Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Wenn ihr Themen oder Fragen vorschlagen wollt, die wir in zukünftigen Folgen diskutieren / beantworten sollen: Bitte hier rein.
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Rigolax
Beiträge: 2162
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Rigolax »

Sanity Assassin hat geschrieben: 14. Dez 2021, 16:32 Ich habe da gestern auch ein sehr ungutes Bild von der RBTV-Community bekommen beim Scrollen des Subreddits. (...)
Das ist imho recht komplex, also die Beziehung zwischen RBTV und den verschiedenen Communities; es gibt regelrechte "Lager", mindestens das offizielle RBTV-Forum und das Circlejerk, wobei das "normale" Subreddit, was früher mal das offizielle Forum war und dann mehr oder weniger abgestoßen wurde, eine Sonderfunktion dazwischen einnimmt. Darüber könnte man wahrscheinlich schon eine sozialwissenschaftliche Studie/Arbeit publizieren, über diese (a)sozialen Dynamiken (kein Joke von mir, mein voller Ernst).

Falls der Begriff nicht so gängig ist: "Circlejerk" ist ein Reddit-Ding, eigentlich meist recht bissige Parodie-Subreddits, der RBTV-CJ (bzw. die jetzige Iteration, die aktuelle Version ist nicht die einzige) ist meines Erachtens am besten als mit Hassliebe gefüllter Hexenkessel charakterisierbar, im Grenzbereich zwischen blankem Hass, fanbezogener Enttäuschung und manchmal sogar mehr oder weniger konstruktivem Input. -- Im Kontext vor allem des CJ gab es meines Erachtens regelrechtes Mobbing gegen den entsprechenden Redakteur, jedenfalls ging es imho teils schon in Richtung Mobbing. Das hat wohl damit angefangen, dass er bei einigen in der Community nicht so beliebt war, aber gleichzeitig von RBTV recht stark gepusht wurde, also in vielen Sendungen stattfand; dazu muss man ggf. als Kontext wissen, dass wohl viele der (Anti-)Fans ihre Lieblingshosts primär sehen wollten, vor allem "BENS" (Budi, Etienne, Nils, Simon) und es Neuankömmlinge wohl nicht immer leicht hatten. Jedenfalls erklärt dies auch imho die Überreaktion in Bezug auf die jetzige Moderation, dass sie im Zweifel eher Diskussionen nicht wollten und ihn damit schützen wollten. -- Ich möchte keineswegs das CJ pauschal verdammen (wie es bei der anderen RBTV-Community und RBTV als Firma teils geschah); das wäre auch paradox, da ich durchaus manchen, uhm, drive dahinter verstehen kann/konnte und ich vielleicht auch früher, als ich RBTV noch verfolgt habe, dort auch mal was gepostet hatte. -- Jedenfalls ist das Thema imho eher mit Vorsicht zu genießen, wenn man nicht so drin steckt und ich stecke da auch nicht mehr so drin, habe RBTV und alle Vorgänge drumherum maximal nur noch peripher verfolgt die letzten Jahre. In dem Sinne ist es nicht gänzlich unvergleichbar mit der Drachenlord-Causa imho.

Zu den Plagiaten: Würde ich auch sagen, soweit ersichtlich ein noch insgesamt mittelschwerer Fall, aber sicherlich unappetitlich. Das dürfte imho wahrscheinlich sehr schlecht für ihn enden; ich kann mir gut vorstellen, dass er in der Branche faktisch nicht mehr tätig sein kann auf mindestens absehbare Zeit. Dafür sind systematische Plagiate, und die liegen hier vor, zu verpönt, sowohl in der Branche (die sich so selbstreguliert) aber auch bei den Usern. Sich fremde Denkleistungen einzuverleiben und als eigene ausgeben, finde ich persönlich auch übel, ich versteh auch nicht vollends, warum genau das so passiert bzw. was einen anspornt. Ich mein, die Texte, die er geklaut hat, sind nun auch nicht die höchste Kunst (aber nicht, dass es dann besser wäre). Aber ich sag mal so: In einer besseren Welt würde man aber imho eine bessere Lösung finden können für ihn, als das, was ich befürchte.

