Meine aktuellen Probleme mit The Pod
Verfasst: 9. Nov 2019, 13:55
Hallo da draußen!
Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich diesen Post schreiben soll oder nicht. Bin mir immer noch nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, aber es brennt mir jetzt schon länger auf der Seele.
Zur Einordnung: Ich bin seit der Witcher-Folge Hörer des Projekts und 5$-Backer seit das Tier erstellt wurde. Mir ist aufgefallen, dass ich in letzter Zeit nicht mehr bis 0:00 Uhr aufbleibe, um die neueste Folge sofort zu hören und dass ich generell weniger Spaß und Interesse an den Inhalten habe.
Jetzt habe ich die letzten Wochen mal damit verbracht, zu reflektieren, woran das liegen könnte. Es geht hier natürlich um meine ganz persönliche Meinung und ich bin mir sicher, dass mir bei jedem einzelnen Punkt irgendjemand (zumindest innerlich) widersprechen wird.
Das ganze soll auch nicht in die Richtung „Früher war alles besser“ oder „Damals wart ihr cool“ gehen. Der Großteil der Punkte ist genauso auf eure Anfänge anwendbar. Vielleicht habe ich auch schlichtweg unfaire Erwartungen und Ansprüche entwickelt.
Hier sind meine wichtigsten Probleme, die Reihenfolge hat keine tiefere Bedeutung:
1. Immergleiche Konstellationen
Gefühlt gibt es kaum Variation in der Zusammenstellung der Gesprächspartner. Kombinationen wie Andre + Jochen und Sebastian + Andre sind extrem häufig. Andere mögliche Konstellationen kommen fast gar nicht zustande.
Haben Jochen und Sebastian einen einzigen Sonntagspodcast zusammen aufgenommen? Hat Nina je mit Jochen gepodcastet? Haben Sebastian und Wolfgang schonmal etwas zu zweit diskutiert? Gab es schonmal eine Folge mit Dom und Andre? Weiß Wolfgang überhaupt, dass Dom Teil des Teams ist?
Ich überspitze natürlich und mit Sicherheit habe ich einzelne Folgen vergessen. Der Fakt, dass ich als Hörer fast jeder Episode diese Fragen nicht eindeutig mit Ja beantworten kann, ist meiner Meinung nach bedenklich.
Gerade dann, wenn 5 Folgen pro Woche erscheinen, wäre ein wenig Abwechslung in der Zusammenstellung und Gesprächsdynamik sehr wünschenswert.
2. Gast Recycling
Klingt viel fieser, als es gemeint ist. Ich mag wiederkehrende Gäste wie Maurice, Petra und Ralf sehr gerne. Der letzte Sonntagspodcast mit einem Gast, der vorher noch nicht bei The Pod zu hören war, scheint für mich 35 Folgen her zu sein (Runde 204 mit Speckobst).
Wenn ich jemanden vergessen habe, tut es mir leid. Für mich sind neue Gäste gefühlt eher selten. Es gibt doch so viele Menschen, die interessante Dinge zu digitalen Spielen zu sagen haben. Gerade neue Perspektiven tun den Diskussionen sehr gut.
3. Blinde Flecken überall
Die Spiele, die ihr besprecht, sind sich alle sehr ähnlich. Ihr verlasst nur ganz selten eure Komfortzone und meidet (laut eigener Aussage) andere Themen bewusst.
Mobile games, browser games, multiplayer, eSports und der ganze mixed reality Bereich (VR, AR, ARG) sind nur ein paar Beispiele, die mir auf die Schnelle einfallen.
Die gesamte audiovisuelle Ebene von Spielen findet bei euch auch keine Beachtung. Zur Musik nennt ihr, wenn man Glück hat, das Genre. Das Sound Design wurde in meiner Erinnerung noch nie angesprochen. Das Visuelle wird oft in zwei Sätzen abgehakt.
