COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

oilrumsick hat geschrieben: 17. Apr 2021, 21:54 Was genau stört dich an der Aussage? Er beschreibt doch nur den Kern unseres Wahlsystems.
Du argumentierst technisch. Ich kann das verstehen und wertschätzen und dem auch zustimmen. Aber sobald eine nicht unwesentliche Anzahl an Menschen so denkt und handelt, brechen Systeme zusammen.

3 Punkte machen das aus der Sicht einer Demokratie sehr verwerflich:
1. Macht um der Macht willen.
Es geht ihm nicht um etwas zu erreichen oder umzusetzen, oder Ziele für das Volk, das zu vertreten ist, zu erreichen. Eigene Macht ist das Ziel. "Es geht NUR um die harte Macht."

2. Populismus >>> Inhalte
Es zählt einzig die Popularität. Inhalte sind nicht wichtig. Und es gibt sie auch nicht bei der Union. Kein Wahlprogramm, keine Ideen, keine Vision, nichts.
Ich habe mal nachgesehen, Pupulismus ist extrem negativ besetzt, es wird kein nach heutigen Maßstäben großer, positiv eingeordneter Politiker als Populist bezeichnet. Die Liste an Populisten setzt sich aus Extremisten und Diktatoren zusammen.

3. Am schlimmsten ist, dass Charaktereigenschaften unwichtig sein sollen,.... Für das wichtigste politische Amt in einem Land. Also weder positive noch negative fallen ins Gewicht. Aber welcher Populist hat einen positiven Charakter? Eben. Die haben stark negative besetzte Charaktere. Im Gegenteil man erwartet von führenden Politikern in Demokratien herausragende, einwandfreie Charaktere. Weil sonst ist das Land die längste Zeit eine Demokratie gewesen. Siehe von Schleicher und von Hindenburg.

Wen beschreibt Herr Haseloff also, wen präferiert er als Kanzler(kandidat)?

Eine Person, die extrem machthungrig zum eigenen Vorteil ist, die seine Inhalte einzig auf den Machterhalt und Machtausbau ausrichtet, die charismatisch und manipulativ eine hohe Beliebtheit in der breiten Bevölkerung erzielt, und dessen Charaktereigenschaften unerheblich sein sollen und wegen erstens und zweitens sich spätestens im Zeitablauf als stark negativ herausstellen.

Wer ist da archetypisch?
Saddam Hussein, aber auch Erdogan und Orban als sie erstmals an die Macht kamen. Und natürlich Trump.
Nicht zufällig haben die alle (außer Saddam😉) in der Corona Pandemie vollkommen versagt ihr Volk zu schützen - aber nur aus unserer Perspektive. Sie selbst sehen das anders.

Die Journalistin der FAZ hat es als die schlimmste Aussage eines deutsche Politikers der letzten 75 Jahre bezeichnet.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Gutes Interview. Folgendes wünsch ich mir auch schon lange, aber noch sträubt sich die Politik gegen das Unvermeidliche.
SPIEGEL: Bedeutet das, dass wir uns auf ein Leben im Dauer-Lockdown einstellen müssen?

Martínez: Das wäre fatal. Dauerhafte Lockdowns sind ungesund und zermürbend. Ich bin ein gutes Beispiel: Im vergangenen Jahr war ich fast nur zu Hause und habe zehn Kilo zugenommen. Man bewegt sich viel weniger, hinzu kommt das Essen aus Langeweile oder Anspannung. Allein eine Gewichtszunahme um zehn Kilo aber kann das Risiko für einen schweren Coronaverlauf erheblich erhöhen – von anderen Risiken mal ganz abgesehen. Im Dauer-Lockdown verlieren die Menschen außerdem irgendwann die Hoffnung und das Vertrauen in die Politik. Sie machen einfach nicht mehr mit.

SPIEGEL: Wie könnte eine Lösung aussehen?

