Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

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krub3r
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Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von krub3r »

Hallo liebes thepod-Team,
mich würde mal eure Meinung dazu interessieren und ob ihr glaubt das Nachwuchsgewinnung so überhaupt funktionieren kann? Vorallem Jochens Meinung zum rollenspielartigen Design würde mich interessieren.

https://www.metzgerhandwerk.de/nachwuchs/

Beste Grüße und bleibt gesund
krub3r
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GamingLord80
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von GamingLord80 »

Wenn selbst Vergünstigungen wie ein kostenloser Führerschein die Kids nicht fürs Handwerk erweichen kann, dann sich auch keine auf RPG gemachte Stellenausschreibung.

Es wollen halt alle studieren und dann hinter max. 35 Std arbeiten. Am besten mit Gleitzeit und neuerdings Homeoffice.
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Desotho
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Desotho »

Puh, schwer zu sagen. Ich glaube der Effekt ist eher homöopathisch. Dazu müssen die Leute ja zuerst auf die Seite geraten.

kA wie das heute aussieht, aber damals war vielen in meiner Klasse nicht so klar was sie nach dem Abi machen wollen. Da war man vorher mal beim Arbeitsamt, hat sich in Aktenordnern :ugly: angeschaut was es so gibt, einen lustigen Test gemacht (nachdem ich heute Gärtner sien müsste) und das war's. Ok, ich glaube bei niemandem stand Metzger irgendwo in der Top 100.

Dem Ersteller der Webseite würde ich da nichts vorwerfen, aber ich glaube man muss ggf. schauen dass man einfach überhaupt in die Erwägungen bei der Jobsuche reinkommt. Ich möchte wetten meine Vorstellung von den Berufen in dem Bereich sind ziemlich falsch.



Herrje die verkaufen sogar Merchandise wie Metzger-Kondome ... naja, können die Kids üben wie die Wurst in den Darm kommt ...
El Psy Kongroo
Rigolax
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Rigolax »

GamingLord80 hat geschrieben: 17. Jan 2022, 17:23 Es wollen halt alle studieren und dann hinter max. 35 Std arbeiten. Am besten mit Gleitzeit und neuerdings Homeoffice.
Bei "wollen" bin ich mir nicht so sicher, jedenfalls kein intrinsisches "wollen", ich denke eher, es wird oftmals eine extrinsische Notwendigkeit gesehen in Bezug auf ein Studium als berufliche Qualifikation; wie sonst sollte perspektivisch ein akzeptables Auskommen gesichert sein, bei absehbarer wirtschaftlicher Lage, den Verhältnissen in Deutschland und ferner der EU allgemein. Gerade auch mitschwingend beim Stichwort "Homeoffice", wenn einkalkuliert, dass Unsicherheiten ausgehend von pandemischen Geschehen oder im Kontext der Klimakatastrophe (wieder) auftreten könnten, sich die berufstätige Gesellschaft (wieder) aufteilt in (potentielle) Homeworker und Nicht-Homeworker und allgemein die soziale Schere noch wachsen dürfte und man sich nicht auf die Güte des künftigen Sozialstaats verlassen will.

Hier schwingt, so scheint mir, ein impliziter Vorwurf gegenüber "dem Nachwuchs" mit, doch ist er nicht auch systemisches Opfer, ein Opfer der Umstände? Wäre es um "das Handwerk" nicht in realiter und in den Köpfen derart schlecht bestellt, würde die Bereitschaft für Ausbildungen dort wohl auch höher sein, denn ich denke nicht, dass wirklich "alle" inhärent studieren wollen oder gar "lebenslang lernen", was gemeinhin mit Berufen assoziiert wird, für die man studiert haben sollte (aus gesellschaftlicher Sicht; ob man für sie auch immer studiert haben muss, ist ein anderes Thema), wirklich erstreben -- alleine die Bezeichnung, "lebenslanges lernen", wirkt selbst auf mich wie eine Strafe, denn wer möchte denn wirklich ein Leben lang lernen, wenn es nicht intrinsisch motiviert ist, das klingt ja wie eine lebenslange (Freiheits-)Strafe -- natürlich lernen macht u.U. Spaß, wenn man jedenfalls sich aussuchen kann, was man lernt. Aber was weiß ich, ich habe ja kein abgeschlossenes Hochschulstudium, vielleicht ist mein Mindset ja "falsch" und man müsste vielmehr froh sein, wenn man (lebenslang) lernen "darf". Das soll auch keineswegs implizieren, dass man für handwerkliche Berufe nicht lebenslang lernen muss, jedenfalls natürlich heutzutage selbstverständlich; das macht es vielleicht sogar noch schlimmer, dann kann man ja auch gleich studieren gehen, eh, und dann gibt's ja auch die eher praxisorientierte Fachhochschulen, also muss ja nicht die Hardcore-Theorie einer forschungsorientierten Universität sein.

