Der Anime Diskussions-Thread

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SebastianStange
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von SebastianStange »

Guckt mal, dieser Süddeutsche-Artikel sagt mir, dass Anime die Jugend kaputt macht! Pfui, schämt euch! Teufelszeug ...
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Jon Zen
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von Jon Zen »

SebastianStange hat geschrieben: 3. Feb 2021, 00:45 Guckt mal, dieser Süddeutsche-Artikel sagt mir, dass Anime die Jugend kaputt macht! Pfui, schämt euch! Teufelszeug ...
Aber wieso bereitet man den Artikel so stark digital auf? Ich dachte, man möchte mit solchen boulevardesken Artikel ältere Menschen empören. Das widerspricht sich. :lol:

Ich schaue zurzeit nebenbei den Netflix Anime "Great Pretender." Ganz nett bisher, nichts Überragendes. Vielleicht wird er aber noch besser.
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tsch
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von tsch »

Finde es immer wieder befremdlich, wie solche Autoren JEDES Internet-Thema irgendwie auf den Kern "Alt-Right" bringen, weil es auch - oh Wunder - ein paar Alt-Righter gibt, die nicht nur 24h auf 4Chan Hass verbreiten, sondern auch ab und zu andere Unterhaltung suchen. Korrelation!

Kann mich noch daran erinnern, dass diese Pepe-Memes ja das Aushängeschild für Alt-Righter sein sollen. Das ging in eine ähnliche Richtung, wo der Autor auch nicht verstanden hat, dass diese Memes so omnipräsent sind, dass auch zwangsläufig ein paar Alt-Righter diese verwenden/instrumentalisieren werden.

Ich möchte nicht mal die Kritik an Overlord anprangern, genauso wenig wie eine generelle Kritik an vielen Anime-Genres, die sich speziell an junge und männliche Jugendliche richten, die auf einmal aus ihrem unerfüllten Alltag zum Helden berufen werden. Ecchi- oder auch so Harem-Genres ertrage ich nicht. Die Anime-Industrie entwickelt sich ohne Frage immer mehr in diese Richtung.

Aber das Muster, was der Autor hier glaubt gefunden zu haben, ist ein großes Yikes für mich. Da werden alle Themen zusammengeschmissen, weil sie in seine Narrative passen, welche aber eigentlich nur ein bodenloser Rundumschlag gegen eine viel größere - und größtenteils unschuldige - Gruppe sind.

Fühlt sich jedenfalls ein wenig so an, als hätte der Autor MMOs immer noch als reinen Eskapismus abgespeichert (nach 15 Jahren WoW, really?) und weil Animes auch gerne mal freizügige Kostüme (oder Harem) zeigen, ist es halt Eskapismus für den sexistischen Gamer. :? Macht Sinn...

Isekai ist meiner Meinung nach nicht das Problem, sondern dass die Mainstream-Anime-Industrie schon vor einigen Jahren erkannt hat, dass ihre größte Zielgruppe (horny Jungs) Ecchi wollen. Ob man da jetzt gleich Alt-Right und Sexismus unterstellen muss, ich weiß ja nicht.

---

Bei mir hat Sword Art Online z.B. einfach nur Nostalgie geweckt, weil ich mich an mein erstes MMORPG zurückerinnert habe, was bis heute eine prägende Erfahrung war - Internet hat sich zum ersten Mal greifbar angefühlt...

Oder Log Horizon, das komischerweise total spezifisch auf Mechaniken von MMORPGs eingeht, aber eigentlich kein (?) Ecchi hat und auch nicht auf die Außenwelt eingeht.
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AwkwardBanana
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von AwkwardBanana »

Hoffentlich schleicht sich diese Darstellungsart nicht ein, das ist ja furchtbar zu lesen.

