Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

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garciiia
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Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von garciiia »

Moin Moin.

Ich würde gerne mal die These in den Raum werfen "Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf".
Mit Handwerk meine ich die Entwicklung von Videospielen in all seinen Ausführungen. Bevor man mich aber direkt als Relikt der Zeit abstempelt. Mit Videospielen meine ich wirklich Videospiele und würde direkt die zweite These in den Raum werfen: "Westliche Videospiele sind immer öfter keine Videospiele mehr".

Das Thema schwirrt schon lange in meinem Kopf und greife ich in Diskussionen auch immer wieder gerne auf. Leider mangelt es oft an Gesprächspartnern die überhaupt Spiele aus Japan kennen die nicht Final Fantasy heißen.
Zwar kann ich mir durchaus Vorstellen dass die Podcaster direkt dazu neigen würden das ganze als Unfug abzustempeln, aber gerade die Folge über Dynasty Warriors* hat mich dazu motiviert auch hier das Thema mal vorzuschlagen.



*Obwohl ich mit der Reihe absolut gar nichts anfangen kann
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Desotho
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Desotho »

Besser drauf als man denkt oder besser als westliche Spiele?

Ich mag japanische Spiele, aber die produzieren auch ne Menge Müll und Mittelmaß und technisch sind die Spiele meist eher veraltet.
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garciiia
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von garciiia »

In der Masse hat man immer einen hohen Anteil an "Müll".
Ich würde jetzt einfach mal die Spiele gegenüberstellen die auch von den Japanern im Westen released werden. Nieschentitel für den lokalen Markt braucht man da gar nicht erst in den Ring steigen lassen, die sind ungeeignet für einen Vergleich.

Und ich meine nicht besser drauf als man denkt, sondern tatsächlich besser als westliche Spiele.
Natürlich kann man im direkten Vergleich eine westliche Gurke nehmen und dann einen japanischen Toptitel.
Aber auch wenn man im Genre bleibt oder die jeweiligen Platzhirsche vergleicht, würde ich behaupten dass die Japaner das bessere Videospiel machen.

@Technisch veraltet:
Direkt gesagt - Ja.
Ich will den Kram auch nicht als Fanboy bis auf's Blut verteidigen, jedoch hat das auch gute Gründe.
Die will ich hier aber nicht wirklich breit treten, da selbst ich dann auch sage: Für mich wirkt euer Kram technisch veraltet und teilweise unschön - mir egal was eure Userbase da drüben ist. Hier bei uns komm es eben schlecht an.
Allerdings hier auch wieder in die andere Richtung geschossen: Westliche Spiele wirken wie Grafikblender die weder flüssig laufen, noch ansatzweise fertig released werden. The Witcher 3 muss da mal wieder Schläge einstecken. Wie immer: IMHO.
Zuletzt geändert von garciiia am 28. Aug 2017, 10:58, insgesamt 1-mal geändert.
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echtschlecht165
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von echtschlecht165 »

Desotho hat geschrieben:Besser drauf als man denkt oder besser als westliche Spiele?

Ich mag japanische Spiele, aber die produzieren auch ne Menge Müll und Mittelmaß und technisch sind die Spiele meist eher veraltet.
ich bin jetzt kein großer Japano Kulturkenner, aber halt insgesamt aufgeschlossen in viele Richtungen.
Als Spieler, der sich hie und da auch in Japanische Spiele reinlässt, würde ich sagen, dass die Japaner allgemein nicht unbedingt die besseren Spiele machen, aber oft experimentierfreudiger sind, was Gamemechaniken anbelangt. Dass hier oft Müll rauskommt ist klar, aber nur durch Experimente entstehen dann auch Highlights wie Nier oder die Souls-Reihe, oder auch Konsolen wie die Wii.
Was bei Japanischen spielen auch oft durchkommt und mir sehr gefällt, ist dass ihre Spielphilosophie darauf beruht, dass Spiele für Kinder auch Erwachsenen Spass machen müssen, was oft in Spielen resultiert, die zwar niedliche Kinderoptik, aber knallhartes Gameplay bieten. (Super Mario als Paradebeispiel, obwohl ich den persönlich nicht mag).

