20 Jahre Rechtschreibreform

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kagrra

20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von kagrra »

Moin,
die Frage brennt mir schon länger auf der Zunge. Ich habe vor 20 Jahren die Reform hautnah mit erlebt.

Ich stellte mir damals die Frage, was das denn eigendlich bringen soll. Die Lehrer argumentierten, dass alles leichter werden soll, überzeugend klungen sie dabei aber nicht. Es wurde tatsächlich nichts leichter, sondern einfach nur anders.

Und offiziell, nach 20 Jahren jetzt, wird die Refom ja auch kritisiert, weil die Schüler sogar mehr Fehler in Diktaten machen als damals. Wieso haben die Verantwortlichen nicht damals schon gezweifelt, wie im Grunde die meisten Schüler und Lehrer.

Bis auf Flüchtigkeitsfehler kann ich die Groß- und Kleinschreibung eig gut, genug Leute im Umfeld beherrschen sie aber weniger gut. Mir fällt auch kein Land spontan ein, welches so viele Worte groß schreibt; hier werden zB Adjektive manchmal groß geschrieben, und manchmal eben nicht.

Wieso macht man es so umständlich, gibts dafür Gründe?

gruß
jan
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Crenshaw
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Crenshaw »

ob die Fehler in Diktaten an der Rechtschreibreform liegen oder nicht wäre ein interessanter Studiengegenstand, es gibt Schulen (kenne die Thematik nur von Hörensagen) wo es beim schreiben lernen erst mal nur ums schreiben geht, sprich die Kinder dürfen schreiben wie sie es sprechen, das das nicht immer passt ist klar, wenn die Kidner dann schreiben können, soll die Rechtschreibung gelernt werden, das das größere Probleme macht, wenn man ein Wort dutzende mal falsch geschrieben hat und auf einmal umlernen muss, ist klar, halte nichts davon
außerdem gab es vor der Reform gerade bei Fremdwörtern klare Regeln, nach der Reform konnte man gerade bei f/pf/ph teilweise machen was man wollte bzw. je nach Wort war was anderes richtig

man wollte einiges vereinfachen anderes irgendeiner Logik unterwerfen, was am Ende viele merkwürdige Ergebnisse hatte, gerade wenn man die alte noch gelernt hat, habe nie verstanden was die Reform sollte, war aber zum Glück nicht betroffen, weil man in den unteren Klassen damit angefangen hat (warum auch immer, nur dort)

am Ende wollte man nur ne Reform egal wie sie aussieht

zur Groß und Kleinschreibung, ich denke ein großes Problem heutzutage ist, das online in den Messengern, Chats, auf FB, Twitter usw. die Rechtschreibung und auch die Grammatik egal ist und wenn man dann mal gezwungen ist, alles richtig zu machen, geht's schief

mit den Substantiven, naja in deutsch werden die halt großgeschrieben, in anderen Sprachen zB nur Namen (Englisch) und da man im deutschen je nach Situation fast alle Wörter auch als Substantiv verwenden kann, kann man auch fast alle Wörter großschreiben, im Zweifelsfall probiere ich immer ob ein Artikel Sinn macht, wenn ja dann ist Großschreibung meist richtig
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lolaldanee
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von lolaldanee »

Zu dem Thema hat Reinhard Mey in seinem Lied "Der unednliche Tango der deutschen Rechtschreibung" alles gesungen was es zu sagen gibt :P
Ubique
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Ubique »

Crenshaw hat geschrieben:... es gibt Schulen (kenne die Thematik nur von Hörensagen) wo es beim schreiben lernen erst mal nur ums schreiben geht, sprich die Kinder dürfen schreiben wie sie es sprechen...
Nennt sich "Schreiben lernen nach Gehör" und ist verbreiterter als man vielleicht denken mag, aber hey ich musste in der Grundschule Mengenlehre mitmachen, heute können Abiturienten keine Dreisatz mehr wie ich bei Auszubildenden leidlich miterleben muss.
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Faselwesen
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Faselwesen »

