Der allgemeine Film-Thread

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Rince81
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Rince81 »

Andreas29 hat geschrieben: 30. Jul 2021, 19:11 Ich habe übrigens auch kein Interesse daran Disney zu verteidigen. Allerdings geht es hier beiden Seiten einfach nur um Kohle. Scarlett Johansson muss jetzt auch nicht hungern oder sitzt auf der Straße, weil Zahlungen ausgeblieben sind. Das Bild des armen betrogenen Künstlers und des bösen geizigen Konzerns ist da zu einfach.
Klar, hier verklagt eine Multimillionärin einen Milliardenkonzern. Ich finde es daher interessant, dass man in vielen sozialen Medien heute gelesen hat, dass die Gute ja bereits 20 Millionen bekommen hat und was sie denn noch will.... Frei nach dem Motto, egal was im Vertrag steht, das muss ja wohl reichen...
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Andreas29

Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Andreas29 »

Rince81 hat geschrieben: 30. Jul 2021, 21:48 Frei nach dem Motto, egal was im Vertrag steht, das muss ja wohl reichen...
So geht es natürlich auch nicht. An Verträge muss sich schon gehalten werden. Allerdings hält sich da mein Mitleid doch in Grenzen... auch wenn ich - wie wahrscheinlich jeder andere Mensch auf dem Planeten - Scarlett Johansson mag.

Übrigens: https://variety.com/2021/film/news/gera ... 235031722/
Gerard Butler filed a lawsuit on Friday alleging he is owed at least $10 million in backend compensation for the 2013 action film “Olympus Has Fallen.”

Butler sued Nu Image/Millennium Films, claiming that the producer had understated domestic and foreign receipts by tens of millions of dollars and had failed to report $8 million that went to its own executives.

The lawsuit comes a day after Scarlett Johansson filed a blockbuster compensation lawsuit against the Walt Disney Co., claiming that the simultaneous release of “Black Widow” on Disney Plus cut into her box office participation
Das ist aber ein klassischer Fall.
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Smutje187
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Smutje187 »

Vor Jahren las ich mal einen Artikel, wie sich Filmproduktionen arm rechnen, damit die am Gewinn beteiligten Schauspieler effektiv nichts verdienen - so dass irgendein Harry Potter (?) effektiv aus Sicht der Filmfirma nicht mal Gewinn gemacht hat (ich meine, die Filmfirma bezahlt quasi eine andere Firma für das Marketing, die mehr oder weniger absurd hohe Rechnungen stellt - fast wie bei den Yakuza!)

Ich würde das ganze Konstrukt halt als grenzwertig kriminell bezeichnen, aber gut :)
Rince81
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Rince81 »

Das hat sogar einen "Fachbegriff" im englischen und nennt sich Hollywood Accounting.
https://en.wikipedia.org/wiki/Hollywood_accounting da sind auch zig Beispiele aufgelistet.;)
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Felidae
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Felidae »

Andreas29 hat geschrieben: 30. Jul 2021, 23:09 Allerdings hält sich da mein Mitleid doch in Grenzen.
Dem möchte ich massiv widersprechen. Johansson hat - wie jede:r erfolgreiche Künstler:in - einen Marktwert. Im Moment ist der sehr hoch - grade bei SchauspielerINNEN verfliegt der aber in der Regel sehr viel schneller als bei Männern. Bei Vertragsverhandlungen spielt dieser Marktwert natürlich eine Rolle. Bei diesem Vertrag haben sich Studio und Schauspielerin darauf geeinigt, dass sie sich sowohl eventuelles Risiko als auch erwartbaren Profit teilen. Ohne die Einnahmenbeteiligung hätte Johansson ihre Gage vermutlich doppelt so hoch ansetzen können.

Insofern ist es völlig berechtigt, dass Johansson auf diesen Vertragspunkt beharrt - und zumindest eine Ausgleichszahlung erstreitet. Das ist auch keine Frage des "Mitleids" - sondern schlicht eine Frage des seriösen Geschäftsgebahrens.