Was japanische Inszinierung und den ganzen Style inkl. den Charaktermodellen anbetrifft, denke ich dass es Geschmacksache ist
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Desotho
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Desotho »

echtschlecht165 hat geschrieben:Als Spieler, der sich hie und da auch in Japanische Spiele reinlässt, würde ich sagen, dass die Japaner allgemein nicht unbedingt die besseren Spiele machen, aber oft experimentierfreudiger sind, was Gamemechaniken anbelangt.
NieR Automata ist da sicherlich ein gutes Beispiel.
Allerdings gibt es da auch immer wieder Gegenbeispiele und auch viele westliche Spiele (wenn natürlich eher aus dem Indie Bereich) die ihrerseits andere Wege gehen.
Ich persönlich mag die japanischen Spiele. Die waren damals der Grund mir nach langer Zeit wieder eine Konsole zu holen.
Frage ist aber (zumindest für mich, wobei ich ja keinen podcast hier mache) welches Podcast Thema Du dir nun konkret wünschst. Einen über Sachen die japanische Spiele anders machen (ob nun gut oder schlecht) ?
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BrightManX
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von BrightManX »

hmm..........ich kenne Akibas Strip reicht das nicht? :D

Ausserdem ist doch die Frage: kann man überhaupt pauschalisieren? Ich sage ja auch nicht alle mit Glatze sind Rechts.
Man kann aber sehr berechtigt die Frage stellen: Sind die Spiele anders als westliche? oh ja! Schon alleine durch die verschiedenen Kulturellen Ausprägungen MÜSSEN die Spiele anders sein.

NUR Spiele aus Japan können eine glaubhafte Umgebung in einem Spiel schaffen die von Japanischen Schülern handelt (persona).
Ausserdem kann man sagen das Japanische Spiele sich meist nicht so Bierernst nehmen wie viele Westliche.

Denn man kann einfach nicht pauschalisieren, man kann allerdings die positiven wie negativen Unterschiede rausmeisseln, das sehr wohl!

Ausserdem kann man die berechtigte Frage stellen ob Japanische Spiele noch mehr "Spiele" sind damit meine ich das man die meiste Zeit am Pad drückt und nicht die 30ste Videosequenz guckt, wobei man da auch wieder Metal Gear als negativ Bsp. ranziehen könnte.

Aber die Unterschiede zu beleuchten auch gerne teils mit subjektiver Meinung unserer Podcaster, wäre schon sehr interessant^^
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Terranigma
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Terranigma »

garciiia hat geschrieben:Ich würde gerne mal die These in den Raum werfen "Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf".
Wie würdest du die These denn begründen? Man kann wohl sagen, dass sie anders sind, aber u.a. auch deshalb, weil die Art des Erzählens eine andere ist. Auch jp. Literatur - auch Filme für den Heimmarkt - folgen mehrheitlich nicht dem klassischen Ablauf von "Exposition", "Mittelteil" und "Klimax". Selbiges trifft auch auf viele Videospiele zu. Bei einigen ist's eindeutig erkennbar, bei vielen würde die andere Narrativität wohl auch nachweisen können. Läuft unter dem Begriff Kishōtenketsu. In Interviews äußerten sich Aonuma Eiji (Leaddesigner für Zelda) auch, dass dieses Prinzip auch für die aktuellen - wohl auch alle vorherigen - Zelda-Titel maßgeblich waren. Womöglich ein Grund - so als andere Theorie - warum gerade Nintendo-Titel dieses typische Problem des langweiligen Mittelteils i.d.R. nicht haben, während mir gerade westliche Titel zur Mitte hin häufig auf den Nerv gehen.

