Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

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Andre Peschke
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von Andre Peschke »

Seinen angepeilten Steam-Release hat der Quatsch schonmal verpasst. Mal schauen, ob das überhaupt noch kommt
Rigolax
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von Rigolax »

Andre Peschke hat geschrieben: 19. Sep 2020, 12:18 Seinen angepeilten Steam-Release hat der Quatsch schonmal verpasst. Mal schauen, ob das überhaupt noch kommt
Laut den Devs liegt das daran, dass Valve eine USK-Alterseinstufung vorher will, siehe den Twitter der Devs. (Darf ich das verlinken? Sonst sucht's selbst.)

Dass Valve in Einzelfällen erst eine USK-Einstufung fordert, wusste ich schon, aber vor allem im Kontext von Nazi-Symbolen nach § 86a StGB. Eine USK-Prüfung im Standard-Regelverfahren kostet 1200€ und dauert 20 Werktage (https://usk.de/fuer-unternehmen/kostenordnung/). Wenn sie das mit dem Rating machen, würde ich also noch mindestens einen Monat Verzug erwarten (edit: zur Vollständigkeit: Geht auch schneller, kostet dann aber mehr siehe Seite dort. Falls die OLJB bzw. deren Vertreter Berufung oder sogar Appellation einlegen, dauert's auch noch länger.).

Da das Spiel aber schon auf der Website des Publishers direkt erschienen und spielbar ist, kann die Bundesprüfstelle nun auf Antrag/Anregung einer Behörde oder eines Trägers der anerkannten freien Jugendhilfe das Spiel als Telemedium indizieren, was dann auch Auswirkungen auf einen ewaigen Steam-Release haben kann ("im Wesentlichen inhaltsgleich" nach § 4 JMStV). Jedenfalls kann die BPjM auch im sogenannten Eilverfahren indizieren, vorläufig angeordnet nach § 23 Abs. 5 JuSchG: "Wenn die Gefahr besteht, dass ein Träger- oder Telemedium kurzfristig in großem Umfange vertrieben, verbreitet oder zugänglich gemacht wird und die endgültige Listenaufnahme offensichtlich zu erwarten ist". -- Allerdings halte ich es für nicht sehr wahrscheinlich, dass das Spiel Indizierungskritieren erfüllt. Zu beachten ist auch eh die sogenannte Tendenzschutzklausel nach § 18 Abs. 3 Nr.1 JuSchG: "Ein Medium darf nicht in die Liste aufgenommen werden [...] allein wegen seines politischen, sozialen, religiösen oder weltanschaulichen Inhalts".
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Andre Peschke
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von Andre Peschke »

Es scheint nun von Steam verschwunden zu sein. In der Suche taucht es noch auf, aber seine Steampage ist nicht mehr aufrufbar.
Rigolax
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von Rigolax »

Andre Peschke hat geschrieben: 23. Sep 2020, 12:47 Es scheint nun von Steam verschwunden zu sein. In der Suche taucht es noch auf, aber seine Steampage ist nicht mehr aufrufbar.
Jo, laut den Devs und "Ein Prozent" auf Twitter hat Valve das Spiel von Steam geworfen. Valve habe das Spiel und deren Konto gelöscht.

Dass das Spiel endgültig weg von Steam scheint, kann man auch bei SteamDB sehen: https://steamdb.info/app/1409620/history/ (am 22. September, die ganzen entfernten Variablen).

Müsste man mal gucken, warum die genau offenbar von Steam geflogen sind. Rein inhaltlich würde es mich sehr wundern, bietet Valve doch auch ein "Jesus Strikes Back: Judgment Day" an (aber nicht in DE), was ja wohl noch 5-Mal deutlicher hetzt als ein vermeintlicher Heimatsverteidiger.
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Heretic
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von Heretic »

Lob an Steam. Ich finde, dass man das Spiel schon aufgrund des zwielichtigen Entwicklers rausschmeißen kann. Die Intention hinter dem Ding ist klar.
lnhh
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von lnhh »

Ich denke, da haben sich Interessensgruppen zusammengetan und das Spiel massiv bei Steam gemeldet.
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WyverTrim
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von WyverTrim »

Habe da mal kurz reingespielt. Die haben in Sammelobjekte "Informationen" wie: George Floyd sei Schuld an den Demos und den Ausschreitungen... 🤮 Da gibt's sicher noch genug anderes Zeugs, was sicherlich nicht auf Steam sein sollte.
Tal Rusha
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von Tal Rusha »

Hier noch ein kleiner Nachtrag:

Das ZDF hat das Thema in der Zwischenzeit auch entdeckt und einen viertelstündigen Beitrag gemacht.

Wer die Podcast-Folge "Hass auf Steam" gehört hat, für den ist der Informationsgehalt überschaubar, aber wer sich's antun will, bitteschön :D
https://www.youtube.com/watch?v=W6wpFKDhwE0
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TheDarkShadow
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von TheDarkShadow »

Ohje, der Bericht ist von Frontal21, da sollte man wohl nicht zu viel erwarten, deren Berichterstattung über Spiele/Spieler war schon immer sehr... nennen wir es einfach mal besonders (hint Killerspieldebatte).
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lipt00n
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von lipt00n »

TheDarkShadow hat geschrieben: 20. Nov 2020, 20:55 Ohje, der Bericht ist von Frontal21, da sollte man wohl nicht zu viel erwarten, deren Berichterstattung über Spiele/Spieler war schon immer sehr... nennen wir es einfach mal besonders (hint Killerspieldebatte).
Nicht nur da. So sehr ich die ÖR mag, aber Frontal21 ist ein furchtbares Format.

