Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

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Desotho
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Desotho »

Könnte man auch Duracell-Häschen sagen? Ist zumindest ein Bild das ich immer gerne im Kopf habe :ugly:
El Psy Kongroo
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Jochen Gebauer
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Jochen Gebauer »

Der Duracell-Hase läuft ja einfach nur immer weiter. Der geht keinem auf die Nerven oder quengelt ;)
Sanity Assassin
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Sanity Assassin »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 17. Mai 2022, 12:25 Der Duracell-Hase läuft ja einfach nur immer weiter. Der geht keinem auf die Nerven oder quengelt ;)
Hast du mal aktuelle Duracell-Werbung gesehen? :D
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Axel
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Axel »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 17. Mai 2022, 12:25 Der Duracell-Hase läuft ja einfach nur immer weiter. Der geht keinem auf die Nerven oder quengelt ;)
Wann hast Du das letzte Mal Duracell-Werbung gesehen? :mrgreen:
https://www.youtube.com/watch?v=BBCagWtnAmY
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Heretic
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Heretic »

Schade, dass Leslie Nielsen nicht mehr zur Verfügung steht. Der hätte Erfahrung als Hase mitgebracht...
https://www.youtube.com/watch?v=gvfMd7Ydx4c

:ugly:
Otis
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Otis »

gdm41 hat geschrieben: 16. Mai 2022, 13:52auf der anderen Seite ist der Podcast (für mich) auch eher ein Laberpodcast wo man auch mal frei Schnauze spricht und eben nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt.
Naja, der Gedanke ist doch gerade, dass es anstrebenswert wäre, wenn solche Falschverwendungen gar nicht erst zur freien Schnauze gehörten und das Bewusstsein für diese Erkrankung hoch genug wäre, dass man seine Worte nicht erst gülden abwiegen muss, um sich richtig auszudrücken. Das ist halt auch wieder wie beim N****r: das Ziel ist nicht, dass die Leute das Wort aus PC-Hörigkeit runterschlucken, sondern dass es gar nicht erst auf der Zunge liegt.
Und ich glaube auch, dass die Hörer da auch differenzieren können.
Und ich glaube aufgrund persönlicher Erfahrung und dem, was ich in der kurzen Zeit schon darüber gelernt habe, insbesondere auch bzgl. der Wahrnehmung der Erkrankung in der Bevölkerung, dass viele Hörer da nicht so gut differenzieren können, wie sie es vermutlich glauben. Wird man so einen flappsigen Kommentar als medizinischen Fachbeitrag aufnehmen? Nein. Aber es festigt bestehende Annahmen, von denen man selber vielleicht gar nicht weiß, dass sie falsch oder zumindest irreführend sind, oder gar nicht merkt, dass man sie hat.
es nicht darum geht ADHS Erkrankte zu diffamieren, sondern es halt er ein Synonym für eine bestimmte Art ist. Ähnlich ist es doch mit den Begriffen "Farbenblind" oder "taub" oder auch "dumme Kuh".
Der Begriff ist Synonym für eine bestimmte Art, ja, das Problem ist aber, dass er dann leider nicht mehr Synonym für die tatsächliche Erkrankung ist und so zum einen das Verständnis für die Betroffenen nicht entwickelt werden kann und zum anderen Menschen nicht behandelt werden, weil sie sich in dem, was das Synonym bedeutet, nicht wiedererkennen. (Und marctestarossas Eingangspost zeigt wohl recht eindrücklich, welchen Schaden das in jemandes Leben anrichten kann, denn die aufgezählten Punkte betreffen keine wenigen, krassen Einzelfälle, sondern sind fast schon Standardkrankheitsbild.) Von daher kann Menschen direkt geholfen werden, wenn wir daran arbeiten, ein zutreffenderes Bild von AD(H)S im kollektiven Bewusstsein zu schaffen.

Der Unterschied zu Ausdrücken wie farbenblind, taub oder meinetwegen auch dumme Kuh :ugly: ist, dass diese eindeutig als scherzhafte Übertreibung o.ä. erkannt und vom tatsächlichen Krankheitsbild getrennt wahrgenommen werden und da auch kein sonderlicher Schaden entsteht, wenn man nicht weiter informiert ist.

Wer farbenblind ist, merkt das irgendwann an einem konkreten Beispiel oder vielleicht sogar nie, aber, auch wenn's schade ist, wird sein Leben davon nicht so sehr beeinträchtigt. Vor allem wird keiner, der merkt, er kann z.B. grün und rot nicht auseinander halten, denken, aber ich bin bestimmt nicht farbenblind, weil die Leute das ja immer nur sagen, wenn einer an der Ampel nicht hält oder zu spät losfährt, aber rot und grün können die ja schon richtig erkennen. (Mal davon abgesehen, dass da auch nicht viel an Behandlungsmöglichkeiten verpasst würde, oder gibt es da viel, was man machen kann? Bei manchen hilft so eine Spezialbrille.)

