Bundestagswahl 2021 Tipp

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lipt00n
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von lipt00n »

Danke für die ausführliche Antwort. Das ist leider weitaus weniger progressiv als ich angenommen hatte. Obwohl ich nicht zur Zielgruppe gehöre, finde ich das sehr bedauerlich.
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Felidae
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Felidae »

Cthalin hat geschrieben: 18. Sep 2021, 21:31 So wie ich das verstanden habe, geht es auch nicht zwingend um das "wie". Da kann man ja gerne diskutieren und mehrere Wege verfolgen. Das Problem an der Sache ist: Der wissenschaftliche Konsens ist auch, dass es eine Deadline gibt für eine so-und-so hohe Änderung die erfolgen muss, damit es nicht zur lebensfeindlichen Katastrophe kommt. Und mit Physik kannste halt nicht argumentieren oder diskutieren. :ugly:
Und das sehe ich auch als Dilemma an. Ja, Demokratie aufgeben möchte ich auch nicht. Unser momentanes System wird aber halt den Weg gehen "mir doch egal wenn da Milliarden Menschen sterben oder flüchten werden, machen wir halt die Grenzen dicht, Hauptsache jetzt gibt's nicht zuviele Einschnitte". Und machen wir uns nichts vor, genau so wird's laufen. Eine tolle Lösung dafür hat glaub ich niemand parat.
Danke, das fasst meine Gedanken ganz gut zusammen. Natürlich will ich KEINE Dktatur. Sondern ganz normale Gesetzgebungsverfahren. Und ja, an manchen Punkten ist noch unklar, was besser wäre - aber an anderen Stellen gibt es bereits ganz klare Antworten. Aber auch DIE werden nicht umgesetzt - wenns nicht gerade Palmer in Tübingen macht. (Der Mann ist ein Riesenproblem, um nicht zu sagen -ar... - aber ökologisch macht er verdammt gute Arbeit. ZB geht er konsequent gegen Plastikmüll in seiner Stadt vor.)

Es geht übrigens auch nicht drum, dass Deutschland "alleine die Welt rettet". Aber nach aktuellem Stand produzieren wir immer noch knapp doppelt so viel CO2 wie uns bevölkerungstechnisch eigentlich zusteht. (Wohlgemerkt - IST-Zustand. Klimaziele sind da noch nicht berücksichtigt.) Angesichts dessen ist das Argument "wir allein können nicht die Welt retten!" halt bisschen lächerlich - wir sollten dringend anfangen, unseren BEITRAG zu leisten.
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Tengri Lethos
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Tengri Lethos »

Felidae hat geschrieben: 19. Sep 2021, 08:19
Es geht übrigens auch nicht drum, dass Deutschland "alleine die Welt rettet". Aber nach aktuellem Stand produzieren wir immer noch knapp doppelt so viel CO2 wie uns bevölkerungstechnisch eigentlich zusteht. (Wohlgemerkt - IST-Zustand. Klimaziele sind da noch nicht berücksichtigt.) Angesichts dessen ist das Argument "wir allein können nicht die Welt retten!" halt bisschen lächerlich - wir sollten dringend anfangen, unseren BEITRAG zu leisten.
Sei mir nicht böse, aber genau mit solchen Aussagen erweist Du deiner Sache einen Bärendienst, weil Du Menschen, die sagen „wir alleine werden die Welt nicht retten“ (wie mich auch in diesem Thread) gleichzeitig unterschiebst, dass sie genau deshalb gar nicht anfangen wollen zu handeln. Und das stimmt bei sehr vielen (wie auch mir) eben nicht, denn anfangen will ich ja trotzdem, mit der Aussage wollte ich nur darauf hinweisen, dass es noch an klaren Konzepten fehlt, wie wir weltweit und auch in nicht demokratisierten Staaten ein Umdenken und Handeln schaffen. Ich finde, Du trittst für eine gute und starke Sache ein, das auch sehr engagiert, verfällst aber gelegentlich in einen Sprech, der es mir persönlich erschwert, da nur die Sachinformation rauszunehmen.
Falls so beabsichtigt, ok, ist dann aber genau wie das Handeln der Politiker*innen, die Du wahrscheinlich auch kritisch siehst.
So z.b. auch dein Post mit der Diktatur…das was Du ironisch dargestellt hast hat meines Erachtens niemand in diesem Thread bisher so gesagt gehabt.
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Jochen Gebauer
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Jochen Gebauer »