Ich würde auch denken, dass ggf. Vorstellungen von "intellectual property" auseinander gehen, vielleicht liegt es an der gegenwärtigen Remixkultur. Vielleicht sieht man keine Schuld, wenn die Schöpfungshöhe der kopierten Passagen eher gering ist (vgl. Diskussion bei Baerbocks Buch) und insbesondere bei Wikipedia bedienen sich ja viele gerne, unter anderem anscheinend Meldungsschreiber bei Bundesoberbehörden[1], weil sie es anscheinend für'n Freibrief halten (was ich aber ebenfalls keineswegs okay finde). Man müsste angehenden Redakteuren/Journalisten wohl besser einbläuen, dass jedes Plagiat eine Zeitbombe ist, immer die Gefahr besteht, dass es rauskommt, noch wahrscheinlicher werdend mit technischem Fortschritt, da diese dann einfacher aufzuspüren; nicht nur aus berufsethischen Erwägungen, sondern aus blankem Selbstschutz und zum Schutz der Arbeitgeber muss dafür wohl stärker sensibilisiert werden. Dass er dann jedenfalls noch selbst so aufgerufen hat, nach weiteren, uhm, Unregelmäßigkeiten zu suchen, finde ich auch psychologisch ganz interessant.

[1]https://www.bzkj.de/bzkj/service/alle-m ... zes-174978 und https://de.wikipedia.org/w/index.php?ti ... ielprinzip (vgl. das Datum der Artikel)
risc
Beiträge: 7
Registriert: 12. Apr 2018, 00:26

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von risc »

Danke für diese sehr gute Zusammenfassung der ich vollinhaltlich zustimme.

Genau der letzte Satz hat mich auch beschäftigt. Zwischen (unter)bewusstem Hilferuf bis Gefühl der Unantastbarkeit ist da die ganze Bandbreite möglich. Aber für die gefühlt nötigen "150 Stunden" Aufarbeitung ist hier wahrscheinlich nicht der richtige Ort. Ich möchte jedenfalls nicht in seinen momentanen Schuhen stecken.
Zuletzt geändert von risc am 14. Dez 2021, 18:37, insgesamt 1-mal geändert.
Rigolax
Beiträge: 2162
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Rigolax »

Wolfgang hat geschrieben: 14. Dez 2021, 16:18 https://vroniplag.fandom.com/de/wiki/Ugv
Sorry für den Sinnlos-Post, aber wurde sich da wirklich ein doch recht deutlicher Tippfehler im Titel (!) ihrer Dissertation (!) geleistet, also (mutmaßlich) durch von der Leyen: "C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssysndroms [sic] bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung". Da war Titivillus wohl besonders eifrig.

Ich mein, grundsätzlich gibt's von mir dafür no hate, ich hab auch schon fiese Tippfehler gesetzt, die mich dann beim cringigen Nachlesen ewig später irritieren, aber das ist schon etwas kurios, kannte ich so auch noch nicht.

Tippfehler entstehen ja meines Erachtens vor allem, weil niemand da ist, der den Text vorher aufmerksam gegenliest (selbst wird man beim n-ten eigenen Gegenlesen textblind), kann wohl auch etwas über die internen Mechanismen bei journalistischen Publikationen aussagen, in Bezug auf etwaige 4-Augen-Prinzipien bzw. redaktionelle Abnahme und wie gründlich die sind. Wobei Tippfehler aber teils auch einfach als "egal" durchgehen könnten. Ökonomische Gründe sprechen ja grundsätzlich gegen zu viel investiertem Aufwand bei vielen Online-Publikationen.
risc hat geschrieben: 14. Dez 2021, 17:38 Danke für diese sehr gute Zusammenfassung der ich vollinhaltlich zustimme.