In Bezug auf den eigentlichen Thread: Ich frag mich teils, mit welchen Motivationen solche Themenvorschläge unterbreitet werden, besteht denn hier eine Verbindung zum Handwerk allgemein oder diesem speziellen Projekt? Ich meine das nicht als Vorwurf, ich frag mich das nur manchmal.

Ich würde da jedenfalls erstmal fragen, wer die Zielgruppe ist, klar, primär Schulabgänger, die ggf. im Metzgerhandwerk tätig sein wollen. Werden die aber von solchen Textwüsten angesprochen? Ich mein das nicht herablassend oder dergleichen, ich mein nur: lesen denn Jugendliche heutzutage gerne solche längeren Texte, mutmaßlich auch die Zielgruppe, die doch nicht eher studiert? Vielleicht sind das ja meine Ressentiments? Oder geht's dann eher darum, dass man mal durchscrollt und schmunzelt, so "hah, die haben ja Humor und sind voll am Zeitgeist dran", also der Text an sich gar nicht sooo wichtig ist? Okay, könnte vielleicht sein, wobei ich eher befürchte, dass hier viele Jugendliche dann doch "cringe" denken, hmm. Oder will man damit gleich eine bestimmte Zielgruppe ansprechen, die das vielleicht sogar tatsächlich (substantiell) liest?

Konkret: Bisschen schräg imho, dass man direkt zweimal betont, erster und zweiter Absatz, dass es ein "ehrbares Handwerk" sei -- if you have to say it (twice). Okay, ich versteh wohl warum, auch betont die Würde des Tieres zu verteidigen innerhalb der Fiktion, das gesellschaftliche Standing, steht ja auch schon zurecht in der Kritik die Fleischindustrie allgemein, vielleicht auch zu pauschal teils; ich möchte hier aber auch kein flammendes Plädoyer für Vegetarismus und Veganismus halten, ich esse ja selbst noch Fleisch. Wobei ich denke, dass das Handwerk allgemein auch eher konservativere Schichten als Berufsoption nach wie vor anspricht (oder ist das ein Vorurteil) und wenn das so ist, dann passt imho zumindest auch das allgemeine Design, also das ist in Bezug auf die Ausgestaltung der Charaktere ja eher kompatibel mit den Geschichten von Robert E. Howard ("Conan") und nicht ins Auge springend (sogenannt) progressiv orientiert.
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Crenshaw
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Crenshaw »

Rigolax hat geschrieben: 17. Jan 2022, 19:16
GamingLord80 hat geschrieben: 17. Jan 2022, 17:23 Es wollen halt alle studieren und dann hinter max. 35 Std arbeiten. Am besten mit Gleitzeit und neuerdings Homeoffice.
Bei "wollen" bin ich mir nicht so sicher, jedenfalls kein intrinsisches "wollen", ich denke eher, es wird oftmals eine extrinsische Notwendigkeit gesehen in Bezug auf ein Studium als berufliche Qualifikation; wie sonst sollte perspektivisch ein akzeptables Auskommen gesichert sein, bei absehbarer wirtschaftlicher Lage, den Verhältnissen in Deutschland und ferner der EU allgemein.
ich denke, das ist eine Verbindung aus Elternwunsch, nicht so richtig wissen was man machen soll und deshalb erstmal studiert, dann noch irgendwelche Statistiken, die zeigen das Studierte im Durchschnitt mehr verdienen (was natürlich nur für eine begrenzte Anzahl von Studiengängen wirklich gesichert ist)

ich denke, viel wirkungsvoller wären mal Vergleich, was verdiene ich als Metzger, Schreiner usw. und was verdiene ich wenn ich "irgendwas mit Medien" (als Beispiel) studiert habe und vllt auch mal ein bisschen Arbeitsbedingungen
Rigolax
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Rigolax »