Felidae hat geschrieben: 19. Sep 2021, 08:19s geht übrigens auch nicht drum, dass Deutschland "alleine die Welt rettet". Aber nach aktuellem Stand produzieren wir immer noch knapp doppelt so viel CO2 wie uns bevölkerungstechnisch eigentlich zusteht. (Wohlgemerkt - IST-Zustand. Klimaziele sind da noch nicht berücksichtigt.) Angesichts dessen ist das Argument "wir allein können nicht die Welt retten!" halt bisschen lächerlich - wir sollten dringend anfangen, unseren BEITRAG zu leisten.
Ich spiele mal des Teufels Advokaten, weil ich in der Sache natürlich voll bei dir bin. Aber die Argumentation interessiert mich:

Warum sollten wir damit anfangen? Welches Ziel wird damit konkret verfolgt? Wenn wir unseren Beitrag leisten, aber China, Indien, USA usw. nicht, dann wird dieser Beitrag an der übergeordneten Problematik nur so minimal etwas ändern, dass er am Ende praktisch bedeutungslos ist. Und wie das Beispiel des Atomausstiegs wunderbar illustriert, ist eine Vorbildfunktion ("wenn einer anfängt, folgen andere") nicht zu erwarten, im Gegenteil. Evidenzbasiert wird unser Beitrag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinerlei messbare Auswirkungen haben. Warum also viel Mühe, Geld, Konflikte usw. auf sich nehmen und nicht stattdessen für den unvermeidbaren Katastrophenfall vorsorgen?

Wie gesagt: Devil's Advocate. Meine Antwort wäre: Rage, rage against the dying of the light. Aber ich hab' den Eindruck, dass da immer noch viele Leute denken, man (also wir als deutsche Gesellschaft) könne da tatsächlich irgendeinen messbaren Erfolg erreichen. Und ich fürchte, die werden ein böses Erwachen haben, leider :(
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Felidae
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Felidae »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 19. Sep 2021, 12:03 Ich spiele mal des Teufels Advokaten, weil ich in der Sache natürlich voll bei dir bin. Aber die Argumentation interessiert mich:

Warum sollten wir damit anfangen? Welches Ziel wird damit konkret verfolgt? Wenn wir unseren Beitrag leisten, aber China, Indien, USA usw. nicht, dann wird dieser Beitrag an der übergeordneten Problematik nur so minimal etwas ändern, dass er am Ende praktisch bedeutungslos ist. Und wie das Beispiel des Atomausstiegs wunderbar illustriert, ist eine Vorbildfunktion ("wenn einer anfängt, folgen andere") nicht zu erwarten, im Gegenteil. Evidenzbasiert wird unser Beitrag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinerlei messbare Auswirkungen haben. Warum also viel Mühe, Geld, Konflikte usw. auf sich nehmen und nicht stattdessen für den unvermeidbaren Katastrophenfall vorsorgen?

Wie gesagt: Devil's Advocate. Meine Antwort wäre: Rage, rage against the dying of the light. Aber ich hab' den Eindruck, dass da immer noch viele Leute denken, man (also wir als deutsche Gesellschaft) könne da tatsächlich irgendeinen messbaren Erfolg erreichen. Und ich fürchte, die werden ein böses Erwachen haben, leider :(
Nun ja, an und für sich würde ich antworten - im Gegensatz zur Atomenergie hat der Klimawandel durchaus jetzt schon sichtbare Auswirkungen. Grade in den USA. Experten gehen durchaus davon aus, dass Deutschland Vorbildfunktion haben könnte - und, wenn das nicht, dann zumindest irgendwann davon wirtschaftlich profitieren wird, wenn andere Länder gar nicht mehr anders KÖNNEN und dann hier die entsprechenden Technologien erwerben.Im Gegensatz zum Thema Atomkraft ist der Klimawandel nix, was Meinungssache (Abwägung der unbestreitbaren Vorteile gegenüber Risiken und Problemen) oder gar Ideologie ist - er ist da. Und früher oder später WERDEN alle Länder reagieren müssen.

