Accessibility Optionen und die Nachteile

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IpsilonZ
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Accessibility Optionen und die Nachteile

Beitrag von IpsilonZ »

tldr: Was sind die Nachteile von Accessibility Optionen und wie kann man diesen Nachteilen entgegenwirken? Beispiel: Optionen für Farbenblinde in PVP, durch welche sich manche Menschen Vorteile verschaffen können. Es geht mir nicht um Gegenargumente gegen solche Optionen, sondern wie/ob man diese Optionen eventuell verbessern oder besser implementieren kann.

Lange Version:
Ich hatte, ausgelöst durch nen Artikel über die Accessibility Optionen im neuen Ratchet & Clank, vorhin eine kurze Diskussion mit jemanden, der gegen viele der neuen Accessibility Optionen in Videospielen ist. Ein konkretes Beispiel dass er aufgebracht hat waren Optionen für Farbenblinde, da sie in vielen PvP basierten Spielen den Spieler:innen die sie nutzen große Vorteile liefern können.
Daraufhin hatte ich mich dann selbst mal umgeschaut und bin online über ein paar Diskussionen gestolpert, dass es dieses Thema tatsächlich zum Beispiel bei Overwatch gibt. Dort sind anscheinend manche dazu übergegangen die gegnerischen Figuren in den Optionen für Farbenblinde (z.B.) gelb einzufärben, um sie so besser sehen und von anderen Figuren unterscheiden zu können.
Und da dachte ich mir... ja, ich kann absolut sehen, dass das ein Problem ist. Ich kann sehen, dass jemand der das Spiel eigentlich optisch in seiner "puren" Form erleben will am Ende dazu gezwungen ist Optionen zu nutzen, die das Spiel negativ optisch beeinträchtigen, da sie/er sonst nicht mehr mithalten können.

Auch bei... gewissen anderen Spielen, die ich aus Gründen nicht namentlich nennen mag... Spiele die PVP anbieten, sagen wir in der Form von, ähm, Invasionen... kommt ja durchaus manchmal die Diskussion auf inwiefern zusätzliche Optionen den PVP (oder Coop) Modus an sich negativ beeinträchtigen können. Manche sagen dann, dass man die Leute in verschiedene Buckets werfen könnte (also easy, normal, hard etc.) aber dadurch schrumpft man natürlich auch die verfügbare Spielerbasis insgesamt. Und sicher wirds dann auch Leute geben, die ganz bewusst nur den Leuten das Spiel kaputt machen wollen, die auf easy spielen.

Auch die extra Arbeit die dort reinfließt spielt ne Rolle. Grad vor kurzem habe ich jemanden sagen hören, dass der Fakt, dass Biomutant ne Sprachausgabe in 10 verschiednen Sprachen anbietet "feature creep" sei. Während ich total begeistert davon war.

Mir ist natürlich klar, dass viele dieser Gegenargumente nicht wirklich "ehrlich" bzw. in good faith sind. Gatekeeping spielt für viele eine Rolle. Aber das muss ja nicht heißen, dass alle diese Argumente deswegen totaler Bullshit sind. Ich selbst bin inzwischen auch der Meinung, dass das Ziel immer sein sollte, Spiele so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen. Dafür bin ich dann auch gerne bereit ein paar eventuelle Einschränkungen hinzunehmen (hey, eines Tages werde auch ich auf bestimmte Optionen angewiesen sein), will aber natürlich trotzdem, dass diese Nachteile möglichst klein gehalten werden.

Ich fänd daher eine Folge spannend, wo auch mal explizit die Nachteile solcher Optionen diskutiert werden. Mit möglichst geringen Fokus auf Menschen, die durch nen easy Modus sich nur in ihrem Stolz gekränkt sehen oder irgendwelche Strohmänner. Zum Beispiel in einem Nachgeforscht. Gibts denn Expert:innen für Accessibility in Deutschland, die man einladen und mit Fragen bombardieren könnte?
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IpsilonZ
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Re: Accessibility Optionen und die Nachteile

Beitrag von IpsilonZ »

Mir selbst fallen auch ehrlich gesagt nicht viele Argumente gegen Accessibility Optionen ein. Das mit dem Farbenblindenmodus war ein Thema das mir heute zum ersten mal begegnet ist. Und ich bin ganz naiv mal davon ausgegangen, dass es wirklich ein Problem für manche ist und es vielleicht darum geht, dass es vielleicht ihren Spaß trübt gegen gelbe (oder gelb leuchtende) FIgürchen zu kämpfen, sie aber andererseits sonst Nachteile hätten.
Und dann dachte ich mir, vielleicht gibt es sie ja wirklich noch, die Probleme und Nachteile, die sich zu besprechen lohnen.

