Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

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Rick Wertz
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Rick Wertz »

Feamorn hat geschrieben: 29. Apr 2022, 12:56 Mein Stand war, dass irgendwas knapp über 10 Minuten aktuell wohl der Sweetspot ist. Das ist für mich halt schon ziemlich kurz (insbesondere im genannten Kontext). ;)
10 Minuten sind veraltet, das war früher so. Ein sinnvolles Minimum sind heute 8 Minuten, weil ab der Länge Unterbrecherwerbung geschaltet wird. Das ist auch der Grund, weshalb viele dieser kurzen Videos so viel sinnloses Füllgelaber enthalten.
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Lurtz
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Lurtz »

tanair hat geschrieben: 2. Mai 2022, 10:51 Interessant ist übrigens auch der Beitrag über Game Star und Biomutant.

Game Star hat einige bezahlte "Werbe" Videos über Biomutant gemacht, wo sie das Spiel hochloben. Als dann der eigentliche Review erschien waren viele Dinge, die sie so hoch gelobt haben plötzlich nicht mehr so toll und Game Star hat eine schlechte Wertung für Biomutant abgegeben.
Aber das ist ja eher ein Beispiel, dass das System funktioniert. Insofern, dass die redaktionelle Meinung von der bezahlten Meinung abweichen kann.

Problem ist nur, dass da natürlich bewusst mit dem Vertrauen in Einzelpersonen gespielt wird und oft gar nicht gut ersichtlich ist, was jetzt bezahlte Meinung und was die unabhängige Meinung ist. Wenn man sich die Kommentare zu solchen Artikeln anschaut, gibt es durchaus nicht wenige, die selbst bei richtiger Kennzeichnung das nicht gut und intuitiv auseinander halten können, das wurde AFAIK auch schon in diversen Studien nachvollzogen. Sonst gäbe es diese Werbeform wohl auch nicht, wenn es nicht grundsätzlich effektiv wäre.
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Yano
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Yano »

Zum Stand des deutschen Spielejournalismus muss ich aktuell an "Die 100 besten Story-Spiele aller Zeiten" der Gamestar denken.

Da ist z.b. ein Call of Duty vor einem Silent Hill 2, und ein Planescape: Torment gar nicht erst anwesend ^^

https://www.gamestar.de/artikel/die-100 ... 79749.html
Rince81
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Rince81 »

Yano hat geschrieben: 3. Mai 2022, 06:49 Zum Stand des deutschen Spielejournalismus muss ich aktuell an "Die 100 besten Story-Spiele aller Zeiten" der Gamestar denken.

Da ist z.b. ein Call of Duty vor einem Silent Hill 2, und ein Planescape: Torment gar nicht erst anwesend ^^

https://www.gamestar.de/artikel/die-100 ... 79749.html
Keine Ahnung wie alt Du mittlerweile bist, schau Dir aber mal das Alter der Redakteure der Gamestar Redakteure an. Da dürften die wenigsten Planescape: Torment aktiv in ihrer Spielerkarriere erlebt haben und eine Playstation 2 um Silent Hill 2 seinerzeit gespielt zu haben dürfte vermutlich an Eltern und Jugendschutz gescheitert sein. Das sagt daher weniger etwas über den Stand des Spielejournalismus, sondern über den Generationenkonflikt. :mrgreen:
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DieTomate
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von DieTomate »

Rince81 hat geschrieben: 3. Mai 2022, 09:02 Keine Ahnung wie alt Du mittlerweile bist, schau Dir aber mal das Alter der Redakteure der Gamestar Redakteure an. Da dürften die wenigsten Planescape: Torment aktiv in ihrer Spielerkarriere erlebt haben
In der Liste stehen auch Spiele wie:
Day of the Tentacle (1993)
Chrono Trigger (1995)
Final Fantasy 7 (1997)
Grim Fandango (1998)
Half-Life (1998)
Baldur’s Gate 2 (2000)
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Feamorn
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Feamorn »

Rince81 hat geschrieben: 3. Mai 2022, 09:02
Yano hat geschrieben: 3. Mai 2022, 06:49 Zum Stand des deutschen Spielejournalismus muss ich aktuell an "Die 100 besten Story-Spiele aller Zeiten" der Gamestar denken.