So richtig kapiere ich den Sinn des Artikels auch nicht, gehts jetzt darum, dass diese meinetwegen durchaus kritikwürdigen Tropes schädlich sind oder um eine eingeschobene Gleichberechtigungsdiskussion, wie es der Ende des Artikels aufzeigt? Oder ist Anime generell schlimm? Dieser Schwenk zum 4chan Ding soll wohl in diese Richtung deuten.
PhelanKell
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von PhelanKell »

Terranigma hat geschrieben: 2. Feb 2021, 23:58 ..Das ist, wie gesagt, ein Extrembeispiel. Allerdings: von dieser Sorte gibt es viele. Sehr viele. Die Schulordnungen sorgen wiederholt für öffentliche Kontroversen, sind aber doch weiterhin so, wie sie sind. 虐め ijime (Mobbing) ist eines der großen Themen im Bildungsdiskurs, und die Situation wird mit den Jahren eher schlimmer, nicht besser. Und das Mobbing geht hierbei nicht nur von den Mitschüler/innen aus...
Das kommt aber in vielen Mangas/Animes etwas "versteckt" vor.
In der Regel gibt es nämlich ein "Student Council". Und die sind meist sehr sehr streng, beharren auf alten Regeln usw.
Klar, ist nur die Oberfläche ankratzen.

Ansonsten stimme ich dem voll und ganz zu.
Auch bezüglich einigen Teilen des Artikels. Natürlich ist wieder sehr einseitig geschrieben.
Denn SAO finde ich, geht schon sehr kritisch mit dem Thema um. Und bis auf ein paar kleine Stellen würde ich dort weder Ecchi noch Allmachtsfantasien der Protagonisten verordnen.
Allein (Zitat): Nicht mehr nur der nerdige Zocker sein, sondern ein unberührbarer Champion. - Also ganz ehrlich, dass mag vielleicht vor dem Einloggen in Kiritos Kopf vorgegangen sein. Abschalten von der realen Welt und ein JEMAND sein.
Aber die Entwicklung ist ganz klar durch das Szenario eine andere. Er versucht einfach zu überleben, daher Alleinkämpfer etc.
Oder (Zitat): Er ist buchstäblich auf einem anderen Level als alle anderen Spieler. Und wird dafür bewundert.
Das stimmt ja so gar nicht. Denn alle Betatester werden ja sogar von den anderen gehasst, weil sie eben den Vorteil des Wissens haben.

Zitat: Mehrere Staffeln enthalten Szenen, in denen gefesselte Frauen sexuell attackiert werden.
Hö? Mehrere Staffeln? Naja, davon abgesehen ist es eben das alte Schema: schwache Frau, starker Mann - Und es ist auch in anderen Medien, dass eine schwache Frau (am besten gefesselt und in Bedrängnis von einem "Ekel" vom starken Helden befreit/gerettet werden kann.
In der Hinsicht ist SAO wirklich etwas zurück. Aber das gilt bisher für so viele Medien. Ausgerecht bei SAO damit anzufangen....

Overlord ist das krasse Gegenteil davon. Aber ganz ehrlich, wenn man plötzlich wirklich diese Macht hat und aus "Spaß" die Programmierung von Nummer 1 (Albedo) noch devoter angepasst wurde (es ist halt eine Succubus!!), dann würde man wohl auch teilweise so abspacken und Grenzen überschreiten. Das unterstelle ich gern auch über 50% der männlichen Bevölkerung.

Zitat: Er aber behandelt sie weiterhin wie seelenloses Spielzeug, das er nach Belieben befehligen und töten kann, denn sie sind ja nicht echt, es ist nur ein Spiel - oder etwa doch nicht? Die Serie verwendet im weiteren Verlauf immer wieder viel Raum darauf, die Geschichten dieser Nebenfiguren zu erzählen, ihre Ängste und Hoffnungen zu schildern - bis der Dämonenlord sie kaltherzig in den Tod schickt, weil sie ihm bei seinen Eroberungszügen nicht mehr nützen.
Das stimmt ja auch nicht so ganz. Er reflektiert zwischendurch und seine Untergebenen sind ihm auch wichtig.

Zitat: Er verhält sich also nicht anders als ein menschlicher Computerspieler in der Welt eines Offline-Games, die schließlich nur für ihn geschaffen wurde: Die künstliche Intelligenz muss sterben und leiden, wenn es dem Herrn gefällt. So lange, bis er abgestumpft und selbst ein seelenloser Untoter geworden ist.
Das kann man aber auch komplett auf Filme beziehen. Warum muss der Typ bei der Verfolgungsjagt sterben? Weil es das Drehbuch so vorsah.
Warum muss der Wolf mit Wackersteinen im Bauch in den Brunnen stürzen? Weil es die Geschichte so vorsah.
Es gibt viele Computerspiele bei denen man nur aufgrund der Geschichte Personen oder Tiere tötet, obwohl man es vielleicht lieber nicht wollte.