Die Spiele die ich nennen wollte waren die Dark Souls Reihe und Co, sorry. :D Ich hab den Namen eher spaßeshalber ausgelassen, weil die Nennung dieser Titel oft dann doch wieder zur alten Schwierigkeitsgraddisussion ausartet. Aber hier habe ich eben wirklich von PVPern die Sorge gehört, dass sie weniger Leute zum Invaden finden, wenn sie alle in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Und das kam von Menschen, denen ich abnehme, dass das nicht nur vorgeschoben ist. Die haben sich auch schon geärgert, dass man beim Demon's Souls Remake nur Leute invaden kann, die sich in der selben Region befinden.
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Jon Zen
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Re: Accessibility Optionen und die Nachteile

Beitrag von Jon Zen »

Die Diskussion zum Easy Mode & Darksouls wurde ja bereits in einigen Podcastfolgen in aller Ausführlichkeit besprochen.

Hingegen wurden andere Bereiche der Accessibility noch weniger beleuchtet.

Ich würde mich z.B. freuen, wenn man in Spielen standardmäßig per Mausklick auf ein Linkshändertastaturlayout wechseln könnte.
Die Rot-Grün-Schwächen-Option gibt es schon so lange, wie ich Onlinespiele spiele. Bei Strategiespielen waren oft die Standardfarben Rot & Grün, bei League of Legends glaube ich auch. Mit der Option wurde es dann z.B. in Rot und Blau geändert. Macht bei solchen Spielen keinen Unterschied. Hatte viele Spiele mit einem Freund zusammen gespielt, der diese Option benötigte. Ohne diese hätten wir das schlicht nicht tun können, weil er Freund und Feind auf der Minimap nicht hätte unterscheiden können.
Darunter litt aber nicht die Balance des Spiels. Der Overwatch Fall klingt, als hätten die Entwickler es mit dieser Option etwas übertrieben. Die Accessibility darf nicht die Balance eines Multiplayer-Spiels bestimmen.
Vor ähnlichen Herausforderungen steht der klassiche Sport auch, z.B. wenn es um Beinprothesen in der Leichtathletik bei konventionellen Wettbewerben geht.
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Feamorn
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Re: Accessibility Optionen und die Nachteile

Beitrag von Feamorn »

Das Overwatch-Beispiel kenne ich jetzt nur aus der Schilderung hier, aber das klingt für mich auf's Erste so, als hätte Blizzard da schlicht geschlampt bzw. es sich zu einfach gemacht?
Ich meine, entweder die Option für die Farbenblinden ist zu schlampig umgesetzt, oder die Standardvariante ist von vornherein zu schlecht lesbar.
So oder so klingt das für mich nach einem Problem der Umsetzung, nicht nach dem Problem der Existenz einer Option.
skade
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Re: Accessibility Optionen und die Nachteile

Beitrag von skade »

Ich find die Frage und die Fragerichtung tendenziös. Wie oben erwähnt: das manipulieren der Grafiksettings ist so alt wie das Multiplayer-Spielen selbst. Hier das Hauptaugenmerk auf Sachen zu lenken, die im Reiter "Accessibility" stehen und halt nicht z.B. unter "Grafikoptionen->Brightness/Contrast" oder "Grafikoptionen->Bodennebel" find ich schwierig.

Das alle kompetitiven Spieler eine bestimmte Option aus den Accessibility-Optionen anstellen, finde ich völlig okay - das können alle anderen auch machen. Das zeigt ja nur, dass diese Option auch für sie einen Effekt hat. Farbblindheit in all ihren Ausprägungen ist nun mal auch einfach ca. 8% aller Männer, da ist die Wahrscheinlichkeit auch einfach mal hoch sein, dass da jemand mit einer schwachen Ausprägung zu sowas greift.