Crenshaw hat geschrieben: 17. Jan 2022, 20:24
Die elterliche Prägung dürfte sicherlich ein gewichtiger Faktor sein, insbesondere im germanischen Raum, wo ja immer noch viel auf "Titel" gegeben wird und snobistisch geneigte Teile der "höheren" Schichten natürlich auf ein Studium insistieren, um das familiäre Prestige (vermeintlich) zu wahren, aber auch die "unteren" Schichten so weit möglich sich zwecks perspektivischem Gewinn erwünschen, dass der Nachwuchs studiert (doctor or lawyer!). So verbleiben vielleicht noch eher Teile der Mittelschicht, sogar eher bildungsbürgerliche Verhältnisse, die sich mit einem handwerklichen Ausbildungswunsch abfinden könnten, obwohl das eher kontraintuitiv klingen mag und vielleicht meine Fiktion darstellt, hmm. Jedenfalls dürfte bei Teilen der Mittelschicht eher weniger der monetäre Druck vorhanden sein, sich besser stellen zu wollen, aber gleichzeitig auch eine gewisse nicht gesehene Determination in beruflicher Hinsicht. Wohl ist die Chancengleichheit aber auch noch nicht derart, dass sozial weniger gut gestellte wünschenswert gleichberechtigt -- dank Maßnahmen wie Bafög -- auch tatsächlich zum Studium greifen können bzw. dazu ermächtigt werden, würde ich meinen, wobei ich die aktuellen Statistiken zu dem Thema spontan nicht kenne.

Sicherlich ist es auch verkürzt und grob vereinfacht zu suggerieren, dass ein Studium immer in einem höheren Auskommen und Job-Sicherheit resultiert und dass das Gegenteil im Handwerk niemals nie gegeben sei. Gerade wenn das Handwerk von Berufsanwärtern geschmäht wird, wird es ja im Sinne beruflicher Angebot/Nachfrage-Verhältnisse im Grunde eigentlich immer nur noch attraktiver, zumindest müsste es in der Theorie so sein (ob das immer tatsächlich so ist, siehe beim Thema Pflege, na ja). Bleibt dann das Stigma "mit den Händen" tätig zu sein, wobei das natürlich auch für einige Berufsgruppen mit sehr gutem Auskommen zutrifft, denn so wird etwa ein Chirurg eher nicht im Home-Office tätig sein können. Langfristig bedrohlich ist aber wohl die absehbare berufliche Automatisierung, für Schreiner und co. etwa, und auch, dass in wenigen Dekaden wohl so ca. 98% des Fleischkonsums aus Laborfleisch bestehen wird und der gemeine "Metzger" dann wohl mit Petrischalen hantiert.

Dann hat man das Argument der "Selbstverwirklichung" gerade im Medienkontext, wobei dort der Quereinstieg natürlich auch sehr gerne akzeptiert wird, jedenfalls auch wohl zusammenhängend mit dem eher wenig konservativen Mindset bei vielen Medienschaffenden, die auf formale Qualifikationen nicht so viel wert legen. Andererseits würde ich auch meinen, man kann sich auch im Handwerk selbst-verwirklichen, warum nicht, es hat ja schon etwas counter-culture-haftes, sich in einer solch digitalisierten Zeit für eine eher physische und gar traditionelle Tätigkeit zu entscheiden und es kann ja auch sehr befreiend sein, keinen (subjektiv so wahrgenommenen) "Bullshit" zu produzieren, sondern fassbare Objekte von nachweislicher Relevanz, keine "digitalen Güter", also wieder Thema subjektive Sinnhaftigkeit von Arbeit.
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Braincrack
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Braincrack »

Das viele Handwerksbetriebe Nachwuchsprobleme haben ist schon sehr vielfältig - oft sind die Branchen dort auch selber schuld. Fand Tischler, Metzger damals schon cool, aber mit nen Lehrlingsgeld von 150€ (Ja, pro Monat) verging mir die Lust daran - und sowas prägt nunmal, auch bei denjenigen die heute Eltern sind.

Kumpel hatte damals Tischler gelernt, dafür 170€ bekommen, keine Übernahmegarantie (oder Chance) und als Dank immer am malochen.