@topic:

Ich glaube nicht, dass das Spiel von Steam geflogen ist. Die werden doch keine 1200 EUR für eine USK Prüfung aufbringen (können), denke deswegen wurde es gepullt. Die Nachricht vom bösen Steam, dass nonkonforme Spiele rauswirft, kommt aber natürlich viel besser bei der Zielgruppe an. Das ist nur meine Mutmaßung ^^
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Rigolax
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von Rigolax »

lipt00n hat geschrieben: 20. Nov 2020, 21:10 Ich glaube nicht, dass das Spiel von Steam geflogen ist. Die werden doch keine 1200 EUR für eine USK Prüfung aufbringen (können), denke deswegen wurde es gepullt. Die Nachricht vom bösen Steam, dass nonkonforme Spiele rauswirft, kommt aber natürlich viel besser bei der Zielgruppe an. Das ist nur meine Mutmaßung ^^
Valve könnte in solchen Fällen die Spiele schlicht nicht in Deutschland anbieten, sonst aber weltweit oder nahezu weltweit; also bei Spielen, die Nazi-Symbole verwenden und ggf. rechtlich in Deutschland unzulässig sind. Anders formuliert: Valve würde sich damit rechtlich absichern, aber eben nur im als rechtlich problematisch empfundenen deutschen Angebotsraum. Die Wolfenstein-Titel wurden und werden ja auch schon seit quasi jeher außerhalb Deutschlands auf Steam angeboten. [EDIT: Weiß grad nicht, wie ich auf Nazi-Symbole komme, Heimat Defender hat in dem Sinne ja wohl keine. Ich meinte allgemein, eh, Nazi-Inhalte.]

Der offenkundige Unterschied bei Heimat Defender ist jedoch, dass der Anbieter (offenbar) selbst aus Deutschland stammt. Da muss ich an Berlin 1936 denken, das ebenso aus dem Angebot [edit: offenbar] flog, weltweit -- wobei offenkundig da auch diverse andere Titel des Publishers ebenso rausflogen. Womöglich spielt die Lokalität des Anbieters aber derart eine Rolle.

Leider dürfte man (journalistisch) nur sehr schwer eine Antwort aus Valve rauskriegen und die Devs/Pubs von Heimat Defender sind jetzt auch nicht die glaubwürdigste Quelle. Von daher schwer zu sagen, wie man den Sachverhalt sichern könnte, wüsste ich grad nicht. Die USK würde sich jedenfalls nicht äußern (wahrscheinlich), ob eine Prüfung im Gremienverfahren durchgeführt wurde (und abgelehnt wurde) oder lediglich informell angestrebt wurde, da das in deren Vertraulichkeitsbereich fällt, was ebenso für die Obersten Landesjugendbehörden gelten dürfte.

Jemand sollte ggf. mal die BPjM fragen, ob es ein Indizierungsverfahren gab oder gibt. Das könnte sich coronabedingt auch massiv hinausgezögert haben, schätze ich.
Rigolax
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von Rigolax »

Rigolax hat geschrieben: 20. Nov 2020, 22:21 Jemand sollte ggf. mal die BPjM fragen, ob es ein Indizierungsverfahren gab oder gibt. Das könnte sich coronabedingt auch massiv hinausgezögert haben, schätze ich.
Laut aktueller Veröffentlichung von „Ein Prozent“ wurde ihr spielbarer Agitprop „Heimat Defender: Rebellion“ im Dezember indiziert.

Der Indizierungsantrag sei durch das Bundeskriminalamt (BKA) gestellt worden. Indizierungsrelevant sei laut „Ein Prozent“ gewesen, dass im Spiel die Diskriminierung von LGBTQ+-Gruppen propagiert, sowie mittelbar über erwähnte Bücher aus dem Antaios-Verlag faschistische und autoritäre Gesellschaftsformen beworben werden. „Ein Prozent“ vermeidet offenkundig aus rechtlichen Gründen nunmehr jede Erwähnung des Spiels, was ihnen ihre Anwälte empfehlen würden. Sie zögen gegen die Indizierung vor Gericht und sprechen von „Zensur aus politischen Gründen“; sie berufen sich auf die sogenannte Tendenzschutzklausel nach § 18 Abs. 3 Nr. 1 JuSchG, wonach ein Medium nicht „allein wegen seines politischen, sozialen, religiösen oder weltanschaulichen Inhalts“ indiziert werden darf.

Zitat des BPjM-Gremiums laut „Ein Prozent“: „Grundlegende ethische Werte unserer demokratischen Gesellschaftsordnung wie Toleranz und Respekt gegenüber den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen werden mit diesem Angebot untergraben. Queere Menschen werden diskriminiert. Im Ergebnis ist daher die Einschränkung der Meinungs- und Informationsfreiheit gerechtfertigt.“

„Ein Prozent“ wird durch den Verfassungsschutz als Verdachtsfall für verfassungsfeindliche Bestrebungen eingestuft. Ich spare mir den Link auf die Quelle.
Rigolax
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Re: Thema: Heimat Defender - Ein rechtsextremes Computerspiel

Beitrag von Rigolax »

Ein Nachtrag noch: Indizierungsentscheidung/-Dokument via Informationsfreiheitsanfrage: https://fragdenstaat.de/anfrage/indizie ... chwrzt.pdf

Ich vermute, eine journalistische Berichterstattung, die nicht aus dem politischen Dunstkreis der Macher kommt, wird kaum erfolgen, die Indizierung vielmehr stillschweigend zur Kenntnis genommen.
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