"Alle machens an" führt halt nicht zu Imbalance.
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IpsilonZ
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Re: Accessibility Optionen und die Nachteile

Beitrag von IpsilonZ »

Feamorn hat geschrieben: 23. Mai 2021, 19:34 Das Overwatch-Beispiel kenne ich jetzt nur aus der Schilderung hier, aber das klingt für mich auf's Erste so, als hätte Blizzard da schlicht geschlampt bzw. es sich zu einfach gemacht?
Ich meine, entweder die Option für die Farbenblinden ist zu schlampig umgesetzt, oder die Standardvariante ist von vornherein zu schlecht lesbar.
So oder so klingt das für mich nach einem Problem der Umsetzung, nicht nach dem Problem der Existenz einer Option.
Das ist halt was ich mich auch frage. Ist es einfach ne zu simple Lösung und es ginge vielleicht einfacher? Oder ist es doch die bestmögliche?
skade hat geschrieben: 23. Mai 2021, 21:27 Ich find die Frage und die Fragerichtung tendenziös. Wie oben erwähnt: das manipulieren der Grafiksettings ist so alt wie das Multiplayer-Spielen selbst. Hier das Hauptaugenmerk auf Sachen zu lenken, die im Reiter "Accessibility" stehen und halt nicht z.B. unter "Grafikoptionen->Brightness/Contrast" oder "Grafikoptionen->Bodennebel" find ich schwierig.

Das alle kompetitiven Spieler eine bestimmte Option aus den Accessibility-Optionen anstellen, finde ich völlig okay - das können alle anderen auch machen. Das zeigt ja nur, dass diese Option auch für sie einen Effekt hat. Farbblindheit in all ihren Ausprägungen ist nun mal auch einfach ca. 8% aller Männer, da ist die Wahrscheinlichkeit auch einfach mal hoch sein, dass da jemand mit einer schwachen Ausprägung zu sowas greift.

"Alle machens an" führt halt nicht zu Imbalance.
Tendenziös? Kein Plan. Vielleicht. Ich hätte meine eigene Meinung ja aber eigentlich kaum deutlicher sagen können, als ich es hier getan habe. Sonst habe ich aber schon versucht es möglichst wenig tendenziös zu gestalten. Sorry, falls das (in welche Richtung auch immer) misslungen ist. ^^
Ansonsten gebe ich dir natürlich recht. Gibt ja auch ganze Tutorials für zum Beispiel Warzone, um die bestmögliche Sichtbarkeit einzustellen. Die Beispiele die ich gebracht habe waren halt auch einfach nur welche, die mir jetzt kürzlich begegnet sind und bei denen ich einfach mal naiv davon ausgehen wollte, dass sie ehrliche Sorgen waren und keine vorgeschobenen Gründe.

Meine grundsätzliche Frage wäre ja eher, welche "legitimen" Kritikpunkte es an bestimmten Maßnahmen gibt und wie man an diesen arbeiten könnte. Kann aber gut sein, dass die Frage vielleicht zu kryptisch ist. Wenns da nichts gibt, dann ist das halt so und vielleicht sogar umso besser. ^^

edit:
Jon Zen hat geschrieben: 23. Mai 2021, 18:39 Die Diskussion zum Easy Mode & Darksouls wurde ja bereits in einigen Podcastfolgen in aller Ausführlichkeit besprochen.

Hingegen wurden andere Bereiche der Accessibility noch weniger beleuchtet.

Ich würde mich z.B. freuen, wenn man in Spielen standardmäßig per Mausklick auf ein Linkshändertastaturlayout wechseln könnte.
Die Rot-Grün-Schwächen-Option gibt es schon so lange, wie ich Onlinespiele spiele. Bei Strategiespielen waren oft die Standardfarben Rot & Grün, bei League of Legends glaube ich auch. Mit der Option wurde es dann z.B. in Rot und Blau geändert. Macht bei solchen Spielen keinen Unterschied. Hatte viele Spiele mit einem Freund zusammen gespielt, der diese Option benötigte. Ohne diese hätten wir das schlicht nicht tun können, weil er Freund und Feind auf der Minimap nicht hätte unterscheiden können.
Darunter litt aber nicht die Balance des Spiels. Der Overwatch Fall klingt, als hätten die Entwickler es mit dieser Option etwas übertrieben. Die Accessibility darf nicht die Balance eines Multiplayer-Spiels bestimmen.
Vor ähnlichen Herausforderungen steht der klassiche Sport auch, z.B. wenn es um Beinprothesen in der Leichtathletik bei konventionellen Wettbewerben geht.
Oh ja, beim Thema easy/hard mode bin ich auch erstmal gesättigt... :D