4. Unangenehme Gesprächsführung
Manche Folgen musste ich wegen dem Ton der Unterhaltung abbrechen oder nach vorne spulen. Besonders die Folgen „Runde #170: Die Publisher des Schreckens“, „Runde #202: Die Zukunft ist umsonst“ und die Diskussion von Jochen und Wolfgang zur Gamesförderung sind mir negativ im Gedächtnis geblieben.
Ich habe in meiner Freizeit keine Lust zu hören, wie sich Leute ständig ins Wort fallen, die Stimmen erheben oder beleidigt und nachtragend sind, weil ein Kollege die eigene Idee nicht gut findet.
Gerade bei Runde #202 habe ich mich an Talkshows à la Markus Lanz erinnert gefühlt.
5. Neue alte Formate
Die „neuen“ Formate funktionieren für mich überhaupt nicht. Größtenteils, weil sie nicht neu sind.
Das „Feierabendbier“ unterscheidet sich nicht von Sonntagsfolgen oder Magazins Spezial, die ihr dann und wann mal gemacht habt und eine oberflächlich recherchierte Besprechung von News-Themen und Aufregern ist als Idee sehr generisch. Dasselbe kriege ich bei fast jeder Gaming-Website und jedem Gaming-Podcast.
„Aber Warum?“ ist eine Aneinanderreihung von Viertelstunden / Mini-Wertschätzungen mit gelegentlichen Unterbrechungen durch den namensgebenden Ausruf. Dazu kommt für mich noch der fade Beigeschmack der Effizienz im Sinne von „Andre, es gibt doch so viel, was du außerhalb des Podcasts spielst. Das muss sich doch auch irgendwie in Inhalt umwandeln lassen.“. Ich möchte nicht unterstellen, dass das die Intention war. Es ist in der Wirkung auf mich nur sehr unvorteilhaft.
Der „Filmpodcast“ ist eine Wertschätzung plus 5 Minuten Spekulation darüber, wie die Filmemacher womöglich über Gamer denken.
Umso enttäuschter war ich, als ihr die Einstellung von „Git Gud“ bekanntgegeben habt. Hier hattet ihr ein wirklich neues Format. Neuer Themenschwerpunkt, neuer formaler Aufbau (durch eingeschobene Tagebucheinträge) und eine neue Methodik.
6. Eingestellte Formate
Bei vielen meiner Lieblingsformate kann ich nur noch davon ausgehen, dass sie eingestellt wurden. Leider sind es für mich gerade die eingestellten Formate, die innovativ waren und über klassische Spiele-Besprechung hinausgehen.
Die letzte Folge „Wer macht denn sowas?“ ist 7 Monate her. Zu „Well Played“ gab es seit über einem Jahr nichts mehr. Bei „Post Mortem“ ist es nun fast genau ein Jahr.
Alle drei Formate hatten die schöne Gemeinsamkeit, dass endlich Leute zu Wort kamen, die sonst nie nach ihrer Meinung gefragt werden.
7. Veränderung alter Formate und unklarer Fokus
„En Detail“ und „Walkthrough“ sind immer noch meine beiden absoluten Lieblingsformate. Bei beiden habe ich das Gefühl, dass der einzigartige Fokus des Formats immer mehr verschwindet.
„Walkthrough“ hat damit gestartet, Bereiche der Spieleentwicklung zu beleuchten. Mittlerweile geht es dann manchmal um konkrete Spiele (oft einfach eine Wertschätzung mit Wolfgang), mal um Events wie den DCP (kein Unterschied zu einer Sonntagsfolge) und mal tatsächlich um Game Development Themen wie die letzte Folge zum Pitching.
Mir gefällt das Format immer dann am besten, wenn ihr einen Experten einladet. Zwei Insider unterhalten sich über ein Thema und Jochen als Outsider nimmt die Position des Hörers ein und stellt die richtigen Fragen.