Warum Deutschland vorangehen sollte im Gegensatz zu China oder Indien - unsere bislang angehäufte "Schuld" ist um einiges größer als deren, das wäre ein moralisches Argument.

Aber die Leute, die Du im Kopf hast, überzeuge ich natürlich mit weder noch. Jene überzeuge ich gar nicht. Jene überzeugt ja nicht mal die Wissenschaft.
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Jochen Gebauer
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Jochen Gebauer »

Felidae hat geschrieben: 19. Sep 2021, 13:21Im Gegensatz zum Thema Atomkraft ist der Klimawandel nix, was Meinungssache (Abwägung der unbestreitbaren Vorteile gegenüber Risiken und Problemen) oder gar Ideologie ist - er ist da. Und früher oder später WERDEN alle Länder reagieren müssen
Die Wahrscheinlichkeit, dass sie das tun, bevor das Kind mit allen relevanten Körperteilen im Brunnen liegt, halte ich für extrem gering. Gerade in den USA ist das - wenn man sich dort ein bisschen auskennt - auch einfach politisch nicht umsetzbar, ohne dass man umgehend aus dem Weißen Haus und Kongress gejagt wird. Die müssten ihre komplette marode Infrastruktur sowie die gesamte Stadtplanung, Bildung, Verkehr usw. auf rechts drehen und dafür Unsummen ausgeben, die notwendig alle Menschen massiv belasten. Das ist nur denkbar, wenn der Leidensdruck schon unmittelbar und extrem groß ist. Und wenn das passiert, ist es zu spät.

China, Indien usw. erscheinen mir noch abwegiger. China kann auf absehbare Zeit nicht auf den massiven Einsatz von fossilen Brennstoffen verzichten, ohne das Wachstum vollständig zu killen. Das werden die einfach nicht machen, so lange der Leidensdruck nicht gewaltig ist. Und dann ist es auch da wieder zu spät.

Man sollte nie die Tendenz von Menschen unterschätzen, sehenden Auges in die Katastrophe zu rennen. Die Geschichte ist voll davon. Und kein Machthaber in den genannten Ländern hat etwas davon, die aktuelle Strategie zu ändern, im Gegenteil. Der Machterhalt klappt nur, wenn er weiter auf den Abgrund zu rennt.
Warum Deutschland vorangehen sollte im Gegensatz zu China oder Indien - unsere bislang angehäufte "Schuld" ist um einiges größer als deren, das wäre ein moralisches Argument
Ich kenne die genauen Zahlen nicht, aber wie lange müsste China denn so weitermachen wie bislang, um uns eindrucksvoll zu überholen? Angesichts dessen, was die in den nächsten 20 Jahren in die Luft pumpen werden, kann das eigentlich nicht so lange dauern, würde ich vermuten.
Aber die Leute, die Du im Kopf hast, überzeuge ich natürlich mit weder noch. Jene überzeuge ich gar nicht. Jene überzeugt ja nicht mal die Wissenschaft.
Korrekt. Deshalb halte ich es auch für unsinnig, es weiter damit zu versuchen. Wer den Schlag jetzt noch nicht gehört hat, hört ihn eh nicht mehr. Wären diese Menschen rationalen Argumenten zugängig, hätten sie diese Position nicht. Ich glaube aber schon, dass man die abholen (mieser Ausdruck, ich weiß) kann. Halt mit wirtschaftlichen Argumenten zum Beispiel. Die kommen mir in der ganzen öffentlichen Diskussion viel zu kurz. Diese massiven Vorteile, die wir haben würden, selbst wenn gar kein Klimawandel käme. Letzteres wird natürlich trotzdem passieren, aber wenn es mir darum geht, Mehrheiten für einen politischen Richtungswechsel zu erreichen, dann tut's auch ein schlechter Grund :mrgreen:
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Textsortenlinguistik
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Selbst wenn Teufels Advokat Recht behält, sehe ich darin keinen Grund nicht anzufangen. Das wäre ja eine totale moralische Bankrotterklärung.