Ansonsten sind das echt spannende Punkte, ja. Grad bei Farbenblindheit gibts ja auch ganz verschiedene Ausprägungen und Varianten, weshalb detailliertere Optionen wohl auch wichtig sind. Hier übrigens der Artikel über Ratchet & Clank: Rift Apart, den ich angesprochen hatte:
https://www.polygon.com/22445946/ratche ... niac-games
Da gibts halt wohl echt sehr detaillierte Einstellungen zu Farben und Kontrast, was ich echt cool fand. Und insgesamt habe ich das Gefühl, dass sowas immer mehr Studios machen. Anfangs wars von den großen Studios ja in erster Linie Ubisoft, die da so tief reingegangen sind.
(mir entgeht aber nicht die Ironie bei nem PS5 exklusiven Spiel von der tollen Accessibility zu sprechen... aber das ist ein anderes Thema. :D )
skade
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Re: Accessibility Optionen und die Nachteile

Beitrag von skade »

IpsilonZ hat geschrieben: 23. Mai 2021, 21:56
Tendenziös? Kein Plan. Vielleicht.
Das klang jetzt vielleicht harter als gemeint, aber worauf ich heraus wollte: das Augenmerk auf "Nachteile" von Accessibility ist halt schon ein Framing. Gerade bei einem Thema, das eh immer für seinen Stand kämpfen muss ist das schwierig. Wollt ich nur drauf hinweisen, passiert allen mal.
Ich hätte meine eigene Meinung ja aber eigentlich kaum deutlicher sagen können, als ich es hier getan habe. Sonst habe ich aber schon versucht es möglichst wenig tendenziös zu gestalten. Sorry, falls das (in welche Richtung auch immer) misslungen ist. ^^
Ansonsten gebe ich dir natürlich recht. Gibt ja auch ganze Tutorials für zum Beispiel Warzone, um die bestmögliche Sichtbarkeit einzustellen. Die Beispiele die ich gebracht habe waren halt auch einfach nur welche, die mir jetzt kürzlich begegnet sind und bei denen ich einfach mal naiv davon ausgehen wollte, dass sie ehrliche Sorgen waren und keine vorgeschobenen Gründe.

Meine grundsätzliche Frage wäre ja eher, welche "legitimen" Kritikpunkte es an bestimmten Maßnahmen gibt und wie man an diesen arbeiten könnte. Kann aber gut sein, dass die Frage vielleicht zu kryptisch ist. Wenns da nichts gibt, dann ist das halt so und vielleicht sogar umso besser. ^^
Ich will garnicht kritisieren, dass du das Thema aufwirfst und entschludige mich, dass ich da etwas kratzbürstig rüberkam.

Ich denke das reiht sich ganz klassisch in das Problem ein, dass man dem Client nicht trauen kann - wieso nutzt er eine bestimmte Option? Ist die hohe Gamma jetzt, weils der Monitor braucht, oder weil er sich einen unfairen Vorteil verschaffen will?

Generell gibt es natürlich immer die Option, bestimmte Maßnahmen für bestimmte Matches zu verhindern - z.B. hat ja The Last Of Us 2 diese richtig harten modi für schwer Sehbehinderte - ich fänds persönlich gut, wenn ich mit Freunden so Shooter spielen könnte, aber das muss natürlich irgendwie abgesprochen sein.
dober hat geschrieben: Ich finde die angeführte Kritik soweit berechtigt, weil ich denke, dass diese UI-Farben-Einstellung unter den Punkt Farbenblindheit nicht optimal aufgehoben ist. [...]
Das finde ich einen interessanten Punkt, der sich ja auch in den Diskussionen um gerade Seh-Behinderung wiederspiegelt. Besserer Kontrast und gute Farbgebungen helfen vielen Leuten, die sich (noch?) nicht als behindert sehen würden. Eventuell wäre das besser dargestellt, wenn diese Option immer da ist, aber eventuell ein Menü "Accessibility" die spezifischen Optionen nochmal zusammenfasst.

Ich finde die breite Diskussion da sehr interessant. Es wird ja viel über die Zugänglichkeit von Spielen im allgemeinen geredet und auch beschwert. Da dreht sichs ja ganz häufig z.B. auch um so Themen wie "neue Tomb Raider haben diese sehr auffällig weiss dreckigen Steine zum hochziehen". Das letzte hatte da ja soger einen Regler für. Und am Ende reiht sich da die klassische "Accessibility" einfach ein. Ich spitz es mal etwas unfair zu: man könnte behaupten, dass Accessiblity für Nicht-Behinderte immer gerne genommen und eingebaut wird.

