Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

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W8JcyyU
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von W8JcyyU »

Axel hat geschrieben:@Blaight: Du hast ein was vergessen. Zur Bildung gehören vor allem Stärkung sozialer Kompetenzen. Dinge wie Inklusion, Toleranz und dergleichen. Andere Menschen zu respektieren und andere Ansichten zu akzeptieren. Das wäre viel hilfreicher als irgendwelche mathematischen Formeln, die man in der Tat nicht unbedingt braucht. Jetzt ist doch so, dass die Schulen viel zu sehr auf Naturwissenschaft ausgerichtet sind jene menschlichen Werte kaum noch vermittelt werden. Am Ende hätte es auch Dir gut getan, dann müsstest Du nämlich nicht immer Dein Hass auf Religionen nach außen tragen, sondern könntest Menschen einfach Menschen sein lassen. ;-) Wie heißt es so schön? Die radikalsten Gläubigen sind unter den Nichtgläubigen zu finden. Denk mal über den Satz nach. :-)
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Vinter
Foul Tarnished
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Vinter »

Maschendraht hat geschrieben:ein Problem bei der nur einen Klicks entfernten Information ist auch, dass man unter Umständen gar nicht weiß, was man nicht weiß. Ein simples Beispiel für eine Frage bzw. These: Hat der innerislamische Konflikt im Nahen Osten Parallelen zum Dreißigjährigen Krieg? Auf diese Frage komme ich nur, wenn ich bereits etwas über beide Konflikte weiß.

Wenn ich den Dreißigjährigen Krieg aber gar nicht kenne, komme ich gar nicht erst auf die Idee, mich im Rahmen einer Arbeit über den Nahen Osten über den Dreißigjährigen Krieg zu informieren. Das ist eben das Problem des "unbewussten Unwissens"
Hervorragendes Beispiel und hervorragend auf den Punkt gebracht. Danke dafür.
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Blaight
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Blaight »

Axel hat geschrieben:@Blaight: Du hast ein was vergessen. Zur Bildung gehören vor allem Stärkung sozialer Kompetenzen. Dinge wie Inklusion, Toleranz und dergleichen. Andere Menschen zu respektieren und andere Ansichten zu akzeptieren. Das wäre viel hilfreicher als irgendwelche mathematischen Formeln, die man in der Tat nicht unbedingt braucht. Jetzt ist doch so, dass die Schulen viel zu sehr auf Naturwissenschaft ausgerichtet sind jene menschlichen Werte kaum noch vermittelt werden. Am Ende hätte es auch Dir gut getan, dann müsstest Du nämlich nicht immer Dein Hass auf Religionen nach außen tragen, sondern könntest Menschen einfach Menschen sein lassen. ;-) Wie heißt es so schön? Die radikalsten Gläubigen sind unter den Nichtgläubigen zu finden. Denk mal über den Satz nach. :-)
Ich habe keinen Hass auf Religionen! Es ist nur erwiesenermaßen gefährlich, wenn der Glauben wichtiger genommen wird als das Wissen (feels>facts). Von mir aus soll jeder glauben was er will, solange er seine Entscheidungen, was andere Menschen betrifft, daran nicht komplett orientiert. Wenn jemand glaubt Impfungen würden Autismus auslösen und deswegen sein Kind nicht gegen Masern impft und dabei die Gesundheit des eigenes Kindes und den gesellschaftlichen Herdenschutz missachtet, dann ist dieser Glauben eine Gefahr. Wenn jemand glaubt Homosexualität sei eine moralisch verwerfliche Sünde und deswegen in religöser Selbstjustiz gegen Schwule und Lesben vorgeht, dann ist dieser Glaube ebenfalls eine gesellschaftliche Gefahr. Von mir aus soll jeder auf seinen Kirchenbänken oder Gebetsteppichen Zeit verbringen, wenn es für ihn oder sie einen Nutzen bringt, innere Ruhe und Zufriedenheit herstellt. Zu meinen Lieblingsfilmen gehören die Don Camillo Filme, just sayin.