Bei „En Detail“ weiß ich gar nicht, wie ich die Veränderung beschreiben soll. Auch hier geht es manchmal um ein komplettes Spiel, mal um eine Teilsequenz (die ersten 10 Minuten), mal um eine Person (Peter Molyneux) und mal um eine Teilebene des Spiels (FIFA). „En Detail“ ist für mich hit-and-miss. Die Bioshock Infinite Folge ist absolut genial, Shadow of the Colossus, Alan Wake, Assassin’s Creed und Journey haben mir auch sehr gut gefallen. Bei den anderen Episoden habe ich mich teilweise gefragt, ob das noch dieselben Podcaster sind.
Meiner Meinung nach braucht ihr für das Format ein Spiel, das ihr wirklich gerne mögt und das narrativ fokussiert ist. Nehmt es mir nicht übel, aber ich bin mir nicht sicher, ob ihr die Kompetenzen habt, mechanisch-fokussierte Spiele im Detail zu analysieren. Außerdem funktioniert das Format für mich viel besser, wenn ihr eine möglichst kurze Sequenz besprecht. Die Journey-Folge war sehr interessant (erfüllt auch Bedingungen 1 und 2) hat für mich aber zu sehr versucht, jeden Teil des Spiels ein bisschen zu besprechen.
8. Mut zum Scheitern
Wann gab es den letzten Format-Prototypen, der nicht zum festen Format wurde? Es gäbe doch so viele Möglichkeiten, zu experimentieren und eine wilde Idee einfach mal auszuprobieren. Natürlich würden viele Ideen in der Prototyp-Phase verworfen werden aber das, was übrig bleibt, kann ganz neues Potenzial entfalten. „Fail faster“ ist nicht nur in der Spiele-Entwicklung ein genialer Ratschlag.
9. Mittelmaß soweit das Auge reicht
In letzter Zeit gehe ich aus den meisten Spielebesprechungen mit dem Gedanken raus „Ich habe gerade 1-2 Stunden damit verbracht, mir anzuhören, warum ein Spiel mittelmäßig, nichts besonderes, ganz okay oder nicht völlig scheiße ist.“
Offengestanden ist mir meine Zeit zu kostbar, um sie mit Mittelmaß zu verschwenden.
Auf mich als Außenstehenden wirkt es so, als hättet ihr viel Zeit in das Spiel investiert und müsstet das Investment jetzt durch einen Inhalt rechtfertigen (ist wahrscheinlich auch die ökonomische Realität?). Es wirkt so, als gäbe es keine Kuration und keinen Filter.
Ich würde es bevorzugen, wenn nur dann Inhalte erscheinen, wenn sie etwas Interessantes zum Diskurs über das Spiel beitragen, oder das Spiel an sich wert ist, besprochen zu werden.
10. Die Autorität der Objektivität
Achtung, jetzt geht es noch viel stärker als zuvor um persönliche Präferenzen.
Gerade nach der Folge zur Bedeutung von Qualität rolle ich jedes Mal mit den Augen, wenn ihr mal wieder von „objektiven Schwächen“ und „Fehlern, die man nicht wegdiskutieren kann“ sprecht. Als Game Designer, regt mich das umso mehr auf. So objektiv kann die Schwäche ja nicht sein, wenn es für mich eine Stärke war und ich euch eine ganze Liste an Gründen geben könnte, warum das im Kontext dieses Spiels eine sehr gute Entscheidung war.
Ich verstehe auch die Beweggründe hinter solchen Formulierungen nicht. Es entwertet eure Meinung doch nicht, sie als solche kenntlich zu machen.
Noch schlimmer ist es für mich, wenn so etwas kommt wie „Es ist ja schlechtes Game Design, dass…“ oder „Das ist ja schlechtes Writing.“
Es gibt für mich kein eindeutigeres Zeichen, dass sich eine Person nicht im Geringsten mit Game Design auskennt als Sätze wie „… ist schlechtes Game Design.“
Zum Glück sind solche Aussagen im Verlauf des Projekts etwas weniger geworden, aber sie stoßen mir immer wieder negativ auf.