Ich glaube nicht das es heutzutage wesentlich besser ist, ist ja auch viel einfacher laut rum zu schreien auf die schlimme Jugend die nicht mehr arbeiten will oder sonstiges und dann rumzuheulen das man keine Auszubildenen findet. Selbes Problem übrigens im Einzelhandel, wo man auch heute auf garkeinen Fall anfangen sollte eine Ausbildung zu machen - allein wegen der Zukunftsaussichten.
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GamingLord80
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von GamingLord80 »

Rigolax hat geschrieben: 17. Jan 2022, 19:16
GamingLord80 hat geschrieben: 17. Jan 2022, 17:23 Es wollen halt alle studieren und dann hinter max. 35 Std arbeiten. Am besten mit Gleitzeit und neuerdings Homeoffice.
Bei "wollen" bin ich mir nicht so sicher, jedenfalls kein intrinsisches "wollen", ich denke eher, es wird oftmals eine extrinsische Notwendigkeit gesehen in Bezug auf ein Studium als berufliche Qualifikation; wie sonst sollte perspektivisch ein akzeptables Auskommen gesichert sein, bei absehbarer wirtschaftlicher Lage, den Verhältnissen in Deutschland und ferner der EU allgemein. Gerade auch mitschwingend beim Stichwort "Homeoffice", wenn einkalkuliert, dass Unsicherheiten ausgehend von pandemischen Geschehen oder im Kontext der Klimakatastrophe (wieder) auftreten könnten, sich die berufstätige Gesellschaft (wieder) aufteilt in (potentielle) Homeworker und Nicht-Homeworker und allgemein die soziale Schere noch wachsen dürfte und man sich nicht auf die Güte des künftigen Sozialstaats verlassen will.

Hier schwingt, so scheint mir, ein impliziter Vorwurf gegenüber "dem Nachwuchs" mit, doch ist er nicht auch systemisches Opfer, ein Opfer der Umstände? Wäre es um "das Handwerk" nicht in realiter und in den Köpfen derart schlecht bestellt, würde die Bereitschaft für Ausbildungen dort wohl auch höher sein, denn ich denke nicht, dass wirklich "alle" inhärent studieren wollen oder gar "lebenslang lernen", was gemeinhin mit Berufen assoziiert wird, für die man studiert haben sollte (aus gesellschaftlicher Sicht; ob man für sie auch immer studiert haben muss, ist ein anderes Thema), wirklich erstreben -- alleine die Bezeichnung, "lebenslanges lernen", wirkt selbst auf mich wie eine Strafe, denn wer möchte denn wirklich ein Leben lang lernen, wenn es nicht intrinsisch motiviert ist, das klingt ja wie eine lebenslange (Freiheits-)Strafe -- natürlich lernen macht u.U. Spaß, wenn man jedenfalls sich aussuchen kann, was man lernt. Aber was weiß ich, ich habe ja kein abgeschlossenes Hochschulstudium, vielleicht ist mein Mindset ja "falsch" und man müsste vielmehr froh sein, wenn man (lebenslang) lernen "darf". Das soll auch keineswegs implizieren, dass man für handwerkliche Berufe nicht lebenslang lernen muss, jedenfalls natürlich heutzutage selbstverständlich; das macht es vielleicht sogar noch schlimmer, dann kann man ja auch gleich studieren gehen, eh, und dann gibt's ja auch die eher praxisorientierte Fachhochschulen, also muss ja nicht die Hardcore-Theorie einer forschungsorientierten Universität sein.

In Bezug auf den eigentlichen Thread: Ich frag mich teils, mit welchen Motivationen solche Themenvorschläge unterbreitet werden, besteht denn hier eine Verbindung zum Handwerk allgemein oder diesem speziellen Projekt? Ich meine das nicht als Vorwurf, ich frag mich das nur manchmal.

Ich würde da jedenfalls erstmal fragen, wer die Zielgruppe ist, klar, primär Schulabgänger, die ggf. im Metzgerhandwerk tätig sein wollen. Werden die aber von solchen Textwüsten angesprochen? Ich mein das nicht herablassend oder dergleichen, ich mein nur: lesen denn Jugendliche heutzutage gerne solche längeren Texte, mutmaßlich auch die Zielgruppe, die doch nicht eher studiert? Vielleicht sind das ja meine Ressentiments? Oder geht's dann eher darum, dass man mal durchscrollt und schmunzelt, so "hah, die haben ja Humor und sind voll am Zeitgeist dran", also der Text an sich gar nicht sooo wichtig ist? Okay, könnte vielleicht sein, wobei ich eher befürchte, dass hier viele Jugendliche dann doch "cringe" denken, hmm. Oder will man damit gleich eine bestimmte Zielgruppe ansprechen, die das vielleicht sogar tatsächlich (substantiell) liest?