Das macht jp. Erzählungen für westliche Gewohnheiten erst einmal anders, ggf. auch deshalb interessant, aber wohl nicht besser. Ich weiß ebenso, dass Japaner - auch wenn sie es dank US-Hollywood durchaus gewohnt sind - dementsprechend auch westliche Erzählungen.
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garciiia
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von garciiia »

Kishotenketsu hatte ich auch bei meiner Hausarbeit zu Evangelion aufgegriffen und mir gefällt die Struktur eigentlich ganz gut. Nur Schritt 3 von 4 ist für viele eine Qual. Mir persönlich allerdings aber viel lieber als die meist recht lahmen Mitten hierzulande.
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VikingBK1981
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von VikingBK1981 »

Puh, ein schwieriges Thema. Finde auch, dass es hier sehr schnell zu Verallgemeinerung führen kann. Ich selbst spiele gerne mal einen Titel aus Japan, aber ich finde auch das sie Schwierigkeiten haben Geschichten zu erzählen. Schaut man sich die Final Fantasy´s und Metal Gear´s z.B. an, wird sehr schnell deutlich was ich meine.
Auch technisch liegen die Spiele oft sehr weit zurück.
Sie sind halt anders als westliche Titel.
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garciiia
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von garciiia »

Bei Metal Gear müssen selbst Fans gestehen dass niemand zu 100% weiß, wer was wo wie nun getan hat :D Da kann man nichts verteidigen.
Dennoch finde ich es komisch dass du gerade das Erzählen der Geschichten herausstellst, da ich genau dort eine der Stärken sehe.
Wobei man da natürlich differenzieren muss zwischen der Geschichte an sich, und wie sie eben erzählt wird.
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Stratos
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Stratos »

Da müsste ich doch glatt provokant nachfragen:

Haben denn die Japaner das Handwerk denn besser drauf?
Nicht ganz ohne Anlass - ich habe Nier Automata urlaubsbedingt am Stück durchspielen dürfen, während der Hype um Persona 5 für mich absolut unverständlich ist und bleibt.

Zunächst zu Persona 5:

Ich bin nicht sicher, ob ich zu viele oder zu wenige Animes gesehen habe um dieses Spiel interessant zu finden, der Ansatz einen Kontrast zwischen schnödem Schulalltag und der Rettung der Welt zu Feierabend ist aber spätestens seit Sailormoon weder neu noch aufregend.
Tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass das Spiel sich hinreichend Zeit lässt um mir Schlüsse, zu denen ich selbst nach fünf Minuten gekommen bin, acht weitere Stunden lang in Zeitlupe mit dem Holzhammer in mich hineinzuprügeln.
Gewürzt mit der üblichen Salzprise sexueller Devianz und dem dicken Pfefferstreuer Pathos die man bei einem JRPG schon resigniert erwartet und befürchtet oder auch euphemistisch als "kulturelle Unterschiede" bezeichnen mag. Weder Gameplay noch die zweifelsfrei vorhandene Ästhetik konnten da für mich irgendetwas retten.

Nier : Automata

hingegen hat mir unverhofft all die Emotionen beschert, die ich mir grundsätzlich von einem Mass Effect Andromeda erhofft hätte. Nicht, dass das Spiel in irgendeinem Sinne perfekt wäre. Gerade die Basis an Gameplay zeigt fundamentale Schwächen, einschließlich des monumental ermüdenden Backtrackings in einer sehr überschaubaren und technisch teilweise stark schwächelnden, winzigen "Open World".
Dennoch ist das Spiel in seinen Höhen was seine philosophischen Ansätze, Selbstkritik und die Metaebene auf der man die Handlungen der Protagonisten (hoffentlich) hinterfragen wird absolut bemerkenswert - was heutzutage bereits per se eine Leistung ist. Durch all die mittelguten Ansätze funkelt eben immer wieder Yoko Taros Funke an Genie hindurch, der mit dem Spiel den perfekten Kreis der symbolisierten Sinnlosigkeit schließt, der es zu einem überdurchschnittlichen Spiel erhebt.
Allerdings nicht wegen des obengenannten Salz- und Pfefferstreuers sondern TROTZ - die "klassischen" JRPG-Elemente waren eher dazu geneigt mir das Spielvergnügen zu verderben, wie schon im ersten Nier beinahe geschehen.