Zitat: Seine Angst vor Frauen in der analogen Realität beherrscht ihn trotz seiner magischen Superkräfte weiterhin. Als das Dämonenmädchen aus seiner Gefolgschaft sich ihm an den Hals wirft, kneift er. Statt sich auf dieses viel kompliziertere Abenteuer einzulassen, setzt er seine Truppen in Bewegung, um die Welt zu erobern. Denn die plötzliche Lebendigkeit der Figuren beunruhigt ihn.
Hier sehe ich z.B. eher eine Kritik vom Schöpfer an der Realität. Das die "Jungs" in der Realität nicht mit Frauen klar kommen. Aber es online auch nicht schaffen. Anderseits wüsste ich nicht, ob ich hemmungslos mit einer virtuellen Figur anbandeln könnte. Denn er weiß ja, dass es nur ein Spiel ist. Wäre sein Geist wirklich für zig Jahre da drin eingesperrt, würde er auch die Realität komplett vergessen und wahrscheinlich mit Albedo eine Beziehung oder ähnliches anfangen. Ob die dann eher Meister-Sklave oder auf einer Ebene stattfindet, liegt doch wieder im Charakter des Einzelnen.

Zitat: Im Kern ist die Serie also eine Geschichte über problematische Männlichkeitsideale - über die Ohnmacht hinter der Allmacht.
Ja und nein. Klar, im Prinzip steckt hier eine wahre Aussage. Man könnte aber auch sagen, dass die Serie einem die Fantasie gibt "Was würdest Du tun?" Ich bin ehrlich, ich habe mir danach diese Frage gestellt. Und ich bin auf mehr als eine Antwort gekommen. Ist das nicht etwas Gutes? Hat damit der Manga/Anime nicht ein gutes Ziel erreicht als nur Unterhaltung und "Fan-Service"?

Zitat: "Erzählungen, in denen Menschen in fantastische Welten katapultiert werden, gab es auch früher schon häufig in Anime und Manga. Zahlreiche Meisterwerke dieser Kunstform funktionieren nach diesem Schema, etwa „Chihiros Reise ins Zauberland“. Seit „Sword Art Online“ aber sind viele dieser "anderen" Welten Computerspiele - oder sie enthalten zumindest Anspielungen auf Games."
Ja und? Das nennt man Gesellschaft. Viele Kinder/Jugendliche zocken, also gibt´s halt Stoff für diese Zielgruppe.
Die alten schauen gerne Krimis, deswegen gibt es nervige, dämlich konstruierte Krimis.
Über 80er/90er Jahre Actionkino oder den aktuellen Actionfilmen (Schnitt-Schnitt-Schnitt-Schnitt-Schnitt-Schnitt-Schnitt-Schnitt-Schnitt- *mir wird schwindelig*) sage ich mal lieber nichts.
Aber es ist halt ein Zielpublikum, das wird bedient, fertig.

No Game No Life
Hier stimme ich dem Beitrag doch in einem gewissen Maße zu. Ja, es wird wenig auf die Problematik der "Hikikomori" verwiesen.
Aber warum sollte ich, wenn ich ein "Hikikomori" wäre, mir einen Manga/Anime anschauen/lesen, der mir meine Probleme vor Augen hält? Wer macht das schon :snooty: Klar, das Problem ist schlimm. Aber es ist ein gesellschaftliches Problem. Und die werden wenn, dann nur unter vorgehaltener Hand oder sehr durch die Blume in Medien dargestellt. Bei "Ready Player One" hätte man sich auch beschweren können, wie die Zukunft da dargestellt wurde. Aber alle Welt hat den Film nur abgefeiert für die geilen Möglichkeiten der virtuellen Welt.
Also dreht es sich in No Game No Life natürlich um die "schönen" Dinge und was vielleicht cooles passieren könnte. Da ist aber auch schon wieder Fantasie im Spiel.
Wobei (Zitat:) In der vom Gott der Spiele beherrschten Welt von "No Game No Life" werden sämtliche Konflikte durch Spiele aller Art ausgetragen. Das finale Duell um das gesamte Königreich wird per Münzwurf entschieden.
Ist das nicht auch eine Art kritischer Haltung? Manchmal kommt es einem doch so vor, als würden die Politiker genauso handeln.

