14000 chinesische Videospielfirmen stellen Betrieb ein

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danand
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14000 chinesische Videospielfirmen stellen Betrieb ein

Beitrag von danand »

Laut Heise.de ( https://www.heise.de/news/China-genehmi ... 18275.html )
wird in China gerade die nächste Keule geschwungen.

Vielleicht findet ihr mehr Details und Hintergründe dazu heraus. Wäre für mich ein spannendes Thema

LG
MaxDetroit
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Registriert: 2. Sep 2021, 12:40

Re: 14000 chinesische Videospielfirmen stellen Betrieb ein

Beitrag von MaxDetroit »

Ich würde sagen: Diktatur macht Diktaturdinge.

PS: Diese Seite sagt es wäre wegen "Geldanbetung" und "Verweiblichung" in Videospielen, was immer das heißen mag. ;)
https://www.derstandard.at/story/200013 ... ideospiele
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Terranigma
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Re: 14000 chinesische Videospielfirmen stellen Betrieb ein

Beitrag von Terranigma »

"Verweiblichung" bezieht sich in dem Kontext auf die Darstellung von Männern, insb. in Videospielen mit Anime-Stil auf ein u.a. androgynene Körperbild, z.B. schmale und weiche Gesichtszüge, schlanken und wenig muskulösen Körperbau, teils längere Haare, glatte Haut die nach Make-Up aussieht und u.a. auch auf Wesenszüge, d.h. wenig dmoninantes Verhalten, etc. Der Kontext ist, dass in China eine Diskussion über die "verweichlichte (weibische) Männlichkeit" geführt wird, also Jungen und junge Männer nicht im ausreichenden Maße dem Männlichkeitsideal entsprechen, welches dir Kommunistische Partei erwartet.

Diese Diskussion gibt es in nicht unähnlicher Form durchaus auch in Japan, dort wird von s.g. "Grass Dresdener Männern" 草食男子 gesprochen. Die Kritik ist ähnlich jener in China, wobei in Japan ebebso der Vorwurf folgt, die neue Generation an Männern würde nicht aktiv genug um Frauen werben, kinder- und ehelos sein und damit u.a. Das Problem der gesellschaftlichen Überalterung verstärken.


In beiden Gesellschaften steht sozusagen "Männlichkeit", die im konservativen Verständnis als nicht ausreichend männlich wahrgenommen wird - quasi das Gegenteil zum westlichen Diskurs - im Kreuzfeuer. Und in China sieht man offenbar in Videospielen einen Mitschuldigen.
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PhelanKell
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Re: 14000 chinesische Videospielfirmen stellen Betrieb ein

Beitrag von PhelanKell »

@Terranigma

Das verwundert mich nicht. Die Diskussion gibt es ja etwas abgemildert auch in der "westlichen" Welt.
Aber vor allem Japan/Korea war das zu erwarten. Bei wie vielen Manga / Anime wird einem beim Namen erst bewusst, dass das ein Junge / junger Mann sein soll und kein Mädchen / junge Frau.

Kannst Du zu dem Thema nicht einmal eine Folge machen?
Speziell natürlich auf das Thema, aber auch zu dem Phänomen der androgynen Charaktere?!
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Terranigma
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Re: 14000 chinesische Videospielfirmen stellen Betrieb ein

Beitrag von Terranigma »

PhelanKell hat geschrieben: 6. Jan 2022, 07:41Speziell natürlich auf das Thema, aber auch zu dem Phänomen der androgynen Charaktere?!
Da ist bereits etwas in Arbeit, u.a. auch im Eingedenk des visuellen Designs der Figuren in Genshin Impact. Aber in den aktuellen Weihnachtsferien liefen 86 Klausuren über meinen Schreibtisch und ich hab' gerade keinen Kopf und Nerv für noch mehr Arbeit. Aber da wird was kommen. :D
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kami
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Re: 14000 chinesische Videospielfirmen stellen Betrieb ein

Beitrag von kami »