Konkret: Bisschen schräg imho, dass man direkt zweimal betont, erster und zweiter Absatz, dass es ein "ehrbares Handwerk" sei -- if you have to say it (twice). Okay, ich versteh wohl warum, auch betont die Würde des Tieres zu verteidigen innerhalb der Fiktion, das gesellschaftliche Standing, steht ja auch schon zurecht in der Kritik die Fleischindustrie allgemein, vielleicht auch zu pauschal teils; ich möchte hier aber auch kein flammendes Plädoyer für Vegetarismus und Veganismus halten, ich esse ja selbst noch Fleisch. Wobei ich denke, dass das Handwerk allgemein auch eher konservativere Schichten als Berufsoption nach wie vor anspricht (oder ist das ein Vorurteil) und wenn das so ist, dann passt imho zumindest auch das allgemeine Design, also das ist in Bezug auf die Ausgestaltung der Charaktere ja eher kompatibel mit den Geschichten von Robert E. Howard ("Conan") und nicht ins Auge springend (sogenannt) progressiv orientiert.
Und genau hier liegt das Problem. Durch ein Studium verdient man nicht unbedingt besser. Bzw. erhält überhaupt einen Job. Denn wie viele Sozialwissenschaftler, BWL, usw brauchen wir? Es gibt genug Studiengänge wo von Anfang an klar ist, dass man danach kein Auskommen haben wird.
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Voigt
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Voigt »

Oder man studiert, wird Diplom Ingenieur und sucht dann trotzdem 2 Jahre bundesweit einen Job, bis man was findet, was zwar Ingenieur ist, aber im Endeffekt nix mit Studium zu tun hat.
Rigolax
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Rigolax »

GamingLord80 hat geschrieben: 18. Jan 2022, 12:25 Und genau hier liegt das Problem. Durch ein Studium verdient man nicht unbedingt besser. Bzw. erhält überhaupt einen Job. Denn wie viele Sozialwissenschaftler, BWL, usw brauchen wir? Es gibt genug Studiengänge wo von Anfang an klar ist, dass man danach kein Auskommen haben wird.
Man kann auch etwa Maschinenbau studieren, ein gemeinhin nicht einfaches Studium, und dann gefühlt ewig nach einem Job suchen, um dann faktisch doch nur in der IT quer einzusteigen. Soll wohl vorkommen.

Aber was brauchen "wir"? Ich fühle mich da nicht angesprochen, von mir aus sollte grundsätzlich immer studiert werden, was persönlich glücklich macht, und von mir aus können "wir" demnächst auch zur Abwechslung mal den Anarcho-Primitivismus ausprobieren. -- Meines Erachtens ist dieser utilitaristische Ansatz absehbar nicht mehr tragbar in Bezug auf den Arbeitsmarkt, das wird noch gesamtgesellschaftlich bitter erkannt werden, dass es irgendwann nicht mehr sinnig sein wird, überhaupt eine Vollbeschäftigung theoretisch zu erstreben. Von mir aus brauchen wir jedenfalls auch weitaus mehr fähige Sozialwissenschaftler, vielleicht würden manche Vorgänge dann ja besser verstanden werden.

Und was sollen das für Studiengänge sein, wo klar ist, ja so regelrecht prädestiniert, dass man kein Auskommen danach haben wird? Selbst die obskurste Geisteswissenschaft wird zumindest ein potentielles Auskommen in der Lehre bieten, wobei das natürlich nur für die wenigsten Absolventen realistisch greifbar sein wird und mir bewusst ist, wie prekär es auch im Wissenschaftsbetrieb oftmals zugeht und was für Drangsalierungen auftreten können.

Vielleicht doch am besten wie der hier angeblich machen: https://www.pcgamer.com/au/this-person- ... t-noticed/ "This person fully automated their $90K IT job and the boss still hasn't noticed". "The job in question is just some super simple, highly repetitive work involving the transfer and verification of thousands of digital documents and photos to the cloud. OP notes, 'I quickly realized this was the only task they expected me to perform in my 8-hour shift. This was in no way an 8-hour job, so I was stuck pretending to work at the office most of the time.'" -- Mehr Bullshit-Job geht ja wohl kaum.