Der gesamte Abschnitt über das "chan-Kultur" (dämliche Kreation) hat natürlich einen Hintergrund, der nicht zu leugnen ist.
Und ja, in sehr vielen Animes/Mangas gibt es Ecchi. Selbst, wenn man es nicht erwartet hätte.
Aber nur weil in einem ansonsten guten Anime/Manga plötzlich mal ein Höschen blitzt oder Brüste (tiefes Dekolleté, Hände/Handtuch davor) wobbeln, würde ich es nicht gleich in die krasse Porno-, Vergewaltigungs- oder sogar Alt-Right- und Nazi-Ecke zuordnen.
Da geht der Artikel zu schnell zu weit.
Ich bin auch kein Fan von diesem übertriebenen Ecchi / Fan-Service in vielen Mangas/Animes. Ich freue mich auch, wenn die Mädls mal mit normalen Oberweiten daherkommen. Nicht mit 5kg-Melonen (Und die Erwachsenen haben dann 20kg-Ballons). Das empfinde ich mittlerweile auch ... unpassend, schlecht, unnütz. Hin und wieder kann ich mir aber auch einen Manga/Anime anschauen, bei dem es halt so ist. Dann gibt es aber Irgendetwas (Story etc.) was diesen Punkt aufwiegt oder "ertragen" lässt.

Der letzte Absatz "Game Over" beschreibt dann aber doch wieder eine Sache genau auf dem Punkt gebracht.
Es ist schon wieder stets das "Gleiche" und muss daher von den Machern noch etwas Abstruser und Dämlicher gemacht werden. Das Bsp. mit den Zombiefilmen finde ich ganz gut.
Nur auch wie bei den Zombies: Wo ein Markt, da auch die Macher. In dem Fall ist es in der (vor allem japanischen) Jugendkultur so weit drin, dass es bedient wird.
Die nächste Generation wird wieder anders, der Markt ändert sich, das Angebot wird sich ändern.
Dann gibt es das nächste, über das sich die (alten unwissenden) Leute aufregen können.

So, ich muss dann mal weiter arbeiten.
Realitätsflucht hin oder her ;)
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PhelanKell
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von PhelanKell »

AwkwardBanana hat geschrieben: 3. Feb 2021, 13:57 Hoffentlich schleicht sich diese Darstellungsart nicht ein, das ist ja furchtbar zu lesen.

So richtig kapiere ich den Sinn des Artikels auch nicht, gehts jetzt darum, dass diese meinetwegen durchaus kritikwürdigen Tropes schädlich sind oder um eine eingeschobene Gleichberechtigungsdiskussion, wie es der Ende des Artikels aufzeigt? Oder ist Anime generell schlimm? Dieser Schwenk zum 4chan Ding soll wohl in diese Richtung deuten.
Das habe ich auch nicht so verstanden. :think:
Wer da jetzt die Zielgruppe des Artikels sein soll.

Denn es wird gleichzeitig gegen die Anime/Manga-Kultur, die Zocker und gegen die Vollpfosten gearbeitet. Und leider auch alle ein bisschen in den gleichen Topf geschmissen.
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Terranigma
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von Terranigma »

PhelanKell hat geschrieben: 4. Feb 2021, 10:31Das kommt aber in vielen Mangas/Animes etwas "versteckt" vor.
In der Regel gibt es nämlich ein "Student Council". Und die sind meist sehr sehr streng, beharren auf alten Regeln usw.
Klar, ist nur die Oberfläche ankratzen.
Jau, das stimmt durchaus. Insbesondere das Thema "Mobbing" wird in einzelnen Anime-Serien und -Filmen teils gezeigt, d.h. man hat ggf. den assigen Typen, der jemand Anderes fertig macht. Dann wiederum: Das kann man auch leicht als Trope missverstehen, so wie man z.B. in US-Amerikanischen Highschool-Serien häufig den Nerd, Jock, Love Affair, usw. hat. Im Anime-Bereich ist das z.T. sicherlich auch ein Trope, aber hat in diesem Fall durchaus einen ernsten Hintergrund. Ich könnte mir vorstellen, dass man z.B. auch in Persona - kam bisher leider nie dazu, einen Teil zu zocken - da einiges rauslesen kann im Hinblick auf die Inszenierung von 'schulischer Normalität'.