Kein Tauber wird Gefahr laufen, nicht zu merken, dass er taub ist, weil die Leute umgangssprachlich fragen, bist Du taub, wenn einer nicht richtig zugehört hat. Kein Tauber wird deshalb nicht behandelt werden und Maßnahmen ergreifen, die ihm helfen, mit der Behinderung zu leben, etwa eine Operation anstreben oder Zeichensprache lernen, weil er dachte, ach taub sagen die Leute immer, wenn einer nicht aufpasst.

Niemand wird ernsthaft ein Tier auf der Weide nicht erkennen, weil er aufgrund der Redewendung glaubt, Kühe seien ihm unsympathische Frauen. Keine Kuh auf der Weide wird sich für eine unsympathische Frau halten und versäumen, ein glückliches Kuhleben zu führen, weil jemand eine unsympathische Frau als dumme Kuh bezeichnet hat.

Derweil werden immer wieder Erwachsene viel zu spät mit ADHS oder ADS diagnostiziert, weil sie, obwohl sie selber betroffen sind, eben nicht wussten, was das eigentlich ist, weil bei derartigen, inneren Störungen kein erfahrbarer Vergleich mit Gesunden geschehen kann und sie immer nur das Bild von der nervigen Göre an der Supermarktkasse vor sich hatten, wenn das mal wo genannt wurde. Erwachsene, denen teilweise das ganze Leben dadurch versaut wurde. Und deshalb, nein, jemanden umgangssprachlich mit ADHS zu bezeichnen, ist eben nicht nur ein weiteres Synonym, von dem jeder weiß, dass das so nicht gemeint ist. Es denkt sicherlich jeder, er wüsste das besser. Die Fakten zeigen aber, dass es nicht jeder weiß und dass das dann in den Fällen, wo es wichtig gewesen wäre, es zu wissen, enormen Schaden anrichten kann. Wenn das so wäre, dass "die Hörer da differenzieren können", würden nicht so viele aufgrund falscher oder fehlender Vorstellungen nicht oder zu spät behandelt werden.

Von etwaigen Vorteilen und Belächelung durch Nichtbetroffene mal abgesehen, die sicherlich auch von sich denken, sie können das differenzieren, aber wenn der Neffe mit ADHS ankommt, heißt es hinter vorgehaltener Hand dann doch: "Ach, die Eltern können nur die schlechten Noten nicht akzeptieren, es muss ja heute jedes Kind studieren", oder "dem sollten sie mal lieber ab und zu eins hinter die Moppen wischen, anstatt Tabletten zu geben".
Mauswanderer
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Mauswanderer »

Erstmal danke für die Aufklärung, insbesondere durch die direkt betroffenen. Für mich ist der Fall, den ihr hier aufgemacht habt, schon allein deshalb überzeugend, weil er bei mir voll ins Schwarze trifft. Ich hatte da bisher auch nur das Medienklischeé vor Augen und nach etwas Einlesen bin ich sehr überrascht, wie eindimensional das ist. Für mich persönlich werde ich es mir im Alltagssprachgebrauch abgewöhnen.
Rigolax
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Rigolax »

marctestarossa hat geschrieben: 16. Mai 2022, 10:304. ADHS als Erkrankung zu sehen ist meiner Einschätzung nach schwierig. Es gibt viele Fachleute, die ADHS als Erkrankung definieren (was auch für "uns" gut sein kann, da es dazu führt, dass das Ganze ernster genommen wird und es auch bspw. Kompensationen im Studium geben kann, die sonst schwierig zu rechtfertigen wären), andererseits gibt es auch eine nicht kleine Gruppe von Medizinerinnen, die sich davon distanzieren und die ADHS eher als eine Art von Ausprägung auf einem neurodiversen Spektrum sehen.
Könnte man auch sagen, ADHS wird (nur?) dann zu einer Krankheit/Erkrankung, wenn ein Leidensdruck für Betroffene entsteht? Wobei ein Leidensdruck ja wohl vor allem entsteht, wenn man gesellschaftlich nicht "funktioniert"? Das schwingt wohl beim Thema Neurodiversität immer mit, denke ich. Wenn 90% (oder gar 98%) einer Bevölkerung ADHS hätte, wäre wohl Konsens, dass es keine Krankheit wäre, sondern bloß Normalität -- wobei das wohl für viele (potentielle) Krankheiten gilt. Das Stichwort ist aber auch wohl Ich-Dystonie, wenn "eine Person ihre Gedanken, Impulse oder Gemütserregungen als nicht zu ihrem Ich gehörend erlebt." (Wikipedia); eine solche Ich-Dystonie liegt bei ADHS wohl nicht zwingend vor. -- Daher hadere ich selbst mit diesen "Labels", wahrscheinlich sehr zu meinem eigenen Schaden. Wobei ich, ehrlich gesagt, auch (immer noch) generelle Vorbehalte bei der Diagnostik habe; z.B. etwa wenn ich auf Wikipedia lese, dass man die Asperger-Diagnose anscheinend aufgibt mit DSM-5 und ICD-11, weil es anscheinend nicht abgrenzbar genug ist zu anderen Autismus-Subtypen. Aber vermutlich hab ich auch zu wenig Ahnung, wie das genau funktioniert.