Ubique hat geschrieben: Nennt sich "Schreiben lernen nach Gehör" und ist verbreiteter als man vielleicht denken mag
... und ist der Grund, warum ich mich - erneut - gegen ein Grundschullehramtsstudium entschieden habe. Für Kinder ist es eigentlich egal, wie kompliziert bzw. "unlogisch" eine Rechtschreibung ist, wenn es um die erste Sprache geht, die sie lernen - solange sie die Wörter von Anfang an richtig schreiben lernen, haben sie damit keine Probleme. Die beginnen dann, wenn sie plötzlich umlernen müssen, weil sie auf einmal nicht mehr "nach Gehör" schreiben dürfen. (Habe das bei dem Sohn eines Kollegen mitbekommen, der konnte schon ein bisschen lesen und hat bei einer merkwürdigen Übung, in der Wörter "in Silben nach Gehör" zusammengesetzt werden mussten, kläglich versagt. Werde heute noch sauer, wenn ich nur daran denke ... :x ) Rechtschreibreform, na meinetwegen, aber was an den Grundschulen passiert, halte ich für sehr viel reformierenswerter - gerade in der Altersklasse halte ich es für unverantwortlich, so viel Lebenszeit und vor allem Potential zu verschenken. :|

On topic: Egal, wie viel reformiert wird - es betrifft im Endeffekt immer nur die, die umlernen müssen. Also Schüler, die eigentlich schon schreiben können und Erwachsene, die beruflich schreiben/korrigieren/lektorieren, und natürlich Nicht-Muttersprachler. Menschen, die sich mit Sprache schwer tun, haben trotz Reform auch weiterhin ihre Probleme damit. Sogesehen "bringt" eine Rechtschreibreform meiner Meinung nach überhaupt nichts.
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Voigt
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Voigt »

Ich kenne die alte Rechtschreibung eigentlich garnicht, aber die Neue erschient mir immer sinnvoller.

Da wird die Regel nach kurzen Vokal kommt ein doppelter Konsonant konsequent durchgezogen. Also bei daß<->dass und Fluß<->Fluss.

Das ist aber auch so die einzige Änderung von der ich weiß.

Ansonsten achte ich da auch nicht weiter drauf. Ich schaue halt ob das geschriebene "gut" aussieht und ob die Software keine roten Kringel unter die Wörter packt. Ob ich nun mal ein Wort zusammenschreibe, was eigentlich getrennt sein müsste, oder ein Wort zu groß schreibe, ist ja nicht so wichtig.
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derFuchsi
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von derFuchsi »

Ich kenne die Reform nicht im Detail. Aber was ich weiß ist dass es durchaus auch gute Änderungen gibt. Z.B. wurde wohl der furchtbare unbeherrschbare Wust an Kommaregeln wohl deutlich entschärft. Oder oben das mit Fluß/Fluss.
Wo ich noch heute Haarausfall kriege wenn ich das lese ist Schifffahrt das war doch wirklich unnötig und beleidigt das Auge.

Also mein Verhältnis ist gespalten aber nicht grundsätzlich negativ.

Als die Kids in die Schule kamen war das Thema gerade durch (wurde 2007 verbindlich) aber trotzdem war ich etwas fassungslos als ich mitbekam wie heute so schreiben gelehrt wird.
Ein Schlüsselerlebnis: Flohmarkt, ein Lerncomputer für Kleinkinder, so mit Buchstaben wenn man drauf drückt wird er ausgesprochen. Ich drücke zum Spaß drauf herum und meine "Der ist doch kaputt!". Was ich hörte waren nur abgebrochene Zischlaute "zzzz" "ffff" "hhhh" und sowas. Was ich erwartet hatte war (wie wir das gelernt haben) "Ce" "Ef" "Ha" (Also C F H) bis man mir sagte dass das heute so gelehrt wird. Diese zusätzlich dazu gesprochenen Selbstlaute würden die Kinder nur verwirren. WAT?! Aber dass man ein G jetzt kaum noch von einem K unterscheiden kann mit der Methode oder F und V... verwirrt wohl niemanden argh. Aber auch das haben sie gemeistert. Ob das jetzt so besser ist weiß ich aber nicht.

Auch bin ich ein Verfechter davon dass Schulen mit der Zeit gehen sollten und einem Dinge beibringen die man heutzutage benötigt. Die Zeit ist begrenzt und man sollte halt auch mal neue wichtige Dinge lehren und dafür alte Zöpfe auch mal abschneiden oder zumindest kürzen.
Ich finde z.B. dass man heutzutage noch viel zu viel Wert auf Schreibschrift legt. Aus meiner Sicht völlig überbewertet. Man sollte es mal gelernt haben damit man weiß wie es geht und sei es um seinen Namen schreiben zu können. Aber heutzutage im Computerzeitalter benötigt man das doch wirklich kaum noch. Ganz ehrlich, das letzte mal dass ich regelmäßig was per Hand geschrieben habe war in der Lehre das Berichtsheft (Das ist ein Vierteljahrhundert her). Als ich damit fertig war war Schluss mit Handgeschriebenem.
Tatsächlich habe ich deshalb vieles mittlerweile verlernt und schreibe wenn es mal mit der Hand sein muss nur mit Druckbuchstaben...
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Max
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Max »