Auch solche Filme wie "A Silent Voice" - die ja auch im Westen gut rezipiert wurden - haben nochmal eine andere Ebene, wenn man sich das "Prinzip zur "Gleichmacherei" bzw. der negativen Abwertung von Abnormalität vor Augen hält. Mobbing ist ja mitunter ein zentrales Thema des Films, ebenso der geplante Suizid des Protagonisten. In Japan erfährt diese Thematisierung eine weitaus stärkere Resonanz, weil es in der öffentlichen Wahrnehmung als eines der großen Probleme des Schulsystems diskutiert und wiederholt negative Schlagzeilen macht. Der Film greift's insofern sehr direkt auf, aber insb. Anime-Serien inszenieren die Schule im Gros - so mein persönlicher Eindruck - eher als geselligen und lustigen Mini-Kosmos: Eskapismus. Mich schüttelt's da immer etwas.
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Voigt
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von Voigt »

Wobei mich da auch immer interessiert, wie sehr sind solche Sachen, wie Schulregeln und Mobbing immernoch verbreitet. Ich würde ja hoffen das mit der Zeit die Gesellschaft doch immer offener wird, so wie tot durch Überarbeitung immernoch ein großes Problem ist, aber es doch durchaus einen Shift gibt zu besseren Arbeitsbedingungen.

Würde mich daher interessiern, sind Schulregeln mit Uniformen und Haarfarbe eher noch was für Hochglanzprivat Schulen, und eher lockerer in normalen öffentlichen Schulen gehandhabt, oder immernoch so krass wie es Artikel von 2015 über das System in Japan ausmachen.
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Terranigma
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von Terranigma »

Voigt hat geschrieben: 4. Feb 2021, 14:31 Wobei mich da auch immer interessiert, wie sehr sind solche Sachen, wie Schulregeln und Mobbing immernoch verbreitet.
Das meinte ich ja: es ist ein aktuelles Thema. Auch jetzt noch hast du alle paar Wochen hier und dort negative Schlagzeilen, und auch dieser Extremfall in Ôsaka liegt ca. 3 Jahre zurück. Die Schulregeln haben sich seitdem nicht maßgeblich geändert, sondern sind in ihrer Intention auf Assimilation ausgerichtet. Die Schulregeln variieren von Schule zu Schule, aber es gibt weiterhin sehr klare Standards, die u.a. umfassen:
(1) Pflicht zur Schuluniform (teils inkl. Unterwäsche)
(2) Vorschrift bzgl. Frisur und Haarfarbe
(3) der oberste Knopf am Hemd darf nicht geöffnet werden
(4) Piercings verboten
(5) Schminken verboten
(6) Verbot von Liebesbeziehungen zwischen Schüler/innen
(7) Man darf mit Schuluniformen nur unmittelbar zwischen Wohnort und Schule laufen, d.h. man darf direkt im Anschluss an die Schule nicht noch woanders hingehen (Uniform muss vorher ausgezogen werden)
(x) In Coronazeiten wird nun auch die Farbe der Maske vorgegeben

Das ist kein Phänomen von Eliteschulen, Privatschulen oder so. Das da oben ist sozusagen Minimalstandard im öffentlichen Schulwesen. Ähnlich zum 過労死 karôshi ("Tod durch Überstunden") hat sich in Japan auch der Begriff 指導死 ("Tod durch Beratung") eingeprägt. 'Beratung' ist hier bezogen auf die didaktische und moralische 'Beratung' der Schüler/innen. Gemeint sind damit einerseits Schulregeln sowie (Beratungs-)Gespräche mit Lehrkräften. Der starken Regulierung des Aussehens und Verhaltens liegt die Intention zugrunde, die Schüler/innen schulisch zu normieren. Wohlwollend könnte man dies als Egalisierung begreifen, und so wird es auch teils begründet: z.B. dass Schüler/innen alle gleich aussehen sollen, damit niemand aufgrund seines Aussehens diskriminiert werden kann. Dieser hohe Grad an Normierung führt aber aber naheliegenderweise auch zu einer Abwertung von Normabweichungen. Das Argument dafür ist wiederum, dass Schüler/innen zu jung und nicht fähig seien eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen und es in der Aufsichtspflicht der Schule liegt hier engmaschig zu regulieren.

