Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

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marctestarossa
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Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von marctestarossa »

Moin ihr Lieben,

mir ist das schon das ein oder andere Mal aufgefallen, dass die Podcastenden ADHS als Analogie verwenden, um gewisse Umstände sinnbildlich zu verdeutlichen. Zuletzt musste ich schlucken, als im gestrigen Sonntagspodcast wieder die Rede vom sogenannten "ADHS-Kind" oder "an AHDS erkrankten Kind" die Rede war. Das war in jüngeren Vergangenheit des öfteren der Fall, aber ich hab immer wieder vergessen, das hier im Forum mal als Feedback anzubringen. Vermutlich weil ich ADHS habe. Die verkürzte Darstellung von ADHS ist nämlich in vielerlei Hinsicht problematisch, da sie dazu beiträgt, ein falsches, stereotypes und auch überholtes Bild dieser "Erkrankung" weiter aufrecht zu erhalten.

Hier mal für die Allgemeinheit und die Podcastenden im Speziellen, die in meinen Augen wichtigsten Punkte:

1. ADHS ist nichts, was nur Kinder betrifft. Ich bin der lebende Beweis dafür, auch wenn ich die Diagnose erst letztes Jahr mit 32 Jahren bekommen habe. Bei einigen Menschen lassen die Auswirkungen des ADHS mit zunehmendem Alter nach, viele tragen die Probleme, die das mit sich bringt, jedoch ihr ganzes Leben mit sich.

2. Es ist eine angeborene Veränderung in der "Verkabelung" im Gehirn. Bei Kindern ist dieses "Anderssein" jedoch am deutlichsten wahrnehmbar, da sie, mal besser und mal schlechter, im Laufe vieler Jahre lernen, sich trotz der Umstände mehr und mehr anzupassen, um nicht ihr ganzes Leben unentwegt ungewollt anzuecken.

3. ADHS ist sehr komplex und sieht von außen betrachtet bei jedem Menschen anders aus. Das was im Allgemeinen das Bild von Menschen mit ADHS prägt, ist nur ein sehr kleiner Teil und auch in den meisten Fällen nicht der einzige Aspekt, der das Leben von Menschen mit ADHS so schwierig macht. Der "sichtbare" Teil von ADHS ist vor allem problematisch, da er in den meisten sozialen Gefügen wie Schule, Uni oder Arbeitsplatz als unangebracht oder nicht tragbar betrachtet wird.

4. Der Anteil von Menschen mit ADHS, der im Laufe der Jahre weitere psychische Erkrankungen wie Depressionen entwickelt, ist gerade bei Menschen mit nicht diagnostiziertem ADHS sehr hoch. Man bekommt seinen Alltag aus unerfindlichen Gründen nicht geregelt, ist nicht in der Lage langfristig soziale Bindungen aufrecht zu erhalten, tut sich wahnsinnig schwer dabei, Ziele im Leben festzustecken und zu verfolgen, hat seine gesamte Kindheit und Jugend in erster Linie negatives Feedback zu seinem Verhalten bekommen, langfristige, gezielte Motivation ist nahezu unmöglich, demnach hat man kaum Freunde, der Alltag ist unfassbar anstrengend und es ist wahnsinnig schwierig, irgendwas im Leben zu erreichen. Ich sag mal so: Das macht auf Dauer was mit einem.

4. ADHS als Erkrankung zu sehen ist meiner Einschätzung nach schwierig. Es gibt viele Fachleute, die ADHS als Erkrankung definieren (was auch für "uns" gut sein kann, da es dazu führt, dass das Ganze ernster genommen wird und es auch bspw. Kompensationen im Studium geben kann, die sonst schwierig zu rechtfertigen wären), andererseits gibt es auch eine nicht kleine Gruppe von Medizinerinnen, die sich davon distanzieren und die ADHS eher als eine Art von Ausprägung auf einem neurodiversen Spektrum sehen.