Da ist z.b. ein Call of Duty vor einem Silent Hill 2, und ein Planescape: Torment gar nicht erst anwesend ^^

https://www.gamestar.de/artikel/die-100 ... 79749.html
Keine Ahnung wie alt Du mittlerweile bist, schau Dir aber mal das Alter der Redakteure der Gamestar Redakteure an. Da dürften die wenigsten Planescape: Torment aktiv in ihrer Spielerkarriere erlebt haben und eine Playstation 2 um Silent Hill 2 seinerzeit gespielt zu haben dürfte vermutlich an Eltern und Jugendschutz gescheitert sein. Das sagt daher weniger etwas über den Stand des Spielejournalismus, sondern über den Generationenkonflikt. :mrgreen:
Bei solchen Listen würde ich ja immer gerne wissen, wie viele Nominierungen die jeweiligen Spiele bekommen haben. Das würde zum einen helfen, das Ganze etwas besser in Relation zu setzen und wäre zum anderen gerade für solche Gedanken wie der zu den Generationen einfach interessant zu sehen. Am besten noch zu jedem Spiel, wieviele Mitglieder der Redaktion (also an der Abstimmung Teilnehmenden) das überhaupt gespielt haben. Aber das ist bei der Größe des Teilnehmerpools, und einer eher nischigen Frage/spitzen Zielgruppe, vermutlich etwas viel Aufwand... Spannend fände ich es dennoch! :mrgreen:
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von MaxDetroit »

Yano hat geschrieben: 3. Mai 2022, 06:49 Zum Stand des deutschen Spielejournalismus muss ich aktuell an "Die 100 besten Story-Spiele aller Zeiten" der Gamestar denken.

Da ist z.b. ein Call of Duty vor einem Silent Hill 2, und ein Planescape: Torment gar nicht erst anwesend ^^

https://www.gamestar.de/artikel/die-100 ... 79749.html
:D Beste Begründung warum solche Top Listen allgemein absoluter Schrott sind. Aber Menschen scheinen ja auf Rankings und Listen zu stehen, das sieht man ja schon bei der Bundesliga Tabelle. Irgendwas animalisches tief in uns drin muss da wohl drauf anspringen. Anordnen, kategorisieren, vergleichen, in Reihenfolge bringen. Obwohl man wie hier wieder mal Äpfel mit Birnen vergleicht bei einer höchst subjektiven Geschmacksfrage wie der Güte der "Story". Und jede dieser Listen hält dann maximal drei, vier Jahre lang bis sie wieder hoffnungslos veraltet ist. Ich korrigiere, die sind schon veraltet sobald man sie erstellt hat.

Ich bin wie viele andere auch der Meinung das sich der Spielejournalismus weg von der Kaufberatung hin mehr zum Feuilleton bewegen muss, und das streckenweise auch schon tut. Wertungssysteme, Top Listen (die 10 besten Edelstahltoaster), Pro und Kontra Vergleichslisten, all dieser pseudo-objektive Schickschnack den alle so liebgewonnen haben, ist auch gleichzeitig die größte Schwäche und das größte Problem des Spielejournalismus.