Soziale Kompetenzen kann man meiner Erfahrung nach nicht gut theoretisch lernen, man muss sie erfahren. Wer noch nie mit nem kleinen Downie gespielt hat, sich noch nicht mit Homosexuellen lange unterhalten hat und dem Dönermann nur "mit alles ohne scharf" sagt, der wird Intoleranz und Vorurteile nur bedingt abbauen können. Ich habe unter meinen naturwissenschaftlichen Kollegen bisher immer die tolerantesten Menschen überhaupt getroffen und in Absolventen sozialer Studiengänge häufig einseitig dogmatisierte Ansichten präsentiert bekommen. Auf der anderen Seite profitiere ich auch von den Erfahrungen anderer. Meine Partnerin ist Sonderpädagogin an einer GE-Schule, das hilft manchmal sehr bestimmte Dinge zu begreifen.
Peninsula
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Peninsula »

Blaight hat geschrieben: Ich habe unter meinen naturwissenschaftlichen Kollegen bisher immer die tolerantesten Menschen überhaupt getroffen und in Absolventen sozialer Studiengänge häufig einseitig dogmatisierte Ansichten präsentiert bekommen.
Ähm, ich fass mal zusammen, in einer Gruppe, der du selbst angehörst, siehst du "die tolerantesten Menschen überhaupt", in einer anderen Gruppe, der du selbst nicht angehörst, einseitige Dogmatiker... Merkste selbst, oder? :D
In Sachen Religion bin ich ansonsten weitestgehend bei dir und finde Sätze wie
Axel hat geschrieben:Die radikalsten Gläubigen sind unter den Nichtgläubigen zu finden.

vorsichtig gesagt hanebüchen. Was genau soll an diesem Holzhammer-Oxymoron so bedenkenswert sein? Man kann sowas sicher glauben, aber Argumente erschließen sich mir - zumindest auf die ersten zehn Blicke - keine.

Eigentlich wollte ich hier nur was zum Thema Allgemeinbildung schreiben, habe jetzt aber kaum noch Zeit :D
Mir scheint da ein "Zurück" zu einer "verbindlichen" Allgemeinbildung - wenn es die denn überhaupt jemals gab - kein gangbarer Weg zu sein. Und die hier bisher genannten Beispiele für die Vorzüge derselben, haben mich auch nicht überzeugt. Natürlich ist ein Mehr an Wissen immer begrüßenswert, nur gibt es in der Welt - und gerade in der Welt von heute - eine viel zu große Masse an Informationen, als dass man da so einfach entscheiden kann, was davon für "eine Allgemeinheit" relevant sein soll. Es ist ja schön und gut, wenn ich den Dreißigjährigen Krieg mit heutigen Konflikten vergleichen kann, aber ebenso finden sich sicherlich vergleichbare historische Ereignisse in allen anderen Weltregionen. Soll jetzt jede(r) ostasiatische, afrikanische, amerikanische usw. usf. Geschichte pauken?
Grundsätzlich sehe ich in einem pluralistischen Informationsangebot deutlich mehr positive als negative Seiten, auch wenn die Filterblase natürlich Gefahren mit sich bringen kann. Diesen dann aber mit einer kollektiven Filterblase des "Allgemeinwissens" zu begegnen kann IMO keine Lösung sein...
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Blaight
Lord Moderator of the Isles, First of his name
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Blaight »

Peninsula hat geschrieben:
Blaight hat geschrieben: Ich habe unter meinen naturwissenschaftlichen Kollegen bisher immer die tolerantesten Menschen überhaupt getroffen und in Absolventen sozialer Studiengänge häufig einseitig dogmatisierte Ansichten präsentiert bekommen.
Ähm, ich fass mal zusammen, in einer Gruppe, der du selbst angehörst, siehst du "die tolerantesten Menschen überhaupt", in einer anderen Gruppe, der du selbst nicht angehörst, einseitige Dogmatiker... Merkste selbst, oder? :D
In Sachen Religion bin ich ansonsten weitestgehend bei dir und finde Sätze wie

Stimmt schon. Es bezog sich darauf, dass Axel einen Widerspruch in Formeln und Moral aufgebaut hat.
AutAd
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von AutAd »