derFuchsi hat geschrieben:Ich finde z.B. dass man heutzutage noch viel zu viel Wert auf Schreibschrift legt.
Das habe ich offen gesagt noch nie verstanden. Kann mir irgendjemand erklären, welchen Sinn die Schreibschrift überhaupt hat? Es ist nämlich wirklich verschenkte Zeit. Wenn man in einen Abiturjahrgang schaut, dann schreiben dort geschätzt 98 Prozent der Schüler in Druckschrift. Meiner Erfahrung nach ist die Schreibschrift eins der ersten Dinge, die die Schüler über Bord werfen, sobald sie von der Grundschule auf eine weiterführende Schule kommen.
derFuchsi hat geschrieben:Ganz ehrlich, das letzte mal dass ich regelmäßig was per Hand geschrieben habe war in der Lehre das Berichtsheft (Das ist ein Vierteljahrhundert her). Als ich damit fertig war war Schluss mit Handgeschriebenem.
Tatsächlich habe ich deshalb vieles mittlerweile verlernt und schreibe wenn es mal mit der Hand sein muss nur mit Druckbuchstaben...
Und selbst wenn man viel schreibt, sehe ich nicht, wieso man dafür die verbundene Schreibschrift verwenden sollte. Soweit ich weiß gibt es aber bereits Bundesländer, die die Lehre der Schreibschrift freistellen und es dem Lehrer überlassen, eine Entscheidung zu treffen. Offiziell im Lehrplan steht da wohl nur noch die Druckschrift. Das ist natürlich von Bundesland zu Bundesland verschieden, aber so kennt man ja das deutsche Schulsystem. :roll:
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Nachtfischer
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Nachtfischer »

derFuchsi hat geschrieben:Wo ich noch heute Haarausfall kriege wenn ich das lese ist Schifffahrt das war doch wirklich unnötig und beleidigt das Auge.
Befriedigt den Logiknazi in mir aber ungemein. Dann muss ich mich nämlich nicht mehr dauernd fragen, wie zur Hölle wohl so eine "Ahrt" mit dem Schiff aussieht. :D
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Sebastian Solidwork
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Max hat geschrieben: Das habe ich offen gesagt noch nie verstanden. Kann mir irgendjemand erklären, welchen Sinn ... überhaupt hat? Es ist nämlich wirklich verschenkte Zeit.
*FassAufMach*
Darüber wunderst du dich als einzelnes Thema?
Was ist an unserem Bildungssystem überhaupt noch aktuell? Die Lehrpläne vermodern doch schon länger. Geschweige den die Art und Weiße wie unterrichtet wird.
Ein Humpoltd 2.0 wäre mal nötig. So lange da nichts kommt, ist alles nur Flickwerk.
*FassSchnellWiederZumach*
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Faselwesen
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Faselwesen »

Zum Thema Schreibschrift habe ich mal einen sehr interessanten Artikel gelesen, muss mal sehen, ob ich den wiederfinde, dann verlinke ich ihn hier - darin wurde erfasst, wieso es tatsächlich enorm wichtig ist, Schreibschrift zu lernen, und zwar einmal richtig. Es hat nämlich einen nicht unwesentlichen Effekt auf die Psyche, ob man sich etwas "mal eben schnell notieren" kann, oder ob man es mühsam in einzelnen Druckbuchstaben zusammenstöpseln muss. Denn ja, auch die Leute, die die Schreibschrift nach dem Erlernen über den Haufen geworfen haben - und das sind beinahe alle, denn kaum eine Handschrift entspricht noch dem, was man einmal in der Schule an Buchstaben gemalt hat - haben zumindest einmal erfahren, was es heißt, flüssig zu schreiben, und konnten dementsprechend auch auf eine für sie bequemere Schrift wechseln. Wenn man das aber nie konnte, ist von Hand schreiben immer ein unnötig schwerfälliger Akt. Natürlich ist das im Erwachsenenalter in den meisten Lebensentwürfen unserer Gesellschaft nicht mehr nötig, aber gerade als Kind, wo man noch nicht nonstop an der Tastatur hängt (oder zumindest nicht dort hängen sollte ...), ist das ein nicht zu unterschätzender Aspekt.
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Faselwesen
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Faselwesen »