Früher war das sogar noch sinniger, als ich nicht wusste ob ein Spiel auf meinem Rechner überhaupt laufen würde (Wing Commander, Crysis), da waren auch teils die technischen Aspekte eines Spiels noch wesentlich gewichtiger und eine Kaufberatung hinsichtlich Hardwareanforderung durchaus angebracht. Heute laufen Spiele im Durchschnitt wesentlich stabiler und auf wesentlich mehr Hardware, am Ende geht es dann meist nur noch um Auflösung und FPS und nicht mehr so stark und Minimum-Specs. Bugfeste kommen seltener vor, aber es gibt sie immer noch (siehe Cyberpunk) - da darf man dann gerne auch mal objektiv sagen: Finger weg, dad Spiel ist (noch) zu verbuggt. Trotzdem wäre es früher einfacher gewesen eine Top Liste anhand der technischen Qualitäten wie der Grafik zu erstellen, da sahen einige Spiele einfach noch besser aus als andere und waren technisch weiter, heute haben wir es dafür mehr mit Artstyles und künstlerischen Entscheidungen zu tun. Und das sind wieder mehr subjektive Geschmacksfragen, z.B. ob mir ein Artstyle gefällt oder eben nicht. Ein guter Kritiker kann noch analysieren was der gewählte Artstyle zum Spielprinzip und der Story beiträgt, so was. Eine Top Liste über die besten Artstyles wäre hingegen lächerlich.

Dazu kommt der technische Fortschritt, wenn man ein Top-Spel von 1999 mit einem vom heute vergleicht, dann verliert das alte Spiel meist in allen Bereichen. Von der Grafik bis hin zu UX, UI und Controls. Da hat sich einfach zu viel getan. Diesen krassen Fortschritt hast du bei Filmen und Büchern aber nicht, da kannst du noch einen Film von 1980 mit einem von 2020 besser vergleichen. Das ist was besonderes Spielen, macht aber Top Listen a la beste Spiele aller Zeiten nahezu unmöglich. Da kannst du keine vernünftige Reihenfolge reinbringen weil die Sprünge pro Dekade einfach viel zu groß sind.

Wenn sich dann am Ende jemand beschwert das in einer Top Liste Spiel X fehlt oder Spiel Y vor Spiel Z ist, dann kann ich das nur noch als Satire verstehen auf etwas blödsinniges wie die Top Liste selbst. ;)
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Rince81 »

DieTomate hat geschrieben: 3. Mai 2022, 09:09
Rince81 hat geschrieben: 3. Mai 2022, 09:02 Keine Ahnung wie alt Du mittlerweile bist, schau Dir aber mal das Alter der Redakteure der Gamestar Redakteure an. Da dürften die wenigsten Planescape: Torment aktiv in ihrer Spielerkarriere erlebt haben
In der Liste stehen auch Spiele wie:
Day of the Tentacle (1993)
Chrono Trigger (1995)
Final Fantasy 7 (1997)
Grim Fandango (1998)
Half-Life (1998)
Baldur’s Gate 2 (2000)
Deus Ex (2000)
Imho kein Wiederspruch - im Gegenteil. Bei Dott gibt es ein recht aktuelles Remaster, ein Chrono Trigger oder Final Fantasy konnte man auch in seiner Kindheit eher spielen als ein Silent Hill und ist seitdem zigmal für zig Plattformen wiederveröffentlicht worden - Chrono Trigger kannst Du auch 2008 auf dem Nintendo DS erlebt haben. Ein Baldurs Gate, ein Half-Life oder ein Deus Ex hat man bei einer beabsichtigten Karriere im Spielejournalismus vermutlich zumindest irgendwann mal nachgeholt.
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Feamorn »