(...) Aber die gefühlt nötigen "150 Stunden" Aufarbeitung ist hier wahrscheinlich nicht der richtige Ort. (...)
Danke für den Dank. Und ja, ich merke, du kennst dich anscheinend aus. :ugly:
Wolfgang
Beiträge: 619
Registriert: 18. Sep 2021, 11:30

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Wolfgang »

Rigolax hat geschrieben: 14. Dez 2021, 18:13
Wolfgang hat geschrieben: 14. Dez 2021, 16:18 https://vroniplag.fandom.com/de/wiki/Ugv
Sorry für den Sinnlos-Post, aber wurde sich da wirklich ein doch recht deutlicher Tippfehler im Titel (!) ihrer Dissertation (!) geleistet, also (mutmaßlich) durch von der Leyen
:D
Am genialsten finde ich daran, dass eigentlich jede Publikation, jede Organisation, jede staatliche Stelle den Fehler von der Leyens korrigiert - ohne darauf hinzuweisen wie es hier richtigerweise gemacht wird.

Sie hat schon früh ihre Kompetenzen gezeigt.
Gibt schon einen Grund, warum sie systematisch (und gesetzeswidrig!) all ihre schriftliche Kommunikation vernichtet.
Otis
Beiträge: 1311
Registriert: 23. Mai 2021, 19:30

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Otis »

Kapier' nicht so ganz, was sowas soll. In der Zeit, in der der sich die Textstücke da zusammengesucht und -gebastelt hat, hätte er auch einen generischen Text selber verfassen können, selbst wenn er die entsprechenden Spiele und sonstiges nur oberflächlich kennt.
ZiggyStardust
Beiträge: 813
Registriert: 14. Nov 2018, 12:53

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von ZiggyStardust »

Wolfgang hat geschrieben: 14. Dez 2021, 16:18 Ich bin ja scharfer Kritiker von Plagiaten bei wissenschaftlichen Arbeiten.

Aber die paar Stellen, die ich hierzu gesehen habe, sind solches banales, alltägliches Marketinggeschwätz, das dürfte nicht wirklich unter Urheberrecht fallen.

It all comes down zu der Frage ist er Journalist oder Unterhalter, oder? Bei ersterem ist das weiterhin nicht ok.

Zur Relation:
Wir haben eine EU Kommissionspräsidentin, die faul und dummdreist die Hälfte ihrer Doktorarbeit aus 2 Büchern zusammenkopiert, und sie darf ihren Doktortitel behalten, weil die Hochschule, die ihr Daddy schön mitfinanziert hat, "keinerlei Täuschungsabsicht" erkennen kann.
https://vroniplag.fandom.com/de/wiki/Ugv

Und hier haben wir einen Typen, der ein paar Zeilen in ein paar Clickbait Artikeln kopiert und umgeschrieben hat.
Ich kann Frau von der Leyen nicht leiden, aber ein Dr. med ist jetzt nicht wirklich vergleichbar mit den Doktortiteln in anderen Fächern. Das gleicht eher einer Bachelor-Thesis vom Umfang und Anspruch.

Der Typ hat sich wiederholt an der Arbeit von Kollegen bedient und stellenweise ganze Artikel fast 1:1 kopiert. Auch als Unterhalter ist das nicht in Ordnung. Zumindest auf einer moralischen Ebene, zu den möglichen juristischen Folgen kann ich nichts sagen. Er verdient schließlich gutes Geld damit und macht das nicht in seiner Freizeit.