11. Rauschen im Hintergrund
Ein Grund, warum ich Wolfgangs Kolumnen so sehr mag ist, dass sie mich intellektuell herausfordern, zum Nachdenken anregen und mir einen Grund geben, sie ein zweites Mal zu hören. Bei dem viel größeren Teil der Inhalte geht es mir nicht so. Mittlerweile läuft vieles als Hintergrund-Rauschen und ich mache mir nicht mehr die Mühe, den Podcast zu pausieren, wenn es gerade in meiner Umgebung laut wird.
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich die Episode zum Anschlag von Halle loben. Hier habe ich endlich mal wieder aktiv zugehört und sie ein paar Tage später direkt nochmal heruntergeladen.
Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen launige, leichtherzige Unterhaltungen. Ich finde nur, dass die Balance zu etwas anspruchsvolleren Inhalten fehlt.
12. Meinung > Analyse
Bei euren Gesprächen geht ihr oft nach einem kurzen beschreibenden Teil direkt auf die einschätzende, wertende Ebene. Die Analyse, warum genau sich ein gewisser Effekt eingestellt hat, glänzt weitestgehend mit Abwesenheit.
Ich kann mich an einige Stellen erinnern, in denen Andre eine Steuerung lediglich als „schwammig“ oder „direkt“ beschreibt und dann zum nächsten Thema weiterhüpft.
Wenn ich das mit einem Video wie z.B. von Game Maker’s Toolkit zur Bewegung in Celeste vergleiche (https://www.youtube.com/watch?v=yorTG9at90g), weiß ich, bei welchem Inhalt ich mehr lerne.
Oft beschreibt und bewertet ihr Spielinhalte, ohne ein einziges nachvollziehbares Beispiel zu nennen. „Spiel X hat aber echt keine guten Dialoge…“ ist ein Satz, den ich bei euch schon dutzende Male gehört habe. Ein Erklärung am Beispiel bleibt ihr in den meisten Fällen schuldig.
Komischerweise macht ihr (oft Jochen) das ziemlich gut, wenn es um Übersetzungen geht. Da werden auf einmal Sätze im Original und der Übersetzung zitiert, miteinander verglichen und nachvollziehbar bewertet.
Einer von vielen Gründen, warum der Weggang Ninas so schade ist, ist auch, dass sie einen viel stärkeren analytischen Fokus hatte als ihr.
13. Dein The Pod entwickelt sich? (Pokemon Referenz, falls Sebastian das hier liest )
Immer mal wieder scrolle ich durch den mittlerweile echt langen Podcast-Feed und höre die alten Folgen erneut. Was mir dabei auffällt (und das klingt glaube ich ungewollt böse) ist, dass ich es schwer finde, eine Entwicklung der Podcaster zu erkennen.
Klar, The Pod hat sich als Projekt gerade durch die Neuzugänge ständig weiterentwickelt. Aber wenn ich die einzelnen Folgen von damals mit denen von heute vergleiche, sehe ich kaum individuelle Veränderungen auf inhaltlicher und sprachlicher Ebene. Der größte Unterschied für mich ist die (deutlich) besser Tonqualität.
Ich frage mich, ob ihr überhaupt die Zeit habt, euch weiterzubilden und das bisherige Schaffen zu reflektieren? Aus der Außenperspektive wirkt es auf mich, als wärt ihr so sehr damit beschäftigt, ständig neue Inhalte zu produzieren, dass ihr nicht dazu kommt, mal innezuhalten und zu diskutieren, wie man sich gerne entwickeln würde.
Bei den Neuzugängen hat man mitbekommen, dass ihr ständig Feedback gegeben und iteriert habt. Macht ihr das auch bei euch selbst? Hört sich Jochen mal einen Cast von Andre und Sebastian an und gibt Feedback, was man verbessern könnte?
Das waren eigentlich meine Hauptpunkte. Da ich mich so sehr auf das Negative fokussiert habe, möchte ich doch noch mal relativieren. Ich höre immer noch jede Folge. Ihr seid immer noch mein absoluter Lieblingspodcast. Ich hätte mich nicht angemeldet und so viel geschrieben, wenn ihr mir nicht wichtig wärt. Ich hoffe einfach nur, dass es noch lange so bleibt und wollte Bescheid sagen, bevor es vielleicht zu spät ist.