Na ja egal, ich finde das sprachliche Anliegen sinnvoll; wahrscheinlich ist es am besten, auf diese Formulierung zu verzichten. Wobei ich befürchte, dass ADHS quasi wie "depressiv", "soziopathisch", "autistisch" etc. auf so einem Level angelangt ist, der vergleichbar ist mit Markennamen, die dann zu normalen Wörtern werden, etwa ist dann jedes Taschentuch ein "Tempo"; also so stell ich mir vor, wie das passiert, ein Begriff wird so gedehnt und verliert an Schärfe und wird dann auch auf nur entfernt vergleichbare Sachverhalte angewandt.
marctestarossa
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von marctestarossa »

Oh man, das ist wirklich das beste (Spiele-)Forum der Welt <3 <3 <3 Ich hab mit deutlich mehr "stell dich nicht so an", "mir hat das auch nicht geschadet" und "das wird man ja wohl noch sagen dürfen" gerechnet und weniger mit sachdienlicher und positiver Diskussion. <3 Das freut mich wirklich mega, ihr seid einfach die Geilsten <3 Danke
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echtschlecht165
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von echtschlecht165 »

marctestarossa hat geschrieben: 18. Mai 2022, 22:39 Oh man, das ist wirklich das beste (Spiele-)Forum der Welt <3 <3 <3 Ich hab mit deutlich mehr "stell dich nicht so an", "mir hat das auch nicht geschadet" und "das wird man ja wohl noch sagen dürfen" gerechnet und weniger mit sachdienlicher und positiver Diskussion. <3 Das freut mich wirklich mega, ihr seid einfach die Geilsten <3 Danke

tja, wie man in den Wald reinschreit, so schallt es zurück. :lol:
DIesesmal dieses Sprichwort mal im Positiven Sinn verwendet.

Man kann dein Anliegen auch ganz anders formulieren, wenn man damit nix erreichen will ausser unmut. :D
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Rigolax hat geschrieben: 17. Mai 2022, 19:09 Könnte man auch sagen, ADHS wird (nur?) dann zu einer Krankheit/Erkrankung, wenn ein Leidensdruck für Betroffene entsteht? Wobei ein Leidensdruck ja wohl vor allem entsteht, wenn man gesellschaftlich nicht "funktioniert"?
Das ist bereits so. Bei ADHS-Diagnosen wird auch berücksichtigt, wie schwer sich die Person mit dem Alltag tut, wie schwer es für sie ist in unserer Gesellschaft zu "funktionieren". Sprich: Du kannst theoretisch ADHS haben, aber keine (offizielle) Diagnose erhalten, weil du deinen Alltag und dein Leben im Griff hast.

Von mir ein großes ❤ für diesen Thread. Meine Frau hat auch ADHS (ebenfalls erst irgendwann in den 30ern diagnostiziert) und ich weiß daher sehr gut, was das alles bedeutet. Zu allem genannten kommt ja noch dazu, dass Frauen tendenziell seltener und später diagnostiziert werden, *weil* in der Gesellschaft ADHS mit Hyperaktivität gleichgesetzt wird - das ist aber nur eine Komponenten davon und die kommt bei Frauen erheblich seltener vor als bei Männern.

An der Stelle möchte ich auch mal den YouTube Kanal "How to ADHD" empfehlen (der ist wirklich hervorragend) sowie ihren TED-Talk zu dem Thema (Failing at Normal: An ADHD Success Story)
"I'm still tired from all the crossfit this morning" - "It's pronounced croissant and you ate 4 of them"
scaphi
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von scaphi »

Cooler Beitrag, ist mir zwar bisher nicht negativ aufgefallen, aber als ebenfalls stark impulsgetriebener Mensch finde ich die Vermeidung von Stereotypen super! Wobei ich den Begriff "ADS-Eichhörnchen" teils extrem passend finde... 😂 Wo waren noch mal meine Nüsse...?
HDScurox
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Re: Aufruf zur Mithilfe - Darstellung von ADHS, von Menschen mit ADHS und das für Analogien Heranziehen von ADHS

Beitrag von HDScurox »

Neu im Forum angemeldet und direkt einen solchen Thread gefunden. Vielen Dank. Das sorgt dafür, dass man sich als Erwachsener mit ADHS direkt wohler fühlt :)

Da ich nicht nur ADHS Betroffener bin (ich mag Erkrankter nicht, denn ich schätze auch meine Stäken durch ADHS sehr) und Lerntherapeut, also häufig mit Kindern mit ADHS arbeite, finde ich es super, das Jochen Einsicht zeigt. Denn das Stereotype Bild führt häufig dazu, dass eine Diagnose und Behandlung vermieden wird - obwohl es so sehr helfen kann.

Viele Grüße,
Alex (mit 28 diagnostiziert worden, seit dem ein Leben mit Ritalin das viel besser, weniger anstrengend, funktioniert)
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