Natürlich sollte man an Spitzenpolitiker höhere Ansprüche stellen, aber für die Mitarbeiter bei Rocket Beans, die ja sicher mit ihm befreundet waren und von denen er auch Texte kopiert hat, ist es aktuell trotzdem eine beschissene Situation.
Rick Wertz
Beiträge: 1194
Registriert: 13. Apr 2018, 10:40

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Rick Wertz »

Für Politiker halte ich ihre politische Arbeit relevanter als irgendwelche wissenschaftliche Arbeiten die eigentlich nichts mit der politischen Tätigkeit zu tun haben. Insofern verstehe ich nicht, weshalb ausgerechnet Zensursula (und ihr Medizindoktor, an den ohnehin keine besonders hohen Ansprüche gestellt werden) hier eingebracht wurde die in überhaupt keiner Verbindung zu diesem Fall steht?

Hier geht es um einen Menschen, dessen Beruf das Schreiben von Artikeln ist und der sich dafür an fremder Arbeit bedient hat.
Rigolax
Beiträge: 2162
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Rigolax »

Plagiatsaffären um Politiker sind schon relevant, denke ich, wenn es um eine allgemeine Copy-Paste-Mentalität in der Gesellschaft geht, und auch um das Phänomen, Leute mit (durchaus zutreffenden) Plagiatsvorwürfen vorsätzlich zu schädigen, was im RBTV-Fall hier gar nicht so fernliegend ist, zumindest bei manchen als Motivation, sich richtig reinzuhängen.

Warum's speziell um von der Leyen ging, weiß ich aber auch nicht. Dass sie ihre Dissertation allerdings "nur" im Medizinbereich gemacht hat, ändert meiner Meinung nach nichts daran, dass es trotzdem eine Dissertation war. Da stell ich per se dieselben qualitativen Anforderungen wie bei allen anderen Dissertationen bzw. Arbeiten zur Erlangung der "Doktorwürde" auch. Es ist aber natürlich ein Systemproblem, dass der dr. med. wissenschaftlich der letzte Rotz in der Regel in Deutschland ist. Sollte man ja vielleicht mal ändern. Ohnehin absurd, was sich im germanischen Raum auf Doktorgrade (immer noch) eingebildet wird. Wenn's diesen kulturellen Bullshit nicht gäbe, würden auch weniger Politiker sich ihren Doktorgrad "billig" irgendwie besorgen (lassen).

Inwiefern der RBTV-Redakteur ganze Artikel fast 1:1 kopiert hat, habe ich aber noch nicht nachvollziehbar gesehen. Sind's nicht eher teilweise Copy-Paste-Zusammenbauten, so ein paar Sätze manchmal? Man muss auch unterscheiden, was ggf. von einer Pressemeldung stammt oder was nur stark "inspiriert", aber nicht plagiiert ist; das kann intellektuell schwach sein, ist aber ja noch nicht Grund für ein An-den-Pranger-Stellen unter Nennung eines vollen Namens, wie bei der giga.de-Meldung dazu. Dieses Anprangern könnte schon ziemlich nervig sein, wenn zukünftige Arbeitgeber den Namen + Rocket Beans TV googeln. Selbst Branchenferne könnte das massiv abschrecken. Verübte Plagiate sind ja schon sehr stigmatisierend in unserer Gesellschaft, ich möchte sagen tendenziell schon teils irrational stark stigmatisiert. Das ist fast so, als ob man einem Kind einen Lolli wegnimmt und es noch vors Schienbein tritt. Das ist fast so, als ob man von der Großmutter beim Masturbieren erwischt wurde.
Rick Wertz
Beiträge: 1194
Registriert: 13. Apr 2018, 10:40

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Rick Wertz »

Er hätte sich das ganz einfach ersparen können, indem er nicht Sektionen fremder Artikel kopiert und als eigene Arbeit veröffentlicht. Er hatte es selbst in der Hand, nicht an den Pranger gestellt zu werden. Die vorsätzliche Schädigung hat er selbst herbeigeführt, ohne diese wären die "hater und loser" im Internet komplett irrelevant.

