Rince81 hat geschrieben: ↑7. Jul 2020, 17:14Irgendwo zwischen dem totalen Lockdown und der Normalität von Januar 2020 ist der Punkt an dem es kritisch ist. Letztlich spielen wir mit jeder Lockerung eine Runde Russisch Roulette. Nur weil sich jetzt bei Lockerung 1, 2 oder 3 der Schuss nicht gelöst hat bedeutet es nicht, dass er sich nicht irgendwann definitiv lösen wird - solange eine Kugel im Revolver ist, ist irgendwann Ende und jede Reproduktionszahl über 1,0 ist wieder exponentiell.
Darauf bin ich ja eingegangen - siehe Truthahn.
Nein, das heißt's natürlich nicht. Umgekehrt sollte man aber eingestehen, dass man in der Vergangenheit diesbezüglich stets falsch lag. Das ist wie gesagt kein Argument in der Sache, sondern in der Kommunikation: Wenn jemand wiederholt mit einer Konsequenz droht, diese aber nicht einsetzt, verliert die Drohkulisse ihrer Wirkung - und dies ist im Hinblick darauf, dass COVID19 uns wohl noch längere Zeit erhalten bleibt, keine gute Aussicht. In dem Fall denke ich, sollte man sprachlich etwas abrüsten und Lockerungen nicht unmittelbar mit "Aber jetzt kommt die Zweite Welle, garantiert" oder "Und ab nächster Woche ist der R-Wert wieder weit über 1" kommentieren, da diese Aussagen in der Vergangenheit wiederholt daneben lagen. Damit tritt ein Gewöhnungseffekt ein, den ich gerne vermeiden würde. Das ist nicht auf dich bezogen.
Rince81 hat geschrieben: ↑7. Jul 2020, 17:14Österreich hat wenige Wochen nach Wegfall der Maskenpflicht wieder steigende Zahlen, das muss jetzt nicht kausal daran liegen, die zeitliche Korrelation ist aber ein Hinweis darauf das es eventuell kausal sein könnte.
Richtig, könnte es - kann auch anders sein. Wie gesagt, ich argumentiere nicht gegen die Maskenpflicht, daher widerspreche ich dir nicht. Ich argumentiere gegen die Art der Kommunikation, die in den letzten Wochen und Monaten wiederholt mit im Nachhinein falschen Prognosen argumentiere und mit Verweis auf steigende Infektionszahlen, steigende R-Werte, eine Zweite Welle, u.Ä. versuchte die eigene Argumentation zu stützen. Ich habe im April und Mai genauso argumentiert, tue es aber mittlerweile nicht mehr. Eben weil ich doch eingestehen muss, dass meine Prognosen bzgl. der Auswirkungen von Pfingsten, Ostern, Lockerungen, usw. bisher alle falsch waren.
Rince81 hat geschrieben: ↑7. Jul 2020, 17:14Der Glaube, dass wir jetzt einen fast normalen Sommer ohne Masken haben können und erst im Herbst wieder gegensteuern müssten ist imho eine fatale Fehleinschätzung.
Ich glaube, du missverstehst mich. Das ist nicht mein Glaube. Allerdings halte ich die Option offen - ich kann mir vorstellen, das ein relativ normaler Sommer ohne Maskenpflicht im Einzelhandel möglich wäre. Wieso? Naja, weil er 5km von meiner Haustür entfernt genauso aussieht. Wenn ich in die Niederlande fahre sehe ich außer in Bussen nirgends eine Maske. Dort geht's offenbar, ohne dass die Niederlande derzeit Verhältnisse wie in den USA erleben.
In Österreich rudert man derzeit zurück und führt die Maskenpflicht teilweise wieder ein. Dort geht's derzeit offenbar nicht. Insofern: Ich habe Phantasie genug, um mir vorstellen zu können, dass ein Sommer ohne Maskenpflicht möglich wäre - in vielen Landkreisen oder ganzen Bundesländern. Aber ich
weiß es nicht, und da ich es nicht weiß, würde ich die Maskenpflicht beibehalten.