Der Druck auf andere Mitglieder der Weltgemeinschaft lässt sich sicherlich wirtschaftlich und politisch nennenswert erhöhen. Als Industrieland hat man jetzt die Chance Technologieführer zu werden.

Selbst wenn alle Bemühungen nicht reichen, warum sollte man überhaupt darüber nachdenken nicht alles zu versuchen? Es gibt schließlich keinen Plan B.
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Voigt
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Voigt »

Deutschland alleine hat auch historisch weniger verbrauch als China, 80 Millionen kommen einfach nicht gegen 1 Milliarden Menschen an.
Wenn man aber die gesamte EU nimmt, dann hat die historisch mehr CO2 in die Luft geblasen als China bisher. Zwar auch nicht mit rießigem Abstand aber schon deutlich.
Daher geht es für mich eher immer darum dass Deutschland erstmal nur Vorreiter in der EU ist und dann gemeinsam mit der gesamten EU Zeug nach vorne treibt.
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Peter
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Peter »

Selbst wenn man das Programm der Grünen zu 100% umsetzen würde, wären wir kein Vorreiter in Europa. In vielen Bereichen wäre es schön, wenn wir überhaupt mal ins Mittelfeld kommen würden, z.b. beim Plastikmüll. Bei den erneuerbaren Energien liegen wir auch noch in der unteren Hälfte. etc
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Leonard Zelig
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Leonard Zelig »

Auch ungeachtet der Klimaproblematik würde es die Lebensqualität deutlich steigern, wenn Städte wieder Fußgänger- und Fahrradfreundlicher werden, wie sie es ja auch bis zum Wiederaufbau nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg waren. Die Luftqualität in den Städten würde sich ebenso verbessern und die Extremsommer wären erträglicher, wenn nicht alles asphaltiert ist.
Jochen Gebauer hat geschrieben: 19. Sep 2021, 13:52 Gerade in den USA ist das - wenn man sich dort ein bisschen auskennt - auch einfach politisch nicht umsetzbar, ohne dass man umgehend aus dem Weißen Haus und Kongress gejagt wird. Die müssten ihre komplette marode Infrastruktur sowie die gesamte Stadtplanung, Bildung, Verkehr usw. auf rechts drehen und dafür Unsummen ausgeben, die notwendig alle Menschen massiv belasten. Das ist nur denkbar, wenn der Leidensdruck schon unmittelbar und extrem groß ist. Und wenn das passiert, ist es zu spät.
Ich habe letztens gehört, dass der Afghanistan-Einsatz 300 Millionen Dollar gekostet hat. Jeden Tag. Für 20 Jahre. Wenn man solche Summen von nun an in die eigene Infrastruktur stecken würde, dann könnte es klappen. Glaube auch nicht, dass man dafür aus dem Kongress gejagt wird. Die eigene Seite findet sowas ja gut und Leute, die glauben Trump wurde um den Wahlsieg betrogen, erreicht man eh nicht.
Jochen Gebauer hat geschrieben: 19. Sep 2021, 13:52 China kann auf absehbare Zeit nicht auf den massiven Einsatz von fossilen Brennstoffen verzichten, ohne das Wachstum vollständig zu killen. Das werden die einfach nicht machen, so lange der Leidensdruck nicht gewaltig ist.
China ist eine Diktatur, daher können die sehr schnell handeln. Wenn die jetzt entscheiden Millionen von Windrädern zu bauen, dann kurbelt das den Wachstum von alleine an. Und mit so Sachen wie Power-to-Gas könnten sie dann auch das klimaneutral produzierte Gas exportieren. Wenn Deutschland weiter Däumchen dreht nach dem Motto "Die Amis und Chinesen machen ja auch nichts", könnte das ein böses Erwachen geben. Schon alleine um die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschland zu sichern, sollte man beim Klimaschutz keine halben Sachen machen.
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Dr_Hasenbein
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Dr_Hasenbein »