PS: Find's ja super, wenn meine Beiträge gelesen werden, aber der Fullquote ist too much imho. :ugly:
Voigt
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Voigt »

Rigolax hat geschrieben: 18. Jan 2022, 18:19 Man kann auch etwa Maschinenbau studieren, ein gemeinhin nicht einfaches Studium, und dann gefühlt ewig nach einem Job suchen, um dann faktisch doch nur in der IT quer einzusteigen. Soll wohl vorkommen.
Hey es war Werkstoffwissenschaft, ist bloß selbe Fakultät Maschinenwesen wie Maschinenbau. Und es ist Messtechnik und da selbst Programme für die Mess- und Auswerteprogramme für die Maschine schreiben.
:D
Vermute bezieht dich aber auf jemand anderem, dem es auch so ähnlich ergangen ist.
Insgesamt haben die meisten meiner Kommilitonen so ca. 1 Jahr bundesweit gesucht, bevor die nach dem Studium eine Stelle gefunden haben. Das dann auch bei beidem, Werkstoffwissenschaft und Maschinenbau. Bei mir halt dann bloß 2 Jahre Suche, statt 1 Jahr.

Vermute als geskillter Handwerker wäre ich wohl schneller untergekommen, aber braucht man auch erstmal das Geschick dafür. Keine Ahnung ob ich es mit einer Geisteswissenschaft nochmal soviel schwerer gehabt hätte, also mit meinem Ingenieursabschluss eine Stelle zu finden.
meomeomeo
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von meomeomeo »

Die geburtenschwachen Jahrgänge bei gleichzeitigem Ausscheiden der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt machen Mitarbeiter begehrt. Und hier den schwarzen Peter der Jugend zuzuschieben ("die wollen alle nur studieren und faul sein") habe ich schon oft gesehen, trägt aber auch nicht dazu bei ein besseres Image für das Handwerk zu schaffen.

Ich habe in so weit gerade viel mit Handwerkern zu tun, dass ich ein Haus kernsaniert habe bzw. Firmen dafür engagiert habe. Die Tiraden kamen quasi ungefragt von fast jedem Handwerksmeister, der da war um ein Angebot zu machen. Nie auch nur eine Spur von Selbstreflexion, warum da keine guten Leute zur Lehre wollen, nur gezeter, dass die ja alle zu weich sind und was studieren und gammeln wollen. Ich habe auch studiert und habe einen fordernden, gut bezahlten Bürojob, was das Gemecker bei mir noch etwas absurder machte.

Videospiele helfen da bestimmt kein Stück, ein fairerer Umgang mit Mitarbeitern (der Tonfall ist schon arg übel zum Teil) und eine bessere Bezahlung bringt da viel mehr.
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lipt00n
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von lipt00n »

meomeomeo hat geschrieben: 24. Jan 2022, 09:42 ein fairerer Umgang mit Mitarbeitern (der Tonfall ist schon arg übel zum Teil) und eine bessere Bezahlung bringt da viel mehr.
this.

Ich habe noch immer den Eindruck, auf vielen Baustellen ist noch 1972 -inkl. Frauenbild und Weltanschauung. Möglicherweise ist das nur ein Vorurteil, aber das reicht ja auch schon: Wenn lauter 16jährige das Vorurteil teilen, ist klar, wieso sich niemand dafür entscheidet.

Die Begründung mit "zu faul und lieber Abi und Studium" ist natürlich viel zu profan, mMn hat man sich bildungspolitisch und gesellschaftlich in den letzten Jahrzehnten aber auch alle Mühe gegeben, Haupt- und Realschulabschlüsse zu entwerten.

Die gute Seite ist: Man kann mit vielen Taxifahrer*innen in Großstädten Unterhaltungen auf akademischem Niveau führen...
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GamingLord80
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von GamingLord80 »

Woher kommt denn dein Eindruck?
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Voigt
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Voigt »

Weiß nicht wie es bei lipt00n ist, kann da nicht für ihn sprechen, bei mir war es aber so dass in der WG einer Holzbau studierte, aber ähnlich wie ich lange keinen Job in dem Bereich gefunden hatte. Ist halt relativ eng gesteckt, konstruktive Berechnung für Bau von Carports, Balkons und so.
Da hat er sich nach dem Studium relativ lange Zeit mit Zeitarbeit über Wasser gehalten, solange er weitergesucht hat.
Zeitarbeit unter anderem auch direkt aufm Bau und hat halt von da erzählt. Und da schon ähnlich was lipt00n meinte.