Martínez: Was besser funktioniert, sind vereinzelte, etwa 14-tägige, harte Lockdowns. Man muss in der Lage sein, die Fallzahlen so stark zu reduzieren, dass es möglich ist, die einzelnen Coronafälle zu kennen und Infektionsketten nachzuvollziehen. Tracken, testen, strenge Quarantäneregeln für Kontaktpersonen von Infizierten und für Einreisende, inklusive Überwachung. Im Grunde müsste man weltweit etablieren, was Neuseeland, Australien und einige asiatische Länder geschafft haben. Nur das wird uns auf absehbare Zeit ein weitgehend normales Leben ermöglichen. Die Impfungen allein werden nicht reichen.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 6f8c39d2ff
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DickHorner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

@Terranigma, Ironic Maiden: Bei uns ist seit den Ferien Distanzunterricht.
Ganz ehrlich, so ungeimpft ist mir das persönlich fast lieber, nur muss ich schon zugeben, dass mir in Sport langsam die Inspiration ausgeht. Und die anderen Fächer... na ja, wie ist denn so die Abgabequote bei Euch so? Ich habe neulich ne Lernerfolgskontrolle durchgeführt, also auch schön so, dass wirklich jeder was Gutes abgeben kann (Webseite gestalten zum Thema xy mit Adobe Spark), und selbst da haben nur 50% etwas abgegeben.
Rechtlich angreifbar, keine Ahnung ob es das wirklich ist. Bei uns ist die Ansage, dass wir pro Quartal 3 Noten brauchen, dann ist es safe. Und mit einer Prozessnote, einer Leistungsnote und einer Leistungsbeobachtungsnote komme ich da auch im Distanzlernen gut hin.
Die sind natürlich zum großen Teil wirklich mies, ich meine, nix abgegeben ist halt ne 6, da kann ich dann auch nix zudrücken, aber interessanter Weise haben auch die Klassen im Wechselunterricht immer nur die Sachen bearbeitet, die im Präsenzunterricht aufgegeben wurden, selbst wenn ich jedem persönlich gesagt habe, dass die Aufgaben im Distanzlernen gleichwertig bewertet werden. Na, Schüler:innen halt...
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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

DickHorner hat geschrieben: 18. Apr 2021, 17:53Ganz ehrlich, so ungeimpft ist mir das persönlich fast lieber, nur muss ich schon zugeben, dass mir in Sport langsam die Inspiration ausgeht. Und die anderen Fächer... na ja, wie ist denn so die Abgabequote bei Euch so? Ich habe neulich ne Lernerfolgskontrolle durchgeführt, also auch schön so, dass wirklich jeder was Gutes abgeben kann (Webseite gestalten zum Thema xy mit Adobe Spark), und selbst da haben nur 50% etwas abgegeben.
Nun, wir arbeiten mit MS Teams und der Stundenplan wird via Videokonferenz abgehalten, d.h. eine Abgabe von Hausaufgaben wie im ersten Lockdown haben wir nicht. Das lange Sitzen vor dem PC ist echt anstrengend und mehr Eigenarbeit fernab vom PC hätte ich begrüßt, aber so war die Entscheidung der Lehrerkonferenz. Damit hat sich das Problem bzgl. Abgaben jedenfalls geklärt, weil wir im Prinzip normalen Unterricht nach Stundenplan machen. Bevor wir das Modell gefahren haben, hatte ich Abgabequoten von ca. 80% würde ich sagen.
Sitting quietly and doing nothing,
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grows by itself.
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DickHorner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

Terranigma hat geschrieben: 18. Apr 2021, 18:10 Nun, wir arbeiten mit MS Teams und der Stundenplan wird via Videokonferenz abgehalten, d.h. eine Abgabe von Hausaufgaben wie im ersten Lockdown haben wir nicht. Das lange Sitzen vor dem PC ist echt anstrengend und mehr Eigenarbeit fernab vom PC hätte ich begrüßt, aber so war die Entscheidung der Lehrerkonferenz. Damit hat sich das Problem bzgl. Abgaben jedenfalls geklärt, weil wir im Prinzip normalen Unterricht nach Stundenplan machen. Bevor wir das Modell gefahren haben, hatte ich Abgabequoten von ca. 80% würde ich sagen.
Bemerkenswert. Wir arbeiten auch mit Teams, aber das ist nicht verpflichtend. Die Bearbeitung der Aufgaben in Moodle schon...
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Jon Zen
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Jon Zen »

oilrumsick hat geschrieben: 17. Apr 2021, 21:54 Was genau stört dich an der Aussage? Er beschreibt doch nur den Kern unseres Wahlsystems.