USA: Die Militärausgaben einfach umlenken geht auch nicht. Zuviel hängt daran, insbesondere Militärangehörige. Die fänden das nicht so arg lustig wenn ihr Budget wegfällt und sie teilweise obsolet werden.

China: Ja das können sie. China hat aber angekündigt den Ausstoß bis 2030 erstmal zu steigern. Die haben für sich einen Fahrplan. Der ist zwar nicht gut, aber er ist gesetzt.
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Jochen Gebauer
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Jochen Gebauer »

Leonard Zelig hat geschrieben: 19. Sep 2021, 16:09Ich habe letztens gehört, dass der Afghanistan-Einsatz 300 Millionen Dollar gekostet hat. Jeden Tag. Für 20 Jahre. Wenn man solche Summen von nun an in die eigene Infrastruktur stecken würde, dann könnte es klappen. Glaube auch nicht, dass man dafür aus dem Kongress gejagt wird. Die eigene Seite findet sowas ja gut und Leute, die glauben Trump wurde um den Wahlsieg betrogen, erreicht man eh nicht.
Das ist leider eine sehr eindimensionale, naive Sicht auf die USA, die mit der Realität nichts gemein hat. Denn es geht nicht um Trump oder Nicht-Trump, auch wenn das europäische Medien gerne so inszenieren, weil es Auflage bringt. Es geht um viel fundamentalere Dinge. Ein Beispiel von sehr vielen:

In den USA gibt es Millionen und Abermillionen von Immobilien, die ohne Klimaanlage nicht existieren können. Nicht, weil die Bewohner so dringend 20 Grad wollen, sondern weil sie durch die Bauweise und Baumaterialien sonst monatelang im Jahr unbewohnbar wären. Wenn du auch nur ansatzweise etwas zur CO2-Neutralität der USA beitragen wollen würdest, müsstest du Hunderttausende von Städten abreißen. Das ist nicht fixbar, das sagen dir sämtliche Wissenschaftler und Ingenieure, die sich damit beschäftigen. Du reißt Abermillionen von Menschen ihre Büros, Arbeitsplätze, Schulen usw. ab. Das refinanzierst du mit dem Afghanistan-Einsatz nicht einmal ansatzweise. Geschweige denn, dass du dafür eine politische Mehrheit findest.

Und das ist wie gesagt nur ein Beispiel von vielen.
Jochen Gebauer hat geschrieben: 19. Sep 2021, 13:52China ist eine Diktatur, daher können die sehr schnell handeln.
Und das ist leider eine sehr eindimensionale, naive Sicht auf China, die mit der Realität nichts gemein hat. Xi Jinping ist kein Diktator im klassischen Sinne, sondern Kind eines Systems, das er nicht geschaffen hat und das auch weit nach ihm noch funktionieren wird. Er ist völlig anderen Restriktionen und Konventionen unterworfen als jeder typische Diktator, den man im Westen so kennt. Sein Machterhalt ist unmittelbar gekoppelt an das wirtschaftliche Wachstum Chinas, und fossile Brennstoffe sind im Kontext der chinesischen Wirtschaft und ihres notwendigen Wachstums, um das Ziel der kommunistischen Partei zu erfüllen, den enerneuerbaren so kolossal überlegen, dass er morgen weg vom Fenster wäre, wenn er auch nur auf die Idee käme, Windkraft super zu finden.