MaxDetroit hat geschrieben: 3. Mai 2022, 09:21
:D Beste Begründung warum solche Top Listen allgemein absoluter Schrott sind. Aber Menschen scheinen ja auf Rankings und Listen zu stehen, das sieht man ja schon bei der Bundesliga Tabelle. Irgendwas animalisches tief in uns drin muss da wohl drauf anspringen. Anordnen, kategorisieren, vergleichen, in Reihenfolge bringen. Obwohl man wie hier wieder mal Äpfel mit Birnen vergleicht bei einer höchst subjektiven Geschmacksfrage wie der Güte der "Story". Und jede dieser Listen hält dann maximal drei, vier Jahre lang bis sie wieder hoffnungslos veraltet ist. Ich korrigiere, die sind schon veraltet sobald man sie erstellt hat.
[...]
Ich stehe auch auf Listen, im powermetal.de Forum stellen wir auch immer wieder Band-Bestenlisten und was weiß ich auf. Aber das ist am Ende ja immer einfach nur ein Vehikel für Diskussionen. Man kann ja auch so eine Liste wie die von der GS jetzt einfach "feuilletonistisch" Lesen, einfach die Zahl am jeweiligen Eintrag ignorieren und die jeweiligen Kurzbeiträge als Empfehlungen/Kurzbetrachtungen lesen, warum der jeweilige Redakteur das Spiel mag und betrachtenswert empfindet. Streit, warum Spiel X nun hinter Spiel Y gelandet ist, sind in der Tat müßig. Aber wenn da mehr als eine Bildunterschrift zu jedem Spiel steht, kann ich da oft schon noch einen Nutzen raus ziehen, auch wenn ich weiß, dass das Ranking eigentlich vergebene Mühe ist.
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von DieTomate »

Rince81 hat geschrieben: 3. Mai 2022, 09:30 Ein Baldurs Gate, ein Half-Life oder ein Deus Ex hat man bei einer beabsichtigten Karriere im Spielejournalismus vermutlich zumindest irgendwann mal nachgeholt.
Aber Planescape nicht? Das bekam 2017 auch eine Enhanced Edition.
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von MaxDetroit »

Feamorn hat geschrieben: 3. Mai 2022, 09:35
MaxDetroit hat geschrieben: 3. Mai 2022, 09:21
:D Beste Begründung warum solche Top Listen allgemein absoluter Schrott sind. Aber Menschen scheinen ja auf Rankings und Listen zu stehen, das sieht man ja schon bei der Bundesliga Tabelle. Irgendwas animalisches tief in uns drin muss da wohl drauf anspringen. Anordnen, kategorisieren, vergleichen, in Reihenfolge bringen. Obwohl man wie hier wieder mal Äpfel mit Birnen vergleicht bei einer höchst subjektiven Geschmacksfrage wie der Güte der "Story". Und jede dieser Listen hält dann maximal drei, vier Jahre lang bis sie wieder hoffnungslos veraltet ist. Ich korrigiere, die sind schon veraltet sobald man sie erstellt hat.
[...]
Ich stehe auch auf Listen, im powermetal.de Forum stellen wir auch immer wieder Band-Bestenlisten und was weiß ich auf. Aber das ist am Ende ja immer einfach nur ein Vehikel für Diskussionen. Man kann ja auch so eine Liste wie die von der GS jetzt einfach "feuilletonistisch" Lesen, einfach die Zahl am jeweiligen Eintrag ignorieren und die jeweiligen Kurzbeiträge als Empfehlungen/Kurzbetrachtungen lesen, warum der jeweilige Redakteur das Spiel mag und betrachtenswert empfindet. Streit, warum Spiel X nun hinter Spiel Y gelandet ist, sind in der Tat müßig. Aber wenn da mehr als eine Bildunterschrift zu jedem Spiel steht, kann ich da oft schon noch einen Nutzen raus ziehen, auch wenn ich weiß, dass das Ranking eigentlich vergebene Mühe ist.
Ich würde sagen das wenn man das wie Du betrachtet da auch nichts gegen den Spass einzuwenden ist. Ich mache mir auch mal gerne meine persönlichen Top Listen (z.B. auf imdb) - aber das ist mein privater Spass. Leider gibt es dann viel zu viele die das dann wieder viel zu ernst nehmen und dann wird über Positionierungen und was weiß ich gestritten, bei den Wertungen ja das gleiche, wenn da wieder einmal um ein paar Prozentpunkte gerungen wird. Dabei geht mir meist die Diskussion über die eigentlichen interessanten Inhalte eines Spiels verloren - Was macht das Spiel anders? Was ist daran besonderes? Was macht die Faszination aus, wo geht diese verloren? Warum zündet der Funke hier nicht? usw. usw. - stattdessen bekomme ich: Das bekommt nur eine 84 und schrammt am Gold vorbei! Oh mein Gott! Skandal! ;)
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Felidae
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Felidae »

Ach herrje, schon wieder Gamestar hier im Forum...