Die Zusammensetzung des Bundestags ergibt sich aus den Stimmen, die die Parteien und Direktkandidaten von den Wählern bekommen. Die Wahlentschiedung mag an einzelnen Positionen, Tradition oder dem Direktkandidaten hängen, aber zumindest bei den Parteien, die eine realistische Chance haben, den Kanzler zu stellen, spielt die Wahl des Kanzlerkandidaten eine gewisse Rolle. Also ist es doch klar, dass man den Kandidaten nimmt, der einem das beste Ergebnis verspricht. Denn selbst wenn man den Kandidaten nicht ideal findet (also mal hypothetisch aus der Sicht von Herrn Haselhoff gesprochen) ist es für die eigene politische Vision von Deutschland meist trotzdem aussichtsreicher zu regieren als nicht zu regieren (ausser man heisst Christian Lindner).
Außerdem ist es ja auch im Sinne der Wähler wenn man ihre Vorgaben berücksichtigt. Außer natürlich man traut dem Wähler nicht zu eine gute Entscheidung für das Land oder sich selbst zu treffen - dann stellt man aber das ganze System unserer Demokratie in Frage.

Am Ende ist das ganze ein Problem der Incentivierung. Stimmen bringen Erfolg, also wird auf das erzielen vieler Wahlstimmen optimiert.
Eine Sache möchte ich noch zur Bundeskanzlerkanditadaten-Popularitäts-Diskussion noch hinzufügen (auch wenn es etwas off-topic ist):

Wenn jetzt Partei X/Y Kandidat/Kandidatin 1 und 2 zur Auswahl hat.
Person 1 hat Zustimmungswerte von 60% und Person 2 40% heißt das nicht - wie oft impliziert wird, dass Person 1 auch im Bundestagswahlkampf eine höhere Chance hat (vgl. z.B. diese Grafiken: https://www.tagesschau.de/inland/deutsc ... -2595.html).

Denn die Wahlentscheidung ist komplexer. Zuerst gibt es Wahlgruppen: Wenn die Stammwähler Person 1 bevorzugen, die Wechselwähler aber Person 2, kann Person 2 höhere Chancen haben als Person 2.

Außerdem ist die Qualität der Zustimmung ein Faktor: Mögen z.B. die Menschen, die Person 1 bevorzugen ebenfalls Person 2 (nur etwas schwächer), und hassen die Unterstützer von Person 2, Person 1, kann Person 2 ebenfalls die bessere Wahl sein.

Dass die öffentliche Diskussion auf die Zustimmungswerte von Laschet, Söder, Habek und Baerbock fokusiert wird, ist aus spieltheoritischer Sicht zu kurz gegriffen.
Salopp ausgedrückt: Hier möchte man plus und plus zusammenrechnen, obwohl man multiplizieren müsste.
Oder man stellt in den Meinungsumfragen, die ich gesehen habe, nicht die richtigen Fragen.
https://steamcommunity.com/id/Jon-Zen/ | Unsere Biervorräte schwinden dahin, Sire!
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Ironic Maiden
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Ironic Maiden »

DickHorner hat geschrieben: 18. Apr 2021, 19:02
Terranigma hat geschrieben: 18. Apr 2021, 18:10 Nun, wir arbeiten mit MS Teams und der Stundenplan wird via Videokonferenz abgehalten, d.h. eine Abgabe von Hausaufgaben wie im ersten Lockdown haben wir nicht. Das lange Sitzen vor dem PC ist echt anstrengend und mehr Eigenarbeit fernab vom PC hätte ich begrüßt, aber so war die Entscheidung der Lehrerkonferenz. Damit hat sich das Problem bzgl. Abgaben jedenfalls geklärt, weil wir im Prinzip normalen Unterricht nach Stundenplan machen. Bevor wir das Modell gefahren haben, hatte ich Abgabequoten von ca. 80% würde ich sagen.
Bemerkenswert. Wir arbeiten auch mit Teams, aber das ist nicht verpflichtend. Die Bearbeitung der Aufgaben in Moodle schon...
Wir können mit BigBlueButton Onlineunterricht machen, das ist auch direkt ins Moodle integriert und ich mache mit allen meinen Klassen im Distanzunterricht einmal wöchentlich eine Onlinestunde. Mehr geht nicht gut, weil ich parallel noch drei Tage in der Woche in der Schule im Präsenzunterricht und für mehrere Vertretungsstunden bin. Die restlichen Aufgaben machen die Schüler im Moodle. Da liegt die Quote bei den Abgaben bei ungefähr 80 Prozent, allerdings ist die Qualität oft mies. Aber das ist sie ja bei Hausaufgaben auch sonst meist, nur dass das da nicht so auffällt, weil man im normalen Unterricht nie alle Aufgaben auch inhaltlich überprüft.