Das war dann aber wirklich Baustelle und nicht Handwerker allgemein. Handwerker die vom Vermieter geschickt wurden im Schäden in der Wohnung zu fixen waren bei den kurzen Gesprächen an sich freundlich, haben aber jetzt auch nicht viel erzählt, wie die über Nachwuchs oder ihr Frauenbild denken.
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Smutje187
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Smutje187 »

Man darf auch bei dem Thema nicht ganz die finanzielle Seite vergessen - ich bin auf nem 5000-Einwohner-Dorf groß geworden, da kann man als Handwerker, der bei den Eltern in der Einliegerwohnung wohnt (mieten kann man sich da fast nix, aber jedes zweite Haus hat 150+qm) recht luxuriös leben - aber mit dem Gehalt in eine größere Stadt ziehen? Oder umgekehrt, als Städter dann raus aufs Land, damit man sich als Handwerker auch mal ordentlichen Wohnraum leisten kann? Nicht so attraktiv, außer man mag das Landleben, dann kann das wirklich finanziell interessant sein.
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GamingLord80
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von GamingLord80 »

Na der Vergleich passt nicht. Auch die meisten Berufe außerhalb des Handwerks können sich das Leben in einer Stadt nicht mehr leisten. Dazu zählen auch relativ gut bezahlte Berufe.
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Raptor 2101
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Raptor 2101 »

GamingLord80 hat geschrieben: 17. Jan 2022, 17:23 Es wollen halt alle studieren und dann hinter max. 35 Std arbeiten. Am besten mit Gleitzeit und neuerdings Homeoffice.
Das klingt ja fast vorwurfsvoll. Seit dem ich denken kann (bin in den 80er geboren), wird Gymnasium als "DIE SCHULFORM" schlechthin gepriesen. Haupt und Realschulen wurden immer hinten angestellt. Als ich ins Berufsleben eingestiegen bin, brauchte man für eine Kassierer/in bei Karstadt einen Abi Schnitt von 2 :ugly: Seit mindestens 40 Jahren wird den heranwachsenden Eingetrichtert, das Bildung der einzige schlüssel zum erfolg ist. Aktuell bei einer meiner Töchter spielen sich in der Klasse ganzen Dramen ab, ob man nun aufs Gymi darf oder "nur" auf die anderen Schulen ... Dieser Generation vorzuwerfen, dass sie, bei passender Auswahl, immer die für sich beste Option wählt ist einfach nur unfair.

Es herrscht halt gerade Arbeitskräftemangel - da müssen sich die Arbeitgeber halt mal ein bisschen ins zeug legen. Videospiele als "Lockmittel" zeigen da nur die Verachtung. Halten sie die Jugendlichen für so bescheuert? Ordentliches Gehalt, Familienfreundliche Arbeitszeiten und brauchbare Zukunftsperspektiven sollten für den Anfang reichen

PS: als ich vor ca 4 Jahren bei uns in der Abteilung an "Einstellungsgesprächen" beteiligt war, waren erschreckend viele Notfall Sanies dabei. Alle als Quereinsteiger Ende 20/Anfang 30. Die haben alle akzeptiert, dass sie wie "frisch übernommene" Azubis eingruppiert werden. Und das war noch vor Corona, ich will nicht wissen, wie jetzt die Quereinsteiger-Quote ist ...
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Smutje187
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Re: Nachwuchsgewinnung im Handwerk mit Videospielen

Beitrag von Smutje187 »

GamingLord80 hat geschrieben: 25. Jan 2022, 20:27 Na der Vergleich passt nicht. Auch die meisten Berufe außerhalb des Handwerks können sich das Leben in einer Stadt nicht mehr leisten. Dazu zählen auch relativ gut bezahlte Berufe.
Das ist aber leider irrelevant, weil die schlecht bezahlten Berufe nicht unbedingt eine Alternative haben :D freischaffende „was mit Medien“ müssen vermutlich bei Agenturen in Städten arbeiten, während der Heizungsbauer, der Nachwuchs sucht, 250m von meinem Elternhaus entfernt ist, am Waldrand.
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