Ich empfehle all den Empörten - als Zusatz zu Rince' Einwand - sich nochmal Jochens Aussagen zum Thema "alte Spiele nachholen" vor Augen zu führen, grade erst wieder im letzten Mailbag: Die Zeit, die man investieren müsste, um allumfassend informiert zu sein, hat kein Mensch. Schon bei AKTUELLEN Veröffentlichungen nicht, geschweige denn auch noch in die Vergangenheit. Natürlich hat auch mich bei den Gamestar-Listen schon häufig geschmerzt, wo manche Spiele gelandet sind (wenn überhaupt) - aber ja, das ist letztlich mein Problem. Nicht das der nachkommenden Generationen. Denn DIE kann auch nix dafür, dass spielenswerte Klassiker - so sie denn überhaupt noch heute laufen/verfügbar sind - in der Regel MINDESTENS zwanzig Stunden Lebenszeit verlangen. Oft sogar mehr.

Also an Waldorf und Stadler und Co: Manchmal gibt es auch ganz praktische Gründe für was. Die rein gar nix mit Inkompetenz zu tun haben.

Und dass bestimmte Klassiker dann trotzdem in der Liste landen, könnte schlicht mit dem Wahlsystem zusammenhängen: Nehmen wir mal an, jede:r Redakteur:in vergibt Platz eins bis zehn. Dann können paar alte Spiele mit einer sehr starken Fangemeinde in der Redaktion durchaus in der Liste landen, wohingegen andere, die zwar schon als "sehr gut aber nicht meine Top 3" gesehen werden, dann halt rausfliegen.
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Rince81 »

Ich mache mir mal den Spaß, sind nur die ersten paar Seiten der Liste und bestätigt erfreulicherweise meine Aussage. :ugly:
Sören Diedrich: Morrowind wird immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben. Denn es war eines der ersten großen Rollenspiele, an das ich mich als zartes Redakteurspflänzchen von 12 Jahren getraut habe.
Gloria H. Manderfeld: Als vor wenigen Tagen ein neuer Monkey Island-Teil angekündigt wurde und im Trailer dazu die altbekannte Musik lief, wurde ich sofort direkt in meine Kindheit katapultiert. Monkey Island 2 war eines der ersten Adventures, das ich gemeinsam mit meinem Papa am PC gespielt habe.
Fabiano Uslenghi: Monkey Island 3 wird für immer einen ganz besonderen Ehrenplatz in meinem Regal einnehmen. Denn es ist das erste Spiel, das ich in meinem Leben aktiv und bewusst gespielt habe. Damals noch gemeinsam mit meiner Schwester und meinem Vater, da ich im Alter von fünf Jahren eben noch etwas überfordert war. Woher soll ein Fünfjähriger denn auch wissen, wie man einen Kompass baut!
Sören Diedrich: Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis. Der kleine Sören kann gerade so über den Schreibtisch gucken, da startet er Jedi Knight 2 und hat mit der Story rund um den gefallenen Jedi-Ritter Kyle Katarn mehr Spaß als mit Episode 1 (und das will was heißen, denn als Bub habe ich den Streifen geliebt!).
Selbst der "alte Sack" der Redaktion hat Chrono Trigger "nur" nachgeholt:
Heiko Klinge: Chrono Trigger ist wie Planescape Torment, Deus Ex oder Ocarina of Time eines dieser angeblich »besten Spiele aller Zeiten«, auf die sich irgendwie alle einigen können, die ich aber aus den unterschiedlichsten Gründen zum Release verpasst und erst Jahre später nachgeholt habe.