goschi hat geschrieben: Bei Bildung weiss es auch immer jeder besser als die vielen kompetenten Pädagogen, die mühsam gemeinsam sowas ausgearbeitet haben (weil sind ja Theoretiker, voll doof, überhaupt, FRÜHER!! da wusste man noch, wie es geht!).
Frustrierendes Thema.
This. :(
goschi hat geschrieben:@Faselwesen, ich kenne Berichte die in beide Richtungen gehen, sowohl unnötig als auch das von dir genannte, die ersten Praxistests zeigen aber offenbar, dass kein deulich falsifizierbarer Mangel feststellbar ist, aber anderthalb Schuljahre Ausbildungszeit frei wurden, die gerade in dieser Stufe dankbar mit anderem gefüllt werde können (Zeit ist endlich, der Unterrichtsstoff nicht).

Das ist richtig, die Zeit ist ein Problem. Immer. Allerdings: Wenn die Schüler keine Schreibschrift gelernt haben, haben sie dann Druckschrift gelernt? Das hat doch auch Zeit verbraucht? Und ob der Lehrplan auch gerade in den ersten Jahren so vollgestopft sein muss, ist eine andere Frage, da könnte man sicher auch trefflich über Sinn und Unsinn der Fächer/Inhalte streiten. Zumal sich der Sinn von Fähigkeiten ja immer erst viel später (und je nach Lebensentwurf sehr unterschiedlich) erweist. Und naja, was heißt schon Mangel ... vielleicht gibt's bei dem Thema keine allgemein anwendbare Wahrheit. Vielleicht ist Schreibschrift tatsächlich ein Ding der Persönlichkeit. :? :?:
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Faselwesen
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Faselwesen »

goschi hat geschrieben: Aber Sprache, auch wieder so ein Thema, (...)
Wie man machts, man machts für irgendjemanden falsch, ich find den neuen Weg aber grossmehrheitlich super, weil modernisiert und der Zeit angepasst und viel unnötige alten ballast abgeworfen
Da gebe ich Dir Recht, Sprache zu lernen ist Persönlichkeitssache. Ich war in Fremdsprachen immer ganz gut (bayr. Gymnasium, 5. Kl. Französisch, 7. Kl. Englisch), aber das begründete sich alles auf Bauchgefühl (Begabung?), bei Grammatik-Tests habe ich jämmerlich versagt, beim freien Schreiben und Sprechen war alles wunderbar. Lehrmethode je nach Lehrkraft sehr unterschiedlich. Generell stimme ich mit Dir überein, was den neuen Weg angeht, Fremdsprachen nach Sprachgefühl zu lernen - es ist alltagstauglich, es bringt tatsächlich einen Nutzen. (In einem mehrsprachigen Land noch viel mehr.) Ist ja auch nicht umsonst ein beliebter Ratschlag (war es zu meiner Schulzeit zumindest), sich Filme auf Englisch/Französisch anzusehen, um das Hören und Verstehen zu verbessern und auch den Wortschatz zu erweitern.
Wo ich dieses Prozedere aber nach wie vor nicht unterstützenswert finde, ist die erste Sprache, die man überhaupt lernt - die Muttersprache. Das Sprechen lernt man eh, und das Schreiben - na, das habe ich ja weiter oben schon ausgeführt. Und wie Du schon sagst, wie man's auch macht, für irgendwen ist's immer falsch; das gilt wohl oder übel in Sachen Schriftsprache lernen genauso.
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derFuchsi
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von derFuchsi »

