bluttrinker13 hat geschrieben:Ich muss sagen, ich habe mir letztens Mal ein paar Folgen von "Jung & naiv" angeguckt, und war positiv überrascht von den Interviews (die er quer durch alle Lager macht, von Gysi bis Petry)
Ich stehe mittlerweile ein bisschen ambivalent zu seiner Art, wie er interviewt. Er stellt sich ja absichtlich naiv und unwissend und dadurch bekommen seine Interviewpartner sehr viel Raum und wirken fast durchgehend kompetent und sympathisch, selbst wenn sie den größten Bullshit reden. Er hakt kaum nach, konfrontiert seine Interviewpartner nicht mit Fakten, stellt viele Fragen auf persönlicher, anstatt sachlicher Ebene.
Wenn da, aus meiner Sicht, gescheite Leute reden, wie Gysi oder irgendwelche Philosophen, wie Precht, dann sind das echt schöne Interviews. Wenn er aber Leute wie Gauland oder Lindner interviewt, denke ich mir ständig "Warum lässt Du ihm das jetzt durchgehen?".
Deswegen bekommt er ja auch fast alle Politiker, weil die wissen, dass sie ihren Senf da ungefiltert ablassen können.
Seine Verteidigung dagegen heißt ja, dass sich die Politiker selber entlarven. Das beißt sich aber mit seinem Konzept, denn er will ja seine Sendungen für politisch Desinteressierte machen. Und um jemanden zu entlarven, brauche ich ja ein gewisses Wissen in der Politik.
Ich informiere mich wie folgt:
-Ich lese einmal die Woche den Print-SPIEGEL
-Ich höre "Aufwachen" den Podcast vom SPIEGEL
-Ich gucke jeden Abend die Tagesschau
-Ich gucke einmal mittags und einmal abends in die Facebook-Timeline, in der ich die Süddeutsche, SPIEGEL Online, Taggesschau, ZDF Heute, Heute +, Der Freitag, die FAZ, die Kolumnisten Sascha Lobo und Jakob Augstein und die New York Times abonniert habe
-Ich gucke Heute Show und Die Anstalt
-Auf Youtube habe ich noch ZAPP, das Medienmagazin, abonniert, sowie ARD und SPIEGEL Online, dazu noch den Wissenschaftskanal "TerraX, Lesch und Co." Die haben übrigens eins der besten Videos zum Thema Homöopathie gemacht; man merkt zwar, dass die Chemikerin sich zurückhalten muss nicht zu platzen, weil sie lachen muss, aber sie haben es einigermaßen respektvoll entlarvt:
https://www.youtube.com/watch?v=vGLNQenxA1U" onclick="window.open(this.href);return false;
-Ich gucke auch gerne die "Sternstunde Philosophie" vom Schweizer Fernsehen
-"Augstein und Blome" auf Phoenix verpasse ich auch nie
-Und natürlich auch die besten Dokus von Arte. Zuletzt eine fast zehn Stunden lange Doku über den Vietnam-Krieg
Ich kann den Prügel, den der SPIEGEL bezieht, absolut nicht nachvollziehen. Ich finde, das ist das einzige Magazin, das noch halbwegs ausgewogen berichtet. Wenn man das mit taz von links oder der WELT von rechts betrachtet, machen die einen guten Job. Übrigens auch das einzige Magazin, dem dem die Mitarbeiter die Mehrheitsanteile am Unternehmen haben. Und der SPIEGEL bedient auch nicht meine Filterblase, da sind Artikel drin, da würde ich den am liebsten gegen die Wand werfen (Herr Fleischhauer, ich rede mit Ihnen!) ,aber dann hat er auch eben gute Reportagen und eben Berichterstattung.
Und ohne jetzt arrogant wirken zu wollen, ich interessiere mich seit meiner Jugend für Politik und ich weiß, wann mir Journalisten Käse erzählen. Ich kann das selber filtern, wenn der SPIEGEL mal wieder in das neoliberale Horn bläst oder unsachlich arbeitet. Aber er enthält eben auch guten Journalismus.
Für unsere "besorgten Bürger" würde diese Liste wohl für einige Lügenpresse-Herzinfarkte reichen, aber ich finde, dass ich mich gut informiere.