Nicht immer konnte ich die Faszination nachempfinden, der Zahn der Zeit nagt eben selbst an Meisterwerken. Bei Chrono Trigger war das anders, als ich es schließlich 2009 auf dem Nintendo DS durchspielen konnte.
Selbst ein anderer alter Sack klagt:
Michael Graf: System Shock 2 nur auf Platz 56, okay, jetzt fühle ich mich alt. Denn viele jüngere Kolleginnen und Kollegen kennen diesen Meilenstein gar nicht, weil sie zum Release anno 1999 lieber Zeichentrick-Schildkröten huldigten oder Taschenmonster sammelten, statt gute Spiele zu genießen.
Die Liste entspricht der Spieleerfahrung der Redaktion und das ist völlig okay.
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CybernetikFrozone
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von CybernetikFrozone »

Bin ja für mehr Feuilleton bei Gamestar, Gamepro und the Pod.
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DieTomate
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von DieTomate »

Ich bin nicht empört, sondern nur verwirrt, dass ausgerechnet das Story-Spiel schlechthin, welches sonst überall als erstes genannt wird, nicht nachgeholt wird. Aber ich will nicht weiter nerven.
Empören könnte ich mich eher darüber, dass Pathologic nicht genannt wird.
MaxDetroit
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von MaxDetroit »

DieTomate hat geschrieben: 3. Mai 2022, 14:56 Ich bin nicht empört, sondern nur verwirrt, dass ausgerechnet das Story-Spiel schlechthin, welches sonst überall als erstes genannt wird, nicht nachgeholt wird. Aber ich will nicht weiter nerven.
Empören könnte ich mich eher darüber, dass Pathologic nicht genannt wird.
Ne, in den Top Listen dürfen nur Spiele vorkommen die von der breiten Masse bereits gekannt und als gut empfunden wurden. Oder so Klassiker, die jeder kennt und ständig lobt, aber nur die wenigsten wirklich gespielt haben. Hier werden einfach nur möglichst irgendwelche gemeinsamen Nenner gesucht, mehr nicht.

:arrow: And now to something completely different ... ;)

Nebenbei, ich weiß nicht ob es hier rein passt, aber ich finde gerade auch den Stand der Filmkritiken und hier besonders der Kritiken von Serien gerade echt beschämend. Da nennen sich irgendwelche Menschen Kritiker und Journalisten - und man sieht der Wertungen zu ganzen Staffeln von Serien auf Metacritic und Rotten Tomatoes - und das liest sich teils als hätten die die ganze Serie gesehen - aber zu 99% haben die sich nur die erste oder die ersten beiden Folgen angeschaut und geben dann ein Top oder Flop für die ganze Staffel. Was zur Hölle ist das bitte für "Journalismus"?

Siehe hier zu "We own this City" - da ist erst eine Folge (bzw. jetzt gerade die zweite) raus, und das Dingen wird schon komplett bewertet: https://www.rottentomatoes.com/tv/we_own_this_city/s01
Oder bekommen gewisse Kritiker die ganze Staffel zugeschickt + NDA? Ich habe das Gefühl das dem meist überhaupt nicht so ist.

Kein Wunder wenn die mittlerweile das ganze Budget und gute Writing ganz am Anfang verbraten und dann die Staffelmitte strunzen langweilig und mittelmäßig wird. Das ist für mich gerade ärgerlich, weil ich jetzt mehrere so "hochgelobte" Serien angefangen habe, die dann ganz schnell ganz hart nachgelassen haben.
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Rodario »