Fun fact, zum Vergleich: Downey Jr. hat für den ENSEMBLE-Film "Infinity War" wohl 75 Millionen Dollar bekommen.Nach der ganzen Sexismus-Debatte um Black Widow ist die ganze Geschichte in sich wenigstens konsequent. :ugly:
Andreas29

Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Andreas29 »

Felidae hat geschrieben: 31. Jul 2021, 08:17 Insofern ist es völlig berechtigt, dass Johansson auf diesen Vertragspunkt beharrt - und zumindest eine Ausgleichszahlung erstreitet. Das ist auch keine Frage des "Mitleids" - sondern schlicht eine Frage des seriösen Geschäftsgebahrens.
Deswegen habe ich auch davor geschrieben, dass Verträge natürlich eingehalten werden müssen. Dass ich kein Mitleid mit einer Frau habe, die nicht noch ein paar Millionen auf ihr geschätztes Vermögen von 165 Millionen Dollar bekommt, bedeutet nicht, dass ich den Vertrag für nichtig halte und in diejenigen mit einstimme, die sagen sie solle sich nicht so anstellen.

Dass Hollywood auch heute immer noch Frauen nicht genauso fair bezahlt wie Männer, braucht man mir nicht erklären. Das Problem ist mir absolut bewusst. Blockbuster mit Frauen in exponierten Rollen haben laut Studien übrigens sogar höhere Einspielergebnisse als mit Männern. Was es nochmal unfairer macht und das dumme Argument aushebelt, dass man ja nur nach "Angebot und Nachfrage" handelt. Das hat aber wenig mit dieser Klage jetzt zu tun.

Dass ich die Beträge und diesen "Marktwert" mittlerweile insgesamt für mehr als obszön halte kommt noch dazu. Das ist aber kein Thema, das auf Schauspieler begrenzt ist... schauen wir nur mal zum Fußball.
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Felidae
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Felidae »

Andreas29 hat geschrieben: 31. Jul 2021, 09:37

Deswegen habe ich auch davor geschrieben, dass Verträge natürlich eingehalten werden müssen. Dass ich kein Mitleid mit einer Frau habe, die nicht noch ein paar Millionen auf ihr geschätztes Vermögen von 165 Millionen Dollar bekommt, bedeutet nicht, dass ich den Vertrag für nichtig halte und in diejenigen mit einstimme, die sagen sie solle sich nicht so anstellen.

Dass Hollywood auch heute immer noch Frauen nicht genauso fair bezahlt wie Männer, braucht man mir nicht erklären. Das Problem ist mir absolut bewusst. Blockbuster mit Frauen in exponierten Rollen haben laut Studien übrigens sogar höhere Einspielergebnisse als mit Männern. Was es nochmal unfairer macht und das dumme Argument aushebelt, dass man ja nur nach "Angebot und Nachfrage" handelt. Das hat aber wenig mit dieser Klage jetzt zu tun.

Dass ich die Beträge und diesen "Marktwert" mittlerweile insgesamt für mehr als obszön halte kommt noch dazu. Das ist aber kein Thema, das auf Schauspieler begrenzt ist... schauen wir nur mal zum Fußball.
Okay, kann man so sehen. Aber andersrum - warum sollen die Menschen, die für einen Milliardenumsatz maßgeblich mitverantwortlich sind, nicht auch daran partizipieren? Ich würd gern in der Kultur bleiben (da bei Fußball zuviel andere Faktoren noch mitspielen): Egal, ob im Film, in der Literatur, in der Musik, ich halte es an und für sich für fair, dass alle maßgeblich am Erfolg beteiligten auch mitprofitieren. Jetzt kann man sicher antworten, dass Drehbuchschreiber:innen ja auch keine Millionen bekommen, obwohl sie jeden Kinoerfolg ursächlich erst ermöglichen. Die könnten und sollten auch definitiv besser bezahlt werden. Aber zum einen kann "XY bekommt zu wenig" ja kaum ein Argument für "YZ sollte auch weniger bekommen" sein - solang Konzern AB sich mit der Arbeit von BEIDEN eine goldene Nase verdient. Zum anderen ist es nunmal eine traurige Tatsache, dass kaum jemand wegen den Drehbüchern von Robert Towne oder William Goldman ins Kino gegangen sein dürfte - sehr wohl aber wegen Jack Nicholson, Robert Redford und Dustin Hoffman. (Der einzige Drehbuchautor, der mir einfiele, der glaub tatsächlich zumindest eine gewisse allgemeine Bekanntheit hat, wäre Shane Black. Und auch bei dem bin ich nicht sicher.)