Und da sind wir jetzt noch nicht einmal in die Untiefen der Absurditäten eingestiegen, die es an einzelnen Schulen weit über das obere Regelbuffet hinaus gibt. In dieser Aussprache von 2020 stellte ein Abgeordnete die Frage, warum japanische Schüler sich die Haare nicht kurz rasieren dürfen - kein echter Undercut, halt einfach nur etwas kürzer - während Erwachsene dies dürfen. Ein verantwortlicher Schulleiter erwiderte: "Weil Personen mit einem derartigen Aussehen häufiger in Unfälle geraten und die Aufsichtspflicht der Schule es daher gebietet, solche Frisuren zu verbieten." Der Abgeordnete wusste außer mit einem höflichen "The fuck?" auch nichts dazu zu sagen ...


In Analogie zum abwertenden Begriff der "Schwarzen Pädagogik" in Europa, womit u.a. Prügelstrafe, Bloßstellung, u.Ä. schulisches Verhalten gemeint ist, spricht man in Japan auch von ブラック校則 burraku kôsoku "Schwarzen Schulregeln." Insbesondere der Fall von 2017 in Ôsaka bzgl. des Verhaltens der Schule gegenüber dem Mädchen mit braunen Haaren - ich meine: sie musste ein ärztliches Attest vorzeigen, dass sie naturbraunes Haar hat! - hat die Diskussion noch einmal angefeuert, aber ein grundsätzliches Umdenken gibt's bis heute nicht. Auch wenn es immer mehr Druck gibt und z.B. auch Interessen- und Elternverbände hier zu Wort melden.


Das ist weiterhin die Gegenwart. Anime-Serien, die in schulischen Kontexten spielen, setzen sich damit in der Regel nicht kritisch auseinander. Das kann ich insofern verstehen, weil dies selbst eben als Normalität und nicht als problematisch wahrgenommen werden. Oder weil man mit seinem Unterhaltungsprodukt keine Kontroverse auslösen, sondern eben harmlos unterhalten will. Aber bunte Haare - eher: nicht-schwarze Haare - wie im Anime etwa typisch sind an Schulen ein absolutes No-Go und das könnte man ggf. als Eskapismus oder "Wäre es nicht schön, wenn ..." lesen. So'n Gefühl von Freiheit ergibt sich wenn dann an der Universität. Womöglich ein Grund, warum so viele auf die Uni gehen. Dort sind's um die 50% der Gesamtbevölkerung, in Deutschland um die 20%.


PS: Mea culpa, ich glaube ich habe den Thread etwas derailed. Äh. Ich bin wieder still. Aber mir brannte das gerade nur unter den Fingern. :D
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tsch
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von tsch »

Wobei man hier auch vorsichtig sein muss, als Europäer über eine andere Kultur urteilen zu wollen. Japan ist noch ziemlich eindeutig ein Land, das dem Kollektivismus verschrieben ist, während Deutschland/USA viel eher vom Individualismus geprägt sind. Da gibt es kein gut oder schlecht, sondern einfach nur gesellschaftliche, kulturelle Unterschiede. Ich kann die Studien von Hofstede zu dem Thema sehr empfehlen (Cultural Dimensions Theory).

Die Punkte, die du oben aufführst, sind in einer individualistischen Gesellschaft ein no-go, aber in Japan Teil der Kultur. Das kann man vielleicht damit vergleichen, dass z.B. Deutsche gerne bestimmte Länder als faul und unpünktlich bezeichnen, wo derjenige nur nicht versteht, dass diese Kultur ganz andere Werte hat. In dieser Kultur spielt es eine untergeordnete Rolle, dass man pünktlich zu einem Termin erscheint - vielleicht wird sogar eher damit gerechnet, dass man normalerweise 20 Min. zu spät erscheint.

Es gibt Dinge, die gegen die Menschenwürde gehen und wo auch keine Kultur eine Begründung sein kann, aber bei sowas wie Schuluniformen/Schminke/Frisur sehe ich das nicht. Daher finde ich es immer ein wenig schwierig, wenn wir aus unserer Sicht über eine ganz andere Kultur urteilen.

In Deutschland geht es vielleicht in die andere Richtung, wo man zum Mobbing-Opfer wird, wenn ein Schüler möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte und sich zurückhält. Klingt jetzt beim Schreiben jedenfalls wie ein bekanntes Szenario.