Ich denke nicht, dass es "die Japaner" wegen "Nier" besser drauf haben, oder "die Polen" wegen "War of mine" oder "Die Amerikaner" wegen "Undertale". Hin und wieder schafft es eben irgendein Spiel nicht nur unterhaltsam zu sein, sondern dank Ausnahmetalenten irgendeine internationale menschliche Note an Empathie und gegenseitigem Verständnis zu treffen.
Gut für uns als Spieler.
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Desotho
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Desotho »

Was mich an den japanischen Spielen reizt:
- Ich mag die Anime Optik
- es gibt oft Spiele bei denen vielleicht an der Grafik gespart wurde, die im Inneren aber echte Schwergewichte sind.
z.B. die Trails Reihe. Die Grafik ist Teils nicht mal einer PS2 würdig, aber es sind geile umfangreiche Spiele bei denen ich vergesse wie due Optik ist.
- es werden durchgeknallte ideen verfolgt, auch bei etwas größeren Produktionen. Das geht oft furchtbar schief aber ist auch immer wieder geil.
NieR Automata ist mein Spiel des Jahres vor allem weil es mich überrascht hat.

Für mich waren diese Spiele der Grund mir mal wieder ne Konsole zuzulegen (mittlerweile hat der PC ja wieder bessere Chancen bedient zu werden).
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Andre Peschke
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben:Warum hat Ubisoft noch kein Spiel über die französische Revolution produziert?
Er... Assassins Creed Unity? Außerdem, anderes Kapitel der Geschichte, aber: Valiant Hearts? XIII basierte auf einem französischen Comic. Man könnte sogar argumentieren, dass das zentrale Thema von Assassins Creed sehr kulturell geprägt ist (Libertäre Assassinen gegen autokratische Templer).
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Stratos
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Stratos »

Axel hat geschrieben: Ästhetik vs. Technik - Ja, sehr viele japanische Spiele sind technisch schlechter. Aber ist das was schlimmes? Der japanische Markt ist mit ein paar Millionen Menschen endlich. Man kann da keine 300 Millionen Dollar AAA Spiele stemmen. Das gibt schon der heimische Markt nicht her. Aber statt protziger Technik bieten japanische Spiele allzuhäufig die stimmigere Ästhetik.
Japan hat mit rund 127 Millionen Einwohnern grundsätzlich das dreifache eines ukrainischen (Stalker), polnischen (Witcher) und deutlich über das doppelte eines französischen Binnenmarktes (AC) mit einer überdurchschnittlich technikaffinen Bevölkerung. Selbstverständlich ist es für einen Entwickler am effektivsten sich bei der Herstellung zunächst am bestbekannten, heimischen Markt zu orientieren, ein AAA Produkt wird allerdings selbst bei Giganten wie den USA auf den internationalen Markt ausgerichtet sein.
Ich sehe hier keinerlei japanische Besonderheit.

Ob die technisch schwache Umsetzung etwas schlimmes ist?
Das kommt auf den Blickwinkel an.

Gerade das vielbesungene Nier:Automata verfügt über eine Welt, die praktisch so statisch ist wie ein toter Stockfisch. Bei den meisten NPCs hat man sich nicht einmal um einen Namen abseits von "Maschine" oder "Widerstandskämpfer" bemüht und die Hälfte aller wichtigen Begegnungen findet auf den gleichen fünf Quadratmetern statt. Die beworbene Open World ist nicht viel mehr als ein hehrer Käuferwunsch.
Das empfinde ich allerdings nicht als deutlich störend, weil das Spiel erfolgreich einen anderen Fokus legt.
Konsequenterweise stören mich entsprechende Punkte bei westlichen Rollenspielen wie Witcher, das unter ähnlichen Gesichtspunkten in der Kritik stand, allerdings ebenfalls nicht.

Mit steigendem Budget sinkt im Übrigen generell die Experimentierfreudigkeit. Man kann auch hier zu Recht dem AA Markt nachtrauern, allerdings sehe ich auch vorliegend keine kulturelle Besonderheit Japans.