Terranigma hat geschrieben: 5. Jan 2022, 11:11 "Verweiblichung" bezieht sich in dem Kontext auf die Darstellung von Männern, insb. in Videospielen mit Anime-Stil auf ein u.a. androgynene Körperbild, z.B. schmale und weiche Gesichtszüge, schlanken und wenig muskulösen Körperbau, teils längere Haare, glatte Haut die nach Make-Up aussieht und u.a. auch auf Wesenszüge, d.h. wenig dmoninantes Verhalten, etc.
Also viele Anime-, Manga- und JRPG-Figuren mögen aussehen wie Frauen, verhalten tun sie sich aber im Allgemeinen ganz dem konservativen Männlichkeitsbild entsprechend. Denke darum, dass es hier tatsächlich ums Aussehen und weniger um die Wesenszüge geht.
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Flo
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Re: 14000 chinesische Videospielfirmen stellen Betrieb ein

Beitrag von Flo »

Terranigma hat geschrieben: 6. Jan 2022, 11:34
PhelanKell hat geschrieben: 6. Jan 2022, 07:41Speziell natürlich auf das Thema, aber auch zu dem Phänomen der androgynen Charaktere?!
Da ist bereits etwas in Arbeit, u.a. auch im Eingedenk des visuellen Designs der Figuren in Genshin Impact. Aber in den aktuellen Weihnachtsferien liefen 86 Klausuren über meinen Schreibtisch und ich hab' gerade keinen Kopf und Nerv für noch mehr Arbeit. Aber da wird was kommen. :D
Interessant. Das wirft die Frage auf, warum für die Ankläger hier manche spezifischen Dinge die sich die Jugend angeblich von Videospielen und/oder Anime abschaut verwerflich sind, und andere nicht. Ich habe mal gehört, dass diese Onigirazus (Reissandwitchdingsis) in einem Anime vorkamen, bevor sie sich breitflächig etablierten. Aber einen Aufschrei, dass Onigirazus ein Angriff auf die traditionelle Küche ist, habe ich nicht vernommen und halte ich auch für unwahrscheinlich.

Es muss also ein Wertesystem geben, an dem bemessen wird, was erwünscht und was nicht erwünscht ist. Die Klage gegen die Darstellung spezifischer Aspekte in den Medien dient dann ja doch nur als Proxy, um dieses Wertesystem durchzusetzen, oder übersehe ich da einen Fehler in meiner Denke? Wenn dem so ist, dann kann eine Diskussion, ob "Männer verweiblicht werden" ja gar nicht konstruktiv statt finden, weil eine solche Diskussion auf der Annahme statt findet, dass es möglich ist, dass "Männer verweiblicht" werden können. Und wenn diese Annahme akzeptiert wird, dann kann man ja schwerlich noch den Ankläger widersprechen. Um das Thema zu packen müsste man tiefer gehen und das Wertesystem erforschen.

Darf man sich also über eine Betrachtung der Entwicklung der Geschlechterrollen in Japan freuen? Oder soll das noch ein Geheimnis bleiben? Meine Vorfreude leuchtet jedenfalls schon lichterloh!
Dr_Hasenbein
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Re: 14000 chinesische Videospielfirmen stellen Betrieb ein

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Diese Debatte gibt es sehr wohl auch im westlichen, es ist allerdings abgemildert, weil es nicht PC genug ist. Allerdings gibt es die Debatte. Ob es einen Zusammenhang mit den steigenden Zahlen von Singlehaushalten gibt, müsste man aber wohl erst mal untersuchen.
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Terranigma
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Re: 14000 chinesische Videospielfirmen stellen Betrieb ein

Beitrag von Terranigma »

Flo hat geschrieben: 10. Jan 2022, 10:07Es muss also ein Wertesystem geben, an dem bemessen wird, was erwünscht und was nicht erwünscht ist. Die Klage gegen die Darstellung spezifischer Aspekte in den Medien dient dann ja doch nur als Proxy, um dieses Wertesystem durchzusetzen, oder übersehe ich da einen Fehler in meiner Denke? Wenn dem so ist, dann kann eine Diskussion, ob "Männer verweiblicht werden" ja gar nicht konstruktiv statt finden, weil eine solche Diskussion auf der Annahme statt findet, dass es möglich ist, dass "Männer verweiblicht" werden können. Und wenn diese Annahme akzeptiert wird, dann kann man ja schwerlich noch den Ankläger widersprechen. Um das Thema zu packen müsste man tiefer gehen und das Wertesystem erforschen.