Faselwesen hat geschrieben:...Wenn man das aber nie konnte, ist von Hand schreiben immer ein unnötig schwerfälliger Akt.
Für mich war früher Schreibschrift ein unheimlich schwerfälliger Akt. Als es in der Grundschule noch Kopfnoten gab u.A. für Schrift hatte ich immer eine 4- (Weil eine 5 im Zeugnis scheiße aussieht). Mein Junior hat das Gleiche Problem (was man nicht alles vererben kann *seufz*) und bekommt trotz zwischenzeitlicher Unterstützung durch Ergotherapie einfach keine leserliche Handschrift hin (Er schreibt sogar noch schlimmer als ich damals). Die Energie die er dabei aufwenden muss fehlt ihm dann für die eigentlich wichtigen Sachen.
goschi hat geschrieben: Die Schweiz hat das versucht, zuerst mit HarmoS die Schulsysteme zwischen den Kantonen zu vereinheitlichen (gleiche Benennung, gleiche Stufenwechsel, usw.) und dann mittels lehrplan21 den lehrplan sowohl zu modernisieren, als auch zu vereinheitlichen.
Nuja...
"Alles neue ist voll doof" lautet dann gerne die Devisen und jeder findet vor allem im neuen Lehrplan irgendwas, das er richtig voll doof und unnötig modern findet (weil früher hat das ja auch geklappt und auch wenn nicht, es war eh besser!!!), sei das früher Sexualkundeunterricht, früher Sprachunterricht, keine Schreibschrift mehr, Lehrer darf Schüler nicht mehr verprügeln, sucht euch was aus und mittlerweile wurde der lehrplan21 auch schon in den ersten Kantonen per Referendum bachab geschickt.
Viel Spass also... :(
Uff, ja das ist auch wieder wahr. Habe ja oben selbst so ein kleines Beispiel gebracht mit den Buchstaben :D
Ja die Dissonanz zwischen "Früher bei uns hat das auch alles so funktioniert" und "Mal ein paar alte Zöpfe abschneiden" ist schwierig. Da braucht es Fingerspitzengefühl und Kommunikation anstatt Holzhammer.
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Max
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Max »

goschi hat geschrieben:Wie man machts, man machts für irgendjemanden falsch
Völlig richtig. Daher muss ich auch über solche Aussagen wie "Unsere Lehrpläne müssten ganz anders sein!!!" und "Die Kinder müssten ganz andere Sachen lernen!!!" immer ein wenig schmunzeln. Oft geht das nämlich nicht über Stammtischniveau hinaus. Wie wir jetzt auch schon in der Diskussion feststellen: So trivial ist das nicht, einen Lehrplan zu entwickeln. Vor allem, weil Lehrpläne immer einen Konsens für alle Schüler abbilden müssen.
Faselwesen hat geschrieben:Denn ja, auch die Leute, die die Schreibschrift nach dem Erlernen über den Haufen geworfen haben - und das sind beinahe alle, denn kaum eine Handschrift entspricht noch dem, was man einmal in der Schule an Buchstaben gemalt hat - haben zumindest einmal erfahren, was es heißt, flüssig zu schreiben, und konnten dementsprechend auch auf eine für sie bequemere Schrift wechseln.
Habe mich gestern danach auch nochmal kurz auf Internetrecherche begeben und bin auf ähnliche Artikel gestoßen. Das kann ich auch wohl glauben. Wenn ich mir meine Schrift anschaue (und bei vielen anderen Menschen ist das auch nicht anders), dann schreibe ich zwar grundsätzlich wohl eher in Druckschrift, verbinde allerdings trotzdem manche Buchstaben. Vielleicht ein Einfluss der Schreibschrift. Durchaus ein spannendes Thema.

Zum Thema Sprachgefühl: Das ist der mit Abstand beste Weg, eine Sprache zu lernen. Aber: Ich halte es trotzdem für richtig, als Basis zumindest einmal die grammatischen Grundlagen erlernt zu haben. Später, sobald die Grundlagen einmal sitzen, kann man dann auf das Sprachgefühl als Basis umstellen. In NRW ist es so, dass im Englischunterricht in der Mittelstufe noch stark auf dieser theoretischen Basis unterrichtet wird und in der Oberstufe dann Grammatikunterricht keine wirkliche Rolle mehr spielt. Diese Reihenfolge halte ich für sinnvoll, auch wenn ich durchaus dabei wäre, früher auf das Sprachgefühl als Basis umzustellen.

Anders muss man aber auch sagen: In den Schulen eine Sprache zu lernen, wird in den seltensten Fällen dazu führen, dass jemand diese Sprache fließend beherrscht. Da macht es keinen Unterschied, ob man vier oder zehn Stunden pro Woche in dieser Sprache unterrichtet wird. Eine Sprache fließend zu lernen ist eine sehr intensive Angelegenheit, zu der man sich selbst entscheiden muss. Ich habe, als ich 16 war, ebenfalls in Englisch diese Entscheidung getroffen und habe die Sprache vor allem dadurch fließend gelernt, Filme/Serien/Videospiele/Bücher nur noch auf Englisch zu konsumieren - bis heute. Das ist etwas, was die Schule aber auch gar nicht leisten kann. Dafür fehlt die Zeit und nicht jeder Schüler begeistert sich überhaupt gleich für ein bestimmtes Fach.
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Sebastian Solidwork
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Max hat geschrieben:Vor allem, weil Lehrpläne immer einen Konsens für alle Schüler abbilden müssen.
Wie wäre es denn mal damit festzustellen, dass es z.B. unterschiedliche Lerntypen? Und das man daran die Lehrpläne und das gesamte System anpasst?
Wie wäre den es mal mit Unterricht nach dem Prinzip der Khan Academy (natürlich dann auf standardisiertem Niveau) oder Umgekehrter Unterricht / flipped classrooms ?