Dass sich komische Menschen jetzt komplett von dem Thema vereinnahmen lassen ist natürlich eigenartig, aber so ist das Internet.
Benutzeravatar
Leonard Zelig
Beiträge: 3466
Registriert: 5. Jan 2016, 19:56

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Leonard Zelig »

Rigolax hat geschrieben: 15. Dez 2021, 00:46 Verübte Plagiate sind ja schon sehr stigmatisierend in unserer Gesellschaft, ich möchte sagen tendenziell schon teils irrational stark stigmatisiert. Das ist fast so, als ob man einem Kind einen Lolli wegnimmt und es noch vors Schienbein tritt. Das ist fast so, als ob man von der Großmutter beim Masturbieren erwischt wurde.
Hat nicht erst vor drei Monaten Frau Giffey trotz plagiierter Masterarbeit und Dissertation die Bürgermeisterwahlen in Berlin gewonnen?

Das Problem ist doch eher sein respektloser Umgang mit der Community nachdem er auf die Plagiate aufmerksam gemacht wurde. Sowas sieht kein Arbeitgeber gerne.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

www.gamersglobal.de
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2949
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Felidae »

risc hat geschrieben: 13. Dez 2021, 21:35
( Anm. meinerseits : Der Dank durch einen Permabann bekräftigt )
Der aber wohl für wiederholtes Fehlverhalten an anderer Stelle ausgesprochen wurde. Zumal der:die User:in wohl auch eine entsprechende Vorgeschichte hatte.

Du kannst auch nicht Polizeibeamte beleidigen und auf Straffreiheit hoffen, nur weil Du davor den entscheidenden Hinweis zur Ergreifung eines Bankräubers geliefert hast.

Edit: Okay, Wudan hatte das schon erklärt. Hmpf.
freiform
Beiträge: 131
Registriert: 28. Apr 2021, 08:51

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von freiform »

Rigolax hat geschrieben: 15. Dez 2021, 00:46Verübte Plagiate sind ja schon sehr stigmatisierend in unserer Gesellschaft, ich möchte sagen tendenziell schon teils irrational stark stigmatisiert.

Wer eine Arbeit unter der Prämisse "Selbst angefertig ohne Anwendung von anderen Mitteln und Quellen als den Angegebenen" anfertig und dann vorsätzlich dagegen handelt, ist ein Betrüger bzw. eine Betrügerin. Punkt. Wer in der Folge besser bezahlte Jobs bekommt bzw. höher eingestuft wird (oder sich von den Steuerzahlenden aushalten lässt), bereichert sich entsprechend unzulässigerweise. Wie nennt man soetwas?

Das dann ausgewiesene Betrüger*Innen trotzdem in Amt und Würden bleiben bzw. erst noch hineingewählt werden, ist der eigentliche Skandal. Dass es eine große Gruppe gibt, die entweder keinen entsprechenden (akademischen) Hintergrund hat und deswegen Probleme mit der Einordnung ("das bisschen Abschreiben, haben wir in der Schule auch gemacht...") oder schlichtweg keinen Anstand, und damit dieses Verhalten bagatellisiert, das ist das Irrationale.
Zuletzt geändert von freiform am 15. Dez 2021, 09:13, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2949
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Felidae »

Zu Plagiaten generell - und warum sie auch bei Politiker:innen relevant sind: Ich meine, sie sagen etwas wesentliches über den CHARAKTER eines Menschen aus. Ist es bei einem Verteidigungsminister erheblich, ob seine Doktorarbeit in einem völlig anderen Themengebiet wissenschaftlich sauber ist? Nein, höchstwahrscheinlich nicht.

Aber ist es bei einem Minister erheblich, ob er bei etwas so wichtigem wie seiner Dissertation sorgfältig arbeitet oder faul ist? Ob er anständig arbeitet oder klaut? Ob er, wenn er erwischt wird, Reue zeigt oder auch noch solange alles abstreitet, bis es gar nicht mehr anders geht? Das sind doch sehr wesentliche grundsätzliche Fragen, die eine Menge über einen Menschen allgemein aussagen. Und das rechtfertigt dann durchaus auch einen Rücktritt.