Schönen Tag noch und alles Gute!
Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich diesen Post schreiben soll oder nicht. Bin mir immer noch nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, aber es brennt mir jetzt schon länger auf der Seele.
Zur Einordnung: Ich bin seit der Witcher-Folge Hörer des Projekts und 5$-Backer seit das Tier erstellt wurde. Mir ist aufgefallen, dass ich in letzter Zeit nicht mehr bis 0:00 Uhr aufbleibe, um die neueste Folge sofort zu hören und dass ich generell weniger Spaß und Interesse an den Inhalten habe.
Jetzt habe ich die letzten Wochen mal damit verbracht, zu reflektieren, woran das liegen könnte. Es geht hier natürlich um meine ganz persönliche Meinung und ich bin mir sicher, dass mir bei jedem einzelnen Punkt irgendjemand (zumindest innerlich) widersprechen wird.
Das ganze soll auch nicht in die Richtung „Früher war alles besser“ oder „Damals wart ihr cool“ gehen. Der Großteil der Punkte ist genauso auf eure Anfänge anwendbar. Vielleicht habe ich auch schlichtweg unfaire Erwartungen und Ansprüche entwickelt.
Hier sind meine wichtigsten Probleme, die Reihenfolge hat keine tiefere Bedeutung:
1. Immergleiche Konstellationen
Gefühlt gibt es kaum Variation in der Zusammenstellung der Gesprächspartner. Kombinationen wie Andre + Jochen und Sebastian + Andre sind extrem häufig. Andere mögliche Konstellationen kommen fast gar nicht zustande.
Haben Jochen und Sebastian einen einzigen Sonntagspodcast zusammen aufgenommen? Hat Nina je mit Jochen gepodcastet? Haben Sebastian und Wolfgang schonmal etwas zu zweit diskutiert? Gab es schonmal eine Folge mit Dom und Andre? Weiß Wolfgang überhaupt, dass Dom Teil des Teams ist?
Ich überspitze natürlich und mit Sicherheit habe ich einzelne Folgen vergessen. Der Fakt, dass ich als Hörer fast jeder Episode diese Fragen nicht eindeutig mit Ja beantworten kann, ist meiner Meinung nach bedenklich.
Gerade dann, wenn 5 Folgen pro Woche erscheinen, wäre ein wenig Abwechslung in der Zusammenstellung und Gesprächsdynamik sehr wünschenswert.
2. Gast Recycling
Klingt viel fieser, als es gemeint ist. Ich mag wiederkehrende Gäste wie Maurice, Petra und Ralf sehr gerne. Der letzte Sonntagspodcast mit einem Gast, der vorher noch nicht bei The Pod zu hören war, scheint für mich 35 Folgen her zu sein (Runde 204 mit Speckobst).
Wenn ich jemanden vergessen habe, tut es mir leid. Für mich sind neue Gäste gefühlt eher selten. Es gibt doch so viele Menschen, die interessante Dinge zu digitalen Spielen zu sagen haben. Gerade neue Perspektiven tun den Diskussionen sehr gut.
3. Blinde Flecken überall
Die Spiele, die ihr besprecht, sind sich alle sehr ähnlich. Ihr verlasst nur ganz selten eure Komfortzone und meidet (laut eigener Aussage) andere Themen bewusst.
Mobile games, browser games, multiplayer, eSports und der ganze mixed reality Bereich (VR, AR, ARG) sind nur ein paar Beispiele, die mir auf die Schnelle einfallen.
Die gesamte audiovisuelle Ebene von Spielen findet bei euch auch keine Beachtung. Zur Musik nennt ihr, wenn man Glück hat, das Genre. Das Sound Design wurde in meiner Erinnerung noch nie angesprochen. Das Visuelle wird oft in zwei Sätzen abgehakt.
4. Unangenehme Gesprächsführung
Manche Folgen musste ich wegen dem Ton der Unterhaltung abbrechen oder nach vorne spulen. Besonders die Folgen „Runde #170: Die Publisher des Schreckens“, „Runde #202: Die Zukunft ist umsonst“ und die Diskussion von Jochen und Wolfgang zur Gamesförderung sind mir negativ im Gedächtnis geblieben.