Wer das mit allen Zusammenhängen bedeutend besser erklären kann ist Gunter Dueck. (ich bitte die Nebengeräusche zu entschuldigen, ich habe kein besseres Video gefunden)

Ich bin nicht unbedingt auf Stammtisch-Niveau, ich habe Ideen. Ich tu mir nur einfach schwer damit sie für andere, sie den Kritikern verständlich heraus zu arbeiten.
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Faselwesen »

Max hat geschrieben: Ich halte es trotzdem für richtig, als Basis zumindest einmal die grammatischen Grundlagen erlernt zu haben. Später, sobald die Grundlagen einmal sitzen, kann man dann auf das Sprachgefühl als Basis umstellen.
Da bin ich ganz bei Dir - und das entspricht, sofern man dieses Bild auf die Schriftsprache übertragen kann, auch dem, was ich zur Schreibschrift denke. Eine eigene Handschrift entwickelt sich erst nach dem Erlernen einer Schreibschrift. (Auch nach dem Erlernen einer Druckschrift, allerdings wohl auf eine andere Weise; aber auch dazu gibt es unterschiedliche Studien und Untersuchungen, wie oben ja bereits angedeutet wurde).
Max hat geschrieben:Anders muss man aber auch sagen: In den Schulen eine Sprache zu lernen, wird in den seltensten Fällen dazu führen, dass jemand diese Sprache fließend beherrscht. Da macht es keinen Unterschied, ob man vier oder zehn Stunden pro Woche in dieser Sprache unterrichtet wird. Eine Sprache fließend zu lernen ist eine sehr intensive Angelegenheit, zu der man sich selbst entscheiden muss.(...) Das ist etwas, was die Schule aber auch gar nicht leisten kann. Dafür fehlt die Zeit und nicht jeder Schüler begeistert sich überhaupt gleich für ein bestimmtes Fach.
Auch das ist für mich unbestritten - die Schule kann maximal ein paar Grundlagen zur Kommunikation vermitteln und - je nach Güte des Lehrers und selbstverständlich der Persönlichkeiten der Schüler - das Interesse für Fremdsprachen wecken. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, dass selbst der permanente Konsum von Serien und Spielen auf Englisch noch nicht dazu führen kann, es fließend zu beherrschen; für das fließende Verständnis mag das zutreffen, aber für das Sprechen noch nicht. Das muss man aktiv tun, immer wieder - sonst fließt da wenig. ;)
derFuchsi hat geschrieben: Für mich war früher Schreibschrift ein unheimlich schwerfälliger Akt. Als es in der Grundschule noch Kopfnoten gab u.A. für Schrift hatte ich immer eine 4- (Weil eine 5 im Zeugnis scheiße aussieht). Mein Junior hat das Gleiche Problem (was man nicht alles vererben kann *seufz*) und bekommt trotz zwischenzeitlicher Unterstützung durch Ergotherapie einfach keine leserliche Handschrift hin (Er schreibt sogar noch schlimmer als ich damals). Die Energie die er dabei aufwenden muss fehlt ihm dann für die eigentlich wichtigen Sachen.

Ich möchte dazu ganz klar sagen, dass ich es für groben Unfug halte, die Schrift - sogenannte Schönschrift - zu bewerten. Was ich meinte, ist, dass man lernen sollte, flüssig, also in einem gewissen Tempo zu schreiben - so, dass es für einen selbst leserlich ist. Ich gehe davon aus, dass Dein Junior das kann, sein "Problem" ist die Krakeligkeit - das kenne ich auch, die Schönschriftnote war auch bei mir im Zeugnis immer eine Katastrophe. Da kommt wohl auch Training etc. nicht gegen an. Problematisch wird's dann, wenn die Lehrer gar nichts mehr entziffern können; aber das ist wieder ein anderes (leidiges) Thema ... :(
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Stammbräu
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Re: 20 Jahre Rechtschreibreform

Beitrag von Stammbräu »

Was die Rechtschreibreform gebracht hat?
Da bin ich mir nur bei einer Sache wirklich sicher: Sie hat für ordentlich Umsatz gesorgt.
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