Und: Japaner scheuen sich eben nicht ihre eigene Kultur, ihre Mythen und Eigenarten aktiv einzubinden. Warum hat noch keine deutsche Firma ein Spiel über die Wendezeit gemacht? Oder über germanische Mythologie? Oder über das echte Mittelalter? Oder über Sagen? Da gibt es so viel spannenden Stoff. Warum hat Ubisoft noch kein Spiel über die französische Revolution produziert? Auch hier ist Japan sehr viel weiter was die Abbildung von Alltagskultur, aber eben auch Geschichte, Mythologie und häufig auch Religion betrifft.
Die westlichen Länder binden ihre Mythen, Eigenarten und ihre Historie ununterbrochen und auf beinahe schon ermüdende Weise sein. Sie sind uns nur bereits so bekannt, dass wir sie im Gegensatz zu den unbekannteren östlichen kaum noch als solche wahrnehmen.
Jede denkbare Mittelalter- Artus, Antike-Referenz, Elben, Höllen- und Engelsfiguren oder das viktorianische Steampunk sind solche Einbindungen.
Ein schlichtes Diablo mitsamt des Gegnerdesigns beispielsweise ist ein Sammelsurium unseres religiös-mythologischen Kulturkreises, Stronghold versucht historisch abzubilden, Among The Wolves nimmt sich der heimischen Märchenwelt an.
Man muss den heimischen Wald vor lauter Bäumen nur irgendwie erkennen.
Oder wie auch landestypische spirituelle Themen verwurstet werden - japanische Spiele sind ein Quell verschiedenster Einflüsse.
Hier möchte ich vorsichtig werden, weil man dieses Thema - ebenso wie die (tendenziell) japanische Anime-Ästhetik als positiv oder negativ werten kann. Unter der Prämisse, dass auf mich persönlich eher zweiteres zutrifft sei bitte gewertet, wenn ich behaupte, dass mir diese Verwurstung unterschiedlichster Einflüsse keineswegs immer gefällt.
Aus meiner Sicht werden hierbei oft ohne innere Logik wahllos Elemente fremder Kulturen aneinandergereiht um übergeordnete Ansprüche an Epik und Ästhetik zu erfüllen. Daraus entstehen dann recht willkürliche mediale Konstrukte im Sinne eines: "Neon Testamentarion: Goliath Signum Scorpio Athena" in dem griechische Götter gegen japanische Engel in Schulmädchenuniform kämpfen. Das wird man je nach persönlicher Auffassung als interessante, erfrischende Neuinterpretation oder aber eben als albernen Wolpertinger betrachten.
Es ist aus meiner Sicht allerdings nicht möglich von einem derart subjektiven Kriterium auf die Spielqualität zu schließen.
Wann habt ihr das letzte Mal bei einem Video- und Computerspiel so herzlich unschuldig gelacht?
Ich verstehe, dass dies eine Suggestivfrage sein soll, tatsächlich passiert mir das in einer breigefächerten Spielelandschaft zwischen Fallout, Don´t Starve, Thumbleweed Park oder Undertale recht häufig. Wobei dies der Tatsache keinen großen Abbruch tut, dass Nier tatsächlich sehr humorvoll war.
Aber irgendwie ist das ein Bereich, der sich einem sehr schwer erschließt, schlicht weil es da nur selten Berichterstattung drüber gibt. Die finden leider in klassischen Spielemedien nicht statt.