Eigentlich finde ich, dass sich Podcasts im Allgemeinen sehr gut entwickeln. Ein bischen lässt sich das ganze mit Fanzines und professionellen Magazinen vergleichen. Hobbymäßiges Podcasten von Fans und Nerds zu ihren Lieblingsthemen, im Vergleich zu Podcasts von Leuten, die meist auch beruflich mit den Themen zu tun haben oder sich berufliches Ansehen erarbeitet haben und eine kommerzielle Absicht haben. Beides hat was für sich und ich als Zuhörer entscheide was ich höre. Die kleinen Hobbypodcasts werden nicht aussterben, die können auch mit 10 Zuhörern existieren, da es ein Hobby ist und ein Austausch mit 10 Leuten als Hobby vielleicht vielleicht sogar mehr Spaß macht als mit einer ganzen Community. Hobbypodcasts haben, ähnlich wie Fanzines auch die Möglichkeit und die Freiheit, komplett subjektiv zu berichten, veraltet sein zu dürfen, in Form- und Inhalt experimentieren zu können und absolute Randthemen beleuchten zu können. Wer kein Geld verlangt, ist auch niemanden Rechtfertigung schuldig. Genau deshalb liebe ich die kleinen Podcasts, wie z.B. der grandiose Echokraut Podcast.
Auf der anderen Seite steht jetzt der Markt für Podcasts mit professionellen Anspruch. Hier kommt es meiner Ansicht nach auf die Bezahlmodelle an, ob ich sie mag oder nicht. Ein gutes und zuverlässiges Fundament eines freien Podcasts mit wenig aufdringlicher Werbung sollte aus meiner Sicht die Grundlage sein. Zusätzlich sollte man langfristig auch zuverlässige Arbeit geboten bekommen. Und hier ist der Begriff "Arbeit" ganz wichtig, wenn ich Geld für etwas verlange, möchte ich mehr Hintergrund und Zuverlässigkeit als bei einen Hobbypodcast. Und zusätzlich sollten die freischaltbaren Zusatzinhalte interessant sein, aber nur Ergänzungen zum Hauptpodcast sein. Manchmal habe ich aber auch das Gefühl, dass Zusatzinhalte dem eigentlichen Hauptpodcast schaden, da sich manche hier an Arbeitsaufwand überschätzen und dann die Qualität von allen leidet. So sollte jeder für sich entscheiden, ob der Bezahlpodcast es einen wert ist, oder nicht, ähnlich wie man sich entscheidet, welche Magazine man liest. Ein Diskussion darüber welcher Preis sich für was lohnt ist allerdings sinnvoll. Ist der Simon Stephen King Podcast jetzt ein Hochglanzprodukt, super aufbereitet für die Nische und vielleicht das Geld wert, oder sieht man nur die schnelle Kohle? Und ab wann sieht man es als gerechtfertigt an, für einen Podcast überhaupt und wieviel Geld zu bezahlen? Und vor allem, ab wann springe ich bei einen geschätzten Podcast ab, weil ich mich als dauernder Hörer auf einmal abgezockt fühle?
Das Konzept, von Podcasts Geld verdienen ist so ja relativ am Anfang, und wenn man darüber redet, sollte man sich auch den Anfang anschauen. Meines Wissens liegt viel der Grundlage der Kommerzialisierung allen zu Grunde was im "Nukuversium" um Radio Nukular passiert. Allerdings sollte man sich nicht von Radio Nukular abschrecken lassen und das auf andere Podcasts übertragen. Radio Nukular expandiert in Spin-Offs, Liveshows und Merch, und immer mehr habe ich das Gefühl, dass man sich verrennt. Nicht aus böser Absicht, sondern aus Selbstüberschätzung. Die "spannenden" persönlichen Anekdoten aus dem Leben scheinen verbraucht zu sein, die Alltagsgeschichten werden mehrfach in diversen Podcast rausgeholt und die Vorbereitung leidet. Als Fan fehlen dann auch einmal wichtige Informationen bei Lieblings-Spielen oder Lieblings-Filmen, die nur kurz abgefrühstückt werden. Es entsteht der Eindruck, dass dies ander Expandierung liegt und sich nicht mehr ausreichend vorbereitet wird.
Da das alles sehr neu ist, muss man jetzt erst mal abwarten, ob man diesen gefühlten Qualitätseinbruch auch bei den etablierten Podcast wie Insert Moin, Stay Forever oder auch Auf ein Bier mit der Zeit beoabchten kann, oder sich z.B. das Nukuversium auch davon erholt und einen Gang zurückschraubt, zu Gunsten der Qualität.
Kurz gesagt: Hört eure kleinen Lieblingspodcasts weiter und genießt auch ihre Unprofessionalität, die dürfen das! Und wenn jemand Geld dafür verlangt, seid kritisch, aber fair. Manchmal muss man sich auch von etwas verabschieden können, weil man es nicht mehr mag und man muss auch nicht alles konsumieren.,
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Andre Peschke
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben:Und: Die yzahl der Podcast-Hörer wächst nicht.
Das stimmt nicht. Derzeit wächst sie sogar schneller, als zuvor, wenn man Medienberichten glauben darf.
Axel hat geschrieben:Es gibt jetzt schon einige ganz tolle Podcasts, die untergehen. Wenn jetzt immer mehr rein kommerzielle Angebote auftauchen, dann werden die leidenschaftliche Hobby-Podcasts es noch schwerer haben durchzudringen.
Aber auf Youtube, wo weiterhin alles kostenlos zugänglich ist, sehen wir doch neue Angebote erst recht untergehen? Wenn professionelle Podcasts alle auf Bezahlsysteme setzen, wird die Spielwiese im kostenlosen Bereich für Hobbyisten weiter offenstehen. Wenn Formate untergehen, dann durch eine große Masse an neuen Inhalten (egal welcher Art), weil das Medium popularisiert wird. Das geschieht einerseits durch die wachsende Popularität von Podcasts, andererseits auch durch deren Kommerzialisierung. Viele (auch gute) Youtuber haben sicher angefangen, weil ihnen erfolgreiche Youber gezeigt haben: Das kann eine Karriere sein, das kann Geld bringen.