In Europa guckt man leider sehr paternalistisch auf die USA oder China (oder auch Indien), ohne sich auch nur ansatzweise die Mühe zu machen, die individuellen Verhältnisse zu betrachten, die mit der europäischen Lebenswirklichkeit nichts zu tun haben. Gerade Asien funktioniert so fundamental anders als alles, was wir hier aus Bildung, Medien und Co. gewöhnt sind, dass es beinahe schon weh tut. China als Diktatur zu bezeichnen, ist in etwa so, als würde man den Atlantik nass nennen. Ist einerseits zwar nicht falsch, verkennt andererseits aber die komplette, komplexe Realität.
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Leonard Zelig
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Leonard Zelig »

Ich habe Xi Jinping nicht als Diktator bezeichnet, China ist in meinen Augen eine Parteiendiktatur. Sprich wenn die Führung etwas vorgibt (z.B. CO2-Neutralität), dann kann die Bevölkerung dagegen nur wenig machen. Eine kritische Öffentlichkeit existiert in China nicht.

Die Argumente gegen CO2-Neutralität in den USA kann man auch 1:1 auf das Gesundheitssystem, die Waffengesetze und viele andere Aspekte anwenden, in denen die USA der Welt hinterherhinken. Klimaanlagen verbrauchen viel Strom, aber der könnte ja auch aus Erneuerbaren Energien kommen. Kein Demokrat fordert irgendwelche Städte abzureißen. Das ist eines der Grundprobleme der USA, dass Fakten bei vielen nichts mehr zählen und die Forderungen der Gegenseite verzerrt dargestellt werden. Bei der Impfung ist es ja leider genauso. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet in Texas und Florida die Krankenhäuser überfüllt sind und nicht in Vermont und Maine. Bei Betrachtung aller Fakten und einer vernünftigen Risiko/Nutzenabwägung sollte sich die deutliche Mehrheit eigentlich für die Impfung entscheiden.
Dr_Hasenbein hat geschrieben: 19. Sep 2021, 16:40 USA: Die Militärausgaben einfach umlenken geht auch nicht. Zuviel hängt daran, insbesondere Militärangehörige. Die fänden das nicht so arg lustig wenn ihr Budget wegfällt und sie teilweise obsolet werden.
Das stimmt natürlich. Gibt ja neben dem Afghanistan-Einsatz auch noch andere Einsätze und der militärisch-industrielle Komplex hat beste Kontakte in Repräsentantenhaus und Senat. Wenn da jemand das Militärbudget halbieren will, dürfte ihm viel Gegenwind ins Gesicht blasen.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von meieiro »

Fals noch wer Argument braucht um nicht die CDU zu wählen. Kann er sich das neueste Video von Rezo anschauen zum Thema Koruption. Er hat das jetzt nicht explicit gegen die CDU gemacht, aber der Großteil der Skandale betrifft halt mal die CDU. Scholz kriegt auch noch sein Fett weg
https://www.youtube.com/watch?v=3Ya7pEDndgE

Also wenn man mal als was mit Thema Klimawandel zu tun hat ausblendet, hat man trotzdem noch genügend Punkte, warum diese Partei nicht Teil der nächsten Regierung sein sollte.

Auch interessant wie unsouverän die CDU immer auf Rezo reagiert.
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XfrogX
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von XfrogX »

Was verlieren wir den wenn wir einfach alles tun um Co2 neutral zu werden? Wenn’s scheitert, scheitern alle anderen auch und es ist sowieso vorbei. Und wenn’s klappt haben wir Geld ausgegeben uns aber dafür unabhängig gemacht, Infrastruktur geschaffen usw.

Der einzige Grund es nicht zu tun ist, man glaube nicht das es die Klimakatastrophe nicht gibt, oder zumindest sie einen selber nicht mehr betrifft.

Den wenn wir es nicht machen haben wir vielleicht weniger Ausgaben aber sterben mit vollem Konto bringt ja nichts. Oder wahrscheinlicher werden wir vor dem Untergang sowieso unser Geld entwerten weil wir es für jede kleine Hilfe mit vollen Händen drauf werfen, auch wenn es nur die Symptome mildert oder uns wenig mehr Zeit bringt.