Und speziell zu dem RBTV-Mitarbeiter: Die ganzen Spekulationen hier sind müssig, wieviel oder wie wenig geistiges Eigentum anderer Kolleg:innen er geklaut hat. Das ist mittlerweile extrem gut dokumentiert, dass er wirklich RICHTIG viel geklaut hat. Unter anderem auch bei direkten RBTV-Kolleginnen wie Antje. Oder auch bei David Hain. Und das über einen sehr langen Zeitraum, auch schon vor seiner RBTV-Anstellung. "Im Zweifel für den Angeklagten" zieht da schon längst nicht mehr.
Benutzeravatar
bluttrinker13
Beiträge: 4873
Registriert: 4. Jun 2016, 22:44

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von bluttrinker13 »

Für mich als Wissenschaftler ist der Umgang mit Plagiaten in Abschluss- oder Qualifikationsarbeiten vonseiten der Politik aus nur schwer zu ertragen. Das ist so ein bisschen wie mit der Steuerhinterziehung von gewissen Leuten, "Jo mei, schee ist's nicht, aber dafür hat er ja sehr viel für den deutschen Fußball getan" und so. Kotz. Die Leute gehören hart bestraft für so etwas. Ungefähr so ähnlich bestraft wie Wissenschaftler*innen oder Doktorand*innen (also echte jetzt) die in ihrer Arbeit beim Mogeln oder p-hacking oder sonstwas erwischt werden -> Karriereende, such dir was Neues. Aber nein, irgendwie ein Kavaliersdelikt...
Ich nehme mittlerweile für mich auch Berufspolitiker mit Doktorwürde persönlich nicht mehr ernst, dass da gemauschelt wird ist ja schon fast systemisch, schaut man sich die Häufigkeit an. Schaut man sich die Qualität an landet man eher bei cum und rite. Und wer meint, das sei nicht relevant für die und deren Arbeit, hat mE zu wenig mit Politikern auf Bundesebene zu tun (ich leider mehr als ich möchte, momentan). Da wird ÄUSSERST viel Wert darauf gelegt, dass auch ja immer der Titel, bei jeder fucking Anrede, mitgenannt wird. Der Status muss in jedem Falle durchkommen und wird auch aktiv vertreten. Völlig unüblich übrigens in der Wissenschaft selbst.

Deshalb volle Zustimmung zu freiform und Felidae. Leider war der Gutenberg-Rücktritt eher eine Ausnahme, und wahrscheinlich auch nur möglich unter Merkel. Wenn ich sehe, wie die jetzige Bürgermeisterin von Berlin durch die Sache gekommen ist, kotz, würg...
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2949
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Felidae »

bluttrinker13 hat geschrieben: 15. Dez 2021, 09:23 Leider war der Gutenberg-Rücktritt eher eine Ausnahme, und wahrscheinlich auch nur möglich unter Merkel.
Danke für den Gedanken. Auf die Idee, dass Merkel als Wissenschaftlerin da persönlich berufsethisch beleidigt war, bin ich bislang tatsächlich nicht gekommen. Aber es ergibt brutal viel Sinn.
Wolfgang
Beiträge: 619
Registriert: 18. Sep 2021, 11:30

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Wolfgang »

Sehr gute und wahre Gedanken von Euch.

Aber:😉
Giffey war auch unter Merkel Ministerin.
Scheuer mit seinem Plagiats-Doc auch.
Die sind alle aufgeflogen als sie Bundesminister waren.

War Merkel da schon abgestumpft.
Oder hätte sie einfach große Teile ihres Kabinetts entlassen müssen, was andere negative externale Effekte hervorruft.