Das bedeutet auch nicht, dass dann automatisch keine Leidenschaft da ist und diejenigen nur an Geld denken. Ich wette, viele Menschen brennen für bestimmte Themen etc, aber sie machen keine Podcasts/Videos etc, weil sie "vernünftig" sein wollen/müssen. Die Monetarisierung schafft eine Perspektive.

Andre
AutAd
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von AutAd »

Die Perspektive auf Monetarisierung schielt allerdings auch auf Zielpublikum und ist nicht nur sich selbst verantwortlich. Für mich geht bei kleinen Podcasts der Charme verloren, wenn man merkt worauf sie abzielen. Vernunft ist meiner Meinung nach sehr wohl kein guter Motor für Leidenschaft. Ich bin hier allerdings auch kein Maßstab, da ich mich z.B. auch bei Musik in kleinsten DIY Szenen aufhalte. Mir ist Leidenschaft oft deutlich wichtiger als Professionalität, erfolgreich für die Masse ist das allerdings selten.
AutAd
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von AutAd »

Das heißt für mich aber auch nicht, wenn sich ein kleiner Podcast etabliert, dass er nicht den Sprung zur Monetarisierung wagen sollte. Der Erfolg sei ihnen gegönnt.
Jochen

Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Jochen »

Axel hat geschrieben:Es gibt jetzt schon einige ganz tolle Podcasts, die untergehen
Und das liegt natürlich an der pösen Kommerzialisierung und nicht etwa daran, dass sie zu spitze Themen haben, nicht genug dafür tun, bekannt zu werden oder vielleicht einfach nicht so gut sind, wie du sie findest? Das erscheint mir ein klassischer Fall von "komplexes Phänomen mit einfacher Erklärung erschlagen". Ich würde Geld darauf wetten, dass man bei jedem einzelnen dieser Podcasts gute Gründe dafür finden wird, warum sie nicht bekannter sind, wenn man ideologisch unbefangen an die Sache herangeht. Die Frage ist halt, was man will. Herausfinden, warum etwas ist, wie es ist? Oder das eigene Weltbild bestätigt bekommen?
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Lurtz
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Lurtz »

