Aber ich wollte mich durch das Studium
nicht therapieren, imo geht das auch gar nicht. Was ich aber während des Studiums dann gemerkt habe, war, dass ich was machen muss, dringend, sonst verpasse ich all die aufregenden Dinge dieser Lebensphase. Ich wollte ja gern neue Freunde finden, Kontakte knüpfen, Musik machen, beliebt sein , Mädchen kennenlernen und auf Parties gehen. Also alles anders als in der Schule, wo ich nur gezockt und mit immer denselben Leuten gekifft habe.
Sozialphobie ist dann eben nur ne bitch weil es dir in all den Situationen, die dafür erforderlich sind, hochgradige Angstgefühle und Fluchttendenzen beschert, was die Performance erschwert und dich total auslaugt. Die gute Entscheidung war dann, Einladungen zum Theaterspielen und Musik machen nicht auszuschlagen, obwohl anfangs hochgradig angstbesetzt. Da habe ich dann mit den Jahren gemerkt, dass das eine sehr positive Entwicklung bei mir angestoßen hat.
LegendaryAndre hat geschrieben: ↑5. Dez 2022, 17:12
Ich habe mir die Diagnose zur dissoziativen Persönlichkeitsstörung genau durchgelesen und mir Beispiele im Internet angesehen. Rein darauf bezogen finde ich Mr. Robot glaubwürdig, aber klar, hier fehlen mir eigene Erfahrungen. Die Serie The Good Doctor zum Beispiel ist laut einem Psychiater den ich kenne stark überzeichnet und das hätte ich selbst auch erkannt (ich mag die Serie trotzdem). Mr. Robot hingegen hätte ich vergleichsweise realistischer eingestuft und die Ungenauigkeiten eher der fantasievollen Gestaltung der Serie zugeschrieben, obwohl diese wie gesagt am Ende eine Bedeutung bekommen (zumindest die meisten). Ich will hier aber auf keinen Fall den Eindruck wecken Recht haben zu wollen, schließlich kennst du dich damit besser aus als ich, geht wirklich nur darum im Kontext der Diskussion meine Eindrücke zu schildern. Ich glaube dir, wenn du schreibst dass sie das nicht wirklich immer gut getroffen haben.
Also ich bezog mich hier allein auf seine
Sozialphobie, die anfangs im Vordergrund steht! Da konnte ich mich mit identifizieren und dann eben auch nicht.
Eine dissoziative Identitätsstörung ist noch einmal ein anderer Schnack. Wie ich sehe, findet die sich sogar immer noch im ICD-11. Überrascht mich, da meine Profs im Studium alle der Ansicht waren dass sich das im Feld so gut wie gar nicht finden oder sauber diagnostizieren lässt. Es sei eher eine Erfindung der Medien. Also mit anderen Worten, diesen ganzen multiple Persönlichkeits-Kram in Mr Robot habe ich selbst
nie ernst genommen, das ist für mich ein trope, und kein sonderlich originelles. Vielleicht bin ich hier auch nicht auf dem Laufenden, ich bin kein Kliniker.
Und kudos für dein eigenes "outing" hier. Was ich im Laufe des Lebens auch gelernt habe, einfach nur durch Beobachtung und nicht durch Forschung - einen "Hau weg" hat so ziemlich jeder unter bestimmten Situationsbedingungen, selbst die angepasst wirkendsten Leute. Insofern finde ich es immer gut und richtig, frei nach Thyrion Lannister, mit diesen Dingen transparent umzugehen und sie offen vor sich herzutragen, gleichzeitig sich ein Stück weit von den Erwartungen von anderen kontrolliert zu lösen. Nicht komplett, das geht gar nicht, oder man wird zum Psychopathen, aber eben ein Stück weit Egal-Haltung was die impliziten Erwartungsnormen an Persönlichkeit angeht.