Von daher find ich die Frage warum wir was tun sollen ziemlich bekloppt, eher sollte mal jemand erklären was es bringen soll nichts zu tun? Oder halt bewusst zu wenig?
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Tengri Lethos »

XfrogX hat geschrieben: 19. Sep 2021, 20:01 Was verlieren wir den wenn wir einfach alles tun um Co2 neutral zu werden? Wenn’s scheitert, scheitern alle anderen auch und es ist sowieso vorbei. Und wenn’s klappt haben wir Geld ausgegeben uns aber dafür unabhängig gemacht, Infrastruktur geschaffen usw.

Der einzige Grund es nicht zu tun ist, man glaube nicht das es die Klimakatastrophe nicht gibt, oder zumindest sie einen selber nicht mehr betrifft.

Den wenn wir es nicht machen haben wir vielleicht weniger Ausgaben aber sterben mit vollem Konto bringt ja nichts. Oder wahrscheinlicher werden wir vor dem Untergang sowieso unser Geld entwerten weil wir es für jede kleine Hilfe mit vollen Händen drauf werfen, auch wenn es nur die Symptome mildert oder uns wenig mehr Zeit bringt.

Von daher find ich die Frage warum wir was tun sollen ziemlich bekloppt, eher sollte mal jemand erklären was es bringen soll nichts zu tun? Oder halt bewusst zu wenig?
Naja, wenn wir nichts verlieren würden wäre ja gar keine Diskussion da. Wenn sich jemand hinstellt und sagt: CO2 neutral kostet uns 100 € und das haben wir auf der hohen Kante liegen würde ja keiner was sagen. Aber durch die Umstellung werden wir auch in Teilen nicht mehr so weiterleben können wie bisher und es ist die alte Diskussion von „wer trägt welche Last“.
Beispiel (ich nehme bewusst eins, dass bisher keine Partei so präsentiert hat): ein Anteil zur CO2 Neutralität ist: Pro 3 Menschen im Haushalt wird nur noch ein Auto erlaubt.
Neben der Tatsache, dass das ein erheblicher Eingriff in die soziale Marktwirtschaft wäre geht dann das Problem los. Menschen wie ich, die gut an die auffischt angebunden sind und eh kein großes Autobedürfnis haben sagen: ok.
Familien auf dem Land mit schlechten Öfis mit 3 Kindern sagen: spinnt ihr? Wie sollen unsere Kinder denn zu xy kommen?
Ich glaube, dass die große Unbekannte ist, was uns ein Umstieg kosten wird und welche Bevölkerungsgruppe welchen Anteil daran tragen wird. Das hat bisher keine Partei beantworten können.
Kritiker werden jetzt sagen: ist ja auch egal, weil wir alles tun müssen, was notwendig ist. Aber die Beschränkung dessen was notwendig ist, setzt letzten Endes das Grundgesetz und die darauf basierenden Gesetze. Und wenn es innerhalb diese Grenzen verschiedene Varianten gibt, wie man das Ziel erreichen kann, dann gibt es verschiedene Interessensgruppen: und ein Motiv wird sein: ich will nichts verlieren. Egoistisch manchmal, aber sicherlich auch menschlich, wenn man Vergleiche zieht.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Vinter »

Bei den Lösungen wird sich auch - meiner Ansicht auch mit Absicht - zum großen Teil darauf versteift, was alles nicht mehr geht.

Ich will nur ein Beispiel nennen: Beim Thema Mobilität wird das Thema sehr häufig darauf verkürzt, dass man lapidar sagt, man müsse weniger Auto fahren und soll mehr ÖPNV benutzen. Wohlwissend, dass natürlich außerhalb von Berlin Mitte und ähnlichem kein Mensch freiwillig Bus und Bahn fahren möchte, weil sich die Pendelzeit da gerne mal verdoppelt und verdreifacht. Hat ja auch niemand Lust, im November um 17 Uhr bei Regen 3x umsteigen und jedesmal zwanzig Minuten auf den nächsten Bus warten zu müssen. Und nachdem man dieses Horrorszenario dann an die Wand gemalt hat, sagt man "Das ist der Plan der Grünen. Die Grünen wollen euch das Auto wegnehmen." Hier wird absichtlich der zweite Schritt vor dem ersten getan, damit der Fokus darauf liegt, was uns Klimaschutz alles an Lebensqualität einbüßen wird.