Ich habe in meiner Freizeit keine Lust zu hören, wie sich Leute ständig ins Wort fallen, die Stimmen erheben oder beleidigt und nachtragend sind, weil ein Kollege die eigene Idee nicht gut findet.
Gerade bei Runde #202 habe ich mich an Talkshows à la Markus Lanz erinnert gefühlt.
5. Neue alte Formate
Die „neuen“ Formate funktionieren für mich überhaupt nicht. Größtenteils, weil sie nicht neu sind.
Das „Feierabendbier“ unterscheidet sich nicht von Sonntagsfolgen oder Magazins Spezial, die ihr dann und wann mal gemacht habt und eine oberflächlich recherchierte Besprechung von News-Themen und Aufregern ist als Idee sehr generisch. Dasselbe kriege ich bei fast jeder Gaming-Website und jedem Gaming-Podcast.
„Aber Warum?“ ist eine Aneinanderreihung von Viertelstunden / Mini-Wertschätzungen mit gelegentlichen Unterbrechungen durch den namensgebenden Ausruf. Dazu kommt für mich noch der fade Beigeschmack der Effizienz im Sinne von „Andre, es gibt doch so viel, was du außerhalb des Podcasts spielst. Das muss sich doch auch irgendwie in Inhalt umwandeln lassen.“. Ich möchte nicht unterstellen, dass das die Intention war. Es ist in der Wirkung auf mich nur sehr unvorteilhaft.
Der „Filmpodcast“ ist eine Wertschätzung plus 5 Minuten Spekulation darüber, wie die Filmemacher womöglich über Gamer denken.
Umso enttäuschter war ich, als ihr die Einstellung von „Git Gud“ bekanntgegeben habt. Hier hattet ihr ein wirklich neues Format. Neuer Themenschwerpunkt, neuer formaler Aufbau (durch eingeschobene Tagebucheinträge) und eine neue Methodik.
6. Eingestellte Formate
Bei vielen meiner Lieblingsformate kann ich nur noch davon ausgehen, dass sie eingestellt wurden. Leider sind es für mich gerade die eingestellten Formate, die innovativ waren und über klassische Spiele-Besprechung hinausgehen.
Die letzte Folge „Wer macht denn sowas?“ ist 7 Monate her. Zu „Well Played“ gab es seit über einem Jahr nichts mehr. Bei „Post Mortem“ ist es nun fast genau ein Jahr.
Alle drei Formate hatten die schöne Gemeinsamkeit, dass endlich Leute zu Wort kamen, die sonst nie nach ihrer Meinung gefragt werden.
7. Veränderung alter Formate und unklarer Fokus
„En Detail“ und „Walkthrough“ sind immer noch meine beiden absoluten Lieblingsformate. Bei beiden habe ich das Gefühl, dass der einzigartige Fokus des Formats immer mehr verschwindet.
„Walkthrough“ hat damit gestartet, Bereiche der Spieleentwicklung zu beleuchten. Mittlerweile geht es dann manchmal um konkrete Spiele (oft einfach eine Wertschätzung mit Wolfgang), mal um Events wie den DCP (kein Unterschied zu einer Sonntagsfolge) und mal tatsächlich um Game Development Themen wie die letzte Folge zum Pitching.
Mir gefällt das Format immer dann am besten, wenn ihr einen Experten einladet. Zwei Insider unterhalten sich über ein Thema und Jochen als Outsider nimmt die Position des Hörers ein und stellt die richtigen Fragen.
Bei „En Detail“ weiß ich gar nicht, wie ich die Veränderung beschreiben soll. Auch hier geht es manchmal um ein komplettes Spiel, mal um eine Teilsequenz (die ersten 10 Minuten), mal um eine Person (Peter Molyneux) und mal um eine Teilebene des Spiels (FIFA). „En Detail“ ist für mich hit-and-miss. Die Bioshock Infinite Folge ist absolut genial, Shadow of the Colossus, Alan Wake, Assassin’s Creed und Journey haben mir auch sehr gut gefallen. Bei den anderen Episoden habe ich mich teilweise gefragt, ob das noch dieselben Podcaster sind.