Das ist nicht richtig. Valiant Hearts, War of Mine, Papers Please, Orwell oder Beholder sind allesamt auch in den klassischen Spielemedien sehr präsent.
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Heretic
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Heretic »

https://www.youtube.com/watch?v=QswPVas5Qhw" onclick="window.open(this.href);return false;

Japanische Spiele stehen für mich in der Regel für umständliche Steuerung, schwache Technik, krudes bis peinliches Artdesign und Genres, die mich nicht interessieren (mal abgesehen von RPGs. Aber JRPGs sind ja irgendwie 'ne andere Baustelle als westliche Rollenspiele). Ich finde es einfach befremdlich, wenn das Schwert größer ist als der zwölfjährige Emo-Verschnitt, der es schwingt. ;)

Als reiner PC-Spieler, der weder mit Nintendo-, Sega- oder Sony-Konsolen je warm geworden ist und daher mit meist miesen Ports konfrontiert wird, fehlt mir wohl einfach der Bezug zu japanischen Spielen. Auch mit der typischen Manga-Kulleraugen-Optik kann ich wenig anfangen. Bei Animes kann ich noch darüber wegsehen, wenn die Geschichte stimmt (z. B. in diversen Studio Ghibli-Werken), aber in Spielen will das einfach nicht klappen. Keine Ahnung, woran das liegt. Dem asiatischen, insbesondere dem japanischen Kino bin ich dagegen sehr zugetan und mag die für westliche Sehgewohnheiten meist ungewohnte Erzählweise sehr.
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Desotho
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Desotho »

Heretic hat geschrieben: Ich finde es einfach befremdlich, wenn das Schwert größer ist als der zwölfjährige Emo-Verschnitt, der es schwingt. ;)
Bild

Da ist doch nichts falsch dran :eusa-shifty:
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Stratos »

Axel hat geschrieben: Das sind aber doch keine klassischen Serious Games!
Serious Games zeichnen sich durch primäre Vermittlung von Inhalten gegenüber der sekundären Unterhaltung aus bzw. der Vermittlung von Lerninhalten per Unterhaltungsmedium. Genau das trifft auf die genannten Spiele zu. Sie wurden primär weder zur Unterhaltung geschaffen, noch sind sie dafür geeignet, sofern man charakterlich keine besonders finstere Type ist. Wenn du den Trennstrich noch schärfer ziehen möchtest geschieht das freiwillig und du wirst bei genau der kategorischen Einteilung landen, die du eigentlich kritisierst.
Direkt angrenzend an die Genannten gibt es übrigens eine sehr große Bandbreite an spielen, die stärker auf Spielfreude und Entdeckung fokussieren, aber an durchaus prominenter Stelle philosophische und gesellschaftskritische Aspekte beinhalten wie beispielsweise Life is Strange, Edith Finch oder The Turing Test. Noch eine Stufe weiter weg von Ernst zu Unterhaltung finden wir ein Soma, ein Mafia 3, Mass Effect oder ein Bioshock bis wir irgendwann im Spektrum tatsächlich bei Spielen landen, die gewissermaßen nur noch Ballerkonfetti pur sind.

Ich würde allerdings behaupten, dass sich genau dieses Spektrum in unterschiedlicher Abstufung auch auf japanischer Seite wiederfindet - Mario ist nicht gerade Hölderlin neu aufgelegt.
Sowas finde ich halt extrem schade, dass da so krass getrennt wird. Das einzige was man im klassischen Spielejournalismus hört ist - wenn überhaupt -, ist wenn irgendwo mal wieder ne Konferenz oder so stattfindet. Und selbst auf deren Seiten findet man kaum Beispiele.
Das wiederum ist verständlich, allerdings ist es für mich generell schwer zu bestimmen wann und aus welchen Gründen ein Spiel in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Mit der Generierung von Aufmerksamkeit in Eigenleistung und medialer Berichterstattung ist es oft ein bisschen wie mit dem Huhn und dem Ei.
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Peninsula »