Ich denke Guttenberg sah/sieht einfach sehr viele andere Potentiale, deswegen ist er dann mehr ider minder selbst gegangen. Ähnlich wie Giffey, die dann ja über 2 Jahre nach Beginn der Plagiatsaffäre zurücktrat - als sie die Chance sah Berliner Bürgermeisterin zu werden!
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2949
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Felidae »

Wolfgang hat geschrieben: 15. Dez 2021, 10:24
Giffey war auch unter Merkel Ministerin.
Scheuer mit seinem Plagiats-Doc auch.
Die sind alle aufgeflogen als sie Bundesminister waren.
Zumindest im Fall von Giffey dürfte das Timing entscheidend gewesen sein - ihr wurde der Doktortitel drei Monate vor der Bundestagswahl entzogen, als im Prinzip schon Sommerpause war. Da wäre eine Kabinettsumbildung wirklich nur noch rein symbolisch gewesen, nicht wirklich sinnvoll.

Dass Giffey von den Berliner:innen gewählt wurde, halte ich übrigens für durchaus legitim - das Volk kann ja in der Tat sagen, "Wir halten sie aus Gründen XYZ dennoch für geeignet". Aber diese Frage sollte dem Souverän halt gestellt werden. Wäre Guttenberg nach 2010 als MP-Kandidat für die CSU angetreten und gewählt worden, hätte ich mir eine Menge über die Bayern gedacht - aber es wäre demokratisch legitim gewesen.
Rigolax
Beiträge: 2162
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Rigolax »

Leonard Zelig hat geschrieben: 15. Dez 2021, 07:35
Rigolax hat geschrieben: 15. Dez 2021, 00:46 Verübte Plagiate sind ja schon sehr stigmatisierend in unserer Gesellschaft, ich möchte sagen tendenziell schon teils irrational stark stigmatisiert. Das ist fast so, als ob man einem Kind einen Lolli wegnimmt und es noch vors Schienbein tritt. Das ist fast so, als ob man von der Großmutter beim Masturbieren erwischt wurde.
Hat nicht erst vor drei Monaten Frau Giffey trotz plagiierter Masterarbeit und Dissertation die Bürgermeisterwahlen in Berlin gewonnen?

Das Problem ist doch eher sein respektloser Umgang mit der Community nachdem er auf die Plagiate aufmerksam gemacht wurde. Sowas sieht kein Arbeitgeber gerne.
Ich denke, das könnte mit einer Politiker bezogenen Plagiatsmüdigkeit in der Bevölkerung zusammenhängen, das ist ja nun nicht der erste Fall bei einem bundesweit bekannten Politiker gewesen. Vielleicht hat sich der nicht vollends falsche Eindruck eingestellt, dass Politiker bei wissenschaftlichen Abschlussarbeiten gelegentlich zum Plagiat neigen und das es kaum produktiv wäre, sich darauf zu sehr einzusteigern; so ähnlich wie wohl viele bei Steuerskandalen nur noch mit den Schultern zucken und sich denken "ach was". Könnte allerdings auch für eine gewisse Politikverdrossenheit sprechen, nach dem Motto "die betrügen doch eh alle", wobei fraglich wäre, warum man dann überhaupt wählt, falls man so denkt, aber es gibt ggf. diese Tendenz zumindest im Plagiatskontext.

Könnte man noch überlegen, inwiefern Baerbock im Sachbuchkontext durchgekommen ist oder nicht, denn der Fall sollte sicherlich stark instrumentalisiert werden, wenn's nach manch einem ging.