5. Ich bin weit davon entfernt, nicht über mich selbst lachen zu können und ja, ADHS zu haben kann durchaus lustig sein. In erster Linie ist es aber anstrengend und hat (unter anderem) über die letzten 30 Jahre dazu geführt, dass mein Leben eine ziemlich lange Kette von Autounfällen war. Vor allem die späte Diagnose hat dazu geführt, dass ich mein ganzes Leben wahnsinnige Probleme mit Dingen wie "Alltag" hatte, was darin gemündet ist, dass meine Schullaufbahn extrem schwierig war, dass ich keins meiner angefangen Studien abschließen konnte, ich mich um andere Erkrankungen nicht hinreichend kümmern konnte, ich mehrfach kurz vor der Obdachlosigkeit stand und aktuell nicht erwerbsfähig bin.

Mir fallen noch einige Punkte ein, aber das solls jetzt erstmal gewesen sein, meine Konzentration lässt auch schon nach.

Ich wollte mit diesem Text aufklären, nicht um Mitleid bitten. ADHS ist wirklich eine sehr komplexe und komplizierte Angelegenheit. Die Forschung schreitet immer weiter voran, gerade was ADHS bei Erwachsenen angeht. Ich möchte dazu beitragen, dass das Bild von ADHS in der Gesellschaft ein bisschen aufholt, da es Menschen mit ADHS das Leben etwas leichter macht, wenn dieses stereotype Bild vom "Zappelphilipp" in näherer Zukunft mal im Aktenschrank der Geschichte verschwinden kann.

Deswegen der Aufruf und die Bitte: Unterstützt die neurodiverse Community dabei, das Bild von ADHS in der Gesellschaft zu verändern und wenn es nur dadurch ist, entsprechende Analogien und Vergleiche zu unterlassen. Dasselbe gilt in gleichem Maße für Depressionen, Borderline, Persönlichkeitsstörungen, Autismus, Angststörungen, etc. Ein verzerrtes und vereinfachtes Bild dieser "Conditions" steht dem im Weg, eine inklusivere Gesellschaft zu gestalten und macht das Leben der betroffenen Menschen spürbar schwieriger.

So, das wars jetzt aber auch wirklich, ich hoffe ich konnte meinen Standpunkt deutlich machen und erreiche damit auch Dom, Sebastien, André, Jochen und alle anderen.

Liebe Grüße,

Marc
marctestarossa
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von marctestarossa »

Kennt eigentlich jemand von euch Videospiele, die sich mit dem Thema Neurodiversität, also ADHS und/oder Autismus beschäftigen? Oder ist das ein noch gänzlich unbestelltes Feld?
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Desotho
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Desotho »

Der Einwurf klingt auf jeden Fall berechtigt. Das sind so Bezeichnungen wie "behindert" die man sich mal angewöhnt hat und sich dann wieder aktiv abtrainieren muss.
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Lurtz
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Lurtz »

Danke für das sachliche Feedback und die hilfreiche Zusammenfassung!
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gdm41

Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von gdm41 »

Ich bin da hin und hergerissen, auf der einen Seite sehe ich natürlich den Punkt von marctestarossa aber auf der anderen Seite ist der Podcast (für mich) auch eher ein Laberpodcast wo man auch mal frei Schnauze spricht und eben nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt. Und ich glaube auch, dass die Hörer da auch differenzieren können. Also es nicht darum geht ADHS Erkrankte zu diffamieren, sondern es halt er ein Synonym für eine bestimmte Art ist. Ähnlich ist es doch mit den Begriffen "Farbenblind" oder "taub" oder auch "dumme Kuh".
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CybernetikFrozone
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von CybernetikFrozone »

Habe mich nie gestört,wenn Leute falsches über Hyperaktivität sagen,ich muss damit auch leben, mir egal.
marctestarossa
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von marctestarossa »

@CybernetikFrozone Mich stört es halt mittlerweile schon, wenn Leute Falsches über ADHS sagen bzw. die immer gleichen Stereotype wiederkäuen, weil es in einer breiten Masse einfach ein falsches Bild vermittelt. Ich muss zugeben, dass ich ADHS auch lange falsch verstanden habe und demnach auch Menschen mit ADHS falsch verstanden habe. Deswegen bin ich bei mir selbst auch nie auf die Idee gekommen, dass ich das auch haben könnte. Und genau da liegt das Problem: Es herrscht so ein eingeschränktes Bild von ADHS vor, dass diejenigen, deren Verhalten nicht den Klischees entspricht (und das sind wirklich viele), nicht getestet und diagnostiziert werden.