Interessanterweise habe ich den Eindruck, dass das Thema nur durch Multiplayer so stark rauskommt. Wenn ich mich so an Spiele aus ~2000 erinnere, da war es total normal, dass man nach Herzenslust Sachen einstellen konnte, zur Not per INI. Ich erinnere mich da nur an z.B. den Cockpit-Editor aus Freespace 2, in dem man alle Elemente an, aus, "bei Notwendigkeit" und in ihrer Farbe editieren konnte. (Beispiel: weisses Display, mit sehr "aufpoppenden" Radar und Anzeigen in grün und rot: https://www.youtube.com/watch?v=7_XmWqH74io)

Und in Multiplayer-Szenarien kommt jetzt halt das Problem, dass hier der Wunsch nach Vergleichbarkeit kommt. Aber das ist - wie in jeder anderen Sportart übrigens auch - schwer herzustellen. Am Ende kann man sich auf Regelwerke einigen, aber sie schwer forcieren. Ich mach zum Beispiel eine Sportart, in der Alkhol und verschiedene Medikamente (Betablocker, verschiedene Psychopharmaka) nach olympischer Dopingverordnung Doping sind (Bogenschiessen). Ist das flächendeckend prüfbar? Nein. Verlangen wir, dass jemand vor nem Lokalturnier die Betablocker absetzt? Sicher auch nicht. Das führt allerdings auch solchem Niveau auch überhaupt nicht zu merklichen Verzerrungen. Und da sollte man - denke ich - sehr vorsichtig sein: wenn ein Overwatch-Diamond-Spieler mit ner bestimmten Farbkombination noch ein bisschen was rausreizen kann (oder vielleicht _fühlt_ sich das für die Person nur so an?), bewegen wir uns eh in einem Bereich, in dem _alles_ an der Spielumgebung durchoptimiert oder getuned wird, was erlaubt ist. Wegen dieser Einstellung gewinnt auf diesem Niveau auch niemand, sondern weil sie genau wissen, wie man sich in dem Spiel bewegt und wann man dem gegnerischen Team seinen Ult im Richtigen Moment um die Ohren haut.
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IpsilonZ
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Re: Accessibility Optionen und die Nachteile

Beitrag von IpsilonZ »

skade hat geschrieben: 24. Mai 2021, 21:04
IpsilonZ hat geschrieben: 23. Mai 2021, 21:56
Tendenziös? Kein Plan. Vielleicht.
Das klang jetzt vielleicht harter als gemeint, aber worauf ich heraus wollte: das Augenmerk auf "Nachteile" von Accessibility ist halt schon ein Framing. Gerade bei einem Thema, das eh immer für seinen Stand kämpfen muss ist das schwierig. Wollt ich nur drauf hinweisen, passiert allen mal.
Ich hätte meine eigene Meinung ja aber eigentlich kaum deutlicher sagen können, als ich es hier getan habe. Sonst habe ich aber schon versucht es möglichst wenig tendenziös zu gestalten. Sorry, falls das (in welche Richtung auch immer) misslungen ist. ^^
Ansonsten gebe ich dir natürlich recht. Gibt ja auch ganze Tutorials für zum Beispiel Warzone, um die bestmögliche Sichtbarkeit einzustellen. Die Beispiele die ich gebracht habe waren halt auch einfach nur welche, die mir jetzt kürzlich begegnet sind und bei denen ich einfach mal naiv davon ausgehen wollte, dass sie ehrliche Sorgen waren und keine vorgeschobenen Gründe.

Meine grundsätzliche Frage wäre ja eher, welche "legitimen" Kritikpunkte es an bestimmten Maßnahmen gibt und wie man an diesen arbeiten könnte. Kann aber gut sein, dass die Frage vielleicht zu kryptisch ist. Wenns da nichts gibt, dann ist das halt so und vielleicht sogar umso besser. ^^
Ich will garnicht kritisieren, dass du das Thema aufwirfst und entschludige mich, dass ich da etwas kratzbürstig rüberkam.