Schlussendlich kann man Johansson nun wirklich nicht vorwerfen, nur nach dem Geld zu schielen - dafür hat die Frau viel zu viele coole Indies, von "Lost in translation" bis zu mehreren Allen-Filmen, gemacht. Dass sie aber, wenn sie für Blockbuster gecastet wird, auch nach den gleichen Maßstäben verdienen will wie die anderen, halte ich für mehr als legitim. :)
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Smutje187 »

Rince81 hat geschrieben: 31. Jul 2021, 07:17 Das hat sogar einen "Fachbegriff" im englischen und nennt sich Hollywood Accounting.
https://en.wikipedia.org/wiki/Hollywood_accounting da sind auch zig Beispiele aufgelistet.;)
Ich liebe es, wenn eine rein mechanische Tätigkeit wie die des Buchhalters mittels ein wenig „kreativer“ Energie quasi eine Kunstform wird :D
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Andreas29 »

Felidae hat geschrieben: 31. Jul 2021, 10:15 Aber andersrum - warum sollen die Menschen, die für einen Milliardenumsatz maßgeblich mitverantwortlich sind, nicht auch daran partizipieren?
Das stelle ich ja gar nicht infrage. Wenn Johansson und auch andere, die jetzt noch klagen werden, Geld zusteht, sollen sie es auch bekommen.
Felidae hat geschrieben: 31. Jul 2021, 10:15 zu viele coole Indies, von "Lost in translation" bis zu mehreren Allen-Filmen, gemacht.
Meine Empfehlung wäre da "Under the Skin". Ist weitab vom Massengeschmack und wird leider oft darauf reduziert, dass Johansson da komplett blank zieht, aber ist echt ein tolles Mysterydrama.
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Rince81 »

Andreas29 hat geschrieben: 1. Aug 2021, 07:19 Meine Empfehlung wäre da "Under the Skin". Ist weitab vom Massengeschmack und wird leider oft darauf reduziert, dass Johansson da komplett blank zieht, aber ist echt ein tolles Mysterydrama.
Damals im Kino gesehen, war interessant, ich bin aber meist kein Fan von Experimentalfilmen, muss den daher nicht nochmal sehen.
Ganz wichtig in der Reihe der besten Filme mit ihr ist - zumindest im englischen Original - Her. Den Film kann ich immer wieder sehen und ich liebe den total. Hier hat man Johansson um eine Golden Globe Nominierung gebracht, da sie in dem Film nicht mitspielt, sondern "nur" mit ihrer Stimme arbeitet.
https://www.youtube.com/watch?v=GV01B5kVsC0
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Andre Peschke
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Andre Peschke »

Felidae hat geschrieben: 31. Jul 2021, 08:17 Fun fact, zum Vergleich: Downey Jr. hat für den ENSEMBLE-Film "Infinity War" wohl 75 Millionen Dollar bekommen.Nach der ganzen Sexismus-Debatte um Black Widow ist die ganze Geschichte in sich wenigstens konsequent. :ugly:
Naja, Downey Jr. ist der originäre MCU Star und hat das moderne Marvel-Universum erst ermöglicht. Sein Charakter hat drei Solofilme. Er hatte am meisten Zeit & Leverage von allen Darstellern, nachzuverhandeln und sein Honorar zu eskalieren. Seine Figur ist für das Finale unverzichtbar. Black Widow ist eine Figur aus der 3. Reihe, wie Hawkeye. Ihr Solo-Movie haben sie -so las ich es zumindest - nur noch gedreht, um den Vertrag von Scarlett bis zum letzten auszunutzen, was man auch merkt. Das Ding erfüllt keine Funktion im MCU, außer Geld verdienen.

Das Downey Jr. hier mehr verdient, ist IMO einleuchtend. Heißt nicht, das sie Scarlett Johansson nicht über den Tisch ziehen mit der Nummer oder keine Gehaltsungleichheit herrscht. Aber an dem Beispiel würde ich es nicht festmachen. Außer Jeremy Renner hat erheblich mehr kassiert, als sie.