@gdm41 Ich hab kein Problem mit frei Schnauze sprechen. Wenn man was Scheiße findet, soll man das ruhig sagen und gerne auch, warum. Wobei ich gerade die Gespräche von André und Jochen mitnichten als Laberpodcast bezeichnen würde. Mir ist auch völlig klar, dass da keine böse Absicht hinter steckt. Aber dass "es halt eher ein Synonym für eine bestimmte Art ist", ist genau das Problem. Und es ist auch nicht zu vergleichen mit Begriffen wie frabenblind oder taub, weil sich diese Begriffe klar auf das Fehlen eines Sinnes beziehen und man sich darunter was vorstellen kann. Man kann sich nicht vorstellen, wie das wirklich ist, wenn einem auf Dauer auf einem Kanal die Sinneseindrücke fehlen, aber man kann es zumindest nachvollziehen wie es ist, nichts sehen zu können. Bei ADHS ist das anders, das kann man sich nicht vorstellen, weil der größte Teil der Symptome weder von außen sichtbar sind, noch mit einem kurzen Satz erklärbar. Z.B. habe ich heute wieder ein massives Problem mit meinem Reizfilter, das heißt ich habe riesige Probleme, Menschen zu verstehen, wenn es eine deutliche Geräuschkulisse gibt, weil alle Geräusche (Autos, Wind, Regen, Menschen im Hintergrund, aber natürlich auch das, was die Person sagt, der ich zuhöre) in meinem Kopf gleich laut sind bzw. als gleich wichtig wahrgenommen werden. ich dachte lange Zeit, ich sei schwerhörig wegen der ganzen lauten Rockmusik in winzigen Proberäumen. Aber meine Ohren sind in Ordnung, nur der Filter dahinter funktioniert nicht so, wie bei anderen Menschen. Trotzdem bleibt die Beeinträchtigung bestehen, aber mit ADHS bringt sie niemand in Verbindung, wenn man die Annahme trifft "ADHS = hyperaktiv". Und ja, ich wiederhole mich, das ist mir schon klar ;-) Trotzdem ist es meiner Meinung nach wichtig, ADHS nicht länger in ein so völlig falsches Licht zu rücken. Und auch nicht, weil ich mich davon selbst angegriffen fühle, aber ich bin auch schon groß und kann mir, im Gegensatz von Kindern und Jugendlichen in Kitas und Schulen, mein soziales Umfeld selbst aussuchen und bin in der Lage mich zu erklären und werde auch ernst genommen.

Der Stempel "ADHS-Kind" hilft niemandem, weder denen, die dem Klischee entsprechen, noch denen, die es nicht tun. Deswegen muss er einfach verschwinden, auch aus "Laberpodcasts" und Stammtischgesprächen.
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Lurtz
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Lurtz »

gdm41 hat geschrieben: 16. Mai 2022, 13:52 Ich bin da hin und hergerissen, auf der einen Seite sehe ich natürlich den Punkt von marctestarossa aber auf der anderen Seite ist der Podcast (für mich) auch eher ein Laberpodcast wo man auch mal frei Schnauze spricht und eben nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt. Und ich glaube auch, dass die Hörer da auch differenzieren können. Also es nicht darum geht ADHS Erkrankte zu diffamieren, sondern es halt er ein Synonym für eine bestimmte Art ist. Ähnlich ist es doch mit den Begriffen "Farbenblind" oder "taub" oder auch "dumme Kuh".
Die Forderung war ja nun auch nicht, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, sondern in diesem Punkt etwas mehr Sensibilität walten zu lassen. Wie es beim "Wasserkopfkind" ja zB auch schon passiert ist.