Ich persönlich finde das auch absurd, aber ich bin auch kein Teil dieser Kultur.

(Ich beziehe mich mit dem Beitrag nur auf Regeln in der Schule)
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von PhelanKell »

Mojen,
wir haben am Wochenende auf Netflix den "Sekunden in Moll" noch schnell geschaut, da er ja entfernt wird.

Tja mhmm, interessante Geschichte von einem gepeinigten Kind, dass auf Höchstleistung gepeitscht wurde. Und dann taucht eine Fremde auf, die ihn wieder an das gehasste Gerät zurück bringt. Natürlich mit etwas Liebesdrama. Und ab ca. der Hälfte spätestens weiß man schon, wo das Finale hinsteuert.

Die Rückblenden waren schon etwas erschreckend und regen zum Nachdenken an. Ich hätte danach gern mal 2 alte Klassenkameraden gesprochen, da ich vermute, dass es bei denen auch so etwas ähnliches stattfand. Aber leider gibt´s da keinen Kontakt mehr.

Ansonsten eine sehr nette "Kurzgeschichte". Kann man sich schon mal geben :D


Und letzten Freitag kam auf P7Maxx der Anime "Das Verschwinden der Haruhi Suzumiya".

Was soll ich sagen. Vor ein paar Seiten hier im Thread ging es mal um Mindfuck.
Und der ist wirklich Mindfuck. Abstruse Story, Zeitreisen, veränderte Zeitlinien usw.

Kann man mal reinschauen. Ist aber mit 2:44h schon ziemlich lang für mal reinschauen.
War ok. Gibt aber wesentlich besseres ;)
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von Voigt »

Das Verschwinden der Haruhi Suzumiya ist der Kinofilm zu einer zweistaffligen Serie. Normalerweise wird starke empfohlen die Serie gesehen zu haben, bevor man den Kinofilm schaut, eventuell war es deswegen nur so ok?

Selber kann ich mich kaum noch an Serie und Film erinnern, war lange her, aber insgesamt wird beides normalerweise sehr gelobt, mit Außnahme der Endless Eight.
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von PhelanKell »

Voigt hat geschrieben: 24. Feb 2021, 08:40 Das Verschwinden der Haruhi Suzumiya ist der Kinofilm zu einer zweistaffligen Serie. Normalerweise wird starke emofohlen die Serie gesehen zu haben, bevor man den Kinofilm schaut, eventuell war es deswegen nur so ok?
Das würde einiges erklären!
Schließlich labert der Protagonist am Anfang von Dingen, die wie aus einer Fantasieeinbildung eines Kindes entstammen könnte.
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von Voigt »

Ich habe mal wieder eine ältere Anime Serie nachgeholt: Seitokai Yakuindomo, schön wieder mit guten FanSubs.

Erste Staffel war etwas träge, die schmutzigen Wortwitze lassen sich halt nicht so gut in Untertitel transferieren, und Tsudas Kommentare waren eher nervig. Dazu waren die Folgen eher Sketchweise aufgebaut, mit immer wieder den selben Musiken die im Hingergrund liefen.
Habe aber erste Staffel durchgeschaut, dann die 8 OVA Folgen die etwas besser waren, und jetzt gerade die erste Folge der zweiten Staffel geschaut, und ich muss sagen ich bin überrascht, die war jetzt ziemlich famos.

In der zweiten Staffel hatte das Team wohl mehr Budget, und damit besinnt sich der Anime auf seine weiteren Stärken, neben den Wortwitzen, und das ist Humor, unter der Berücksichtigung dass es ein Anime und kein Manga ist. Suzus Kopftracker ist jetzt deutlich interessanter animiert, es gibt mehr interessante Cuts on On-Screen Effekte und Hatos als auch Shinos machen weiterhin echt guten Jobs als Voiceactors.
Bin gespannt ob die zweite Staffel diesen hohen Standard halten kann und ob die noch irgendwas aus Shinos und Tsudas Romanze machen oder nicht.

Ansonsten, Anime Season geht langsam zuende, einige Serien sind sogar schon zuende (Cells at Work) bei anderen bin ich gespannt ob Finale kommt, oder es direkt weitergeht. Zeichnen sich auf jeden Fall schon viele coole neue Serien in der nächsten Season an.

