No Man´s Sky und mein Ärger über eine sehr unglückliche Frage

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Tommes
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No Man´s Sky und mein Ärger über eine sehr unglückliche Frage

Beitrag von Tommes »

Liebe Podcaster, als Neu-Baker habe ich mich in letzter Zeit durch die älteren Beiträge gehört und bin dabei über einen Satz gestolpert, der mich sehr geärgert hat. Ich entschuldige mich schon jetzt für die Wall of Text, aber was ich sagen will, geht nicht in wenigen Sätzen. Meine Kernaussage kommt aber schon im dritten Absatz. Der besagte Satz fiel im zweiten Beitrag zu No Man´s Sky, als André darüber berichtete, um wieviel besser das Spiel in VR ist. Was habe ich diese Ausführungen gefeiert! Endlich spricht mal ein Spieleredakteur über die Tatsache, wie sehr Spiele in VR gewinnen können. Falls das an anderer Stelle schon früher erwähnt wurde, habe ich diesen Beitrag bisher noch nicht gehört. Leider ist es nun einmal so, dass dieser Umstand vom weitaus größten Teil eurer Branche totgeschwiegen wird.

Aber dann meldete sich Dom zu Wort. Vorab möchte ich betonen, dass ich ihn mit seinem Humor und seine manchmal spezielle Sicht der Dinge außerordentlich schätze. Daumen hoch, weiter so, gerade WEIL er oft eine spezielle Ansicht vertritt! Auch will ich ihm keineswegs all die Dinge unterstellen, die ich weiter unten ansprechen werde, ich nehme seine Aussage lediglich als Aufhänger für diese Sache, die ich dringend mal loswerden muss.

Aaaaalsooo! Da fragte Dom doch allen Ernstes: „Lohnt sich dafür (also für No Man´s Sky) die Anschaffung der Vive?“ Bei aller Liebe, das ist wohl der (zensiert) Satz eines Spielejournalisten, der mir in diesem Jahr untergekommen ist. Ich werde das weiter unten noch genauer ausführen. aber auf die Schnelle kann und muss man auf diesen Satz doch antworten: „Nein, Dom, für dieses eine Spiel lohnt sich die Anschaffung einer VR-Brille tatsächlich nicht. Hast du dir deine Spielekonsole bzw. deinen Gaming-PC für irgendein bestimmtes, mittelmäßiges Spiel angeschafft?“
Es würde doch niemand auf die Idee kommen, etwas zu sagen wie: „Lohnt sich die Anschaffung einer PS4 denn für Fallout 76?“ Dieser Satz steht geradezu archetypisch für die Haltung von gefühlt 99 % der gesamten Gaming-Journaille, wenn es um das Thema VR geht, die da lautet: VR ist unausgereift, viel zu teuer, bietet keine Inhalte und ist mit viel zu vielen Nachteilen behaftet, damit beschäftige ich mich nicht, basta!

So, wie es für PC und Konsolen unzählige lohnende Spiele gibt, für die man sich so ein Gerät anschafft, gibt es für VR ebenso eine Menge gute bis sehr gute Spiele. Dass man dies immer noch betonen muss, noch dazu gegenüber einem Spielejournalisten, macht mich wirklich fassungslos. Denn darin offenbart sich eine innere Haltung, die sich mit diesem Medium meiner Meinung nach kaum vereinbaren lässt. Dazu weiter unten mehr.