Axel hat geschrieben:Und: Japaner scheuen sich eben nicht ihre eigene Kultur, ihre Mythen und Eigenarten aktiv einzubinden.
Dieser Eindruck liegt aber vermutlich an einer Japan exotisierenden Außenperspektive. Ich kann auch bei "westlichen" Spielen keine Scheu feststellen, alle möglichen Aspekte "westlicher" Kultur aktiv ins Spiel einzubinden. Wenn man "im Westen" lebt, sticht einem so etwas vielleicht nicht so sehr ins Auge, weil man es für gegeben hinnimmt. Aber das allermeiste an "westlicher" Fantasy fußt doch zu einem ganz wesentlichen Teil auf europäischer Geschichte, Sagen, Mythen usw. Das Gleiche gilt für Zukunfts-, wie Gegenwartsszenarien - gerade die Assassin's Creed-Reihe nimmt sich in jedem Teil ein konkretes historisches Szenario zum Thema. Sowas wie Far Cry 3 mag auf Südsee-Inseln Spielen, der Blick ist aber ganz eindeutig - und in diesem Fall sogar auf möglicherweise problematische Weise - "westlich" geprägt. Die Abläufe in Wirtschafts- und Aufbausimulationen orientieren sich afaik meistens an "westlichen" Beispielen - je länger ich drüber nachdenke, desto schwerer fällt es mir, Beispiele zu finden, die nicht "ihre eigene Kultur" einbinden.

Aus einer Spieldesignperspektive mag das etwas anders aussehen, da fehlt es zur Zeit - zumindest im Mainstream - an einer gut erkennbaren "Handschrift" aus Deutschland oder Europa - Witcher 3 geht ein bisschen in die Richtung. Aber wie Wolfgang bereits häufiger im Podcast erwähnt hat, ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich auch "im Westen" (wieder) stärker andere Designphilosophien durchsetzen, als in erster Linie amerikanisch geprägte.

Und weil du ja mehr "realistische" Settings forderst: Die hätte ich auch gerne, aber an "Unrealismus" nehmen sich japanische und westliche Spiele in meiner Wahrnehmung wenig.
Jochen

Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Jochen »

Peninsula hat geschrieben:Dieser Eindruck liegt aber vermutlich an einer Japan exotisierenden Außenperspektive
Oh ja. Die Rezeption japanischer Medien ist allgemein - und ich nehme mich da gar nicht aus - von einer sehr westlichen Kulturperspektive geprägt. Ein schönes Beispiel sind die vermeintlich "westlichen" Figuren in japanischen Animes, Mangas und Spielen - und die Frage, warum die eigentlich nicht aussehen wie Japaner? Dabei tun sie das - für Japaner. Zwei Augen, ein Mund, eine Nase: Darin erkennt jeder Kulturkreis instinktiv sich selbst. Ein schwarzes Kind käme zum Beispiel nie auf die Idee, das Gesicht schwarz auszumalen. Um "das andere" herauszustellen, braucht es bei der simplen Bildsprache also einen optischen Hinweis: Damit wir in der Figur einen Japaner sehen, muss es japanische Merkmale (z.B. mandelförmige Augen) geben. Damit der japanische Rezipient einen Amerikaner oder Deutschen sieht, braucht es westliche Merkmale (siehe etwa Steiner in FF9).

Das Ganze kann man übrigens noch hübsch nach Geschlechtern aufdröseln (damit das Mund-Nase-Augen-Gesicht zur Frau/zum Mädchen wird, braucht es lange Wimpern oder Haare, weil der Mann historisch der Standard ist), aber das ist wieder eine andere Baustelle.
Voigt
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Re: Themenvorschlag: These - Japaner haben das Handwerk doch noch besser drauf

Beitrag von Voigt »

Bestimmte Anime Figuren sind auch für Japaner westlich, aber da sticht es dann extrem heraus. Also erstens fast alle Blonden Charaktere sind meist aus dem Ausland. Ansonsten klischeehafte Amerikaner oder hochgestochene europäische Adelige. Der ganz große Teil der Anime Figuren sind aber Japanisch und werden auch so erkannt. Das ist halt deren Zeichenstil, den die schon seit Jahrhunderten haben. Da werden Emotionen viel mehr über die überproportionalen Augenpartien, statt über den minimalistischen Mund ausgedrückt, genau im Gegensatz zu uns.

Dass halt jetzt Japaner im Realen kleinere Augen als Europäer haben ist da eher zufällig.
(Gibt schon Einflüsse durch die Niederländer und so.)
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