Ich finde es schwer, die Onlinestunden zu bewerten. Erstens sehe ich die Schüler nicht, da nur die Lehrer die Kamera anhaben können, ansonsten ist unser Server überlastet. (Wir haben die Garantie, dass bis zu 140 Kameras gleichzeitig laufen können, bei einer Schule mit etwa 1400 Schüler*innen.) Ich kann zwar versuchen zu checken, ob auch alle noch präsent sind, indem ich sie ihren Status ändern lasse usw., aber im Endeffekt rede ich mit mir selbst und der Anwesenheitsliste. Zudem wohnen viele Schüler in der hintersten Pampa mit extrem schlechter Internetanbindung, vor allem wenn gerade die Eltern und die Geschwister auch online sind. Damit haben viele dauernd technische Probleme, fliegen aus der Konferenz usw. und ich kann kaum beurteilen, inwiefern das tatsächliche Probleme oder Ausreden sind.

Ich finde den Onlineunterricht an sich gut und bin momentan recht froh, nicht noch öfter in die Schule zu müssen. Wir haben vor allem in den Real- und Hauptschulklassen, die noch in der Schule sind, regelmäßig neue Coronafälle. Durch die Testpflicht ab morgen fühle ich mich schon etwas sicherer und ich habe auch morgen einen ersten Impftermin, aber das ändert ja nichts daran, dass die Schüler*innen sich gegenseitig anstecken können. Mein persönliches Sicherheitsempfinden ist jetzt besser als im März, und wenn ich dann im Juni vollen Impfschutz habe werde ich drei Kreuze schlagen, aber das Problem der Infektionszahlen an Schulen wird ja bestehen bleiben, auch wenn die Lehrer geimpft sind.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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lipt00n
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lipt00n »

Teams hat sich ja dann in Hessen eh bald erledigt...
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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Man kann über die geplanten Ausgangssperren sicher trefflich diskutieren, Ziel ist es aber, zu verhindern, dass sich Leute abends privat treffen mit dem Ziel weniger Kontakte = weniger Infektionen. SPD und CDU haben sich nun auf einen Kompromiss geeinigt.

Ausgangssperren ja, man darf aber trotzdem raus... So können wir das wirklich sein lassen.

https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 4edaf02177
Demnach soll die Ausgangssperre nun erst ab 22.00 Uhr greifen. Bis 24.00 Uhr soll zudem erlaubt werden, dass Einzelpersonen auch ohne Hund draußen spazierengehen und joggen.
Schulschließungen sind nun ab einer Inzidenz von 165 ausgewürfelt worden... :roll:
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Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Symptomatischer geht's nicht mehr.

Meine Hoffnung, dass es besser werden wird, ist schon lange vergangen.

Impfungen und die Sommepause samt geschlossenen Schulen und stillgelegten Produktionsbändern wird die Wende bringen.

Der Beitrag der Politik wird sehr überschaubar sein. In den letzten Wochen des Wahlkampfes wird man aber umso lauter die "eigenen Erfolge" in der Pandemiebekämpfung betonen/rausbrüllen.
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Rince81 hat geschrieben: 19. Apr 2021, 12:21 Man kann über die geplanten Ausgangssperren sicher trefflich diskutieren, Ziel ist es aber, zu verhindern, dass sich Leute abends privat treffen mit dem Ziel weniger Kontakte = weniger Infektionen. SPD und CDU haben sich nun auf einen Kompromiss geeinigt.
Das Ziel ist aber in seiner Effektivität absolut fragwürdig, wenn du mich fragst. Wer bisher nicht den Schuss gehört hat, und auf Parties geht, oder mehrere Haushalte immer Abends besucht, stellt sich ja aktiv gegen schon lange geltende Regeln, und wird das auch weiterhin tun. Gleichzeitig hat dann jedes Verbot nicht nur wieder einen Fallout in punkto Glaubwürdigkeitsverlust, sondern auch Reaktanz und Resistenz.