Gute oder sehr gute Spiele für VR sind in der Wahrnehmung der weitaus meisten in dieser Branche agierenden Menschen, Konsumenten wie Journalisten, nämlich entweder nicht existent, sind bei bloßen Showcases stehengeblieben oder heißen Half Life Alyx und das nervt nur noch! Es nervt, weil diese Wahrnehmung seit der ersten Oculus wieder und wieder unreflektiert repetiert wird. Es kann nur unreflektiert sein, denn, wenn diese Leute sich mit dem Thema endlich mal wirklich befassen würden, wie es einem Journalisten entsprechen müsste, würden sie diesen Unsinn nicht schreiben. Es nervt, weil es schlichtweg nicht der Wahrheit entspricht! Endgültig vom Glauben abgefallen bin ich, als der sogenannte „VR-Experte“ eines bekannten Printmediums allen Ernstes behauptet hat, Half Life Alyx sei das erste umfangreiche, gute VR-Spiel. Wenn das ein VR-Experte ist, bin ich ab sofort Hirnchirurg.

Für folgende VR-Spiele würde sich die Anschaffung einer VR-Brille lohnen: Lone Echo, Asgard´s Wrath, Stormland, Beat Saber, Superhot VR, Robo Recall, Elite Dangerous, Star Trek Bridge Crew, Portal Stories VR, Star Wars Squadrons, The Talos Principle VR, um nur ein paar zu nennen. Die meisten dieser Spiele haben mir eine nie dagewesene, unvergessliche Erfahrung beschert und ich bin mit meinen 54 Jahren weit davon entfernt, ein fanatischer VR-Fan zu sein. Ich darf mich als Gamer der ersten Stunde bezeichnen, habe im Alter von 10 Jahren mit Pong auf dem heimischen Fernseher begonnen, spiele nach wie vor auch konventionelle Spiele und habe ein mehr als ausgefülltes „Real-Life“, aber das, was ich in VR erlebt habe, hat meine Spielerfahrung mehr bereichert, als es ein Pac Man, Doom, Anno, Deus Ex oder The Witcher je gekonnt haben.

Das waren jetzt die Kernaussagen, die ich loswerden wollte, Ihr könnt im Prinzip jetzt aufhören zu lesen. Ich möchte aber ein paar meiner Aussagen erklären, vor allem, warum mich diese Frage so geärgert hat.

Das Medium Videospiel war immer schon Technologiegetrieben. Das ist für mich persönlich als Technikfreak ein wesentlicher Grund, mich überhaupt damit zu beschäftigen. Mir ist bewusst, dass es viele Menschen gibt, die ihre Spiele auch auf einem Toaster laufen lassen würden, denen die Technik dahinter nicht egaler sein könnte. Darum existieren ja Spielekonsolen. Aber auch die sind von Technologie getrieben. Man denke nur an die unzähligen Analysen der Hardware bei jeder neuen Konsolengeneration oder die mit religiöser Inbrunst geführten Gefechte in Foren, welche Konsole „den Größeren“ hat.
Aus dieser Tatsache leite ich die Erwartung an einen Spielejournalisten ab, dass er die Bereitschaft mitbringt, sich auf neue Technologien einzulassen, dass er nicht beim Althergebrachten verweilt, wo er es sich in den letzten 20 Jahren so schön bequem gemacht hat. Ich erwarte, dass er sich für eine neue Technologie grundsätzlich offen zeigt und ganz klar die Vor- und Nachteile unvoreingenommen aufzeigt, wie André es tut. Die besagte ärgerliche Frage passt beim besten Willen nicht dazu.

Es ist beileibe nicht so, dass ich die Nachteile und Einschränkungen des noch neuen Mediums VR-Spiel nicht sehen würde. André hat ja schon darüber gesprochen, dem muss man kaum etwas hinzufügen. Aber zum Donnerwetter, warum verhalten sich so viele Journalisten im Zusammenhang mit diesem Thema eigentlich wie meine 1908 geborene Oma, die meinte, sie könne auf ihrem Röhrenradio von 1965 genau so gut Musik hören, wie ich mit meiner modernen Stereoanlage?