Axel hat geschrieben:Oder anderes Beispiel: Eine gute Allgemeinbildung ist wichtig um im Netz die falschen Informationen von den richtigen Informationen zu trennen. Wenn jetzt ein Mediziner etwas im Netz zu einer medizinischen Frage sucht, dann kann er die Informationen aufgrund seines Wissens besser trennen und einordnen als ein Laie. Das Werkzeug zur Beschaffung von Informationen ist in dem Fall also nicht das Internet, sondern das eigene Grundwissen. Denn damit werden die glaubhaften Informationen von den unglaubhaften Informationen getrennt.
An dem Beispiel passt so einiges nicht.
Ein Mediziner würde medizinische Informationen im Internet nicht mit einem Grundwissen beurteilen, sondern mit seinem hervorragenden Fachwissen.
Umgekehrt kann kein Mediziner der Welt heute Fachinformationen einfach so in richtig und falsch trennen, dafür gibt es Fach-Reviews.
Das Internet ist ja leider nicht das Tafelwerk wo es nur und ausschließlich richtige Informationen gibt.
Wo gibt es denn ausschließlich richtige Informationen?
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
AutAd
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von AutAd »

Axel bekommt hier ja deutlich Gegenwind von Jochen und Jochen hat aus meiner Sicht mit seinen Punkt auch recht und ich frage mich warum es überhaupt schlimm ist, wenn nicht alle Podcasts die vollle Aufmerksamkeit bekommen. Hauptsache die Macher haben Spaß dabei und man hat nicht automatisch Anrecht darauf Geld zu verdienen und muss sich das erst erarbeiten.
Bevor das ganze hier aber in eine Pro-Monetarisierung gegen Ausverkauf herausläuft finde ich schon, dass man manche Punkte der Kommerzialisierung diskutieren sollte. Andres Youtuber-Beispiel ist z.B. sehr passend, und da lassen sich gut Parallelen ziehen, da sich die Zielgruppen zum Teil doch auch überschneiden sollten. Ich meine beobachtet zu haben, dass das schielen auf Erfolg auch zu einer unnötigen Selbstzensur führen kann. Abgesehen von einer sich selbst feiernden Szene-Blase gehört es etwa zum guten Ton bei Youtubern sich unpolitisch zu geben und sicherlich nicht selten, aus Angst vor Widerspruch und den Verlust von Zuschauern. Unpolitisch sein heißt bei Youtubern, professionell zu sein. Aufgeschrieen wird immer erst, wenn es zu spät ist, siehe Pewdiepie, und selbst der bekommt von Youtube-Kollegen unter den Mantel des Unpolitischen Rückendeckung. In keiner anderen medialen Plattform ist unpolitisch sein, so weit verbreitet. Nach amerikanischen Vorbild äußert sich politische Haltung fast ausschließlich in Charity-Aktionen. Radikale User trollen sich aber ungehemmt durchs Netz und sind die einzigen die davon profitieren.
Ich hoffe, dass Podcasts nicht die selbe Entwicklung durchmachen.
AutAd
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von AutAd »

Jochen hat geschrieben:
Axel hat geschrieben:Es gibt jetzt schon einige ganz tolle Podcasts, die untergehen
Und das liegt natürlich an der pösen Kommerzialisierung und nicht etwa daran, dass sie zu spitze Themen haben, nicht genug dafür tun, bekannt zu werden oder vielleicht einfach nicht so gut sind, wie du sie findest? Das erscheint mir ein klassischer Fall von "komplexes Phänomen mit einfacher Erklärung erschlagen". Ich würde Geld darauf wetten, dass man bei jedem einzelnen dieser Podcasts gute Gründe dafür finden wird, warum sie nicht bekannter sind, wenn man ideologisch unbefangen an die Sache herangeht. Die Frage ist halt, was man will. Herausfinden, warum etwas ist, wie es ist? Oder das eigene Weltbild bestätigt bekommen?
Übrigens hat sich da bei Jochen auch diese unpolitische Haltung eingeschlichen. Was ist denn ideologisch unbefangen? Das gibt es doch gar nicht. Und auf die Frage warum etwas so ist wie es ist gibt es auch immer unzählige Antworten und begründet ist nichts davon falsch. Und an einen Weltbild ist ja auch erst mal nichts falsches, solange man sich selbst reflektieren kann. Aber ich gehe mal davon aus, dass das Jochen so gemeint hat.
AutAd
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von AutAd »

An Andre und Jochen, nehmt die Diskussion nicht persönlich, es geht um Bezahlmodelle im Allgemeinen, und ihr geht damit sehr offen um.
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echtschlecht165
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von echtschlecht165 »

ich habe ja selbst einen kleinen aber schnuckligen Streamchannel, der komplett auf Monetarisierungsangebote verzichtet.
Natürlich würde ich gerne mit Computerspielen Geld verdienen, aber ich bin momentan aufgrund meines Jobs absolut nicht angewiesen drauf, und da mir das ganze Spass macht, verzichte ich komplett auf solche Dienste, selbst wenn es auf komplett freiwilliger Basis wäre und ich diesen in den Streams nichtmal erwähnen würde, dass es ihn gibt.