Die Topliste ging für mich im Großen und Ganzen eigentlich in Ordnung. Das ist halt eine Liste der Aktuellen GameStar Redaktion wo auch klar die persönlichen Vorlieben mit einfließen.
Klar meine Topliste würde wohl anders aussehen und für mich ist es unverständlich das Max Payne 1 vor Max Payne 2 landet (für mich hat der erste Teil nichtmal was in der Liste verloren) und ich verstehe auch nicht warum Planscape Torment nicht vorkommt.
Das ist halt schlechter Geschmack ;-P aber kein schlechter Journalismus.
Schlechter Journalismus ist für mich eher fehlende Recherche oder absichtliches schwammiges Formulieren und das abrutschen in Halbwahrheiten.
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Rince81 »

MaxDetroit hat geschrieben: 3. Mai 2022, 15:01 Da nennen sich irgendwelche Menschen Kritiker und Journalisten - und man sieht der Wertungen zu ganzen Staffeln von Serien auf Metacritic und Rotten Tomatoes - und das liest sich teils als hätten die die ganze Serie gesehen - aber zu 99% haben die sich nur die erste oder die ersten beiden Folgen angeschaut und geben dann ein Top oder Flop für die ganze Staffel. Was zur Hölle ist das bitte für "Journalismus"?

Siehe hier zu "We own this City" - da ist erst eine Folge (bzw. jetzt gerade die zweite) raus, und das Dingen wird schon komplett bewertet: https://www.rottentomatoes.com/tv/we_own_this_city/s01
Oder bekommen gewisse Kritiker die ganze Staffel zugeschickt + NDA? Ich habe das Gefühl das dem meist überhaupt nicht so ist.
Bereits im ersten dort verlinkten journalistischen Review steht ganz klar:
Whole series screened for review. Premiering on HBO every Monday night, starting April 25th.
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Wolfgang
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Wolfgang »

Rince81 hat geschrieben: 4. Mai 2022, 01:36
MaxDetroit hat geschrieben: 3. Mai 2022, 15:01 Da nennen sich irgendwelche Menschen Kritiker und Journalisten - und man sieht der Wertungen zu ganzen Staffeln von Serien auf Metacritic und Rotten Tomatoes - und das liest sich teils als hätten die die ganze Serie gesehen - aber zu 99% haben die sich nur die erste oder die ersten beiden Folgen angeschaut und geben dann ein Top oder Flop für die ganze Staffel. Was zur Hölle ist das bitte für "Journalismus"?

Siehe hier zu "We own this City" - da ist erst eine Folge (bzw. jetzt gerade die zweite) raus, und das Dingen wird schon komplett bewertet: https://www.rottentomatoes.com/tv/we_own_this_city/s01
Oder bekommen gewisse Kritiker die ganze Staffel zugeschickt + NDA? Ich habe das Gefühl das dem meist überhaupt nicht so ist.
Bereits im ersten dort verlinkten journalistischen Review steht ganz klar:
Whole series screened for review. Premiering on HBO every Monday night, starting April 25th.
Ich finde es so ätzend wie du in vielen Threads Dir eine nicht zu 100% passende Kleinigkeit raussuchst und so (oft genug erfolgreich) versuchst korrekte Gesamtaussagen komplett zu kippen.

Ja, für die allermeisten Serien gibt es ein paar wenige Episoden an Kritiker vorab, darauf basiert dann das Review für die gesamte Season. Und ja, das ist ein Problem. In beide Richtungen. Genauso wie bei Games, die nicht lange genug gespielt werden. Lässt sich bei Serien schwerlich verhindern. Müsste man aber zumindest transparenter darstellen, was wenige Reviewer und kein Aggregator macht.

PS: MaxDetroit hatte das Pech für sein Argument eine Mini-Series zu wählen, die komplett vorlag.
Yano
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Re: Themenvorschlag: Stand des deutschen Spielejournalismus

Beitrag von Yano »

Jochen im Feierabendbier zur Liste welche zum Aufnahmezeitpunkt nur bis Platz 3 ging:
"Planescape:Torment wird ganz sicher noch kommen "^^
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