VR ist neu, ja. Es hat Nachteile, ja. Aber es gibt Spielegenres, die SO VIEL in VR gewinnen, von denen ich sogar behaupte, dass sie dafür geschaffen wurden! Wer noch nie Robo Recall gespielt hat, hat keine Ahnung, was ein Shooter sein kann. Kein Doom wird euch jemals die Wucht und die Immersion liefern wie dieses Spiel! Ein Superhot ist in VR doppelt so gut! Selbst Top-Down-Spiele gewinnen so sehr an Immersion! Wann, zum Geier, lassen insbesondere Journalisten sich endlich mal darauf ein, auf dieses Neue? Warum wird stattdessen weiter diese manchmal regelrecht überheblich daher kommende Attitüde (nicht in Doms Fall!) gepflegt: „Also, für mich ist das ja nichts.“
Kann es sein, dass dahinter die Denkstruktur meiner Oma steckt, dass das Neue, Unbekannte, Unbehagen bereitet und instinktiv abgelehnt wird? Dass jeder Nachteil, den dieses Neue mit sich bringt, sofort zum Ausschlusskriterium aufgeblasen wird, weil man schon vorher wusste, dass man sowieso nichts damit zu tun haben will?

Nochmal, um nicht missverstanden zu werden: VR hat tatsächlich noch seine Stolpersteine, aber hört doch bitte endlich auf, so zu tun, als gäbe es keine lohnenden Inhalte dafür. Das spricht nämlich nicht gegen das Medium VR sondern ausschließlich für die Unkenntnis derjenigen, die das behaupten. Es ist völlig o.k., sich nicht dafür zu interessieren, es ist o.k., die Kosten oder die Nachteile wie die (meistens) erforderliche Spielfläche zu scheuen, alles kein Problem.
NICHT in Ordnung ist es, wenn Leute vom Fach falsche Behauptungen ständig wiederholen. Andernfalls würden wir vermutlich heute noch in Klötzchengrafik spielen, wenn bei Vorstellung der 3D-Beschleuniger alle gemosert hätten, dass es ja kaum Spiele dafür gibt, das Zeug viel zu teuer ist und diese blöden Glide-Treiber ständig abstürzen. Stattdessen hat man den riesigen technischen Fortschritt gefeiert, Mittel und Wege gegen die Probleme gefunden und der Sache Zeit zum Reifen gegeben.

So, ich habe fertig.

P.S.
Mir ist bewusst, dass der Podcast schon aus Zeitgründen nicht viel Raum für VR-Spiele haben kann, zumal auch die Hörerschaft in der Mehrheit diese Spiele vermutlich nicht spielt. Trotzdem möchte ich zumindest einen Wunsch formulieren: Ich fände es großartig, wenn ihr mal einen „zugekauften“ Experten in Sachen VR einladen würdet oder (weniger realistisch) wenn einer von euch, der den nötigen Platz und die PC-Hardware (!) besitzt, sich mal ein paar Wochen mit einigen der „großen“ VR-Titel befassen und darüber berichten würde.

P.P.S.
Ich selbst spiele alles dank Virtual Desktop kabellos mit einer auf Bequemlichkeit gemoddeten Oculus Quest, zur Not selten auch mit dem Link-Kabel. Die Spiele, die auf der Quest ohne PC laufen, spiele ich fast gar nicht.
Mo von Wimate
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Re: No Man´s Sky und mein Ärger über eine sehr unglückliche Frage

Beitrag von Mo von Wimate »

Hallo Tommes, ich kann deine Position verstehen, habe aber trotzdem eine leicht andere Meinung oder Vorstellung davon was mir VR bieten sollte.