Lösungsorientiert wäre es, sich nicht so sehr auf das Auto zu konzentrieren als die Sache, die weg muß, sondern die Sache vom anderen Ende her aufzubauen. Zu sagen: Wir brauchen mehr ÖPNV. Überall. Auf dem Land, in der Stadt, von früh bis spät. Staatlich gefördert, fahrscheinlos, mit eigenen, staufreien Spuren. Überspitzt formuliert: Alle zehn Minuten muss an deiner Straßenecke ein Bus nach überallhin fahren. Wir müssen erst das Angebot ÖPNV so aufbauen, dass man es benutzen will. Und dann lassen die Leute auch freiwillig das Auto stehen, wenn sie merken, dass ÖPNV bequem und unkompliziert sein kann.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Vinter hat geschrieben: 19. Sep 2021, 22:11 Und nachdem man dieses Horrorszenario dann an die Wand gemalt hat, sagt man "Das ist der Plan der Grünen. Die Grünen wollen euch das Auto wegnehmen." Hier wird absichtlich der zweite Schritt vor dem ersten getan, damit der Fokus darauf liegt, was uns Klimaschutz alles an Lebensqualität einbüßen wird.
Entschuldige bitte, aber genau so hat sich Baerbock bei Klartext geäußert als der Herr vom Bodensee sagte, man müsse ja wohl erstmal anfangen die Alternativen zu schaffen. Das ist also kein Horrorszenarium sondern das was die Grünen tun wollen. Den Sprit massiv verteuern wohlwissend, dass es für viele gar keine Alternativen gibt.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Vinter »

Wer regiert denn gerade? ;)

Es sind nicht die Grünen, die den CO2-Preis ohne sozialen Ausgleich eingeführt haben. Das war die Groko, wohlwissend der Konsequenzen, sowohl finanzieller Natur als auch für das Image des Klimaschutzes. Die Grünen hingegen fordern die ganze Zeit das Energiegeld, mit dem der CO2 Preis für weniger Wohlhabende abgefedert wird, gerade damit sie nicht unter den hohen Benzinpreisen leiden.

Es ist auch die Groko, die ja ganz offensichtlich gerade keine massiven Initiativen zum Ausbau des ÖPNV startet, sondern mit dem reinen CO2 Preis ohne begleitende politischen Maßnahmen den zweiten Schritt tut, ohne den ersten zu gehen.

Natürlich ist mit 'Zuerst der erste Schritt' nicht gemeint, dass wir noch 20 Jahre lang nichts an der CO2-Front tun, bis wir einen modernes Hochglanz-ÖPNV haben. Die Zeit haben wir nicht mehr. Damit hätten wir vor 30 Jahren anfangen müssen, jetzt ist es dafür zu spät. Daher müssen die Maßnahmen jetzt Hand in Hand gehen. Dennoch müssen wir die Debatte auch generell anders führen und nicht nur so tun, als würde Klimaschutz bedeuten, dass wir nun einfach das Auto stehen lassen und sich sonst nichts ändert. Das greift viel zu kurz - absichtlich.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Die Grünen wollen hier aber noch einmal anziehen. Darum geht es doch.

Das Energiegeld ist doch auch ein schlechter Scherz und kompensiert die Ausgaben nicht. Außerdem war doch nicht das Thema ob Wohlhabend oder nicht. Das spielt doch gar keine Rolle. Warum soll ich noch mehr von meinem Wohlstand abgeben? Deutschland ist doch eh schon Abgabenweltmeister.

Außerdem gibt es noch andere Parteien neben Schwarz Rot und Grün.
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