Ich denke das reiht sich ganz klassisch in das Problem ein, dass man dem Client nicht trauen kann - wieso nutzt er eine bestimmte Option? Ist die hohe Gamma jetzt, weils der Monitor braucht, oder weil er sich einen unfairen Vorteil verschaffen will?

Generell gibt es natürlich immer die Option, bestimmte Maßnahmen für bestimmte Matches zu verhindern - z.B. hat ja The Last Of Us 2 diese richtig harten modi für schwer Sehbehinderte - ich fänds persönlich gut, wenn ich mit Freunden so Shooter spielen könnte, aber das muss natürlich irgendwie abgesprochen sein.
(...)
Achso, ja. Das kann ich verstehen. Der Fokus war hier sehr bewusst auf Nachteile gesetzt und das ist natürlich gewissermaßen tendenziös. Mein Gedankengang war an sich: unter der Annahme, dass das Ziel allen Menschen das Spielen von Videospielen zu ermöglichen etwas gutes ist, sind die Vorteile von Optionen zu Farb- und Kontrasteinstellungen, Spielgeschwindigkeit, zusätzlichen Markern und anderen Features und Optionen ja grundsätzlich unstreitbar etwas gutes. Ich gehe also von der Annahme, dass Zugänglichkeit etwas gutes ist davon aus, dass die Vorteile erstmal klar sind.

Ich wollte deswegen mal den Blick weglenken von bad faith Argumenten bzw. unkonstruktiver Kritik und sehen was für legitime Sorgen oder Kritiken es da gibt. Hier bin ich dann ehrlich gesagt selbst etwas hilflos, weil das Fortnite Problem das erste in jüngerer Vergangenheit war, das mir wie etwas schien, das man ernsthaft anbringen könnte. Für nen Moment habe ich geglaubt, dass das Argument so schlecht war, dass mein Beitrag in der Hinsicht tendenziös war, dass ich die Gegenargumente als besonders blöd darstellen wollte. Das wollte ich jedenfalls nicht. :D
Vielleicht ist der Gedanke, dass die/der kompetetive Spieler:in sich um Immersion in der Farbgebung kümmert aber wirklich eine ganz falsche. Davon ging ich ja aus, als ich meinte, dass manche Menschen vielleicht aus ästhetischen Gründen manche Optionen nicht nutzen wollen, dann aber benachteiligt sind. Aber je mehr ich drüber nachdenke, ist es da wohl unmöglich nen Kompromiss zu finden.


Das Thema mit den "Farbenblindeneinstellungen" finde ich auch interessant. Kann mir gut vorstellen, dass Menschen ohne bescheinigte Behinderungen hilfreiche Optionen entgehen können, weil sie hinter Menüpunkten versteckt sind, die sie vermeintlich nicht betreffen. Vielleicht habe ich auch einfach nur große Konzentrationsprobleme und renne ständig an wichtigen Items vorbei. Warum sollte ich als solch ein Mensch diese dann nicht auffälliger einstellen können?
Ich selbst dagegen bin ein sehr langsamer und meist recht konzentrierter Spieler. Daher könnte ich dann auch farbliche Markierungen etc. etwas runterstellen. Aber verdammt, jetzte rede ich schon wieder von Vorteilen!
Ich bin kein Fan des Teufels Advokaten und erkenne an, dass ich auch beim eigenen Versuch diesen zu spielen kläglisch scheitere. :D
skade
Beiträge: 384
Registriert: 18. Jun 2020, 12:32

Re: Accessibility Optionen und die Nachteile

Beitrag von skade »

Danke für den Post, das macht einiges klarer. Ich denke, dass "Devil's Advocate" da nicht klappt, liegt einfach daran, das man ihn nicht braucht. Ich finde eine kontroverse Diskussion tut dem Thema nicht gut.

Kurz zum Hintergrund für diesen Post: ich hab einen Zivi in der Behindertenpflege gemacht, ne Weile mit den Sozialhelden Projekte gemacht und Events veranstaltet die zumindest mal bei der Zugänglichkeit nicht in jedes Fettnäpfchen gelaufen sind.

Das Problem der Behindertenbewegung ist ja gerade, dass "ihre" Themen gerne zum Spezialfall erklärt werden, aber der Übergang doch sehr fliessend ist. Deswegen gibt es ja den Kampagnen-Spruch "Nicht über uns, sondern mit uns reden". Ich kann das sehr empfehlen.