Ich bin seit 1992 heiß auf VR, seit ich Der Rasenmähermann gesehen habe und 1994 an dem Kauf einer mit falschem Preisschild versehenden VR Brille gescheitert bin, weil die Brille mit einem Preisschild einer Video CD mit Nakedeis AB 18 Jahren Inhalt versehen war und ich irgendwie noch zu jung war :)

Ich folge auch mit Freude dem YouTube-Kanal der VR Nerds

Ich selbst warte aktuell noch auf DAS Spiel, weswegen es sich für mich lohnt eine VR Brille zu kaufen. Nutzen tue ich so ein Gerät immer nur bei einem Freund. The Thalos Prinzip spielte sich für mich am Monitor besser als in VR. Portal war schon nice, hat aber - zumindest bei mir - für kein intensiveres Spielgefühl gesorgt (naja, ein bisschen schon :ugly: ). Elite Dangerous macht mir am Monitor Spaß - ich habe es nicht in VR ausprobiert, deswegen lege meine Aussage bitte nicht auf die Goldwaage - mir fällt es schwer vorzustellen, dass das Spiel durch VR "gewinnen" wird.
Was ich allerdings gerne in VR spielen würde und wo ich mir sehr gut vorstellen kann, dass es intensiver wird ist Phasmophobia oder das Partyspiel Keep Talking and Nobody Explodes.

Ich finde die Frage durchaus berechtigt. Ich höre aus der Frage raus: In wie weit gewinnt ein Spiel, durch die Nutzung der neuen Technologie?
Ich bin felsenfest überzeugt, dass immer mehr Spiele kommen werden, die durch VR gewinnen. Es wird nur noch das eine oder andere Jahr dauern. Ich erinnere mich auch an Anfang der 90er, als es immer wieder hieß, "Lohnt sich die Anschaffung eines CD-Laufwerkes'" oder "Lohnt es sich die (teurere) Talkie-Version zu kaufen" und es hat in meiner Erinnerung lange gedauert bis die Antwort "Ja" war, obwohl das schon immer meine Antwort war. :mrgreen:
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Lurtz
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Re: No Man´s Sky und mein Ärger über eine sehr unglückliche Frage

Beitrag von Lurtz »

Tommes hat geschrieben: 26. Dez 2020, 18:19Nochmal, um nicht missverstanden zu werden: VR hat tatsächlich noch seine Stolpersteine, aber hört doch bitte endlich auf, so zu tun, als gäbe es keine lohnenden Inhalte dafür. Das spricht nämlich nicht gegen das Medium VR sondern ausschließlich für die Unkenntnis derjenigen, die das behaupten. Es ist völlig o.k., sich nicht dafür zu interessieren, es ist o.k., die Kosten oder die Nachteile wie die (meistens) erforderliche Spielfläche zu scheuen, alles kein Problem.
NICHT in Ordnung ist es, wenn Leute vom Fach falsche Behauptungen ständig wiederholen. Andernfalls würden wir vermutlich heute noch in Klötzchengrafik spielen, wenn bei Vorstellung der 3D-Beschleuniger alle gemosert hätten, dass es ja kaum Spiele dafür gibt, das Zeug viel zu teuer ist und diese blöden Glide-Treiber ständig abstürzen. Stattdessen hat man den riesigen technischen Fortschritt gefeiert, Mittel und Wege gegen die Probleme gefunden und der Sache Zeit zum Reifen gegeben.
Ehrlich gesagt glaube ich, dass die Frage gar nicht so harsch gemeint war, sondern eben nur das sicherlich vorhandene Unsicherheit - auch im Namen der Zuhörer - ausdrückt, ob es sich für einen relativ kleinen Katalog von Spielen lohnt, eine immer noch relativ experimentelle Hardware zu relativ hohen Kosten anzuschaffen.
Und auch, wie sehr das entsprechende Spiel dann wirklich durch VR gewinnt. Es gab ja auch durchaus schon Portierungen wie Alien Isolation, wo VR eher eine andere Darstellungsform ist, als dass das Spiel wirklich bis hin zur Steuerung komplett darauf hin entwickelt wurde.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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Desotho
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Re: No Man´s Sky und mein Ärger über eine sehr unglückliche Frage

Beitrag von Desotho »

Ich dachte immer die Spiele sind der Vorwand und der Anlass sind die VR Pornos.
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