level zu beenden und nach dem ersten durchspielen wird man mit durchaus motivierenden Bonusaufgaben konfrontiert, in denen man den Level mit bestimmten Restriktionen noch einmal spielen soll (was wieder ganz andere Taktiken erfordert). Die Milchmädchenrechnung mit das Missionsdesign ist schon wieder 0815, lasse ich hier nicht durchgehen. Das Endziel mag immer das gleiche sein, in den meisten Level(s?) gibt es aber dennoch i.d.R. auch alternative Herangehensmöglichkeiten, wie man dieses Ziel eben erreicht.
- Die Entwickler haben es geschafft das ich tatsächlich mehr über die Charaktere erfahren wollte, was sie jedoch nie wirklich tun. Das Spiel arbeitet viel mit Andeutungen und dem was der Spieler sich dann selbst zusammenreimt, um die Atmosphäre stets schön bedrückend zu halten. Großartig! Wenn Ihr es nicht besprecht, so schaut es euch wenigstens privat einmal an, bitte! Bis zuletzt möchte ich mehr über die Charaktere erfahren.. mit Ausnahme einer Charakterin vllt.. .
- Das Ende (spoilerkasten wieder nicht öffnen, außer Ihr seit Euch der Gefahr bewusst!)
SpoilerShow
Die Genugtuung die man verspürt, durch dieses einzige Gameplayelement am Ende, das man den Bruder des Shoguns den "ehrenhaften" Samuraitod verwehren kann, und ihn einfach ausknocken u. im Anschluss ertränken oder einfach sofort ausschalten kann, ist schlichtweg großartig. Es kann kein großer Aufwand gewesen sein, dem Spieler am Ende diese Möglichkeiten noch zu geben, für mich haben sie das Spiel dadurch emotional aber gleich auf ein ganz anderes Level gehoben. Nicht der Charakter im Spiel bzw. das Spiel selbst hat die Entscheidung über das Ende des Überschurken getroffen, sondern als Spieler hat man das Gefühl selbst eingegriffen zu haben. Das, obwohl es letzten Endes natürlich keinerlei Möglichkeit gab auf das Endresultat ( den Tot des Bruders) Einfluss auszuüben.
Über das Spiel könnte ich noch viel länger schwärmen,.. aber das solls auch schon gewesen sein. Für mich eindeutig das beste Spiel 2016 noch vor Stardew Valley und vor Salt and Sanctuary. Eine wunderschön gelungene Homage an die alte Commandos-Spielreihe, die sich auch dem erwachsenen Anspruch bezüglich Gewaltdarstellung und Geschichte treu geblieben ist.. in allen anderen Bereichen das zumindest damals großartige Vorbild aber in sämtlichen Gameplay/Zugänglichkeit und natürlich optischen Belangen weit hinter sich gelassen hat. Das erste mal das ich mir Wünsche das mich ein Entwicklerstudio mit DLCs zubombt... gerne neue Charaktere, neue Story oder einfach mehr vom alten. Mir ist bei dem Titel alles recht.