Und eben hinsichtlich der Effektivität wage ich zu vermuten, dass die Anzahl der Infektionen welche durch solche spätabends Kontakte entstehen, signifikant geringer ist, mit großem Effekt, als alles was tagsüber passiert. Wenn Ausgangssperre, hätte die ähnlich wie in GB auch bei uns November kommen müssen als Teil eines harten lockdowns und ganztägig. Der Zug ist bei uns lange abgefahren, außer die Lage gerät so außer Kontrolle, das alle wieder Panik kriegen (was ich persönlich nicht erwarte) und Angst als Hilfsmediator wirksam wird.

Die Aufmerksamkeit und der Streit der diesem Thema (bzw. kleinen Rädchen im epidemiologischen Räderwerk) nun wieder zuteil wird, qualifiziert das Dinge mE nicht nur als Nebelkerze, sondern verursacht netto wieder viel mehr soziale Kosten, als gesundheitlich benefits reingeholt werden.

Edit: Nicht falsch verstehen, sind nur my two cents weil ich's wieder nicht ausgehalten habe. Ist schon klar, dass du hier nicht diese Sperre vertrittst. ;)
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Haferbrei
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Haferbrei »

Rince81 hat geschrieben: 19. Apr 2021, 12:21 Man kann über die geplanten Ausgangssperren sicher trefflich diskutieren, Ziel ist es aber, zu verhindern, dass sich Leute abends privat treffen mit dem Ziel weniger Kontakte = weniger Infektionen. SPD und CDU haben sich nun auf einen Kompromiss geeinigt.

Ausgangssperren ja, man darf aber trotzdem raus... So können wir das wirklich sein lassen.

https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 4edaf02177
Demnach soll die Ausgangssperre nun erst ab 22.00 Uhr greifen. Bis 24.00 Uhr soll zudem erlaubt werden, dass Einzelpersonen auch ohne Hund draußen spazierengehen und joggen.
Schulschließungen sind nun ab einer Inzidenz von 165 ausgewürfelt worden... :roll:
Gilt das nur bei zu- oder auch bei abnehmendem Mond?
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

bluttrinker13 hat geschrieben: 19. Apr 2021, 12:32Und eben hinsichtlich der Effektivität wage ich zu vermuten, dass die Anzahl der Infektionen welche durch solche spätabends Kontakte entstehen, signifikant geringer ist, mit großem Effekt, als alles was tagsüber passiert. Wenn Ausgangssperre, hätte die ähnlich wie in GB auch bei uns November kommen müssen als Teil eines harten lockdowns und ganztägig.
Dazu gab es sogar schon Untersuchungen. Ich muss das jetzt aus dem Kopf aus dem Kekulé-Podcast zitieren, aber IIRC findet in der von Ausgangssperren bisheriger Bauart (also 21-5 Uhr) betroffenen Zeiten 7% aller Mobilität statt.

Zudem wurde an anderer Stelle schon auch festgestellt, dass die Folge von Ausgangssperren im nicht-kooperativen Teil der Bevölkerung eben nicht ist "um 21 Uhr gehe ich wieder nach Hause", sondern "ich übernachte dann eben einfach dort" - sofern man denn sein Verhalten überhaupt ändert, angesichts von nicht irrsinnig engmaschigen Kontrollen.

Du liegst da also AFAIK sehr richtig. Die eine Stunde mehr oder weniger wird da vermutlich sehr wenig praktischen Effekt haben.

Andre
Haplo
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Haplo »

Also bitte! Die exakte, krumme Zahl zeigt doch wohl eindeutig, dass es sich um knallharte wissenschaftliche Erkenntnisse handelt und eben nicht um Astrologie ... Oder wie, oder was? :think:
biaaas
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von biaaas »

Abends gibt es Ausgangssperre, aber tagsüber darf im Büro ohne Maske sitzen.....
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lolaldanee
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lolaldanee »

Darf man das? Also bei uns zumindest nicht, wer das macht verstößt doch gegen Auflagen oder? Also, nicht, dass ich noch nen Überblick habe, was grade gilt. (und die Masken werden auch kaum was bringen, wenn man übern längeren Zeitraum zusammen ist, sie sitzen am Ende doch nie WIRKLICH gut, das hilft doch nur wirklich über kurze Zeiträume)