Ich würde jedenfalls schon sagen, dass (bewiesene) Plagiatsvorwürfe grundsätzlich stigmatisierend sind im beruflichen, journalistischen/politischen, Kontext.
freiform hat geschrieben: 15. Dez 2021, 09:03
Rigolax hat geschrieben: 15. Dez 2021, 00:46Verübte Plagiate sind ja schon sehr stigmatisierend in unserer Gesellschaft, ich möchte sagen tendenziell schon teils irrational stark stigmatisiert.
Wer eine Arbeit unter der Prämisse "Selbst angefertig ohne Anwendung von anderen Mitteln und Quellen als den Angegebenen" anfertig und dann vorsätzlich dagegen handelt, ist ein Betrüger bzw. eine Betrügerin. Punkt. Wer in der Folge besser bezahlte Jobs bekommt bzw. höher eingestuft wird (oder sich von den Steuerzahlenden aushalten lässt), bereichert sich entsprechend unzulässigerweise. Wie nennt man soetwas?
Ich will eigentlich keine erneuten Ethikdiskussionen losstarten. Was ich aber sagen will mit "tendenziell schon teils irrational stark stigmatisiert": Ich halte die Copypaste-Aktionen hier für teilweise doch ziemlich banal und im Grundsatz vermutlich gängiger im Journalismus, als man denkt. Die meisten sind nur schlauer/subtiler und formulieren etwas um, wenn keine Ideen da waren und sich auf's leere Papier erstmal ein paar Sätze raufkopiert wurden (ggf. lief es so ab). Man könnte kontraintuitiv sogar sagen, dass der RBTV-Redakteur hier auf verkappte Weise ehrlicher war. "Wissenstheoretisch" müsste man sich mal fragen, auf wie viele Arten man banale Sachverhalte, etwa Inhaltsangaben, überhaupt faktisch sinnvoll im typischen Journalistenstil ausdrücken kann. Wir kommen da etwa im Bereich der Musik, wenn jeder zweite Track vermeintlich gesampelt/geklaut sein könnte. Was ich konkret meine bei giga: https://www.reddit.com/r/rbtv_cj/commen ... n_streich/ der Thread wird explizit primär von giga verlinkt als Beispiel: https://www.giga.de/news/in-eigener-sac ... iga-autor/ (neben einem generischen Link auf das extra geschaffene Subreddit). Ich halte die Copypaste-Dinger da für journalistisch natürlich nicht zulässig, keine Frage, aber ich find's durchaus recht banal. Ich denke halt wieder eher konsequentialistisch, weil ich oftmals an die Sinnhaftigkeit des Festhaltens an höhere Normen nach dem Motto das macht man einfach nicht nicht glaube, wenn's im Einzelfall halt imho nicht viel Sinnvolles bewirkt.

Davon ab gibt's natürlich verschiedene Grade an Schwere des Betrugs, was die pauschale Zuschreibung als Betrüger meines Erachtens nicht adäquat auszudrücken vermag. Sicherlich ist es hier aber Betrug im journalistischen Sinne, weil es gegen den eigentlich gängigen und bekannten Berufsethos verstößt, also so gesehen Betrug an den Rezipienten, den internen Kollegen/dem Arbeitgeber, den anderen Journalisten/Redakteuren/Medien, von denen geklaut wurde. Es geht hier auch teils um Plagiate im Meinungskontext, was schon weitaus schwieriger ist z.B. https://www.reddit.com/r/SandroPlagiats ... _5_kopien/ (edit: oder hier: https://www.reddit.com/r/rbtv_cj/commen ... ht_selbst/) Wobei man sich da auch wieder fragen könnte, wie "ernsthaft" die Publikationen dort waren, er hat ja nicht für den Spiegel Reportagen geschrieben. Das macht's aber auch nicht okay! Mir geht's auch wieder eher um Verhältnismäßigkeit, der Grad der Falschheit.
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2949
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Felidae »

Nur der Vollständigkeit halber - die Entscheidung von RBTV. Samt einer Zusammenstellung, um was es alles geht.

https://rocketbeans.tv/blog/581/Zu-den- ... inspielern
Ingoknito
Beiträge: 752
Registriert: 19. Jul 2021, 21:55

Re: Das Filip Miucin Plagiat und aktuelle Fälle in deutschen Games-Redaktionen

Beitrag von Ingoknito »

richtige Entscheidung die Zusammenarbeit mit Sandro zu beenden. Bei einem Fall hätte man noch diskutieren können und eine "zweite Chance" wäre vielleicht möglich gewesen. Aber bei diesem Ausmaß gab es keine andere Möglichkeit.
Antworten