Und ich bezweifle, dass dem Großteil der Hörer abseits des Klischees mit der kurzen Aufmerksamkeitsspanne und Hibbeligkeit bewusst ist, was ADHS eigentlich wirklich ist. Ich hatte das mal in einem Artikel gelesen, so wie der TE es hier schildert, das bis eben aber auch schon wieder vergessen, einfach weil ADHS immer völlig anders dargestellt wird. Da besteht bei Krankheitsbildern wie Taubheit oder Blindheit weniger Potenzial zur Differenzierung (auch wenn man da gerade was Medienkonsum angeht sicher auch viel zu viel in Klischees denkt).
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Heliantha
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Heliantha »

Ich habe nicht wirklich neues beizutragen, möchte aber trotzdem sagen, dass ich Deine Ausführungen sehr gut nachvollziehen kann, marctestarossa. Ich bin mir sehr sicher, auch schon entsprechendes gesagt zu haben (zum Beispiel meinen sehr lebhaften felligen Mitbewohner als den ADHS-Kater bezeichnet), ohne groß darüber nachzudenken. Vielen Dank!
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Otis
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Otis »

Als jemand in exakt dem gleichen Boot fühle ich mich zwar nicht angegriffen oder so, habe die Diagnose auch erst seit sehr kurzem, aber denke auch, dass man die Begriffe ADHS bzw. ADS in der Alltagssprache nicht als synonym für allgemeinere Problemchen nehmen und auch nicht leichtfertig verwenden sollte, eben um das teilweise falsche Bild, dass die Leute davon haben, nicht zu fördern, was z.B. bei mir der Hauptgrund war, dass ich erst so spät überhaupt auf die Idee gekommen bin, dass ich das haben könnte, obwohl ich wirklich in jeder Hinsicht sehr unter den Auswirkungen gelitten habe und noch leide. Und das hat mir mein Therapeut auch so gesagt, dass der Grund bei den meisten ist, die erst spät als Erwachsene AD(H)S diagnostiziert bekommen, weil die Leute die Symptome gar nicht kennen bzw. nicht wissen, dass das Symptome sind und nicht einfach nur Persönlichkeitsmerkmale.

Und das zeigt, dass es eben schon wichtig wäre, diese Krankheit in der Wahrnehmung nicht umgangssprachlich zu verzerren.

Ich denke, man kann das auch im Spaß mal bringen, was weiß ich, beim Lesen unkonzentriert gewesen, ach ADHS, lol, aber sollte schon aufpassen, was man für Gedanken evtl. verbreitet. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass irgendjemand das böse meint oder sich über die Erkrankung lustig machen will, aber gerade weil ADHS in der Allgemeinheit so wenig über wenige Schlagworte hinaus verstanden wird, versteht eben nicht jeder, was ein Scherz ist und was die Krankheit tatsächlich korrekt darstellt. Hinzu kommt, dass ADHS oft auch als "Ausrede" für "zu faul, ihre Brut zu erziehen" oder als Modekrankheit nicht ernst genommen wird. Was undiagnostizierte Erwachsene betrifft, ist wohl noch unbekannter, was das bedeutet, weil es eben immer nur als diese Kinderkrankheit "Zappelphilipp" gesehen wird.

Wenn ich bei 'nem Spiel sage, hässlich, da kriegt man ja Augenkrebs von, versteht, denke ich, jeder, dass damit weder Krebs als Krankheit verharmlost wird noch Krebs tatsächlich von schlechter Grafik verursacht wird. Bei Aussagen zu AD(H)S kann man sich hingegen nicht sicher sein, dass die anderen das verstehen, was ist Spaß und was ist Wirklichkeit.
Z.B. habe ich heute wieder ein massives Problem mit meinem Reizfilter, das heißt ich habe riesige Probleme, Menschen zu verstehen, wenn es eine deutliche Geräuschkulisse gibt, weil alle Geräusche (Autos, Wind, Regen, Menschen im Hintergrund, aber natürlich auch das, was die Person sagt, der ich zuhöre) in meinem Kopf gleich laut sind bzw. als gleich wichtig wahrgenommen werden. ich dachte lange Zeit, ich sei schwerhörig
Du meine Güte, das hängt auch mit AD(H)S zusammen? Geht mir auch ständig so, dann weiß ich ja jetzt, warum. :dance: Gerade beim TV, wo auch noch alles aus der selben Quelle kommt, oder am Telefon. Muss oft nachfragen, obwohl ich die Worte "gehört" habe.
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Wudan
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Wudan »

Finde ich einen sehr guten und nachvollziehbaren Beitrag und ich unterstütze das Anliegen.

