kami hat geschrieben: ↑26. Jan 2020, 11:47
Gerade das Galactica-Remake lebt doch aber von den ethischen Dilemmas und emotionalen Entwicklungen, und zwar in einem Maße, das ich nicht einmal annähernd irgendwo bei Star Trek gefunden habe. Und auch Babylon 5 verbindet auf geschickte Weise faszinierende Figuren, menschliche Konflikte mit einem grandiosen SciFi-Plot. The Expanse ist auf der zwischenmenschlichen Schiene von den drei von mir erwähnten Beispielen vermutlich die schwächste, aber immer noch sehr überzeugend. Natürlich stellt sich bei bislang 46 Episoden nicht das gleiche Vertrautheitsgefühl ein wie bei den über 172 Folgen von Voyager, zudem haben die meisten ihre Lieblings-Star Trek-Serien in der Jugend kennengelernt, was zusätzlich zur emotionalen Bindung beiträgt. Da hat es die Konkurrenz häufig schwerer, gerade die neuere.
Stimme dir auf jeden Fall zu was
The Expanse anbelangt. Mit mittlerweile 40 Jahren Lebenszeit ist
TOS noch die Serie meiner Kindheit als sie in den 80-ern ausgestrahlt wurde. Manche behaupten die Serie wirke heute auf ganz junge Generationen wie eine Parodie, aber ich kann all das ausblenden was nicht mehr zeitgemäß ist und mich in die Zeit von damals versetzen (60-er Jahre). Der Nostalgiebonus spielt natürlich eine große Rolle. Möglicherweise auch die Prägung wie ich Science Fiction-Serien wahrnehme und beurteile.
Gene Roddenberry's Vision war damals wegweisend und wurde auch noch in
TNG weiterverfolgt.
TNG ist für mich die Serie an der ich extrem viel zu kritisieren hatte, mit der mich gleichzeitig aber auch viel verbindet.
Picard war für mich immer ein Vorbild und auch wenn ich einer so großen Figur wie ihm niemals gerecht werden könnte, habe ich mich moralisch als Mitarbeiter und Führungskraft in Unternehmen doch immer an der Star Trek-Philosophie und insbesondere an seiner Figur orientiert. TNG wurde für mich ab Staffel 4 wirklich bedeutsam, denn da wurde die Charakterentwicklung besonders stark spürbar. Gab es zuvor bereits originelle SciFi-Ideen, wurde ab da eine regelrechte Serie an Innovationen abgefeuert. Damit kann meiner Meinung nach (bislang) keine weitere ST-Serie mithalten, obwohl auch in anderen St-Serien noch immer besonders originelle Drehbücher zu finden waren. Wahrscheinlich lag es aber am Schauspiel von Patrick Stewart in späteren Staffeln, nachdem er vollends in diese Rolle gefunden hatte. Ich hoffe ich konnte damit meine Sichtweise und wie ich Science Fiction und Star Trek wahrnehme - bzw. was es für mich ausmacht - verdeutlichen. Es geht um moralische Fragen, um Innovationen, um Charakterentwicklung, Authentizität, aber auch um Spannung und einen Bezug zur Realität - und all das hat Star Trek mit TOS und TNG bestens erfüllt (obwohl der Zeit an ihnen genagt hat und ich das heute auch deutlich erkennen kann). DS9 ging andere Wege und ich schätze die Serie aus ganz anderen Gründen, so wie du wahrscheinlich auch. Die Beteiligung von Ronald D. Moore war besonders wertvoll.
The Expanse würde von mir einen Sonderpreis für eine komplexe durchdachte Handlung bekommen, hat aber vor allem Schwächen in der Inszenierung. Sie machen eigentlich nicht all zu viel falsch, aber ich habe selbst mal darauf geachtet warum es mich nicht so reinzieht, wie bei anderen Serien. Ich denke die Schnitte sind unvorteilhaft gesetzt. Manchmal zieht es sich ziemlich und dann wiederum werden interessante Szenen vorzeitig abgebrochen. Das ist Kritik auf hohem Niveau, aber ein Grund warum sie für mich nicht das erfüllt, was TNG für mich vor allem ausmacht. Ich würde die Serie aber auf jeden Fall über Voyager stellen. Voyager hat zwar ein Konzept das mir gefällt, man merkt aber viele Ermüdungserscheinungen und Wiederholungen des Konzeptes bzw. von bereits verwendeten Ideen.
Battlestar Galactica ist großartig, aber es ist eine andere Art von SciFi. Diese Serie würde ich auch jederzeit dem am ehesten noch vergleichbaren DS9 vorziehen, nicht aber TNG.
Für Babylon 5 bin ich wirklich die falsche Ansprechperson. Ich konnte der Serie erst im Nachhinein etwas abgewinnen und da auch nur in den letzten Staffeln. Die Raumschlachten habe ich allerdings bewundert und das Storytelling zum Schluss hin ist wirklich gut. Gerade als es für mich interessant wurde, lief bereits das Ende über den Bildschirm.
Oh Mann, viel Text, aber ich dachte es ist angemessen!