Meiner Meinung nach braucht ihr für das Format ein Spiel, das ihr wirklich gerne mögt und das narrativ fokussiert ist. Nehmt es mir nicht übel, aber ich bin mir nicht sicher, ob ihr die Kompetenzen habt, mechanisch-fokussierte Spiele im Detail zu analysieren. Außerdem funktioniert das Format für mich viel besser, wenn ihr eine möglichst kurze Sequenz besprecht. Die Journey-Folge war sehr interessant (erfüllt auch Bedingungen 1 und 2) hat für mich aber zu sehr versucht, jeden Teil des Spiels ein bisschen zu besprechen.
8. Mut zum Scheitern
Wann gab es den letzten Format-Prototypen, der nicht zum festen Format wurde? Es gäbe doch so viele Möglichkeiten, zu experimentieren und eine wilde Idee einfach mal auszuprobieren. Natürlich würden viele Ideen in der Prototyp-Phase verworfen werden aber das, was übrig bleibt, kann ganz neues Potenzial entfalten. „Fail faster“ ist nicht nur in der Spiele-Entwicklung ein genialer Ratschlag.
9. Mittelmaß soweit das Auge reicht
In letzter Zeit gehe ich aus den meisten Spielebesprechungen mit dem Gedanken raus „Ich habe gerade 1-2 Stunden damit verbracht, mir anzuhören, warum ein Spiel mittelmäßig, nichts besonderes, ganz okay oder nicht völlig scheiße ist.“
Offengestanden ist mir meine Zeit zu kostbar, um sie mit Mittelmaß zu verschwenden.
Auf mich als Außenstehenden wirkt es so, als hättet ihr viel Zeit in das Spiel investiert und müsstet das Investment jetzt durch einen Inhalt rechtfertigen (ist wahrscheinlich auch die ökonomische Realität?). Es wirkt so, als gäbe es keine Kuration und keinen Filter.
Ich würde es bevorzugen, wenn nur dann Inhalte erscheinen, wenn sie etwas Interessantes zum Diskurs über das Spiel beitragen, oder das Spiel an sich wert ist, besprochen zu werden.
10. Die Autorität der Objektivität
Achtung, jetzt geht es noch viel stärker als zuvor um persönliche Präferenzen.
Gerade nach der Folge zur Bedeutung von Qualität rolle ich jedes Mal mit den Augen, wenn ihr mal wieder von „objektiven Schwächen“ und „Fehlern, die man nicht wegdiskutieren kann“ sprecht. Als Game Designer, regt mich das umso mehr auf. So objektiv kann die Schwäche ja nicht sein, wenn es für mich eine Stärke war und ich euch eine ganze Liste an Gründen geben könnte, warum das im Kontext dieses Spiels eine sehr gute Entscheidung war.
Ich verstehe auch die Beweggründe hinter solchen Formulierungen nicht. Es entwertet eure Meinung doch nicht, sie als solche kenntlich zu machen.
Noch schlimmer ist es für mich, wenn so etwas kommt wie „Es ist ja schlechtes Game Design, dass…“ oder „Das ist ja schlechtes Writing.“
Es gibt für mich kein eindeutigeres Zeichen, dass sich eine Person nicht im Geringsten mit Game Design auskennt als Sätze wie „… ist schlechtes Game Design.“
Zum Glück sind solche Aussagen im Verlauf des Projekts etwas weniger geworden, aber sie stoßen mir immer wieder negativ auf.
11. Rauschen im Hintergrund
Ein Grund, warum ich Wolfgangs Kolumnen so sehr mag ist, dass sie mich intellektuell herausfordern, zum Nachdenken anregen und mir einen Grund geben, sie ein zweites Mal zu hören. Bei dem viel größeren Teil der Inhalte geht es mir nicht so. Mittlerweile läuft vieles als Hintergrund-Rauschen und ich mache mir nicht mehr die Mühe, den Podcast zu pausieren, wenn es gerade in meiner Umgebung laut wird.