Dabei fällt nämlich vor allem eins auf: die Diskussion ist da sehr subtil und durchaus anerkennend. Niemand fordert, dass ein kleiner Indie-Entwickler irgendwo einfach gigantische Accessiblity-Optionen aus dem Boden stampft. Aber wenn Firmen für 100 Millionen Middleware entwickelt, die möglichst breitenwirksame Spiele zu entwickelt aber halt Accessibility-Optionen weglässt, dann ist das einfach Ignoranz. Häufig sind die Basis-Sachen (Ersetzen von Schriftarten, Anpassen von Farben) sogar technisch sehr einfach, es wird nur einfach nicht gemacht. Solche Gespräche können durch die Beteiligung von Behinderten nur gewinnen.

Das spannende an diesen Diskussionen ist halt auch folgende Kernerkenntnis: der total zugängliche Raum existiert nicht. Schmissiges Beispiel: Wenn ich einen Schuppen für Leute aufmachen will, die gerne laut Techno hören, kann ich machen, was ich will - Menschen mit sensorischen Problem oder die es einfach nicht laut mögen, werden da einfach fundamental nicht teilnehmen können. Das ist okay. Aber wenn ich halt 3 Stufen an der Tür habe und mir nicht für 50-100 EUR ne Rampe kaufe (oder leihe), ists halt scheisse. Ich kenne Events mit einem Budget jenseits der 100000 EUR, die diese Ausgabe gescheut haben. Interessanterweise wird der Begriff "barrierefrei" ja momentan in Aktivistenkreisen in letzer Zeit deshalb gerne durch "barrierearm" ersetzt.

Zu den Konzentrationsstörungen: da bin ich betroffen. Das ist aber ein _ganz_ anderes Fass. Konzentrationsstörungen sind ja häufig eher Konzentrationslenkungstörungen und ich wäre total zufrieden, wenn es bei Titanfall im Regelwerk verboten wäre, ADHSler zu baiten. Scherz beiseite: Mir helfen da visuelle Guides und ein Gameplay, das in bestimmte Richtungen getuned ist. Ich hab auch kein Problem damit, bei manchen Sachen auf ewig einfach mittelmässig zu sein. Konzentrationsstörungen werden im übrigen nicht formell als Behinderungen aufgefasst. Um zum Beispiel mit Bogenschiessen zurückzukommen: ich darf deswegen bei Wettkämpfen meine Medikamente nicht nehmen - es ist allerdings nicht näher erforscht, ob die überhaupt was bringen. Meine _persönliche_ Erfahrung ist, dass sie meiner Performance eher abträglich sind und hab da eine _persönliche_ Theorie dazu, das ist aber fundamental unübertragbar. Auf der anderen Seite ist Aderrall/MPH-Missbrauch bei Counter-Strike-Turnieren schon zugegeben worde.

Ich denke, die Diskussion wird geniessbarer und besser, wenn wir die arbiträre Grenze "Behinderung" durch "Bedürfnisse" ersetzen und die Gelegenheit, dass Software wirklich viel kann - einfach durch wollen und implementieren - als Stärke und Verpflichtung begreifen. Aber halt auch einfach mit der Einsicht, dass Computerspiele und vor allem kompetitive Computerspiele ein _junges_ Medium sind und da dauernd getuned werden muss.

Ich werd mal etwas weltverbesserisch: Wir laufen Gefahr, Computer - fundamental Unterstützungsmaschinen - unzugänglich zu machen, weil wir in unseren alten Boxen denken. So Sachen wie der XBox Adaptive Controller sind für mich einfach _spannend_. Meine Mutter hat Freundinnen, die jeden Tag strukturiert 30 Minuten spielen, weil vermutet wird, das bestimmte Computerspiele wie z.B. match-3 Games gegen fortschreitendes Parkinson helfen (Auge registriert Reiz, Hirn analysiert, Hand muss eine recht präzise Bewegung durchführen). Auf ärztliche Empfehlung - weiss nicht, wieviel das hilft, aber schaden tuts ja mal sicher nicht.

Aber Ende fände ichs halt auch wichtig, mehr von Leuten wie Melanie Eilert zu lesen (oder auch mal zu hören, hint, hint) und die Kommentarspalte unter deren Artikeln nicht zur Wüste verkommen zu lassen. Behinderte sind nun mal auch einfach Experten in ihrer Behinderung - sie müssen das sein.
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