Rince81 hat geschrieben: ↑14. Jan 2021, 18:21
Anekdotische Erfahrung von mir. Ich bin April einmal unterwegs gewesen auf der Autobahn. Erster Lockdown, Geschäfte und Kultur zu. Die Autobahn (A24) war gespenstisch leer. Und mit leer meine ich richtig leer, The Walking Dead mäßig leer. Ich habe auf 40km kein einziges Auto auf meiner Spur gesehen und auf der Gegenspur vielleicht 10. Jetzt im Dezember und Januar? Völlig normaler Verkehr. Die Leute haben sich im Frühjahr von alleine zurück gehalten. Jetzt nicht mehr...
Ja, stimmt. Hier in B auch. Aber damals waren sie / wir defensiv, da ein großes Ausmaß an (emotionaler) Unsicherheit herrschte. Das führt zu Vermeidungsverhalten. Das ist nun aber weg und kann meines Erachtens auch nicht wieder herbeigeholt werden. Die Lage ist, psychologisch, eine völlig andere.
Wenn ich meine "Maßnahmen sind fast ausgeschöpft" schreibe, beziehe ich mich ja auf das, was die Politik tun kann. Und da haben wir imo jetzt schon länger genau dasselbe wie im Frühjahr. Leider unter verschlechterten Bedingungen (zu langsames Aufbauen der Maßnahmen plus eh schon höhere Basisraten, sprich Durchseuchung) Auf die Psychologie dieser Pandemie hat das aber nur wenig Einfluss. Und ich bezweifle, das selbst harte Ausgangssperren noch mal zu denselben Bildern führen, wie du sie treffend beschrieben hast. Eher führen die, angesichts der Ermattetheit, der Frustration, der ganzen Vorgeschichte, zu vermehrtem Widerstand.
Btw, die Mobilität der Leute liegt auch jetzt noch deutlich unter der des Vorjahres, es gibt also einen Effekt (nur finde ich den Link dazu nicht mehr, war irgend ein TU Prof im Tagesspiegel). Gleichzeitig halte ich aber auch die These für plausibel, dass die Infektionszahlen trotz Lockdown weiterhin so hoch sind, weil schon mehrere unerkannte Mutationen am Start und beteiligt sind. Hoffentlich nicht, würde aber definitiv zu den Daten passen.