André
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Felidae
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Felidae »

Andre Peschke hat geschrieben: 1. Aug 2021, 10:01
Felidae hat geschrieben: 31. Jul 2021, 08:17 Fun fact, zum Vergleich: Downey Jr. hat für den ENSEMBLE-Film "Infinity War" wohl 75 Millionen Dollar bekommen.Nach der ganzen Sexismus-Debatte um Black Widow ist die ganze Geschichte in sich wenigstens konsequent. :ugly:
Naja, Downey Jr. ist der originäre MCU Star und hat das moderne Marvel-Universum erst ermöglicht. Sein Charakter hat drei Solofilme. Er hatte am meisten Zeit & Leverage von allen Darstellern, nachzuverhandeln und sein Honorar zu eskalieren. Seine Figur ist für das Finale unverzichtbar. Black Widow ist eine Figur aus der 3. Reihe, wie Hawkeye. Ihr Solo-Movie haben sie -so las ich es zumindest - nur noch gedreht, um den Vertrag von Scarlett bis zum letzten auszunutzen, was man auch merkt. Das Ding erfüllt keine Funktion im MCU, außer Geld verdienen.

Das Downey Jr. hier mehr verdient, ist IMO einleuchtend. Heißt nicht, das sie Scarlett Johansson nicht über den Tisch ziehen mit der Nummer oder keine Gehaltsungleichheit herrscht. Aber an dem Beispiel würde ich es nicht festmachen. Außer Jeremy Renner hat erheblich mehr kassiert, als sie.

André
Klar, Iron Man ist im MCU ein anderes Kaliber - aber so unbedeutend wie Renner/Hawk Eye ist Black Widow nun auch nicht: Sie ist schon ab Iron Man 2 involviert und hat in Cap 2 und 3 durchaus nicht ganz kleine Rollen.

Richtig vergleichen kann man die Gagen eh nicht, da eben "Ensemblefilm" <-> "Solo-Film". Insofern war das wirklich als "nettes Detail am Rande" gemeint, nicht als etwas, worauf meine Argumentation aufbauen würde. :)
Andreas29

Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Andreas29 »

Rince81 hat geschrieben: 1. Aug 2021, 09:41 Damals im Kino gesehen, war interessant, ich bin aber meist kein Fan von Experimentalfilmen, muss den daher nicht nochmal sehen.
Ja... das ist einer dieser Filme, den man entweder mag oder hasst. 32% Ein-Sterne-Bewertungen auf Amazon :mrgreen:
Rince81 hat geschrieben: 1. Aug 2021, 09:41 Ganz wichtig in der Reihe der besten Filme mit ihr ist - zumindest im englischen Original - Her. Den Film kann ich immer wieder sehen und ich liebe den total. Hier hat man Johansson um eine Golden Globe Nominierung gebracht, da sie in dem Film nicht mitspielt, sondern "nur" mit ihrer Stimme arbeitet.
Ja. Sie ist auch eine tolle Synchronsprecherin.

Mein Highlight der letzten Jahre von ihr war ja Jojo Rabbit: https://www.youtube.com/watch?v=B8M-INo0NWE

Im gleichen Jahr noch mit "Marriage Story" das nächste Brett abgeliefert.

Fantastische Schauspielerin und ich hoffe, dass sie jetzt nicht in das nächste Mega-Franchise geht. Jetzt wird es langsam Zeit für die Charakterrollen. Dann klappt das auch mit dem Oscar und Golden Globe.
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Rince81 »

Andreas29 hat geschrieben: 1. Aug 2021, 10:20 Fantastische Schauspielerin und ich hoffe, dass sie jetzt nicht in das nächste Mega-Franchise geht. Jetzt wird es langsam Zeit für die Charakterrollen. Dann klappt das auch mit dem Oscar und Golden Globe.
Würde ich nicht befürchten, dass es ins nächste Franchise geht. Sie hat ein gutes Händchen für ihre Rollenauswahl. Vor allem muss man vermutlich auch ganz klar sagen, dass jeder der "frühen" Marvel Darsteller da mehr Glück als Talent hatte. Zu Zeiten von Iron Man 1 und 2 hatte vermutlich nicht einmal Kevin Feige da DEN Masterplan des Cinematic Universe in heutiger Form im Hinterkopf - sonst wäre ihnen der Unfall mit "Der unglaubliche Hulk" nicht passiert. Dann hätte man vermutlich auch NIE Robert Downey Junior als Lead und Kopf des ganzen Franchises gecastet - das Risiko wäre bei seiner Drogenvergangenheit viel zu groß gewesen. Von daher dürfte auch Johansson bei ihrer kleinen Nebenrolle in Iron Man 2 nicht gedacht haben, den Gig geschossen zu haben, der sie letztlich zur bestbezahlten Schauspielerin in Hollywood machen wird...
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Andreas29 »