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich die Episode zum Anschlag von Halle loben. Hier habe ich endlich mal wieder aktiv zugehört und sie ein paar Tage später direkt nochmal heruntergeladen.
Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen launige, leichtherzige Unterhaltungen. Ich finde nur, dass die Balance zu etwas anspruchsvolleren Inhalten fehlt.
12. Meinung > Analyse
Bei euren Gesprächen geht ihr oft nach einem kurzen beschreibenden Teil direkt auf die einschätzende, wertende Ebene. Die Analyse, warum genau sich ein gewisser Effekt eingestellt hat, glänzt weitestgehend mit Abwesenheit.
Ich kann mich an einige Stellen erinnern, in denen Andre eine Steuerung lediglich als „schwammig“ oder „direkt“ beschreibt und dann zum nächsten Thema weiterhüpft.
Wenn ich das mit einem Video wie z.B. von Game Maker’s Toolkit zur Bewegung in Celeste vergleiche (https://www.youtube.com/watch?v=yorTG9at90g), weiß ich, bei welchem Inhalt ich mehr lerne.
Oft beschreibt und bewertet ihr Spielinhalte, ohne ein einziges nachvollziehbares Beispiel zu nennen. „Spiel X hat aber echt keine guten Dialoge…“ ist ein Satz, den ich bei euch schon dutzende Male gehört habe. Ein Erklärung am Beispiel bleibt ihr in den meisten Fällen schuldig.
Komischerweise macht ihr (oft Jochen) das ziemlich gut, wenn es um Übersetzungen geht. Da werden auf einmal Sätze im Original und der Übersetzung zitiert, miteinander verglichen und nachvollziehbar bewertet.
Einer von vielen Gründen, warum der Weggang Ninas so schade ist, ist auch, dass sie einen viel stärkeren analytischen Fokus hatte als ihr.
13. Dein The Pod entwickelt sich? (Pokemon Referenz, falls Sebastian das hier liest )
Immer mal wieder scrolle ich durch den mittlerweile echt langen Podcast-Feed und höre die alten Folgen erneut. Was mir dabei auffällt (und das klingt glaube ich ungewollt böse) ist, dass ich es schwer finde, eine Entwicklung der Podcaster zu erkennen.
Klar, The Pod hat sich als Projekt gerade durch die Neuzugänge ständig weiterentwickelt. Aber wenn ich die einzelnen Folgen von damals mit denen von heute vergleiche, sehe ich kaum individuelle Veränderungen auf inhaltlicher und sprachlicher Ebene. Der größte Unterschied für mich ist die (deutlich) besser Tonqualität.
Ich frage mich, ob ihr überhaupt die Zeit habt, euch weiterzubilden und das bisherige Schaffen zu reflektieren? Aus der Außenperspektive wirkt es auf mich, als wärt ihr so sehr damit beschäftigt, ständig neue Inhalte zu produzieren, dass ihr nicht dazu kommt, mal innezuhalten und zu diskutieren, wie man sich gerne entwickeln würde.
Bei den Neuzugängen hat man mitbekommen, dass ihr ständig Feedback gegeben und iteriert habt. Macht ihr das auch bei euch selbst? Hört sich Jochen mal einen Cast von Andre und Sebastian an und gibt Feedback, was man verbessern könnte?
Das waren eigentlich meine Hauptpunkte. Da ich mich so sehr auf das Negative fokussiert habe, möchte ich doch noch mal relativieren. Ich höre immer noch jede Folge. Ihr seid immer noch mein absoluter Lieblingspodcast. Ich hätte mich nicht angemeldet und so viel geschrieben, wenn ihr mir nicht wichtig wärt. Ich hoffe einfach nur, dass es noch lange so bleibt und wollte Bescheid sagen, bevor es vielleicht zu spät ist.
Schönen Tag noch und alles Gute!