Leider ist ja grade Twitch immer mehr durchzogen von Bettel-Streams bei dem 2/3 des Screens nur noch durch diesen Monetarisierungswahnsinn verdeckt sind (biggest Donate, last Donate usw.).
Dass ich mich komplett dagegen entscheide, hat erstens den Grund, dass ich selbst Streams anbieten möchte, die ich auch selbst gerne schauen würde und zweitens würde bei mir eine gewisses Verpflichtungsgefühl entstehen, sollten mir manche Zuschauer (auch wenns freiwillig wäre) regelmäßig Geld geben. Da würde irgendwie das unzwanghafte, hobbyhafte Verlorengehen.
Ich habe auch schon Spendenanfragen (wo mir Zuschauer echt was geben wollten, warum auch immer :-) ) aus diesem Grund abgelehnt.

Dieser Podcast hat ja im eigentlich auch so begonnen, als reines Spassprojekt, dass immer relevanter wurde, sodass man natürlich überlegen sollte professionell zu werden und damit Geld zu verdienen.
Man merkt bei The Pod aber an allen Ecken und Enden (bis auf die letzten 2-5 Minuten jedes Sonntagscasts :-) ) dass es den Machern um mehr als Geld geht.

Was ich damit sagen will: Wenn sich Hobbyprojekte so entwickeln, dass Menschen davon leben könnten, wären die Macher doch blöd, es nicht zu versuchen, das Projekt zum Beruf zu machen.
Projekten, die von Anfang an drauf aus sind, Kohle zu machen, sind meistens keine Hobbyprojekte.
In Stein gemeißelt
Jochen

Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Jochen »

AutAd hat geschrieben:An Andre und Jochen, nehmt die Diskussion nicht persönlich, es geht um Bezahlmodelle im Allgemeinen, und ihr geht damit sehr offen um.
Keine Sorge. Ich find' Kommerzialisierung ja auch nicht per se toll. Aber eben auch nicht per se schlecht. Das meinte ich mit Ideologie: Wenn man einen emotional aufgeladenen Oberbegriff - sei es nun Kommerzialisierung, Privatisierung, Globalisierung, Neoliberalismus etc. - als einfache Erklärung für komplexe Vorgänge heranzieht. Dann entstehen oft ideologische Grabenkämpfe, während die eigentliche Probleme im Hintergrund fröhlich gären, weil es eigentlich viel banalere Ursachen für sie gibt bzw. die banalen Ursachen ebenfalls eine elementare Rolle spielen.
AutAd
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Registriert: 5. Mär 2017, 22:01

Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von AutAd »

Passt für mich!
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Symm
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Symm »

Vorab, ich habe aus zeitlichen Gründen noch nicht alle 64 Posts durchgelesen.
Aber ich selbst habe mir in der letzten Zeit Gedanken darüber gemacht. Es geht nicht um die allgemeine Monetarisierung der Podcast Szene. Mittlerweile gibt es viele Podcaster die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Ich selbst gebe im Monat mittlerweile 25$ bei Patreon aus. Ich habe aber auch einige Unterstüzungen wieder gekündigt, wenn die versprochenen Ziele nicht eingehalten wurden.
Für AeB gebe ich das Geld z.B. sehr gerne aus, aber viele Podcasts haben nach anfänglicher Euphorie ihren Backerfeed ziemlich vereinsamen lassen. Ich verstehe den Aufwand und vor allem die Kosten, die große Reichweite mit sich bringt.
Ich bin eigentlich auch ein Fan des Nukuversums (Radio Nukular, BingeBoys, MedienKuH, Im Autokino usw). Dieses Nukuversum wurde in den letzten Monaten um etliche SpinOffs in verschiedene Richtung erweitert, aber ich wurde das Gefühl nicht los das es dabei rein dazu geht ein Themenfeld zu besetzen und die Patreon Kuh zu melken solange die Blase nicht platzt, was mich auch dazu veranlasst hat einige der Unterstüzungen wieder einzustellen. Teilweise wurde sehr aggressiv darauf hingewiesen das man jetzt auch bei Patreon ist. Und letztlich wurde meines Wissens jeder SpinOff monetarisiert.
Natürlich soll nicht alles kostenlos sein, das ist Mentalität der frühen Jahre des Internets. Content zu erstellen brauch Zeit und Kreativität (einige YTler mal ausgeschlossen) und natürlich sollte man dafür entsprechend entlohnt werden. Aber dann bitte wie AeB mit Qualität überzeugen und nicht wie ein HSE 24 Verkäufer mit gebetsmühlenartiger Wiederholung dass man nun doch auch Backer werden kann.