Da es hier und in anderen Threads schon Thema war: Als erstes großes Filmstudio haben die Amazon Studios Richtlinien für Diversität eingeführt:
https://www.indiewire.com/2021/06/amazo ... 234644914/

Hier die Regeln im Original:
https://dei.amazonstudios.com/inclusion-policy/
Ebenso gibt es ein "Inclusion Playbook", das haarklein vorgibt, wie die Einhaltung dieser Regeln durchgesetzt werden soll.

Die wichtigsten Punkte in der Kurzfassung:
- 30% der Hauptverantwortlichen (Regie, Drehbuch etc.) einer Produktion sollen zu 30% mit Frauen besetzt werden und zu 30% mit Minderheiten. Ab 2024 wird das auf 50% erhöht.
- Die gecasteten Schauspieler sollen den Rollen für die sie gecastet werden im wahren Leben entsprechen; d.H nur eine schwarze lesbische Epileptikerin darf eine schwarze lesbische Epileptikerin spielen.
- Es soll Sprechrollen für einen Charakter geben, der der LGBTQIA+-Community angehört, einen mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung und drei Charaktere, die entweder aufgrund ihrer Hautfarbe, Ethnie oder Kultur/Religion unterrepräsentiert sind. 50% davon müssen Frauen sein.
- Mindestens ein Zulieferer und/oder Vertragspartner der Produktion soll von einer Frau oder einem Angehörigen einer unterrepräsentierten Gruppe geführt werden.

An dem von mir fett hervorgehobenen Spiegelstrich entzündet sich wohl die heißeste Debatte. Einerseits wird hiermit das Handwerk und der Kern des Schauspiels quasi ausgehebelt; es geht nicht mehr um Verwandlung. Dazu eine Kolumne der Zeit: https://www.zeit.de/2021/31/amazon-stud ... is-diderot
Andererseits sollen Schauspieler künftig wohl ihre sexuelle Ausrichtung und/oder ihren "Medical Record" offenbaren um bestimmte Rollen zu bekommen, was wiederum manche als eigentliche Diskriminierung sehen.

Mir graust es wenn ich sehe, dass Filme und Serien nach einer Checkliste gemacht werden. Von dem Ende der Kunstfreiheit, wie es aus den üblichen Richtungen schallert, möchte ich nicht reden, weil große Studios schon immer Vorschriften gemacht haben. Das ist jetzt nur eine Liste mehr, die für gleichförmige, mutlose und gestreamlinete Produkte sorgt.
Wer jetzt von Einzelfall redet: Andere Studios werden folgen, weil bei dem Thema eine Mitmachpflicht besteht, wenn man keine Shitstorms haben will.
Zuletzt geändert von Andreas29 am 7. Aug 2021, 13:54, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Peter »

Das Original ist aber deutlich weicher formuliert als das was du hier geschrieben hast. Da gibt es kein "Es muss muss muss", sondern ein "where the Story allows", "when possible", "when it doesn't compromise the story" etc.
Andreas29

Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Andreas29 »

Peter hat geschrieben: 6. Aug 2021, 07:55 Das Original ist aber deutlich weicher formuliert als das was du hier geschrieben hast. Da gibt es kein "Es muss muss muss", sondern ein "where the Story allows", "when possible", "when it doesn't compromise the story" etc.
Klar ist das so formuliert, weil es manchmal eben schlicht nicht möglich ist das umzusetzen. Aber da, wo es funktioniert, wird es umgesetzt werden müssen. Dann ist es verpflichtend... schon allein weil jetzt alle Augen auf Amazon gerichtet sind. Und ich bin der festen Überzeugung, dass Amazon Studios jetzt nur Projekte annehmen wird, in denen die Richtlinien greifen, damit sie zeigen können, dass sie das auch umsetzen.