Mich stört es auch schon manchmal bisschen das jeder 2. Youtuber der bisschen lauter ist schnell als "ADHS-Kind" u.Ä. bezeichnet wird.
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Felidae
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Felidae »

gdm41 hat geschrieben: 16. Mai 2022, 13:52 Ich bin da hin und hergerissen, auf der einen Seite sehe ich natürlich den Punkt von marctestarossa aber auf der anderen Seite ist der Podcast (für mich) auch eher ein Laberpodcast wo man auch mal frei Schnauze spricht und eben nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt. Und ich glaube auch, dass die Hörer da auch differenzieren können. Also es nicht darum geht ADHS Erkrankte zu diffamieren, sondern es halt er ein Synonym für eine bestimmte Art ist. Ähnlich ist es doch mit den Begriffen "Farbenblind" oder "taub" oder auch "dumme Kuh".
In der Regel sind es aber die alltäglichen kleinen frei Schnauze-Stiche, die für Betroffene problematisch sind. Nicht umsonst gibt es ja Begriffe wie "Alltagssexismus", "Alltagsrassismus" etc.

Abgesehen davon, finde ich es schon sehr bezeichnend, dass für Dich "ADHS-Kind" auf einer Stufe mit "dumme Kuh" steht.
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Andre Peschke
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Andre Peschke »

Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2022, 10:15 Abgesehen davon, finde ich es schon sehr bezeichnend, dass für Dich "ADHS-Kind" auf einer Stufe mit "dumme Kuh" steht.
Bei dem Beitrag ist es nun echt nicht nötig deinerseits solch eine persönliche Spitze zu setzen. Ich verweise auf das Gebot der wohlwollenden Interpretation.

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Felidae
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Felidae »

Andre Peschke hat geschrieben: 17. Mai 2022, 10:19
Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2022, 10:15 Abgesehen davon, finde ich es schon sehr bezeichnend, dass für Dich "ADHS-Kind" auf einer Stufe mit "dumme Kuh" steht.
Bei dem Beitrag ist es nun echt nicht nötig deinerseits solch eine persönliche Spitze zu setzen. Ich verweise auf das Gebot der wohlwollenden Interpretation.

Andre
Sorry, aber ich sehe beim besten Willen nicht, inwiefern das eine "persönliche Spitze" ist - und es war auch nicht meine Idee, drei Krankheitsbegriffe in eine Linie mit einer Beleidigung zu stellen. Aber okay, ich bin still.
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Andre Peschke
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Andre Peschke »

Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2022, 10:20 Sorry, aber ich sehe beim besten Willen nicht, inwiefern das eine "persönliche Spitze" ist
Ich finde es bezeichnend, dass du das nicht erkennen kannst.

Na? Jetzt? ;)

Wohlwollende Interpretation ist, dass da jemand einen nicht 100% passenden Vergleich gezogen hat. Du hast dir ja auch nicht umsonst die Kuh ausgesucht, anstatt Farbenblind. Es ist aus dem Kontext des Postings klar ersichtlich, dass der OP nicht den Punkt von marctestarossa per se abspricht, sondern damit hadert, ob sowas zulässig sein sollte, da der Hörer hier zu differenzieren vermag.

Ich stimme damit nicht überein und ich denke, marctestarossa hat recht, dass es da in der Öffentlichkeit einen Stereotyp gibt, der dadurch bedient wird. Das gehört zu den Formulierungen, auf die man verzichten kann. Aber es ist nicht nötig jemanden direkt anzugehen, der hier erkennbar offen ist für solchen Input.