Ziemlich sauer aufgestoßen ist das mir das bei einem Podcast, welcher sich eigentlich um Filme und Serien handeln sollte, aber gefühlt über mehrere Episoden hinweg kaum was dazu kam, sondern eher "Privates" und Themenfremdes den Inhalt des Podcasts bestimmten. Dann schaue ich in den Backer Feed bei Patreon und sehe das dort die Filmbesprechung hinter einer Paywall liegen. Das ist für mich der falsche Weg.

Unterm Strich finde ich die Monetarisierung für Podcasts nicht verkehrt und auch gerecht, aber man sollte ein gesundes Mittel finden. Ich bin wie bei Netflix, Prime und Spotify oder AeB gerne bereicht im Monat für gute Inhalte zu bezahlen, aber der Inhalt muss auch überzeugend sein und mir das Gefühl geben das die Content Creator das Geld auch verdienen und mir einen Mehrwert in meiner Unterhaltung bieten. Deswegen finde ich es befremdlich z.B. einen Podcast auf der Taufe zu heben der von Folge 1 an eine Patreonseite hat.
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schmatzler
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von schmatzler »

Also ich finde, die meisten deutschen Podcasts sind in punkto Kommerzialisierung und Werbung extrem erträglich. In den Podcasts die ich höre, finden sich eventuell mal kleine Randnotizen oder Erwähnungen von Firmen - aber nichts was so stark vom Content ablenkt, dass das Anhören keinen Spaß mehr macht. Wir haben es schon ganz gut.

Richtig unangenehm wird es aber, wenn man mal über den großen Teich springt und sich amerikanische Podcasts anhört. Dort ist es bei vielen Gang und Gäbe, den Podcast durch 2-3minütige Werbetrailer zu unterbrechen, die sich in Lautstärke und Aufmachung so schwer vom eigentlichen Content unterscheiden, dass sie auch nur schwer zu skippen sind. Viele Podcaster wechseln diese Werbung auch nicht, sodass man u.U. nach 100 Folgen immer noch die gleiche Grütze hören und überspringen muss. Für mich ist das ja Antiwerbung, aber wenn sich das Projekt dadurch refinanziert, knirsche ich mit den Zähnen und akzeptiere es halt.

Negativbeispiele, die mich besonders nerven sind z.B. "99% Invisible" (Werbung für einen Roboterhund in JEDER Folge) oder "If I Were You" (Werbung mit Überlänge und schlechter Abgrenzung am Anfang UND in der Mitte der Folge). Zum Glück gibt es in AntennaPod die Option, den Podcast in vierfacher Geschwindigkeit mit nur einem Antippen abzuspielen - so kommt man relativ schnell an dem Zeug vorbei.

Ich sag' mal so - wenn die Podcasts nicht frei verfügbar wären, würde ich sie gar nicht hören. Also ist das schon ein guter Kompromiss - Inhalte kosten nunmal Geld.
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Serviervorschlag
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Registriert: 13. Jan 2017, 12:14

Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Serviervorschlag »

Hui, dass der Simon überhaupt noch Zeit für sowas hat.
Man sollte doch meinen, (Mit)Geschäftsführer bei einem Internetsender wäre Arbeit genug.
Oder er hofft halt, mit einem kleinen Freizeitprojekt auch noch ein paar Euro zu machen, aber so ist das halt in unserer Welt, wo nur der Zaster zählt...
:twisted: Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten. Vor Antwort fragen Sie bitte Ihren gesunden Menschenverstand oder jemanden, der sich damit auskennt. :twisted:
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