Selbst die "taz", die noch jede identitätspolitische Idee begrüßt, ist wenig begeistert: https://taz.de/Neue-Richtlinien-von-Ama ... /!5786500/
Wie soll so etwas überprüft werden? Wird man Nachweise verlangen, die belegen, dass eine Schauspielerin auch wirklich lesbisch ist wie die Rolle, die sie spielen soll? Was ist mit all den ungeouteten Schauspielerinnen? Werden sie auf diese Weise indirekt zum öffentlichen Outing gezwungen, weil sie ansonsten keine Rollen annehmen können, die nicht ihrer Identität entsprechen?
Zuletzt geändert von Andreas29 am 6. Aug 2021, 08:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Andreas29 »

Ich habe trotzdem mal "müssen" in "sollen" geändert.
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Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Felidae »

Mal ganz ketzerisch gefragt (Teufels Advokat) - in den letzten HUNDERT Jahren Film- und Fernsehgeschichte wurden praktisch ausschließlich Geschichten erzählt, in denen keine dieser Gruppen eine Rolle gespielt haben. Ja, ich kenne "Brokeback Mountain" und "Rain Man" - aber die sind ja die Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Was wäre so schlimm dran, wenn es die nächsten 50 Jahre mal andersrum laufen würde? Da dürften Zigtausend komplett neue Geschichten darauf warten, erzählt zu werden - die bislang einfach keine Chance bekommen haben.

Wie gesagt, Teufels Advokat. Speziell den Punkt "nur homosexuelle Darsteller:innen sollen homosexuelle Personen spielen" halte ich auch für extrem fragwürdig, da er tatsächlich ein Outing voraussetzt. Ich bin aber guter Dinge, dass die betroffene Community da mit Amazon diskutieren wird - und ich nicht als Heteromensch, der keine Ahnung hat, ob diese Vorgaben konstruktiv oder destruktiv sind, dafür in die Bresche springen muss.

Aber wenn man sich andererseits vor Augen führt, dass Gary Oldman einen Kleinwüchsigen gespielt hat und wohl am Set auf Knien neben Peter Dinklage rumgerutscht ist (Dinklage hatte die Nebenrolle, Oldman die Hauptrolle!) - dann könnte man auf die Idee kommen, dass so öffentliche Absichtsbekundungen evtl. doch gar keine so schlechte Idee sind.
Andreas29

Re: Der allgemeine Film-Thread

Beitrag von Andreas29 »

Felidae hat geschrieben: 6. Aug 2021, 08:43 Was wäre so schlimm dran, wenn es die nächsten 50 Jahre mal andersrum laufen würde?

Gar nix. Das Problem ist eher ein grundsätzliches. Mir ist einfach unwohl dabei, wenn man ein zumindest nominelles Kunstwerk nach einer Checkliste produziert. Allerdings habe ich ja schon geschrieben, dass das bei großen Produktionen schon immer so war, dass die Kreativen strikte Vorgaben der Konzerne bekommen haben. Nur dieses Mal ist es öffentlich, weil man sich mit Identitätspolitik profilieren kann, aber nicht damit, dass dem Regisseur vorgegeben wurde nach 70 Minuten eine 20 minütige Actionszene einzubauen.
Die Kunstfreiheit ist hier bei den großen Studios nicht mehr und nicht weniger in Gefahr, als vorher. Dieses Mal kann man halt den Eingriff nur sehen.

Abseits des Mainstreams - der nicht DER Film ist - geht es auch seit Jahrzehnten wesentlich diverser zu... und das ist bis heute so. Der Mainstream holt halt nur auf und weil man es da nicht anders kennt, wird es da eben über starre Vorgaben reguliert.

Ergo habe ich relativ wenig gegen diese Richtlinien... bis auf den Part mit der Schauspielerei.
Felidae hat geschrieben: 6. Aug 2021, 08:43 und ich nicht als Heteromensch, der keine Ahnung hat, ob diese Vorgaben konstruktiv oder destruktiv sind, dafür in die Bresche springen muss.
Auch ich als "Heteromensch" kann beurteilen, dass die Verpflichtung sich für eine Rolle outen zu müssen oder seine Krankheitsakte vorlegen zu müssen, keine Lösung sein kann. Gut gemeint ist nicht immer gut gedacht.
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