Die Ausgangssprerren sind aus den schon genannten Gründen wohl wirklich ziemlich wirkungslos, und verärgern die Bevölkerung auch noch mehr. Spitzenarbeit allerorten

2-3 Wochen noch bis die Krankenhäuser total überlastet sind, würde ich mal schätzen, vorher rechne ich nicht mit irgendwelchen auch nur in Ansätzen sinnvollen weiteren Maßnahmen. Es ist und bleibt zum heulen
Der dann zwingende Lockdown wird natürlich richtig übel werden müssen, wenn man sich nicht entscheidet einfach alle verrecken zu lassen. Und gleichzeitig wird die dann schon substantielle Zahl der geimpften wohl (zurecht) immer lautstärker ihre Grundrechte zurückfordern. Noch mehr soziale Spannungen ist exakt was wir brauchen.

Man könnte es nicht schlechter machen, wirklich nicht mal mit Absicht
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

lolaldanee hat geschrieben: 19. Apr 2021, 13:30 Darf man das? Also bei uns zumindest nicht, wer das macht verstößt doch gegen Auflagen oder? Also, nicht, dass ich noch nen Überblick habe, was grade gilt. (und die Masken werden auch kaum was bringen, wenn man übern längeren Zeitraum zusammen ist, sie sitzen am Ende doch nie WIRKLICH gut, das hilft doch nur wirklich über kurze Zeiträume)
Also ich arbeite in einer Bundeseinrichtung, und dort hält sich jeder peinlichst dran.

Letztens aber, zwei Termine am Tag gehabt: Debeka Versicherungskram, dann Steuerberatung. In beiden (Großraum)-Büros wurde ich sofort freundlich darauf hingewiesen, dass "ich die Maske ruhig abnehmen könnte". Und keiner trug eine. Wenn diese Winzstichprobe nur n Viertel so repräsentativ ist, wie sie wirkt, weiß ich wo die ganzen Neuinfektionen herkommen.

Der Knoten, gute Evidenzbasen über Ansteckungsorte und -situationen zu bekommen, muss irgendwann auch dringendst durchschlagen werden. Ich habe dazu noch nichts gelesen, klar ist die Diagnostik allein aufgrund der Verzögerung im Infektionsverlauf super schwierig. Aber ich hätte gedacht, man könnte da schon weiter sein, allein auf Grundlage wie Schätzmodellen. Oder kenn ich relevante Publikationen nur noch nicht...?
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Textsortenlinguistik
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Schulschließungen ab Inzidenz 165 schießt echt den Vogel ab. :ugly:
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lolaldanee
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lolaldanee »

bluttrinker13 hat geschrieben: 19. Apr 2021, 13:36 Der Knoten, gute Evidenzbasen über Ansteckungsorte und -situationen zu bekommen, muss irgendwann auch dringendst durchschlagen werden. Ich habe dazu noch nichts gelesen, klar ist die Diagnostik allein aufgrund der Verzögerung im Infektionsverlauf super schwierig. Aber ich hätte gedacht, man könnte da schon weiter sein. Oder kenn ich relevante Publikationen nur nocht nicht...?
das ist auch sowas ja, wie zur hölle kann es sein, dass es noch nicht vollkommen klar ist, und auf allen Kanälen verbreitet wird, was die wahrscheinlichsten Ansteckungsorte sind?
Man weiß ja wohl zumindest schon, dass es absolut überwiegend Innenräume sind, wenn halbwegs Abstand gehalten wird.
Ich bin mir sicher, in den Regierungen der Länder etc. WILL Man es lieber nicht wissen, weil da würde ja am Ende rauskommen: Hauptansteckungsort ist die Fabrik und das Büro. Und das darf natürlich nicht sein. Das Narrativ von den bösen Privatparties und Jugendlichen im Park passt da natürlich viel besser. (die haben natürlich auch Anteil!)
Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Gestern bei Anne Will haben der Altmaier und der Lindner doch klar gesagt, dass die Arbeit nicht zum Infektionsgeschehen beiträgt.
Und außerdem habe man hier doch schon alle Register bei möglichen Maßnahmen gezogen.
Home Office Pflicht geht nicht, da viele Beschaftigten auf der Arbeit sein wollen, u.a. um sich mit Kollegen auszutauschen. Wurde ihm so erzählt.
Das müsse man so respektieren.

PS: Man fragt sich echt, ob die das selber glauben, was die da verzapfen...
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