Edit: Auch nett, habe gerade gesehen das Yuru Camp ein Playstation VR Spiel bekommen hat/wird: https://youtu.be/Psu-aV1G7vM
Voigt
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von Voigt »

So aktuelle Staffel ist durch, Spinnenanime war so cool wie erhofft, und soweit ich das verstanden habe geht nach 2 wöchiger Pause der Anime direkt weiter mit einer neuen Season, sehr cool.
Ansonsten coole Romanzüberraschungen mit Hormiya, paar erwartete cosy Slice of Life mit Yuru Camp und Non Non Byiori, aber leider auch paar Enttäuschungen für mich mit Log Horizon and Last Dungeon.

Dafür stehen jetzt schon die nächste Season mit neuen Animes an, und einige sehen davon wieder richtig cool aus. Heute gelaufen ist schon VIVY -FLUORITE EYE'S SONG-, gerade erste Folge geschaut und sehr interessant, würde ich sehr empfehlen schon nach der ersten Folge.
Ansonsten Ein Drache auf Wohnungsjagd liest sich Humorvoll, auf Nagatoro bin ich gespannt, 300 Jahre Schleimkiller und How not to Sumon Demonlord könnten coole Isekais werden.
Zombieland Saga 2 und Spinnenanime 2 werden halt garantierte Knaller.
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bluttrinker13
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von bluttrinker13 »

Aargh - eben erst gecheckt dass die neue (letzte?) Staffel von Attack on Titan offenkundig draußen ist. Jemand schon geguckt?
(sry, verfolge diesen thread hier kaum)

Bei meinem alten Animeportal für umme läuft es nicht, ich würde aber definitiv dafür was zahlen, endlich weitergucken zu können. Hat jemand gute Erfahrungen mit einem entsprechenden Portal? Meines Erachtens war/ist die Serie immernoch top vom Niveau her.
Voigt
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von Voigt »

Ich bin ja bei Wakanim, und seit letztens auch Crunchyroll. Finde Wakanim deutlich besser als Crunchyroll von Untertitel und Webseiten/App Aufmachung. Wakanim ist hatl auch französisches Unternehmen eigentlich, gefühlt haben da die Subs mehr Qualität als billig billig US Crunchyroll. ^^

Und ja AoT Last Season läuft gerade, aber ich fand es wie gesagt eher meh, fand den Manga schon zu verwirrend, aber jetzt wo ich die Zukunft sogar kenne und die Wendungen nachvollziehen kann, und was die bedeuten, macht es nicht besser an sich. Aber viele andere feiern es weiterhin ab.
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bluttrinker13
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von bluttrinker13 »

Top @ Voigt! Wakanim it is.

Edit: Aaaargh! Dt. Synchro! Wie kriege ich die denn nun weg hier? Will gerne OV mit subs.
*suchsuch*

Edit 2: OmU gefunden! Nice! Jaeger Jaeger! :dance:
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tsch
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von tsch »

Jep, ich schau es auch gerade bei Wakanim.

Bin jetzt bei den letzten 2 Folgen und bin sehr ernüchtert. Fand den Anfang der Staffel noch ganz cool, weil man sich so ein außergewöhnliches Ende traut, aber jegliche Glaubwürdigkeit ist währenddessen verloren gegangen. Die meisten Charaktere nerven nur noch und handeln komplett nicht nachvollziehbar. Die wenigen coolen Momente werden davon überschattet, dass ich mir durchgehend an den Kopf fassen muss.

Ist aber nur die erste Hälfte der letzten Staffel. Soll dann 2022 weitergehen, soweit ich gelesen habe - fraglich, ob ich das überhaupt noch will :D. Auf jeden Fall sehr schade, dass sie es zum Ende dann noch mal richtig in den Sand setzen.
Voigt
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Re: Der Anime Diskussions-Thread

Beitrag von Voigt »

Ich kenne ja jeweils Zeke und Erens Pläne durch das Manga vorlesen, trotzdem finde ich Eren schwer nachvollziehbar im Anime.
Daher ja finde AoT auch nich so gut, aber anderen gefällt es ja noch.
@tsch Hast du mal in Vivy reingeschaut auf Wakanim? Zweite Folge fand ich auch sehr cool.
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