Ich bin übrigens selbst ein wortwörtliches ADHS-Kind (sprich: wurde mal als Kind so diagnostiziert). ;)

Andre
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Felidae
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Felidae »

Andre Peschke hat geschrieben: 17. Mai 2022, 10:43
Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2022, 10:20 Sorry, aber ich sehe beim besten Willen nicht, inwiefern das eine "persönliche Spitze" ist
Ich finde es bezeichnend, dass du das nicht erkennen kannst.

Na? Jetzt? ;)
Nein, nicht wirklich.

Mein Punkt ist, dass diese gedankenlose Gleichsetzung von drei Krankheitsbegriffen mit einer Beleidigung exakt Teil des Problems ist, das Marc angesprochen hat.

Zur Veranschaulichung eine Analogie (!): Als der Ministerpräsident Kretschmann sich zu Beginn seiner Amtszeit für sexuelle Vielfalt und gegen deren Ausgrenzung eingesetzt hat, wurde im Radio ein Bürger zitiert mit "Wenn Kretschmann jetzt sagt, dass 'schwule Sau' so ein schlimmes Schimpfwort ist, ist das Blödsinn - das ist ein ganz normales Schimpfwort wie jedes andere auch". Ergo: Bestes Beispiel dafür, dass Kretschmanns Anliegen richtig war.

Entsprechend wollte ich hier nur zum Ausdruck bringen, dass gerade diese Gleichsetzung, die garantiert nicht böse gemeint ist, eben der beste Beleg dafür ist, dass eine sprachliche Sensiblisierung sowohl bei Sprechenden als auch Zuhörenden dringend notwendig ist. Es war nicht als Spitze gedacht.
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Andre Peschke »

Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2022, 10:54 Entsprechend wollte ich hier nur zum Ausdruck bringen, dass gerade diese Gleichsetzung, die garantiert nicht böse gemeint ist, eben der beste Beleg dafür ist, dass eine sprachliche Sensiblisierung sowohl bei Sprechenden als auch Zuhörenden dringend notwendig ist. Es war nicht als Spitze gedacht.
Dann schreib das so. Wenn du oben schreibst "es war auch nicht meine Idee, drei Krankheitsbegriffe in eine Linie mit einer Beleidigung zu stellen. " habe ich zB auch nicht den Eindruck, dass du das mit einem "garantiert nicht böse gemeint" im Hinterkopf schreibst, sondern dass du jemanden zurechtweisen willst.

Andre
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Felidae »

Andre Peschke hat geschrieben: 17. Mai 2022, 10:57
Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2022, 10:54 Entsprechend wollte ich hier nur zum Ausdruck bringen, dass gerade diese Gleichsetzung, die garantiert nicht böse gemeint ist, eben der beste Beleg dafür ist, dass eine sprachliche Sensiblisierung sowohl bei Sprechenden als auch Zuhörenden dringend notwendig ist. Es war nicht als Spitze gedacht.
Dann schreib das so.

Andre
Ich dachte, das hätte ich. Aber okay, gut, dass wir es (wohl) klären konnten.
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von echtschlecht165 »

ist schon ein Sinnvoller Einwand von OP
Ich glaub, ich habe mir diesen Begriff auch angewohnt, wenn ich über die hektische, schnelllebige Zeit heute rante wie Waldorf und Statler.
Ich habe mir auch abgewohnt, schwul oder behindert abwertend zu verwenden, also werde ich es auch hier schaffen.

Auch bei den Podcastern habe ich da wenig bedenken. Es gab ja auch schon lang keine Wasserkopfkinddiskussionen oder Mädchenbiere zu trinken.
Wenn die nur beim Einheits "nen" auch so konsequent wären :(
In Stein gemeißelt
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Jochen Gebauer
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Jochen Gebauer »

Danke für das fundierte, sachliche Feedback. Daumen hoch! Finde ich nachvollziehbar, werde ich in Zukunft drauf achten. Das Bild funktioniert ja auch mit dem hibbeligen/aufgeregten Kind, das braucht keine Erkrankung.
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