Darf man sich also über eine Betrachtung der Entwicklung der Geschlechterrollen in Japan freuen? Oder soll das noch ein Geheimnis bleiben? Meine Vorfreude leuchtet jedenfalls schon lichterloh!
Ich würde es nicht als "Proxy" bezeichnen, weil es ja keine Um- oder Ablenkung von der "Problematik" ist, wohl aber ergibt sich die Problematik ausgehend vom Wertesystem der Kritiker. Die Kommunistische Partei übt schließlich keine Stilkritik und setzt eine Zensur durch, weil sie das androgyne Aussehen von Männern ästhetisch nicht ansprechend empfindet oder keinen Körperschmuck sehen will, sondern weil dies dies als Ausdruck einer Wesensänderung bei Männern begreift, welche sie ausgehend von ihrem jeweiligen Männlichkeitsverständnis ablehnt. Insofern stimme ich zu, dass es im Kern um die banale Frage geht, inwiefern Männer frei über ihr Aussehen und Verhalten bestimmten dürfen, inwiefern dies im Einzelnen im Widerspruch zu althergebrachten Männlichkeitsvorstellungen steht und inwiefern der Staat das Recht besitzt diesbezüglich zu reglementieren. Hier zeigen sich etwa zwischen Japan und China, in denen beide Diskurse existieren, dann doch die systemischen Unterschiede: in Japan wird eine öffentliche Diskussion geführt, in China wird zensiert.

In beiden Fällen fußen die Diskurse, wie du sagst, auf der Annahme, dass man bestimmte Körperformen, Körperschmuck, usw. als genuin 'männlich' oder 'weiblich' kategorisieren kann. Nur wenn man z.B. "Ohrringe" als ein genuin weiblichen Körperschmuck definiert ergibt es innerhalb dieser Logik Sinn das Tragen von Ohrringen als ein Beispiel für "Verweiblichung" heranzuziehen. Sofern man diese Grundannahme allerdings nicht teilt, dass sich Kleidung, Körperformen, u.Ä. dichotom nach Geschlecht unterscheiden lassen, ergibt dieser Diskurs keinen Sinn. Mit gewisser historischer Bildung - die schreibe ich mir mal zu - zeigt sich als größe Bruchstelle dieser Diskurse zumeist, dass sie die einem selbst bekannte Gegenwart als Absolut setzen und nur davon ausgehend die Konzepte 'männlich' und 'weiblich' in diesem Hinblick definieren. Wenn man sich etwa nur anschaut, wie vielfältig Mode in Europa war - Stichwort: Gehrock, Kniestrümpfe, Perrücken für Männer, o.Ä. - die zu ihrer Zeit als Ausdruck von Männlichkeit galten, heutzutage aber nicht, so ist ersichtlich, dass diese Konzepte selbst zeit- und ortgebunden sind und die Frage, ob nun z.B. Ohrringe oder lange Haare bei Männern ein Beispiel für "Verweiblichung" sind oder nicht, sehr ziel- und schlussendlich auch bedeutungslos sind.


Mit Geschlechterrollen, o.Ä. würde ich das allerdings nicht in einen Topf werfen. Da gibt es natürlich Zusammenhänge, aber ich denke es ist übersichtlicher, wenn man das trennt. Soetwas wie Geschlechterrollen und insb. den Umgang mit Abweichungen von gedachten "Normalitäten" wäre wohl ein Thema für sich. Da ist die japanische Gesellschaft ein sehr interessanter Fall, gerade sie selbst im Vergleich zu Deutschland derart kollektivisch geprägt ist. Aber ich glaube da wäre so'n Spiel wie "Persona" ein besserer Anschauungsobjekt, um sich anhand dessen mal anzuschauen, was in Japan als "normal" gilt, was Normalität überhaupt ist, wie Geschlechterrollen geprägt sind und wie mit 'Andersartigkeit' umgegangen wird. ... Vielleicht mal in den Sommerferien. :D
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